Internationale
$ammler-2ei'funj}
Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde
Herausgeber: Norbert Ehrlich
21. Jahrgang Wien, 15. Oktober 1929 Nr. 20
Die Sammlung J'ritz
Die Galerie Hugo Helbing in München
hat nun endgültig die Versteigerung der Sammlung
Fritz August von Kaulbach auf den 29. und 30,
Oktober festgesetzt. Die Sammlung wird in der
prächtigen, von Gabriel von Seidl erbauten Villa
Kaulbachs aufgelöst werden, deren Inhalt sie bildete.
Villa und Einrichtung repräsentieren jene Peri -
ode der Kunstentwicklung Münchens, die um die
Wende des Jahrhunderts den Typus des Maler -
fürsten wieder neu in Erscheinung gestellt hatte.
Diese Männer, zu denen auch Lenbach und Stuck
gehörten, griffen in ihren Geschmack wieder zu -
rück auf die Vorbilder der Renaissance, so daß ihr
Sammlerstreben sich fast ganz auf jene Zeit konzen -
trierte. Wir finden daher in der Sammlung Kaul -
bach sehr schöne antike Skulpturen, Götterdarstel -
lungen und Porträtkölpfe, unter den wir den Torso
einer Venus, eine hervorragende griechische Arbeit
des vierten Jahrhunderts, einen bärtigen Götterkopf,
der gleichfalls als griechische Arbeit des vierten
Jahrhunderts anzusprechen ist und eine ausdrucks -
volle römische Porträtbüste, die als eine, kurz vor
Christi Geburt entstandene Schöpfung gilt, hervor -
heben möchten.
Dazwischen stehen auf prächtigen Konsolen
Bildwerke der christlichen Epochen, so zwei eigen -
artige, oberitalienische Steinreüefs, musizierende
Fabelwesen vom Ende des vierzehnten Jahrhunderts,
ein venezianischer Wappenhalter, holzgefaßt, vom
Ende des Quatrocento, Dr. P 1 a n i s c i g zufolge aus
der Werkstatt des Rizo, und ein ganz hervorragen -
der spanischer Bronzekruzifixus, wohl vom Anfang
des achtzehnten Jahrhunderts; von deutschen Ar -
beiten eine trauernde Maria, holzgefaßt, wohl
schwäbisch - bayrisch, um 1500, eine hl. Margarete
in sehr schöner, alter Fassung von Jörg Lederer,
Allgäu, um 1520 und eine niederrheinische Wand -
konsole vom Anfang des sechzehnten Jahrhunderts,
mit der Marter einer Heiligen,
An den Wänden zieht vor allem eine Reihe
italienischer Arbeiten des Trecento und Quattro -
cento unsere Aufmerksamkeit auf sich, voran ein
„Hl, Leonhard mit Gefangenem", eine sehr qualitäts -
volle Arbeit, die man mit beachtenswerter Begrün -
dung den Werken des Pietro Lorenzetti zugezählt
hat und eine sehr fein gemalte, koloristisch reizvolle
Golgatha-Szene, eine sienesische Arbeit um 1350,
die von Memmi wie von Ambrogio Lorenzetti beein -
flußt ist. Ein charakteristisches Werk des Sienesen
«August von JCaulbach.
Francesco Di Vannucci ist eine weitere Kreuzigungs -
darstellung. Aus nächster Nähe des Giovanni da
Milano stammt ein hübsches Triptychon mit der Ma -
donna und Heiligen, Verkündigung, Geburt und Kreu -
zigung. Ein bärtiger Heiliger mit einem Kirchen -
modell ist, van Marie zufolge, eine Arbeit aus den
Marken (Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts), wahr -
scheinlich von Giovanni di Antonio da Pesaro. Ein
reizvolles Täfelchen mit dem Täufer Johannes ist
eine charakteristische venezianische Trecento - Ar -
beit, nach van Marie, wahrscheinlich von dem soge -
nannten „Meister des Pirano-Altars". Bei einer Pre -
dellentafel mit der Darstellung Mariä im Tempel, hat
van Marie starke Verwandtschaft mit den lombardi -
schen Trecentofresken in S. Abondio zu Como be -
merken wollen.
Kunsthistorisch etwas rätselhaft sind die beiden
dekorativen Tafeln mit den Heiligen Blasius und
Albertus Magnus. Sie sind wohl eher ferraresisch als
florentinisch, sie besitzen etwas Nordisches, was so
vielen ferraresischen Bildern eigen ist. Zweifellos
florentinisch, aus der Nachfolge des Nicolo di Pietri
Gerini ist die Madonna, die, wie van Marie beob -
achtet hat, am meisten an die Madonna mit den
musizierenden Engeln, Nr. 1314 im Louvre erinnert.
