Internationale
jfammler^eifung
Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde,
Herausgeber: Norbert Ehrlich.
14. Jahrgang. Wien, 15. Juni 1922. Nr. 12.
( Der Sammfer 'Diderot.
Von Regierungsrat O. Engelsmann, Wien.
Von einem berühmten Gelehrten, der im 16. Jahr -
hundert lebte, wird berichtet, dass er seinen Söhnen
testamentarisch als letzten Wunsch den Rat hinterlassen
habe: „Verkaufet alles und kaufet dafür Bücher“. Ob
die Söhne diesen Wunsch eines bücherliebenden Vaters
buchstäblich befolgten, ist nicht bekannt. Aber auch in
unseren lagen, wo die grössten Gelehrten am meisten
darüber klagen, dass sie tatsächlich so ziemlich ihre
ganze Habe verkaufen müssten, wenn sie sich die für
ihre Studien notwendigen Werke anschaffen wollten,
gibt es leidenschaftliche Büchersammler, die lieber auf
das Notwendigste verzichten, bevor sie sich die Gele -
genheit entgehen Hessen, ein langersehntes, endlich auf -
gestöbertes Buch zu erwerben. Es gibt auch heute fana -
tische Biichersammler, wie Denis Diderot (1713—1784),
der berühmte Erdenker, Chefredakteur und Hauptmit -
arbeiter der Enzyklopädie einer war, ohne aber dabei
schliesslich ein grosses Glück, sozusagen den Haupt -
treffer zu machen. Dieser glückliche Sammler, der sich
vielleicht um die Bücher, die andere geschrieben, mehr
kümmerte als um seine eigenen Geisteswerke — sind
doch viele seiner Arbeiten erst nach seinem Tode er -
schienen — hat mit grossherziger Verschwendung zeit -
lebens Schätze seines Wissens und seines Geistes häufig
seinen literarischen Freunden geschenkt, ohne daran zu
denken, einen materiellen Vorteil daraus zu ziehen.
Diesem Manne, dessen literarische Arbeiten, wenn man
alles, was unter seinem eigenen Namen und dem seiner
Freunde erschienen zusammenzählt, eine kleine Bib -
liothek ausmachen, konnte es passieren, dass eines
seiner Hauptwerke „Rameaus Neffe“ erst durch Goethe
bekannt wurde, der es im Jahre 1805 zuerst in deut -
scher Uebersetzung veröffentlichte. Dann erst wurde es
von Franzosen zurückübersetzt und im Jahre 1821 nach
dem Original gedruckt.
Doch wir wollen hier nicht von dem bücherschrei -
benden, sondern von dem büchersammelnden Diderot
sprechen. Bücher lesen und Bücher sammeln, das war
vielleicht die grösste Leidenschaft des Mannes, dessen
Seele übrigens häufig auch von anderen Stürmen be -
wegt war. So wurde Diderot, der mit aller Naivetät,
aber aus voller Ueberzeugung als Jüngling seinem um
die Zukunft des Sohnes besorgten Vater auf die Frage,
was er werden wolle, geantwortet hatte: „Ich möchte
eigentlich nichts werden“, durch seine Bücherleiden -
schaft, die keine bloss äusserliche war, sondern sich
auch auf den Inhalt der Bücher erstreckte, schliesslich
der Polyhistor, der nicht nur psychologische, physika -
lische und chemische Artikel für die Enzyklopädie lie -
ferte, sondern, wenn es nötig war, auf jedem anderen
Gebiete, als Ersatzmann einspringen konnte. Dass Diderot
auf den Gebieten der Kunst, — die er, schöpferisch
oder kritisch — im weitesten Sinne des Wortes be -
herrschte, der berufenste Mitarbeiter an einer Enzyklo -
pädie sein konnte, ist natürlich. Aber der Polyhistor,
dessen Riesengeist so weite Gebiete des menschlichen
Wissens bebaute, umfasste mit gleicher leidenschaft -
licher Liebe und mit gleich unbegrenzter Besitzwut
auch die Bücher, die auf diesen Gebieten erschienen
waren.
Diderot fing von früher Jugend an, Bücher zu
sammeln, und obgleich er niemals im Besitze beträcht -
licher Geldmittel war, wuchs und wuchs im Laufe der
Jahrzehnte seine Bibliothek zu einer Sammlung an, die
auch den Neid der reichsten Männer hätte erwecken
können, wenn nicht die Reichen ihre Neidgefühle in der
Regel auf ganz andere Schätze lenken würden. Er hatte
den Spürsinn des echten Sammlers, dort zu suchen,
wo kein Anderer etwas zu finden vermutete. Es glückte
ihm, wertvolle Bücher unter ausgemustertem Hausrat auf
dem Boden zu entdecken und sie vor dem Vermodern
zu retten, wobei er überdies den Vorteil hatte, nicht
mehr zahlen zu müssen, als das Ganze als Makulatur
berechnet ausgemacht hätte. Die reinste Herzensfreude
bereitete es Diderot, wenn es ihm glückte, bei einem
habgierigen, aber unwissenden Antiquar Bücher von
stattlichem Aussehen, aber nicht besonderer Bedeutung
für einen beträchtlichen Preis zu erstehen, dafür aber
als „Draufgabe“ irgend einen unscheinbaren Band zu
erhalten, der zu den grössten Seltenheiten zählte und
für den Kenner einen für einen armen Schriftsteller
unerschwinglichen Betrag gefordert hätten. Die beschei -
dene Wohnung, die Diderot mit seiner Gattin und einer
einzigen Tochter innehatte, konnte kaum die Fülle dieser
Bücher fassen, sie glich schliesslich mehr einem Bücher -
magazin, als einem Heim. Aber wer hätte dem Zauber
dieses liebenswürdigen, durch Güte und Anmut gewin -
nenden Menschen so weit widerstehen können, um ihn
in der Befriedigung seiner Passion zu stören? Gattin
und Tochter machten Platz den Büchern, die Diderot
unermüdlich nach Hause schleppte und waren wohl am
Ende froh, dass man Bücherschränke nur längs der
Wände aufstellte und mitten im "Zimmer doch noch
Raum für etwelche unentbehrliche Möbelstücke behält.
Aber Diderot hatte neben seiner überschwenglichen
Liebe zu den Büchern noch eine zweite mächtige Liebe
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Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 12
im Herzen: die zu seiner Tochter. Er fühlte das Alter
nahen und obgleich erst 50 Jahre alt, erkannte er es
als eine unabweisliche Pflicht, das Schicksal der Gattin
und des einzigen Kindes für den Fall zu sichern, dass
ihn der Tod plötzlich überraschen würde. Diderot hatte
nie einen Funken von dem Geschäftsgeist, den Voltaire
in so hohem Masse besessen und der diesem Krösus
an Geist auch zu materiellen Reichtümern verholten
hatte; Diderot bezog nur ein sehr massiges Honorar für
seine Arbeit von den Verlegern der Enzyklopädie und
hatte nach Vollendung des Werkes nur noch den An -
spruch auf eine kleine Pension. Das einzige Besitztum
Diderots bestand in seiner Bibliothek. Er fasste den
Entschluss, diese zu verkaufen und zunächst eine Mit -
gift für seine Tochter sicherzustellen. Man kannte in
Paris diese Bibliothek, aber auch die misslichen Ver -
hältnisse, in welchen Diderot sich befand und bot ihm
nur wahre Spottpreise. Katharina 11., die Zarin Rm
lands, liebte aufrichtig die Literatur und schätzte die
führenden Geister Frankreichs überdies auch noch aus
politischen Gründen; sie wusste den grossen Einfluss,
den diese durch die Macht der Feder zu üben ver -
mochten, als einen höchst beachtenswerten Faktor des
öffentlichen Lebens zu werten. Die geniale Katharina,
die selbst in den Mussestunden, die ihr der ernste
Herrscherberuf neben der Befriedigung minder ernster,
aber für sie sehr wichtiger persönlicher Neigungen Hess,
kleinere literarische Versuche unternahm und einen
eifrigen Briefwechsel mit hervorragenden Schriftstellern
pflegte, wurde durch ihren Gesandten in Paris auch
über die Verhältnisse der französischen Literaturgrössen
auf dem Laufenden erhalten. Sie hörte von .der Ver -
legenheit, in der Diderot sich befand. Sie beauftragte
ihren Gesandten, den Freund Diderots, Grimm, davon
zu verständigen, dass sie geneigt sei, die Bibliothek für
15.000 Livres anzukaufen unter der Bedingung, dass
Diderot im Besitze derselben bleibe, solange dies Ihrer
Majestät belieben würde. Diderot möge sich bis dahin
für die sorgfältige Bewachung der Bücher als den mit
1000 Livres pro Jahr besoldeten Bibliothekar betrachten.
(Nebenbei bemerkt bringen fast alle Biographen Diderots,
sowohl die französischen wie die deutschen das unrich -
tige Detail, die Kaiserin habe Grimm ausdrücklich mit-
teilen lassen, die Bibliothek solle Zeit seines Lebens
in seinem Besitze bleiben. Tatsächlich war dies wohl
der Fall, aber in dem von Grimm aufbewahrten Schrei -
ben des Gesandten heisst es nur: „a cette seule condition
que M. Diderot, pour son usage, en sera le depositaire,
jusqu’ a ce qu’il plaise ä Majest6 de la faire demander“.)
Grimm hat keine Aufzeichnungen darüber hinterlassen,
in welcher Weise er dem von wahren Männerstolz
gegenüber Fürstenthronen erfüllten Diderot Mitteilung
über dieses hochherzige „geschäftliche“ Anerbieten der
Kaiserin gemacht habe, aber man weiss, dass Diderot
mit inniger Dankbarkeit es annahm. Freilich waren
zwischen den Befehlen Katharinas und deren Ausführung
erst kleine Widerstände zu beheben. Seinen Gehalt als
Bibliothekar hatte Diderot einmal erhalten, aber dann
hörte er nichts mehr davon. Katharina erfuhr dies und
hatte den hübschen Einfall, weiteren eventuellen „Irr-
türnern“ in dieser Angelegenheit einen Riegel vorzu -
schieben, indem sie den Fürsten Galitzin beauftragte,
Diderot den Gehalt als Bibliothekar für 50 Jahre im
Vorhinein auszufolgen. So ward dafür gesorgt, dass der
Gehalt in die Tasche Diderots floss.
Die Dankbarkeit, die der Bibliothekar der Zarin
für seine Gönnerin empfand, bewog diesen, die Ein -
ladung Katharinas, sie in Petersburg zu besuchen, an -
zunehmen. Einer Einladung Friedrichs II., nach Berlin
zu kommen, hatte Diderot keine Folge geleistet, ln
Petersburg, wo Diderot einen Winter verlebte, empfing
ihn Katharina fast täglich und verkehrte mit ihm auf so
vertraulichem Fusse, dass der höfische Formen wenig
gewohnte Diderot ihr einmal ganz naiv sagte: „Ich bin
ganz überrascht, dass ich im Gespräche mit Ew. Majestät
ganz daran vergesse, dass ich mit einer grossen Herr -
scherin spreche“. Katharina erwiderte lächelnd: „Warum
sollen Sie es nicht vergessen, da ich mich doch nie
daran erinnere?“ Im Eifer des Gespräches hatte der
geistsprühende Diderot aber oft nicht nur ignoriert, dass
er mit einer Monarchin, sondern mit einer Frau dis^
putiere. Er sah dann nur den genialen, congenialen
Geist, dem gegenüber so kleinliche Unterschiede zu
machen lächerlich wäre. Katharina erlebte da ihre blauen
Wunder. In einem Briefe an Madame G e o f f r i n (der
geistreichen Pariser Freundin Diderots) heisst es einmal:
„Ihr Diderot ist ein sehr ungewöhnlicher Mensch. Ich
komme aus keiner meiner Unterhaltungen mit ihm ohne
blau und schwarz geschlagene Schenkel. Ich bin ge -
zwungen gewesen, einen Tisch zwischen ihm und mich
stellen zu lassen, um mich und meine Glieder vor seinen
Gestikulationen in Sicherheit zu bringen“.
300 Sfndunaßetn.
Eine Sammlung von über dreihundert In -
kunabeln bringt das Bonner Antiquariat Matthias
Lempertz (P. Hanstein & Söhne) am 25. Juli d. J. zur
Versteigerung.
Den Liebhabern alter Drucke steht also ein Ereig -
nis bevor, das sicherlich als seltene Ausnahme-Er -
scheinung auf dem Büchermärkte angesprochen werden
muss. Schon die grosse Anzahl der angebotenen
Inkunabeln ist dem Kenner eine Ueberraschung, wie er
sie seit langer Zeit nicht mehr erlebt hat, die Freude
wächst beim Durchlesen des Kataloges, denn man wird
bald inne, dass es sich fast durchwegs um Stücke von
bedeutendem Interesse und hohem Wert handelt. Aber
nicht nur in rein typographischer Hinsicht ist diese
Sammlung bemerkenswert, sondern auch des künst -
lerischen Schmuckes wegen, den die meisten Bücher
aufweisen und der in eingemalten Initialen und Rubri -
zierungen besteht.
Wenn wir sehen, dass die schönsten Stücke den
Offizinen von Augsburg, Basel, Mainz, Strassburg, Ulm,
Tübingen, Köln entstammen, so wird uns auch die
künstlerische Qualität des Miniaturen-Schmuckes be -
greiflich, da an diesen Brennpunkten der deutschen
Kultur des ausgehenden Mittelalters nicht nur die be -
deutendsten Künstler überhaupt, also)auch die Miniatur -
maler ansässig waren.
Es handelt sich bei der angebotenen • Sammlung
um die D u b 1 e 11 e n einer bekannten rheini -
schen Bibliothek und doch um ein Ganzes, wie
es der zielbewussteste Sammler nicht geschlossener
hätte aufbauen können.
Ausser den eigentlichen Wiegendrucken verzeichnet
der Katalog noch eine Reihe seltener und schöner
Drucke des frühen 15. Jahrhunderts, sowie eine statt -
liche Anzahl Pergament- und Papierhand -
schriften, teilweise von bedeutendem künstlerischen
und wissenschaftlichen Wert, darunter ein vlämisches
Brevier des 15. Jahrhunderts mit vier sehr schönen
Miniaturen.
Der Katalog mit im Ganzen 422 Nummern und
einer Anzahl Textabbildungen kann von oben ge -
nannter Firma für 15 Mark bezogen werden.
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Internationale Sammler-Zeitung
( Die ßithograpfiien der
Sammlung fPotitzer.
Die vom 18. bis 20. Mai bei Amsler und Ruthardt
in Berlin abgehaltene Versteigerung der Lithographien
aus der Sammlung des Hofrates Politzer (Wien)* war
von bestem Erfolge begleitet. Es fanden sich Inter -
essenten aus aller Welt ein, die für die seltenen Stücke
der Sammlung ausserordentliche Preise zahlten. Aber
auch minder rare Blätter gingen sehr gut ab.
Es notierten:
Nr. 4 Alois Sen ef cid er, vollständ. Lehrbuch der Stein-
druckerey M 3300. Nr. 6 Ders., Collection de peusieurs Essais
en dessins et gravüres par Aloys Senefelder M 1950. Nr. 10
Theobald Senefelder, 7 Bl. aus XII Landschaften auf Stein gez.
M 600. Nr. 11 Geneil i, Felsige Gebirgslandschaft M 880.
Nr. 15 Ludwig Hummel, Mann und Frau in Felsenlandschaft
M 600. Nr. 18 Niedlich, Der Centaur Chiron unterrichtet
Achilles im Bogenschießen M 580. Nr. 29' Wilhelm Reuter,
Antiker Frauenkopf, Probedruck M 400. Nr. 31 Ders., Brustbild
einer jungen Dame M 780. Nr. 35 Ders., Brustbild eines Jünglings,
Probedruck M 650. Nr. 42 Ders., 16 Blatt: Andrucke für Geld -
scheine M 1300. Nr. 43'Ders., 8 Bl. Andrucke für einen Ein-
thaler-Schein M 750. Nr. 44 Ders., 7 Bl. Andrucke für einen
Fünfthaler-Schein und Fünfzig Thalerscheine M 950. Nr. 45
Schinkel, Schloß Predima in Krain M 950. Nr. 48 Johann
F r ü h a u f, Gesamtansicht von Bamberg M 420. Nr. 53
Groeger, -2 Bl. Joh. Schubart, Christian Adolf Overbeck
M 440. Nr. 59 A. M e i e r, 4 Bl. St. Annenkloster zu Lübeck
M 450. Nr. 60 Nicol. Vogt, Versöhnung M 800. Nr. 61 Albr.
Ada m, 6 Bl. Pferdestudien M 300. Nr. 66 J. J. D o r n e r, 3 Bl.
Landschaft mit Wasserfall M 400. Nr. 71a Philipp F o 11 z, 4 Bl.
aus dem Münchener Volksleben M 1500. Nr. 76 Joh. Adam
Klein, 2 Bl. Die poln. Juden; der einspännige Karren M 500.
Nr. 78 Simon Klotz, 4 Bl. Eine Gebirgsgegend bey Salzburg
M 500. Nr. 79 L e y b o 1 d, Viktualienmarkt in München M 620.
Nr. 108 Stuntz, Stabat mater M720, Nr. 115 Raphael Winter,
Der Hirsch M 620, Nr. 123 Johannot, Ilalbfigur einer Vestalin
M 450. Nr. 124 Math. Koch, Landschaft mit Ruinen M 1650,
Nr. 125 Seele, Soldaten in einem Feldlager M 770. Nr. 132
Osw. Achenbach, hal. Herbstabend M 920 Nr. 162 Hasen -
clever, Lesekabinett M 300. Nr. 179 Menzel, 8 Bl. aus Dar -
stellungen zu Luthers Leben M 170. Nr. 180 Ders., Der
12jährige Jesus im Tempel M 4200. Nr. 198 Franz K r i e h u b e r,
2 Bl. Helene Paulowna, Katharina Freiin von Pereira M 520.
Nr. 205 Tretsensky, Sophie Schröder M 550.
Nr. 206 Berge re t, Mehrere Künstler vertreiben einen
Kavalier aus dem Atelier M 570. Nr. 207 Denon, Bildnis des
Künstlers M 660. Nr. 211 Deis., Brustbild eines jüngeren Herrn
M 680. Nr. 212 Ders., Brustbild eines älteren bartlosen Herrn
M 780. Nr. 213 Ders., Gesellschaft von 3 Flerren und 5 Damen
M 1250. Nr. 214 Dasselbe Blatt M 1050. Nr. 215 Ders., Ruhende
hl. Familie auf der Flucht M 900. Nr. 216 Dass. Bl. . M 800.
Nr. 218 Ders., Zwei Brustbilder junger Mädchen M 750. Nr. 219
Ders., Drei Herren und zwei Damen ein Kunstblatt betrachtend
* Siehe den Artikel „Inkunabeln der Lithographie“ von
Dr. W. Kurth in Nr. 8 der „Internationalen Sammler-Zeitung“.
Kunsthandlung
Georg u. Hermann Fromme
Wien I., Stallburggasse Nr. 2.
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M 1450. Nr. 220 Dasselbe Blatt M 1350. Nr. 221 Ders., Junges
Mädchen M 750. Nr. 222 Ders., Studienblatt M 650. Nr. 223
Ders., Künstler vor Staffelei sitzend M 1000. Nr. 224 Ders.,
Junges Mädchen in Landschaft M 1150. Nr. 228 Ders., Brustbild
eines Mädchens M 1000. Nr. 229 Gabriel E n g e 1 m a n n, Re-
cueil d’essais lithographiques M 2100. Nr. 230 Ders., 8 Muster -
blätter zu vorigem Werk M 1800. Nr. 232 Guerin, Le P a-
resseux M 1100. Nr. 233 Ders., Le vigilant M 1350. Nr. 238
L e j e u n e, Le prince Eugöne ä la bataille de la Moskwa M 1000,
Nr. 239 Ders., Un cosaque M 1500. Nr. 240 Lyon. Essais litho -
graphiques 1823 M 4200. Nr. 245 M o n g a u, Le duel M 700.
Nr. 246 Monogrammist A. C., Studienblatt mit 31 männl. Bild -
nissen M 850. Nr. 258 Vernier, Dame zeichnend (Albertina
Wien) M 3600. Nr. 260 Fragonard, 12 Bl. und Titelblatt:
Recueil de douze sujets etc. M 520. Nr. 266 G e r i c a u 11,
3 Reitpferde im Stall M 1050. Nr. 268 Grevedon, Herren -
bildnis M 950. Nr. 270 M. H. J a c o b, Le gbnie des Beaux-Arts
M 680. Nr. 274 1 s a b e y, 30 Bl. Voyage en Italie M 1300.
Nr. 288 Lecomte und Verne t, Blesses Franqais attaques
par des Cosaques M 860. Nr. 289 Dass. Bl. M 550. Nr. 292
Leprince, Künstler im Armstuhl M 1200. Nr. 294 Prudhon,
Junge Frau am Waschfaß M 1550. Nr. 319 V i g n e r o n, Portraits
improvises M 600, Nr. 326 Album mit Blättern von Charlet,
Descamps, Deveria ete M 1850. Nr. 329 Barye, Une lionne
et ses petits M 1650. Nr. 345 Hippolyte Beilange et son oeuvre
par Inles Adeline M 520. Nr. 351 Rosa Bonheur, Blatt mit
sieben Schafstudien M 1800. Nr. 356 B r e s d i n, gen. Chien-
Cailloux, Ruhe der hl. Familie in einem Walde M 9500. Nr. 357
Dieselbe Darstellung in anderer Auffassung M 7500. Nr. 361
Charlet, Le marchand de dessins lithographiques M 3500.
Nr. 381 Daumier, Cortege der Commandant General M 1300.
Nr. 389 Ders., Le ventre legislatif M 25000. Nr. 391 Ders., Zwei
sich unterhaltende Klatschbasen M 1000. Nr. 393 Ders., L’ in-
convenient de se faire bichonner M 11500, Nr. '406 Ders.,
Le Cid se mettant ete M 710. Nr. 407 Ders., Rocatnbole mena-
<;ant. M 8500. Nr. 409 Ders., Le Tcmps ä bien fait de 1’ arroscr
M 10500. Nr. 412 De camps, L’ an de gräce 1840, M 1500.
(Fortsetzung folgt.)
SRufograpdenoersteigerung in Berfin.
Der kürzlich gemeinsam mit Leo Liepmannssohn
veranstalteten Autographenauktion lässt Karl Ernst
Henrici am 19. Juni eine neue folgen, für die drei
Tage in Aussicht genommen sind. Auch diesmal ran -
gieren die Musikautographen in der Wertschätzung an
erster Stelle. Wir finden ein eigenhändiges Manns-
kript von Schubert mit der Ueberschrift „Ritter von
Toggenburg, Ballade von Schiller“, das mit M. 60.000
bewertet ist. Es handelt sich zweifellos um das einzige
Manuskript Schuberts, in dem Skizzierung und letzte
Form in einer fertigen Handschrift vorhegen.
Eine Liederkomposition in der Originalhandschrift
von F. Mendelssohn „Zum Abendsegeti“ ist auf
5000 M., eine solche von Liszt mit dem ersten Ent-
wurf zum „Trinklied zum Gedächtnis an Weimars Tote
mit Pianobegleitung“ mit 4000 M., ein Brief Beetho -
vens aus Wien vom 4. Februar 1810 an Breitkopf und
Härtel in Leipzig, der hauptsächlich von seinem „Lied
a ; der Ferne“ handelt, auf 3000 M., ein Brief von
Brahms an Philipp Spitta auf 2000 M. und zwei Briefe
Wagners von 1865 an den Architekten Gottfried
Semper und vom 16. Juni desselben Jahres über die
Erstaufführung des „Tristan“ auf 1500 bzw. 2000 M.
geschätzt.
In der Literaturabteilung stehen Goethe und
Schiller am höchsten im Preise. Ein Brief des jungen
Goethe an den „lieben Vater“ Klopfstock, mit dem
Datum „Frankfurt 15. April 1775“ ist mit 15.000 M.
bewertet, ein Aibumblatt von ihm mit seinem bekannten
Vierzeiler „Sen’ ich- die Werke der Meister an usw.“,
unter dem Titel „Demut“ in der Gesamtausgabe vor -
handen, das die Miniaturmalern! mit "einer wunderbar
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Internationale Sammler-Zeitung.
Nr. 12
feinen, durch Gold gehöhten Malerei von Zweigen,
Blüten und Getier umrahmt hat, mit 25.000 M. Einer
der schönsten Briefe Schillers an Gottfried Körner,
aus Dresden, mit den Schlußworten „Ich sehne mich
ungeduldig nach Euer Umarmung“ wird auf 12.000 M.,
ein anderer Brief aus Weimar an Goeschen in Leipzig,
dem er im Aufträge Goethes das französische Manus -
kript zu Diderots „Rameaus Neffe“ übersendet, auf
8000 M. und eine einfache Quittung von Schillers Hand
über Honorar für den Almanach, mit der Unterschrift
„Schiller, Jena 27. Oktober 1798“ auf 5000 M. geschätzt.
Als ein sehr wertvolles Stück (5000 M.) gilt auch ein
Brief Danneckers an Schiller, dem er unter
dem Datum „Stuttgardt den 3. Dezember 1794“ seine
Freude kundgibt, daß die von ihm modellierte Schiller -
büste so freundliche Aufnahme bei dem Dichter ge -
funden. Da schreibt der Künstler an den Poeten: „Es
thut mir recht wohl, daß Du so sehr damit zufrieden
bist und Freude daran hast. In Marmor wird er (das
heißt mein Schiller) noch weit besser aussehen. Ich will
mir auch so viel Mühe geben etwas heraus zu bringen,
daß jeder sagen muß, es ist gut! und es ist nicht eines
jeden Sache so ein Bild zum machen, ja lieber Schiller,
lache nur — lieber will ich sterben, und das sterben
ist so meine Sache nicht — als der Welt nicht gezeigt
zu haben, daß ich verdiente, dein Bild gemacht zu haben“.
Als Seltenheiten sind ferner zu bewerten ein Brief
Linn£s, aus Upsala vom 24. Oktober 1756 mit Aus -
künften über Bücher, Pflanzen und Gärten (5000 M.),
ein Brief von Joh. Georg Hamann, dem „Magus aus
dem Norden“, von Königsberg an Matthias Claudius
(3500 M.), ein Brief Theodors Körners aus Görlitz,
über eine Ferienreise als Bergstudent den Eltern be -
richtend (2500 M), ein eigenhändiges Manuskript
„Anakreon“ aus dem Jahre 1807 (4000 M.) und ein
Brief der Goethe-Freundin Charlotte v. Stein an
Knebel mit dem Urteil über ein ihr geliehenes fran -
zösisches Buch (3000 M.).
Ein Brief Friedrichs des Grossen, aus Znaitn
am 27. Februar 1742 in französischer Sprache an den
Kardinal Fleury gerichtet, worin er die Massnahmen
schildert, die er zur Einnahme und zur Sicherung von
Prag zu nehmen gedenkt, ist auf 12.000 M., ein Jugend -
brief Katharina II., noch als Prinzessin Sophie von
Anhalt-Zerbst am 2. Januar 1744 geschrieben, über ihre
geplante Vermählung mit dem späteren Zaren Peter 111.
ist auf 6000 M., ein Reisepass, ausgestellt in Fontai -
nebleau am 6. November 1810, mit dem voll ausge -
schriebenen Namen des ersten Napoleon (was eine
grosse Seltenheit ist) auf 3000 M. und eine eigenhän -
dige lateinische Widmung des Papstes Pius IX. auf
seinem Bilde, für den damaligen Erzherzog Johann
von Oesterreich, den später verschollenen Johann Orth,
bestimmt, auf 3000 M. geschätzt.
330. Jiunstauktion im ‘Dorotheum.
(Fortsetzung) *
Handzeichnungen.
Nr. 93 Josef Engelhart, Ruhende Dame K 90.000. Nr. 94
Karl Joseph Geiger, Triurnphzug eines römischen Imperators
K 40.000. Nr. 95 Haunold, Konvolut mit ca. 29 Blatt Bleistift -
zeichnungen und Aquarellen K 18.000. Nr. 96 Lebrun, Der Tod
der Niobiden K 20.000. Nr. 97 Julius Payer, 17 Blatt Skizzen
von der Nordlandrcise des „Tegetthoff“ K 80.000. Nr. 98 Carl
Schweninger, Zwei MännerköpfeK30.000. Nr. 99 Weh 1 e, Mutter
und Kind K 80.000. Nr. 100 Alfred Wesem ann, Rehfamilie
K 22.000, Nr. 101 Ders., Sieben Blatt grosse Aquarelle und
Zeichnungen von J. Führich, Stoll, Geyer, Holmberg etc. K 40.000.
Nr. 102 16 Bl. Zeichnungen und Aquarelle von P. P. Müller,
Ernst Lafite etc. K 30.000.
Miniaturen.
Nr. 103 Kavalier, K 90.000. Nr. 104 Alexander I. von Russ -
land (?) K 130,000. Nr. 105 Königin Elisabeth von England
K 350.000. Nr. 106 Junge Dame K 240.000. Nr. 107 Junge schöne
Frau, sig. Bell, K 900.000. Nr. 108 Doppelminiatur K 100.000.
Nr. 109 Satyr und Nymphen, nach W. ßougereau, Bez.: Rud.
Hannich, Wien, K 230.000. Nr. 110 Oesterreichisch um 1780,
Junge Dame mit gepudertem Haar K 70.000. Nr. 111 Junge
blonde Dame K 210.000. Nr. 112 Sandauer Lackdose mit Bild -
nisminiatur K 26.000.
Stiche.
Nr. 113 Baudouin, „Rose et Colas“, K 100.000. Nr. 114
J. Cazenave, „Le coup de tonerre“ K 200.000. Nr. 115
Deutsche Meister, Proben der Buchillustration vom 15.—17. J.
K 145.000. Nr. 116 Dürer, „Apocalipsis cum figuris“, Die
Offenbarung Johannes, B. 60—75 K 6,500.000. Nr. 117 Alessandro
Magna s co, „Paulus. — Pemen“, Bartolomeo Gazalis sc.
K 360.000. Nr. 118 B. Picart, „Ceremonies et coutumes reli-
gieuses de tous les peuples du monde“. Amsterdam, J. F. Bernard
1723 K 320.000. Nr. 119 F. P i r a n e s i, „Fantarie dei carceri“
K 140.000.
Plastik.
Nr. 120 Die liegende Prinzessin Pauline Borghese nach
Canova K 250.000. Nr. 121 Marmorstatuette des heiligen Seba -
stian, Friaulisch. 17. J., K 40.000. Nr. 122 — des Apostels Petrus,
Venez., 18. J., K 50.000. Nr. 123 Sitzendes Liebespaar mit Hund,
Venezianisch, 18. J., K 155.000. Nr. 124 Terrakottarelief, Thro -
nende Madonna mit dem Kinde im Arme, Florentinisch, Ende
15. J,, K 130,000. Nr. 125 Terrakottastatuette, Stehender Bettler
mit erhobener Hand, Italienisch, 17. J , K 30.000. Nr. 126 Terra -
kottagruppe, Der sitzende Johannes mit der schmerzhaften.
Muttergottes im Arm, Oberital., 18. J., K 30.000. Nr. 127 Holz -
statuette des auferstandenen Heilandes, Alpenländisch, um 1480,
K 32.000. Nr. 129 Holzfigur der Madonna, Spanisch, 17. J.,
K 55.000. Nr. 131 Holzstatue des Apostels Johannes, Salzburg,
* Siehe Nr. 11.
um 1720, K 35.000. Nr. Q2 Tabernakelportella. Holzrelief, Christus
im Kelche zwischen zwei Engeln, Venez., 17. J., K 50.000. Nr. 133
Reliquienkruzifix aus Buchsholz, Gröden, 18. J., K 2ö00.
Mobilar.
Nr. 157 Schreibtisch, 2. H. 18. J. K 120.000. Nr. 158 Hohe
Standuhr, österr, Louis XVI.-Zeit K 195.000. Nr. 159 Salon -
tischchen, Louis XVJ K 100.000. Nr. 160 Pfeilerkästchen österr.,
um 1750 K 350.000. Nr, 162 Kleinere Schreibkommode, letztes
Viertel 18. J. K 340 000. Nr. 164 Schreibkommode, österr. Mitte
18. J. K 330.000. Nr. 165 Desgl. K 530.000. Nr. 166 Hohe
Kommode K 520.000.
Keramik.
Nr. 169 Henkelkrug aus mährischer Fayence 1788 K 6000.
Nr. 170 Desgl. aus oberösterreichischer Fayence, Marke E ,
um 1800 K 14.000. Nr. 171 Desgl. K 22.000. Nr. 172 Desgl.
K 16.000. Nr. 173 Vase aus Wiener Porzellan, 1846 K 40.000.
Nr. 174 Zwei Teller aus Straßburger Fayence, 18. Jahrh. K 20.000.
Nr. 175 Schale mit Untertasse aus Klösterle-Porzellan, um 1720
K 135.000. Nr. 176 Runde, gedrehte Schüssel 17. J. Sächsisch
oder Schweiz. K 22.000 Nr. 177 Runde Fächerschüssel, Hanauer
Fayence, um 1730 K 35.000. Nr. 178 Vase aus Sövres-Porzellan,
1896 K 28.000 Nr. 179 Siegburger Schnelle, um 1580 K 54.000.
Nr. 180 Miniatur auf ovaler Porzellanplatte, Antigone und Ismcne
K 120.000. Nr. 182 Unbemalte Gruppe aus Meißner Porzellan,
darstellend die Liebesbrücke, um 1775 K 470.000. Nr. 184 Deckel -
schale, Sevres, um 1765 K 360.000. Nr. 185 Runde Spielkumme
aus Meißner Porzellan, um 1730 K 450.000. Nr. 186 Colombine,
Meißner Porzellan, um 1750 K 500.000. Nr. 189 Schokoladeschale,
Meißen, um 1735—40 K 610.000. Nr. 190 Desgl. K 480.000.
Nr. 191 Große, einförmige Groteskvase aus Meißner Porzellan
(Model! G. Kirchner) K 1,900.000. Nr. 192 Der Winter, Wiener
Porzellan K 750.000. Nr. 193 Der Herbst, Wiener Porzellan,
K 750.000. Nr. 198 Stehendes Musikantenpaar, Mitte 18. Jahrh.
K 1,100.000. Nr. 199 Deckelkassette, Nymphenburg, um 1760
K 2,000.000. Nr. 202 Der Dudelsackbläser und die junge Mutter,
Wiener Porzellan, um 1770 K 2,000.000. Nr. 203 Zwei Teller,
Wiener Porzellan, 1818 K 80.000. Nr, 204. Schlaggenwalder
Schale K 50.000. Nr. 205 Zwei ovale Porzellanschüsseln, El-
sässisch K 20.000.
Aus dem Nachlasse Caroline Pichler.
Nr. 206 Frühstückservice aus Wiener Porzellan, um 1800
K 1,000.000. Nr. 207 Schale, Wiener Porzellan, 1819 K 220.000.
Nr. 208 Tintenzeug aus veilchenfarbenem Lithyalinglas. Böhm.
Biedermeier. K 300.000. Nr, 110 Stammbuch, auf dem Deckel
Miniatur mit der Darstellung der Stephanskirche, von Wigand
K 300.000. Nr. 211 Vier zylinderische Gläser, 2. Hälfte d. 18. J.
K 190.000. Nr. 212 Gebetbuch der Karoline Pichler K 4000
und Nr. 213 Stahlpetschaft mit Wappen der Familie v. Greiner
K 1800, (Schluß in der nächsten Nummer.)
Nr. 12
Internationale Sammler-Zeitung
Seite 97
Chronik.
BIBLIOPHILIE.
(E i n e J u b i 1 ä u m s - W e r t h e r a u s g a b e.) Eine neue
Wertherausgabe erscheint zu den Wertherfesttagen bei J. J.
Weber in Leipzig. Interessant ist die Zusammenstellung der
Kritiken, die beim ersten Erscheinen des „Werther“ in den
literarischen Zeitschriften veröffentlicht wurden, und deren Zu -
sammenstellung von Fritz Adolf H ü n i c h der neuen Ausgabe
anschließt. Eine Probe der überschwänglichen Aufnahme gibt
Christian Daniel S c h u b a r t in seiner „Deutschen Chronik“:
„Da sitz ich mit zerfloßenem Herzen, mit klopfender Brust, mit
Augen, aus welchen wollüstiger Schmerz tröpfelt und sag dir
Leser, daß ich eben die Leiden des jungen Werthers von
meinem lieben Goethe - gelesen? — nein, verschlungen habe.
Kritisieren soll ich? Könnt’ ich’s, so hätte ich kein Herz.“
(AusstellungderReichsdrucke in Be rli n.) Im Licht -
hof des Kunstgewerbemuseums in Berlin ist jetzt die erste Aus -
stellung der sogenannten „Reichsdrucke“, d. h. Nachbildungen
von Kupferstichen und Holzschnitten alter Meister durch die
Reichsdruckerei, eröffnet worden. Prof. F r i e d 1 ä n d e r vom
Staatlichen Kupferstichkabinett Berlin erläuterte den Zweck der
verhältnismäßig wohlfeilen Drucke, die unserem verarmten Mittel -
stand ermöglichen sollen, Kunstwerke von anerkannt hohem
Wert in getreuen und reinen Wiedergaben für Haus und Schule
anzuschaffen. Albrecht Dürers Schöpfungen sind auch in dieser
Ausstellung fast vollzählig vertreten, daneben seine Vorläufer
und Nachfolger, wie Schongauer, Wohlgemut, Kulmbach, Schäu-
felein, Baidung Grien, Burgkmair, Schoen, Guldenmundt, Behanr
und Pencz nicht vergessen; ihre Werke geben in zeitgemäßer
Anordnung ein anschauliches Bild von dem Entwicklungsgang
der deutschen Kunst im 15. und 16. Jahrhundert. Besonderes
Interesse erregt die wunderschöne Nachbildung von Dürers Kopf
des Ulrich Varnbühler (hell-dunkel in braun). Zur Vervollstän -
digung der Schausammlung sind auch Wiedergaben von Stichen
und Schnitten späterer Meister, wie Teniers, Rubens und Rem-
brandt, ausgestellt.
(Ein wertvoller Fund vor 100 Jahren.) Vor
100 Jahren wurde nach langer Verschollenheit eine der gehalt -
vollsten Schriften des Altertums wiedergefunden: Ciceros
Werk vom „Staat“ das von der Renaissance so mühsam ge -
suchte, erschien 1822 zum erstenmal im Druck (Rom und Stutt -
gart). Entdecker war Angelo M a i, Bibliothekar im Vatikan.
Angelo Mai fand unter der Schrift eines Psalmenkodex aus dem
7. Jahrhundert den viel früher geschriebenen Cicero mit dem
berühmten „Traum des Scipio“. Schon Petrarca hatte erfolglos
nach dem „Staat“ gesucht. Ende des 16. Jahrhunderts glaubte
man in Polen einer Handschrift auf der Spur zu sein. Alles
vorsätzliche Fahnden aber war umsonst, bis der Zufall dein
Angelo Mai jenen alten Kodex aus dem Kloster Bobbio zuspielte.
Es handelt sich hier um einen „Palimpsest“, d. h. aus Perga -
mentmangel hat ein Mönch des 7. Jahrh. die alte Handschrift
aus dem vierten von neuem lesbar gemacht durch möglichstes
Vertilgen und Ueberschreiben des alten Urtextes. Dies ge -
lang ihm aber nicht so gründlich, dass einem geübten Auge die
alte durchschimmernde Unziale verborgen geblieben wäre. Die
Entzifferung des „Staates“ war keine leichte Aufgabe — viele
Gelehrte haben sich mit ihr befasst. Heute verdankt die Wissen -
schaft der glänzenden Erfindung von P. Kögel (Technische
Hochschule Karlsruhe) ein photo-chemisches Verfahren, das im
Lichtbild die schwache Urschrift so stark hervortreten lässt,
dass sie meist mühelos vom Paläographen gelesen werden kann.
BILDER.
(Diebstahl eines Rembrandts.) Aus Stuttgart
wird gemeldet: In der staatlichen Gemäldegalerie wurde das
Bild „Paulus im Gefängnis“ von Rembrandt ge -
stohlen. Der Wert des Bildes wird auf fünf Millionen Mark be -
ziffert. Für die Ermittlung des Täters und Herbeischaffung des
Bildes sind 50.000 Mark Belohnung ausgesetzt. Da Rembrandt
1606 geboren wurde und das Werk aus dem Jahre 1627 stammt,
ist „Paulus im Gefängnis“ eines der_ ersten bedeutenderen
Meisterwerke Rembrandts. Es stellt den Apostel vor einer hell -
beleuchteten Wand auf einer Bank sitzend, das Kinn sinnend
auf die Rechte stützend und mit der Linken ein Buch auf dem
Schoß haltend, dar, barhaupt mit langem weißlichen Bart in
stahlgrauem ärmellosen Rock, aus dem die grüngefütterten
Aermel des gräulich-violetten Unterrocks hervorsehen. Er sitzt
auf einer rötlich-grünen Decke. Links neben ihm Bücher in
bräunlichen Einbänden, eine Reisetasche und ein großer Zwei -
händer. Links oben ein Stück vergitterten Fensters, durch das
volles Sonnenlicht auf die Figur fällt. Das Gemälde, das,
auf Eichenholz gemalt, eine Höhe von 72'8 und eine Breite von
60'2 Zentimeter hat, trägt die Bezeichnung auf einem Papier,
das auf dem Schoß des Apostels liegt: „Rembrandt fecit“ und
etwas niedriger an der Bank „R. f. 1627“. In Stuttgart befindet
sich das Werk seit 1867, in welchem Jahre es die Stuttgarter
Galerie bei der Versteigerung der Galerie Schönborn v. Pommers-
felden in Paris erworben hat. Eine vorzügliche Radierung dieses
Gemäldes hat Professor William U n g e r geschaffen.
(Bramante als Lehrer Dürers.) Dürer schrieb
am 13. Oktober 1506 aus Venedig an Pirkheimer: „Ich bin
in zehn Tagen hier fertig. Danach werde ich nach Bologna
reiten, um der Kunst willen in heimlicher Perspektiva, die mich
einer lehren will.“ Ueber diesen Lehrer, bei dem sich Dürer
unterrichten wollte, ist viel geschrieben worden; doch konnte
man bisher aus den neu in Dürers Werk auftauchenden Ein -
flüssen nur feststellen, daß es sich um einen Meister handeln
muß, der, „an Pieros Lehre gebildet, zugleich mit den Bestre -
bungen der Mailänder Schule nicht unbekannt war“, ln der
„Kunstchronik“ veröffentlicht nun Wolfgang Stechow einen Auf -
satz, worin er als den Bologneser Lehrer Dürers den großen
Architekten Bramante zu erweisen sucht. Bramante war im
Herbst 1506 mitjuliusII. in Bologna, am 11. November, an dem sich
auch Dürer in der Stadt aufhielt. Es hat nichts Unwahrschein -
liches, daß der deutsche Meister sich gerade an Bramante
wandte, der seit der Grundsteinlegung von St. Peter im April
desselben Jahres besonders gefeiert war.
HANDSCHRIFTEN.
(Ein R o s w i t h a - F u n d.) Im Kölner Stadtarchiv hat
Dr. Goswin Franken einen wertvollen Fund gemacht, ln
einem Bande, der auch andere für die Geschichte und Kultur
des Mittelalters nicht bedeutungslose Schriften enthält, fand er
eine bisher unbekannte Handschrift der Roswitha von Gan -
dersheim. Die Nonne, die in diesen Dramen die ältesten
erhaltenen Denkmäler des deutschen Kunstdramas geschaffen
hat, ist um 1500 wieder entdeckt worden durch den Humanisten -
kreis um Conrad Celtis. Die von Celtis damals geschaffene
Ausgabe ihrer Werke beruhte auf einer jetzt in der Münchener
Staatsbibliothek bewahrten Handschrift. Da die Werke der Ros -
witha sonst nirgends überliefert sind, ist ihre Echtheit schon
bezweifelt und die Ausgabe für eine gelehrte Mystifikation er -
klärt worden. Allen solchen Zweifeln macht nun das Auftauchen
einer zweiten Handschrift ein Ende. Sie entstammt dem zwölften
Jahrhundert, ist also etwa 200 Jahre jünger als die Dichterin,
bietet aber trotzdem wertvolle Aufschlüsse für die Textgestal -
tung der Dramen, da die dem 10. Jahrhundert entstammende
Münchener Handschrift auf eine andere Originalhandschrift der
gelehrten Dichterin zurückgeht. Der Kölner Fund, dessen Be -
deutung Franken im „Neuen Archiv“ der Gesellschaft für
ältere deutsche Geschichtskunde darlegt, enthält die ersten vier
Dramen der Roswitha: Gallicanus, Dulcitius, Calitnachus und
Abraham. Dieses Stück behandelt die Bekehrung einer Dirne,
wie ja überhaupt die Dramen der Nonne, die dem schlüpfrigen
Terenz ein christliches Gegenstück an die Seite stellen wollte,
dem Thema der Keuschheit gewidmet sind. Die in der Kölner
Handschrift vereinigten Erstlingswerke der Roswitha sind hach
der Feststellung Paul von Winter felds das Werk, von dessen
günstiger Beurteilung durch drei gelehrte Männer Roswitha in
dem „Briefe an einige Gönner dieses Buches“ spricht, ln der
Kölner Handschrift scheint es sich um die Abschrift eines jener
„Rezensionsexemplare“ zu handeln, die Roswitha gelehrten
Männern zur Beurteilung ihres Könnens und zur Stärkung ihres
Selbstbewusstseins vorlegte, und von denen sie in jenem Briefe
spricht.
NUMISMATIK.
(Fund), ln Eppenrod bei Diez wurde eine größere Anzahl
von rheinischen Münzen des Mittelalters gefunden.
(Das Museum in Linz) erbte die Sammlung des im
Februar d. J. verstorbenen Dr. Rom in Ried.
(Das neue deutsche Hartgeld), das der Papier -
wirtschaft für die kleinen Beträge ein Ende machen soll, wird
nach einem Entwurf des Münchner Prof. Josef Wackerle
ausgeführt. Die eine Seite der neuen Geldstücke trägt einen
Adler. Während Wackerle in seinem anfänglichen Entwürfe dem
Tiere eine bewegte Form gegeben hatte, ist es in dem ange -
führten Entwurf von straffer, schnittgerechter Gestalt, von vorn
gesehen mit ausgebreiteten Schwingen. Die andere Seite trägt
die runde Umschrift: Deutsches Reich und unten zwei kleine
Eichelzweige ; in der Mitte steht in grossen Antiquabuchstaben
die Wertangabe. Das Einmarkstück erreicht nicht ganz die Ab -
messung der alten „Goldmark“, das Fünfmarkstück hat etwa
Talergrösse.
PHILATELIE.
(Neuheiten.) Demnächst werden in Oesterreich
neue Strafportomarken im Werte von 10, 15, 20, 25, 40, 50,
100, 150 und 200 Kronen ausgegeben. Während die quadratischen
Seite 98
Internationale Sammler-Zeitung
Nachportomarken bisher in roter, die rechteckigen in blauer
Farbe hergestellt waren, werden die neuen quadratischen Marken
in grüner und die rechteckigen in violetter Farbe gedruckt. —
In der T s ch e ch o s 1 o w ak e i ist jetzt ein Wert zu 150 h
erschienen, der in Zeichnung und Farbe ganz der kürzlich
außer Kurs gesetzten 50 h Karmin gleich ist. — Ungarn gab
neue Werte zu 1 K grün, 4 K rot, 5 K rötlichbraun (alle drei
Schnitter) 15 K blauschwarz, 25 K orange, 40 K grün (alle drei
in Parlamentsmuster) aus. — In den Niederlanden ist jetzt der
Wert zu 5 Cent grün in der alten Zeichnung (Querrechteck mit
Ziffer) erschienen. — Auf Malta erschien ein Provisorium:
2 ct grau. König Georg neues Wasserzeichen mit zweizeiligem
schwarzem Aufdruck ohne.F arthing. — Die •/» d Sieges-
marke von Neu Seeland wurde in roter Farbe mit „2 d
Twopence“ überdruckt.
VERSCHIEDENES.
(Die Sammlung Siegfried Wedclls.) In Ham -
burg wurde die auch außerhalb bekannte Gemäldesammlung alter
Meister des Herrn Siegfried Wedclls für den allgemeinen
Besuch freigegeben. Sie wurde von dem vor bald drei Jahren
verstorbenen Stifter dem hamburgisehen Staat mit der Bestim -
mung überlassen, daß die Sammlung mit seinem Haus in der
Neuen Rabenstraße 31 in ihrem Zustande zu erhalten und öffent -
lich zugänglich zu machen sei.
(Ausstellung von Gläsern.) Das Oesterreichischc
Museum für Kunst und Industrie in Wien veranstaltet Ende
Juli auf die Dauer von drei Monaten eine Ausstellung von
Gläsern aus der Zeit von etwa 1770 bis um 1860, also aus
der klassizistischen und Biedermeierperiode des Glases.
(Die kostbarste Privatsammlung der Erde.)
Wie der Newyorker Mitarbeiter der „Tägl. Korresp.“ schreib^
ließ der Staat kürzlich eine seiner Kunstsammlungen, wohl die
wertvollste der ganzen Erde, durch Sachverständige aller Länder
abschätzen. (Einschränkend muß hier bemerkt werden, daß es
sich um die wertvollste Sammlung handelt, die jemals privater
Sammeltätigkeit ihre Entstehung verdankte. Die Schrift!.) Die
Sammlung war früher Eigentum des Milliardärs F r i c k, der sie
durch letztwillige Verfügung dem Staate vermachte. Da die
Auseinandersetzung zwischen den Erben sich aber ungewöhnlich
in die Länge zog, konnten die Behörden den kostbaren Besitz
erst dieser Tage übernehmen. Im Zusammenhang damit fand
die erwähnte Schätzung statt. Die Schlußsumme der Schätzung
betrug 13 Millionen Dollar, also 70 Millionen Goldfranken. Dabei
muß aber in Betracht gezogen werden, daß die Schätzungen
sehr niedrig ausfielen, da die Sachverständigen den Wert der
Kunstgegenstände im Hinblick auf die (für valutastarke Länder
natürlich nur geltenden) allgemein zurückgegangenen Preise recht
niedrig ansetzten. Jedenfalls war die Sammlung im letzten Jahre,
als Frick lebte, also im Zeitpunkte der gewaltsam empor -
geschraubten Preise, 30 Millionen Dollar wert. Allerdings ist
auch ein Teil seiner Sammlung nach seinem Tode in alle vier
Windrichtungen verstreut worden; aber im großen und ganzen
ist die Sammlung wohlerhalten und wird nun zu einem Museum
umgebildet. Mit Frick verschied übrigens der letzte große Kunst -
sammler Amerikas, nachdem ihm schon Morgan und Widener
vorausgegangen; auch deren Sammlungen befinden sich heute
größtenteils in staatlichem Besitz.
(Runen und Wappe n.) In der Monatsschrift für die
gesamte deutsche wissenschaftliche Genealogie: „Familienge -
schichtliche Blätter“ ergreift der Archivdirektor a. D., Geh. Archiv -
rat Univ.-Professor Dr. Friedrich P h i 1 i p p i, das Wort zu der
am gründlichsten von Bernhard K o e r n e r vertretenen Ansicht,
daß eine Reihe von Wappen Runenzeichen enthielten. Erwider -
legt diese Lehre beweiskräftig in der Hauptsache mit zwei
durchschlagenden Gründen. Als die ersten Wappen (im strengen
Sinn) in Westeuropa angenommen wurden, um die Jahre 1150—
1170, hatte in Westeuropa kein Mensch mehr eine Kenntnis von
Runen. Der letzte, der von Runen Kunde hat, ist Rabanus Mau -
rus, der Abt von Fulda und Erzbischof von Mainz, der berühmte
„Lehrer Deutschlands“ unter-den Karolingern. Er führt die Runen
als Merkwürdigkeit und Geheimschrift an. Dann schwindet jede
Kenntnis von Runen in Deutschland. Auch eine andere Stütze
von Koerners Theorie ist morsch, dass die Runen zwar nicht im
Schrifttum, wohl aber im Volksgebrauch, als Zauberzeichen wei -
terbestanden hätten. Ebensowenig können die Hausmarken her -
angezogen werden; ihre Aehnlichkeit mit Runen ist durch das
Material bedingt, in das sie gerissen wurden. Der zweite durch -
schlagende Grund gegen die Deutbarkeit von Wappen aus Runen
ist die Bedeutungslosigkeit der Trennungslinien zwischen den
Wappenfarben, auf die Koefner seine Theorie mit aufbaut. Sie
Nr. 12
ANTIKE
TAPISSERIEN
GOBELINS
VERDUREN
MUSEALE
TEPPICHE
Öffentliche Bibliothek Frank!
geöffnet von 9 bis 6 Uhr. Wien I., Kohlmarkt 4.
sind keine Schildfiguren und haben keine selbständige Bedeu -
tung. Die Wappenfarbe war die Hauptsache. 50 Prozent aller
Wappen bestehen nur in Farben. Geh. Rat Philippi kommt zu
dem Schluss: „Die Behauptung des Herrn Koerner über einen
Zusammenhang von Runen und Wappen ist daher nicht nur
unbewiesen und unbeweisbar, sondern auch ganz unhaltbar, weil
sie Dinge zusammenbringt, die keinen Zusammenhang haben
und haben können, und Deutungen der Wappen versuchen, welche
mit ihrem innersten Wesen im vollen Widerspruch stehen.“
(Der Astarte-Tempel von Carthago.) Nach
einer Mitteilung des Abbe Chabot an die „Academie des
Inscriptiorrs“ sind Reste des berühmten Tanit- oder Astarte-
Tempels von Carthago gefunden und identifiziert worden. Bei
Ausgrabungen in derselben Lage, wo 1885 Pater Delattre eine
kleine Anzahl punischer Säulen gefunden hatte, stieß Mr. Icard
auf soviel Säulenreste und andere Trümmer, daß man die Lage
eines großen Tempels erschließen konnte, der nach allen Indizien
der große, im Altertum berühmte Tempel der Tanit war. Der
Ruf dieses altpunischen Heiligtums war im Altertum so groß,
daß er auch in der Römerzeit fortdauerte und den Mysterien
der großen carthagischen Göttin geweiht blieb bis ins 4. Jahr -
hundert nach Chr. hinein. Nach Heliogabal (220 n. Chr.) ließ man
von dort das Standbild der Göttin mit ihrem Sternenmantel nach
Rom kommen, um die Regina Coeli von Carthago die mystische
Hochzeit mit dem syrischen Sonnengott (Konischen Stein) von
Emensa feiern zu lassen. Später stand ein christliches Heiligtum
an dieser Stelle.
VOM KUNSTMARKT.
(Dorotheum- V erwertungsabteilung.) Die
Hauptanstalt für Sachdemobilisierung, welche laut einer Ver -
fügung der Regierung ihre Verwertungstätigkeit mit Ende Mai
1922 vollständig eingestellt hat, hat dem Dorotheum auf
Grund eines mit diesem unter dem 21. März 1922 abgeschlossenen
Vertrages den kommissionsweisen Verkauf der noch vorhan -
denen Güter übertragen. Zur Organisierung dieser nunmehr
vom Dorotheum zu entfaltenden Verwertungstätigkeit wurde von
der Zentraldirektion mit 1. Juni 1. J. eine eigene Geschäftsstelle
unter der Bezeichnung „Verwertungsabteilung des Dorotheums“
eingerichtet und räumlich in den hiefür vorgesehenen Lokalitäten
in Wien, I., Rauhensteingasse 8 untergebracht. Geschäfts -
stunden für den Parteien- und Kassenverkehr von 9 Uhr früh
bis 1 Uhr mittags.
(Auch eine Kunstauktion.) Nun sind auch die Wiener
Rahmenfabrikanten Brüder Nedomansky unter die Ver -
anstalter von Kunstauktionen gegangen. In einer marktschrei -
erischen Weise, wie sie bisher in Wien nicht üblich war und
hoffentlich sich auch nicht einbürgern wird, luden sie ein ver-
ehrlicbes P. T. Publikum zur „1. Auktion der Kunstgegenstände
der Aristokratie, des Mittelstandes und der Künstler“ ein. Wer
nach dieser Ankündigung einen ausserordentlichen Reichtum
an hochqualifizierten Werken der Kunst erwartete, sah sich
gründlich enttäuscht: eine dürftigere Kunstauktion hat Wien
noch nie gesehen. Mit geringen Ausnahmen, die an dieser Stätte
keinen Anwert fanden, durchwegs Bilder, an denen die Rahmen
das Wertvollste waren, mittelmässige Gegenstände des Kunst -
gewerbes und unter diesem Masä stehende Graphica. Trotz der
Versicherung in den Annoncen, dass „die Expertisierung bereits
abgeschlossen sei und weitere Beiträge zu dieser Auktion nicht
mehr übernommen werden“, wurde man durch zahllose Ein -
schübe überrascht, für welche das die Auktion leitende Doro -
theum die Verantwortung gewiss ebenso ablehnt, wie für die
Stiche, Lithographien etc., die dessen Experte nicht zu Gesichte
bekommen hat.
Nr. 12
Internationale Sammler-Zeitung
Seite 99
(Seltene Graphik.) Bei der Versteigerung seltener
Graphik des XIX. und XX. Jahrhunderts durch den Kunstsalon
Hermann Abels in Köln wurden folgende namhafte Preise
erzielt: Nr. 67 Bohle, Mainschiffer M 5900. Nr. 99 Brangwyn,
Gateway of Naplcs M 9200. Nr. 116 Carriere, Puvis de
Chavannes M 5700. Nr. 117 Ders., Rodin M 7850. Nr. 118 Elise
riant M 5300. Nr. 127 C a s s a t, Mädchenbildnis M 5500. Nr. 128
Ders., Mädchenbildnis M 6500. Nr. 182 Corinth, Zeichnung
M 4500. Nr. 242 Desboutin, Cezanne M 1300. Nr, 285 Fora in,
En Promenade M 1650. Nr. 452 Haden, On the Test M 4500.
Nr. 533 J. Israels, Kinder auf der Düne M 4500. Nr. 722
Legros, Souvenir du tac de Trasimöne M 3200. Nr. 730
Lehmbruck, Junges Mädchen M 2100. Nr. 802 Liebermann
Junge am Strand M 1900. Nr. 827 Lumsdon, The Peeful Tree
M 2500. Nr. 897 Menzel, Dem König wird ein Fackelzug dar -
gebracht M 1400. Nr. 909 Merion, le pavillon M 30.500,
Nr. 928 M i 11 e t, Conscuse M 7000. Nr. 929 Ders., Barateuse
M 8300. Nr. 1000 O p p 1 e r, Pawlowa M 2300. Nr. 1002 Ders.,
Geständnis M 2700. Nr. 1062 Penn eil, Avenue at Valenciennes
M 5000. Nr. 1139 Renoir, Kinderköpfchen M 12000. Nr. 1209
Segantini, Pastorale M 3500. Nr. 1270 Slevogt, Herodias
M 4100. Nr. 1308 Stauffer-Bern, Peter Hahn M 8100,
Nr. 1467 Whistler, la vieille aux loques M 17.250. Nr. 1470
Ders., Annle scated M 8700. Nr. 1473 Ders., Billingsgate M 13.700.
Nr. 1529 Zorn, Frida M 20.000 und Nr. 1530 Ders., Lots M 20.000,
(Ein Werk des Bauernbreughel in Berlin.) Aus
Berlin wird uns geschrieben: Bei der Seltenheit der Bilder
des Pieter Breughel, des grossen altniederländischen Sitten -
bildmalers, ist jeder Zuwachs des deutschen Kunstbesitzes an
Werken des Meisters heute doppelt erfreulich. Nun hat eine
Berliner Kunsthandlung kürzlich aus London ein interessantes
Bild von Breughel erworben. Es trägt den Titel „Der trunkene
Familienvater“ und ist zum ersten Male im vorigen Jahre von
Sir Martin Conway in seinem Werke über die Eycks und ihre
Nachfolger veröffentlicht worden.
Sammler-Literatur.
Die erste Juli-Nummer erscheint ats Sonder-Nummer
„Sammler-Literatur“.
AUSSTELLUNGEN.
Brünn. Mährischer Kunst verein, Ausstellung der
freien Vereinigung schlesischer Künstler.
Düsseldorf. Kunstverein für die Rheinlande und West -
falen. Düsseldorfer Bildnismalerei der Vergangenheit.
Erste internationale Kunstausstellung.
Köln. Kunstsalon Hermann Abels. Graphik und Aquarelle
des „Bundes zeichnender Künstler Deutschlands.“
Magdeburg. Kunstverein. Gemälde aus Privatbesitz.
Salzburg. Städt. Museum. Ausstellung der Neu -
erwerbungen.
Wien. Galerie St. Lukas. I., Josefsplatz 5. Ausstellung
der „Brücke“.
AUKTIONEN.
16. Juni. Luzern. Galerie Fischer. Römische und
byzantinische Goldmünzen.
17. bis 19. Juni. Luzern. Galerie Fischer. Antike
griechische Münzen.
19. bis 21. Juni. Berlin. Karl Ernst H e n r i c i. Autographen
aus allen Gebieten.
19. bis 21. Juni. Wien. I., Seilerstätte 5, durch Albert
K e n d e. Wohnungseinrichtung der verst. Generalkonsulswitwe
Anna v. Bernd (Wien).
20. Juni. Frankfurt a. M. Rudolf B a n g e 1. Sammlung
wertvoller alter Taschenuhren aus dem Besitze des Kommer -
zienrats Kretzschmer (Berlin).
20. bis 24. Juni. Köln. Math. Lempertz. Münzen und
Medaillen der Antike, des Mittelalters und der Neuzeit. Nach -
laß Geh. Sanitätsrat Dr. Dormagen (Köln) u. a. Besitz.
Juli. München. Hugo Helbing.’ Moderne Gemälde aus
verschiedenem Besitz.
20. Juli. Luzern. Galerie Fischerdurch Hugo Helbing
(München) und Theodor Fischer (Luzern). Möbel, Oclgemälde
Schweizer Glasscheiben, Teppiche, Porzellane, Gläser, Orilatoria.
25. Juli. Bonn. Math. Lemperz. Inkunabeln aus den be -
rühmtesten Offizinen, ferner alte Manuskripte und Reformations -
drucke.
Herbst. Köln. Kunstsalon Hermann Abels. Graphik.
NEUE KATALOGE.
* J o s e f Baer & Co., Frankfurt a. M. 678. Antiquariats -
katalog, Romanica, III. Teil. Italienische Litaratur (3008 Nummern
mit Preisen in Schweizer Franken).
* G i 1 h o f e r & R a n s c h b u r g, Wien, Katalog Nr. 148,
Genealogie, Heraldik, Sphragistik, Orig, Adels- und Wappen -
briefe, Turnier und Wappenbücher, Numismatik (1295 Nummern
mit Preisen in Schweizer Franken.)
Unionbank.
Die 52. ordentliche Generalversammlung der Union -
bank findet am 28. d. statt. Auf der Tagesordnung steht neben
den regulären Verhandlungsgegenständen ein Antrag auf Erhö -
hung des Aktienkapitals und die damit zusammenhängende
Statutenänderung.
Wiener Bank-Verein.
Die 52. ordentliche Generalversammlung des Wiener
Bank-Verein findet am 27. Juni 1922 um 11 Uhr vormittags
im Anstaltsgebäude statt. Gegenstände der Tagesordnung: Jahres -
bericht des Administrationsrates, Bericht der Zensoren, Beschluss -
fassung über die Verwendung des Reingewinnes, über die Er -
höhung des Aktienkapitals auf K 2.500,000.000’— durch Ueber-
tragung eines Teilbetrages von K 1.500,000.000’— vom „Reserve -
fond aus Kapitalsvermehrungen“ auf „Aktienkapitalskonto“ unter
Aufstempelung des Nennbetrages sämtlicher Aktien von je
K 400’— auf je K 1000’ und der damit zusammenhängenden
Statutenänderungen, Wahlen in den Administrationsrat, in das
Zensorenkollegium und den Aufsichtsrat für die Filialen. Je 25
Aktien geben das Recht auf eine Stimme. Die Deponierung der
Aktien hat bis spätestens 13. Juni 1922 zu erfolgen.
An unsere geschätzten Abonnenten!
Die Teuerungswelle tobt weiter! Mit jeder Nummer
verteuert sich die Herstellung unseres Blattes, mit jeder
Nummer wird die Distanz zwischen Soll und Haben
immer grösser. Um wenigstens teilweise das Defizit
zu verkleinern, sind wir genötigt, die Abonnements -
preise zu erhöhen.
Vom 1. Juli an kostet die „Internationale Sammler-
Zeitung“ jährlich
für Oesterreich . . 1800 Kronen,
für Deutschland . 100 Mark,
für Polen .... 1800 poln. Mark.
Bei den anderen Staaten kommt nur ein kleiner
Zuschlag für das bedeutend erhöhte P o s t p o r t o
hinzu. Hochachtungsvoll
Der Verlag
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‘Mus altem Schweizer Scßtoßßesitz.
‘Versteigerung in ßuzern, Galerie J r ischer, Grand Jfotcf „Jlationat“,
‘Donnerstag, den 201 Juli 1922.
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