Internationale
<gammler-2ßifunj
Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde.
Herausgeber: Norbert Ehrlich.
5. Jahrgang.
Wien, 1. August 1913.
Nr. 15/16.
Der Tintoretto in Rudolfswert.
Von Professor Hugo Skopal (Rudolfswert). 1 '
Unter anderen schönen Altarbildern, von denen
einige bedeutenden Künstlern, wie Correggio zu -
geschrieben werden, befindet sich in der Kapitelkirche
zu Rudolfs wert auf dem Hauptaltare ein Bild des
heiligen Nikolaus, von dem schon Valvasor in
seinem Werke erwähnt, daß es von unschätzbarem
Werte sei. Dieses Bild wurde von dem irrt Jahre 1582
als Propst nach Rudolfswert berufenen Polydorus de
Montag na na gestiftet und von Jacopo Robusti
gemalt, der nach dem Gewerbe seines Vaters, eines
Färbers, tintore, il Tintoretto (der kleine Färber) wahr -
scheinlich schon als Knabe zubenannt worden war.
Dieses Bild ist F82 Meter breit und 375 Meter hoch.
In der Mitte desselben stellt der Künstler die Gestalt
des heiligen Nikolaus auf Wolken schwebend dar, links
oben Christum am Kreuze, hinter ihm und zum Teil über
demselben Gottvater und zwischen beiden in der Mitte,
in Gestalt einer Taube, den heiligen Geist und rechts da -
von zwei Engelgestalten, die Insignien des Kirchenhirten,
die Mitra und den Bischofsstab haltend. Unten aber zu
beiden Seiten des Heiligen ist links der heilige Erz -
bischof Hermagoras von Aquileja und rechts sein
Diakon, der heilige Fortunatus, als Diözesanpatrone von
Aquileja, zu dessen Diözese damals Rudolfswert gehörte,
kniend abgebildet.
Der heilige Nikolaus schaut, die Arme ausbreitend,
voll inbrünstiger Anbetung zum gekreuzigten Heiland
und Gottvater empor. Ebenso blicken die beiden anderen
Heiligen, der eine die Hände zum Gebet gefaltet, der
andere die eine Hand mit einem Palmenzweige empor -
haltend, während die andere den Bischofsstab hält, in
andächtiges Staunen versunken nach der sich ihren
Augen darbietenden wunderbaren Erscheinung. Der
heilige Nikolaus trägt einen reich mit Gold verbrämten
* Wir haben in unserer vorigen Nummer bei der Be -
sprechung der angeblichen Auffindung eines Tintoretto in Ru -
dolfswert auf eine Studie hingewiesen, die der dortige Gyrn-
nasialprofessor Hugo Skopal über das schon Valvas o r
bekannte Gemälde verfaßt hat. Dank dem liebenswürdigen
Entgegenkommen der Gymnasialdirektion in Rudolfs -
wert sind wir nun in der angenehmen Lage, diese inter -
essante Arbeit, die im Jahresberichte 1901 der Anstalt er -
schien, zu veröffentlichen.
blauen Bischofsmantel, dann ein weißes Meßgewand
(die Alba), darunter einen violetten Talar.
Ausdrucksvoll erscheint in der ganzen Haltung und
Bewegung sowohl des Körpers als auch des Gesichtes
des heiligen Nikolaus die schwärmerische Andacht und
Verehrung dargestellt. Derselbe ist hier in sinnbildlicher
Beziehung zu der am Konzil zu Nicäa (318 n. Ghr.) von
ihm verteidigten Lehre der Wesenheit Christi mit Gott -
vater und dem heiligen Geiste durch die Darstellung des
Gekreuzigten, der von Gottvater in den Armen gehalten
und vom heiligen Geiste umschwebt wird, veranschau -
licht. In der gedrungenen Gestalt, dem kräftig geformten
Kopfe, der etwas derben Gesichtsbildung und dem ent -
schiedenen Ausdruck des Heiligen verrät sich deutlich
die Unerschrockenheit und Kühnheit, mit der dieser Ver -
treter der Glaubenswahrheit seine tiefste Ueberzcugung
vertrat.
Die zu beiden Seiten des heiligen Nikolaus symme -
trisch angeordneten Diözesanpatrone sind schöne, noch
junge Gestalten, von edler Erscheinung, würdevoll in
der Haltung, dabei frei bewegt. Beide tragen rote Ornate
über dem weißen Priestergewande. Auch bei diesen ist
die Stimmung der Andacht sowohl in der Gebärde als
auch im Gesichte ausgedrückt, jedoch verschieden
wiedergegeben. Denn während der eine rechts, von
sanftem Gesichtausdruck, die Hände zum Gebete fal -
tend, sein von andächtiger Hingebung mild verklärtes
Antlitz erhebt, betrachtet der andere links, von feurigem
Temperamente, in frommer Erregung einen Palmen -
zweig in der einen Hand emporhaltend, mit von Glauben
und Liebe erstrahltem Blicke die sich ihm darbietende
Vision. Beide Gestalten bilden sowohl in der Er -
scheinung als auch in ihren Gefühlsäußerungen maleri -
sche und charakteristische Gegensätze.
Der teilweise in Verkürzung und von der Seite dar -
gestellte Körper des gekreuzigten Heilands, der aber
nicht in Gestalt eines qualvoll gemarterten, eines durch
Leiden entstellten Dulders, sondern in schönen unge -
brochenen Formen erscheint, ist recht künstlerisch auf -
gefaßt und erinnert an die Christus-Statuen Michel -
angelos, dem Tintoretto in der Großartigkeit der
Formen, der Macht der Charakteristik und einer starken
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plastischen Wirkung der übermenschlichen Gestalten
gleichzukommen sich bemühte. Das seitwärts herab -
gesenkte Haupt des Erlösers sowie der ganze vordere
Körperteil desselben befindet sich im tiefen Schatten.
Das Antlitz Christi zeigt edlen, wehmütig milden Aus -
druck. Ebenso ist die Darstellung Gottvaters, der den
gekreuzigten Erlöser in den Armen hält, in der Art, wie
er sein an die Antike mahnendes, ideal abgeformtes,
umstrahltes Haupt über den Leichnam seines innigst-
geliebten Sohnes liebevoll und huldreich herabsenkt, tief
ergreifend, hoheitsvoll im Ausdruck, groß in den Formen,
erhaben in der Auffassung, majestätisch im mächtigen
Faltenwurf drapierter Gewandung und erinnert an die
gleich tiefsinnige Auffassung Dürers in seinem Ge -
mälde der Dreieinigkeit in der kaiserlichen Gemälde -
galerie in Wien.
In holdseliger Anmut erscheinen die in den Wolken
schwebenden Engelgestalten. Die Komposition ist
schwungvoll, großartig aufgefaßt und dramatisch
lebendig durchgeführt. Die Stimmung des Ganzen ist
höchst feierlich und tief ergreifend.
Die Ausfüllung des Raumes ist vortrefflich.
Die Zeichnung ist voll Kraft und Energie, die Ver -
hältnisse vom vollendeten Ebenmaße; die Modellierung
erscheint plastisch, aber nicht überall gleichmäßig durch -
gebildet.
Die Farbe ist im Lichte leuchtend, klar, von goldig
leuchtendem Schimmer im Fleischtone, in den Schatten
tief, kräftig und gesättigt. Die Gesamtwirkung der Farbe
warm, harmonisch, prächtig.
So wird beim heiligen Nikolaus das Blau des oberen
Teiles des Mantels mit dem dunklen Rot der sichtbaren
Rückseite desselben durch das Goldbraun des breiten
Saumes angenehm vermittelt. Dagegen ward der starke
Kontrast zwischen dem dunklen Rot des Mantels und
dem glänzenden Weiß der Alba durch den tiefen grauen
Schatten, den der erstere auf die letztere wirft, abge -
schwächt und gemildert. Andererseits stimmt das Blau
des Mantels mit dem gelben Lichtschein des Hinter -
grundes harmonisch überein. Von diesem duftigen gelben
Schimmer hebt sich dann das dunkle Braun des be -
schatteten Körpers des Heilands durch wirkungsvollen
Kontrast ab. Dieses letztere Braun geht sanft in den
goldig leuchtenden Fleischton der im Lichte befindlichen
Körperteile Christi über, um schließlich wieder in ein
Gelbbraun des Mantels und ein blasses Braunrot des Ge -
wandes Gottvaters auszuklingen.
Auch das gesättigte Rot der Ornate der beiden
Schutzpatrone wird harmonisch kräftig vom grünlich -
blauen Hintergründe gesondert und abgehoben, während
oben rechts der gelblichgrüne Grund mit dem warmen
Fleischtone der in den Wolken schwebenden Engel einen
reizenden Farbenwechsel bildet und effektvoll belebt
wird. Die Pinselführung ist leicht, flüssig und breit, nur
die Verbindung der einzelnen mitunter mangelhaft, wie
überhaupt die Ausführung des ganzen Gemäldes wenig
durchgebildet, zum Teil flüchtig erscheint, was aber eine
charakteristische Eigentümlichkeit vieler unter den sehr
zahlreich vorhandenen Werken Tintorettos ist. Denn
Tintoretto arbeitete mit fieberhafter Hast, deren Ur -
sache zuin Teile in seinem feurigen, leidenschaftlichen
Temperamente, vornehmlich aber in seinem rastlosen,
ideenreichen Geiste, in seiner unermeßlichen Phantasie
und in dem nach Betätigung derselben mächtig ringenden
Drange, keineswegs aber in einer mangelhaften tech -
nischen Ausbildung zu suchen ist. Denn schon in seinen
jungen Jahren erwarb er sieh eine solche Herrschaft
über alle Ausdrucksmittel seiner Kunst, wie sie vielleicht
von keinem früheren oder späteren Meister erreicht
worden ist. So sind viele seiner Werke nur flüchtige Be -
tätigungen seiner unerschöpflichen Ideen, seiner schöpfe -
rischen Kraft. Man kann ihm aber nicht den Vorwurf der
Zügellosigkeit, des Mangels an Studien oder gar der
Roheit der Empfindung machen; denn er selbst pflegte
zu sagen, daß das Studium der Malerei mühevoll sei und
die Schwierigkeiten um so größer erscheinen, je mehr
man sich vertiefe. »Schöne Farben,« meinte er, »seien in
den Läden des Rialto zu kaufen, aber die Zeichnung sei
nur mit viel Arbeit und langem Nachtwachen aus dem
Schrein des Geistes herauszuziehen; darum ver -
stünden und üben sie auch so wenige aus.«
Als einige Schwätzer den Meister nach Vollendung
seines großen Werkes. »Das Paradies« in dem großen
Ratsaale im Dogenpalaste zu Venedig fragten, warum er
in der Ausführung seiner Werke nicht so sorgfältig sei,
wie Bellini, Titian und andere alte Meister es gewesen,
antwortete er: »Weil jene Alten nicht so viele hatten,
die ihnen den Kopf zerbrachen.«
Mächtig wirkend ist die Verteilung von Licht und
Schatten, in deren Beherrschung er ein großer Meister
war, und das geistvolle Helldunkel, welches viele seiner
Werke ausstrahlen. Insbesondere effektvoll zeigt sich
ersteres am Körper des Heilands. Die im Lichte sich dar -
stellenden Körperteile strahlen einen goldig leuchtenden
Schimmer aus, der sich dann in die beschatteten Partien
sanft verliert.
Die an den vorderen Körperteilen des seitlich dar -
gestellten Leichnams Christi befindlichen und von den
Konturen desselben nach außen begrenzten Schatten -
partien heben sich von dem gelben Lichtschein, der den
Körper Christi umgibt, schroff ab, wodurch das
mächtige Hervortreten der schön gebildeten Gestalt des
Gekreuzigten bewirkt wird. Dieser Lichtschein ergießt
sich dann über die Gestalt des heiligen Nikolaus, teilt
sich auch den beiden anderen unten knienden Schutz -
heiligen mit und bildet zugleich das verbindende, die Ein -
heit der Darstellung und Handlung erklärende Element.
Dieser die Handlung einheitlich zu einem Ganzen
verbindenden Lichtwirkung bediente sich der Meister
gerne, ja, sie bildet oft einen solchen Faktor in seinen
Werken, daß er ihr alles andere unterordnet. Zugleich
tritt dieses Licht in vielen seiner Schöpfungen in der
Eigenschaft des Raumbildens, der Luftperspektive in
großem Maße auf.
Während nämlich bei den früheren Meistern der
italienischen Kunst seit Giotto entweder die plastische
oder die koloristische Richtung vorwiegend hervor -
traten, suchte Tintoretto diese beiden Richtungen zu ver -
einigen, und dies gelang ihm durch die Aufnahme von
zwei anderen Prinzipien, der Raumwirkung und des
Lichtes. So wurde der einzelnen Gestalten Plastik der
einheitlichen Raumwirkung und die einzelne Farbe der
einheitlichen Lichtwirkung untergeordnet.
Daraus entwickelte sich ein neuer, freier, großer
Stil, der die besonderen Vorzüge aller früheren Meister
in sich vereinigt, dabei selbständig und harmonisch aus -
bildet.
Die perspektivische Raumwirkung in den Werken
der Meister des 15. Jahrhunderts von Massacio bis
Mantegna, das Helldunkel Lionardos und Correggios, die
Lichtwirkung Gentile Bellinis und Carpaccios, alle
diese besonderen Vorzüge fanden bei ihm ihre Voll -
endung und einheitliche Verschmelzung, ohne dadurch
einzeln wesentlich am besonderen Werte zu verlieren.
Das aus der Verschmelzung aller dieser Vorzüge Ge -
wonnene war aber eine fast unbeschränkte Freiheit der
dramatischen Darstellungsweisc seiner Aufgaben.
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Insbesondere war ihm durch die einheitliche Licht -
wirkung die Möglichkeit geboten, an, Stelle der bis dahin
üblichen reliefartigen eine in die Tiefe erweiterte Dar-
stellungsweise, treten zu lassen und die Trennung des
Vordergrundes von dem Hintergründe gleichsam aufzu -
heben. Diesen in die Tiefe erweiterten und belebten
Raum brachte er in Beziehung zur Handlung und be -
wirkte damit eine Einheit von Raum und Vorgang, mit
einem Worte eine szenische Darstellungsweise. Dadurch
wurde den einzelnen Figuren der weiteste Spielraum in
der Bewegung, eine Fülle von verschiedenen Motiven
der Handlung, kurz, dem Meister die freieste plastische
Gestaltungsweise ermöglicht.
Die Betätigung der Seele dieser mannigfach be -
lebten freien Figuren weiß er in Beziehung auf den
Hauptvorgang der Darstellung zu bringen und so die
dramatische Handlung zu verdeutlichen.
Dieser in den handelnden Gestalten sich betätigende
Seelenausdruck ist aber keineswegs ein äußerlicher,
gemachter, unwahrer, sondern er entspringt aus dem
Innersten der am dramatischen Vorgänge unmittelbar
Beteiligten, gleich der Handlung in den besten modernen
und antiken Dramen, die den Beschauer so ergreifen, ■
daß er sich momentan als Augenzeuge eines wirklichen
Vorganges dünkt.
Und doch gibt es vielleicht keinen großen Meister
der bildenden Künste, über den so widersprechende Ur -
teile gefällt worden wären wie über Tintoretto. Wäh -
rend sich die einen in maßlosen Lobeserhebungen über
seine Werke ergehen, sind die anderen voll herben
Tadels und lassen nicht einmal seinen vielen unleug -
baren Vorzügen, wie der dramatisch lebendigen Auf -
fassung, dem Phantasiereichtum, der bedeutenden
malerischen Erfindungsgabe, der oft tüchtigen Zeich -
nung, überhaupt seiner allseitigen Begabung, Gerechtig -
keit widerfahren. Insbesondere wird ihm Flüchtigkeit,
krampfhafte Hast, Zügellosigkeit der Phantasie, ja selbst
eine handwerksmäßige , Praxis und von dem Kunst -
forscher Jakob Burkhart sogar Roheit und Barbarei
der Empfindung, Verachtung aller höheren Auffassung
und dergleichen zur Last gelegt.
Dieses traditionell befestigte Urteil, welches den
Meister als eine Erscheinung der Verfallszeit der italieni -
schen Malerei kennzeichnet, vermochten die Stimmen
begeisterter Verehrer, welche sich unter den neueren
Künstlern erhoben, nur wenig umzuändern und selbst
der englische Aesthetiker John Ruskin, der dem
Meister eine höhere Würdigung zollte, fand keine Be -
achtung. Erst in neuester Zeit hat Henri T o d e in der von
ihm verfaßten und unter den Künstlermonographien
erschienenen Abhandlung über Tintoretto seine Ver -
dienste um die Malerei voll gewürdigt, indem er ihn in
Bezug auf Kraft der Seele, die Größe und Tiefe des
Geistes, die Erhabenheit der Erfindung und Gewalt der
Formensprache dem Michelangelo gleichzustellen sucht
und ihn überhaupt als einen der größten Genies der
bildenden Künste aller Zeiten bezeichnet. Dann bemüht
er sich an einzelnen Werken nachzuweisen, daß alles
»Seltsame«, scheinbar Maßlose, was V a s a r i irrtüm -
licherweise als Flüchtigkeit, Zügellosigkeit, Bravour
bezeichnet, ebensowenig wie bei Michelangelo das
Uebermäßige, als ein Anzeichen des Verfalles der Kunst
zu betrachten, sondern vielmehr als eine Aeußerung des
ungeheuren Dranges der Gestaltungskraft, die bis an
die äußerste Grenze reicht, aufzufassen sei, und daß
dieses virtuose Können immer nur einem rein künstleri -
schen Ideal, einer höheren seelischen und geistigen Auf -
fassung des Vorwurfes dienstbar gemacht werde, und
daß das technische Vermögen nur ein Mittel zu einem
höheren Zwecke, nicht Zweck an sich sei.
Ferner behauptet der Verfasser, daß zur richtigen
Würdigung der Ideen J'intorettos eine ebenso große An -
spannung aller seelischen Kräfte erforderlich sei wie bei
der Betrachtung und Beurteilung der Werke Michel -
angelos.
Das Mangelhafte im Kolorit entschuldigte J’ode mit
Tintorettos Malweise, die darin bestand, daß er seine
Malleinwand nicht zu grundieren pflegte und die Farben,
ohne eine Untermalung zu geben, aufgetragen habe, was
ein schnelles Nachdunkeln der tieferen Töne und eine
Veränderung der Farbe zur Folge hatte. Nicht minder
sei die feuchte Seeluft Venedigs vom nachteiligen Ein -
fluß auf manche Farben, besonders das Ultramarinblau
gewesen, wie auch nicht minder die alles zerstörendt
Zeit. Was ferner die technische Ausführung seiner Ge -
mälde anbelangt, so versucht Tode die Flüchtigkeit der -
selben mit der Neigung Tintorettos zur Freskomalerei,
die seinem auf das Große, Monumentale, Einfache ge -
richteten Sinne mehr entsprach und den Charakter
seiner Darstellungsweise bestimmte, zu erklären und
mit der Behauptung zu rechtfertigen, daß, wenngleich
sich der Meister der Wandmalerei wegen des ungünsti -
gen Seeklimas nur vorübergehend widmen konnte,
dennoch der Geist und Stil der monumentalen Fresko -
malerei in seinen Tafelgemälden nicht zu verkennen sei.
Den dem Meister zur Last gelegten Vorwurf, daß
er in seinen religiösen Darstellungen die bei den
anderen großen Malern im wesentlichen sich gleich -
bleibende, typische Gestaltung Christi, Mariä und der
Heiligen nicht beibehält, sondern sie verschieden und
mannigfaltig darstellt, daß er ferner die von innen her -
aus durchgebildete Charakteristik in der Physiognomie
als Vermittlerin des Seelenausdruckes vernachlässigt,
will der Verfasser mit der Behauptung entkräften, daß
der Meister die Seele und das Wesen seiner dar -
gestellten Gestalten vorwiegend in die Bewegung des
ganzen Körpers hineinlegte, um damit eine große
packende Wirkung des Ganzen, analog dem Wesen der
antiken Tragödie zu erzielen.
Zugleich tritt bei Tintoretto eine ganz neue Auf -
fassung der überlieferten Stoffe auf. Durch die Vernach -
lässigung des von der Kirche traditionell vorgeschriebe -
nen Typischen, menschlich Göttlichen in der Gestaltung
der Heiligen und durch die Rückkehr zum Ursprüng -
lichen einer einfach natürlichen Lebensanschauung wird
nämlich die historisch religiöse Darstellung zur Legende,
eine unkirchliche und doch tief religiöse Kunst, wie bei
Michelangelo, der mit gleicher Freiheit christliche Ideen
behandelte, das historisch Beschränkte zum unbe -
grenzten rein Natürlichen erweiterte und es zum allge -
meinverständlichen Gemeingut aller Menschen machte.
So gelang es Tintoretto, durch die Nutzbarmachung der
Errungenschaften aller früheren Meister, der getrennten
Bestrebungen einzelner Gruppen derselben, durch Er -
weiterung dieser Bestrebungen und endlich durch die
Vereinigung alles dessen zu einem einheitlichen Ganzen
etwas Eigenes, ganz Neues, eine solche Allseitigkeit
jener Vorzüge Umfassendes zu schaffen, wie wir sie an
seinen Werken bewundern, und so das angestrebte,
jedoch bis dahin in seinem ganzen Umfange und in
solcher Vollständigkeit noch nicht erreichte Ideal der
romanischen Renaissance zur Vollendung zu bringen.
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Internationale Sammler-Zeitung:.
Nr. 15/16
Neue Plaketten.
Von Dr. Max Weinberg (Wien).
Aus der heurigen Jahresausstellung im Wiener
Künstlerhaus, welche die Arbeiten der Wiener
Medailleure zum erstenmal in neuer, geschmackvoller
Anordnung brachte, wollen wir einige interessante
Stücke herausgreifen und unseren Lesern vorführen.
Fig. 1. Schaefer. Gattin des Künstlers.
Als größeres Bronzegußrelief, das wohl auch in
reduziertem Maße geprägt werden wird, hat der bestens
bekannte Bildhauer Hans Schaefer ein Porträt seiner
Gattin ausgeführt. Line achteckige Plakette (Fig. 1),
Fig. 2. Schaefer. Direktor Weishut.
welche in flottem Vortrag die ausdrucksvollen Züge der
Dame in sehr interessanter Stilisierung und mit guter
Benützung der Materialwirkung wiedergibt. Schaefers
Porträtplakctten, welche meist einen Zug ins Monu -
mentale aufweisen, zeigen, daß der Künstler sich auch
mit Vorliebe und Erfolg der Großplastik widmet. Diesen
Eindruck gewinnt man auch bei der Betrachtung seiner
Plakette des Wiener Bankdirektors Alois Weishut
(Fig. 2), die aus Anlaß seines fünfundzwanzigjährigeil
Jubiläums geprägt wurde. Die als Kniestück ausgeführte
Figur des bekannten Finanzmannes gibt das Porträt des
Dargestellten und die ungezwungene Körperhaltung
beim Sitzen überraschend gut wieder.
Fig. 3. Hujei, Preismedaille.
Ein bekannter deutscher Kunstschriftsteller sagt von
der Profildarstellung, daß sie die Gesichtszüge in die
einfachste Formel der Linie zusammenfaßt und deshalb
vornehm wirkt, weil sie jeder zufälligen Beziehung und
vor allem der zum Beschauer entrückt ist. Der Profil -
darstellung soll in erster Linie die Medaille und Plakette
gerecht werden.
Fig. 4. Hujer, Oberbaurat Fellner.
Neben Schaefer wirkt auch der Medailleur Ludwig
H u j c r erfolgreich im Porträtfach, und sind dessen
Stücke in Sammlerkreisen sehr geschätzt. Seine Preis -
medaille für landwirtschaftliche Verdienste, welche
von dem im Jahre 1886 gegründeten Deutschen
landwirtschaftlichen Zentralverband für Böhmen ver-
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Internationale Sammler-Zeitung.
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liehen wird, zeigt auf der Vorderseite den für die Wieder -
gabe im Profil wohl besonders dankbaren Kopf des
Gründers und langjährigen Präsidenten des Verbandes,
Franz Pfeifer. Die interessante Reverskomposition
(Fig. 3) personifiziert die Landwirtschaft durch eine auf
einem Pfluge sitzende Frauengestalt, den Blick über ein
weites Ackerland gerichtet, den Lorbeerkranz in der
Linken.
Die aus Anlaß der Vollendung des Theaterbaues in
der Kurstadt Baden bei Wien von der dortigen Stadt -
gemeinde gestiftete Gedenkplakette ist eine der besten
Arbeiten Hujers. Die Vorderseite derselben (Fig. 4) ziert
ein ausgezeichnetes Porträt des in den weitesten
Kreisen bekannten Wiener Oberbaurates Ferdinand
Fellner, während die Rückseite einen Blick auf das
neue Badener Stadttheater bietet.
Schließlich mögen noch zwei interessante und mit
Geschick gemachte Musikerplaketten genannt sein,
welche der Medailleur R. Neuberger, der als Nach -
folger Scharffs und Leiter der Graveurie am Haupt-
Münzamt in Wien wirkt und sich durch frühere Arbeiten
schon vorteilhaft bekanntgemacht hat, jetzt geschaffen
hat. Eine prächtige Schubert-Plakette, die den vom
Lobeer umrahmten Kopf des berühmten Liederkompo -
nisten fast en face zeigt, wobei natürlich die charak -
teristische Brille nicht fehlt. Das behäbige Gesicht
Schuberts eignet sich für diese Darstellung wohl ganz
besonders und hat der Künstler die Schwierigkeit glück -
lich überwunden. Die Plakette trägt die Faksimileunter -
schrift Schuberts und die Jahreszahlen 1797—1828.
Die Plakette mit den Brustbildern Johann
Strauß’ (Vater), 1804 1849, und Josef Lanners,
1801—1843, hat einen länglichen rechteckigen Schnitt.
Die beiden Porträts sind im ellipsenförmigen Fond
angeordnet. Beide sind Verkaufsplaketten und im Wiener
Haupt-Münzamte geprägt und dort erhältlich.
Die Neuerwerbungen des Wiener Hofmuseums.
Das verflossene Jahr war dem Wiener Hofmuseum
recht günstig. Dank den rastlosen Bemühungen des
obersten Kunstleiters, Sektionschefs Wilhelm Freiherrn
von Weckbecker, konnte der Besitzstand um manch
bedeutsames Stück vermehrt werden.
In der Aegyptischen Sammlung hat eine Aus -
wahl von Gegenständen aus den Grabungen, welche die
kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien
während der letzten drei Jahre in Aegypten veranstaltete,
provisorische Aufstellung gefunden. Einige Schränke ent -
halten eine Fülle von Ton- und Steingefäßen aus Gräbern
der Frühzeit bis zur II. Dynastie, die eine lehrreiche
Uebersicht über die Entwicklung der Keramik und der
Steinarbeit in der Zeit von zirka 3500 bis 3000 v. Chr.
geben. Mit vollendeter Technik ist hier den Gefäßen aus
Fig. 5. Silbermünze aus Kyzikos.
verschiedenen Steinarten, wie Alabaster, Kalksinter,
grüner Schiefer, durch Ausnützung der Schichtungen des
Steines eine oft überraschende Farbenwirkung gegeben.
Bemerkenswert sind auch zahlreiche Schmuckstücke,
Halsketten aus Halbedelsteinen, Karneol, Amethyst,
Fayence, Muscheln, Arm- und Fingerringe aus Alabaster,
Elfenbein, Horn und so weiter. Aus einem Grabe wurde
das vollständige Toilettegerät einer Dame aus der Zeit
um 1850 v. Chr. gewonnen. Interesse erwecken die Funde
aus den ürabbauten der V. Dynastie, der Zeit der Pyra -
midenerbauer um 2700 v. Chr. Hier sind mehrere Skulp -
turen von hervorragendem Kunstwertc zu nennen. So
vor allem die Statuetten eines Mannes und einer Frau
aus weichem Kalkstein mit wohlerhaltener Bemalung.
Die Intimität der Stellung, in der die beiden, die Frau
vom Arme des Mannes gehalten, schreitend dargestellt
sind, der breite naturalistische Vortrag der offenbar
porträtmäßig behandelten Figuren wirken höchst an -
mutend und bilden ein wahres Kabinettstück an Plastik,
das die große Kunst der Pyramidenzeit von der liebens -
würdigsten Seite zeigt. Künstlerisch ebenso interessant
ist eine in flachem Relief reich skulptierte Scheintüre aus
Fig. 6. Silberstück aus Maroneia.
Kalkstein, an der stellenweise auch die Bemalung noch
erhalten ist. Eine Kalkstein- sowie eine Granitstatuette
von sitzenden Figuren wirken äußerst lebendig und er -
wecken bei aJer Bescheidenheit der Dimensionen doch
monumentalen Gesamteindruck.
Unter den Erwerbungen der Antikensam m-
1 u n g ist die bedeutendste der Fundkomplex von elf
Bernsteinobjekten, welche aus einem römischen Grabe
beiOedenburg stammen und die im Handel erworben
wurden. Das Hauptstück bildet ein fast frei gearbeitetes
Erosfigürchen, ein kleines Kunstwerk, das nach Erfin -
dung, Ausführung, Färbung und Erhaltung als ein Meister -
stück gelten kann. Die übrigen mitgefundenen Bernstein-
gegenstände (ein Figürchen des Telesphoros, des Gottes
der Genesung, ein Hündchen, ein Spiegelgriff, Parfüm -
flakon, Kamm, Spiegel und drei Ringe) ergänzen das En-
Fig. 7. Bronzemünze aus Eurea.
semble der jedenfalls einer Frau ins Grab mitgegebenen
Stücke. Die Objekte stammen aus der Zeit der römischen
Bernsteinschmuckkunst, die im 1. und 2. Jahrhundert
n. Chr. zu Aquileja ihren Sitz hatte, und bilden eine wert -
volle Ergänzung der römischen Bernsteinskulpturen in
der kaiserlichen Sammlung.
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Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 15/16
Die Kollektion von Marmorbildwerken konnte durch
drei schöne Stücke griechischer Arbeit komplettiert wer -
den: das Fragment eines attischen Votivreliefs aus dem
5. Jahrhundert v. Chr., interessant dadurch, daß es —
ein seltener Typus — auf beiden Seiten bearbeitet ist;
dann ein marrnorenes Qrabgefäß mit anmutigem figuralen
Relief von tadelloser Erhaltung; endlich ein hellenisti-
Fig. 8. Kautsch, Medaille auf Margot Lenbach.
sches Grabrelief aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. mit einer
Darstellung von intimem Charakter, einem bärtigen
Manne, dessen jugendlicher Diener das Badegerät her -
beiträgt. Für die Vasensammlung konnte ein seltenes
Objekt, eine sogenannte Lutrophoros (Totenvase für ehe -
los Verstorbene), gewonnen werden. Unter den übrigen
Erwerbungen verdienen zwei Kratere aus Böotien mit
interessanten Darstellungen Erwähnung. Die Terra-
kottensammlung wurde durch bisher nicht vertretene
Fig. 9. Marschall, Vermählungsmedaille auf Erzherzog Karl
Franz Josef und Erzherzogin Zita.
Typen böotischer Herkunft, Jünglings- und Frauen-
figuren vermehrt. Unter den Bronzen ist ein Porträt-
büstchen des Kaisers Commodus aus J-'etronell zu er -
wähnen. Ein gelagerter Satyr aus dem jonisch-etruski -
schen Kunstkreis, ein Erosfigürchen und ein kriechender
Knabe fügen sich passend in die Sammlung figürlicher
Applikcn ein, während die Geräte durch einen Pfannen -
griff aus hellenistisch-römischer Zeit vermehrt wurden.
Von besonderem Interesse ist ein seltsames Gerät in
Form eines Dreizacks aus Lorch in Oberösterreich,
wahrscheinlich eine kultlichen Zwecken dienende Votiv -
gabe. Die Sammlung antiker Kameen konnte durch einen
sorgfältig geschnittenen Medusenkopf frühhellenistischer
Zeit bereichert werden. Nicht unbedeutenden Zuwachs
erfuhr die Sammlung der antiken Gläser durch 17 Ob -
jekte, welche zum Teil neue Typen darstellen.
Die Münzen- und Medaillensammlung
hat in der Abteilung für antike und byzantinische Münzen
weniger nach der Zahl als nach dem Werte eine be -
deutende Bereicherung erfahren. Das bisher vorwiegend
gepflegte Gebiet kleinasiatischer Münzen mußte wegen
der zur Zeit herrschenden Verhältnisse etwas vernach -
lässigt werden. Dafür konnte um so mehr Aufmerksam-
Fig. 10. Prunkdegen von A. Bcrand (17. Jahrh.)
keit der Anschaffung römischer und griechischer Prä -
gungen gewidmet werden.
Aus der Fülle der Akquisitionen sind namentlich an -
zuführen : ein Elektron der .Stadt Ephesos, ein archaisches
Silberstück der Stadt Tanagra in Böotien, ein Tetra-
drachrnon der »zweiten« Teilprovinz von Makedonien,
ein schönes Didrachmon von Kyzikos (Eig. 5), ein vor -
züglich erhaltenes Silberstück aus Maroneia in Thrakien
(Fig. 6) und ein ebensolches von Tarsos in Küikien, ein
trefflich erhaltenes Bronzemünzchen der thessalischen
Stadt Eurea (Fig. 7) und, um auch spätere Daten zu be -
rücksichtigen: ein unedierter Aureus des Kaisers
Hadrian, kürzlich in Ungarn gefunden, und ein Glas -
gewicht eines byzantinischen Stadtpräfekten von Rom.
Von den Akquisitionen der Abteilung für
Mittelalter und Neuzeit des kaiserlichen
Münzkabinettes ist an erster Stelle zu nennen die
Sammlung von 440 ungarischen Dukaten aus der vor-
habsburgischen Periode (zirka 1310—1526), welche Pro -
fessor K o v a t s in Preßburg in vieljähriger Tätigkeit zu-
Nr. 15/16
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 231
sammenbrachtc. Dann mehrere Taler und Halbtaler, so -
wie größere Goldstücke, welche aus der Sammlung
Morosini ersteigert wurden, wie ein Zehndukaten-
stiick für Steiermark von Kaiser L e o p o 1 d I. vom Jahre
1660 und ein Fünfdukatenstück für Kärnten von Kaiser
Ferdinand II. vom Jahre 1627. Aus den Münzfunden
von Plaika, Schöngrabern, Beizheim und Stuhlweißen -
burg wurden größere Partien erworben, ebenso viele
kursierende Münzen, meist außereuropäischer Länder.
Von Medaillen verdient eine Arbeit, vermutlich
von Tobias Wolf in Breslau, erwähnt zu werden, welche
Brustbild und Wappen eines unbekannten Benedictus
Stimmei aetatis 57 im Jahre 1579 darstellt. Das Stück war
im Privatbesitz. Dann zwei Joachimstaler biblische Me-
wic zum Beispiel der eines gravierten Zucchctto aus
dem 17. Jahrhundert, hauptsächlich durch den Ankauf
einer Reihe von schönen Stich- und Feuerwaffen eine
ebenso erwünschte wie wertvolle Bereicherung erfahren.
Unter den Stichwaffen sind eine Serie von Galantcrie-
degen aus der Rokokozeit und ein etwas älteres Degen -
gefäß besonders hervorzuheben. An erster Stelle muß
dieses eiserne Gefäß eines Prunkdegens, dessen Bügel,
Knauf und Stichblatt reiche geschnittene Ornamente auf
vergoldetem Grunde zeigen, genannt werden. Es ist eine
mit der Signatur »A. B er and« versehene französische
Arbeit des 17. Jahrhunderts (Fig. 10). Außerdem verdienen
folgende Degen, die alle dem 18. Jahrhundert angehören,
i Erwähnung: ein deutscher mit einem Griff aus Alt-
Fig. 11. Steinle, Dante und Beatrice.
daillen. Von Interesse sind ferner ein alter vergoldeter
Bleiabguß der Medaille auf Cosmus Medici, die
Friedländer dem Nicolö F1 o r e n t i n o zuteilen
möchte, und ein guter Abguß nach einem sonst nicht be -
kannten Bildnis von Hans Schwartzin Augsburg der
Helena Reich lm. Zahlreich sind die Plaketten und
Medaillen aus neuerer Zeit, die der Sammlung teils als
Geschenke, wie namentlich mehrere schwere (Joldstiicke
durch Seine Majestät den Rainer, und als Widmungen der
Medailleure Philipp Beck, Stephan S c h w a r t z und
Hugo T aglang, teils durch Kauf zugewachsen sind.
Neben hervorragenden Arbeiten von Henry Kautsch
in Paris, wie beispielsweise einem Porträt der Margot
L e n b a c h (Fig. 8), seien erwähnt die Medaille von
Flacht auf den Besuch Seiner Majestät in Bosnien und
der Herzegowina und die vom Oberstkämmereramt be -
stellte Medailie von Rudolf Marschall auf die Ver -
mählung des Erzherzogs KarlFranz Josef mit Prin -
zessin Zita von Bourbon (Fig. 9).
Die Sammlungen von Waffen und kunst -
industriellen Gegenständen haben im Jahre
1912, abgesehen von ein paar kleineren Erwerbungen,
Meißner Porzellan, ein französischer mit einem Gefäß aus
ziseliertem Silber, einem Griff aus Alt-Sevres-Porzellan
und einer zweischneidigen Klinge, in die außer reichem
Dekor auch die Inschrift: »Je cherehe un coeur fidele
1740« eingeätzt ist; ein anderer französischer Galanterie -
degen mit einem polierten Stahlgefäß, in der goldene und
silberne Rocailie-Ornamente und Jagdtrophäen mit
Amoretten eingelegt sind, mit dreischneidiger gold -
geätzter und gebläuter Klinge; ein dritter französischer
Degen mit einem Gefäß aus getriebenem Silber; und
endlich ein spanischer, in dessen Gefäß Darstellungen der
Planetengötter geschnitten sind und dessen zwei -
schneidige Klinge mit Goldtausia geziert ist.
Die Feuerwaffen sind ein schön geschmückter Rad-
schloß-Birschstutzen von Franz Wilhelm Weyrer in
Wien und eine nicht minder reich verzierte Jagdflinte,
der nicht bloß durch ihren Meister Johann Jakob Bähr
in Würzburg künstlerische, sondern auch durch ihren Be -
sitzer, den aus dem Wappen zu erschließenden Fürst -
bischof von Wiirzburg Johann Philipp von Greifen -
klau (1699- 1719) geschichtliche Bedeutung zukommt.
Der Bestand der kaiserlichen Gemälde-
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Internationale Sammler-Zeitung.
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galerie an Werken der österreichischen Schulen
konnte durch den Ankauf von vier Gemälden ergänzt
werden. Das bedeutendste von diesen ist ein dreiteiliger
Altar aus dem engsten Kreise des Tiroler Meisters
Michael Pacher, darstellend die heilige Dreifaltigkeit
als Mittelbild und die Heiligen Markus und Antonius als
Flügel, zuletzt in der Sammlung P a c 1111 y in Nizza, in
der Literatur mehrfach besprochen und meist als eine
Arbeit Friedrich Pachers bezeichnet. Dieses Werk ist
ein hervorragendes Beispiel der mehr der italienischen
Kunst sich nähernden Richtung der Pacherschen Werk -
statt, ebenso wie die im vorigen Jahre von der kaiser -
lichen Galerie erworbene Altartafel aus Uttenheim mehr
die deutschen Neigungen der südtirolischen Schule ver -
körpert. Durch diese beiden bezeichnenden Altarwerke
Schule Van Dycks und den Jugendwerken Reynolds in
der Mitte stehende, koloristisch außerordentlich reizvolle
Porträt einer jungen Dame, das mit guten Gründen
William H ogarth, dem großen Meister des Sittenbildes,
zugeschrieben wird; ein durch feinen Ton ausgezeich -
netes, sehr lebensvolles Porträt eines englischen Geist -
lichen (Rev. Basil Berigde) von John W r i g h t o f
Derb y (Widmung eines ungenannt sein wollenden
Kunstfreundes) und das durch malerische Breite des Vor -
trages und gewählte Färbung hervorragende Porträt
eines jungen Offiziers (Captain Patrick Stirling) von Sir
Henry R a e b u r n, dem großen schottischen Bildnis -
maler, dessen Werke mit Recht in neuester Zeit den Ge -
mälden Reynolds und Gainsboroughs gleichgestellt wer -
den (Fig. 12).
Fis. 12. Raeburn, Cap
ist nun die Aittiroler Schule in der kaiserlichen Galerie,
in der sie bisher gefehlt hatte, gut und anschaulich ver -
treten. Die drei übrigen im Jahre 1912 erworbenen Ge -
mälde der altösterreichischen Schulen sind eine durch
blumige Färbung und höchst eigenartige Auffassung aus -
gezeichnete Skizze zu einem Altarbilde, darstellend den
Unglauben des heiligen Thomas, von dem genialsten der
österreichischen Barockmaler, A. F. Maul per tsch,
das Porträt des Grafen Saurau von Heinrich Füger,
eine besonders lebendige und frische Bildnisstudie’ zu
dem Repräsentationsbild in der Grazer Galerie und end -
lich ein durch edlen Stil und feine Färbung hervorragen -
des Aquarell, »Dante und Beatrice« (Fig. 11), von Eduard
von S t e i n 1 e.
Aus der englischen Schule des 18. Jahrhunderts, die
bisher in der kaiserlichen Gemäldegalerie noch nicht ver -
treten war, konnten drei vorzügliche Bildnisse erworben
werden: das zwischen den spätesten Ausläufern der
tain Patrick Stirling.
Der an Zahl nicht sehr reichen, wenn auch an hohen
künstlerischen Werten keineswegs armen Abteilung hol -
ländischer Gemälde des 17. Jahrhunderts wurde eine sehr
stimmungsvolle, große Landschaft von Isaak van
O s t a d e eingereiht, die selbst neben einem Meister -
werke, wie Jakob Ruisdaels »Großem Wald« zu bestehen
vermag (Fig. 13).
Auch die Sammlung italienischer Gemälde wurde
um einige bedeutende Stücke vermehrt. Als Widmung
des Wiener Sammlers Stephan Auspitz Edlen von
Artenegg gelangte ein Hauptwerk eines der tem -
peramentvollsten Maler, die die Geschichte der Kunst
kennt, des Genuesen Alessandro Magnasco, genannt
Lissandrino, in die Sammlung: »Eine Mahlzeit von Mön -
chen im Freien«, höchst eigenartig in der Komposition
und mit außerordentlich viel Geist und breitem Pinsel ge -
malt. Die bedeutendste Erwerbung des ganzen Jahres
sind wohl zwei kleine Gemälde von dem Meister der
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Internationale Sammler -Zeitung.
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venezianischen Vedute Francesco Guar di; das eine
davon stellt den Markusplatz mit Karnevalseinbauten bei
prickelndem Sommerlicht, das andere den Eingang zum
Arsenal bei schwerer Sciroceostimmung vor. Beide ge -
hören trotz dem kleinen Format zu dem Feinsten und
Geistreichsten, was Guardi geschaffen hat. Als Legat des
Herrn Theodor Denk in Wien erhielt die Galerie eine
größere Anzahl von Bildern und Miniaturen von Eduard
E n d e r, Josef Lambert Denk, Remi van Haanen,
Richard Schwager und anderen..
Von den Erwerbungen der ethnographischen
Sammlung im Jahre 1912 ist in kunsthistorischer Be -
ziehung ein Posten von Interesse. Dieser besteht aus
21 Terrakottafiguren, welche in alten Gräbern der Pro -
vinz Honan (China) gefunden wurden und als Geschenk
Appliken und kännchenförmigen Anhängseln ist ein Hals -
schmuck aus 22 zylindrischen, 7,5 bis 10 Zentimeter
langen Stücken besonders bemerkenswert. Eine Bereiche -
rung von allgemeinem Interesse erfuhr die Sammlung
durch eine größere Auswahl von galvanoplastischen
Nachbildungen und Ergänzungen der dem 14. bis 12. Jahr -
hundert v. Chr. zugerechneten kostbaren Funde, die
Schliemann aus den fürstlichen Schachtgräbern von
Mykenä erbeutete. Eigenartig ist die Gruppe von mehr
als 60 zusammengedrückten etruskischen Helmen, die
vor kurzer Zeit in einem mittelitalischen Städtchen als
Depotfund zutage kamen, durch einen Kaufmann nach
Wien gelangten und von Herrn Julius Bellak der prä -
historischen Sammlung als Geschenk übergeben wurden.
Es sind ganz glcichgeformte dünnwandige Helme mit
Fig. 13. Isaak van Ostade, Landschaft.
des in chinesischen Diensten stehenden Generals F. M.
N. M u n t h e an das Hofmuseum kamen. Sie gehören
verschiedenen älteren Perioden von der Han-Dynastie
220 v. Chr. bis 230 n. Chr. angefangen an und stellen
männliche und weibliche Figuren, Pferde und Rinder dar.
Die Figur eines Zivilbeamten aus der Han-Dynastie ist
wohl die älteste Nummer der ganzen Kollektion und wird
als ein besonders seltenes Stück bezeichnet. Etwas später
sind die Statuetten eines Mannes und eines Weibes zu
datieren, die mit verschiedenfarbiger Glasur überzogen
sind. Das relativ jüngste Stück ist die Figur eines Mannes
aus den Zeiten der Tang-Dynastie (618 bis 907 n. Chr.)
aus feinem gebrannten Ton und zum größten Teil mit
einer hellgelblichen Glasur überzogen.
Unter den Erwerbungen der prähistorischen
Sammlung verdienen an dieser Stelle drei Posten
hervorgehoben zu werden: bronzene Grabbeigaben aus
der Gegend des alten Amphipolis im Bezirke Seres in
Makedonien, vom Alter der Dipylon-üräber und der mit
ihnen auf gleicher Stufe stehenden älteren Abteilung un -
serer Hallstatt-Periodc, etw r a 8. oder 7. Jahrhundert
v. Chr. (Fig. 14). Es sind vornehmlich Schmucksachen.
Neben Doppelspiralfibeln, Bogenfibeln, rosettenförmigen
einfachem Grat und schmaler gerader Krempe, von der -
selben Gestalt wie die Neugauer Helme. Etwa zwanzig
von ihnen tragen in etruskischen Charakteren die Worte
»Haspnas« eingeritzt, sicherlich der Name des Haupt -
mannes, dessen Abteilung einstmals die Helme gehörten.
Sie dürften aus Anlaß einer Entwaffnung absichtlich un -
brauchbar gemacht worden sein, sind jedoch im übrigen
gut erhalten und von besonders schöner Patina.
Die Kupferstichsammlun'g der Hofbibliothek
verzeichnet für das Jahr 1912 einen Zuwachs von 750
Nummern mit 1031 Stücken (Einzelblättern, Bänden, be -
ziehungsweise Mappen). Die Inkunabelformschnitte wur -
den um zwei interessante Blätter, einen frühen Reiber -
druck, Apostel Matthäus (Sehr. 1624) und einen großen
Holzschnitt aus dem letzten Drittel des 15. Jahrhunderts,
heiliger Hieronymus (Sehr. 1537), vermehrt. Das Holz -
schnittwerk Albrecht Dürers konnte durch wichtige
Blätter, wie zum Beispiel das Originaltitelblatt zur
Kleinen Passion und das große Wappen Dürers B 160,
ferner durch einzelne Holzschnitte der Apokalypse mit
deutschem und lateinischem Text (Ausgaben von 1498)
komplettiert werden. Erwähnt seien weiters die Er -
werbungen von Stichen Israels van M e c k e n e m (P. 69),
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Internationale Sammler-Zeitung.
H. S. B e h a rn s (Leda mit dem Schwan, I. Etat), Martin
Treus (drei Blätter aus der Folge der tanzenden
Bauernpaare), von Philipp Kilian die lebensgroßen
Brustbilder Kaiser Leopolds 1. und seiner Gemahlin
Eleonore nach J. Cram s, von Christian von M e c h e 1
Aquatintablätter, Porträte von Erzherzog Karl und Maria
Theresia, Tochter Ludwigs XVI., und eine Sammlung von
200 historisch und künstlerisch hochinteressanten Karika -
turen H. Cruikshanks und seines Kreises.
Laske, C. Moser, H. Noske, Pankiewicz, Max Pollak, F.
Pontini (unter anderem das letzte Werk des frühver -
storbenen Künstlers »An der Labequelle«), A. Lang, F.
Simon, O. Stössel, Josef Stoitzner, Karl Thiemann,
Wyczolkowski. Die Sammlung architektonischer Zeich -
nungen wurde unter anderem durch fünf Theaterdekora -
tionsentwürfe aus dem Kreise Hohenbergs bereichert.
Die moderne Graphik des Auslandes ist durch eine An -
zahl wichtiger und kostbarer Blätter unter den Neu-
Fig. 14. Prähistorischer Halsschmuck aus Makedonien.
Von älterer österreichischer Graphik ist eine Reihe
von Lithographien von T eltscher, Kriehuber,
Zampis (unter anderem Jahrgang 1847 der Zeitschrift
»Kobold«), Prinzhofer und Lieder als Neu -
erwerbung zu verzeichnen, das Wichtigste je sechs Hand -
drücke von den Zyklen »Herr Winter« und »Lichtbilder« i
von Moritz von Schwind, wahrscheinlich Unika. Be -
sonders berücksichtigt wurde die moderne österreichi -
sche Graphik; eine beiläufige Uebersicht bietet die Auf -
zählung der Künstlernamen: August Brömse, Alfred
Cossmann (dessen reichhaltiges Oeuvre in der Samm -
lung um 27 Blätter, zum Teile Exlibris, vermehrt wurde),
W. Dittrich, E. Doelter, L. Fanto, die Brüder Hans und
Leo Frank, Ferd. Gold, Carlos Grethe, M. Hofrichter, B.
Jaronek, L. H. Jungnickel, W. Klemm, J. Prepcik, 0.
erwerbungen vertreten, zum Beispiel solcher von
Whistler, Corot, Daubigny, Gavarni, eine interessante
Kollektion von E. Munch, die Othello-Folge von Hans
Meid, die neuen Arbeiten Max Liebermanns.
An Geschenken sind besonders zu verzeichnen; Vom
i Oberstkämmerer Grafen Gudenus dessen Porträt -
radierung von Ferd. Schmutzer, vom Oberstkämmerer-
amte die mit kaiserlicher Subvention ausgeführten Radie -
rungen von Olga Mulacz, Marianne Fieglhuber, Ferdinand
Gold, A. Jäger-Abraham, Max Pollak und Otto Stössel;
dann Widmungen der Künstler Leon Bartholemi-Brunel,
A. Cossmann, T. Hoernes, Fritz Lederer, Tomislav Kriz-
mann, Mr. Sherborn und der Kunsthandlungen P. H.
Beyer & Sohn in Leipzig und Paul Cassirer in
Berlin.
Ein Sammler-Original.
Von Q. Engelsmann (Nikolsburg).
Die »Traditionen zur Charakteristik Oesterreichs
unter Franz dem Ersten«, ein sehr selten gewordenes und
von allen, die sich mit der neueren Geschichte Oester -
reichs beschäftigen, geschätztes und benütztes, im Jahre
1844 erschienenes Werk, enthält nebst dem reichen
politischen Material eine Fülle sozial- und kulturhistorisch
interessanter Beiträge. Der Verfasser, ein höherer öster -
reichischer Beamter, der sich wohlweislich in den Mantel
der Anonymität hüllte, der dazumal dringend als Schutz
gegen politische Wettergefahr benötigt wurde, erzählt
unter anderem auch in knappen Zügen die Geschichte
eines der seltsamsten Wiener Sammler aus der Kongreß -
zeit, von dem, unseres Wissens, sonst kaum etwas be -
kannt ist, dessen Spur sich auch in der reichen Memoiren-
Literatur dieser Zeit nicht findet.
Wir folgen im nachstehenden dem Verfasser der
»Traditionen«, in dessen Darstellung der mysteriöse
Sammler zu einer düsteren, Mitleid und Neugierde er -
regenden Gestalt ward.
Ein ehemaliger Buchhalter der »Gräflich Harrach-
schen Leinwand-Niederlage« ■ leider wird der Name
desselben nicht genannt — welcher eine lange Zeit als
Angestellter dieses Geschäftes, große Reisen im Auslande
gemacht hatte, war auf geheimnisvolle, niemals klar ge -
wordene Weise in den Besitz seltener Kunstwerke ge -
langt. Kenner und Kunstfreunde in Wien wußten von der
großen Sammlung seiner Kunstschätze, die aus ge -
schliffenen Steinen, Kameen, insbesondere aber aus einer
ansehnlichen Anzahl von Gemälden der berühmtesten;
altitalienischen Künstler bestand. Man wußte, wie gesagt,
von dieser Kunstsammlung, sprach von ihr, aber nur sehr
wenige Auserwählte waren so glücklich, sich dessen
rühmen zu können, daß sie von den Schätzen mehr als
die - Schränke gesehen, die sic umschlossen. Die fest-
verschlossenen Schränke öffneten sich nur sehr selten
und nur vor Persönlichkeiten, die sich der ganz be -
sonderen Sympathien des »Kunstharpagons« erfreuten.
Kam ein Kunstfreund mit der Bitte, es möge ihm ge-
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stattet sein, sich an dem Anblick der berühmten Schätze
zu erquicken, ward ihm zunächst die Frage gestellt, ob
er zu kaufen gedenke. Antwortete er »Ja«, so erhielt
er die Antwort: »Ja, Sie müssen aber wissen, daß das
die kostbarsten Werke und — unbezahlbar sind.«
Statt des Anblickes der Kunstwerke wurde höchstens der
Einblick in einen sorgfältig gearbeiteten Katalog ge -
währt, zu dem der Eigentümer, während er auf einen der
Schränke wies, erläuternd zum Beispiel bemerkte: »Nr. 1.
der pfeilschießende Cupido von Correggio«, hat diese und
diese Größe; Nr. 2, der heilige Laurenz auf dem Rost von
Tizian. Fr ist, wie Sie sehen, so groß etc. etc.« Nach
eingehenden Schilderungen des Formates der Bilder
schloß der Sammler etwa mit den Worten: »Mein
Tizian ist die reichste und schönste Komposition von
allen bekannten Werken dieses Meisters. Mein
Correggio hat anerkannt das schönste Flelidunkel und
übertrifft darin die »Anbetung der Könige« in der
Dresdener Galerie. Wenn nun dieses letztere Bild zum
Beispiel mit 60.000 Dukaten bezahlt wurde, welchen
Wert haben da wohl diese zwei Bilder?« Wenn der
schau- oder kauflustige Kunstfreund nun auch inständigst
bettelte, doch zunächst die teueren Werke besichtigen zu
dürfen, erhielt er die Antwort, daß das zu nichts führen
würde, denn die Sammlung könne nur Käufern ge -
zeigt werden, was aber seine Schwierigkeiten habe, da
sich die Preise nicht ermitteln ließen. Das
ging so durch Jahre fort. Der Sonderling, wenn man ihm,
zart umschreibend, den Titel eines Sonderlings und nicht
den eines Narren geben will, hatte inzwischen jedoch
seine nicht allzu großen Barmittel nahezu erschöpft, und
er mußte, durch die Verhältnisse gedrängt, auf die Idee
gekommen sein, die Schätze doch nicht bloß zu schildern,
sondern auch loszuschlagen, denn er entschloß sich,
seine Bilder in einem eigens dazu verfertigten Wagen
nach London zu bringen, wo von den dort lebenden
reichsten Kunstsammlern die höchsten Preise zu erhoffen
waren. Drei Monate blieb der Mann in London — die
Kosten der Reise und des Aufenthaltes waren durch die
Verpfändung der geschliffenen Steine gedeckt - und die
reichsten englischen Kunstfreunde hatten sich als Käufer
gemeldet. Vergebens. Der Mann konnte jedoch absolut
nicht bewogen werden, einen Preis zu fordern; er packte
endlich seine Wertsachen wieder zusammen und kehrte
nach Wien zurück, wo er seine Gemälde rasch wieder
vor jedem neugierigen Auge verbarg.
Inzwischen war die finanzielle Lage des Sonderlings
immer prekärer geworden. Sein großer »Karfunkel«
folgte in die Hände eines Pfandwucherers. Der Wiener
Kongreß, der eben tagte, brachte die reichsten und
kunstsinnigsten Fürsten nach Wien. Der bayerische Prinz
Ludwig, dem diensteifrige Mäkler von dem seltsamen
Kauz und seinen seltenen Schätzen erzählt hatten, wurde
neugierig, diese kennen zu lernen. Insbesondere war
der hohe Kunstfreund begierig, den »Pfeilschießer«
Correggios zu sehen, der nur in Kopien vorhanden,
während hier angeblich das seit mehr als einem Jahr -
hundert aus der Kunstwelt verschwundene Original zu
sehen sein sollte. Der Prinz ließ sich als Käufer melden
und den Besitzer auffordern, ihm Tag und Stunde zu be -
stimmen, wann er die Gemälde besichtigen könne. Zu -
nächst erhielt der Prinz nur ausweichende Antworten.
Endlich entschließt sich der Sammler, den Besuch des
Prinzen entgegenzunehmen. Der Prinz erscheint pünkt -
lich. Der Eigentümer läßt auf sich warten, dann erscheint
er im Schlafrock, überreicht den Katalog und beginnt die
Beschreibung der — verschlossen gehaltenen Bilder.
Der Prinz hört lange geduldig zu, endlich wünscht er zur
Hauptsache zu kommen: er will die Bilder auch sehen.
Der Sammler öffnet das Fenster, lehnt sich hinaus, bleibt
geraume Zeit in dieser Situation, dann erklärt er: die
Bilder seien heute nicht zu zeigen, denn das Wetter sei
der Beleuchtung ungünstig. Dabei blieb er. Der Prinz er -
sparte sich einen zweiten Besuch.
Zwölf Jahre schleppte sich der arme, unglückliche
Sonderling hungernd und darbend mit seinen Schätzen
herum. Die Not, die Verzweiflung, seine Schätze ver -
pfänden zu müssen, dann wieder der Kampf um die
Herbeischaffung der Mittel, um das Verfallen der ver -
pfändeten Kunstwerke zu verhindern, brachten ihn dem
Tode nahe. Die geschliffenen Steine waren schon ver -
loren; die Kameen lagen in versiegelten Schachteln in
den Schränken der Pfandverleihcr; die Bilder, das heißt,
die Schränke, in denen sie hingen, waren mit den Ge -
richtssiegeln bedeckt, denn auf jedem haftete das Gut -
haben von Gläubigern.
Der Sonderling, der seit Jahren von Kartoffeln, Brot
und Käse gelebt, starb buchstäblich inmitten seiner — in
Beschlag gelegten — Reichtiimer aus Not und Kummer.
Das Geheimnis, wie er, der, soviel man wußte, nie reich
gewesen, keine Erbschaften gemacht, nie große Gehalte
bezogen, in den Besitz seiner Schätze gekommen, nahm
er ins Grab mit sich.
Ein unglücklicher Sammler, dem seine Schätze
das Leben verdarben, statt es zu verschönern und
zu verlängern, was doch von Gott und Vernunft
wegen der einzige Zweck aller Schätze auf Erden
sein sollte.
Die Kunstsammlungen Amerikas.
Einen fesselnden Einblick in die Entwicklung des Kunst -
geschmackes in Amerika gibt ein Aufsatz über die Kunstsamm -
lungen Amerikas, den W. Roberts in der »National Review«
veröffentlicht.
Das Interesse des Amerikaners für die bildende Kunst ist
verhältnismäßig spät erwacht; erst im Jahre 186U beginnt man,
Bilder zu sammeln. Der Amerikaner tritt an diese Aufgabe mit
jener voraussetzungslosen Unabhängigkeit der eigenen Meinung
heran, die für sein Wesen charakteristisch ist; er ist von keinen
Traditionen belastet und einstweilen auch nicht mit kunst -
historischen Kenntnissen beschwert. Sein Kunstgeschrnack ist
noch völlig unentwickelt, aber trotzdem wird der Rat von Fach -
leuten abgelehnt, man verläßt sich auf sich selbst. So kam es,
daß der Amerikaner in den Sechziger- und Siebzigerjahren, als
die Mode des Kunstsammelns in der neuen Welt auftauchte, in
Europa kaufte, was ihm in den Weg kam; und das waren
meistens minderwertige Stücke. Alle schlechten Malereien, die
Pomp und Prunk entfalteten und uns heute als Musterbeispiele
schlechten Geschmackes erscheinen, fanden damals bei den
Amerikanern sicheren Absatz. Man kaufte fast nur in Paris. Für
die Maler war das eine goldene Zeit, die Hochflut der ameri -
kanischen Bestellungen und Käufe war kaum zu befriedigen.
Aber dann, im Jahre 1880, bereitet sich ein sehr fühlbarer Um -
schwung vor. Strahan veröffentlicht sein Werk über die
»Kunstschätze in Amerika«, das erste Inventar amerikanischen
Kunstbesitzes. Es umfaßt bereits mehr als 200 Privatsamm-
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Internationale Sammler- Zeitung.
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!ungen. Ein Ueberblick über den Besitz dieser Kollektionen zeigt,
daß die alte Kunst völlig unbeachtet ist: man kauft zeitge -
nössische, europäische Malerei, in den Katalogen dominieren
Bouguereau, Diaz, üerome, Corot, Meissonier, Detaille. aber
ein erschreckender Prozentsatz dieser Bilder sind
Fälschungen. Strahan ist von dem Kunstgeschmack
seiner Landsleute alles andere als befriedigt, er urteilt sehr
bitter und pessimistisch: »Es gibt Dinge,« so seufzt er, »die
einen weinen machen können.« Diese herbe Kritik verfehlte
nicht ihre Wirkung. Man wurde nachdenklich, kritisch, und nun
plötzlich setzt der Kultus der alten Meister und der primitiven
Engländer ein.
Der neue Geist hat bereits im Jahre 1883 die Oberhand:
in diesem Jahre wird Rembrandts Bildnis des Hermann
Doomer nach Amerika gebracht, und dieses Meisterwerk wirkt
wie eine Offenbarung. Kunstfreunde und Sammler empfangen
von diesem Werke entscheidende Eindrücke. Die nun plötzlich
ei wachte Begeisterung schreckt sogar vor den gewaltigen Ein -
fuhrzöllen nicht zurück; für jeden Rembrandt mußten 48.000
Maik Zoll bezahlt werden. Aber nun ist das Eis gebrochen und
der Blick des Amerikaners für echte und große Kunstleistungen
erwacht. Die Kunstkritik, die bis dahin an Unkenntnis und
falschen Bewertungen Groteskes geleistet hatte, beginnt sich zu
entwickeln, mit der wachsenden Fähigkeit des Sehens erwacht
das Interesse für die kunstgeschichtlichen Entwicklungsgänge,
geschickt organisierte Ausstellungen schärfen den Blick und das
Verständnis, und nun vollzieht sich überraschend schnell die
entscheidende Entwicklung des amerikanischen Sammlers vom
naiven Käufer zum Kenner.
1910 zählte man in Amerika bereits nicht weniger als
86 Rembrandts, und wenn auch in vielen Privatgalerien die
falschen Corots noch immer nicht ausgerottet sind — man
zählt in Amerika 3 0.0 0 0 Corots, während der Meister
kaum 1000 Gemälde geschaffen hat —, so zeigen doch die
amerikanischen Kunstkäufe während der letzten 20 Jahre, daß
nicht nur historische Kenntnisse und Kritik gewachsen sind,
sondern auch Geschmack und Verständnis.
Der europäische Kunsthandel trug dieser schnellen und
gründlichen Wandlung Rechnung, in Amerika erstanden Filialen,
und heute trägt fast jedes Schiff kostbare und unersetzliche Er -
zeugnisse europäischen Kunstgeistes in die neue Welt. Man
glaubt in Europa gerne, daß die Amerikaner aus Snobismus
sammeln; aber in Wirklichkeit hat der amerikanische Kunst -
freund ein sehr starkes und enges Verhältnis zu seinem Be -
sitze, und er genießt seine Schätze mehr als viele europäische
Sammler.
Durch die Kunstläden Kiotos.
Aus den Reisebriefen von Artur Neustadt.
Seit Leofcadio Hearn ist viel Tinte über Japan ver -
gossen worden; aus der Flut von Broschüren und
Büchern hebt sich aber nur weniges empor, das für den
Sammler von Interesse ist. Es ist darum um so erfreu -
licher, wenn man auf ein Buch, wie die »Japanischen
Reisebriefe« von Artur Neustadt* stößt, der mit
Kenner- und Sammlerblicken das berühmte japanische
Kunstgewerbe prüft und schätzt.
Mit Neustadt zum Beispiel durch die Läden und
Werkstätten Kiotos, der ehemaligen Residenz des
Mikado, zu spazieren, bringt Gewinn. Der Leser sucht
mit seinem kunstverständigen Führer etwa die Werk -
stätte des berühmten Goidarbeiters O k o m a i auf. »Hier
werden,« so berichtet Neustadt, »die prachtvollen
Damaszenerarbeiten gemacht, die weit über
die Grenzen Japans ihre Liebhaber gefunden haben.
Diese Arbeiten, die ganz an die berühmte Metallkunst
Toledos erinnern, haben mich sehr entzückt. Als Grund -
metall wird gewöhnlich das grauschwarze, auch bei uns
bekannte Kanonenmetall verwendet, das in Farbe dem
Tula nicht ganz unähnlich ist. Mit haarfeinen Fäden aus
Gold und Silber wird dann ein Landschaftsbild auf die
glatte Fläche eingelegt. Hier werden vorzugsweise die
Fujimotive wiedergegeben; aber ebenso häufig fand ich
altchinesische Wappen und mitunter auch einen prächtig
wiedergegebenen Bambushain, in dem eine Anzahl
kleiner Vögel aufflogen. Die Damaszenerarbeiten eignen
sich am besten zur Herstellung von kleinen Zigaretten -
oder Kartenetuis, ferner werden Schirmgriffe, Hut- und
Krawattennadeln hergestellt. Wir sahen lange der mühe -
vollen Arbeit zu, und es ist geradezu erstaunlich, mit
welcher Geschicklichkeit, mit welch ungeheuerer Ge -
duld und mit welchem Ernst die Leute hier bei der
* Japanische Reisebriefe. Berichte über eine Fahrt
durch Japan von Artur Neustadt. Mit 15 Abbildungen.
Nach photographischen Aufnahmen des Verfassers. Bei Paul
C a s s i r e r. Berlin 1913.
Sache sind. Wenn man hier in der Werkstatt des
Meisters Okomai steht, dann begreift man, daß wir in
Europa nicht imstande sind, mit dem Osten in Konkur -
renz zu treten; hier lernt man tatsächlich verstehen, daß
es dem Japaner niemals auf Zeit ankommt, wenn nur
sein Werk ein vollendet schönes wird. Ich sah kleine
Visitenkartentäschchen, die auf der Vorderseite mit dem
Fujiyama, auf der Rückseite nur mit zwei fliegenden
Schmetterlingen geziert waren, und zu dieser Arbeit
brauchte der Künstler nahezu vier Wochen; die Tasche
selbst wurde für 11 Yen (zirka 20 Mk. oder 24 K) ver -
kauft. In Europa könnte sie kaum um den dreifachen
Preis hergestellt werden. Freilich sind hier die Lebens -
bedingungen auch gänzlich andere wie bei uns. Unsere
Arbeiter können nicht von Reis leben wie diese Japaner,
und wir wohnen auch hier nicht in billigen Papier -
häuschen. Aber was mich bei diesen Arbeiten am meisten
interessierte, war die Tatsache, mit welcher Ruhe die
kleinen Jungen, die mit zierlichen Hämmerchen die
Goldfäden in das harte Kanonenmetall cinschlugen, bei
ihrer Arbeit saßen. Fast unbeweglich, wie die große
Buddhastatue zu Kamakura; kaum würdigten sie den
Fremden nur eines Blickes und tack, tack sauste der
kleine Hammer von neuem auf die wunderbare Arbeit
hernieder.
Wohl mit der Damaszenerfabrikation am meisten
verwandt ist die des Cloisonneporzellans; hier
wie dort werden Drähte zum Einlegen des Objektes ver -
wendet, nur mit dem Unterschiede, daß man bei dem
Cloisonneporzellan die Drähte reliefartig aufsetzt und
dann ausfüllt, während man bei den Damaszenersachen
mit den Goldfäden gewissermaßen direkt zeichnet, das
heißt, die Fäden ins Metall einschlägt. Den größten
Cloisonneladen hat in Kioto wohl der Yasuyuki. Wir
wurden hier sofort in die Werkstatt geleitet und die ver -
schiedenen Stadien der langwierigen, genauen Arbeit
wurden uns auf das freundlichste gezeigt. Ich brauche
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diese hier kaum zu schildern, denn sie ist ja auch in
Europa heute zur Genüge bekannt. Ich kann aber die
Cloisonnesachcn nicht ganz so geschmackvoll finden wie
die Damaszenerarbeiten; vielleicht sind nur die dunkel -
blauen Vasen mit den Kranichmotiven auszunehmen.
Wir wurden später in das Zimmer der Gäste geführt
und mit Tee bewirtet, und Yasuyuki ließ uns seine besten
Stücke, die ebenso teuer wie vielleicht preiswert sind,
vorführen. Ich kaufte nur einige kleinere Stücke, denn
in Nagoya harrt meiner noch der Besuch der berühmten
Setowerke, und ich werde auch versuchen, noch etwas
Satsuma zu sammeln. Man kann hier übrigens einen
Kasten kaufen, in welchem auf kleinen viereckigen
Plättchen die verschiedenen Stadien der mühevollen
Arbeit vom Aufzeichnen des Musters bis zur Vollendung
des Werkes sehr deutlich sichtbar sind; auch diese
Mustertäfelchen sind ungemein teuer.
Ein ähnlicher Kasten wurde uns im Lackholzladen
des Elikobei gezeigt; ich glaube sagen zu dürfen, daß
auch die Fabrikation der Lackarbeiten mit der des
Gloisonne und des Damaszierens sehr verwandt ist. Die
japanischen Lackholzsachen sind mit Recht auch in
Europa bekannt und behebt; wer kennt sie nicht, jene
graziösen kleinen Kasten und Kästchen aus rotem,
schwarzem und braunem Holze, mit den graziösesten
Goldmalereien darauf? Wer kennt nicht jene pracht -
vollen Schränkchen und jene japanischen Tusch- oder
Schreibkasten, jene graziösen Tonbüchsen aus Lack -
holz? In Japan wird das Lackholz viel häufiger als bei
uns verwendet; in den Häusern der Reichen macht man
ganze Zimmereinrichtungen — soweit man überhaupt
in Japan von Einrichtungen sprechen kann macht den
Fries der Tore, die Tore selbst aus jenem kostbaren
Holze, und man sagt, daß der Thron des Sohnes des
Himmels ganz aus Lackholz sei. Es ist unglaublich, wie
teuer selbst hier diese Arbeiten bezahlt werden; je nach
der Schwere und Dicke des Holzes und nach den aufge-
malten Motiven variiert der Preis; ich sah ein kleines
antikes Kästchen, kaum handgroß, das sich auf ungefähr
400 Kronen stellte. Die Lackholzkästchen sind neuer -
dings ein sehr beliebter Sammelartikel in Japan ge -
worden; man zahlt für Arbeiten älteren Datums fabel -
hafte, Preise. Der Besitzer des Ladens erbot sich, uns
die ganze Prozedur der Fabrikation zu zeigen; ich lehnte
aber dankend ab, da sich hier in den letzten Wochen
verschiedene Europäer nach dem Besuche der Fabrika -
tionsräume schwer unwohl fühlten, und auf die Frage
des japanischen Arztes, ob sie eine Lackholzfabrik be -
sichtigt hätten, stellte dieser fest, daß sich die betreffen -
den Herren durch Einatmen der Gold- und Silberfarb -
stoffe tatsächlich lokale Vergiftungen zugezogen hatten,
die sehr stark auftraten und sich durch heftige
Schmerzen in der Lungengegend und im Magen sowie
durch Fiebererscheinungen bemerkbar machten. Wie ich
weiter vernahm, haben selbst die Japaner, die jenen
Arbeiten obliegen, anfahgs stets mit dieser Krankheit zu
kämpfen; in wenigen Tagen überstehen sie diese Ver -
giftung und sollen dann immun sein.
Kioto ist wohl auch der bedeutendste Platz der
japanischen Bronzen. Bei Nogawa, Noboru findet
man die köstlichsten Produkte dieser japanischen Kunst -
fabrikation. Sehr häufig wird die grüne Bronze ver -
wendet, doch fand ich auch vielfach die schwarz aus -
sehende Lackbronze, die ganz famos wirkt; namentlich
eignet sie sich für die japanischen Typen am besten. Es
muß überhaupt gesagt werden, daß der Japaner es viel
besser versteht, Volkstypen in Bronze herzustellen, als
jene langweiligen Tierfiguren, die man auch bei uns in
allen Japanbasaren billig kaufen kann; ich erinnere nur
an das bekannte Stück: ein Elefant mit einem Tiger
kämpfend, der ihm hinten auf seinen Rücken aufge -
sprungen ist und seinen großen, plumpen Gegner zu
zerfleischen droht. Nein, viel anmutiger sind diese
kleinen Kulis, die daherlaufen, ihre Richshaw ziehend,
sind die Pilger, die Straßenverkäufer und, last not least,
die zierlichen, kleinen Geishapuppen, tanzend, singend
oder das Lamisan spielend. Man würde am liebsten den
ganzen Laden kaufen und mitnehmen nach Hause, nach
Europa.
Ganz außerordentlich lohnend ist der Besuch der
zahlreichen Antiquitätenläden, von denen der des Herrn
Naimao für mich stets besondere Attraktionen hatte.
Ich fand in den Läden oft ganz famose alte Stickereien,
alte Rüstungen und Samuraischwerter, prachtvolle kleine
Buddhaschreine, die auf den Hausaltären Verwendung
finden, alte Lackholzkasten von außerordentlichem
Werte, Elfenbeinfiguren von seltener Schönheit, letztere
oft kaum zwei bis drei Zentimeter hoch und doch bis auf
— die kleinste Figur prachtvoll geschnitzt, und alte
japanische Farbenholzschnitte. Diese Holzschnitte oder
Farbendrucke, wie man sie nennen mag, gehören wohl
zu den besten Erzeugnissen japanischer Kunst. Gerade
weil sie in so köstlicher Naivität als erster Versuch
gelten können, uns das japanische Leben vor Augen zu
führen, sind sie mir so lieb geworden. Freilich fehlt bei
ihnen die richtige Wiedergabe der Perspektive, die wir
auf unserem Bilde zu finden gewohnt sind, und auch die
Verteilung von Licht und Schatten fehlt zumeist gänz -
lich, aber sie sind für uns Europäer wohl, der Inbegriff
japanischer Kunst geworden, und sind es auch vielfach
für Japan noch; nach demselben Prinzip, wie diese Holz -
schnitte hergestellt wurden, nach demselben Prinzip
der Kunst, meine ich, wurden auch die Kakemonos ge -
malt, jene langen Petgamentstreifen, die in keinem
japanischen Hause fehlen und stets zusammengerollt an
der Wand hängen, um nur bei festlichen Gelegenheiten
aufgewickelt zu werden und den Besucher oder den
Gast des Hauses zu erfreuen. K a n o war wohl der beste
Maler jener Kakemonos, aber ich glaube, die Farben -
frische, mit der uns diese Rollbilder hier entgegen -
leuchten, ist nicht nur sein Verdienst, sondern vielmehr
dem Umstande zu danken, daß die Rollen fast nie dem
Lichte ausgesetzt sind. Makimonos, auf Pergament -
rollen gemalte Illustrationen, und Ouben, Klappbücher,
fand ich nur in den großen Museen noch. Ich brauche
Ihnen kaum zu sagen, daß alle die hier lebenden Europäer
japanische Kunstsachen sammeln, und es ist nicht un -
interessant, daß sich jeder auf einen bestimmten
Gegenstand lokalisiert. Sind die Buntdrucksammler
schon eine große Schar, so sind die Liebhaber der alten
Schwerter, die oft mit den köstlichsten Gravierungen
versehen sind, noch zahlreicher. Kakemonos zu sammeln
ist schon ein etwas teuerer Spaß, hingegen werden die
Netzukes von vielen zu kolossalen Preisen erworben.
Diese Netzukes sind eigentlich nichts als wohlge -
schnittene Knöpfe am Ende einer Schnur, an deren
anderem Ende die kleine, aus vielen Fächern bestehende
Apothekertasche hängt, die der Japaner stets bei sich
führt. Die Schnur wird nun durch den Gürtel gezogen
und mit diesem Netzuke leicht verknüpft, so daß sie nicht
fallen kann. Nach einer anderen Version sollen diese
Apothekertaschen nichts anderes bergen als — Tabak,
aber wie dem auch sei, ich konnte nie begreifen, warum
die Europäer gerade diese Netzukes sammeln, gewiß,
man findet oft die prächtigsten Elfenbeinknöpfe, die
prächtigst geschnittenen Steine unter ihnen, aber ich
fand, daß die Taschen selbst, die oft sehr schön ge -
schnitten sind, weit mehr des Sammelns wert sind.
Seite 238
Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 15/16
Napoleon über das Sammeln
In dem »Alt-Wiener Guckkasten« von Paul W e r t h e i-
ni e r, der soeben bei Paul Knepler in Wien erschien,
findet sich die Schilderung einer Audienz Franz ü r ä f i e r s,
des bekannten Wiener Antiquars und Sammlers, bei Napo -
leon 1. in Wien, die ein interessantes Streiflicht auf die An -
sichten wirft, die der große Korse über das Sammeln hatte.
»Eines Tages«, erzählt Gräffer in seiner amüsanten Weise,
»sehe ich meinen uralten Oheim Rudolph bey mir, einst einer
der allervornehmsteti Sosier (Gräffer drückt sich da sehr
preziös aus, Sosier war eine Buchhandlung im alten Rom und
Gräffer meint also Buchhändler. Er selbst stammte ja aus
einer alten Buchhändler- und Aiitiquarfamilie) Deutschlands,
was man dort und da noch liest, noch weiß.«
»Du hast jetzt Muße,« sagte diese würdige Ruine. »Ich
habe ein Geschäft für dich. Hier die Urkunde meiner Geld -
forderung an die französische Regierung. Sie ist zwar aus
alter Zeit, allein —.«
»Nun,« unterbrach ich ihn, »was kann ich?«
»Geh’ zu Napoleon,« versetzte er ruhig, »geh' an meiner
Statt!«
»Geh’ zu Napoleon!« — Wie ein Blitz ergriff mich das.
Ich besah das Dokument! Fast so viele tausend Frank,
als der Gläubiger Jahre. Das Dokument nahm sich sehr gut aus.
Zu Napoleon gehen, das konnte man so schlechtweg
nicht. Ich ging vorerst, aber wirklich ganz schlechtweg, zu
D u r o c. Duroc war die schönste Laune, die Liebenswürdig -
keit selbst. Ich war feurig wie der Teufel. Das gefiel ihm —
und — ich ging zu Napoleon.
In Schönbrunn. Duroc führte mich ein.
Der Kaiser inmitten seiner Generale — die ganze Iliade
tauchte flammend in mir auf. Bei seinem Anblick wurzelte ich
am Boden. Ich fühlte, daß ich totenblaß sein müsse. Dazu
noch dieses: Es schien, die erhabene Gruppe sei im Begriff,
sich zur Parade zu begeben.
Allein Napoleon, mit einem Blick auf Duroc, winkt. Ich
trete heran, zwar fest, aber ich fühlte, daß ich feuerrot sein
müsse. Ich überreichte das Memoire Napoleons zarten Hän -
den, die bekanntlich auch allen seinen Geschwistern eigen.
Der Kaiser durchlief das Papier eine Minute lang. Dann
sah er mich kalt und fest an. Ich, schon voll Fassung, hielt
diesen Blick ruhig und energisch aus.
»Sie sind?«
»Des Bittstellers Neffe, Sire?«
»Welchen Landes?«
»Majestät! Ein Pariser!«
Napoleon schwieg, betrachtete mich aber mit einer son -
derbaren Schärfe.
Mit einer Verbeugung setzte ich hinzu: »Sire, alle
Wiener sind zu Parisern geworden.«
Kaum waren mir diese Worte, nur einem leichtsinnigen
jungen Menschen verzeihlich, entschlüpft, als ich die Plump -
heit, die Lächerlichkeit, das Verwerfliche, die Abscheulichkeit
dieser Schmeichelei tief, tief empiand.
Napoleon durchschaute sogleich alles. Er weidete sich,
wie es schien, einen Augenblick an meinem Schamgefühl. Er
lächelte mild. Dieses Lächeln! Ich begriff nun faktisch den
unbeschreiblichen, allgepriesenen Zauber dieses Mundes, auf
dem, wenn er lächelte, die Grazien thronten, hinrissen,
fesselten.
»Die Jugend,« sagte er sanft, »ist da, sich zu übereilen.
Aber die Wiener übereilen sich sonst nicht. Ich kenne sie gut.
Es sind brave Leute, recht sehr liebenswürdig, besonnen, ver -
ständig, folgsam, bieder als Landeskinder. Ich ehre die
Wiener.«
Dieses Wort aus diesem Munde, an dieser Stätte erhob,
entzückte mich.
»Könnte ich jetzt der Repräsentant aller Wiener sein,«
sagte ich begeistert.
»Wer sind Sic sonst?« fragte Napoleon kalt.
»Buchhändler, Sire.«
»Und das in Deutschland?« versetzte er wie ironisch.
»In dem phlegmatischen Deutschland, wo man auf den Ruhm
nichts hält, so gut wie nichts. Dieses ideologische Land hat
viele große Schriftsteller, aber die dürfen oder wollen nichts
für die Nachwelt hervorbringen. Man kennt sie also nicht,
folglich existieren sie nicht. Was soll es dann mit dem Buch -
handel?«
»Sire,« fiel ich ein; aber Napoleon ließ mich nicht zu
Worte kommen und fuhr wie sprudelnd fort: »Dieser Handel
wird stets nur in Frankreich und England blühen. Allein er
ist ein lächerliches Gewerbe. Er nährt sich nur von der Narr -
heit. Die Büchersammler sind Tröpfe. Eine Masse von Dingen
aufsammeln, aufspeichern, von denen man kaum ein Tausend -
stel genießen, benützen kann. Es ist Narrheit! Ja Gemälde,
Münzen, Kupferstiche! — Die Idee des Buchhandels ist Un -
sinn.« Hier brach der Kaiser plötzlich ab.
Ich benutzte diesen Moment, um den Gegenstand meiner
Audienz zu erörtern.
»Hoffen Sie nicht,« bemerkte Napoleon, »die Sache
scheint etwas verjährt, erloschen.«
Bei diesen Worten schritt Napoleon vorwärts. Der Zug
erhob sich in den großen Hof zur Revue.
pem
Chronik.
Autographen.
(Ein Musikmanuskript Richard Wagners.)
Im Katalog 231 »Autographen und Urkunden« der Verlagsbuch -
handlung und des Antiquariats J. A. Stargardt, Berlin W. 35, fin -
den wir unter Nr. 277 folgendes (auf 6500 Mark veranschlagte)
Ineditum beschrieben: Eigenhändiges Musikmanuskript mit den
Initialen R. W. gezeichnet. Ohne Ortsangabe und Datum (aber
Zürich, Dezember 1857), 10 Seiten (auf 10 einzelnen Blättern)
Querquart. Arrangement seines Liedes »Träume« (Studie zu
Tristan und Isolde) für Solo-Violine und zehnstimmiges kleines
Orchester (1. Violine mit Dämpfer — 2. Violine mit Dämpfer —
Bratsche — Violoncell — 1. Klarinette in B — 2. Klarinette in B
— 1. Fagott — 2. Fagott — 1. Horn in F — 2. Horn in F). Jede
Stimme des kleinen Orchesters ist ganz von Wagners Hand ge -
schrieben und trägt am Ende groß und deutlich seine üblichen
Initialen R. W. mit Schleife, mit Ausnahme der Stimme des
zweiten Fagotts, bei welcher die Initialen fehlen. Hiezu fügt
der Katalog folgende Ausführungen: »Wir lesen in »Glasenapp,
das Leben Richard Wagners«, 3. Auflage, Bd. II, zweite Ab -
teilung, S. 169 (im Kapitel über Wagners Züricher Aufenthalt im
Hause Wesendonck, 1857/58): »Aus der gleichen Quelle (d. h.
von Frau Wesendonck selbst) erfahren wir, wie er einmal, im
Dezember, zum Geburtstage der werten Gönnerin, in der Frühe
Nr. 15/16
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 239
mit 18 auserlesenen Züricher Musikern vor ihrem Schlafgemach
erschienen sei, um von diesen unter seiner persönlicher. Leitung
die »Träume« vortrageu zu lassen, nachdem er dieselben eigens
zuvor für dieses kleine Orchester instrumentiert hatte.« Es unter -
liegt sicherlich keinem Zweifel, daß die hier vorliegenden Or-
chesterstimmen von Wagners Hand diejenigen sind, die zu der
damaligen einzigen Aufführung benützt worden sind. Die Solo-
Violine, welche, wie ich genau verglichen habe, den Inhalt der
Singstimme, Note für Note, ohne die geringste Abänderung
wiedergibt, konnte sich Wagner ersparen zu kopieren, da sie von
der Singstimme selbst abgespielt werden konnte. Dagegen liegt
hier die Kopie derselben bei, und zwar von der eigenen Hand
der Mathilde Wesendonck, die sie am Schluß mit ihren Initialen
M. W. versehen hat. Das vorliegende Orchesterarrangement, das
wohl nur diese einzige Aufführung erlebt hat, ist sonst gänzlich
unbekannt und selbstverständlich auch unediert.«
(Neue Briefe von Liszt.) Die kürzlich verstorbene
hervorragende Liszt-Biographin Lina Ra mann hat eine große
Anzahl bisher noch ungedruckter Briefe Liszts hinterlassen.
In ihrem Testament hat sie letzwillig angeordnet, daß die
wertvollen Handschriften zu einer »Lisztiana« zusammen -
gestellt und veröffentlicht werden sollen. Mit der literarischen
Zusammenstellung hat die Erblasserin den Professor Dr. Arthur
Seidl in Dessau beauftragt. Der Nachlaß ist um so wert -
voller, als er auch Memoiren in Form genauer Tagebuch-
zeichnungen enthält. Auch Handschreiben der Fürstin
Wittgenstein und Hans v. Bülows sind vorhanden.
Wo die »Lisztiana« erscheinen wird, steht heute noch nicht
fest, da Wünsche der Erblasserin berücksichtigt werden
müssen.
Bibliophilie.
(Die Bibliothek Leo Hirschbergs.) Aus
Berlin wird uns berichtet: Dr. Leopold Hirschberg, ein
in den weitesten Kreisen Deutschlands bekannter musikalischer
Vortragskünstler, seines Zeichens praktischer Arzt, ist gleich -
zeitig -einer der findigsten und glücklichsten Sammler auf dem
Gebiete der neueren deutschen Literatur. Es war ihrn das er -
staunliche Kunststück gelungen, mit unverhältnismäßig geringen
Mitteln eine geradezu beispiellos kostbare Büchersammlung zu -
stande zu bringen. Sie beschränkt sich auf deutsche Literatur
des IS. und 19. Jahrhunderts, und dürfte hinsichtlich der Voll -
ständigkeit von Erstdrucken der klassischen und romantischen
Zeit kaum ihresgleichen unter den deutschen Privatbibliotheken
finden. Die Bibliothek Hirschberg erregte den Neid aller
deutschen Sammler. Nunmehr ist dieser kosibare literarische
Schatz in den Besitz der königlichen Universitätsbibliothek
Berlin übergegangen. Allerdings hat der vom Glück so über -
aus begünstigte Sammler sich die Gesamtausgaben Vorbehalten.
Er soll ferner die Bedingung gestellt haben, daß die von ihm
gesammelten Bücherschätze in einem gesonderten Zimmer der
Universitätsbibliothek aufgcstellt und als »Bibliothek
L. e o p o 1 d Hirschberg« für alle Zeit kenntlich gemacht
werden. Was vor vielen Jahrzehnten beim Ankauf der be -
rühmten Meusebachschen Sammlung durch Friedrich
Wilhelm IV. dem damaligen großen Büchersammler und
-kenner seitens der Bibliotheksverwaltung nicht zugestanden
wurde, das hat sein glücklicherer Nachstreber für sich durch -
zusetzen. verstanden. So hat Leopold Hirschberg beizeiten für
seinen Nachruhm als Bibliophile zu sorgen gewußt.
(Der Nachlaß Nikolaus Müllers.) Aus dem
Nachlaß des Professors Nikolaus Müller, des hervor -
ragenden Lehrers der christlichen Archäologie an der Ber -
liner Universität und Leiters der christlich-archäologischen
und epigraphischen Sammlung, der im vorigen Herbst plötz -
lich in Berlin starb, sind der Hochschule verschiedene wert -
volle Gaben zugekommen. Zur Erinnerung an den Gelehrten
schenkten seine Erben der einst von ihm geleiteten Samm -
lung und dem theologischen Seminar eine große Zahl von
Büchern, Bildern und Altertümern aus seinem Nachlaß.
(Kuriosa aus einem Biiclierkataloge der
Leipziger O s t e r in e s s e 1713.) Es ist sicher, daß sich
die langen Titel der Bücher sowohl bei den Schriftstellern als
auch beim Publikum heute keiner besonderen Gunst mehr er -
freuen. Anders lagen die Verhältnisse vor 200 Jahren, da lange
Beschreibungen über den Inhalt eines Buches das Titelblatt
füllen mußten. Aber nicht nur Bücher mit langen, sondern auch
mit ganz kuriosen Titeln sind damals auf dem Markte er -
schienen. Das erhellt unter anderem aus einem Katalog der
Leipziger Ostermesse aus dem Jahre 1713, dem wir die folgen -
den Kuriosa entnehmen: Speculationes bei Schlaff-losen
Nächten. — Hildebrands Fortsetzung der besonderen Ge -
danken über die Frage: ob die verstorbenen Heiligen für die
Menschen auf Erden beten, wieder Hr. M. David Hermanns
bessere Gedanken. — Hildebrands Gewissens-Frage, ob einem
Ehe-Mann, der ein Christ sein will, erlaubet sey, an sein Ehe-
Weib welche böse ist, mit Ohrfeigen oder Prügeln etc. Hand
anzulegen. — Früh-Mittel wider den Sünden-Gifft. — Adami
Delician Poenitentiales, oder BußHirgötzlichkeiten über 103
Sprüche. — Bewährter Unterricht von gesunder Zubereitung
des Coffe-Geträncks. — Die ganze Gelahrtheit über Haupt. —
Beschreibung der Magen-Bürste, — Gedanken von der
Lutherischen und Reformierten Religion und derselben Ver -
einigung. — Jacobi Gott und gnug. — Bechmanns Vergiß mein
nicht, oder Betrachtung der letzten Dinge der Menschen. —
Zippelii Orator in Chatedra Sacra oder der von Natur und
nicht von angemasten Affecten lieblich und angenehme
Prediger auf der Cantzel. — Manir, wie man sich in der Con-
versation verhalten soll. — Thilonis Donner Goettliches
Zorns. — Hornschmidts der fromme Wirth und Christliche
Gast-Hoff. — Grafens Priesterliches Gewissen. •— Historische
Erzählung alles dessen, was zwischen denen heute zu Tage so
genannten Pietisten und den anderen Theologis der
Lutherischen Kirche vorgegangen ist (1713). — Gräfin von
Kent Handbüchlein, oder rare, sonderbahre Artzeneyen (1713).
— Leben und Taten Christoph Wagners, gewesenen Famuli
des Weltberuffenen Ertz-Zauberers D. Faustens, zum Spiegel
und Warnung vor dem abscheulichen Laster der Zauberey
ans .Licht gestehet. — Hinkende Staats-Both, 64—66 Reise. —
Paullini Bauken-Physica. — Dessen Hoch und wohlgelahrtes
Frauen-Zimmer. •— Artemidori großes vollkommenes Traum-
Buch (1713). — Galante Correspondenz in historischen und
galanten Briefen (1712). — Haeveckers lebendig-todte
Trunckenbold. — Eines scharff-sinnigen und ingenieusen Poeten
Trauer- und Freuden-Gedichte (in Quartformat). — Hoheburgs
verwirrter teutscher Krieg.
(Die Bibliophilie als Ausstellungsgegen -
stand.) Auf der 1914 in Leipzig stattfindenden Inter -
nationalen Buchgewerbe-Ausstellung wird zum erstenmal die
Bibliophilie als Ausstellungsgegenstand erscheinen. Diese
Sonderabteilung wird neben der von Geheimrat Lam-
p r e c h t geleiteten Halle der Kultur wohl einer der an -
ziehendsten Punkte dieser Weltschau des Buches werden. Das
Gesamtprogramm der Gruppe ist sehr umfänglich und wird
keine Keite der Biichcrliebhaberei außer acht lassen. Als
Mittelpunkt ist das Samrrielzimmer eines modernen Biblio -
philen gedacht worden. Die Mitglieder der deutschen und
österreichischen Bibliophilen-Gesellschaft. die über zahllose
seltene Kostbarkeiten verfügen, haben sich bereit erklärt, zur
Vervollständigung der Ausstellung Geeignetes aus ihrem
Privatbesitze herzuleihen.
Bilder.
(Ein Rembrandt auf dem Trödelmarkt.)
Russische Blätter berichten: Ein Rembrandt-Porträt wurde,
gänzlich verwüstet, aus dem Nachlaß eines einst reichen
Mannes auf dem Trödelmarkt in Petersburg für wenige
Rubel verkauft. Ein bekannter Petersburger Sammler erwarb
das Bildnis, dessen unzweifelhafte Echtheit er erkannte, für
12.000 Rubel.
(Das wieder erstände ne Madonnenbild
Be 11 i n i s.) Aus Rom wurde irr der Vorwoche gemeldet, daß
ein Priester der Kirche Santa Maria in Trastevere ein Bild
des berühmten Venezianer Meisters Giovanni B e 11 i n i um
hohen Preis verkauft habe, nachdem er vorher erklärt hatte,
es sei bei einem Brande der Sakristei seiner Kirche zerstört
worden. Die »Tribuna« hat es sich angelegen sein lassen, der
Sache auf den Grund zu kommen und weiß darüber folgendes
Seite 240
Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 15/16
zu erzählen: Im Jahre 1907 hat der Generaldirektor der :
Schönen Künste Ricci bei seinen Besuchen in den Kirchen
Roms dieses. Bild in der Sakristei von Santa Maria in Traste-
vere entdeckt und es der Schule Giovanni Bellinis zuge- |
schrieben. Er ließ es sofort photographisch aufnehmen und j
sandte die Photographie dem Professor Cantalamessa,
damit er es .im »BolLettino ö’Arte« als einen neuentdeckten
Schatz der altvenezianischen Schule veröffentlicht. Cantala-
messa schrieb zu dem Bilde eine Notiz, in der er die Meinung
aussprach, es sei von einem Schüler Bellinis, nämlich von
Benedetto Diana, der öfters Reproduktionen der Madonnen |
des Meisters anfertigte. Im Jahre 1911 brach in der Sakristei [
von Santa Maria di Trastevere Feuer aus, wobei deren ganze
Einrichtung verbrannte. Unter dem Schutt fanden sich noch ,
einzelne Stücke des schweren geschnitzten Goldrahmens vor, in j
welchem das Bild sich befunden hatte. Verwahrer der Kirche !
und der Sakristei war Don Martino Crescini, der sofort zu- j
gab, das Feuer könne durch eine ewige Kerze entstanden sein, i
die er selbst aus Frömmigkeit vor einem Heiügcnbilde Tag und ;
Fig. 15. Exlibris Roseggers.
Nacht brennen lasse. Damit war die Sache abgetan. Aber der
Direktor der Schönen Künste hatte Verdacht geschöpft und
sandte die Photographie des Bildes an das Amt in Florenz,
welches darüber zu entscheiden hat, ob ein Bild ausgeführt
werden dürfe oder nicht. Das Amt möge, wenn ein Tafelbild,
das der Photographie entspricht, zur Ausfuhr gemeldet werde,
sofort eie Direktion benachrichtigen. Vor vier Wochen kam
nun ein bekannter Antiquitätenhändler in das Amt, brachte das
Bild mit. das nach Aussage des Verkäufers aus Paris gebracht !
worden war, und verlangte einen Schein, womit ihm dies be -
stätigt wird. Mit diesem Scheine in der Hand kann er dann
jederzeit das Bild wieder ausführen. Das Bild wurde sofort
mit Beschlag belegt und die Untersuchung über seine Herkunft
ergab folgendes: Der erste Käufer des Bildes war ein hoch -
angesehener römischer Prälat, Monsignore Eugenio Passe-
r i n i, der es, wenn auch mit Widerwillen und auf dring -
liches Zureden seitens des Martino Crescini, erstanden hatte.
Dieser letztere besuchte ihn nach oberflächlicher früherer Be- j
kanntschaft in seiner Wohnung und schlug ihm den Kauf eines j
Bildes der venezianischen Schule aus dem 15. Jahrhundert vor. j
Er könne es billig bekommen und damit ein gutes Geschäft I
machen. Der Monsignore lehnte ab. er verstehe nichts von der-
aitigen Dingen und habe nicht die Mittel für Luxusausgaben.
Trotzdem kan Crescini zwei Tage später mit dem Bilde und 1
redete dem Prälaten so lange zu, bis dieser halb und halb
eir.wiiligte, das Bild gegen Ausstellung von vier Wechseln
zu je 1125 Lire zu erwerben. Der erste dieser Wechsel sollte
am 15. Juli fällig sein. Sehr bald bereute der Monsignore den
Kauf. Das Bild gefiel ihm nicht, er hängte es nicht einmal auf
fX ums Mssm
OflROlÜÖ öRCHLICKt
aspamowty
Fig. 16. Exlibris Vrchlickys.
und schrieb mehrere Mab dein Crescini, er wünsche, den Kauf
zu annullieren. Dieser antwortete lange nicht, kam aber dann
einmal zu Passerini, erklärte, schon einen Käufer für das Bild
in Aussicht zu haben und nahm es mit, um es letzterem zu
zeigen. Seither hat der Monsignore das Bild nicht mehr ge -
sehen, lebte aber in der beständigen Angst, die Wechsel be -
zahlen zu müssen, wenn sie fällig wurden. Don Martino wurde
von einem anderen Geistlichen veranlaßt, zur Quästur zu
kommen, wo man ihm den Sachverhalt vorhielt und ihn trotz
seines entschiedenen und beharrlichen Leugnens in Gewahr -
sam behielt.
Exlibris.
(D i c h t e r - E x 1 i b r i s.) In Fig. 15 bringen wir das
Buchzeichen Peter Roseggers, der eben unter dem Jubel
des deutschen Volkes in Oesterreich seinen siebzigsten Geburts-
Fig. 17. Exlibris Ellen Keys.
tag feiert. Es kann hier nicht der Ort sein, den gottbegnadeten
Dichter zu würdigen, dessen schönste Seite seine Menschen -
liebe ist. Der Diogenes, den das Exlibris verkörpert, ist er
selbst, nur mit dem Unterschiede, daß sein Suchen kein ver-
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 241
Nr. 15/16
gebliohes gewesen. Er hat die Herzen aller gefunden, die nicht
taub für die süße Stimme der Menschlichkeit sind. — Das Ex -
libris Jaroslav V r c h 1 i c k y s (Fig. 16) zeigt uns den großen
tschechischen Dichter, dem Freund Hein viel zu früh die Feder
aus der Hand gewunden hat, in seiner Werkstätte. Dem
Schaffenden sieht die Muse wohlwollend zu. — Das kriegerische
Exlibris mit der selbstbewußten Inschrift: »Manu forti« (»Mit
starker Hand«) (Fig. 17) gehört einer Dame au, Ellen Key, der
unerschrockenen Vorkämpferin für Frauenrecht, die mit ihrer
Schrift »Mißbrauchte Frauenkraft und natürliche Arbeitsgebiete
der Frau« große Sensation erregte.
Heraldik.
(Die heraldische Sammlung Ledebur.) Die
bekannte Ledebursche heraldische Sammlung ist für den
Preis von 140.000 Franken an einen französischen Baron ver -
kauft worden und geht nach Rouen. Frankreich darf sich
sonach wieder rühmen, die weitaus umfangreichste und wert -
vollste Sammlung dieser Art zu besitzen. Auf diesen Ruhm
durfte es nach einem Aufsatz des Archivdirektors Dr. H a u-
viller in Metz (in der Vierteljahrsschrift des »Herold« 1910)
Anspruch erheben, bevor es dem hervorragenden Heral -
diker General Freiherrn v. Ledebur gelungen war, seine kost -
baren Schätze zusammenzutragen; die große Anzahl seltener
Originale uralter deutscher und fremder Kaiser- und
Königsiegel und wohl lückenlos die Siegel aller euro -
päischen Dynastien durch sechs Jahrhunderte hindurch bis
zum Ringsiegel des jetzigen Kaisers sowie die umfangreichste,
bestgeordnete und interessanteste Wappensammlung
der Welt.
Numismatik.
(Münzauktion im Dorotheum.) Bei der Miinz-
auktion, die am 25. und 26. Juni im Dorotheum in Wien
abgehalten wurde, erzielten sieben Augsburger Taler aus den
Jahren 1627, 1692 und 1764 K 1450. Die Preise der Gold -
münzen bewegten sich zwischen 10 und 40, jene der Silber -
münzen zwischen 5 und 25 Kronen. Von modernen Medaillen
erzielte den höchsten Preis, die von A. S c h a r f f auf den
Tod Hans von B ü 1 o w s (37 K), eine J-’lakette desselben
Künstlers auf Anton Dreher zahlte man mit 18 K, die Me -
daille der Ebher-Eschenbach von Rudolf Mar -
schall mit 10.50 K, die Medaille auf Meyerbeer von Rad -
nit zky mit 16 K.
(Großer Miinzenfund.) In dem nächst Pyrmont ge -
legenen Dorfe Gießen fanden spielende Kinder in einem
dichten Gestrüpp einen Topf mit nicht weniger als 1800 Münzen,
die aus dem 15., 16. und 17. Jahrhundert stammen. Die Münzen
repräsentieren einen sehr großen Wert.
Philatelie.
(Neuheiten.) An Neuheiten weiden uns gemeldet:
Brasilien. Mit Brustbild des Staatsmannes Baron
da Rio Branco Briefmarke zu 1000 Reis.
Bfm. 1000 R. d’griin, gez. 12.
B r i t. - I n d i e n. An Marken im neuen Dessin sind
weiter erschienen:
Fis;. 18.
Bfm. 1 Rupie braun-grün.
2 Rupien gelbbraun-karmin.
10 » rotlila-grün.
15 » blaßolive-blau.
W. Z. Stern gez. 14.
Unsere Abbildung (Fig. 18)
früher ausgegebenen Wert von 3
zeigt den
Annas.
Griechenland. Von der neuen Gedenkmarke liegt
nun der ganze Satz vor. Die Embleme der Wertzeichen, das
Strahtenkreuz der Akropolis und den die Schlange entführen -
den Adler (siehe Fig. 19 und 20), deuten wir in der Auf -
stellung mit »Adler« und »Kreuz« an.
i
Fig. 19.
Fig. 20.
Bfm.
1 Lepton braun (Kreuz)
2 Lepta orangerot (Adler)
3 » orange (Adler)
5 » d’olivgriin (Kreuz)
10 » rosa (Kreuz)
20 » violett (Kreuz)
25 » blau (Adler)
30 » blaugrün (Kreuz)
40 » graublau (Adler)
50 » blau (Kreuz)
1 Drachme violett (Adler)
2 Dr. sepiabraun (Kreuz)
3 » schieferblau (Adler)
5 » grau (Kreuz)
10 » karrnin (Adler)
25 » grau/schwarz (Kreuz)
Portugal. Diese Republik
stellt sich mit einer lokalen
Gedenkmarke für Lissabon ein,
die, wie Fig. 21 zeigt, sehr hübsch
ausgefallen ist.
Ged. Bfm. 2 Cent, braun (Alle -
gorie), gez. 12.
(Neue bayerische Briefmarken.) Bayerische
Blätter berichten: Neue bayerische Briefmarken mit dem Bild -
nis des Prinzregehten Ludwig werden im August zur Aus -
gabe gelangen. In weiten Kreisen wird dH Wiedereinführung
der alten Wappenreihe angestrebt; sie wird wahrscheinlich
auch zur Ausführung kommen. - Diese Nachricht entspricht,
wie wir hören, nicht ganz den Tatsachen. Es ist wohl richtig,
daß neue bayerische Briefmarken kommen werden. Entwürfe
liegen auch bereits vor und sind vom Verkehrsminister dern
Regenten unterbreitet worden; eine Entscheidung für irgend
einen Entwurf ist aber noch nicht gefallen. Es ist also die
Mitteilung, daß die neuen Marken das Bildnis des Prinz-
regenten tragen und daß sie bereits im August zur Ausgabe
gelangen werden, nur eine Kombination. Feststehend ist, daß
die neuen Marken nach einem ganz neuen Verfahren herge -
stellt werden sollen, das eine außerordentliche technische
Vollkommenheit des Markenbildes, wie eine große Farben -
schönheit verbürgen soll.
(Schlecht entwertete französische Brief -
marken.) Ein werkwürdiges Licht auf den Betrieb der fran -
zösischen Postverwaltung wirft ein Rundschreiben des Unter -
staatssekretärs der Post. Darin werden die Postdirektoren
aufmerksam gemacht, daß vielfach die Briefmarken zu nach -
lässig abgestempelt und nicht genügend entwertet werden, so
daß sie oft vom Publikum ein zweites Mal benützt werden
können. Man hat in einem Pariser Postamt festgestellt, daß an
einem Tage die Marken von 400' Briefen, d. h. 3 Prozent der
eingelaufenen Briefschaften, nicht entwertet waren, und man
Seite 242
Internationale Sammler-Zeitung.
berechnet daher, daß durch diese Nachlässigkeit die Post in
Paris allein 821.250 Franken jährlich verliert.
(Erinnerungsmarken für Kreta.) Durch könig -
lichen Erlaß wurde die Herausgabe eines Erinnerungspost -
wertzeichens im Betrage von 25 Lepta für Kreta und für die
Dauer eines Jahres verfügt. Abgebildet ist die Westseite der
Festung auf dem Eiland Suda am Eingänge in die gleichnamige
Bai mit der zürn Andenken an König Georg I. von Griechen -
land wiederhergestellten Kirche. Neben dieser erhebt sich der
Flaggenschaft mit der griechischen Flagge. Unten steht das
Wort Suda, oben Hellas und der Nennwert 25 Lepta. Auf den
Vertikalsciten ist zu lesen links 1. Februar, Datum der Herab -
holung der türkischen und Hissung der griechischen Flagge,
rechts 1. Mai 1913, Datum des Beginnes der Wiederherstellung
des alten Kirchleins. Der Erlös aus dem Verkauf dieses Post -
wertzeichens ist zur Vollendung und Ausschmückung der
St. Georg gewidmeten Kirche bestimmt.
Uhren.
(Eine Rohrbacher Uhr aus dem 18. Jahr -
hund e r t.) Unter den jüngsten Neuerwerbungen des Linzer
Museums befindet sich, wie wir einem Berichte des Direktors
Dr. Hermann Ubcll (»Linzer Tagespost« vom 27. Juli, S. 17)
entnehmen, eine aus Rohrbach stammende, fast einen
Meter hohe, reich geschnitzte, bemalte und vergoldete Uhr
von zirka 1780. Sie zeigt schon reine Louis XVI.-Formen; um
so verwunderlicher ist cs, daß damals die Kenntnis von der
Entdeckung Australiens noch nicht bis zum Schnitzer des
Uhrgehäuses vorgedrungen war. ln der Säulenhalle, welche
den runden Uhrkasten trägt, ist nämlich dargestellt, wie die
vier Weltteile, ziemlich phantastisch personifiziert, dem in
einem Strahlenglanz aufleuchtenden Namen Jehova, vor einem
brennenden Opferaltar huldigen. Zu Amerika, Europa, Asien
und Afrika hat sich aber Australien noch nicht gesellt. Der
obere Abschluß der Uhr zeigt gleichfalls, vollrund geschnitzt,
bemalt und vergoldet, auf einem Sockel thronend, Chronos,
den Gott der Zeit, mit Stundenglas und Hippe; zu seinen
beiden Seiten auf Voluten stehen vergoldete Adler.
Verschiedenes.
(Eine Breughel -Ai us. Stellung in B; e r 1 i n.)
Man schreibt uns aus Berlin: Im Kupferstichkabinett der
k. Museen wurde dieser Tage eine Ausstellung eröffnet, die
dem Schaffen Pieter Breughels des Aelteren gewidmet
ist. Soweit es mit den Mitteln einer graphischen Sammlung
möglich ist, Wird hier zum erstenmal einem weiteren Kreis
ein Ueberblick über das Werk des Meisters geboten, des
Stammvaters der Künstlerfamilie Breughel, dessen Bilder in
der Hauptgalerie im Wiener Kunsthistorischen Hofmuseum
zu finden sind. Den breitesten Raum in der Ausstellung
nehmen die Stiche ein. Sein Feld waren vor allem die reine
Landschaft- und die volksmäßige Sittenbildkunst, daher er
denn auch als Begründer der niederländischen Bauernmalcrei
den Namen »Bauernbreughel« erhalten hat
(»B aden in der bildenden Kuns t.«) In Baden
bei Wien wurde am 15. v. M. eine ganz eigenartige, in ihrer
Art vorbildliche Ausstellung eröffnet. Sie enthält neue Kunst -
werke, welche entweder durch die Sujets und Motive oder
durch die darstellenden Künstler Beziehungen zu Baden be -
sitzen. Alte und moderne Meister, die in der schönen Kurstadt
arbeiteten oder Badener Landschaftsbilder und Porträts malten,
sind hier vereint — von 1800 bis 1913. Sonst in Archiven und
im Privatbesitz verborgene Oelbilder, Handzeichnungen,
Aquarelle, Münzen, Medaillen, Radierungen wechseln da in
überaus feinfühliger Auswahl und verständnisvoller Gruppierung
Nr. 15/16
ab. Meisterwerke von .1. B. Lamp i, Eduard, Thomas und
Johann Ender, Badener Veduten von Jakob und Rudolf A11
hängen in einer Reihe mit gleichwertigen Blättern von
Höger, Mu nsch und Moeßmer. Eine Eederzeichnung
von M. v. Schwind zu einem Gedichte von H. Roll et t
ist eine kostbare Reliquie. Die beiden Altösterreicher Georg
und Stephan Decker sind durch vortreffliche Porträts aus
ihrer Blütezeit vertreten, und der in Baden geborene Maler
A. C a n z i wirkt als unbekannter Einheimischer trotzdem durch
die Kraft und Finesse seines Könnens. Die »Gegenwärtigen«
haben ihren Salon für sich. Karl Probst ist ein Mittelpunkt
des Interesses durch sein Bildnis der Protektorin der Ausstellung,
der Erzherzogin Marie Rainer, ebenso David Kohn durch
sein allgemein bewundertes Porträt des Erzherzogs Rainer,
das letzte, zu dem der kaiserliche Prinz gesessen. Auch
P r o b s t s und K o h n s übrige Stücke stehen auf voller Höhe.
Des ersteren Bilder, »Durch die Blume«, »Hero«, »Ein Lanz-
knecht« und das Bild der Gattin des Künstlers verraten großes
Können; Kohns Rötel- und Dreistiftblätter sind ausgezeichnet.
Elise Fülöp-Weber hat Porträts und Interieurstudien aus -
gestellt, Karl Prochaska überrascht durch seine Technik
in der Freilichtbehandlung weiblicher Studienfiguren; Zctschc,
der Altmeister des Wienerwaldes, hat drei entzückende Bildchen
geschickt, Pick -Morin os acht Stilleben zeigen die Ent -
wicklung dieses Malers zur manchmal an die Niederlande ge -
mahnende Tiefe; Tom Di eg er weiß durch seine gut durch -
gearbeiteten Porträts (darunter jene von Bernhard Bau -
meister und Oskar Nedbal) zu interessieren. Es ist un -
möglich, auf alle Details dieser vollkommen gelungenen Aus -
stellung einzugehen, die für Baden und dessen Kunst -
bestrebungen ehrenvolles Zeugnis ablegt. Der Wiener Kunst-
salon H i r s c h 1 e r hat sich um das Zustandekommen der
Ausstellung ein großes Verdienst erworben, desgleichen der
Badener Lokalhistoriker Paul T a u s i g, der mit Sachkenntnis
den Katalog ausarbeitete.
(Gmuiidner Keramik.) Jeder Besucher von
Gmunden wird sich des Töpfergeschäftes an der Ecke der
Theatergasse erinnern. Es zählte zu den ältesten Kaufgewölben
der traditionsreichen Salzkammergutstadt. Nach überkommenem
Handwerksgeist wurde im Hause ein Gewerbe ausgeübt, das
jahrhundertealten, angestammten Ruf zu wahren hatte. Gmundner
Krüge waren schon begehrt, als der Herbersteiner die Bauern
vertrieb. Nicht nur, daß ihre technologische Natur sie zu einem
praktischen Erzeugnis machte (geringes Gewicht und
der Vorzug, besonders kühl zu halten, zeichnete
sie aus), lebte sich auch ein recht charakteri -
sier Kunstdrang darin aus. Gmundner Krüge im
besonderen, Gmünder Keramik im allgemeinen sind
beute bei den Kennern ob ihrer echt volksmäßigen, aus dem
Geiste des bodenständigen Kunsthandwerks stammenden Zeich -
nungen und Bemalungen sehr geschätzt. In dem Töpfergeschäfte
der Theatergasse waren nun gar mancherlei Schätze dieser
einstigen Fertigkeit noch zu sehen. Prächtige Volksfiguren, alte
Gmundner Stadtansichten, die typischen Traunviertier Rosen -
motive gaben Zeugenschaft von einem an dieser Stelle lebendigen
malerischen Gefühl. Seit zwei Jahren ist der alte schlichte
Handwerkerladen verschwunden: an seiner Stelle ist ein ge -
schmackvolles Verkaufslokal für Gegenstände der allerjüngsten
keramischen Kleinkunst. Aus dem Gewölbe des Töpfers und
Hafners Schleiß ist ein kleiner, geschmackvoller Schau- und
hoffentlich auch Kaufraum einer Genossenschaft mit be -
schränkter Haftung geworden. Glücklicherweise ist der alte
Kunstgeist darin geblieben! Nun sitzt der Sohn im Haus und im
Geschäft, mit ihm ein neuer Geist. Die Schöpfer und Sach -
walter unserer fachlichen Kunstschulen sehen da ihre Ideen
und Bemühungen geradezu ideal eingelöst. Unternehmungssinn,
Handwerksfertigkeit und Kunst erfuhren auf Grund heimischer
Vorbilder und Anregungen einen wirklich prächtigen Zusammen -
schluß. Nicht weit vorn Gmundner Bahnhofe erhebt sich heute
eine ganz stattliche Werkstättenanlage, deren Erzeugnisse zum
größten Teil nach — Deutschland und England gehen. Im
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Internationale S
Gmundner Stammgescliäft der alten Familie Schleiß und
sommersüber in einem Laden an der Ischler Esplanade ent -
deckt man jetzt diese ganz eigenartige Heimatskunst. Franz
Schleiß und seine Frau Emilie, aus der Wiener Schule her -
vorgegangen, was man an Hoffmann-, Powolny-Reminiszenzen
deutlich merkt, sind die eigentlichen und hauptsächlichsten Mit -
arbeiter der Gmundner Keramik. Kopenhagener Porzellan ist
sehr mondän, aber diese Gmundner Bauerntrachtstücke, das alte
Kirchgangweibcrle, die lieben Salzkammergutkinder mit Tieren
in Händen oder in irgendeiner impulsiven lebensvollen Be -
wegung, eine Knnolinenlinzerin, haben österreichische Seelen.
Sie sind voll alten Kunstgeistes und trefflicher moderner Tech -
nik. Ihre Stärke und ihr Reiz ist bedingt durch einen Farben -
schmelz, der im Ton aufs glücklichste die alten Bauernfarben
aufnimmt, in der Weichheit und Ausgeglichenheit den besten
und berühmten Mustern — Berlin, Kopenhagen — nachstrebt.
AI,s einer der wenigen freundlichen Züge unserer, der künst -
lerischen Verarmung und Industrialisierung verfallenen Ge -
werbetätigkeit sei er ein wenig ans Licht gerückt.
(W ie Mirbeau zu einem Cezanne ka m.) In
Frankreich sind gegenwärtig die Bilder von Paul Cezanne,
die noch vor zwanzig Jahren verachtet und verspottet wur -
den, sehr gesucht, und Octave Mirbeau, der für den großen
Meister schwärmt, erzählt im »üil Blas«, wie er in den Besitz
eines der besten jener Gemälde gelangt ist. »Als ich eines
Tages,« schreibt er, »bei meinem Verleger Charpentier
war, mußte ich plötzlich einen diskreten Ort auf -
suchen. In dem kleinen verschwiegenen Zimmer-
chen hing ein Bild, das mir ein Meisterwerk zu
sein schien. Um es genauer zu betrachten, kletterte ich auf
den Sitz und schrie von meinem eigenartigen Throne aus laut
auf: »Das ist ja ein Cezanne, ein herrlicher Cezanne!« Man
stürzte herbei und suchte die Türe einzuschlagen, denn man
glaubte, daß ich verrückt geworden sei oder einen Schlag -
anfall erlitten hätte. »Was haben Sie denn,« fragte Charpen -
tier, als ich die Türe freiwillig geöffnet hatte. »Wissen Sie,
was das ist?« antwortete ich feierlich, indem ich auf das Bild
zeigte. »Ein Schund, ein ganz wertloses Bild,« sagte mein
Verleger, ohne aus der Ruhe zu kommen, »ein ganz abscheu -
licher Schund, den Zola von einem offenbar verrückten
Menschen bekommen und den er mir angeschmiert hat, wie
man einem ein falsches Geldstück anschmiert. Ich habe das
Bild schon mehreren Freunden angeboten, aber keiner hat es
haben wollen. Einer wollte mich sogar verklagen, wenn ich
es ihm schenkte. Da habe ich es auch Rache hier unter -
gebracht.« »Sie sind ein Barbar und ein Böotier obendrein,«
sagte ich. »Sie finden das Bild also schön?« unterbrach mich
Charpentier; »dann nehmen Sie es sich nach Hause, und ich
werde Ihnen dafür noch dankbar sein!« Mirbeau ließ sich das
nicht zweimal sagen: er trug das Bild rasch in seine Woh -
nung, reinigte es gründlich und wurde so Besitzer eines der
schönsten Bilder des jetzt so begehrten großen Meisters.
(Rembrandt als Spekulant.) Man weiß, daß
R ein b ran dt im Jahre 1654 sich in schwieriger finanzieller
Lage befand, das Haus, das er verschiedene Jahre vorher in
der St. Anthony-Breedstraat in Amsterdam gekauft hatte, war
noch nicht bezahlt, von allen Seiten hatte er Geld geliehen und
seine Gläubiger wurden stets dringender und ungestümer. Schon
oft hat man die Frage aufgeworfen, wohin das Geld, das Saskia
in die Ehe mitgebracht hat, gekommen ist; Rembrandt selbst
wurde für seine Gemälde sehr gut bezahlt, jedenfalls besser als
ein anderer holländischer Maler seiner Zeit, auch steht fest, daß
er durchaus kein Verschwender gewesen ist, man weiß nur.
daß er ein leidenschaftlicher Liebhaber von Kunstgegenständen
aller Art war, daß er es liebte, sich mit jeder denkbaren künst -
lerischen Pracht zu umgeben, und daß er dafür auf den Auk -
tionen große Summen ausgegeben hat. Seine Wohnung war
denn auch ein kleines, kostbares Museum. Man hat bis jetzt
seine bedrängte Lage, die schließlich zur Zwangsversteigerung
ä mtri 1 e r - Z e i t u ri g.
seines Hauses und seiner Kunstsammlungen führte, ausschließ -
lich als Folge dieser Liebhaberei betrachtet, wiewohl sie den
großen Bankerott des Künstlers nicht genügend erklärt. Jetzt hat
sich herausgestellt, daß noch ein anderer Umstand schuld daran
war. Dr. Abraham B r e d i u s, der bekannte Rembrandt -
Forscher, hat in Rotterdam ein Schriftstück entdeckt, in
welchem der Künstler bekennt, »durch Verluste in der
Negotie sowie durch Schaden und Verluste auf der S e e« in
die bedrängte Lage gekommen zu sein, die ihn verhindere, seine
Gläubiger, darunter auch den Bürgermeister Kornelius W i t s e n,
zu befriedigen. In jener Zeit der fieberhaften Jagd nach Reich -
tum, wo Handel und Schiffahrt riesenhafte Gewinne abwarfen,
beteiligten sich alle Kreise der Bevölkerung an Spekulationen,
der Bürgermeister von Amsterdam ebensogut wie Bedienstete
und geringe Bürger, und es liegt nahe, anzunehmen, daß sich
Rembrandt durch Freunde und Bekannte überreden ließ, sich
auf Spekulationen einzulassen. Auf Gemälde, und Kunst-
gegenstände werden sich diese wohl schwerlich bezogen haben,
vielmehr waren es die riesenhaften Gewinne, welche der Handel
nach Indien damals abwarf, welche ihn verführten, sich an der
»Befrachtung« der Indienfahrer zu beteiligen. Auch gibt nach
dem Tode des Künstlers der Vormünd Titias, der Tochter von
Rembrandts Sohn Titus, als den Grund seiner Forderung, nur
unter der Wohltat des Inventars Rembrandts Nachlassenschaft
für sein Mündel anzutreten, ebenfalls die durch Geschäftsver -
luste herbeigeführte klägliche Vermögenslage an.
(Fälschungen.) Aus Washington wurde kürz -
lich nach Paris gemeldet, daß dort in einem alten Hause der
Hinrichtungsbefehl für die Witwe Capet, d. h. für die Königin
Marie Antoinette, aufgefunden worden sei, und ein
Pariser Blatt gab sogar die Photographie des Dokumentes
wieder. Auf dieser Photographie war auch die Nummer sicht -
bar, die dieses Aktenstück in der Sammlung des National -
archivs erhalten hatte. Man mußte also annehmen, daß es einem
Besucher des Archivs gelungen sei, dieses Papier zu ent -
wenden. Ein Mitarbeiter des »Ternps« hat sich aber in das
Archiv begeben und konstatiert, daß das Todesurteil der un -
glücklichen Fürstin dort noch immer unter der Nummer 1358
in dem Glaskasten 121 ausgestellt ist. Der amerikanische
Sammler, der das Dokument von Washington erworben hat,
ist also durch eine Fälschung getäuscht worden. Er rühmt
sich, noch andere interessante Dokumente zu besitzen, die sich
auf den Halsbandprozeß beziehen, aber es ist zu befürchten,
daß auch sie bloße Nachahmungen oder Fälschungen sind.
(Ein Flugblatt aus dem Jahre 150 9.) Neben der
Hauptwurzel des Zeitungswesens, dem Briefe, spielt das Flug -
blatt eine große Rolle in dessen Entwicklung; im Grunde ge -
nommen auch ein Brief, nämlich der Bericht irgend eines
Mannes an einen Freund über ein wichtiges Zeitereignis, nimmt
die Flugschritt doch insofern eine besondere Stellung ein, als
die Versender dieser Flugschriften sich schon ziemlich früh der
Buchdruckerkunst zu ihrer Verbreitung bedienten. Einer der
Fürsten, der sich dieser frühesten Zeitungen zur Förderung
seiner Interessen mit besonderer Vorliebe bediente, war Kaiser
Maximilian 1., der »letzte Ritter«. Eine solcher Flug -
schriften hat Isak C o 11 i j n zu Upsala auf der Universitäts -
bibliothek entdeckt; es ist die Kopie und Abschrift eines" Briefes
über die Niederlage der Venetianer im Jahre 1509; er ist aus
der Druckerei von Hans Borchard in Hamburg hervorge -
gangen. Auch die Hamburger Stadtbibliothek besitzt eine solche
Inkunabel, die aber nicht aus Hamburg, sondern aus der
Mohrenkopfdruckerei in Lübeck stammt. In den Mitteilungen
der Stadtbibliothek ist dieser frühe Vorgänger unserer heutigen
Zeitungen unter dem Titel »Van dem nedderval der Veneddyer.
Zwei niederdeutsche, in Lübeck und Hamburg gedruckte Aus -
gaben einer Maximilianischen Flugschrift aus dem Jahre 1509.
Mit fünf Blättern in Faksimilie« zum Abdruck gelangt. Der
Herausgeber Collijn hat die Stellung der Flugschrift in Literatur
und Geschichte sehr interessant dargestellt, nur scheint ein
Hinweis darauf zu fehlen, daß diese Flugschriften in jener Zeit
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Internationale Sammler- Zeitung.
Nr. 15/16
dasjenige ersetzen sollten, was wir heute unter Zeitungen ver -
stehen; da sie obendrein aus dem Feldlager des Kaisers kamen,
hatten sie gewissermaßen offiziösen Charakter und waren be -
stimmt, für die kaiserliche Partei zu werben.
Museen.
(Salzburger städtisches Museu m.) Aus Salz -
burg wird uns gemeldet: Im Sternbräu zu Hallein befand
sich eine Reliefplatte aus Solenhofener Stein, die zu den wert -
vollsten alten Plastiken im Lande gehört und die biblische
Gegebenheit der heiligen Magdalena darstellt. Die Gefahr, daß
das hervorragende Kunstwerk außer Landes käme, wurde nun
dank der Initiative des Bürgermeisters 011 abgewehrt. Das
Relief wurde dieser Tage für das Salzburger städtische Museum
um 450Ü K erworben.
(Ein Porträt von Feuerbach.) Wie uns aus
H e i d e 1 b e rg berichtet wird, haben die dortigen städtischen
Sammlungen, dank der Schenkung eines ungenannten Heidel -
bergers, ein von Anselm Feuerbach im Jahre 1867 ge -
maltes Bildnis seiner Mutter Henriette erwerben
können. Frau Feuerbach, die, wie bekannt, lange Jahre in
Heidelberg gewohnt hatte, war in den 60er und 70ter Jahren
Abteilungsvorsitzende des Heidelberger Frauenvereines ge -
wesen, in dessen Besitz sich bisher das schöne Bild befand.
(Tichatschek-Erinnerungen.) Eine ansehn -
liche Sammlung von Erinnerungen an den Sänger Josef
Tichatsch ek, den Freund Richard Wagners, hat, wie
man uns schreibt, soeben das Dresdener Körner-Museum von
Tichatscheks kürzlich in Brüssel gestorbener Tochter, Frau
Josefa, verw. Rudolph, in Erfüllung eines letztwilligen
Wunsches des vor 27 Jahren heimgegangenen Künstlers er -
halten. Der Rat der Stadt Dresden hat das Geschenk ange -
nommen; eine Sichtung wird Näheres über ihre Bedeutung
ergeben.
(Ein Dichtermuseum in Paris.) Wie wir dem
»Journal des Dcbats« entnehmen, haben die literarischen Kreise
von Paris den Beschluß gefaßt, ein Museum zu gründen, das
ausschließlich der Erinnerung an jene französischen Dichter
gewidmet sein soll, die längere oder kürzere Zeit in Paris
gelebt haben. Bisher sind in der französischen Hauptstadt nur
zwei Dichter der Ehre eines eigenen Museums gewürdigt
worden: Sully Prudhomme, dessen mit künstlerischem
Geschmack ausgestattete Wohnung dem Elysce gegenüber vor
allem durch ihre an Seltenheiten reiche Bibliothek den Cha -
rakter eines Museums trägt, und Viktor Hugo, dessen Wohn -
haus an der Place des Vodges, in dem er die arbeits- und er -
folgreichsten Jahre seines Lebens verbrachte, an seinem hun -
dertsten Geburtstage im Jahre 1902 zu einem Museum umge -
staltet wurde. Nach dem Vorbilde dieses Museums, das
übrigens auch zahlreiche Bilder und Handschriften der mit ihm
befreundet gewesenen Dichter und Schriftsteller enthält, soll
nun ein Pariser »Dichterheini« (maison de poetes) gegründet
werden, dessen Aufgabe darin besteht, in Bildern und Hand -
schriften — später soll sich auch eine Bibliothek anschließen
— ein abgerundetes Bild der französischen Literatur des ver -
gangenen Jahrhunderts zu liefern.
(Die R umpelkammer des Louvre-
Museums.) Seit vielen Jahren hat sich in den Boden -
räumen des großen französischen Nationalmuseums eine Un -
masse von Bildern angesammelt, ausschließlich Kopien, die
auch in den Provinzialmuseen keinen Platz mehr finden. Es
sind das übrigens keine Erwerbungen, sondern einfach Ar -
beiten, die von den Künstlern oder solchen, die es zu sein
glauben oder glaubten, dort gelassen und nie wieder rekla -
miert wurden. Bisher konnte man mit diesen Kopien, unter
denen sich manche ganz gute befinden, nichts anfangen, da das
Gesetz nicht, gestattet, sie als verlorene Gegenstände zu be -
handeln. Man mußte sie also aufspeichern. Der Senat dürfte
aber demnächst das von der Kammer bereits Ende 1ÜH0 an -
genommene Gesetz gutheißeu, das, um diesen Aufspeiche -
rungen ein Ende zu machen, dem Staate gestatten will, die
Kopien, die in den Museen von Künstlern gelassen werden, zu
veräußern. Ein Teil wird übrigens nach sorgfältiger Auswahl
den Provinzialmuseen gegeben werden, die von den betreffen -
den Meistern keine Bilder haben. Die anderen werden auf
dem Hofe des Louvre zur Versteigerung gelangen. Um nur
einen Begriff davon zu geben, was sich da alles angesammelt
hat, sei bemerkt, daß die Zahl der Kopien der verschwun -
denen »Monna Lisa« allein 250 erreicht.
(W ie ein amerikanisches Museum sammelt,)
Kein Museum der Erde hat in den letzten Jahren eine so groß -
artige Sammeltätigkeit entfaltet, wie das Amerikanische Mu -
seum für Naturwissenschaften in Washington. Im Jahre
1912 sind nicht weniger als 3 5 Trupps unter Führung von
Fachgelehrten auf Reisen gewesen, um die 'Bestände des Mu -
seums zu vermehren, nicht nur im Gebiet der Vereinigten
Staaten oder überhaupt in Amerika, sondern in allen Erd -
teilen mit Ausnahme Australiens. Diese große Leistung ist
selbstverständlich nur durch den Aufwand außerordentlicher
Mittel möglich, die dem Museum zur Verfügung stehen. Dabei
beschränken sich die Expeditionen nicht nur auf die Erwerbung
naturwissenschaftlicher Gegenstände, sondern sie sind ange -
wiesen, die besuchten Gegenden möglichst eingehend zu stu -
dieren und Photographien sowie andere Aufnahmen von Län -
dern und Völkern mitzubringen. Der Ehrgeiz der Amerikaner,
ihre Museen über die weit älteren Sammlungen Europas zu er -
heben, wird auf diesem Wege bald seine Befriedigung gefunden
haben.
Vom Kunstmarkt.
(Auktionen bei Lepke.) Bei Rudolf Lepke in
Berlin werden im Herbst zwei Sammlungen versteigert wer -
den, die in den Kunstkreisen Berlins par renomme bekannt
sind. Die eine ist die Majolikasammlung A. v. Beckerat h.
die über 300 Nummern umfaßt und deren Katalog ein wich -
tiges Dokument für die Entwicklung dieser Kunstgattung
Italiens bilden wird. Durch B o d e s große Publikation über
die Frühzeit der italienischen Majoliken ist der Schwerpunkt
der künstlerischen Betätigung speziell nach Toskana verlegt,
und gerade über diese florentinische Epoche gibt die Samm -
lung Beckerath eine Reihe ungekannter Varianten. Qualitativ
und numerisch ist sie außerordentlich reich; es sind ferner
noch unter den Primitiven vor allen Dingen Orvieto und die
frühen Mezza-Majoliken zu nennen, im Anschluß daran die
Arbeiten von Siena, von Deruta und Castell Durante. Mit
wenigen, aber vorzüglichen Stücken ist Gubbio und in einer
großen Anzahl von Exemplaren die Werkstätten von Faenza
und Casa Pirota vertreten. Die andere Sammlung gehörte
dem verstorbenen Kommerzienrat August Z e i ß. Der Ver -
blichene hat alle Arten der Renaissancekunst und der Gotik
in distinguierter Auswahl gesammelt. Unter den Bronze -
arbeiten finden wir Donatello, Riccio, Giovanni da Bologna
und Sansovino, unter den Tonarbeiten den Donatello-Nuch-
folger (Meister der unartigen Kinder), Desiderio da Settig-
nano, Luca della Robbia u. a., ferner wertvolle deutsche
Holzskulpturen der süddeutschen und Tiroler Schulen des
16. Jahrhunderts, einige italienische Majoliken, deutsche
Töpferei, deutsche Silberarbeiten des 16. Jahrhunderts und so
weiter, einen Jan Mostaert, ein Kinderköpfchen von van Dyck,
einen Rrekelenkam, Molenaar, und unter modernen Meistern
die beiden Achenbachs, Lenbach, Max Liebermann und
Menzel.
(Herbstauktionen in der Galerie Hel -
bing.) Die Auktion der Sammlung M. Guggenheim, die
im Palazzo Balbi in Venedig unter Leitung von Hugo
H e 1 b i n g (München) und A. R a rn b a 1 d i (Bologna) statt-
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Internationale Sammler-Zeitung.
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findet, ist nun für Ende September festgesetzt worden. Den
wichtigsten Bestandteil bilden die alten Oelgemälde, die wir in
der vorigen Nummer besprochen haben. Daneben befinden
sich aber interessante Bronzen (Plaketten, Medaillen und de -
korative Renaissancearbeiten), Keramik verschiedener Art,
Textilien und Teppiche, Handzeichnungen und Kupferstiche.
Die modernen kunstgewerblichen Arbeiten bestehen in künst -
lerisch sehr hochstehenden Möbeln, in zahlreichen Marmor-
lind Steinarbeiten und in Bronzen. Die meisten dieser Neu-
schöpfungen schließen sich an den venezianischen Renaissance -
stil an. Der Katalog, der über 1300 Nummern verzeichnet und
mit 56 Lichtdrucktafeln illustriert ist, wird Mitte August in
französischer Sprache erscheinen. — Am 7. Oktober wird bei
H e 1 b i n g in München eine Sammlung von Schweizer
Wappenscheiben aus fürstlichem süddeutschen Schloßbesitz
folgen. Unter den wertvollen Beständen sind die verschie -
densten Zentren und Meister dieser immer mehr geschätzten
Kunst vertreten. Der Katalog mit zirka 60 KÜscheeabbil-
dungen im Text erscheint Ende August. — Im Oktober kommt
ferner die Sammlung Max P i c k e r t (Nürnberg) zur Ver -
steigerung. In allen Sammlerkreisen aufs beste bekannt, um -
faßt dieser Besitz namentlich sehr schöne, reich gearbeitete
Möbel des 17. und 18. Jahrhunderts, gute echte Waffen des
16. und 17. Jahrhunderts und viele interessante Arbeiten der
Kleinkunst, Schmuck, Bestecke, Plastik in verschiedenem Ma -
terial. Unter den Gemälden sind mittelrheinische des 16. Jahr -
hunderts hervorzuheben. — Des weiteren gelangt die vor -
wiegend aus Werken der Münchener Schule bestehende
intime moderne Gemäldesammlung des verstorbenen Archi -
tekten Professor Albert Schmidt (München) zur Auktion.
Sie enthält unter anderem Arbeiten von F. Bamberger, H.
Biirkel, C. Ebert, O. Gabler, L. Hartmann, C. Kronberger, A.
Eier, L. v. Löfftzt, Ed. Schleich d. Ae., Ant. Seitz, C. Spitz -
weg. .1. Wenglein und Alb. und Rieh. Zimmermann. Obwohl
sämtliche Gemälde der besten Schaffenszeit der Künstler ent -
stammen, sei doch der »Angelnde Mönch« Spitzwegs ob
seiner ganz hervorragenden Qualität und Größe ganz beson -
ders erwähnt. — Der gleichzeitig mit dieser Sammlung unter
den Hammer gelangende künstlerische Nachlaß Fr. Pernat
und die Arbeiten aus dem Nachlasse des Professors Fr.
Skarbina dürften mit Rücksicht auf ihre künstlerischen
Qualitäten in hohem Grade das Interesse der kunstliebenden
Welt erregen. Die Sammlung Pernat enthält außer sehr in -
teressanten Studienköpfen und Kompositionen zwei Porträte
weiland des Prinzregenten Luitpold von Bayern und
ein Porträt des Professors Fr. v. L e n b a c h. Skarbina ist
mit Arbeiten der verschiedensten Epochen vertreten, so zum
Beispiel mit dem »Ave Maria«, »Mitternachtsstunde«, »Abend -
andacht«, »Im Sonnenschein«, »Legende«, »Unter blühenden
Kastanien«, »Bergschtniede« etc. — Außerdem kommt eine
sehr gute Kollektion von Antiken aus ausländischem Privat -
besitz zur Versteigerung, die vor allem viele Gläser mit herr -
licher Iris sowie gute Terrakotten und Marmorarbeiten auf -
weist. — Schließlich gelangt im Herbst noch die Waffensamm -
lung des bekannten Schlachtenmalers Professor Louis Brau n
(München) zur Versteigerung. Sie enthält neben einigen alten
Harnischen besonders Uniformen und militärische Ausrüstungs -
stücke der Zopfzeit und des 19. Jahrhunderts bis 1870, dabei
viele seltene und auf den Schlachtfeldern gesammelte Stücke.
(A u k t i o n e n b ei C. G. Boerne r.) Wie uns die
Firma C. G. Boerne-r in Leipzig mitteilt, findet die Ver -
steigerung der Sammlung Arnold Otto Meyer (s. Nr. 13 der
»Internationalen Sammler-Zeitung«) erst im März 1914 statt.
Fiir den Herbst ist die Firma mit den Versteigerungen anderer
Sammlungen engagiert; so wird Mitte Oktober die große
Lipsiensammlung des verstorbenen Hans B e y und Mitte No -
vember eine umfängliche Sammlung Kupferstiche aus Mai -
länder Adelsbesitz versteigert, deren Hauptwert in den Kollek -
tionen der großen Porträtstecher des 16. und 17. Jahrhunderts,
besonders von N a n t e u i 1, Drevet und E d e 1 i n c k
besteht.
(Die Sammlung des Herzogs von Suther -
land unter dem Ham m e r.) Aus L o n d o n wird uns
berichtet: Einen überraschenden Einblick in die Qualität und
die Echtheit einer sehr großen Anzahl von Kunstwerken aus
der berühmten Sammlung des Herzogs von Sutherland
brachte die Versteigerung bei Christie. Für ein . Bild der
Sammlung, das »Velasquez« bezeichnet war, wurden ganze
530 Mark gezahlt, für drei »Correggios« 662 Mark, für eine
Heilige Familie von Carracci 313 Mark, für einen »Tinto-
retto« 168 Mark und für zwei Tizians der Sammlung Suther -
land fanden sich Enthusiasten, die je 462 Mark anlegten. Den
höchsten Preis erzielte ein Murillo, der mit 46.200 Mark
bezahlt wurde. Sir Joshua Reynolds Porträt Georgs III.
und der Königin Charlotte fand für 5880 Mark einen kunst -
verständigen Liebhaber.
(Ein Corot um 2 Pfund Sterling.) Angesichts
der enormen Preise, die neuerdings bei Pariser und Londoner
Versteigerungen von Bildern und Kunstwerken erzielt wur -
den, erscheint es außerordentlich, daß bei einer am 24. Juni
bei P u 11 i c k & Simpson in London stattgefundenen
Versteigerung ein echter, auf Holz gemalter Corot, »Fern
von Sturm und Drang«, zum I J reise von zwei Pfund Sterling
losgeschlagen wurde. Der Eigentümer behauptet, das Bild aus
dem Nachlaß Corots im Jahre 1876 für 1200 Franken gekauft
zu haben.
(Hohe Preise für Rembrandt-Zeichnunge n.)
Die Versteigerung der Sammlung von Rembrandt-Zeichnungen
aus dem Besitze des Herrn J. P, H e s e 111 n c in London bei
Prederik Müller & Co. in Amsterdam, die unter der
Teilnahme zahlreicher Museumsleiter und eines großen Publikums
stattfand, brachte selbst für Rembrandt sehr bedeutende Preise.
Das berühmte Porträt des Meisters im Atelierkittel, das Rem -
brandt in breitbeiniger Stellung, die Hände in die Hüften ge -
stemmt, zeigt, erzielte 22.500 Gulden, die »Heilige Familie«
10.500 Gulden, die »Anbetung im Tempel« 10.500 Gulden, das
kleine Blatt »Ein schlafendes Mädchen« 12.700 Gulden, »Die
klugblickende Frau mit einem aufgeschlagenen Buch auf dem
Knie« 9500 Gulden, »Die im Bett liegende Saskia« 9100 Gulden;
das Amsterdamer Kupferstichkabinett erwarb für 14.900 Gulden
die »Studie der nackt auf Kissen hingestreckten Hendrikje
Stoffels«, das schöne Blatt der älteren aus dem Fenster blicken -
den Hendrikje erzielte sogar 19.000 Gulden, und die Aktstudie,
in der Valentiner die Bonne des jungen Titus erkennen will,
wurde mit 13.200 Gulden bezahlt. Eine Genreszene, die einen
Witwer darstellt, der ein kleines Kind zu päppeln sucht, brachte
95:00 Gulden, und die junge Hendrikje Stoffels, die sich aus
dem Fenster lehnt. 10.900 Gulden. Die Zeichnung eines sitzenden
älteren Mannes erzielte 7100 Gulden. Noch höhere Preise
brachten, wie die »Frankf. Ztg.« mitteilt, die Landschafts -
zeichnungen. Die aus dem Jahre 1644 stammende, mit Feder
und Sepia hingeworfene Bauernhufe trug nicht weniger als
30.100 Gulden ein. die Skizzen des von Rembrandt so sehr ge -
liebten und immer wieder gemalten und radierten Amstelufers
22.500 Gulden, eine am Wasser stehende Baumgruppe 20.000
Gulden. Für das Rernbrandt-Haus in Amsterdam wurde für
10.400 Gulden die rasch hingeworfene Zeichnung eines der
Amsterdamer Tiirme erworben. Eine auf dem Papier in rasender
File mit der Feder hingezogenc Mühle erzielte 10.600 Gulden.
(Meister des 14. bis 18. Jahrhunderts.) Die
Sammlungen Geza von Osmitz (Preßburg), C, Chr. E.
Meyer (Bremen), die bei Rudolf Lepke in
Berlin zur Versteigerung gebracht wurden, hatten den er -
warteten guten Erfolg. Es notierten: Nr. 1 u. 2 Max Thiele,
Zwei Landschaften Mk. 62, Nr. 3 Nach A. van Dyck, Männ -
liches Bildnis Mk. 72, Nr. 4 George Smith, Weibi. Bildnis
Mk. 95. Nr. 5 Ländliches Interieur Mk. 90, Nr. 6 R. P. B o n-
nington. Am Brunnen Mk. 300, Nr. 7 Französische Schule,
Amor und junges Mädchen, 18. Jahrh. Mk. 260, Nr. 8 Adrianus
Seite 246
Internationale S a m m 1 e r - Z e i t u n g.
Nr. 15/16
E v e.r s e n, Architektur Mk. 3.90, Nr. 9 A. F. J. Vermeulen,
Der Einsiedler Mk. 360, Nr. 10 A. Bock, Weibliches Bildnis
Mk. 80, Nr. 11 Ribera, Lazzarone Mk. 360, Nr. 12 Alban i,
Die Ruhe auf der Flucht Mk. 200, Nr. 13 u. 14 H. Eich ler,
Zwei Amorettenfriese Mk. 410, Nr. 15 Carlo JVl a r a 11 i, Brust -
bild eines Engels Mk. 450, Nr. 16 Jules D u p r e, Landschaft
Mk. 490, Nr. 17 Wilhelm van Bommel, Landschaft Mk. 150v
Nr. 18 Jan B o th, Landschaft Mk. 450, Nr. 19 Pieter
S n i j e r s, Holländische Dorfstraße Mk. 680, Nr. 20 u. 21 Jean
R a o u x, Bacchanals Mk. 3750, Nr. 22 Frans von Neue,
Weibliches Bildnis Mk. 710, Nr. 23 Moroni, Männliches
Bildnis Mk. 620, Nr. 24 L a r g i 11 i e r e, Weibl. Bildnis Mk. 820,
Nr. 25 Oerbrand van den Eeckhout, Der Gelehrte Mk. 4600,
Nr. 26 van Heemskerk, Am Krankenbett Mk. 1210, Nr. 27
Nicolaes M a e s, Weibliches Bildnis Mk. 3300, Nr. 28 J. Ver -
na e u le n, Lagerszene Mk. 1050, Nr. 29 Adriaen Thomasz
Key, Weibl. Bildnis Mk. 19.500, Nr. 30 Männliches Bildnis
Mk. 1510, Nr. 31 Caspar Netscher, Weibliches Bildnis
Al k. 1100, Nr. 32 Adriaen B r o u w e r, Porträt eines Malers
Mk. 2150, Nr. 33 Aart van der Neer, Landschaft Mk. 3650,
Nr. 34 Nicolaes M a e s, Männliches Bildnis Mk. 2850, Nr. 35
Gerard Terborch (Art.), Am Schreibtisch Mk. 500, Nr. 36
Jan Steen, Selbstporträt Mk. 3200, Nr. 37 Hieronymus
Janssens, Tanzstunde Mk. 4200, Nr. 38 Anthonis van
M o n t f o o r t, Weibl. Bildnis Mk. 3100, Nr. 39 Neri di B i c c i,
Madonna Mk. 1920, Nr. 40 Jan üossacrt (Mabuse), Ma -
donna Mk. 3680, Nr. 41 Annibale Carracci, Grablegung
Mk. 670, Nr. 42 Tiziano Ve cell io (Schule). Der barmherz.
Samariter Mk. 2400, Nr. 43 Francesco Guar di, Eesta del
Redentore Mk. 2940, Nr. 44 C a n a 1 e 11 o, Nachtfest auf den
Lagunen Mk. 710, Nr. 45 Correggio (Schule), Madonna
Mk. 2300, Nr. 46 Michel A'ngelo Buonarotti (nach ihm),
Der Raub des Ganymed Mk. 3200, Nr. 47 Jusepe de Ribera,
St. Petrus Mk. 4250, Nr. 48 Reynolds, Kinderporträt
Mk. 1230, Nr. 49 Fiiger, Allegorie Mk. 1300, Nr. 50 Mun-
kacsy, Vor dem Balle Mk. 4030, Nr. 51 Marmorrelief, Ma -
donna Mk. 255, Nr. 52 Francesco A 1 b a n i, Das Opfer Abra -
hams Mk. 400, Nr. 53 Fcd. Barroccio zugeschr., Die Ruhe
auf der Flucht Mk. 500, Nr. 54 Jacopo da P o n t e, Die Geburt
Christi Mk. 150, Nr. 55 G. D. Tiepolo, Italienische Land -
schaft Mk. 230, Nr. 56 Francesco G u a r d i, Venedig Mk. 500,
Nr. 57 Venedig Mk. 730s Nr. 58 Nach Tiziano, Die Madonna
des Hauses Pesaro Mk. 350, Nr. 59 Cornelis Bega, Der
Trinker Mk. 610, Nr. 60 David Teniers d. J., Gebirgige
Landschaft mit Fluß Mk. 400, Nr. 61 Esajas v. d. V e 1 d e, Land -
schaft mit Architektur Mk. 1650, Nr. 62 Cornelis Saft-
Leven, Landschaft Mk. 1490, Nr. 63 Jan Wijnants (Art),
Landschaft Mk. 260, Nr. 64 Jan P o r c e 11 i s, angebl., Marine
Mk. 15.0, Nr. 65 D. v. Deelen, Landschaft Mk. 50, Nr. 66 Jan
Steen, Familienfest Mk. 4310, Nr. 67 Cornelis de V o s, Weib -
liches Bildnis Mk. 520, Nr. 68 Niederländische Schule, Die Auf -
erstehung Mk. 500, Nr. 69 Niederländische Schule, Die An -
betung Mk. 175, Nr. 70 Adriaan v. O s t a d e, Schlachtfest
Mk. 2200, Nr. 71 Jan van G o i j e n, Flußlandschaft Mk. 3400,
Nr. 72 Landschaft Mk. 1150, Nr. 73 Niederländische Schule,
Innenansicht Mk. 185, Nr. 74 Cornelis Engelb rechtsen,
angebl., Die eherne Schlange Mk. 500, Nr. 75 Barend van
.0 r 1 e y, Madonna Mk. 420, Nr. 76 Herri de-Bl es, angebl.,
Madonna Mk. 4Q0, Nr. 77 H. v. Kulmbach (Art), Männl.
Bildnis Mk. 480, Nr. 78 Schule von S i e n a, Madonna Mk. 1410,
Nr. 79 Luca Giordano, Die Würfelspieler Mk. 1300, Nr. 80
Gonzales C o q u c s, Männliches Porträt Mk. 550, Nr. 81 G.
Moriand, Hirtenszene Mk. 340, Nr. 82 Englische Schule,
Weibliches Porträt Mk. 120, Nr. 83 Unbekannt, Dorflandschaft
Mk. 78, Nr. 84 D. R. de Silva y Velasquez, Die Wahr -
sagerin Mk. 3300, Nr. 85 Jacob Jordaens, Bacchanal
Mk. 1500, Nr. 86 Th. van T h u 1 d e n, Das Jüngste Gericht
Mk. 1500, Nr. 87 Guercino, Venus und Adonis Mk. 1000,
Nr. 88 Ch. Ph. A. V a n 1 o o, Prozession Mk. 490, Nr. 89 Sir
Thomas Lawrence, Männerporträt Mk. 400, Nr. 90 F. G.
W a 1 d m ü 11 e r, Männliches Bildnis Mk. 4000, Nr. 91 Gerard
E d e 1 i n c k. Philippe de Chanipaigne Mk. 2150, Nr. 92 Hans
Baidung Grien, Die Auferstehung der Toten Mk. 525, Nr. 93
Lucas Crj nach, Charitas Mk. 780, Nr. 94 Tiziano, zu -
geschr., Antilope Mk. 1600, Nr. 95 Nicolas Laueret, Por -
trät einer jungen Sängerin Mk. 1360, Nr. 96 Claude J. V e r n e t,
Schiffbruch Mk. 295, Nr. 97 u. 98 A. F. v. d. M e u I e n, zu -
geschr.. Eberjagd und Falkenjagd Mk. 400, Nr. 99 Pietro
L o n g h i, Ein Fest bei Maria von Medici Mk. 300, Nr. 100
Jac Jordaens, Kinderporträt Mk. 380, Nr. 101 und 102
Jan Brueghel, Landschaften Mk. 1130, Nr. 103 P. J.
Quast, Familienszene Mk. 270, Nr. 104 Philipp H a c k e r t,
Italienische Landschaft Mk. 980, Nr. 105 Oberdeutscher
Meister, Triptychon Mk. 3100, Nr. 106 Matteo di Gio -
vanni, Madonna Mk. 1360 Nr. 107 Adriaen Brouwer,
Innenansicht Mk. 4150, Nr. 108 J. B. Lampi, Männliches
Bildnis Mk. 3250, Nr. 109 Heinrich. Füger, Graf Zinzcndorf
Mk. 11.900, Nr. 110 Paul Brill, Eberjagd Mk. 200, Nr. 111
Jean R a o u x, Der verliebte Alte Mk. 700, Nr. 112 P. P.
Rubens, Abigael und David Mk. 515, Nr. 113 Richard
Brakenburgh, Niederländische Bauernszene Mk. 400,
Nr. 114 Jan van Huysum, Blumenstück Mk. 850, Nr. 115
Pieter N o 1 p e, Landschaft Mk. 1490, Nr. 116 Th. Gains-
b o r o u g h, zugeschr., Weibliches Bildnis Mk. 1450, Nr. 117
P. P. R u b e n s (A t e 1 i e r), Perseus und Andromeda Mk. 125,
Nr. 118 Nicolas Poussin, Landschaft Mk. 910, Nr. 119 Jan
W e e n i x, Jagdstilleben Mk. 870, Nr. 120. A. F. D c s p o r-
t e s, Jagdszene Mk. 420, Nr. 121 Nicolas Poussin, Huldi -
gung eines Gottes Mk. 1400, Nr. 122 Hieronymus Bosch,
angebl., Die Kreuzigung Mk. 500, Nr. 123 Jan van Eyck
(Schule), Christi Verhöhnung Mk. 350, Nr. 124 Joris van der
V 1 i e t, Männliches Bildnis Mk. 185, Nr. 125 A. van Dyck
(Art), Weibliches Bildnis Mk. 345, Nr. 126 Jan van Goijen,
Flußlandschaft Mk. 2310, Nr. 127 Adriaen van de Velde,
Abendstimmung Mk. 510, Nr. 128 Meister von H o c h-
straaten, Madonna Mk. 1950, Nr. 129 J. F. de Goya,
Kircheninneres Mk. 425, Nr. 130 Jan Steen, zugeschr., Beim
Schachspiel Mk. 350, Nr. 131 Spanischer Meister, Männliches
Bildnis Mk. 440, Nr 132 Anthonis W a t e r I o, Landschaft
Mk. 300, Nr. 133 u. 134 Zwei gerahmte Farbendrucke Mk. 500.
Gesamtresultat: 181.162 Mark.
(O e 1 g e m ä 1 d e aus mitteldeutschem Mu -
seumsbesitz.) Bei der in der Galerie H e 1 b i n g in
München durchgeführten Versteigerung von Oelgemälden
moderner Meister aus mitteldeutschem Museumsbesitz wur -
den folgende Preise erzielt:
K. A h r e n d t s, Nr. 1 Am Spinnrocken Mk. 50; Anders
Andersen-Lundby, Nr. 2 Wintermorgen Mk. 300 Her -
mann Bätsch, Nr. 3 Landschaft Mk. 130, Nr. 4 Ruhende Kühe
Mk. 200, Nr. 5 Hecke am Wassertümpel Mk. 92; Fritz Baer.
Nr. 6 Aus dem Priental Mk. 480; Julius Bergmann, Nr. 8 An
der Tränke Mk. 70, Nr. 9 Auf der Weide Mk. 75; Bartolomeo
B e z i, Nr. 10 Vor Venedig Mk. 90; M. Bilders Van Bosse,
Nr. 13 Waldinneres Mk. 100; Karl Böhme, Nr. 15 Meeres -
brandung Mk. 250; Carlo Brancaccio, Nr. 16 Straße in
Neapel Mk. 90, Nr. 17 Arnalfi Mk. 150; A. B r a n d e i s, Nr. 18
Aus Venedig Mk. 50, Nr. 19 Desgleichen Mk. 90; Julius B r e t z,
Nr. 20, Herbstlandsohaft Mk. 120; Franz Bunke, Nr. 21,
Herbst Mk. 100; William Paton Burton, Nr. 26 Am Wasser
Mk. 110; E. Sherward C a 1 v e r t R. S. P„ Nr. 27 Sonnenunter -
gang im Moos Mk. 200; Vinzenz C a p r i 1 e, Nr. 28 Rast
Mk. 170; Alfred C h a t e 1 a i n, Nr. 29 Marine Mk. 100;
Guglielmo C i a r d i, Nr. 30 In den Lagunen Mk. 290; Walter
C o n z, Nr. 31 Sehwarzwalderlandschaft Mk. 150, Nr. 32, Abend
Mk. 85, Nr. 33 Hafen Mk. 78; Hermann C o r r o d i, Nr. 34 Nil -
landschaft Mk. 360, Nr. 35, Mondnacht in Venedig Mk. 300;
Paul Cr o del, Nr. 36 Sommermorgen Mk. 220; Stanislaus M.
Daczinski, Nr. 37 Rast auf der Jagd Mk. 150; Oreste da
Nr. 15/16
Seite 247
Internationale Sammler-Zeitung.
Molin, Nr. 38 Aus Venedig Mk. 100; Heinrich Deiters,
Nr. 39 Norddeutsche Landschaft Mk, 60; Alwin Diehle,
Nr. 42 Winter Mk. 100; Karl D u s s a u 11, Nr. 45 Am Dorfbach
Mk. 75; Julius Ehrentraut, Nr. 46 Wein und Wissen -
schaft Mk. 140; A. L. Fahrbach, Nr. 50 Waldlandschaft
Mk. 385; Ludwig F r e n z e 1, Nr. 53 Alte Frau Mk. 82; Wilhelm
Freiy, Nr. 55 Viehweide Mk. 180; Otto Fröhlich, Nr. 57
Abschied im Manöver Mk. 600, Nr. 58 Nach der Insel der
Seligen Mk. 400; Fanny v. Geiger -Weishaupt, Nr. 60
Kanal bei Durlach Mk. 60, Nr. 61 Am Dorftümpel Mk. 100,
Nr. 63 Herbstmorgen Mk. 120; Viktor O i 1 s o u 1, Nr. 64 Kanal
im Herbst Mk. 450; Heinrich Ludwig Freiherr v. Gleichen-
Rußwurm, Nr. 66 Auf der Klippe von Helgoland Mk. 1200,
Nr. 67 Fränkischer Bauernhof Mk. 105, Nr. 68 Hof mit Kühen
Mk. 270, Nr. 69 Fränkische Landschaft Mk. 85, Nr. 70 Land -
schaft Mk. 150, Nr. 71 Herbstabend Mk. 150; Carlos Grethe,
Nr. 73 Seeigeschichten Mk. 200, Nr. 75 Heimkehr vom Fisch -
fang Mk. 80; Wilhelm Hasemann, Nr. 82 Aus dem Schwarz -
wald (Schellenmarkt) Mk. 210, Nr. 83 Mädchen aus dem
Schwarzwald Mk. 100.; Franz H e i n, Nr. 85 Landschaft
Mk. 150; Rudolf He 11 wag, Nr. 87 Küste Mk. 230; Heinrich
Hermanns, Nr. 88 Winter in Amsterdam Mk. 500; Karl
Herr mann, Nr. 89 Ein Thunichtgut Mk. 65; C. Hesse,
Nr. 90 Fruchtstück Mk. 58; Franz Hoch, Nr. 91 Badische
Landschaft Mk. 280; Nr. 92 Das alte Kastell von Rapallo
Mk. 260; A. Hübner, Nr. 96 Abend bei.Saßnitz Mk, 82; H.
H u i z k e n, Nr. 97 Mädchenbildnis Mk. lp'5; Eugen J e 11 e 1,
Nr. 98 Landschaft in Abendstimmung Mk. 400; Leopold Graf
von Kalckreuth, Nr. 101 Winter Mk. 80; Friedrich Kall -
morgen, Nr. 103 FrUhlingsmorgen Mk. 180, Nr. 104 Hol -
ländischer Junge mit Flachs Mk. 190; M. Harmuth Kall -
morgen, Nr. 105 Blumen Mk. 140; Heinrich Kley, Nr. 109
Atelierstudie Mk. 100; B. M. K 6 1 d e w e y, Nr. 111 Aprilsonne
Mk. 100; Alexander Küster, Nr. 112 Bei der Arbeit Mk. 80;
Ludwig Adam Kunz, Nr. 113 Frachtstück Mk. 430; James G.
Laing, Nr. 114 Niederländischer Hafenwinkel Mk. 160;
Maurice Levis, Nr. 117 Landschaft Mk. 50; Sophie Ley.
Nr. 118 Roter Mohn Mk. 85; Max Lieber, Nr. 119 »Fern in
der Haide« Mk. 50; R. Lorenz, Nr. 120 Aufziehendes Wetter
Mk. 50; Pompeo Mariani, Nr. 121 Marine Mk. 80; Artur
Melville, Nr. 130 Orientalischer Hirte Mk. 470; Max
M erker, Nr. 131 Tempel der Konkordia Mk. 100; Klaus
Meyer, Nr. 132 Kavalier des 17. Jahrhunderts Mk. 320; Edgar
Meyer, Nr. 133 Bei Hall in Tirol Mk. 75; A. Michelis,
Nr. 135 Sonnenuntergang Mk. 700; Karl Hermann Müller,
Nr. 138 Landschaft Mk. 125; Rudolf N i ß 1, Nr. 139 Im Atelier
Mk. 100; E. North off, Nr. 140 Kirschen Mk. 65; James
Paterson A. R. S. A., Nr. 143 In Arkadien Mk. 350: Alois
Penz, Nr. 144 Thüringer Bäuerin Mk. 80; Luise Perraan,
Nr. 145 Blumenstück Mk. 100; Richard Pietzsch, Nr. 146
Waldlichtung Mk. 145; Otto Piltz, Nr. 147 Der Enkel Mk. 410,
Nr. 148 Die alte Kirche M'k. 160, Nr. 149 Mädchen in der Küche
Mk. 290; Robert PötzeLberger, Nr. 153 In Gedanken
Mk. 250; William Pratt, Nr. 154 Darnenbildnis Mk. 270; Paul
v. Ravenstein, Nr. 159 Hochwasser Mk. 60; Richard
R i e m erschmidt, Nr. 160 Landschaft Mk. 330; Paul R i e ß,
Nr. 162 Mondnacht auf den »Fischerbuden« (Lübecker Motiv)
Mk. 57; C. Ritter, Nr. 166 Beim Lampenschein Mk. 77;
Christian R o h 1 f s, Nr. 167 Waldlichtung Mk. 460, Nr. 168
Herbst Mk. 65, Nr. 169 Birketnväldchen Mk. 100, Nr. 170 Stein -
bruch Mk. 100; Max Roman, Nr. 171 Lagune bei Chioggia
Mk. 60; Angelo Rossini, Nr. 172 Winter, an den ober -
italienischen Seen Mk. 65; Giuseppe Sa eher!, Nr. 173 März -
nacht im Hafen von Genua Mk. 100; Juan S a 1 a, Nr. 174
Daphnis und Chloe Mk. 220; Karl S c h e r b r i n g, Nr. 175
Landschaft Mk. 85; Hans W. Schmidt, Nr. 176 Im Schaf -
stall Mk. 105; W. Schröter, Nr. 177 Landschaft Mk. 150;
Alfred v. Schrötter, Nr. 178 Tierstück Mk. 250; Paul
Schul tze-Na umburg, Nr. 179 Mondschein Mk. 75; Vitus
St au dach er, Nr. 180 Baden-Baden Mk. 75; Richard
Straßberger, Nr. 182 Darnenbildnis Mk. 51; Grosvenor
Thomas, Nr. 184 Landschaft mit Mühle Mk. 260: Charles
T o o b y, Nr. 186 Kühe Mk. 1500; Paul Untermann, Nr. 187
Frühlingsabend Mk. 81; Wilhelm Velten, Nr. 189 Pferde -
schwemme Mk. 170; Manuel Villegas, Nr.'190 Arm und
reich Mk. 650; Hans v. Volkmann, Nr. 191 Erster Frühling
Mk. 170; V. Weishaupt, Nr. 194 Landschaft Mk. 200; Harry
van der W e y d e n, Nr. 195 Am Strande Mk. 150; Manuel
Wieland t, Nr. 196 Fischerbarken in den Lagunen von
Venedig Mk. 140; Alfred W i t h e r s, Nr. 197 Schottische
Mühle Mk. 135; Woltze, Nr. 199 Im Kreuzgang Mk. 120; Al.
Zezzos, Nr. 200 Arm und reich Mk. 210.
(Die Schätze des Tempels Nishi-Hong-
wanji.) Die »Ostasiatische Zeitschrift« erwähnt in ihrer
letzten Nummer auch einige Preise, die bei der am 1. April
abgehaltenen Auktion für die Schätze des Tempels N i s h i-
Hongwanji in Kioto erzielt wurden. Es wurden da für
zwei Faltschirme, Irisblumen auf Goldgrund, von dem be -
rühmten Meister Ko rin (1661 bis 1716) 225.000 Mark be -
zahlt, für die Darstellung eines Kotospielers von Maruyama
Okyo (1733 bis 1795) 25.000 Mark, für ein Bild eines
Wasserfalles von derselben Hand 12.000 Mark. Erscheinen
diese Preise noch ziemlich verständlich, so wird es uns
schwerer mitzugehen, wenn wir die Preise hören, die für jene
kleinen Teebüchsen aus Steinzeug, die zur Teezeremonie ge -
braucht werden, bezahlt wurden. Eine schlug den Rekord mit
45.000 Mark. Lackarbeiten wurden ebenfalls enorm hoch ein-
geschätzt: eine Räuchergarnitur erzielte 15.000 Mark, ein
Teller in Rotlack 6000 Mark, ein Kasten 10.000 Mark. Ins -
gesamt erbrachte die Auktion rund 1,000.000 Mark. Nun wird
inan verstehen, daß wirkliche Kunstwerke jetzt nur unter
Aufopferung riesiger Summen Japan verlassen können: denn
alle die Dinge gingen in japanische Hände über, kein einziges
Stück ins Ausland.
Ausstellungen.
Baden bei Wien. Mädchenlyzeum. »Baden in der bilden -
den Kunst.« Bis 15. August.
Bad Ischl. Bürgerschule. Ausstellung des »Albrecht
Dürer-Bund« in Wien.
Berlin. III. Serie der Permanenten Ausstellung des Ver
eines der Künstlerinnen.
Düsseldorf. Große Kunstausstellung Düsseldorf 1913.
Florenz. Internationale Kunstausstellung.
Gent. Internationale Weltausstellung. Bis November.
Kassel. Jubiläumsausstellung.
Königsberg, Kunstverein, 47. Ausstellung.
München. Frühjahrsausstellung der »Secession«.
Paderborn. Ge Werbeausstellung.
Wien. Rotunde. Adria-Ausstellung.
— Vereinigung bildender Künstlerinnen Oesterreichs, I.
Maysedergasse 2.
Auktionen.
Ende September. Venedig. Palazzo B a 1 b i. Sammlung
Guggenheim. Unter Leitung von Hugo Helbing (München)
u. A. Rarnbaldi (Bologna).
Oktober. Leipzig. Karl W. Hier s e m a n n. Sammlung
Buhrig.
Oktober. München. Galerie H e 1 b i n g. Antiquitäten,
Kunst- und Einrichtungsgegenstände aus dem Nachlasse des
Antiquars Max Picke rt (Nürnberg).
Mitte Oktober. Leipzig. C. G. B o e r n c r. Lipsien-
sammlung Hans B e y.
Mitte Oktober. Stuttgart. Oberes Museum. Felix
Fleischhauer. II. Abteilung der Wafiensammlung des
Herrn R i v o i r, k. Silberverwalters, Stuttgart; Porträts,
Trachtenbilder, Ansichten von Hainburg, Bremen, Wien etc.;
Wiirttembergica, Rugendas-, Ridinger- und Gotha-Almanach-
Seite 248
Nr. 15/16
Internationale Sammler-Zeitung.
Stiche der Sammlung des verstorbenen Professors C, v.
H.äberlin sowie Zeichnungen und Aquarelle des Meisters;
die Gemälde, Skizzen und getauschten Bilder des verstorbenen
Malers Paul W i d m a y e r,. Stuttgart; die bedeutende. Minia -
turensammlung des bekannten Miniaturenmalers Holder,,
darunter sein Selbstporträt. Die für Mitte Juli angekündigt ge -
wesene Auktion fiel wegen eines Trauerfalles aus.
Herbst, München, Galerie H e 1 b i n g. Waffensammlung
Kunstmaler Professor Louis Brau n (München).
Herbst. Berlin. Rudolf Lepk e. Majolikasammlung A. v.
B e c k e r a t h.
Herbst. Berlin. Rudolf L e p k e. Nachlaß des Kommer -
zienrates August Z e i ß, Renaissancekunst, Majolika, Teppiche,
moderne Gemälde.
Herbst. Leipzig. P. H. Beyer & Sohn. Das fast voll -
ständige graphische Werk Max Klingcrs.
Mitte November. Leipzig. C. G. Boerne r. Kupferstiche
aus Mailänder Adelsbesitz.
Literatur.
*. Der Ge. samtkatalog id e r preußischen
Bibliotheken wird, wie jetzt festgestellt worden ist. in
absehbarer Zeit, bis zum Beginn des Jahres 1918. in hand -
schriftlicher Form vollendet sein. Die Arbeit an dem Unter -
nehmen geht bis ins Jahr 1895 zurück. Es besteht die Absicht,
die Drucklegung des ganzen Kataloges. das sind zwei Millionen
Titel, in zehn Jahren durchzuführen. Sechs Bände zu je
100 Bogen sollen in jedem Jahre fertiggestellt werden. Ein
Probedruck ist jetzt von einer Kommission, der Abteilungs -
direktor P a a 1 z o w. Oberbibliothekar Walter Schnitze
und Fick angehören. durchgeführt worden und hat die Mög -
lichkeit ergeben, das Werk in dieser Weise zu vollenden.
Damit werden also die preußischen Bibliotheken einen Katalog
aufzuweisen haben, der nicht mehr hinter denen des
Britischen Museums und der Pariser Nationalbibliothek zu -
rücksteht. Allerdings sind mit Absicht, um Kosten und Zeit zu
sparen, die bibliographischen Angaben bei Aufzählung der
Titel ganz knapp gehalten.
* Das S.chaubeck-Album, das der bestens be -
kannte Verlag C. F. Lücke, G. m. b. H. in Leipzig, heraus -
gibt, liegt nun in 35. Auflage vor uns. Erregte das Erscheinen
der früheren Auflagen das Entzücken der Philatelisten, so ist
die neueste, 35. Auflage, besonders danach angetan, sich die
Herzen der Sammler zu erobern Das schöne Sammelwerk
ist in drucktechnischer Beziehung eine Müsterleistung:
die Abbildungen treten mit solcher Schärfe hervor, daß jedes
einzelne Markenbild auf den ersten Blick zu erkennen ist.
Der Sammler, den vor allem die Neuerscheinungen des
letzten Jahres interessieren werden, wird sich sofort über -
zeugen können, daß sie alle, alle aufgenommen wurden. Es
fehlt kein teures Haupt — weder die im Oktober veraus -
gabten schönen Bosnienmarken, noch die neuen Postwert -
zeichen von Belgien, Dänemark, Großbritannien und seinen
Kolonien, vom Fürstentum Liechtenstein, von Kedah, Nieder-
ländisch-Indien, Argentinien etc. Auch die vorn Bunde Deut -
scher und Oesterreichischer Philatelistenvereine im August
1912 endgiltig festgelegte einheitliche Schreibweise der Län -
dernamen erscheint in der neuesten Auflage berücksichtigt.
Die 35. Auflage des Schaubeck-Albums ist auf der bisherigen
Grundlage bearbeitet worden, nach dem Senfschen Postwert -
zeichenkatalog 1913, der trotz allem noch immer dominierend
aut der Markenbörse ist. Alles, was der Senf an Brief-,
Dienst- und Nachportomarken aufweist, ist auch im Schau-
beck-Album enthalten. Vollständige Ausgaben in festem Buch -
einbände sind schon für 14 Mark und 16 Mark zu haben. Von
20 Mark an bietet der Verlag die bekannten Permanent-
Aibums, die durch den sinnreich erdachten Mechanismus —
jedes Blatt einzeln auswechselbar — zu einem unentbehr -
lichen Hilfsmittel für die philatelistische Welt geworden sind.
Einseitig bedruckte Permancnt-Albums sind vor; 30 Mark an
bis zu den kostbarsten, in echt Schweinsleder gebundenen
Ausgaben zu 210 Mark erhältlich. Aber auch für den An -
fänger hat der Verlag aufs beste gesorgt. Die kleine Ausgabe
des Schaubeck-Albums »Viktoria-Ausgahe« genannt, bildet
einen Auszug der wichtigsten Hauptarten aus dem großen
vollständigen Album und ist von 2 Mark an mit einem
Markenkatalog sowie: einer aufschiagbaren Länoer- und Welt -
verkehrskarte versehen. Die Karte ist speziell für Brief -
markensammler ganz neu bearbeitet und prächtig im Fünf -
farbendruck ausgeführt. Die Viktoria-Ausgaben, die anerkannt
besten Briefmarkenalbums für Anfänger und mittlere Samm -
ler, sind in der Preislage von 2 Mark bis 10 Mark zu haben.
Schließlich verweisen wir noch auf L ü c k e s »Ratgeber«,
ein nützliches Handbüchlein für Postwertzeichensammler, das
über alle Verlagsartikel der Firma C. F. Lücke, G. m. b. H„
Leipzig, erschöpfende Auskunft gibt. Die Zusendung dieses
Büchleins erfolgt gratis und franko durch den Verlag.
* Jahrbuch für Altertumskunde. Herausgegeben durch
Prof. Wilhelm Kubitschek. 2. Bd., Heft 3. K. k. Zentral-
kommission für Kunst und historische Denkmale. Wien 1912.
ln Kommission bei Anton Schroll & Co. Aus dem Inhalt:
Wilhelm Kubitschek, Das Lapidarium des Hieronymus
1 Beck von Leopoldsdorf. Johannes Jacobs (München),
! Sigillatafunde aus einem römischen Keller zu Bregenz. Wil-
! heim Kubitschek, Ein neuer Altar eines Beneficiariers
aus Unterthörl. Josef Szombathy, Neuerliche prähistori -
sche Funde im Salzberge von Hallstatt.
Briefkasten.
Emil G. in Stanislau. Die großartigste Spielkartensamin-
lung besitzt das Germanische Museum in Nürnberg.
Sexten. Die Ausstellung bleibt bis Oktober geöffnet.
Dr, F. P., Halberstadt Die Stadtpostmarke für Peters -
burg aus dem Jahre 1863 notiert gebraucht mit 2 bis 3, un -
gebraucht mit 15 Mark.
Rudolf B„ Berlin. Besten Dank. Auch wir haben die
Notiz gelesen und uns über die Mitteilung amüsiert, daß
Pius IX. auf ungarischen Marken dargestellt werden soll,
weil er angeblich bei der Königskrönung in Ofen 1867
fungiert habe.
.1. P„ Prag. Peter Keck starb 1730 in Prag. Man kennt
von ihm 14 Bilder aus der heil. Geschichte in der Minoriten -
kirche zu Prag, 27 große Gemälde bei den regulierten Chor -
herren des heil. Augustin zu Wittingau, worunter der heil.
Aegidius, die Todesangst Christi und der heil. Leonhard be -
sonders gut sind.
An unsere P. T. Abonnenten!
Infolge des völligen Stillstandes, der im August auf
dem Kunstmarkte eintritt,.. lassen wir auch heuer, wie im
vorigen Jahre, die Nummer vom 15. d. M. ausfallen. Als
Ersatz erscheint die vorliegende Nummer in bedeutend
verstärktem Umfange.
Die nächste Nummer der »Internationalen
Sammler-Zeitung«, Nr. 17, gelangt Ende des
Monats zur Versendung.
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