Technisch und künstlerisch fesselnd ist die große
„Anbetung der Könige“ aus dem Kreise des Vincenzo
Foppa, mit Leimfarben auf Leinwand gemalt, wie ein
Fresko wirkend, und die, Professor S u i d a zufolge,
cremonesische, in gleicher Technik ausgeführte „Ver -
kündigung", Als eigenhändiges Werk Tizians aus
den Sechzigerjahren des sechzehnten Jahrhunderts
wird von Kennern, vor allem von G. Gronau, das
sehr stattliche Porträt des Erzbischofs Querini an -
gesprochen, das auch von F i s c h 1 in die neue Auf -
lage des „Klassiker der Kunst"-Bandes aufgenommen
ist. Sehr dekorativ ist ein Männerporträt des Do -
menico Tintoretto, ebenso ein unter Van Dycks Ein -
fluß entstandenes Damenporträt des genuesischen
Malers Carboni.
An frühen deutschen Bildern enthält die Villa
eine kunsthistorisch recht wichtige bayrische Tafel
um 1470, mit einer Anbetung der Könige (auf der
Rückseite: Die Darbringung im Tempel) und eine
kleinere, etwas von niederländischer Kunst inspi -
rierte oberrheinische Tafel mit einer Golgatha-Dar -
stellung und dem Salvator Mundi auf der Rückseite.
Unter den niederländischen Gemälden verblüfft
die sehr frische Studie Van Dyks zu dem Engelkopf
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auf der „Beweinung Christi“ der Berliner Galerie
durch ihren ,,Kaulbach“schen Charakter. Hier spürt
man ganz besonders, wie stark sich Kaulbach in
jeder Weise von Van Dyk anregen ließ. Sehr künst -
lerisch ist der sehr weit getriebene eigenhändige
Entwurf zu dem Bild von Rubens „Decius Mus er -
zählt seinen Traum", der bekannten Gemäldefolge
in der Galerie des Fürsten Liechtenstein in Wien.
Von den vlämischen Landschaften heben wir die von
L.ucas van Uden signierte, besonders heraus.
Einzelne besonders hervorragende Erzeugnisse
des alten Kunstgewerbes sind in den Räumen ver -
teilt. Ein Hauptstück ist der „Himmelsglobus“ aus
vergoldetem Kupfer und vergoldeter Bronze von
Isaac Habrecht, Straßburg, 1646. Sehr gut ist ein
venezianischer Bronzekessel des sechzehnten Jahr -
hunderts und ein montiertes gotisches Trinkhorn,
eine sogenannte „Greifenklaue“, Neben meist deut -
schen Zinnärbeiten des sechzehnten Jahrhunderts
erwähnen wir italienische Truhen und Spiegel und
einen ausgezeichneten französischen Kredenzschrank
Henri II.
Unter den Teppichen fällt ein gutes, kleinasiati -
sches Stück des sechzehnten Jahrhunderts angenehm
auf. Der nur als Fragment erhaltene Wandteppich
mit der Darstellung eines Triumphzuges ist nach
Ansicht Göbels eine in Tournai oder Brüssel um
1525 entstandene Arbeit, von einem vlämischen
Zeichner unter Benützung italienischer Holzschnitte
gestaltet.. Endlich führen wir noch eine Reihe als
Wandschirm montierter italienischer Stickereien des
siebzehnten Jahrhunderts an.
Der Katalog der Sammlung, zu dem Professor
August L. Mayer das Vorwort beigesteuert hat,
zeichnet sich durch eine überaus geschmackvolle
Ausstattung und reichen Bilderschmuck 154 Tafeln)
aus.
Auktion 2>r. Cduard Simon.
Unter großer Beteiligung von Vertretern der
europäischen und amerikanischen Museen sowie der
internationalen Sammlerkreise und des Kunsthan -
dels wurde in Berlin am 10. und 11. Oktober
die Versteigerung der Sammlung des im Juli d. J.
aus dem Leben geschiedenen Dr, Eduard Simon
durchgeführt.
Die Versteigerung, die Geheimrat Hugo Hel-
b i n g persönlich leitete, brachte ungefähr vier
Millionen Mark, war aber trotzdem eine
große Enttäuschung, da die erzielten Preise weit
hinter den gehegten Erwartungen zurückblieben.
Dazu kam, daß das Deckengemälde T i e p o 1 o s,
das mit 50.000 Mark angesetzt war, keinen
Käufer fand. Auch die sechs rechteckigen, grau
in grau auf gelbem Grunde gemalten Verherrlichun -
gen aus dem einstigen Palazzo Porti in Vincenza
brachten nicht mehr als 210.000 Mark, wo man mit
einem Vielfachen dieses Betrages gerechnet hatte.
Von den italienischen Gemälden der Sammlung
erzielte die „Anbetung der Könige“ von dem
Sieneser Meister Giovanni di Paolo 165.000 Mark;
Ersteher war Sir Joseph Du v een (London). Das
Bildnis einer „Jungen Florentinerin“ von B u g i a r-
d i n i brachte 160.000, das männliche Bildnis des
B r o n z i n o 100.000 Mark. Ersteher des letzteren
war K n ö d 1 e r (London). Die Madonna von Botti -
celli erzielte den relativ sehr niedrigen Preis von
76.000 Mark, seine „Anbetung der Könige“ gar nur
21.000 Mark. Von den englischen Porträts erzielte
die „Miß Gooch“ von Gainsborough 52,000
Mark, das „Kleine Mädchen“ von Reynolds
80.000, die „Mrs. Long“ von Romney 55.000 und
Heppners „George Cholmley“ 51.000 Mark. Die
Engländer bleiben, wie es heißt, in deutschem Be -
sitz. Dasselbe gilt von der „Maria mit Kind und
Johannesknaben“ des Andrea del Sarto, für die ein
Berliner Sammler 44.000 Mark zahlte. Dagegen
wandert die Madonna von Bramantino in die
Schweiz. Kaufpreis 25.000 Mark.
Nennenswerte Preise erreichten von den Ge -
mälden noch: Das Bild des Meisters der Magdalenen-
legende 95.000 Mark, die Maria des Brügger Mei -
sters um 1500, 85.000 Mark, die „Mariä“ des Jan
Gossaert 95.000 Mark, die kleine Landschaft des
P a t i n i r 42,000 Mark.
Von den Plastiken erzielte den höchsten
Preis, 160.000 Mark, die „Maria mit dem Kinde“ von
Lucca della R o b b i a. Ersteher war Duveen, der
sie für das Museum in Detroit erwarb. Die Marmor -
büste eines jungen Mädchens von L o m b a r d i
brachte 155.000 Mark; die „Maria mit dem Kinde“
in gebranntem Ton von Riccio ging um 150.000
Mark in den Besitz des Frankfurter Kunsthauses
J und S. Goldschmidt über.
Unter den Bronzen, die zum größten Teil
unterbewertet blieben, erzielte der 17 Zentimeter
hohe Löwe 69.000 Mark (Käufer D r e y, München),
die Oellampe von Riccio 46.000 Mark (Ersteher
Alfens Heilbronner, Berlin).
Am zweiten Tage kamen zunächst die eingebau -
ten Stücke des Palais Simon an die Reihe, von de -
nen das toskanische Marmorportal mit dem Greifen -
wappen von 1475 16.000 Mark, die Türumrahmung
mit den aufgehängten Fruchtguirlanden aus grauem
florentinischen Kalkstein und die intarsierte toska -
nische Tür, zusammen 36.000, das Kalksteinportal
von Francesco Giorgo und die Flügeltüren des
Gubbio, zusammen 50.000 Mark brachten, Die mei -
sten dieser Objekte erstand Heilbronner, in
dessen Besitz auch der mittelitalienische Kamin um
1475 mit dem marmornen Cherubimfries um 36.000
Mark überging.
Ein mittelitalienisches Wandgetäfel vom Ende
des 15. Jahrhunderts mit figürlichen und ornamenta -
len Intarsien erzielte 21.000 Mark. Der Kunsthisto -
riker Lionello V e n t u r i aus Turin zahlte für eine
florentinische Tischtruhe mit Stadtvedute um 1500
30.000 Mark, J. u. S. G o 1 d s c h m i d t für eine flo -
rentinische Cassapanca um 1550 28.000 Mark, und
Artur Goldschmidt vom gleichen Hause für den
1606 gefertigten Tisch des Kardinals Bartolomeo
Farratino 62.000 Mark. Sehr begehrt waren die alt -
italienischen Stühle. Zwei Scherenstühle des
16. Jahrhunderts erzielten 5000 Mark, zwei toska -
nische Schemel erwarb Arnold Seligmann (Pa -
ris) für 10.000 Mark, vier Lehnstühle mit vergolde -
ter Lederpressung (17. Jahrhundert) Heilbron -
ner für 13.000 Mark.
Die vier Bildteppiche, in denen Leo van den
Hecke (Brüssel) um 1575 Szenen aus der Geschichte
Abrahams dargestellt hat, erstand Bacri (Paris)
um 82,000 Mark. Einen Brüsseler Wandteppich um
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1675 mit Bacchusknaben und Putten in Parkland -
schaft bezahlte Schwersenz (Berlin) mit 20.000
Mark, eine mittelitalienische Stickerei von einem
Antependium (Aitarbehang) um 1475, Heilbron-
n e r mit 18.000 Mark. Den gleichen Preis brachte
auch ein florentinisches Antependium aus Gold -
brokat.
JCupferstich” und JCandzeichnüngs-Jlüktion bei JSoerner.
Wiederum wird ein alter deutscher Fürsten-
Kunstbesitz aufgelöst.
Der Firma C, G, B o e r n e r in Leipzig ist
die Versteigerung einer umfangreichen Kupferstich-
Sammlung übertragen worden, die auf allen Gebieten
alter graphischer Kunst vom 15. bis in das
19. Jahrhundert hinein ein überaus reiches
Material und viele Kostbarkeiten alter Graphik ent -
hält. Außerdem bringt Boerner noch den zweiten
Teil der Kupferstichsammlung des schon im Anfang
des Jahrhunderts in Brüssel verstorbenen Architek -
ten Alfred Kuhnen, deren erster Teil schon im
Jahre 1909 bei ihm unter den Hammer kam. Zahl -
reiche weitere in- und ausländische Beiträge ge -
stalten die Herbstauktion bei C. G. Boerner zu
einem bedeutenden Ereignis auf dem Kupferstich -
markt.
Aus dem reich ausgestatteten Katalog seien ein
paar besonders wichtige Blätter hervorgehoben.
Die Abteilung der alten Meister, die ja die
Hälfte des Kataloges einnimmt, bringt unter einem
nicht allzu umfänglichen Dürer-Werk die Haupt -
blätter des Meisters, „Ritter, Tod und Teufel“, „Die
Melancholie“ und den „Hieronymus in der Zelle“ in
ungewöhnlich frühen Drucken, wie sie selbst bei
C, G. Boerner selten ausgeboten worden sind. Das
kostbarste Blatt unter den Dürer - Stichen ist ein
„Hubertus" von allererster Qualität, Kaum ein Blatt
Fig, 1. Rembrandt, Der hl. Hieronymus in bergiger Landschaft
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befindet sich in der Serie, das nicht hohen An -
sprüchen genügte. Unter den Holzschnitten
sind serienweise Probedrucke der bekannten Holz -
schnitt-Folgen verzeichnet. Ein herrlicher Clair-
obscur -Druck des Varnbühler-Porträts in Grün
wäre besonders anzuführen. Die überraschendsten
Kostbarkeiten finden sich auch unter den R e m -
brandt-Radierungen, vor allem zwei Ab -
drücke der prachtvollen, großen, späten Kompo-
Frans von Bocholt in unübertrefflichem Abdruck
zu erwähnen. Das auffälligste Blatt dieser Gruippe
ist eine „Geburt Christi“ von Mair von Lands -
hut, die nur in ganz wenigen Exemplaren existiert.
Dieser Meister gab seinen Blättern farbige Tönung.
Der vorliegende Abdruck ist in Grün ausgeführt.
Die zweite Abteilung beschreibt eine Sammlung
von englischen und französischen
Kupferstichen und Farbendrucken des
Fig. 2. Miss Mary Monckton, Jacobe nach Reynolds
sitionen der „Drei Kreuze“, nämlich ein früher Ab -
druck vor der vollständigen Ueberarbeitung, und ein
vierter Abdruck, in dem das ganze Bild zum Nacht -
stück umgearbeitet wurde, beides in dieser unüber -
trefflichen Qualität, Seltenheiten allerersten Ranges.
Aus dem 15. Jahrhundert findet sich diesmal
nicht allzu viel Material, doch sind zwei kostbare
Madonnenstiche Schongauers, eines der großen
Ornamentblätter von Meckenem, ein erstklassi -
ger Abdruck und eine prachtvolle Apostelfigur von
18. Jahrhunderts, zumeist gleichfalls aus dem
alten Fürstenbesitz und aus der Sammlung Kuhnen
stammend. Auch hier wieder Kostbarkeiten ersten
Ranges. Ein herrlicher Farbdruck der „Deux
Baisers“, „Compliment“ und „Bouquets“ von De-
bu c o u r t, eine wunderbare farbige Folge der
„Cries of London“ in frischen, breitrandigen
Drucken von bester Qualität, Serien teils farbiger
Blätter von Bon net, Demarteau, Chardin
usw., große seltene englische Schabkunst-
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Porträts und eine kleine Sammlung feiner
engl, farbiger Sportblätter, Auch eine
Sammlung von farbigen Ansichten des In-
und Auslandes, besonders der Schweiz sei noch an -
geführt. Weiters findet sich noch eine reiche Ab -
teilung von französischen Original-
Lithographien, darunter seltene Blätter von
D a u m i e r und amüsante französische und
deutsche Original-Radierungen des;
düng. Für die Höhe der Qualität der kleinen Samm -
lung spricht auch, daß ein großer Teil der Blätter in
bekannten Handzeichnungs-Publikationen des letz -
ten Jahrzehnts Aufnahme gefunden hat.
In der Abbildung bringen wir zwei Blätter aus
der Versteigerung der Kupferstichsammlung und eines
! aus der Sammlung Dr. Curt Otto.
Fig. 3. Gerrit van Battem: Holländische WinlerlanAschaft
18. und 19. Jahrhunderts. Den Schluß des
Kataloges bildet eine wertvolle Bibliothek, die
hauptsächlich zur alten Sammlung Kuhnen gehört
und neben einigen frühen Holzschnitt -
werken hauptsächlich französische
Werke des 18. Jahrhunderts umfaßt.
Im Anschluß an die Kupferstichsammlung ver -
steigert C. G. Boerner die Handzeichnungs-
Sammlung des vor kurzem in Leipzig verstor -
benen Mitbesitzers des Tauchnitz-Verlages, Dr. Curt
Otto, der seit vielen Jahren ein bekannter Samm -
ler der niederländischen Handzeichnungen des 17.
Jahrhunderts war. Hier finden sich ausgezeichnete
Blätter von allen großen Meistern dieser Zeit, von,
Rembrandt, Ostade und R u i s d a. e 1 ange -
fangen. Da die Sammlung unter reger Anteilnahme
der großen wissenschaftlichen Autoritäten auf diesem
Gebiet stand, hat fast jede Zuweisung ihre Begrün-
Fig. 1 zeigt Rembrandts „Der heilige
Hieronymus in bergiger Landschaft“, B 104. Es ist
ein ausgezeichneter Abdruck des herrlichen Haupt-
blattes mit schöner Gratwirkung in den Schatten -
tiefen der Landschaft, Am grätigen Plattenrand eine
alte Tinteneinfassung,
Fig. 2 gibt das prachtvolle Schabkunstporträt
der Miß Mary Monckton wieder, das Jacobe nach
dem bekannten Gemälde von Reynolds ausge -
führt hat. Miß Monckton ist in ganzer Figur, im
Parke sitzend, dargestellt.
Fig. 3 ist eine Gouache von Gerrit van Bat -
tem (1636—1684, Rotterdam). Man sieht eine hol -
ländische Winterlandschaft im Schneetreiben. Auf
dem Eise vor der Stadt eine vornehme Schlitten -
gesellschaft und zahlreiche andere Staffagefiguren.
Das Bild hat Dr. Otto aus der Sammlung Heye zu
Heinsheim und Köster erworben.
Die schöne &rau.
Zur Versteigerung der Sammlung Dr. Theodor Loewe.
Aus Köln wird uns geschrieben:
Die Gemälde- und Miniaturensammlung des auch
in Wien bekannten ehemaligen Direktors des Bres -
lauer Schauspielhauses Dr, Theodor Loewe wird
am 5. und 6, November bei Math. Lempertz ver -
steigert.
Diese Sammlung ist, was man heute nur noch
von ganz wenigen Sammlungen sagen kann, selbst
eine Persönlichkeit, das Spiegelbild einer höchst
differenzierten und kultivierten Künstlernatur. Und
dann noch eines: Hier war kein Eklektiker am
Werke, sondern ein feinnerviger Mensch voller
Passion. Die sinnliche Liebe zum Stofflichen er -
scheint nicht minder betont wie die Kennerfreude
vor der vollendeten Gestaltung dieses Stofflichen, i
Eros und Leidenschaft, Dionysisches und Asketisches
sind die Themata, die diese Bilderreihen zur Gesamt -
melodie verbinden. Köstliches Alt-Wien neben der
glutvollen Barock-Pathetik eines Bazzani und Soli-
mena: Das sind Gegensätze und doch Gemeinsam -
keiten.
Die Loewesche Sammlung Alt-Wiener Malereien
ist nicht von einem kunstwissenschaftlich arbeiten -
den Systematiker angelegt, obwohl sie, ungewollt,
schließlich zu einer gewissen Abrundung gelangte,
eine historische Reihe wurde, aus der der wissen -
schaftliche Spezialist gerne als aus reich fließender
Quelle schöpfen wird. Diese Wiener Sammlung Dr.
Loewes hat ein strahlendes Leitmotiv, und das heißt:
„Die schöne Frau“, Entzückend spieleri-
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sches, raffiniert Feminines spricht aus all diesen
Köpfen, spricht aus den wohllüstig weichen Bildern
J, G. Platzers, von denen drei von höchster Qualität
vorhanden sind. Einige Meisternamen seien hier
als programmatisch genannt: Daffinger, Danhauser,
Fendi, Schrotzberg, Ender, Waldmüller, Amerling,
Greil, Bossi, Kriehuber, Dobiaschofsky, Schwind,
Reiter, Einsle, Petter, Riedel.
Unter den Barock - Italienern nennen wir vier
Namen von bestem Klang: Francesco Solimena,
Giuseppe Bazzani, Michele Rocca, Giv. Bett. Pittoni.
Das Thema „Die schöne Frau“ ist auch führend
in den Abteilungen der französischen und niederlän -
dischen Bilder der Sammlung Loewe. Malernamen
und Bildtitel mögen dieses illustrieren: F. Boucher,
„Triumph der Venus“, Antoine Pesne, „Mädchen-
bildnis“, Bildnisse von Rigaud und Largilliere, Meister
des verlorenen Sohnes, „Susanna im Bade“, Hendrik
de Clerck, „Pallas und die neun Musen“, Jacques
Louis David, Willem van Mieris, „Der Alte und das
Mädchen“, Joh. Georg Fischer, „Toilette der Ve -
nus“ etc.
Theodor Loewes Sammlung ausgesucht schöner
Bildnisminiaturen auf Elfenbein ist eine
durchaus ebenbürtige Ergänzung seiner Wiener Bil -
der. Es sind fast durchwegs signierte Arbeiten
Wir begegnen hier den bedeutendsten Meistern die -
ser liebenswürdigen Kleinkunst: Daffinger, Decker,
Lampi, Prinzhofer, Teltscher, Lieder, Bell, Grassi,
Winberg, Kraft, Dumeray, Schindler, v, Saar und
vielen anderen.
Cine JCnopfSammlung.
Mit dem alten Schmuck der Sammlung Rosen -
berg kommt, wie schon kurz in der vorigen Num -
mer erwähnt, durch Hermann Ball und Paul
Graupe in Berlin am 4. November auch die
kleine Knopfsammlung Rosenbergs zur Ver -
steigerung.
Es sind nur neun Nummern, aber sie sind umso
beachtenswerter, als Knöpfe aus alter Zeit sich we -
nig erhalten haben und es Liebhabern ungeheure
Mühe verursacht, ihre Sammlungen durch Neuer -
werbungen zu erweitern.
Das Altertum und das frühe Mittelalter hatten
wenig Verwendung für den Knopf: die lose und
weite Gewandung machte ihn im allgemeinen ent -
behrlich. Immerhin taucht er hin und wieder auf
und wir wissen, daß F o r r e r bei seinen Ausgra -
bungen zu Achnim auf ägyptischen Torhüllen ver -
goldete, hölzerne Zierknöpfe als Streumuster aufge -
näht fand. Solche Zierknöpfe mögen auch die der
Sammlung Rosenberg gewesen sein, die aus der Zeit
der 18. Dynastie stammen. Sie sind rund, blau und
grünlich und aus Fayence hergestellt. Neun da -
von rühren von einem Halsschmuck her. Die
restlichen Knöpfe der Sammlung sind schon Pro -
dukte der Neuzeit; 16., 17. und 18. Jahrhundert. Die
ältesten sind die sechzehn schwedischen
Knöpfe, die vergoldet, durchbrochen, gegossen und
mit gotisierendem Blütenzweig geschmückt sind. 21
sind aus Silber. Nürnberger Provenienz sind zehn
scheibenförmige Knöpfe mit gemalten Vögeln unter
Glas in Perlmutterrahmen, Wir finden weiters
deutsche Porzellanknöpfe aus dem 18. Jahrhun -
dert, flache, scheibenköpfige Knöpfe aus Elfenbein
(18. Jahrh.), ungarische Metallknöpfe von einer
Bauerntracht, zwei japanische Silberknöpfe mit
Zellenschmelz, einen mit Email bemalt u. a.
Eine kleine Sammlung für sich stellen die 470
russischen Knöpfe dar, von denen 150 Stück
Silber vergoldet, 208 aus Weißsilber, 19 vergoldet
und emailliert, 29 aus Silber in Glockenform, 18 aus
blauem Glas und 10 mit Perlmutterstücken sind.
36 Stück sind mit kleinen Perlen besetzt.
Versteigerung der Bibliothek Busseil.
Aus Berlin wird uns berichtet:
Die erste Herbstauktion Graupes, die Ver -
steigerung der Bibliothek Ferdinand Russell
(Koblenz) bereitete nicht nur den Skeptikern eine
große Ueberraschung. Der Markt für deutsche
Literatur, der seit Jahren darniederlag, hat durch
diese Versteigerung einen fühlbaren Auftrieb und
eine starke Festigung der Preise erfahren. Vor
allem haben die großen Stücke, die in den letzten
Jahren immer mehr heruntergegangen waren, wieder
die alte, gebührende Wertung erfahren.
Die Beteiligung einer großen Anzahl Berliner
und auswärtiger Händler und Sammler gestaltete den
Verlauf der Versteigerung sehr lebhaft. Die erste
Ausgabe der Gedichte der Droste-Hülshoff
(Münster, Aschendorff 1838), die gleich nach dem
Erscheinen von der Dichterin zurückgekauft und
vernichtet wurde, brachte 230 Mark, Die fast voll -
ständige Stefan-George-Sammlung durfte
natürlich auf besonderes Interesse rechnen. Der
„Algabal“, in der ersten Ausgabe, die als Privatdruck
in 100 Exemplaren auf weißem Bütten für den Ver -
fasser bei Vaillant-Carmanne in Lüttich erschien,
erzielte 280 Mark, die „Hymnen“, die erste Buch -
veröffentlichung des Dichters, ein Privätdruck in 100
Exemplaren bei Wilhelm und Brasch, Berlin 1890
hergestellt, 305 Mark, die „Pilgerfahrten“ (Wien
1891) 190 Mark, der „Teppich des Lebens und die
Lieder von Traum und Tod“ 135 Mark. Eines der
25 Exemplare der ersten Baudelaire'schen Ueber-
tragungen, „Die Blumen des Bösen' erreichte 310 M.
Auch die Publikationen der Blätter für die Kunst,
die hinter denen des Dichters bisher zurückstanden,
sind erheblich in der Bewertung gestiegen.
Starkem Interesse begegnete auch natürlich die
reichhaltige Goethe-Sammlung. Von den
Gesamtausgaben brachte die schöne Wiener Ausgabe
in 26 Bänden mit Vignetten nach Schnorr von Ca-
rclsfeld 370 M, die vollständige Ausgabe letzter
Hand, 60 Bände, Cotta 1827—1842 in Halbpergament
290, die Sophienausgabe 680 M. Das „Römische Car-
neval“, das Goethe selbst nicht besaß — sein Privat -
exemplar hatte er 1819 der Schloßbibliothek zur
Wilhelmshöhe zur Verfügung gestellt — stand mit
1800 M auf einer ihm entsprechenden Preishöhe, das
Faust-Fragment mit 1500, der Götz mit 1925 Mark,
Eines der interessantesten Stücke der Auktion, die
Ausgabe von „Hermann und Dorothea", Cotta, 1829,
mit der schönen eigenhändigen Widmung: „Herren
Superintendenten M. Anger zu danckbarem Erwie-
dern freundlichen Zuspruchs J. W, Goethe, Weimar,
I den 23. July 1830“, konnte 1235 Mark bring en. Das
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unbeschnittene Exemplar des „Clavigo“ wurde mit
300, der erste „Egmont" mit 190, die „Iphigenie auf
Tauris" mit 160 M bezahlt.. Unter den Werther-
Schriften brachte der seltene Einblattdruck des
Spottgedichtes auf Nicolai 170 M, die „Wahlver -
wandtschaften“ mit dem noch nie vorgekommenen
Pappband wurde vom. Weimarer Archiv für 225 M
erworben, wie sich überhaupt dieses Archiv lebhaft
an der Auktion beteiligte.
Eine der größten Seltenheiten der deutschen
Literatur, das von H, v. K 1 e i s t und A. H. Müller
mit 800 M auf einer auswärtigen Auktion nicht pla -
cierbar, stiegen auf 1800 M, der „Venuswagen" auf
350 M, die „Prüfungsarbeit" auf 740 M, der „Wal -
lenstein“ auf 140 M, der „Teil" auf 440 M, Wie -
lands Shakespeare-Uebersetzung erreichte 305 M,
sein „Lucian" 71 Mark,
Der zweite Teil der Auktion brachte Luxus- und
Pressendrucke und einige Kunstliteratur. Eine be -
sonders hohe Bewertung erfuhr hier die äußerst
reichhaltige Beardsley -Sammlung, aus der eine
Reihe von Handzeichnungen die Taxen bei weitem
Fig. 4. Dürer, Jungfrau von zwei Engeln gekrönt
Versteigerung Hollstein & Puppel, Berlin, 31. Oktober bis
2. November.
herausgegebene Journal für die Kunst „Phoebus"
(erster, einziger Jahrgang, 12 Hefte in einem Band],
ging mit 2150 Mark weg. L e s s i n g s Fabeln brach -
ten den Rekordpreis von 205 M. Kugler-Men-
z e 1 s „Friedrich der Große" kam weit über die bis -
herige Wertung auf 215 M. Die Erstausgabe der
Schriften von Novalis brachte 135 Mark, Wie
George, so wurde auch Rilke wieder hoch be -
wertet, Die frühen Novellen „Am Leben hin" brach -
ten 65 M, das Stundenbuch“ 130 M. Schillers
„Jungfrau von Orleans“ erreichte den Rekordpreis
von 100 M, „Die Räuber“, im Sommer dieses Jahres
überstieg und mit 160 bis 210 Mark zugeschlagen
wurde. Der Savoy brachte 115 M, die erste illu -
strierte Ausgabe der Salome 120 M. Die Bremer
Pressen überstiegen stellenweise sogar die Er -
gebnisse der Auktion Simon und brachten durchwegs
gute Preise, Die Doves-Press blieb auf der
gleichen Höhe wie bisher, ebenso die Ernst-Ludwig-
Presse, Das bibliographische Prachtwerk von
Schwerdt über Jagdliteratur 1350, Sie vogts
Zauberflöte 1050 Mark. Die Oscar-Wilde>
Sammlung erzielte besonders hohe Preise.
Chronik.
AUTOGRAPHEN.
(Versteigerung der Mozart-Sammlung von Andre Erben.)
Aus Berlin, wird uns berichtet; Die Versteigerung der in der
„Internationalen Sammler-Zeitung" nach Gebühr gewürdigten
M o z a r t - S a m m 1 u n g aus dem Besitze von ,A n d r e
Erben, die Leo Liepmannssohn am 12. Oktober durch -
führte, hatte bei reger Beteiligung von Interessenten einen sehr
guten. Erfolg. Die erzielten Preise überstiegen zum größten
Teile die Taxen. So brachte die unter Nr. 9 im Katalog ver-
Seite 216
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 20
Fig. 5. Ostade, Das Fest unter der Laube
Versteigerung Hollstein & Puppel, Berlin, 31. Oktober bis
2. November.
zeichnete G-dur-iSonate für Violine und Klavier in Parititur-
Niederschrift, ,die auf 10.000 Mark geschätzt war, 16.000 Mark;
das Rezitativ und die Arie der Konstanze aus dem zweiten
Akte der „Entführung aus dem Serail" (Katalog Nr. 10) erzielte
mit dem gleichen Betrage um 2500 Mark mehr als die
Schätzung betrug. Das F-dur-Streichquartett in Partitur-
Niederschrift (iNr. 5) erreichte 8110 Mark, das durch seine Be -
setzung eigenartige Kammermusikwerk aus dem Todesjahre des
Meisters (Nr. 33) kam auf 6400 Mark, die Anfangsseiten von
Cherubinos Arie aus dem ersten Akte von „Figaros Hochzeit“
(Nr. 20) auf 3800 Mark (Schätzung 3000 Mark). Das signierte
Miserere aus der italienischen Zeit für Alt, Tenor und Baß,
mit beziffertem Orgelbaß in Niederschrift der Partitur (Nr. 4),
brachte 3200 Mark und eine ungedruckt gebliebene Einrichtung
für Streichquartett von Bachs Klavierfugen (Nr. "15) den glei -
chen Preis. Ein Notenskizzenblatt aus dem Jahre 1787 mit
Echtheilsbestätigung von H. Henkel (Nr. 28) erzielte 1250 Mark.
Das eigenhändige Manuskript des unvollendeten G-dur-Kon-
zertes für Bassetthorn (Nr. 34) brachte. 3100 Mark und der
Schluß des iRondo alla tunca aus der A-dur-Klaviersonate
(Nr. 8) 1750 Mark. Das wertvollste Stück der Sammlung, Mo -
zarts eigenhändiges Verzeichnis seiner Werke von 1784 bis
1791, mit Angabe der Daten, Titel der Besetzung und der
thematischen Anfänge der einzelnen Kompositionen, mit
36,000 Mark nicht zu hoch bewertet, fand kein entsprechendes
Angebot; es wird aber, wenn es nicht freihändig veräußert
wird, gewiß bei einer anderen Gelegenheit einen günstigeren
Erfolg haben.
BIBLIOPHILIE.
(Leopold Hirschberg,) In Berlin ist, 62jährig, Leopold
Hirschberg gestorben. Bibliophilen muß man nicht erst
sagen, wer Hirschberg war. Nennt man die größten Bibliophilen
unserer Zeit, so wird wohl.sein Name in erster Linie genannt.
.Mit einer seltenen Unverdrossenheit hat er im Laufe der
Jahrzehnte eine Bibliothek zustandegebracht, die an Vollstän -
digkeit der Erstausgaben deutscher Klassiker und Romantiker
ihresgleichen sucht. Eine geschlossene Zeitschriftensammlung
hat er der Berliner Universitätsbibliothek verkauft. Aus dem
reichen Schatze dieses literarischen Gebietes schöpfend, hat
er zahllose Artikel über viele bedeutende, zum Teile unbe -
kannte oder verschollene Erscheinungen der deutschen Litera -
tur aus der Zeit von 1750 bis 1850 verfaßt. Manches Werk
entriß er dadurch der Vergessenheit. So die „Gesammelten
Werke" der „Günderode", Rückerts „Nachlese“, die „Gesamt -
ausgabe von E. Th, A, Hoffmann“, zu deren alten, noch vor -
handenen Druckplatten er vier neue Bände hinzulügte. Seine
Erfahrungen als iSammler legte er in amüsanter Weise in den
„Erinnerungen eines Bibliophilen“ nieder, aus denen einiges
seinerzeit auch in unserem Blatte veröffentlicht war, Als Er -
gänzung dazu gab er den „Katalog" seiner Bibliothek, lernet,
das für jeden Bibliophilen wertvolle Nachschlagewerk, den
„Taschen-Goedek e", heraus.
(Das französische Buch im 18. Jahrhundert.) Die Festgabe
der Gesellschaft der Bibliophilen für 1929 war Hans Für -
stenbergs Werk »Das französische Buch im achtzehnten
Jahrhundert«. Der bekannte Berliner Büchersammler gibt darin
ein beschreibendes Verzeichnis einer Abteilung seiner eigenen
Bibliothek, wie es sich der Bibliograph, Buch- und Kunst -
freund wünschen kann. Der Vorstand der Gesellschaft kün -
digte bei der Jahresversammlung in Mainz zwei weitere
Bibliographien über Münchhausen und Grimmels -
hausen als in Vorbereitung befindlich an.
(Die Oktober-Versteigerung der Bücherstube Hans Götz,
Hamburg,) enthält eine Blank enese.r Hausbibliothek
sowie die .Sammlung des verstorbenen Herrn Heinrich U m -
1 a u f 1. Der Katalog verzeichnet eine Serie von Gesamtaus -
gaben, meist in schönen Handeinbänden, darunter; Balzac,
Bier.baum, Casanova, Flaubert, Goethe, Gorki, Hauptmann,
Hebbel, Ibsen, Kleist, