Internationale
$ammler-2ßi’funß
Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde.
Herausgeber: Norbert Ehrlich.
13. Jahrgang. Wien, 1. August 1921. Nr. 15.
Der Fall Fraundorfer.
Der bayrische Verkehrsminister Heinrich von
Fraundorfer, eine der populärsten politischen Per -
sönlichkeiten Münchens, hat seinem Leben freiwillig
ein Ende gemacht. Was diesen Fall aus der Tages -
chronik he. aushebt, ist das Motiv, das ihm zugrunde
liegt. Fraundorfer ist zum Selbstmörder geworden,
nachdem man die Entdeckung gemacht hatte, daß
er seltene Münzen und Medaillen in gewinnsüchtiger
Absicht fälschte. , 'j £ ! j « ,,, |
l Heinrich von Fraundorfer war selbst ein hervor -
ragender Sammler von alten Münzen und Medaillen.
Von dem begreiflichen Bestreben, erfüllt, seine Samm -
lung auszugestalten, ließ er sich — was ihm als Mi -
nister nicht schwer fiel — die seltensten Originale
aus den staatlichen Münzkabinetten nach Hause
bringen, wo er Nachgüsse anfertigte und mit Hilfe
dieser die Originale nachbildete. Die Falsifikate sind
in Edelmetall so vorzüglich ausgeführt, daß selbst
allererste Numismatiker sie nicht erkannten und es
Fraundorfer möglich war, sie bei Münzenauktionen
zu sehr hohen Preisen zu verkaufen. Wie die Fäl -
schungen schließlich aufkamen, ist noch nicht be -
kannt; genug an dem, als Fraundorfer sah, daß die
Pol zei ihm auf den Fersen war, drückte er den Re -
volver gegen sich ab. Die Münzliteratur aber ist um
ein neues, trauriges Kapitel reicher, um die Falsi -
fikate Fraundorfers, denen nachzugehen eine Auf -
gabe der Forschung sein wird.
Münz- und Medaillenfälschungen sind übrigens
nicht so selten, wenn auch der Fall vereinzelt dastehen
mag, daß sie mit dem Leben gesühnt wurden. Schon
im sechzehnten Jahrhundert spekulierten Künstler
von viel Talent und wenig Gewissen auf die Unkenntnis
und Gier der Sammler von Medaillen. Der Paduaner
Giovanni Cavino (1499bis 1565) schuf nach alten Vor -
bildern, wie nach den besonderen historischen und
sonst erforderlichen Angaben, die ihm sein Genosse
Alessandro Bassiano lieferte, hunderte von Medaillen,
in denen er die ganze Galerie historischer, literarischer,
dichterischer Berühmtheiten der alten Welt verewigte,
und brachte sie mit dem größten Erfolg auf den Markt.
Auch heute noch werden die kleinen Meisterwerke
Cavinos gesucht und hoch bezahlt, wenngleich man
ihren Ursprung kennt.
Carl Wilhelm Becker in Speyer (1771bis 1830) soll
zuerst zum Zwecke scherzhafter Mystifikation eine
byzantinische Münze nachgeschnitten haben. Er fand
aber an diesem Tun solchen Gefallen, daß er dann das
Fälschen von Münzen und Medaillen gewerbsmäßig
betrieb. Er schuf, wie Paul Eudel in seinem Buche
„Fälscherkünste“ mitteilt, insgesamt 300 Falsifikate,
darunter 133 griechische, 136 römische Münzen und
etwa zehn Medaillen. Durch ein' sinnreiches Mittel
gab er seinen Arbeiten das gewünschte altertümliche
Aussehen. Er tat die aus alten Schrötlingen von ihm
geprägten Münzen in ein unter seinem Reisew'agcn
auf gehängtes Behältnis und ließ sie dort Monate hin -
durch in einer Brühe von Fett und Eiscnfeilspänen,
bis sie geschwärzt und durch das Schütteln künstlich
abgenützt waren.
Seine Erben ließen mit seinen Stempeln die künst -
lerisch großartigen Fälschungen aus einer eigenen
Legierung prägen und verkauften sie als Imitationen
an Museen und Privatsammlungen, damit schätzbare
Vergleichsobjekte bietend und wohl manchen neuen
Betrug verhütend.
Der Numismatiker erkennt übrigens, wenn er die
von Becker gravierten Stücke mit den Originalen ver -
gleicht, die ersteren leicht an der etwas derberen
Arbeit und dem bläulichen Schimmer des Metalls.
Außer den in 120 Medaillen hauptsächlich behan -
delten zwölf Cäsaren, die Giovanni Cavino unter Mit -
hilfe Bassianos verfertigte, und von denen sich 122 Ori-
ginalkopicn in der Nationalbibliothek zu Paris befinden,
kennt man noch andere Arbeiten, denen weniger die
Absicht des Betruges bei der Herstellung zugrunde lag
als das ehrgeizige Bestreben, es den alten Stempel -
schneidern gleichzutun. Sie sind meistens den Arbeiten
Cavinos nachempfunden und im Münzhandel als „Padu -
aner“ allgemein bekannt.
Im siebzehnten Jahrhundert haben sich als. künst -
lerische Münzfälscher renommierte Namen gemacht:
der Lyoner Cogornier, der Medaillen auf die Ty -
rannen unter Valerian und Gallienus schuf, und seine
Landsleute Dervieu und Laroche wie auch der
Holländer Carteron. Im neunzehnten Jahrhundert
ragen aus der Menge der Münzfälscher hervor: der
Italiener L. Gigoi in Udine, der Engländer Dauven
in Birmingham, der ostasiatische Münzen im Werte
von vielen Millionen fabrizierte, der Londoner Händler
Edward Doubleday und Caprera. Zu den ersten
Fälschern römischer Medaillen zählen noch im sech -
zehnten Jahrhundert der Graveur Guill. du Choul
und Ant. le Pois, deren geschickte Nachahmungen
jedoch nicht an die des Cavino heranreichen.
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Internationale Sammler-Zeitung
Fast in allen großen Musealsammlungen kommen
Seltenheiten vor, die falsch sind. Unzählige Münzen
aus Weißgold, Schaumünzen von Syrakus, mero-
wingische Triens und karolingische Denare, moham -
medanische Dirhame und florentiner Goldgulden
zweifelhafter Herkunft rollen durch die Welt. Römische,
kleinasiatische, makedonische, keltiberische und gal -
lische Münzen — alles ist mit größter Kunst gefälscht
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worden. Deshalb rieten manche Schriftsteller, um
vollständige Sammlungen zu erhalten, zunächst falsche
Stücke aufzunehmen, bis echte zu bekommen seien
und so mancher Sammler ließ sich es gesagt sein.
Freilich blieb so mancher bei den Falsifikaten, da es
ihm nicht glücken wollte, die in einzelnen Exemplaren
vorhandenen echten Exemplare seiner Sammlung ein -
zuverleiben.
Die Wiener Messe.
Unsere Ausführungen über die Ausschaltung des
Kunst- und Antiquitätenhandels von der ersten Wiener
Messe haben in den Kreisen der Wiener Kunst- und
Antiquitätenhändler ein lebhaftes Echo geweckt. In
zahlreichen Zuschriften wird uns die Zustimmung zu
unserer Meinung ausgedrückt, daß die Messeleitung
darauf hätte bedacht sein müssen, der Veranstaltung
'die große Attraktion von Kunstausstellungen und
Auktionen zu sichern. Vielfach ist auch der Plan auf-
getaucht, die Unterlassung der Messe gutzumachen
und auf eigene Faust eine Kunstmesse in nuce zu ar -
rangieren. So schreibt uns ein angesehener Anti -
quitätenhändler: „Die Wiener Messe ist Mustermesse
und kommt deshalb mehr oder minder nur für Serien -
fabrikation praktisch in Frage. Dadurch ist die aller -
letzte Höhe des Kunstgewerbes mit seinem persön -
lichen, einem künstlerischen Einfall nachgehenden
Erzeugnis schon ausgeschaltet. Noch mehr natürlich
der legitime Handel mit Kunstwerken oder Antiqui -
täten. : s
Es soll hier nicht darüber polemisiert werden, ob
es zweckmäßig und klug war, die Messe nach allen
Belangen als Mustermesse zu dekretieren. Jedenfalls
aber ist die Gruppe der Wiener Antiquitäten- und
Kunsthändler viel zu bedeutend, als daß sie von der
Messeaktion ausgeschlossen bleiben könnte.
Von einer Anzahl Wiener Antiquitätenhändler wird
deshalb geplant, wenn auch für die heurige Herbst -
messe vorerst nur unzulänglich, mit einer Messe -
aktion zu beginnen und dies, während der Ruhe -
monate imposant ausgebaut, von Messe zu Messe zu
wiederholen. Gedacht ist eine Ausstellung der ein -
zelnen Händler in Ständen, welche im Saale einer
Auktionsfirma Platz fanden dürften. Die auszustellenden
Gegenstände sollen der Zulassungsbeurteilung von
hervorragenden Sachverständigen unterliegen, welche
die Echtheit zu überprüfen hätten. Gedacht ist auch
an ein Merkmal, entweder in Form eines Zertifikats,
einer Plombe oder einer Stampiglie, welche dem
fremden Käufer als Garantie unter Haftung der ge -
samten Ausstellergruppe zu gelten hätte. Die unver -
kauften Gegenstände sollen in einer am Scblußtage
stattfindenden Auktion versteigert werden.“
Soweit der Brief des geschätzten Einsenders. Wir
begrüßen aufs freudigste diesen Plan, der uns geeignet
erscheint, die Lücke zu füllen, die im Programm der
Wiener Messe gelassen wurde. Hoffentlich ist er von
bestem Gelingen begleitet. Sollten sich ihm aber un -
erwarteterweise Schwierigkeiten entgegenstellen, die in
der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit nicht mehr
behoben werden könnten, so mögen sich die Herren
nicht abschrecken lassen, den Plan im Frühjahr, an -
läßlich der nächsten Messe, aufzunehmen und durch-
.zuführen. Dann freilich dürfte die Messeleitung auch
schon darauf gekommen sein, daß es ein großer Fehler
war, Kunst- und Antiquitätenhandel von der Messe
fernzuhalten und mit verdoppeltem Eifer sich be -
mühen, diese beiden verschwisterten Zweige in ihren
Kreis zu ziehen.
Geplante Auktionen.
Wie wir hören, plant außer der Galerie St. Lukas
auch die Kunstauktionsfirma Leo Schidlof während
der Messe eine große Auktion zu veranstalten. Diese
Versteigerung wird am 19. September beginnen und
bis zum 24. September dauern. Unter den Hammer
kom nen Gemälde und Antiquitäten.
Briefmarkenabende.
Die Wiener Briefmarkenbörse, die ihren Sitz
im Cafe Silier, Wien, VI., Mariahilferstraße 22, hat,
beabsichtigt, während der Messe in ihrem Lokale
Briefmarkenabende zu veranstalten, bei denen
ein freier Kauf- und Tauschverkehr stattfinden soll.
Die in Wien weilenden fremden Philatelisten werden
durch Plakate in den diversen Sprachen eingeladen
werden, diese Abende zu besuchen.
Von fremden Messen.
Mit der im August stattfindenden Königsberger
Herbstmesse wird eine Kunstausstellung mit
der interessanten Sonderausstellung „Kunst und Kauf -
mann" verbunden sein, die dartun soll, wie Künstler
und Kaufmann aufeinander angewiesen sind.
Im Rahmen der Rdichenberger Messe im August
findet eine Briefmarkenauktion statt.
Zur Zeit der Grazer Messe findet in Graz, ver -
anstaltet von sämtlichen steirischen Künstlern und
Kunstvereinigungen, eine Kunstschau statt. Die
glänzende Leistungsfähigkeit der steirischen Buch -
druckerkunst wird in der Ausstellung „Das stei -
rische Buch“ aufgezeigt werden.
Aus Leipzig wird uns geschrieben: In dem Wett -
bewerb für Entwürfe zum Reklameumzug zur Leip -
ziger Messe hat das Preisgericht einen Preis von
Mk. 1000 Fräulein Maria Kruß und einen zweiten
Preis von Mk. 600 Fräulein Ruth Krüger zuerkannt.
Weitere Entwürfe wurden angekauft. Dieser erste
Versuch, künstlerische Mitarbeit für den Reklame -
umzug zu gewinnen, dürfte in seinen Folgen zu einer
allmählichen Veredelung des Umzuges und damit des
äußeren Bildes der Messe überhaupt führen.
Zur Frankfurter Herbstmesse kündigt die Firma
Rudolf Bangel in Frankfurt am Main die Verstei -
gerung der Sammlung Prinz zu Bentheim und Stein-
f urt an, die Gemälde alter und neuer Meister, Keramik,
Möbel und Gobelins umfaßt.
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Internationale Sammler-Zeitung
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Auktion Engel-Gros.
Aus Paris wird uns geschrieben:
Unter den Kunstversteigerungen der Nachkriegs -
zeit ragt die des verstorbenen Mühlhauser Großindu -
striellen Engel-Gros hervor, die vom 30. Mai bis
2. Juni in der Galerie Georges Petit vor sich ging.
Sammler und Händler aus Frankreich und den Nach -
barstaaten hatten sich in Fülle eingefunden, um an
der Auktion der Sammlung, die einen großen Ruf
hatte, teilzunehmen. Besonders bemerkbar machte
sich der Pariser Sammler Paravicini, der eine Reihe
der besten Gemälde sowie Fayencen erstand. Gut ein
Zehntel der Objekte soll in seinen Besitz übergegangen
sein; die Summe, die er dafür erlegte, wird auf zirka
eine Million Francs geschätzt. Das Gesamtergebnis
beträgt 5,411.950 Francs.
Im Nachstehenden seien die wichtigsten Preise
angeführt:
Gemälde. Nr. 2, Benvenuto zugeschrieben, Vertreibung
aus dem Paradies, Fr. 9200; Nr. 3, Bouts zugeschrieben,
Madonna, Fr. 58.000; Nr. 5, Clouct-Schule, Männeibi.dnis.,
Fr. 20. 500; Nr. 6, Cornelius de Lyon, Frauenbildnis, Fr. 31.000;
Nr. 9, Böhmische Schule, Der reiche Mann und der arme
Lazarus, Fr. 18.600; Nr. 10, Flämisch, Ende 15. Jh., Philipp
der Schöne, Fr. 31.000; Nr. 13, Savoyisch, gegen 1540, Ein
Falkonier, Fr. 12.000; Nr. 16, Verona, Ende 15. Jh., Eine
Heilige in Landschaft, Fr.-16.600; Nr. 18, Holbein d. J.,
Mann mit roter Kappe, Fr. 250.100; Nr. 21, Meister der Bern -
hardinerlegende, Perugia, 15. Jh., Das Gasimah], Fr. 82.000;
Nr. 22, Meister der Magdalenenleger.de, Stifterin, Fr. 31.300;
Nr. 25, Parentino zügeschrieben, Anbetung der Könige,
Fr. 30.000; Nr. 27, Provost Jan, zugeschrieben, Madsnna mit
Buch, Fr. 33.000; Nr. 28, Dagnan-Bouveret, Beichte von
Bretoninnen, Fr. 108.500.
Antiken. Nr. 38, Schale mit Malerei, Griechisch, D. 13 cm,
Fr. 13.100; Nr. 42,Venus-Torso,Griechisch, Marmor, Fr. 21.000;
Nr. 49, Syrische Flasche, Dunkelblaues G,as, Fr. EOCO; Nr. 51,
Etruskisches Armband, Millefioriglas, Fr. 6600; Nr. 52, Glas -
gefäß, graviert mit Aüferweckurg des Lazaiu*, Fr. 10.500;
Nr. 54, Bronzepferd, Römisch, Fr. 22.000; Nr. 56, Bronzeeimer,
Römisch, Fr. 36.000.
Fayencen von Rhages. Nr. 60, Flache Schale, Dekor:
Vierfüßler mit weiblichem Kcpf, Fr. 11.000; Nr. 61, Flache
Schale, Dekor; Greif in Türkisblau, Fr. 9000; Nr. 62, Schale,
Samarra, 9. Jh., Dekor: weiß auf rotem Grund, Fr. 2700;
Nr. 68, Trinkschale, Farbiger Dekor mit Gold; zwei sitzerde
Gestalten beiderseits eines Baumes, Fr. 51.300; Nr. 69, De?gl.
mit Reiterfigur, Fr. 22.000; Nr. 70, Desgl. Fr.'27.800; Nr. 71,
Trinkschale mit zwei gegenständigen Reitern, Fr. 26.000;
Nr. 72, Desgl. mit vier Figuren, Fr. 16.000; Nr. 73, Desgl.
türkisblau, mit Reiter und vier SitzfigUrer, Fr. 31.000; Nr. 74,
Desgl. Fr. 10.200; Nr. 85, Desgl. Dekor; Kamel, Fr. 13.500;
Nr. 86, Kachel, Zwei Figuren auf Kamel, Fr. 17.000; Nr. 87,
Trinkschale, Falkner zu Pferd, Fr. 30.0C0.
Verschiedene persische Fayencen. Nr. 92, Trink*
schale, Sultanabad, 14. Jh., Fr. 10.400; Nr. 99, Schale, Rhages’
iS. Jh., Arabesken und Vögel, Fr. 56.0,00; Nr. ICO, Trirk*
schale, Persien, 15. Jh., Mit Vögeln und Schiiftfcard, Fr. 102.000!
Nr. 101, Fiarchc, Rhages, 15. Jh., Mit schwach« m Relief und
Gold, Fr. 24.000.
Spanisch-maurische Fayencen. Nr. 109, Becken,
restauriert, Fr. 24.200; Nr. 110, Schale, gebrechen, Mit Wappen
von Aragon, 16. Jh., Fr. 35.000.
Fayence von Saint-Porchaire. Nr. 122, Trink-
schale, restauriert, Ep. Hemi II., Fr. 95.C00;
Emailgläser. Nr. 127, Spitzkelch. Mesopotamien, 14. Jh.,
Fr. 105.000; Nr. 128, Moscheelampe, Mameluk! ch, Fr. 76.000.
Emailmalerei. Nr. 132, Reliquiar, Byzanz, 11. Jh.,
Fr. 66.000; Nr. 134, Buchdeckel, Limoges, 13. Jh., In der Mitte
vergoldetes Relief: Thron, Christus, Fr. 22.000; Nr. 135,
Limogepiatte, 14. Jh., Geistlicher vor Philipp dem Schönen
knieend, Fr. 125.000; Nr. 138, Penicaud, Anna selbdritt,
stark ergänzt, Fr. 15.500.
Elfenbeine. Nr. 142, Buchdeckel, 11. Jh., Kruzifix mit
Maria und Johannes, Fr. 84.000; .Nr, 143, Kastenwand, franz.,
14. Jh., Fr. 10.200; Nr. 144, Kasten, italienisch, 14. Jh.,
Fr. 9500.
Silberarbeiten. Nr. 157, Bucheinband, Christus mit
Petrus und Paulus, 12. Jli., Fr. 55.000; Nr. 169, Aquamanile,
stehendes Pferd, Messirg, 15. Jh., Fr. 10.000; Nr. 241, Leder -
einband, Persisch, 16. Jh., Fr. 16.200.
Persische Miniaturen. Nr. 242, Zwei Blatt, eines mit
schreitendem Büffel, Vor dem 13. Jh., Fr. 13.6000; Nr. 342,
Quelle mit Vcgel, 12. Jh., Fr. 40.050; Nr. 245, Hockender Mann,
15. Jh., Fr. 7000; Nr. 247, Sitzender Prinz, 16. Jh., Fr. 9100;
Nr. 248, Hof des Schah Djehan, Indopersisch, 17. Jh.,
Fr. 16.000; Nr. 249, Bi.dris Schah Djehan, 17. Jh„ Fr. 20.000',
Nr. 252, 22 figürliche B.ätter, Indopersi:ch, 16. bis 18. Jh.,
Fr. 83.000.
Skulpturen. Nr. 253, Ritter, Tournay, gegen 1300, Stein,
Fr. 17.200; Nr. 254, Madonna sitzend, Frankreich, gegen 1400,
Stein, Fr. 20.000; Nr. 255, Madonnastehend, Frankreich,gef en
1400, Fr. 111.000; Nr. 257, Leopard, Laien, gegen 1500
Marmor, Fr. 24.000; Nr. 258, Rossellino-Werkstatt, Büste
Johannes des Täufers, Stuck, Fr. 31.000; Nr. 259, Mino da
Fiesole-Werkstatt, Tabernakel, Marmor, Fr. 29.500; Nr. 260,
Mi orrna auf der Mondsichel, Halbfigur, Relief, Italien, nach
1500, Marmor, Fi. 16.000; Nr. 261, Robbia-Werkstatt, Schmer -
zensmann in Halbfigur, Relief, Glasierter Ton, Fr. 12.800;
Nr. 265, Madonna mit dem kleinen Johannes, Italien, nach
15C0. Alabaster, Fr. 15.100; Nr. 271, Falconet, nicht bezeichnet,
Bader.du Terrakotta, restauriert, Fr. 68.000; Nr. 272, Michel
zugeschrieben, Venus, Terrakotta, Fr.34.000; Nr. 274, St. G;org,
Deu sch, gegen 1500, Holz, Fr. 14.500; Nr. 276, Sebastian,
Deutsch, 16. Jh., Buchs, Fr. 9500; Nr. 277, Leuchterweibchen,
Schweiz, gegen 1500, Holz, Fr. 16.600.
Bildwirkerc ien. Nr. 286, Liebesgarten, Schweiz oder
Flandern, 15. Jh., restauriert. Fr. 455.000, Nr. 287, Fünf
Figuren vo- Blumengrund, Francoflämisch, um 1500, Fr. 68.000;
Nr. 288, Verklärung Christi, Flandern um 1500, Wolle, Seide
und Goldfäden, Fr. 290.000; Nr. 289, Reitendes Liebespaar auf
der Hirschjagd, Mit Inschrift, Schweiz, 15. Jh., Fr. 45.000;
Nr. 290, Jungfrau mi Einhorn in Landschaft, Schweiz, 15. Jh.,
Fr. 38.500; Nr. 291, Blühender Strauch mit Vögeln und Hasen,
Schweiz, 15. Jh., Fra ment, Fr. 2600; Nr. 292, Wappen der
Fürsten von Mirandola zwischen Atlas und Fortuna, Brüssel,
16. Jh., Fr. 35.000.
Teppiche. Nr. 293, Gebetteppich, Auf rotem Grund,
bunte Blumen und silbergewirkte Arabesken, Persien, 18. Jh.,
162X187, Fr. 308.000; Nr. 294, B.ütenzweigeauf r tem Grund,
Fragment, Persien, 16. Jh., 215X115 4, Fr. 13.000; Nr. 295,
Gebetteppich, Mirhab mit Blüten bäum, Grauer Sammet, Ir do-
persisch, 17., Jh., lööXlCO, Fr. 81.000.
F Handschriften Und Miniaturen. Nr. 1, Sibillarius,
Anfang 14. Jh., Kleinoktav, Fr. 8600; Nr. 3, Horae BMV.
170 BiUtt, Zweite Hälfte 15. Jh., Kleinquait, Fr, 212.000;
Nr. 5, Officium BMV. Mit Wappen der Isabella d’Este,
Fr.25.000; Nr. 6, Desgl., Italien, 15. Jh., Sedez, Fr. 26.500; Nr. 8,
Zwei B.att Virgilkcmmentar des Scrvius Honoratus, 15. Jh.,
Fr. 16.000; Nr. 10, Horae BMV., mit 16 Miniaturen, gegen 1500,
Sedez, Fr. 12.100; Nr. 12, Desgl., mit 9 großen und über 150
Seite 164
Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 15
kleinen Minaturen, Gent-Brügge, nach 1500, Kleinoktav,
Fr. 49.200.
Einbände. Nr. 52, Polybius-Manuskript des Oonnetable
Anne de Montmorency, Fr. 19.600; Nr. 56, Bern. Daniello,
La Poetica, 1536, mit Emblemen des Demetrius Canevarius,
Leibarzt Urbans VIIJ., Fr. 14.100; Nr. 58, Instruktionen des
Marino Grimani Venedig, 16. Jh„ Fr. 40.200; Nr. 60, Vene -
zianischer Einband in orientalischem Sti', 16. Jh., Fr. 21.100;
Nr. 72, Sahir Fargadi, Gedichte im Manuskript, Persien, nach
1500, Fr. 30.000. *
Die Geschichte eines Werkes von Peter Vischer.
Auf dem Umwege über Frankreich erhält man
Nachricht von einem unbekannten Werke Peter
Vischers, des großen deutschen Meisters des 16. Jahr -
hunderts.
Im Museum des Schlosses von Montr,ottier, das
ein Mäzen, Flerr Mares, der Florimontakademie von
Annecy in Savoyen testamentarisch vermacht hat,
befinden sich zwei Basreliefs in Bronze, zwei Friese und
zwei Giebelfelder. Einer dieser Friese stellt eine von Zen -
tauren verfolgte Volksmasse dar, die eine Furt durch -
watet, der andere zwei nackte Kämpfer, die auf Del -
phinen reiten. Von den zwei Giebelfeldern, in Wappen -
schildern, macht das eine einen Kampf zwischen
Reitern und Männern zu Fuß in einem Flusse ersicht -
lich; das andere einen Kampf zwischen Männern und
Zentauren, die wütend aufeinander losgehen. Das
eine Wappenschild zeigt eine Harpyie, das persönliche
Abzeichen Kaiser Karl IV.; das andere Schild mit
dem Wappen der Stadt Nürnberg führte den Kon -
servator des Schloßmuseums Herrn Ser and auf die
Spur der Herkunft der vier Basreliefs.
Aus kunstgeschichtlichen Werken wußte man’
daß in demselben Jahre, in welchem Kaiser Maxi -
milian sich wegen Ausschmückung seines Grabmals
in Innsbruck an Peter Vischer wandte, dem berühmten
Bildhauer und Gießer noch eine zweite Arbeit über -
tragen wurde. Die Fuggers in Augsburg, damals
die reichsten Bankiers Europas, bestellten bei ihm ein
prachtvolles Bronzegitter für ihre Grabkapelle in
der Sankt Annenkirche. Dieses Gitter, das der Nürn -
berger Stadtrat im Jahre 1530 angekauft hatte,
um damit sein Rathaus zu schmücken, ist unglück -
licherweise 1809 spurlos verschwunden; aber einer
im Germanischen Museum zh Nürnberg auf bewahrten
Zeichnung ist zu entnehmen, daß sämtliche Motive
des Gitters sich auf die dekorative Kunst Oberitajiens
stützten.
Von der Kenntnis dieser Tatsachen ausgehend,
setzte sich Herr Serand mit dem Germanischen Museum
in Nürnberg in Verbindung und erlangte, daß letzteres
ihm eine Kopie der erwähnten Zeichnung zukommen
ließ. Die von dein französischen Gelehrten aufgestellten
Vergleiche ließen keinen Zweifel mehr aufkommen
über die Richtigkeit seiner Vermutungen bezüglich
des deutschen Ursprunges und der Urheberschaft,
der vier Basreliefs. Seine weiteren Nachforschungen
enthüllten ihm noch eine merkwürdige, ja geradezu
abenteuediche Geschichte.
Wie schon mitgeteilt, bestellten die Fuggers bei
Peter Vischer das Kapellengitter. Dieser legte ihnen
einen Plan, vor, den die Fuggers annahmen. Mittler -
weile vollzog sich aber eine Wandlung in dem Künstler,
der von der Gotik zur italienischen Renaissance über -
ging. Er änderte dementsprechend den ursprünglichen
Plan des Gitters und vollendete mit Hilfe seiner zw r ei
Söhne, Peter jun. und Hans, das Werk. Die Erben der
Brüder Fugger, die inzwischen (1525) gestorben waren,
verweigerten die Annahme des Gitters, weil es dem
ersten Plane nicht entsprach. Daraus entwickelte sich
ein Prozeß, in dessen Verlauf Peter Vischer und als -
bald auch Peter jun. starben. Der überlebende Sohn
und Bruder Hans Vischer erhielt von den Erben Fugger
eine Entschädigung und verblieb im Besitze des Gitters,
das er ein Jahr später (1530) an die Ratsherren von
Nürnberg verkaufte, die das Werk für den großen
Rathaussaal bestimmten. Dieser neuen Verwendung
entsprechend hatte Hans Änderungen vorzunebmen,
die 1540 beendigt waren.
Nach der Schlacht von Austerlitz wurde auf Grund
des Preßburger Vertrages die Freistadt Nürnberg
Bayern zugeschlagen. Das Gitter mußte entfernt
und als „altes Metall“ verkauft werden. Es wurde
in 168 Teile zerlegt. Um zumindest ein Andenken an
das Kunstwerk zu bewahren, nahmen mehrere Kenner,
Künstler und Liebhaber eine Zeichnung davon. 1806
wurden die Bestandteile einem Kaufmanne von Fürth
verkauft, der sie an einen Nürnberger abgab, welcher
seinerseits wieder das Metall nach Frankreich schaffen
ließ, wo Bronze für die Kanonen, deren die napoleo-
nische Armee bedurfte, ein gesuchter Artikel war.
In Frankreich brachte der Kanonengießer Frerejean
aus Lyon die Gitterstücke an sich. Überrascht von der
Schönheit der vier Basreliefs, konnte er sich nicht ent -
schließen, alle umzugießen, bewahrte die Basreliefs,
die dann Herr Leon Mares erbte und nach dem Museum
seines Schlosses in Montrottier übertragen ließ, wo
sie endlich die Aufmerksamkeit eines Fachkundigen
erregten, der ihren Spuren mit Erfolg nachging.
Die Entdeckung Serands ist nicht bloß von all -
gemeiner künstlerischer Bedeutung, da der Name Peter
Vischer sich an sie knüpft; sie hat für Frankreich eine
besondere Wichtigkeit, weil dieses Land von Vischer-
schen Schöpfungen sich bisher nur des Besitzes kleiner
Porträtbüsten des alten Künstlers (im Louvre) und
einer Plakette „Orpheus und Eurydike“ von Peter jun.
(in einer privaten Sammlung) bewußt war.
Das G-ermanische Museum in Nürnberg hat bereits
einen hohen Preis für die vier Basreliefs geboten,
aber die Franzosen geben natürlich die Prachtstücke
nicht her, abgesehen davon, daß eine Veräußerung
durch die Widmungsurkunde formell untersagt ist.
Chronik.
BIBLIOPHILIE.
(Ein Fund aus dem Goethekreis.) Der Bssuch der
Kaiserin Mutter Maria Feodorowna von R i3 and iti Wei -
mar, der Mutter der E:bgroßherzogin, hat Goethe bekannt -
lich mit einem Mtsksnzuge gefeiert, bei der er selbst der Chor -
führer war Und als solcher am meisten von all den vielen Dar -
stellern zu sp-schsn hatte. Nun hat Phi.ipp Rath eine kleine
Schrift gefunden, die in keiner bekannten Goethebibliothek
vorhanden ist und die ein zweites, bei diesem Besuch aufge-
führtes Festspiel enthä't, mit denselben, darin aufgeführten
Personen wie im Masksnzuge, nur nicht so vielen, wenn auch
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lat er nationale Sammler-Zeitung
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immer noch 52: Es ist, wie der Titel angibt, eine „Charade,
Bmnennung eines Kleinodes älterer und neuerer Zeit in drei
Silben nach der Frankensprache." Gebunden ist der kleine
Druck in einen hübschen Pappband im Schmuck der Empire -
zeit, er enthält nur sechs B.ätter und keine Angabe des Ortes
und des Druckers.. Das Gedicht selbst hat Friedrich Riemer,
der Erzieher von Goethes Sohn Und spätere Leiter der Wei -
marer Bibliothek, verfaßt, der Charade voran ging eine Ge -
mäldedarstellung als Festspiel. Eie Auflösung der dreisilbigen
'Charade ist „Toison d’or", also der berühmte Orden des Gol -
denen Viießes, den die Habsburger von ihren burgundbchen
Almen und diese in einer Art Anknüpfung an das ung.ück-
bringende Vließ der Argonautensage übernommen haben. Von
dem Programmbuche der Gemäldedarstellurg sind Exemplare
bekannt geworden, die Charade scheint ganz verschollen ge -
wesen zu sein, ebenso wie eine gleichfalls bei diesen Festspielen
dargestellte Charade, bei der die Auflösung den Namen des
antiken Malers Apollodor gab. Es sei denn, daß das Britische
Müseüm Drucke dieser beiden Festspiele besitzt, was aber
aus dem Goethekatalog der Londoner Bibliothek nicht zu er -
sehen ist. Denn dieser bricht zufällig vorläufig gerade beidem
Wort „Charade" ab.
(Peter Hilles Briefe) an Else Laske r-Schüler
kommen, jetzt in einem kleinen Bande bei Paul Cassirer
heraus, reizvoll in der spielerischen und innigen Verbundenheit.,
-dn der sie diese beiden Menschen mit ihrer Umwelt zeigen, und
in defn Bilde von der fast märchenhaften Gestaltung, die all -
tägliche Begebnisse der Außenwelt bei diesen beiden Menschen
erfahren haben.
BILDER.
(Wieder ein neuer Rembrandt?) Im „Giornale
d'Italia“ behauptet ein im Rom weilender Holländer, daß ein
in der Galleria Doria befindliches Männerbhdnis, das bis heute
dem Bernardo Strozzi (1581 bis 1644) zugetchiioben wurde,
ein Werk Rembr andts ist. Es ist das Bi.d eines alten Mannes
mit einem weißen Bart, in dem sich, wfe der Holländer schreibt,
ein Künstler äußert, der, gewaltiger als Strozzi, durch die
Macht seines Genies bezaubert. „Diese Figur, dunkel im Ton,
stolz aus dem roten Hintergrund nach vorne tretend, hat einen
majestätischen Kopf, heimgesucht von den Leiden des Lebens,
mit einem nach innen gekehrten B.ick, einem Mund, aus dem
Ergebung spricht und einer hohen gedankenreichen Stirn. In
all dem ist der Pinsel des phantasiercichen Zauberers Rem -
brandt zu erkennen. Das Gemälde, das alle charakteristi: chen
Zeichen von Rembrandts Werk aus dem Jahre 1660 hat, ist
breit, kräftig und plastisch angelegt, in dem Kolorit herrscht
ein kräftiges Dunkelrot vor. Das Licht, das von oben nach
rechts fällt, dringt bis in die dunkelsten und fernsten Winkel
und hüllt die Gestalt des Alten wie in ein übernatürliches
Mysterium."
HANDSCHRIFTEN.
(Der dritte Teil der Sammlung Yates Thompson).
Bei Sotheby in London wurde der dritte Teil der unter dem
Namen Yates Thompson bekannten Handschriften- und
Inkunabelnsammlung versteigert. Die beiden vorhergehenden
Auktionen hatten insgesamt für 70 Stücke 130.325 Pfund ge -
bracht. Bei der neuen Versteigerung wurden 18.024 Pfund er -
zielt. Sechs Handschriften allein brachten die Summe von
10.000 Pfund. Eine der kostbarsten hier verkauften Hand -
schriften ist die des „Lancelot vom: See“ in drei Bänden, von
denen der erste Teil zw sehen 1290 und .1310 hergestellt worden
ist. Das wundervolle Manuskript ist wohl die schönste illu -
strierte Handschrift, die sich in irgendeiner Privatsammlung
befand. Da der Besitzer selbst vor 20 Jahren dafür 1000 Pfund
zahlte, so war der diesmal erzielte Preis von 3500 Pfund ver -
hältnismäßig gering. Wie eine Eintragung a(m Schluß des
zweiten Bandes erzählt, -war die Handschrift für den Messire
Jehau de Crosse, Marschall van Boussac, den Waffengefährten
der Jungfrau von Orleans, geschrieben worden. Ein anderes
Wunderwerk, eines der kleinsten Bücher der Welt, ist das
winzige „Protestacion del Empcrardor“ das Lieblingsgcbet -
buch Kaiser Karls V., das nur 1 Zoll zu 1 3 lt Zoll mißt. Es sind
29 Blätter in einer Hülse von Gold, weißer Emaille und Grana -
ten. Dafür wurden 800 Pfund erzielt. Das Antiphonar der Zister -
zienser-Abtei von Beaupre aus dem 13. Jahrhundert brachte
1510 Pfund, und eine Florentiner Handschrift des 14. Jahr -
hunderts, die sich früher in der Ashburnhan-Sammlung be -
fand, wurde für 2600 Pfund fortgegeben.
NUMISMATIK.
(Münzenfund.) Bei Aussch'achtungsarbeiten auf dem
neuen Siedlungsterrain Dorabreite bei Krepelsdorf fand man
87 holländische Golddukaten und ein silbernes Lreiguldenstück,
die sämtliche aus dem 18. Jahrhundert stammen.
(Neue Medaille.) Der „Verein der niederösterreichischen
Landesfreunde'' in Baden hat vom Medailleur Josef Prinz
eine Medaille auf den um Baden hochverdienten Vizebürger -
meister Alois BrUssatti ausführen lassen, die auf der Vorder -
seite das Brustbild Brussattis, auf der Rückseite einen Teil des
Hauptplatzes von Baden zeigt.
PHILATELIE.
(Versteigerung der Sammlung Ferrary.) Im Hotel
Drouot in Paris begann die Versteigerung der berühmten
Markensammlung Piiippe von Ferrary, der im Mai 1917 ge -
storben ist. Die Versteigerung wird von der Firma Gilbert
und Broquelet geleitet. Die französische Regierung seque -
strierte diese Sammlung, die -während des Krieges im Berliner
Postmuseum war, der Versteigerungserlös ward auf die deut -
schen Kriegsschulden angerechnet weiden. Die Sammlung,
bestehend aus mehr als 200 Albums mit unschätzbaren Selten -
heiten, wurde bis zur Versteigerung in den Gewölben der Bank
von Frankreich aufbewahrt. Merkwürdigerweise hat Ferrary
seine weltverühmte Sammlung niemals öffentlich gezeigt, und
nicht mehr als ein halb Dutzend hervorragender Sammler
können sich rühmen, sie gesehen zu haben. Am ersten Tage der
Versteigerung brachten 304 Marken etw-a eine Million Franken,
darunter ein Satz uruguayischer 111.000 Franken. Die Zwei-
Cent-Marke von Britisch-Guinena wurde von einem Tabak -
fabrikanten in Marseille für 105.000 Franken ersteigert. Das
höchste Gebot, 1.83.000 Franken, erzielte die Zwei-Cent-
Marke der havaischen Mission. Mauritius-Marken wurden
mit 24.000 bis 60.000 Franken bezahlt. Eie Versteigerung soll
erst im Oktober fortgesetzt werden. Man erwartet einen Ge -
samterlös von über zehn Millionen Franken.
(Neue deutsche Fiugpostmarken.) Aus Berlin
wird uns geschrieben: Für die von der Reichtpostvei-wadung
geplanten neuen Fiugpostmarken haben alle zu einem be -
schränkten Wettbewerb aufgeforderten Künstler Entwürfe
eingesandt. Das Prci: gericht, dem außer zwei An ge hörigen des.
Reichspostministeiiums und dem Direktor der Reichs drucken i
der Reichskunstwart, ferner Professor Bruno Paul in Berlin
und Professor Steiner-Prag-Leipzig, argehöit haben und
zu dem außerdem als Markensachverständiger Oberlar.des-
gerichtspräsident a. D. Karl Lindenberg zugezogen war, hat
einstimmig eine Arbeit des Professor Ernst Aufsesser (Düssel -
dorf) als die beste Lösung bezeichnet. Diese stellt in graphi:cher
Ausführüng stilisiert einen herabstoßenden Vogel dar, Man
hofft, den Entwurf unter Wahrung seines künstleri: chen
Wertes so gestalten zu können, daß er auch den technischen
Bedingungen entspricht, die vom Standpunkt des Marker-
massendruks und der Sicherung gegen Nachahmung zu stellen
sind. Bemerkenswert ist auch, daß vom 10. August an alle
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Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 15
F.ugpostsendungen von dem Postamt, bei dem ihre Flugbe-
fj djruig p.anmißig endet, einen auffallenden Stempelab-
d/uck mit dem Wortlaut „Mit F.ugpost befördert (Bezeichnung
des Fnigposcamtes) erhalten. Der Stempel soll Gewißheit
darüber geben, daß die Fmgbeförderüng tatsächlich erfolgt
ist, und dazu beitragen, auf die Frugposteinrichtungen und
ihre großen Vorteile bei sehr niedrigen Fiuggebühren in weiteren
Kreisen der Verkehrswelt hinzuweisen.
(Eine Jubiläumsausgabe von Ekuador.) Die
südamerikanische Republik Ekuador hat zur Erinnerung an
die vor hundert Jahren erfolgte Losreißung des Landes von
Spanien eine Jubiläumsausgabe Veranstaltet. Die aus 20 Wer -
ten bestehende Freimarkenreihe zeigt in ebenso vielProträtzeich-
nungen die zum Teil interessanten Köpfe hervorragender
Führer jener Freiheitskämpfe.
(Briefmarkendicbstahl.) Wie uns aus Salzburg
berichtet wird, wurde dem B Indesbahnangestellten Josef
Nogaier in einem Bierstübl von einem Unbekannten eine
B iefmarkensammlung im Werte von K 150.000 entwendet.
(Geschichte der deutschen Feldpost 1914/18.)
Im Verlag der Reichsdruckerei in Berlin wird in kurzer Zeit
eine im Auftrag des Reichspostministeriums von Ministerialrat
Sch racke bearbeitete „Geschichte der deutschen Feldpost
im Kriege von 1914/18“ erscheinen. Das Buch umfaßt unge -
fähr 450 Druckseiten und wird an die Angehörigen dci Reichs -
post- und Telegraphcnverwaltung zum Vorzugspreise von
30.45 Mk. (kartoniert) abgegeben, soweit die Bücher durch,
amtliche Vermittlung bezogen werden. Die Postanstalten
nehmen Bestellungen entgegen.
VERSCHIEDENES.
(Tschechische Kunstforderungen.) Die tschechis he
Regierung hat ihre Forderung auf Auslieferung von Kunst -
werken und historischen Dokumenten aus den Wiener Samm -
lungen jetzt überreicht. Es bestätigt sith, daß unter den ge -
forderten Kunstgegenständen auch die Gemälde aus der
Prager Kimstkammer des Kaisers Rudolf II. sind, darunter
auch Werke von Dürer, Brueghel, Correggio, Parme-
gianino, und wertvollste Handzeichnungen Dürers aus der
früheren erzherzoglichen Kunstsammlung der AlbeiLina. Die
Wiener Kunstsammlungen sind außerdem noch bedroht von
Kunstforderungen Ungarns, Polens und Jugoslawiens!
(Mißglückter Schmuggel alter Druckwerke.) Wir
erhärten von Herrn Dr. Ludwig Kahn in München folgende
Zuschrift: A's Rechtsbeistand des Antiquars Rosenthal
ersuche ich Sie nachstehende Berichtigung der in Nr. 13 vom
1. Juli 1921 Jh'es B ottes erschienenen Notiz in der nächsten
erscheinenden Nummer Ihres B.attes aufzunehmen: 1. Auf
G 'und einer vollständig haltlosen Denunziation wurde Herr
Antiquar J icques Ruenthal bezichtet, aus Bibliotheken und
A xhiv.en g estohlene Dinge erworben zu haben. Diese Beschuldi -
gung mußte sofort nach einer Einvernahme des Herrn Jacques
R>;enthal von der Grenzbehörde als grundlos fallen ge-
la ;sen werd.en. 2. H sfr Rosenthal hat die in seinem Handgepäck
verwahrten 13 Anschnitte an; einem Holzschnittwerk, die
e: zu K 3'—■ per Srüek erworben hatte, der Zollbehörde vor-
g neigt mit der Frage, ob irgendwelche Bedenken gegen die
Mitnahme dieser Ausschnitte nach Deutschland bestünden.
Eiu Schmnggelversuch kann infolgedessen nicht entfernt be -
hauptet werden.
[(Deutsche Graphische Ausstellung in Holland.)
Die Ausstellung neuer deutscher Graphik, die von der Korn -
scheuer als Wanderausstellung für Niederländisch-Indien be -
stimmt ist, wird zur Zeit in Domburg, dem bekannten
Nolländischen Badeorte, gezeigt. Von da aus wird sie nach
hiederländisch-Indien gehen. Die Ausstellung umfaßt über
200 Graphiken der besten deutschen Künstler, von Liebermann
bis zu, den Jüngsten.
(Der Hildesheimer Silberschatz.) Im preußischen
Landtag wird angetrageti, den Hildesheimer Silberschatjz von
Berlin nach Hildesheim wieder zurückzu bringen. Die Nach -
bildungen, die sich im Römer -Museum in Hildesheim befinden,
sollen dann im Austausch nach Berlin gesandt werden. Es soll
damit auch im Gegensatz zu der bisher geübten überspannten
Zentralisation der Kunstsammlungen der Gedanke der Heimat -
kultur gefördert werden.
(Die Schweiz schützt sich vor Talmi - Kunst.)
Del schweizerische Bundesrat hat einem Beschluß zugestimmt,
durch den minderwertige Kunstwaren, die in letzter Zeit im
Werte von Millionen in die Schweiz eingeführt worden sind,
von der weiteren Einfuhr ausgeschlossen werden. Wiikliche
Kunstgegenstände sollen dagegen von der Einfuhr nicht aus -
geschlossen sein. Das Urteil darüber, in welche Kategorie ein
einzuführender Gegenstand eingereiht werden soll, steht einer
besonderen Kunstkommission zu. I I I I !'
(Ausstellung kirchlicher Kunst in Darmstadt.)
Am 17. Juli wurde in den Ausstellungsräumen auf der Mathilden -
höhe in Darmstadt eine große Ausstellung alter Wand -
malereien aus hessischen Kirchen eröffnet. Die Denk -
malpflege im Messen hat seit 1906 alle erhaltenen Wand -
malereien in den K'rchen des Landes durch den Maiei Veite
in Niederramstadt in Originalgröße kopieren lassen lind die
Kopien in dem Denkmalarchiv gesammelt. Das Land besitzt
eine Anzahl hervorragender Werke aus dem früheren Mittel-
alter und dem 16. Jahrhundert. In der Ausstellung sind nicht
weniger als 18 Orte mit zum Teil umfangreichen Zyklen ver -
treten, darunter die bekannten großen Gemäldefolgen aus
Fraurombach und Hirschhorn und der großartige Chii-
stophorus aus Worms, Die Ausstellung war zunächst in Ver -
bindung mit einer Ausstellung moderner kirchlicher Kunst
geplagt, deren Durchführung sich bei den besonderen Ver -
hältnissen im Westen Deutschlands nicht ermöglichen ließ.
Aber auch in der jetzigen Form wird die Ausstellung kaum
ihrem Eindruck auf die praktische Ausübung kirchlicher Kunst
verfehlen und als eine der markantesten Erscheinungen unter
den Ausstellungen der letzten Jahre Beachtung finden.
(Gobelin- und Waffendiebstahl auf Burg Kyns-
burg.) Aus dem Teezimmer der Kynsburg im Schlesiertal
wurden unschätzbare Altertümer gestohlen. Von den Wänden
wurden drei franzö ;i;che Gobelins aus dem 17. Jahrhundert
entwendet. Der mittlere (2 85 m hoch, 4’75 m breit) stellt
Schäferspiele dar. Die beiden Seitenstücke stellen „Eintracht“
(sin Schäfer spielt seiner Frau auf der F.öte etwas vor) und
„Zwietracht“ (eine Schäferin sch.ägt ihren Mann) dar. Sie
haben eine Höhe von je 2 85 m und eine Breite von 2 beziehungs -
weise 2,40 m. Außerdem wurden aus einem verschlossenen
G.asschrank folgende alte wertvolle Waffen gestohlen: ein
Kurfürstendegen mit Abb ldungen und Namen der sieben
Kl •fürsten, drei Giwehre, darunter zwei Räd.chloßbüchsen
mit E f enbeineinlagen vom Jahre 1650 und eine Steinschloß-
fiiats mit Elf enbein- und Perimuttereinlagen (eine ganze Jagd
inE fenbeineinlage), zwei Dolche (die Scheiden aus Blech, in -
nen Leder), m elvere Offizierd egen aus dem siebenjährigen Kr iege
bis in die Zeit um 1890. Der Einbruch ist vermutlich von zwei
Männern ausgeführt, die sich als Besucher auf der Kynsburg
aufhielten. Der eine soll ein Deutscher, der andere ein Russe
gewesen sein. Auf die Wiederh erb eischaff ung der gestohlenen
Sachen wird eine Belohnung von Mk. 10.000 ausgesetzt. Zweck -
dienliche Nachrichten nimmt Kriminalkommissar Trettin
im Polizeipräsidium Berlin, Zimmer 103, Hausanruf 436 und
416, entgegen.
(Wiederaufleben der Holzschnitzerei.) Aus Thü -
ringen wird uns berichtet: Die staatliche Kunstschnitzschule
Empfertshausen ist erweitert urd nach Dermbach verlegt
worden. Zum Direktor der Schule wurde der Bildhauer Fritz
Basista in Weimar berufen. Die Schule soll auch Kindern
unbemittelter Eltern Gelegenheit bieten, sich in der Bildhauerei
auszubilden; auch ältere Personen, die Holzschnitzerei nur
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Internationale Sammler-Zeitung
im Nebenberuf betreiben wollen, finden in der Schule Auf -
nahme. Die Lehrfächer sind Schnitzen in Holz, Elfenbein,
Bernstein, Meersch ium, M-dellieren für Groß- und Klein -
plastik, Freihandzeichnen, Darstellung -Übungen, Ausführung
von Werkstattzeichnen, Gießen und Formen in Gips. Im all -
gemeinen ist eine drei- bis fünfjährige Studienzeit zur Aus -
bildung nötig. Man hofft, daß die Schule das ihre dazu bei -
trag m wi.d, die Holzschnitzerei in dir Rhön wi.dn in die
Höhe zu bringen.
(Die ersten Theaterzettel.) Ankündigungen von
Theatervorstellungen gab es in Gestalt von Wandbildern oder
Mauerplakaten schon in den ältesten Zeiten, aber erst im Jahre
1789 geschah es zum erstenmal, daß die C ime'lic Franfäise
von der R gierurg g zwurgen wu.de, dem Publikum jeden
Tag die Namen d er Schauspieler bekanntzugeben, die bei den
Aufführungen mit wirkten. Vergebens versuchten die Theater -
direktoren, sich diesem Gesetz zu entziehen, in dem sie eine
schwere Schädigung ihrer Interessen sehen zu müssen glaubten,
denn wenn das Publikum vorher die Besetzung erfahre, so
könne es Vorkommen, daß einer cd r der andere vom Theater -
besuch absehen werde, weil ihm die auftretenden Künstler
nicht gefielen. Schließlich triumphierten aber das Publikum
ur.d das Gesetz über die Direktoren, und di; C >medie und die
anderen Theater mußten sich d ;r Anoid iung fügen. Der erste
dieser Theaterzettel mit den Namen der Schauspieler ver-
zeichnete die Vorstellung von „Mahomet I.“, der berühmten
Tragödie, die Voltaire Papst Bjnedikt XIV. gewidmet hatte.
Der Zettel verzeichnete auch die Stunde des Tneateranfangs,
den Preis der Plätze und enthielt am Fuß die Bemerkung, daß
Domestiken von dem Besuch der Vorstellung ausgeschlossen
seien. Jedes Tneater hatte für seine Zettel eine besondere
Farbe, die des „Hotel'de Berargogne“ war rot, die des „Hotel
Mazarin“ grün und dis der Oper gelb. Die Maße der Zsttel
betrugen 30;50 cm.
(Zum Dante-Tage.) Das schönste Denkmal von der
Dante in.piuertar bildenden Kunst, die Zeichnungen Botti -
celli s zu • G ie: ich en K ) n > li ein B er .in er K lpierstichkabinett,
wl d ;iie Dinte-Au;iteiiung zeigen, die die Berliner Museen
zun G :li;h: liitage les Dichters vorbereitan. Eine interessante
vv;en ich if Liehe Beurteilung der herrlichen Zeichnungen
b i lg: du geoße B itticelii-Werk Emil Schäffers, das eben
bei Ja im Bard in B er in erscheint. Einön hohen Rang in den
.£> r lte-Ve "öffentlichengen dieses Jahres dürfte die Übertragung
von Dvites „Vita Nmva“ einnehmen, dis Karl Federn, der
feine Dante-Kenner, wird erscheinen lassen.
(Der älteste bekannte Uhrmacher) war ein Ägypter
namens Amenemhet, der um 1550 vor Chr. lebte und in einer
ausführlichen Inschrift in seinem Grabe von seinem Leben
und von seiner E-findung berichtet hat. Leider ist der Text
nur unvollständig erhalten, aber wir können ihm doch ent -
nehmen, daß Amenemhet nach eindringenden literarischen
Seudien zu der Überzeugung gelangte, daß die Winternacht
14 Stunden lang sei, die Sommernacht aber nur 12, oder —■
da ja die Tages- und die Nachtzeit ohne Rücksicht auf ihre
tatsächliche Länge in je 12, unter sich also wechselnd lange
Stunden geteilt wurden —- richtiger ausgedrückt, daß die Länge
der W nternacht zur Länge der Sommernacht sich wie 14; 12
verhielt, dieL'iageder betreffenden Stunden also entsprechend.
Von dieser Erkenntnis machte er nun bei der Herstellung einer
Wasseruhr Gebrauch, von der er erzählt. „Ich machte eine
Mrayt (das heißt einen Zeitmesser), berechnet auf das Jahr.
Sie war für den ^seligen König von Ober- und Unterägypten
Amenophis I, schöner als alles andere. Sie war richtig zu
jeder Jahreszeit. Nie wurde eine wie sie seit der Vorzeit gemacht.
Ich fertigte dieses großartige Mißgefäß in der Gunst des
seligen Königs von Ober- und Uaterägypten Amenophis I,
geteilt in Halb und Drittel. Es war richtig beim Eintreten in
die Erntejahreszeit, in die Winterjahreszeit, beim Zusammen -
treffen des Mmdes zu seinen Zeiten. Jede Stunde zu ihrer
Zeit. Das Wasser fließt nur durch einen Auslauf ab.“
Da die erhaltenen jüngeren Wasseruhren Ägyptens,
Gefäße, welche die Zeit durch die Menge des jeweils ausge -
flossenen Wassers zu messen erlaubten, nach diesen Grund -
sätzen Am enemhets konstruiert sind, darf man ihm tatsächlich
den Fortschritt, der auf der Beobachtung der wechselnden
Länge der Nacht beruhte, zuschreiben. Es war ein schwieriges
Problem, aas er zu lösen versuchte. Uns, die wir gewohnt sind,
den konstanten Zeitabschnitt von Tag und Nacht zusammen
in je 24 Stunden zu teilen, die sich nicht mehr ändern, kann
das wie vergebene Liebesmüh erscheinen. Aber der Weg der
Wahrheit geht eben oft durch Krümmen.
Diese interessante Einzelheit zur Geschichte menschlichen
Fortschritts entnehmen wir dem eben erschienenen ersten
Teil eines monumentalen Werkes von allergrößter Bedeutung.
,Die Geschichte der Zeitmessung und der Uhren“, herausge -
geben von E. v. Bassermann-Jordan. Die altägyptische
Zeitmessung hat darin L. Borchardt behandelt, auch für
andere Spezialgebiete sind die besten Kenner gewonnen. Das
große Gebiet der Räderuhren wird der Herausgeber selbst be -
arbeiten, der hierin zü Hause ist, wie kaum ein anderer. .
MUSEEN.
(Gemäldemuseum in Rudolstadt.) Der im Vorjahre
töi.ich verunglückte Düsseldorfer Akademieprofessor Adolf
Mtennchen hat seiner Vaterstadt Rudolstadt i. Th. zahl -
reiche Gemäde hinterlassen. Werke von ihm befinden sich
im Leipeiger Miseum, in der Berliner Nationalgalerie und im
Darm;täd:er Maecum. Das Vermächtnis Maennchens wird
den Geundjtock das neiien Ge mälde müse u ms bilden, das
Stadiedt im Rudolstädter Schloß gegründet hat.
(Leihgaben in Münchener Museen.) Die Münchener
Seaatsgalerie zeigt zwei wundervolle Leibi als Leihgabe aus
dem B sitz eines Hamburger Sammlers: ein Bauernmädchen
mit weißem und ein Bauernmädchen mit schwarzem Kopf -
tuch. — In der Neuen P.nakothek ist aus gleichem Besitz
eine Landschaft Waldmüllcrs ausgestellt.
(Ein Meisterwerk Brueghels im New Yorker Mu -
seum.) Im M etropolitanmuseum zu New York ist soeben
eins vor einigen Jahren schon gemachte Neuerwerbung zur
Aufstellung gelangt; des älteren Brueghels „Erntearbeiter“.
Dieses großzügige, erstaunlich modern wirkende Werk ist
unzweifelhaft eines der fünf Gemälde des Meisters, die laut
einem Inventar vom Jahre 1659 damals dem Erzherzog Leopold
Wilhelm, Regenten der Niederlande, gehörten und Darstellun -
gen der Menate enthielten. Das Bild war stark nachgedunkelt
und auch sonst übel behandelt worden. Bei der erfolgreichen
Reinigung kam dann Brueghels Signatur zum Vorschein.
VOM KUNSTMARKT.
. (Kunstaukcion in Amsterdam.) Die Versteigerung
Rodriguez ln Amsterdam ging vor sich unter Beteiligung
von Museumsdirektoien aus ganz Europa und Piivatsammlern,
besonders aus Deutschland und England. Die Meisterzeichnun -
gen Dürers, des alten Holbein, der großen Niederländer
erreichten Preise, die bei keinem bedeutenderen Blatte unter
1000 Gulden blieben und bei den schönsten Werken über
4000 Gulden, wenn nicht höher hinaufkletterten. Geheimrat
Max J. Friedländer erwarb für Berlin den einen Dürer, das
Abendmahl, ein Jugendwerk des Meisteis, und eine große
Zeichnung des Hans Baidung von 1505, das Martyrium der
heiligen Barbara, eine der schönsten Federzeichnungen, die der
Meister überhaupt geschaffen hat. Während für sie S500, be -
ziehungsweise 2200 Gulden gezahlt wurden, erreichte eine
Maiienzeichnung eines altniederläjidischen Meisters im Kreise
des Goes und Memling sogar einen Preis von über 4000 Gul -
den. Ein weiteres Dürerblatt, eine wäppenhaltehde nackte
Frau, erzielte 3800 Gulden, ein Blatt des Tobias Stimmer
2100 Gulden, ein Porträt Heinrich IV. von Frankreich von
Lagneau 2200 Gulden. Auch die hervorragendsten Miniaturen
der Sammlung brachten zum Teil mehr als 2000 Gulden, eine
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Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 15
französische Folge zur Melusine sogar 3500 Gulden. Das Er -
gebnis der Versteigerung zeigt, daß das Interesse für die Zeichen-
kunst der alt deutschen Meister auf dem internationalen Kunst -
markt auch in diesen schwierigen Zeiten des Kunsthandels
anhält.
Alte und moderne Kunst
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(Karl Grünwald)
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AUSSTELLUNGEN.
Bern. Kunstmuseum. Hodler-Aüsstellung. 20. August
bis 23. Oktober.
Budapest. Kunstgewerbemuseum. Herender Por -
zellan.
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Berlin. Graphisches Kabinett I.B. Neumann.Gemälde,
Bildwe.ke, Aquarelle und Graphik.
Darmstadt. Mathildenhöhe. Alte Wandmalereien aus
hessischen Kirchen.
München. Neue Sezession. Gemälde und Plastiken.
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AUKTIONEN.
3. und 5. August. Baden hei Wien. Dorotheum. Nach -
laß Erzherzog Ludwig Viktor. Silberauktion.
6. August. Baden bei Wien. Dorotheum. Briefmarken.
20. und 21. August. Baden bei Wien. Dorotheum.
Bücher.
27. und 28. August. Baden bei Wien. Dorotheum.
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19. bis 21. September. Wien. Galerie St. Lukas. Künstler -
haus. Gemälde und Kunstgegenstände.
19. bis 23. September. Wien. Dorotheum. Bibliothek
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19. bis 24. September. Wien. Leo Schidlof. Gemälde
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17. bis 20. Oktober. Wien. Leo Schidlof. Nachlaß
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Herbst. Frankfurt a. M. Rudolf Bangel. Zur Frankfurter
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Kunstmarkte erscheint die nächste Nümmer der
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haltige Messenummer, die zwischen deh beiden
regelmäßigen Septembernummern eingeschoben wird.
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„Internationalen Sammlerzeitung“
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Nr. 15
Internationale Sammler-Zeitung
Seite 169
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Wienei* Dorotheum
Samstag, den 6. August 1921,
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SCHAUSTELLUNG:
IN WIEN:
Montag,den 1.August 1921,
in der Hauptanstalt des
Dorotheums,Wien,I Bez.,
Dorotheerg. 17, Galerie,
II. Stock, von 1 bis 5 Uhr
nachmittags.
IN BADEN:
Donnerstag, den 4. August
1921, von 3 bis 5 Uhr, Frei -
tag, den 5. August 1921, von
lObis l Uhrund3bis5Uhr,
am Auktionstage von 10 bis
12 Uhr vormittags.
Unter dem mannigfachen, zirka 170 Lots umfassenden
Auktionsmateriale seien hervorgehoben:
Altösterreich vom Jahre 1850, 1858, 1861, 1864, 1867,
Zeitungsmarken vom Jahre 1851, österreichische Feld -
posten aller Ausgaben, deutsche Post in den verschie -
denen Etappengebieten, Partien von: Deutsches Reich,
Griechenland, Schweiz, Bulgarien, Bayern, Bosnien, Un -
garn, verschiedene Jahrgänge, Türkei, prachtvoll in allen
Kriegsausgaben vertreten, Assortiment von Kolonials
verschiedener europäischer Staaten. .
Anläßlich der SEPTEMBERMESSE finden an
mehreren Tagen SPEZIALAUKTIONEN statt.
NUR ECHTE HNTIgUITfiTEN
Antiquitäten - Handlung
J. GLÜCKSELIG & SOHN
WIEN, I., STALLBURGGASSE 2
KEINE IMITATIONEN
TELEPHON Nr. 62-85
GEGRÜNDET 1870
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S. REDER
WIEN, II., PRATERSTRASSE 23
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EIN- UND VERKAUF NUR ECHTER HNTIgUITfiTEN JEDER HRT
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i MERAN, Giselapromenade 0
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0 kauft und erbittet Angebote von Kleinkunst aller Art. 0
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Ein- und Verkauf nur echter Antiquitäten
Tel. 13421
WIEN
I., Fleiscbmarkt 20
Aitgriechitche Dr. Antoine-Feill,
u. altrömische
Münzen
gesucht.
Zuschriften unter „Numa“ an
die „Internationale Sammler-
Zeitung“.
Rechtsanwalt
in Hamburg,
Adolphsbrücke 9111,
sammelt
antike Uhren
aller Art
u. ersucht um Offerierung, jedoch
nur von prima Stücken.
Seite 170
Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 15
MESSE-NUMMER
DER „INTERNATIONALEN SAMMLER-ZEITUNG"
Anläßlich der WIENER MESSE erscheint am
10. SEPTEMBER 1921 eine eigene, reich ausgestattete
CjSE-NÜA/yy
der
V I
> ®
„Internationalen Sammler-Zeitung”
die dem Messebesucher als Führer durch die Wiener
Kunst- und Antiquitätensalons dienen soll. Der Messe -
besucher wird in genauer Weise darüber informiert
werden, wann und wo Kunstausstellungen und Kunst -
auktionen stattfinden, wo er Bilder, Antiquitäten, alte
Spitzen, Porzellan, Glas, Waffen, Autographen, Brief -
marken usw. kaufen kann.
INSERATE, die für die Messe-Nummer bestimmt
sind, wollen SEHR BALD an uns gesendet werden.
Die PREISE stellen sich infolge der am 2. Juli
neuerlich eingetretenen 40 prozentigen Erhöhung der
Papier- und Druckkosten wie folgt:
Vi Seite K 2400
■V. „1200
1 U „ 600
Vs 300
Vis ,, ,, 200
Die Preise für Deutschland und das übrige Aus -
land bleiben unverändert.
„Internationale Sammler-Zeitung” Wien, ix.,i, Porzellangasse 48
Unterzeichnete bestellt in der Messe-Nummer der „Internationalen Sammler-Zeitung”
einlnseratlautbeiiiegendemTextinderGrößevon Seite zum Preise von K ; Mk
Wien, 1921
Unterschrift — Stampiglie: