Internationale
$ammfer2ßi'funj}
Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde,
Herausgeber: Norbert Ehrlich.
19. Jahrgang. Wien, 15. Juni 1927. Nr. 12.
c Der erste österreichische Jndex.
Nachdruck verboten.
Von Carl J unker, Wie n.
lieber die verhängnisvolle, schreckliche Institu -
tion der Zensur in Oesterreich ist schon sehr, viel ge -
schrieben worden, aber eine wissenschaftliche, histo -
rische und systematische Darstellung derselben fehlt
noch. Kulturhistorisch wäre es von höchster Bedeu -
tung, von unserem modernen Standpunkt aus ge -
sehen, nachzuweisen, welche verderblichen Folgen
speziell die vormärzlichen Bücherverbote in Oester -
reich auf die geistige Entwicklung der Bevöl -
kerung, auf den Fortschritt im Staat gehabt haben,
literarisch wäre, es interessant, zu wissen, was alles
verboten wurde und welche Prinzipien jeweils bei der
Verfolgung von Büchern herrschten und schließlich
wäre es buchtechnisch wichtig zu erfahren, wie sich
eigentlich die Zensur praktisch betätigte und aus -
wirkte.
Die Zensur begann in Oesterreich bekanntlich
schon im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts, also
kaum 75 Jahre nach der Erfindung der Ruchdrucker -
kunst, und wurde zweifellos in Oesterreich das wich -
tigste Hindernis für eine machtvolle Entfaltung dieser
und des Buchhandels bis weit in das vorige Jahrhun -
dert. hinein. Wir kennen wohl die wichtigsten jewei -
ligen gesetzlichen Bestimmungen vom 18. Februar
1522 angefangen, aber Akten sind uns nicht allzuviele
erhalten und über das rein Technische wissen wir fast
gar nichts. Das beste Buch über den Gegenstand,
Wiesners Denkwürdigkeiten der österreichischen
Zensur (Stuttgart 1847), ist mehr ein flammendes
Klagelied als eine systematische Darlegung und ähn -
liches gilt von den Schriften von Fournier, Glossy,
Schlossar u. a., während Wiedemann (Die kirchliche
Büchercensur in der Erzdiöcese Wien) hauptsächlich
eine Bearbeitung der wenigen — seither noch weni -
ger gewordenen — uns erhaltenen Akten im fürst -
erzbischöflichen Archiv ist.
Wohl hauptsächlich auf das Drängen van Swie-
tens, der den vernünftigen Standpunkt einnahm, man
könne niemanden, insbesondere die Buchhändler nicht
bestrafen, ein verbotenes Buch zu haben, wenn nie -
mand wissen könne, ob und wann das Verbot er -
folgte, gestattete die Kaiserin Maria Theresia nach
dem Vorbild des berühmten päpstlichen Index die
Herausgabe eines Catalogus librorum prohibitorum.
Dieser erste österreichische Index erschien an -
fangs 1754. Im Staatsarchiv für Inneres und Justiz ist
uns ein Dekret vom 2. Februar dieses Jahres erhalten,
durch welches „der geschehene Druck des Catalogi
librorum prohibitorum approbiert, dessen continua-
tion gestattet und solchen jedoch nicht weiter
an Particulares zu communicieren erlaubt“ wird.
Es war ein Klein - Oktav- Büchlein von vier
Bogen mit 34 unpaginierten Blättern, das den Titel
trug: Catalogus librorum rejectorum per concessum
censurae. Viennae 1754. Obwohl das Heft in einer
Auflage von 400 Exemplaren gedruckt wurde, ist es
heute außerordentlich selten. So viel ich weiß, besitzt
es keine einzige österreichische Bibliothek. Ein
Exemplar (samt den Nachträgen 1—3 aus den Jahren
1755-—1757) befindet sich in der sächsischen Landes -
bibliothek in Dresden und unsere Nationalbibliothek
hat kürzlich in dankenswerter Weise durch ihr eige -
nes treffliches Atelier eine vollständige photographi -
sche Reproduktion des ganzen Verzeichnisses herstel-
len lassen.
Es ist außerordentlich interessant. Es enthält
Schriften aus dem 17. und 18., ja sogar 16. Jahrhun -
dert! Manche erotische, viele politische und religiöse.
Da sind unter anderen verboten: Abelard und Eloise
(Haag 1711) — Beweis, daß die Weiber nicht zum
menschlichen Geschlecht gehören (Frankfurt 1735) —
Liebes-Geschichtcn der durchlauchtigsten Princessin
Anna von Oesterreich (Cöln 1693) — Verliebte Non -
nen oder die Liebe in Klöstern (Hamburg 1748), fer -
ner: Anti-Machiavel (Haag 1743) — Anti-Rousseau
(Rotterdam 1718) — „Freimaurerische Werke alle,
wie sie Namen haben“ — „Alle Gespräche im Reiche
der Toten, wie sie Namen haben mögen, wenn sie in
großen Bänden sind“ (also eigentlich ein Verbot nach
Gewicht!!) — Hippolitus a Lapide, Interets des Prin-
ces — Machiavelli Princeps, „item in den Ueberset-
zungen“ — Naudd, coups d’ Etats — die Werke von
Locke, Rabelais, dann von Rousseau „diejenigen Aus -
gaben, worin sich die Mandragore und die Epigram-
mata turpia befinden“. „Alle Bibeln von Luther“, die
Biblia hungarica lingua scripta (Ultrajecti 1747), und
die Schriften Melanchtons fehlen natürlich nicht.
Ganz eigentümlich berühren uns aber noch die
folgenden Verbote: „Alkmär (Heinrich von) Reineckc
der Fuchs nach der Ausgabe von 1498 (Leipzig und
Amsterdam 1752) von Joh. Chr. Gottsched“ — „Cata -
logus von den rarsten Büchern, Frankfurt und Leip-
Seite 1C6
I n t e r n a t i o n a 1 e S a m tn 1 e r - Z e i t u n g
Nr. 12
zig 1726“ : — „Leasings Schriften zwei Theile Berlin
1753“ — schließlich der „dänische“, der „deutsche“,
der „niedersächsische“, der „thüringische“, der „west-
phälische“ Robinson! In den Nachträgen werden noch
der „farörische“, der „brandenburgische“ und der
„isländische“ Robinson verzeichnet. Aus diesen Nach -
trägen seien noch wörtlich erwähnt: Bossuet, Einlei -
tung in die Geschichte — Ehe-Zucht-ßüchlein (das
philosophische) oder die Vernunft-gemäße, Natur ge-
scheide Ehe-Zucht samt der Kinder-Zucht von Herrn
Johann Fischarten, Straßburg 1597 — Histoire de la
Papesse Joanne — Thomas a Kempis — Pufendorf,
Instrumentum Pacis oder Friedensschluß zwischen
Mann und Weib, welchem beygefügt werden die an -
genehmsten Sachen für die Candidaten des Ehestan -
des, Cölii 1707 — Der neue vermehrte preußische
Wahrsager oder Prophezeyungen von den Regenten
des Hauses Brandenburg — Neue Zeitung aus dem
Fegfeuer, worinnen dessen Zustand und der Nutzen
der Seel-Messen, Weihwasser etc. beschrieben wird
durch Theophilium Antipapium 1734 — Das Lehr -
gebäude der Herrenhuter — Das evangelische Oester -
reich von Raupach u. s. w. Auch die Vita Doctoris
Martini Luther von meinem gelehrten Vorfahren
M. Christian Junker steht in diesem Verzeichnis, in
welchem sich übrigens Titel finden, die man noch vor
zehn Jahren ohne Gefahr zu laufen confiscirt zu wer -
den in keiner oesterreichischen Zeitung hätte zitieren
dürfen, wie etwa: „Vernünftige Gedanken von dem
Mißbrauch der Religion und des geistlichen Standes
zu einer Maske des Ehrgeizes und Eigensinnes“.
Im niederösterreichischen Protokoll findet sich
unter dem 25. März 1758 der Vermerk, daß das
Cameral-Zahlamt angewießen wurde, für 400 Exem-
plarien des gedruckten Catalogi librorum prohibito-
rum 100 Ducaten auszuzahlen“. Im Jahre 1761 wird
noch ein 3. Nachtrag erwähnt und im folgenden Jahr
erschien eine Neuausgabe unter dem Titel: Catalogus
librorum a commissione aulica pröhibitorum, die aber
ebenso wie ihre Nachträge bis 177.0 und die 1774 und
1776 bei. Kaliwoda gedruckten Neuauflagen nicht
mehr so selten sind und sich in verschiedenen Biblio -
theken vorfinden.
im Jahre 1777 wurden dann — Ironie des Schick -
sals! —- diese Kataloge selbst — verboten, wie uns der
Berliner Buchhändler Nicolai in seinen Reiseberichten
erzählt.
3-hnerikaniscfie Sammfer.
Der bekannteste vielleicht, sicher aber der ge-
fürchtetste Sammler und Kunsthändler ist gegen -
wärtig der Amerikaner Philipp Rosenbach. Sein
Erscheinen in Europa ruft Schrecken in Sammler -
kreisen hervor, besonders in England, wo er es vor
allem auf die alten Bücherschätze abgesehen hat. Er -
schallt der Ruf: „Rosenbach ist da!“, so reiben sich
die Verkäufer vergnügt die Hände, die Liebhaber
jedoch, deren Wünsche auf ein seltenes Buchexemplar
gerichtet sind, zittern, denn Rosenbach zahlt jeden
verlangten Preis und womöglich noch mehr und
schleppt seine Beute nach Amerika, wo er genug
Leute findet, an die er seine Erwerbungen mit reichem
Gewinn abgeben kann. Jetzt hält sich dieser Ameri -
kaner wieder in England auf. Ein Mitarbeiter des
„Daily Telegraph“ benutzte diese Gelegenheit, ihn zu
interviewen. Gerade als der Zeitungsmann bei Rosen -
bach weilte, traf von dessen Bruder Dr. Abraham
Rosenbach ein Telegramm ein, das die Nachricht
von dem Ableben des Herrn Henry E. Huntigton
in Philadelphia vermittelte, eines großen Kunstsamm -
lers, der seine Bilder und sonstigen Schätze dem
Staat vermachte. Das Thema der Unterhaltung war
dadurch von selbst gegeben.
„Ja, Amerika hat zahlreiche Menschen, die fünf
bis zehn Millionen Pfund Sterling besitzen und die zu
meinem Bruder kommen und ihn fragen, ob er ihnen
nicht „Americana“ verschaffen könnte, irgend etwas,
betreffend Amerika, als dieses noch aus einer Anzahl
von Dörfern bestand.“ In diesem Zusammenhang be -
hauptete Rosenbach, daß der verstorbene Huntigton
der gierigste Büchersammler war, der je existiert
haben mochte. Ununterbrochen beschwor er die
Brüder Rosenbach, jede Bibliothek, die zu kaufen war,
wenn nötig, zur Gänze zu übernehmen, denn „er
würde“, wie Rosenbach hinzufügte, „alt und hatte
nicht mehr viel Zeit zu verlieren“.
Wie viel Philipp Rosenbach aus England schon
weggeschleppt hat, geht aus seinem* verhüllten Ge -
ständnis hervor, er wisse in England kein halbes
Dutzend schöner Privatsammlungen mehr. Die Chats -
worth. Bibliothek enthalte noch viele prächtige Bücher,
wenn auch die Folios und Quartos von Shakespeare
vor einigen Jahren verkauft wurden.' England besitze
jetzt wahrscheinlich nicht mehr als sechs First Folios
von Shakespeare aus dem Jahre 1623! Das schönste
Exemplar kauften die Brüder Rosenbach seinerzeit
von Sir George Holfor d, aus dessen Bibliothek sie
auch ein unaufgeschnittenes Exemplar von S h ak e s-
peares Quartoausgabe, einen ersten Druck von
Bunyans „Pilgrims Progreß“ und ein wunder -
volles Exemplar von Smiths „Virginia“ erwarben.
Insgesamt erstanden sie damals 129 Bücher für mehr
als zweihunderttausend Pfund Sterling.
Noch vor einigen Wochen war Philipp Rosenbach
bei Herrn Huntington in San Marino (Kalifornien) zu
Besuch. Bei dieser Gelegenheit zeigte ihm der Samm -
ler, was er zum Andenken an seine von ihm tief be -
trauerte Frau zusammengetragen hatte.. Es waren
Zimmer voll frühprimitiver Bilder, alte Möbel, Kunst-
gegenstände — alles aus Europa „geraubt“. Er hatte
acht Millionen Dollar dafür ausgegeben. Das ist aller -
dings nicht so arg, nämlich für Huntingtons Verhält -
nisse, denn im Februar dieses Jahres schenkte er die
gleiche Summe der Universität Yale für wissenschaft -
liche Zwecke. Rosenbach schätzt, daß Huntington
mindestens drei Millionen Pfund Sterling für Bücher
bezahlt hat, seitdem er 1911 begann, Einkäufe in
europäischen Bibliotheken zu machen. Ein verbis -
sener Sammler, wie er war, scheute er vor keinen
Kosten zurück. Er sammelte mit Ambition und mit
der Absicht, das Erworbene dem Staat zu schenken.
Interessant ist, was Rosenbach über die sieben -
unddreißig eigenhändig geschriebenen Seiten aus
Dickens „P i c k w i c k i e r“ zu erzählen weiß. Der
frühere Eigentümer, der verstorbene E. A. W h i t e,
war so edelmütig, eine Seite dem Britischen Museum
zu schenken, nachdem die Rosenbachs ihm das Hun -
dertfache dessen, was er selbst seinerzeit dafür gege -
ben hatte, bezahlt hatten. Der neue Eigentümer wollte
das Manuskript wieder los werden und trat es den
Rosenbachs für den Preis ab, den es ihn gekostet
hatte. Dr. Abraham Rosenbach muß nun rasch den
neuen Preis bestimmen. Demnächst schon kann je-
Nr. 12
Internationale Sammler-Zeitung
Seite 10?
mand kommen, um die Handschrift für eine amerika -
nische Universität zu kaufen. So geschah es mit der
Mazarin-Bibel, für welche die Rosenbachs zwanzig -
tausend Pfund Sterling bezahlt hatten und die Herr
und Frau H a r k n e ß unmittelbar darauf für die
Yale-Universität erstanden.
c Bi6fiotfieR SaiiscfUcfl.
In der Bibliothek des Professors Saitschic k,
die jetzt durch die Antiquariate K. F. K ö h le r in
Leipzig und Cerschel in Stuttgart zum Verkauf
gestellt wird, ist der Versuch gemacht, eine Univer -
sale Bibliothek aufzubauen, die nach dem Plane Sait-
schicks alle für die Geistesgeschichte wichtigen
Bücher aus allen Gebieten des Wissens und der künst-
lerischeti Gestaltung möglichst in den Originalaus -
gaben enthalten sollte. Mit dieser systematischen
Anlage steht die Saitschicksche Privatbibliothek wohl
einzigartig da. Außerdem sollte die ganze Entwick -
lung der Buchkunst, des Drucks, der Illustration, des
Bucheinbandes an hervorragenden- Beispielen darge -
stellt werden.
Nach einem Bericht im Taschenbuch für Bücher -
sammler enthält die Bibliothek eine Anzahl bedeuten -
der Handschriften und Inkunabeln, eine besondere
Abteilung „Werke berühmter Pressen“, mehrere hun -
dert illustrierter Bücher des 16. Jahrhunderts, deut -
sche und ausländische Literatur, Philosophie, Aesthe-
tik, Geschichte, Sozialwissenschaften und National -
ökonomie, Religionsgeschichte, Theologie, Mystik,
Hagiographie, Märchen und Legenden, schließlich
Naturwissenschaften und Varia.
Es wäre wohl wert gewesen, eine solche Biblio -
thek um der Auswahl willen, die sie trifft, geschlossen
zu erhalten. Sie konnte mit ihren zirka 25.000 Bän -
den den wertvollen Grundstock einer öffentlichen
Bibliothek bilden. Da dies nicht möglich war, mußte
die Anlage der Bibliothek wenigstens in einem großen
Katalog festgehalten werden. Der erste bis jetzt vor -
liegende Teilkatalog, der aus der 4300 Bände umfas -
senden Abteilung „Dichtung und Schriftwerke der
Deutschen“ 3454 Nummern enthält, erfüllt diese Er -
wartung nicht. Es scheint, daß in diesem Katalog nicht
nur das aufgenommen wurde, was auf Grund syste -
matischer Auswahl im Ganzen der Bibliothek die
Deutsche Literatur darstellte, sondern darüber hin -
aus auch alles andere Vorhandene. Dadurch geht der
„kanonische“ Charakter, den diese Sammlung nach
dem Plane Saitschicks haben mußte, verloren.
Der Katalog, wie er jetzt vorliegt, ist ungleich
gefüllt. Manches Wichtige fehlt, wie z. B. Anton
Reiser von Moritz und der grüne Heinrich (beide sind
auch nicht in einer Gesamtausgabe vorhanden);
manche, vor allem die ganze neuere Literatur (Haupt -
mann, George, Rilke, Wedekind, Thomas und Hein -
rich Mann usw.) sind durch einzelne Bücher zufäl -
lig und ungenügend vertreten. Dasselbe gilt von der
älteren deutschen Literatur, z. B. Hans Sachs und
Grimmelshausen. Reich ist die Bibliothek dagegen
an wertvollen und seltenen ersten Gesamtausgaben:
Brentano, Hamann, Hauff, Heine, Herder, Hölderlin,
E T. A. Hoffmann, Görres, Kleist., Klinger, Lichten -
berg, die beiden Brüder Schlegel, auch A. W. Schlegels
Shakespeare, Wieland. Von Goethe, der im ganzen
mit rund 230 Nummern vertreten ist, sind schöne
(teuer angesetzte!) Erstausgaben vorhanden, doch
fehlen dabei die ganz großen Stücke wie das Römi -
sche Karneval oder Rheinischer Most. Hervorzuheben
ist die Ausgabe der italienischen Reise mit dem Exli -
bris von A. W. Schlegel und die Ausgabe letzter Hand
mit dem v. Steinschen Wappen. Es handelt sich hier
möglicherweise um ein Dedikationsexemplar Goethes.
Ueberhaupt ist die Bibliothek reich an Exemplaren
aus dem Besitze bekannter Persönlichkeiten mit deren
Exlibris oder Namenseintragung.
Außer der Deutschen Literatur enthält der vorlie -
gende Katalog noch die kleinen Sonderabteilungen:
„Märchen, Sagen, Legenden“ und „Volkslieder und
Sprichwörter“, ferner Uebersetzungen aus der anti -
ken und ausländischen Literatur.
c Die Sammlung PPaftavicini.
Man schreibt uns aus London:
Die Sammlung P a 11 a v i c i n i aus Stübichhofen
in Steiermark, die bei K n i g h t, Frank&Rutley
am 27. Mai zur Versteigerung gelangte, fand nicht
die gebürende Würdigung, trotzdem für die meisten
Bilder Expertisen geachteter deutscher und Wiener
Experten Vorlagen. Man hatte den Eindruck, als ob
die Engländer den Gutachten nicht recht trauten.
Besonderem Zweifel begegnete Raffaels „Portrait
of a Papal Secretary“, für das bloß 3100 Guineen er -
zielt werden konnte, für einen echten Raffael wahr--
lieh kein Preis.
Von den anderen italienischen Meistern erreichte
ein Cassone-Stück des Francesco C a s s o, das in
Schubrings Cassone-Buch abgebildet ist, 1300 Gui -
neen. Ersteher war der Amsterdamer Kunsthändler
Goudstikker. Das Bildnis eines Edelmannes
von Bernardo Licinio brachte 270 Guineen, eine
Madonna des Correggio 1900 Guineen. Aus der
Reihe der übrigen Italiener kam ein Bassan o „Die
Kreuzabnahme“ auf 900 Guineen, ein Hieronymus
' *f$lk
■ vK*'!
von Luca G i o r d a n o auf 104 Guineen, und aus der
italienischen Kunst des 18. Jahrhunderts ein Cana-
1 e 11 o (Rialtobrücke) auf 950 Guineen, ein Porträt
von Giovanni Battista T i e p o 1 o auf 1250 Guineen.
Von den altniederländischen Bildern ergab eine
Madonna des Meisters von F 1 e m a 11 e 550 Guineen,
eine Christus-Darstellung des Jan Mostaert 650
Guineen, eine Madonna mit Kind von Ho-ogstrae -
ten 300 Guineen, ein weibliches Bildnis des F.Pou r-
b u s 500, ein Bildnis des F. P o u r b u s d. J. „Porträt
des Vincenco Gonzaga“ 325 Guineen. Für eine Fluß -
landschaft des van Goye n zahlte man 900 Guineen,
für ein Bildnis des Cornelis de V o s 600 Guineen. Das
Bildnis des Malers Adriaen Brouwer von van Dyck,
das einst in der von Dr. Gustav Glück katalogisier -
ten Wiener Sammlung Alexander Triesch sich befand,
wurde mit 1950 Guineen bezahlt, eine „Immaculata“
von M u r i 11 o (früher in der Sammlung Gaston von
Mallmann in Berlin) mit 4000 und V e 1 a s q u e z aus
zahlreichen Reproduktionen bekanntes Bild „Der
Nußknacker“ mit 1900 Guineen.
Internationale Sammler - Zeitu n g
Nr. 12
Seite 108
c Die ‘Versteigerung Bei Sliicßsefig.
Die am 18. und 19. Mai im Kunstauktionshaus für
Altertümer Glückselig G. m. b. H. in Wie n
stattgefundene Versteigerung erfreute sich einer
außerordentlich regen Teilnahme von Sammlern und
Kunsthändlern. Das Ergebnis war denn auch ein. sehr
gutes.
Es erzielten (in Schilling):
Keramik, Porzellan und Glas.
1 Fayencekrug und Flasche, 18. J. 75
2 Zwei Krüge, Istrien 35
3 Krüglein, deutsch, 18. J. 55
4 Drei Fayencekannen 11
5 Zwei Tonkrüge, Oberösterr., 18. J. 40
6 Zwei Maßkrüge, Alpenländisch, um 1800 60
7 Sieben Fayenceteller 35
8 Godenschale, Oesterr., 18. J. 45
9 Mostkrug mit Zinndeckel, Oberösterr., Ende 18. J. 32
10 Kachclmodel, Salzburg, 17. J. 22
11 Knabe, Höchst, Marke, Mitte 18. J. 55
12 Putto als Winter, Wien, um 1760 90
13 Großer Teller, China, um 1670 455
14 Ein Paar Deckelvasen, Herend (?) 210
15 Ein Paar Prunkvasen, China, um 1700 500
16 Ein Paar Vasen, China, 2. H. 18. J. 460
17 Vase, Ostasien 75
18 Große gedeckelte Vase, Japan, 18. .1. 200
19 Große Schüssel, Japan, 19. J. 40
20 Zierplatte, Wien, Sign. „L. Herr: 180:“ 660
21 Zierschüssel, Wien, Jahresstempel 99. Malernummer 96
(Kothgasser) 190
22 Ein Paar Vasen, Wien, Jahresstempel 825 1450
23 Zierteller, Wien, 812. 210
24 Acht Teller, Wien, Jahresstempel 94 250
25 Ein Paar Deckelvasen, Wien, Jahresstempel 802.
Sign.: Weixlbaum 3800
26 Schale mit Untertasse, Wien, (Kothgasser) 500
27 Schale mit Untertasse, Wien, Jahresstempel 805 900
28 Desgl., Wien, Jahresst. 804 240
29 Schale mit Untertasse, Wien, Jahresst. 808 80
33 Flakon, Hyalit, Biedermeier 170
31 Desgl., 130
32 Becher, Biedermeier, Boucquoische Glaswerke 85
33 Flakon, Haylit, Biedermeier 170
34 Drei Glasflaschcn, Deutsch, um 1700 55
35 Drei Schraubflaschen, Alpenländ. 18. J. 65
36 Ein Paar Paßgläser 430
37 Zwei Becher, Karlsbader Sprudel in Mattschliff,
Biedermeier / 45
38 Glasservice um 1800 150
39 Vase, Hyalith, Biedermeier 85
40 Becher, Biedermeier 38
41 Becher, Hyalit, Biedermeier 90
42 Becher, das Drei-Kaiser-Porträt in Mattschliff und
„Zum Andenken an das große Militärfest im Prater
zu Wien, am 19, October anno 1814.“ 105
43 Becher, gelb gefaßt, in Mattschliff: Die Schlacht bei
Aspern und Erzherzog Karl 1809 70
44 Ein Paar Kaffeegläser, Biedermeizcit 20
45 Deckelpokal, Biedermeier 55
46 Kelchglas, um 1800 26
47 Kleine Glasscheibe: Wappen, Schweiz, 16. J. 36
48 Butzenscheibe, Norddeutsch, datiert 1618 130
Textilien.
49 Meßgewand, 18. .1. 85
50 Desgl., Ende 18. J. 230
51 Desgl., Ende 18. J. 260
52 Kelehdeckchen, bunter Seidenbrokat, 18. J. 95
53 Mantel, China, um 1800 210
54 Desgl. 160
55 Meßgewand, Italien, 2. H. 18. J. 110
56 Desgl., 220
57 Teil eines Meßgewandes,' 1. H. 19. J. 130
58 Ein Paar Seidenstiefletten, um 1700 9
59 Trachtenhaube, Krain, 18 J. 40
60 Prunkgewand, Albanien 70
61 Desgl. 90
62 Ovale Decke, Balkan 230
63 Seidenstickerei, Japan, 19. J. 280
64 Des$l. 250
65 Geistlicher Ornat, 18. J. 720
66 Teil eines Meßgewandes, 19. J. 150
67 Vespermantel, Italien, 18. J. 500
68 Tischdecke farbiger Goldbrokat, 18. J. 100
69 Meßgewand, 18. bis 19. J. 380
70 Große Decke, Ende 18. J. 1300
Gold und Silber.
71 Golddose, Französisch., um 1815 65 g 920
72 Goldene Taschenuhr, Werk von Martin Josef Bock
Wien 130
73 Goldene Taschenuhr, Werk von Wagner, London 120
74 Goldene Taschenuhr, Werk von Bailion, Paris 70
75 Taschenuhr mit Schlagwerk, goldenes Uebergehäuse,
London, Mitte 18. J. 110
76 Bonbonniere, Türkei 85 g 90
77 Konfektschälchen, Augsburg, 17. bis 18. J. 69 g 120
78 Konfektschale, Augburg, 2. H. 17. J. 90 g 130
79 Kleiner Becher, Süddeutsch, um 1700 53 g 45
80 Kleiner Becher, Südd. 18. J. 60 g 150
81 Becher, Leipzig, 17. J. 60 g 55
82 Kleiner Pokal, im Stil 17. J. 150 g 60
83 Kleiner Pokal, Süddeutsch, 17. J. 166 g 130
84 Deckelkrug, Augsburg 1613, 663 g 1500
85 Deckelkrug, 1681, 630 g 2000
86 Kleiner Pokal, Süddeutsch, 17. J. 370 g 1100
87 Deckelpokal, Augburg, 360 g 800
88 Kokosbecher, Ulm um 1600 1500
89 Doppelbecher, Nürnberg 1594, 225 g 210
90 Miniaturhumpen, Süddeutsch, 17. .1. 67 g 850
91 Figurale Tischglockc, Süddeutsch, Ende 16. J. 156 g 4000
92 Zierflakon, um 1800 465 g 300
93 Kassette mit Silberplatten beifegt, Italien, um 1700 230
94 Deckelpokal, Süddeutsch, 17. J. 900 g 4100
95 Salzfaß, Augsburg, 1753, 135 g 110
96 Konfektschale, Augsburg, Anf. 18. J. 88 g 170
97 Konfekt schale, Augsburg, Mei'stermarke Jakob
Knoll (?), 255 g '640
98 Dies., 240 g 660
99 Große Konfektschale, Augsburg, Punze, Mitte 18. ,1.
405 g - 920
100 Deckelpokal, Breslau 1619, 545 g, 1550
101 Zwei Kannen, Französisch, um 1820, 1985 g 580
102 Besteck, Wien 1830 35
103 Frauen-Steigbügel, Türkei 460 g 120
104 Essig- und Oelständer, Wien, 1817, 565 g 90
Ziergegenstände.
105 Engelskopf, Lindenbolz, Oesterreich, Mitte 18. .1. 105
106 Holzskulptur, Deutsch, 18. J. 85
107 Drei Kurzschwerter, Japan, 19. J. 60
108 Figur eines ßoddhisatva, Siam 180
109 Votivtäfelchen, Siam 40
110 Kurfürstenteller, Zinn, Nürnberg, Anf. 17. J. 170
111 Mörser mit Stössel, Italienisch, 17. J. 210
112 Apothekermörser, Italienisch, datiert 1713 180
113 Drei Wandappliken, Bronze, 2. H. 17. J. 110
114 Uhrgehäuse, vergoldete Bronze, Dat. 1520 1500
115 Turmuhr, Süddeutsch, 17. J. 2600
116 Necessaire, Perlmutter, Empirczeit 85
117 Kaminuhr, Louis-Phillippe-Periode 280
118 Ein Paar Spiegel, Deutsch, 18. J. 310
119 Pagode und Tempelchen, China 2. Hl 18. J. 420
Mobiliar.
120 Bauernschrank, Alpenländisch, Ende 18. .1. 65
121 Kabinettschrank, Deutsch, um 1700 350
122 Wäscheschrank, Englisch, Ende 18. J. 520
123 Bett, Biedermeier 460
124 Garderobeschrank, Oesterreichisch, Mitte 18. ,1. 410
125 Schreibtisch, Deutsch, Anf. 19. J. 200
126 Pfeilerschrank, Oesterreich, 2. H. 18. J. 220
127 Länglicher Tisch, Biedermeierzeit 75
128 Klavier, Wien, um 1830 170
129 Nähtischchen, Biedermeier 110
130 Rundes Tischchen, Empirestil 140
131 Hohe' Standuhr, Anf. 18. J. 460
132 Wandschrank, Süddeutsch, um 1800 180
133 Kommode, Oesterreichisch, 2. H. 18. J. 140
134 Kommode, Oesterreichisch, Mitte 18. J. 300
135 Doppelbett, Biedermeier 440
136 Ein Paar Pfeilerkasten, Franzos., Empire 1550
137 Toilettespiegel, Wiener Punze 1815 280
138 Guitarre von „Georg Stauffer, Wien“ 52
139 Gedeckelte Vase, Indopersisch 10
Teppiche.
140 Teppich, 19. .1. 315 : 275 320
141 Kleiner Teppich, Zentralasien, 1. H. 19. J. 160 : 135 200
Inte r nationale Sammler-Zeitung
Seite 109
Nr. 12
142 Ofenschirm, China, 19. J. 460
143 Garnitur, Französisch, Empire 2700
144 Prunkschrank, Süddeutsch, 17. J. 760
145 Monumentale Sockeluhr, Empire 1700
146 Ein Paar Vitrinentische, Empirestil 1350
147 Eintiiriger Schrank, Süddeutsch, um 1700 520
148 Sekretär, mahagonifurniert, um 1800 620
149 Schreibtisch, Oesterreäehisch, um 1800 300
150 Sekretär, Süddeutsch, 18. J. 520
151 Desgl., Englisch, um 1800 940
152 Ein Paar Stühle, Deutsch, 17. J. 90
Gemälde.
153-Lechner. Blick auf die Umgebung von Wien 50
154 Greil. Kinder vor einer Kapelle 110
155 Gera sch. Mittelalterliches Fest 50
156 Deutsch, 17. J, Auferweckung des Lazarus 150
157 P. Nccffs der Jüngere. Kircheninterieur 250
158 Julius v. B 1 a a s. Ungarischer Markt. 600
159 G. Vogl, Weibliches Porträt. 150
160 Mi Ile t. Fischer. Kreide auf Papier 470
161 Bühlmeyer. Landschaft mit Herde 250
162 Lemoine. Nymphe, und Satyr 400
163 Hendrik van Baien. Hl. Sebastian 260
164 Spanisch 17. J. Landschaft mit Fischern 150
165 Holland. 17. .1. Früchtestilleben 160
166 Rubensschule. Königin tsabella 280
167 Luca Giordano. Opferung Isaaks 320
168 R a f f a 11. Dorfszene 540
169 Füger. Martyrium des hl. Bartholomäus 150
170. Franz. 18. J. Mariä Verkündigung 600
171 Rorne.ro Y Eskalante. Hl. Familie 370
172 P i 11 o n i, Christus und die Ehebrecherin 1000
173 Bas s a n o. Verspottung Christi 600
174 Rota ri. Christus 100
175 M a e s. Familienmusik 7600
176 Mola. Johannes der Täufer 250
177 Reiter. Zwei Porträts 150
178 Genuesisch, Anf. 18. J. Karnevalszene 850
179 Jakob Jnrdaens. Der h. Laurentius, Oelskizze 400
180 D e s p o r t e s. Jagdstilleben 520
181 M i 11 e t. Landschaft mit Staffage 750
182 Vernet. Die Schiffbrüchigen 250
183 Fe'istenberger. Heroische Landschaft 120
184 D u g h e t. Heroische Landschaft 150
185 Ders. Heroische Landschaft 310
186 Oberitalien. 18. J. Mariä Himmelfahrt 350
187 Cuyp. Christi Grab 750
188 Ders, Fischergruppe 460
. 189 Italienisch (Mitte 16. .1.) Herrenporträt 500
190 Kreis des Poussin, Triumph der Galathec 1500
191 Saftleben. Landschaft mit Staffage 340
192 Deutscher Rembrandt-Nachahmer des 18. J. Porträt-
Rembrandts 250
193 C. Hofbauer. Weibliches Porträt 100
194 Jakob Alt. Gebirgslandschaft 160
195 Schule des Pannigianino, Johannes der Täufer 760
196 Ingres. Porträt des Niceolo Paganini 390
197 Spanisch (um 1500). Cherub. Tempera auf Holz 400
198 Französisch, 18. J. Kcphalos und Procris 300
199 Deutsch, 16. J. Maria 200
200 Süditalienisch, um 1700 Flucht aus Aegypten 420
201 O e f e 1 c, gen. Bavarese. Drei Putti 460
202 Weidner, Mädchenporträt 160
203 Werkstatt des David Teniers. Versuchung des
hl. Antonius. 300
204 Neapolitanisch, 18. J. Ein Paar Seestücke 180
205 Heemskerk. Bauernschule 250
206 Ders. Bauernszene 260
207 De Stefan!. Fischerboote > 100
208 Spanisch, 17. J. Landschaft 300
209 N. S u w i s a (?). Venedig 65
210 Karl G ö b e 1. Sizilianjscher Trupp 90
211 Ders. Szene aus Tausend und einer Nacht 150
212 Erwin P e n d 1. Interieur 50
213 Natermann. Affenkomödie 260
214 Mailänder Schule. 1. H. 16. J. Zwei Märtyrerköpfe 65
215 Oberitalienisch. Heilige Familie 170
216 Holländisch, 17. J. Herrenporträt 200
217 Französich, 1. H. 18. .1, Mythologische Szene 75
218 Ikone: Verklärung Christi als Auferstehung, Balkan,
17. J. Tempera auf Holz 150
219 Italienisch. 19. J. Zwei Seestücke 40
220 Franz L a m p i. Herrnporträt 130
221 Adriaen Bäcker. Jüdische Lehrstunde 420
222 Englische Schule des Hogarth. Der gute und der
böse Knabe 300
223 Belgischer Maler, um 1850. Pflügender Bauer 180
224 Cornelisz D e c k e r. Holland. Landschaft 400
225 N. Rose. Zwei Stilleben 65
226 Nachahmer des Bouche r. Putti, Gegenstände 200
227 Pctter. Drei Blätter: Jasmin, Mohn, Myrthe 200
228 Desgl. 180
229 Ders. Vier Blätter Blumen 140
230 Ders. Ein Blatt: Narzissen, Hyazinthe und Ranunkeln 60
231 Ders. Zwei Blätter: Narzisse und Aronstab 125
232 Ders. Zwei Blätter Kaktusblüten und ein Blatt Frauen -
schuh 190
233 Ders. Zwei Blätter: Hyazinthen und Kanna 140
234 Nachahmer des R a f f a 11: Gewitterstimmung 60
235 Oesterreichisch, 19. J. Auf der Alm 55
236 Rungaldier. Porträt'einer Fürstin Kinsky 80
237 Charlotte Kestner, geb. Buff: Werthers Lotte.
Deutsch, 18. J. Silhouette 160
238 Sieben Oelminiaturcn in Strohrahmen. Deutsch, 17. J. 85
239 Hans Burgkmair d. J. Venus und Merkur 70
240 Sechsundzwanzig Stiche von und nach Italienern des
16. J. 30
241 Ein Paar färb. Holzschnitte. Nachtfest. Japan, um 1800 38
242 Kakemono. Japan, um 1800 50
243 Vier englische Sportblätter, 19. .1. 28
244 Drei Zeichnungen. Cavaliere del Caino, Rcmbrandt-
Kopist und A. Schönn 30
245 Schule des Lairesse. Porträt eines Fürsten 60
246 Oesterreichisch, um 1820. Porträt eines Fürstgn Kinsky 12
Gosamtergqbnis:
Schi 11 i n g.
97.964 S mit Zuschlag: 1 1 9.6 2 0
Gfironifi.
AUTOGRAPHEN.
(Versteigerung bei H e n r i c i.) Am 27. und
28. Mai fand bei K. E. Henrici in Berlin eine Autogra -
phenversteigerung statt, bei der die klassische Zeit der deut -
schen Literatur besonders stark vertreten war. Die Preise
hielten sich auf dem gewohnten Niveau. Für einen vierseitigen
Brief Goethes an die Herzogin Dorothea von Kurland,
worin er für „fortlaufende Gnade und huldreiche Vorsorge
für seine kleinen Liebhabereien“ dankt — die Herzogin hatte
Goethe Medaillen gesandt, die er leidenschaftlich sammelte —,
wurden 1310 Mark gezahlt, eine eigenhändige Nachschrift auf
der Rückseite eines schriftlichen Entwurfes der Cottaschen
Buchhandlung (30: August 4805) brachte 600 Mark, der aus
dem April 1825 stammende Vierzeiler
Ob ich Irdisches denk’ und sinne
Das gereicht zu höherem Gewinne.
Mit dem Staube nicht der Geist zerstoben,
Dringet, in sich selbst gedrängt, nach oben.
1250 Mark. Für den bloßen Namenszug Goethes gab ein Lieb -
haber 50 Mark.
Höher aber als die Autographen gingen die Handzeich -
nungen und Radierungen des Dichters. So bewertete man eine
Sepiatuschzeichnung „Römische Straßenszene bei Mondschein“
vom Jahre 1786 (15% : 23 X A Zentimeter) mit 2000 Mark, eine
Sepiatuschzeichnung von gleicher Größe und aus demselben
Jahre, eine Partie aus der Gegend der Pontischen Sümpfe
darstellend mit 1250 Mark. Für das von Goethe radierte Ex -
libris für Kätchen Schönkopf zahlte ein Sammler 285 Mark.
Ueber Goethe ging in dieser Auktion nur das berühmte
Stammbuch I f f 1 a n d s, das ihn auf allen seinen Gastspiel -
reisen begleitete und in dem sich allerorts die prominentesten
Persönlichkeiten (u. a. Goethe, Schiller Wieland, Herder,
Haydn, Zacharias Werner, Zedlitz) cintrugen. Es wurde nach
erbittertem Kampfe um 5000 Mark losgeschlagen, den höch -
sten Preis, der bisher für ein Stammbuch zu verzeichnen
war. Heines Briefwechsel zum Zweikampfe mit Salomon
S t r a u ß, der sich bis nun im Besitze der Strauß’schen Erben
befand, wechselte um 3550 Mark seinen Besitzer.
Hohe Preise erreichten auch die Musikautographen. Das
Manuskript der unvollendet gebliebenen Kantate „Ehre sei
Gott in der Höhe,, von Johann Sebastian Bach erzielte 2050
Mark, ein musikalisches Albumblatt von Beethoven, fünf
Takte und Text „Ars longa vita brevis“ erzielte 1350 Mark,
ein musikalisches Skizzenblatt des Tondichters, (Entwurf zu
einem größeren Teil eines Quartetts für Streichinstrumente)
1880 Mark, ein Brief Josef Haydns an Artaria in Wien 500
Mark, ein Brief Mozarts mit der Bitte an einen Freund,
ihm „100 Gulden leihen zu wollen, da er sich zu sehr vom
Seite 110
Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 12
Geld entblößt habe“, 840 Mark. Ein dreiviertel Seiten um- (Boccaccio und die amerikanischen Z o 11 -
fassendes Manuskript Schuberts (Lied von Körner „Das beamten.) Auf Anweisung der Washingtoner Behörden
war ich“, für Singstimme und Pianoforte gesetzt) ergab 1000 haben die Zollagentcn New-Yorks die Einfuhr von fünfhun-
Mark. Das 56 Seiten enthaltende Musikmanuskript „Aus der dert Exemplaren einer ungekürzten englischen Ausgabe von
Fremde“, das Mendelssohn zur silbernen Hochzeit seiner „Tausendundeiner Nacht“ sowie von siebenhundert Exempla-
Eltern komponiert hatte, wurde von 2500 auf 5000 Mark ren von Boccaccios „Dekameron", die an New-Yorker
liinaufgetrieben. Das Manuskript desselben Meisters „Duetten Buchhändler adressiert waren, mit Berufung auf den „Obszö-
fiir zwei Sopranstimmen von F. M. B.“ errang 1000 Mark. nitätspäragraphen“ des Zolltarifgesetzes aufgehalten. Die
1 '/> Seiten eines „Liedes ohne Worte“ wurden mit 750 Mark Adressaten appellieren zurzeit bei den höheren Instanzen, um
bezahlt. Für das Manuskript von Richard Wagners Ouver- die moralischen Bedenken des Zollamts zu überwinden,
tiire zu „König Enzio“ (83 Zeilen, sehr zierlich und doch
deutlich geschrieben), wurden 2400 Mark erlegt.
BIBLIOPHILIE.
(Fl amburger Bücherpreise.) Bei der Versteige -
rung der Bibliothek Alfred Otto Crasemann durch die
Bücherstube Hans G ö t z in Hamburg wurden, wie uns
von dort geschrieben wird, sehr gute Preise erzielt. Bal -
zacs Werke erreichten 260 Mark, M o r 1 i n i, Novellen, mit
sechs Bildern von Bayros, 85 Mark, Goethes „Iphigenie“
von der Doves-Preß 170 M. Von den von Dulac illustrierten
Büchern wurden der Hawthof ne mit 80, der Andersen
mit 75 M über Schätzung gesteigert. Die Fürstenausgabe des
Koran ging auf 120 M. Gut bezahlt wurden auch die Vor -
kriegsausgaben des Georg-Müller-Verlages. Von Erstaus -
gaben der deutschen Literatur brachten Brentanos ge -
sammelte Schriften 270 M, „Gockel, Hinkel und Gackeleja“
185 M, die Märchen 45 M, die Goelheschen Schriften bei
Unger 285 M. Der „Faust“ von 1808 fand dagegen keinen
Abnehmer. Gutzkows erotischer Roman „Die Zweiflerin“
mit einem eigenhändigen Brief könnte 85 M erzielen. Der
erste Hoff m a n n mit sämtlichen Kupfern und Einband -
zeichnungen in einem sehr schönen Exemplar erreichte den
Preis von 650 M, ein zweites Exemplar ohne die Nachlaßbände
185 M; Hölderlins seltene Uebertragung des Trauerspiels
des Sophokles ging auf 135 M, Kleists, Zerbrochener Krug
auf 150 M. Ti e c k s Minnelieder mit den Titelkupfern von
Ph. Otto Runge erzielten 100 M. Von den modernen Aus -
gaben brachten Rilkes Larenopfer in einem schönen Maro -
quinband 150 M, gegenüber 26M für das broschierteExemplar.
Die große 1001-Nacht-Ausgabe war dagegen mit 120 M recht
billig.
(Die größte Filmbibliothek der Welt.) Ob -
wohl die Kinematographie erst auf ein Lebensalter von kaum
30 Jahren zurückblickt, hat die Literatur, die sich mit den
Fragen des Films befaßt, den Umfang einer erstaunlich gro -
ßen Büchersammlung angenommen. Einer emsigen Sammler -
tätigkeit, die sich auf einen Zeitraum von nahezu zwei Jahr -
zehnten erstreckt, bedurfte es, um alles, was es an Film -
literatur gibt, zusanunenzutragen und zu einer Bibliothek zu
vereinigen, die den Ruhm für sich in Anspruch nehmen darf,
die umfangreichste und vollständigste Filmbibliothek deT Welt
zu sein. Diese Bibliothek befindet sich in B e r 1 i n und wurde
jetzt der Allgemeinheit zugänglich gemacht. Sie wurde von
dem Verleger der „Lichtbildbühne“, Karl W o 1 f f s o h n, er -
richtet und umfaßt die stattliche Zahl von 1367 Bänden. Nach
dreizehn Gruppen geordnet, findet man in dieser Bibliothek
alle Fragen des Films und der Kinematographie vom volks -
wirtschaftlichen, ästhetischen oder technischen Standpunkt
aus behandelt. Den wertvollsten Bestandteil dürften die 43
ungedruckten Dissertationen und Diplomarbeiten bilden, die
das Thema „Film“ behandeln. Sie entstanden zum größten
Teil in dem dieser Fachbibliothek angegliederten Archiv, das
in ausgezeichneter Uebersicht angeordnet ist und über alle
aktuellen Fragen der Kinematographie Aufschluß gibt. Eine
Unterabteilung bildet das Fachzeitungsarchiv, in dem sich 172
verschiedene, regelmäßig erscheinende Fach- und Publikums-
Filmzeitungen und -Zeitschriften vorfinden. Sie kommen aus
aller Herfen Länder und sind in allen möglichen Sprachen ge -
schrieben. Selbst japanische, hebräische, türkische und grie -
chische Fachzeitschriften fehlen hier nicht. Das Filmphoto-
Archiv enthält ungefähr 20.000 Photos aus fast allen nam -
haften deutschen und ausländischen Filmen.
(Von der „Eisernen Büchere i“.) Die sogenannte
„Eiserne Bücherei“ in London, die dem Britischen Museum
angegliedert ist und etwa 4 Millionen unersetzbare Bände um -
faßt, ist in Gefahr. Sie droht mit ihrem ungeheuren Gewicht
von Tausenden von Tonnen, das jeden Monat durch einen
Bücherzuwachs von rund 30.000 Bänden vermehrt wird, das
Gebäude in die Tiefe zu drücken. Die Sachverständigen sind
der Auffassung, daß die ganze Struktur des Gebäudes unter
den gegebenen Umständen einer dringenden Renovierung
bedarf. Der hierfür erfoderliche Kostenaufwand wird min -
destens 25 Millionen Franken betragen.
HANDSCHRIFTEN.
(Das A n h a 11 e r E v a n g e 1 i ü m.) Das aus dem
zehnten Jahrhundert stammende deutsche Pergament -
manuskript, das unter dem Namen „Das Anhalte r E v a n-
gelium“ bekannt ist, wurde für 9000 Pfund an einen
Amerikaner verkauft. Das kostbare Manuskript war fast 400
Jahre im Besitze der Herzoge von Anhalt-Dessau.
(Eine Pergamenthandschrift von Rudolf
von Ems.) Die Buchhandlung Karl W. Hiersemann,
Leipzig, hat eine reich illustrierte Pergamenthandschrift
der Weltchronik des Rudolf von E m s erworben, eine um die
Mitte des 13 Jahrhunderts entstandene, von ihrem Bearbeiter
Fieinrich von München bis in die Zeit Karls des Großen fort -
geführte-Dichtung. Angesichts der außerordentlichen Selten -
heit deutscher Bilderhandschriften profanen Charakters
dürfte das Erscheinen des dem Ende des 14. Jahrhunderts an -
gehörenden Kodex auf dem Büchermarkt Aufsehen erregen.
(Neue Tolstoi-Handschriften.) Eine Anzah'
bisher unbekannter Tolstoi-Manuskripte ist vom russischen
Staatsverlag erworben worden u.nd soll in der großen Tolstoi-
Ausgabe veröffentlicht werden. Die neuen Handschriften ent -
halten außer einer Anzahl von Kindergedichten philosophische
und musikalische Arbeiten Tolstois, einzelne Fragmente von
Dichtungen, sowie Tagebücher aus den 50er Jahren. Zu den
bedeutendsten dieser neugefundenen Arbeiten gehört eine
Komödie „Die angesteckte Familie“ und die Uebersetzung der
„Sentimentalen Reise“ von Sterne. Sehr interessant sind
auch die „Reisenotizen aus der Schweiz“.
NUMISMATIK.
(Münzversteigerun g.) Adolph Heß in Frank -
furt a. M. versteigert am 21. Juni Münzen und Medaillen
neuerer Taler, Reichsmünzen, darunter eine Reihe hervor -
ragender Seltenheiten.
PHILATELIE.
(Neuheiten.) Griechenland: 1—10 Lepta Frau
in der Tracht des Dodekannes, 5, 50 und 80 L Isthmus von
Korinth, 20 L Frau in mazedonischer Tracht, 25 L Turm von
Saloniki, 1 und 10 Drachmen Theseustempel, 2 und 25 Drach -
men die Akropolis, 3 Drachmen der Panzerkreuzer Averoff,
5 und 15 Drachmen die Akademie.
VERSCHIEDENES.
(Tod bekannter Sa rn m 1 e r.) ln Hove starb die -
ser Tage der Teilhaber der Firma E. D. Sassoon & Co.
Flerr Markus David E z e k i e 1. Der Verstorbene war ein
hervorragender Sammler von chinesischem Porzellan, auf wel -
chem Gebiete er als Autorität anerkannt war. Das vor nicht
langer Zeit errichtete Museum in Hove besitzt eine Anzahl
von Geschenken Ezekiels von äußerst wertvollen Porzellan-
und Silbergegenständen. Auch seine Sammlung von allitalie -
nischen und flämischen Gemälden und Zeitungen ist berühmt
geworden. Besonderes Interesse widmete Ezekiel der jüdi -
schen und biblischen Geschichte, über welche seine überaus
reichhaltige kunsthistorische und jüdisch-historische Biblio -
thek sehr viele Seltenheiten aufweist.
(Hermann von Bru ining k f.) ln Riga Start»,
77 Jahre alt, der Archivar H. v. B r u i n i n g k, der jedem
bekannt ist, der sich mit der Geschichte der Ostseeprovinzen
beschäftigt hat. Er hat große Verdienste um das Baltische
Ritterschaftsarchiv, insbesondere aber ließ er sich die Pflege
des aus der schwedischen Großmachtszeit herrührenden
Schwedischen GeneralgouverneirientsarchiVs angelegen sein,
das er 1919 während der roten Gewaltherrschaft in Riga durch
Nr. 12
Internationale Sammler-Zeitung
Seite 111
sein mutiges Verhalten den Volkskommissaren gegenüber vor
dem Untergang bewahrte. Er hat viele Urkundenbücher heraus -
gegeben, das Baltische Wapppenbuch beschrieben und für die
Gesellschaft für Geschichte und Atertumskunde in Riga viele
wertvolle Abhandlungen verfaßt.
(Ausstellung von Kupferstichen.) Im Pariser
Louvre wurde eine Ausstellung von Kupferstichen nach
den Gemälden der Staatsgalerien in Paris, Rom und Madrid
eröffnet. Die Auwahl und Anordnung wurde vom Direktor
des Internationalen Büros für die Staatsmuseen, Richard D u -
P i e r r e n t geleitet. Dieses Institut soll den Austausch von
Kunstwerken, Dokumenten und künstlerischen Ideen ver -
mitteln und ist dem Institut der geistigen Zusammenarbeit
der Völker angegliedert.
(Galerie Del Vecchio.) Die Galerie Del
Vecchio in Leipzig eröffnete ihre Juni-Juli-Ausstellung
mit einer großen spanischen Sonder-Ausstellung von Paul
S o 11 m a n n. Die Kollektion enthält Werke aus Granada,
Malaga, Sevilla, die durch die Leuchtkraft der Farben und die
feine malerische Gesamtwirkung auffallen. Ferner ist die
Bronze von Prof. Max Klinger „Badende“ (1 Meter hoch)
ausgestellt. Von diesem Stück sind nur ganz wenige Exem -
plare vorhanden. Mit Einzelwerken sind weiters vertreten:
Andreas Achenbach, Max Gaisser, J. Wopfner, Phil. Röth,
Alex. Weise, A. Wenck, Paul Weirnann, L. v. Plänckner,
E. Schrödter, Phil. Graf sen., Hans Klatt, Ernst Frommhold,
E. Schuhknecht, Karl Kenzler, G. Eyer, Max Gehrmann, Prof.
Eschwege, Prof. W. Geffcken, C. v. Bergen u. v. a.
(Künstlerische Nackt-Abbildungen.) Das
Leipziger Reichsgericht hat das Urteil des Landesgerichtes
Stuttgart aufgehoben, demzufolge mehrere Nummern des
„Simplicissimus“ wegen Abbildung nackter Frauen für un -
züchtig erklärt und beschlagnahmt worden sind. Der Straf -
senat erkannte, daß die bloße Abbildung eines nackten
menschlichen Körpers an und für sich niemals unsitt -
lich sei und erst durch die Beziehungen, in die es gebracht
wird, es werden könnte. Die angeklaglen Künstler selbst
waren schon vom Landesgericht Stuttgart freigesprocheh
worden in der Annahme, daß sie schon wegen ihrer künstleri -
schen Einstellung sich der Unzüchtigkeit der Bilder nicht
bewußt waren.
MUSEEN.
(Städtische Galerie Nürnberg.) Die moderne
Galerie der Stadt Nürnberg wurde, wie uns von dort geschrie -
ben wird, nach vollkommener Neuordnung dem allgemeinen
Besuch wieder geöffnet. Erst jetzt konnte es erreicht wer -
den, einen vollen Ueberblick über die zahlreichen .Neuerwer -
bungen der letzten Jahre zu schaffen. Sie zeigen, daß sich
die erst vor wenigen Jahren geschaffene Galerie aus beschei -
denen Anfängen heraus verhältnismäßig rasch entwickelt hat.
Ncuhinzugekommen sind in der allerletzten Zeit: die Bronze -
büste des Geheimrats Dr. Bestelmeyer von Prof. Bernhard
B I e c k e r (München), die Frühskizze „Nymphenraub“ von
Prof. Franz von Stuck, das Bildchen „Bei Freimann“ von
Prof. Hans R. Lichtenberger (München), das 1924 ge -
malte Selbstbildnis von Carl Schwalb ach (München), das
Gemälde „Felicitas“ von Frau Prof. Maria Caspar-Filser
(München) und das Bild „Dame in Schwarz und Rot“ von
Prof. Konrad H o in in e I (München). Hinzuweisen ist von
Neuerwerbungen älterer Meister auf die Bilder „Triton und
Nereide“ von Arnold B ö c k 1 i n, zwei Mädchenbildnisse von
Moritz von Schwind und das farbensprühende „Picknick“
von Karl S p i t z w e g.
(A u 1 e s t a d als Björnson-Museu m.) Der Vor -
schlag der norwegischen Regierung, daß der norwegische
Staat Aulestad als Nationalbesitz erwerben und zum Björn-
son-Museum umgestalteu soll, wurde, jetzt von der norwegi -
schen Storthing angenommen. Der Zeitpunkt der Uebernahme
wird von Frau Karoline Björn son bestimmt. Sie erfolgt
spätestens sechs Monate nach ihrem Tode. Bei Lebzeiten be -
hält sie das Recht, auf dem Besitztum zu wohnen. Die Mittel
für den Ankauf von Aulestad sind durch eine Landessammlung
aufgebracht worden. Die Sandvigschen Sammlungen in Lille -
hammer übernehmen die Verwaltung von Aulestad für einen
jährlichen Staatszuschuß von 1000 Kronen..
(Volta-Ausstellung in Como.) Die Stadt C o m o>
die Heimat des berühmten Physikers Alexander Volta, ver -
anstaltete anläßlich der 100. Wiederkehr des Todestages des
berühmten Erfinders eine Volta--Ausstellung, die bis
zum Oktober dem Publikum offen stehen wird. Die Ausstel -
lung ist in der Villa Olmo, einer der Stadt gehörenden Be -
sitzung, untergebracht und umfaßt zwei Abteilungen: eine
internationale Elektrizitätsausstellung und eine nationale
Seidenausstellung.
VOM KUNSTMARKT.
(Kunstversteigerung in Hannover.) Am 21.
und 22. Juni bringt v. d. Porten in Hannover Gemälde
alter Meister aus österreichischem aristokratischen Besitze
sowie Franzosen des 19. Jahrhunderts aus einer französischen
Sammlung zur Versteigerung. Der Katalog weist unter den
älteren Meistern den niederländischen Monogrammisten auf,
der eine Kreuztragung, die kunstgeschichtlich sehr interessant
ist, mit H. B. signierte und die für 1560 bestimmt wird. Zum
16. Jahrhundert zählt ferner ein lebensgroßes Porträt eines
Patriziers mit Sohn, das von der Hand des Augsburger Flans
Miehlich stammt. Das Porträt ist gut vertreten. Nicol.
Macs, der Franzose Phil, de Champaig n e, der Spanier
Franzisco Herrera sowie die Engländer R. Wilson, Sir
Martin Arther-See und Kniller finden sich da. Das
Interieur und Genrebild repräsentieren P. C o d d e mit einem
von Hofstede de G r o o t begutachtetem Gemälde „Karten -
spielende Soldaten“, F. v. Ap s'hoven, J. v. B r e d a e 1,
.1. M. M o 1 e n a e r, Tilborgh sowie P. J. Saenredam
mit einem lichtdurchflutenden Kircheninterieur. Der Spanier
Franzisco Herrera schließt sich mit einem hervorragenden
Vorwurf „Musikalische Unterhaltung“ würdig an. Der Rem-
brandtist Gerbrand van den Eckhout tritt besonders mit
-einer Szene „Christus vor Pilatus“ hervor. Von den Italienern
zeigt Cignani Carlo in einem Oval das mit großer Virtuo -
sität und Farbenfreude behandelte Thema „Loth mit seinen
Töchtern“. Erwähnenswert ist ferner Massimo S t a n z i o n e,
der in einer Beweinung eine kühne Verkürzung des Leichnams
Christi bietet. Eine Oelstudie, die als Vorlage einer Fresken -
malerei gedient haben mag, ist vorsichtigerweise als Werk -
stattarbeit des C. D. Tiepolo bezeichnet. Unter den Fran -
zosen des 19. Jahrhunderts sind zu nennen: Bonnat, Boilly,
Chintreuil, Couture, Dccamps, Bracquemont, Roncisvalle,
Roybet, Trouillebert, Othon Friesz u. a. Zu ihnen gesellen
sich noch Achenbach, Calame, G. Kühl, Gussow, Leistikow,
Wenglein und Whistler.
(Große Bilderversteigerungen bei Christie)
Aus London wird uns geschrieben: Im Laufe des Juli werden
bei Christie einige interessante Auktionen stattfinden. Am
(S. Juli kommt die Sammlung Roß aus Montreal unter den
Hammer, in der sich viele Werke von großem Wert befinden.
Unter anderem gibt es in dieser Kollektion ein berühmtes
Porträt von Rembrandt, das einen Mann in mittleren
Jahren in reicher Kleidung — ein mit Pelz besetzter Mantel
und ein großer Filzhut auf langen gelockten Haaren — dar -
stellt. Das große Bild, ein Kniestück, trägt die Signatur des
Meisters und die Jahreszahl 1655. Ferner werden Arbeiten
von Franz Hals, Cuyp, Ruysdael, Corot, Courbet,
D a u b i g n y, T urne r, lacob Maris u. a. versteigert. Ein
nicht minder bedeutsames Ereignis verspricht die Auktion
H o 1 f o r d zu werden, die am 13., 14. u. 15. Juli bei Ch r i s t i e
vor sich gehen wird. Seit dem Tod Robert Holfords im Jahre
1892 fragte man sich, was mit den von dem kunstsinnigen
Mann gesammelten Kunstwerken geschehen sei. Die Ge -
mälde, die nun feilgeboten werden, gehören zu dem Nachlaß
Sir George Holfords, des Sohnes Roberts. Sir George ver -
kaufte kurz vor seinem Ableben dem bekannten amerikani -
schen Kunstsammler und Kunsthändler Dr. Rosen hach eine
Anzahl berühmter Erstdrucke, darunter solche von Shake -
speare. Bekannt ist, daß sich in der Kollektion Hölford
Bilder von B o 11 i c e I li, Tizian, Tintoretto und vieler
anderer Meister ersten Ranges befanden.
(Versteigerung bei Hugo H e 1 b i n g.) ln der
Galerie Hugo Helbing in München fand am 31. Mai,
1 und 2. Juni eine Versteigerung diverser Antiquitäten, Zinn,
Plastik, alter Gemälde u. a. statt, wobei folgende bemerkens -
werte Preise (in Mark) erzielt wurden:
9 Krug, Rhein, 17. J. 100
60 Schüssel, Span. Maur. 17. J. 195
61 Breitfüiiung, Fragment, Florenz 295
77 Hohe Standuhr, Meißen, um 1850 275
100 Kleiner Teller, Hall, Tirol, 16. J. 540
101 Desgl. 17. J. 160
146 Calendarium perpetuum, Silber, 18. J. 155
171 Krönungsteller, Zinn, 2. H. 17. J. 110
187 Ein Paar Schüsseln, Zinn, bayr., um 1729 100
212 Kanonenmodell, 17. J. 150
245 Kelim, 317X165 cm 145
246 Ein Paar Kelim, je 320X80 cm 120
248 Knüpfteppich, Kaukasus, 155X117 cm 190
253 Alter Knüpfteppich, Persien, 460X200 cm 240
256 Kamel-Satteltasche, 2teilig, je 72X68 cm 100
336a Ein Paar Lampen, Japan 200
337 Lampe, ebenso, kleiner 120
340 Knüpfteppich, Tientsin, 210X210 cm 320
342 Wandschirm, China, 120X116 cm 210
343 Desgl. 600
346 Zwei kleine Wandbehänge, China 200
356 Kissenplatte, chinesisch 140
Seite 112
Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 12
365 Sessel, China 160
373 Schrank, Korea 245
378 Zwei Ampeln, China 210
381 Peking Ofen, China 290
393 Kleiner Halbschrank, ital., 16. J. 300
420 Alter Bauernschrank, oberbayr., um 1800 100
421 Desgl., stirld., nach 1800 360
426 Truhenbank, Stil der rhein. Renaissance 375
442 Hohe Stehlampe, Orient 130
448 Leuchterarm, venet. 145
491 Berch'era, Landschaft 180
516 Van der Heist, Damenbildnis 335
532 Münchener Schule, Marienplatz, Feder und Sepia 105
562 Jakobus Major, oberöstcrr., um 1500 600
563 Apostel Matthias 350
564 Segnendes Christuskind, Holz 240
662 Voltaire, Oeuvres, 72 Bde., 1840 120
AUSSTELLUNGEN.
Brünn. Mährischer Kuastverein. Mediumislischc
Zeichnungen. (Bis 19. Juni.)
Berlin. J.-Hinriehse n. Die Frau in der bildenden
Kunst.
Hamburg. Galerie Commeter. Anders Zorn. 50 Ge -
mälde, sein graphisches Werk und Plastiken.
Hannover. Kunstverci n. Lebende deutsche Maler.
München, Graphisches Kabinett G. m. b. H.
Anton Kersch b a u tti e r, Gemälde und Aquarelle.
Nürnberg. N a v i s Halle, Frühjahrsschau Münchner
Kunst.
Stuttgart. Kunsthaus S c h a 11 e r. Graphik-Ausstellung
„Berliner Sezession“. Gemälde: Eduard Bargheer (Ham -
burg).
Wiesbaden. Galerie B a n z e r. Kollektivausstellung Arthur
Grim m.
Zwickau. König Albert Museu m. Emil N o 1 d e,
Abstrakte Malerei.
i
AUKTIONEN.
14. Juni u. f. T. Berlin. Rudolph Lcpkc. Antiquitäten,
Gemälde, Mobiliar und Kunstgewerbe.
21. und 22. Juni. Aachen. Ant. Creutzer. Gemälde
alter und neuerer Meister, Radierungen, Stiche, Aquarelle,
Handzeichnungen, Antiquitäten, alte Perserteppiche, Holz -
schnitzereien etc.
21. Juni u. f. T. Frankfurt a. M. Adolph Heß Nachf.
Münzen und Medaillen, neuere Taler, Reichsmünzen etc.
21. bis 23. Juni. Hannover, v. d. Porten. Gemälde
alter Meister, sowie Franzosen des 19. Jahrhunderts.
22. —24. Juni. Wien. Dorotheu m. 37. Kleine Auktion.
4.—5. Juli. Wien. Dorotheum. 37. Kleine Auktion.
8. Juli. London. C h r i s t i e. Gemäldesammlung Ross
(Montreal).
13. 15. Juli. London. C h r i s t i e. Nachlaß Sir George
I I o 1 f o r d. Gemälde berühmter Meister.
2. August. Luzern. Grand Hotel National Durch E. Kah -
le r t & S o h n (Berlin) u. Theodor Fischer (Galerie Fischer,
Luzern). Schwertersammlung des Dr. M. D r e g e r (Essen).
26, bis 27. September. Wien. Dorotheu m. 38. Kleine
Auktion.
Oktober. Aachen. Ant. Creutzer. Sammlung des Herrn
Theodor Nell essen (Aachen).
10. bis 11. Oktober. Wien. Dorotheum. 381. Kunst -
auktion.
NEUE KATALOGE,
Antiquariat Leopold H-eidrich, Wien. Ant.-Anzeiger
No. 3 (600 Nummern mit Preisen in Schilling).
Richard Borek, Braunschweig'. Briefmarken. Preis -
liste C mit allen nach dem 1. Jänner 1925 erschienenen Europa-
Marken.
BRIEFKASTEN.
G, E. London. Das Bild erzielte 800 österr. Schilling.
Dr. B. L. Nicht empfehlenswert.
Gutenberg? Der Verkauf der Bibel soll rückgängig ge -
macht worden sein. Authentisches konnten wir noch nicht
erfahren.
n öo öo oso oo oo oo rrj oo «o oo o<) oo oo n
8
| ( l3remer ffhisidden
und affes auf ‘Bremen Bezügliche Lauft
SKunstscifon fJsendart
1 13 rem en
fRembertisfraße 74(76
Doooiocxjcxjcxjcxjaöocxjaoaooiocioä
8
Georg Binder
Mün/.enhandlung
Hamburg, Neuer Jungfernstieg
PREISLISTE GRATIS.
kaufen
Alte Gemälde
nur
erster Meister.
T
A
Zuschriften
mit genauer Beschreibung,
Photographie und Preisangabe unter
Alte Meister an die „Internationale
Sammler*Zeitung“.
( KARL HENNIG 1 WEIMAR |
An- und Verkauf klassischer |
Briefmarken
| und ganzer Sammlungen bis zu den größten Objekten, g
liiniiniiiiiiiiiiiiiiniiiiiiminiiiiiiiiiniiniiiiiiiiminiiiiiiiiniiiiin!jiiiiiiiiiiiiiiiniimiiiiiiiiiiiiiii | i | 'i ,| i | ii ||||l| i | i ||| i" 11111111 -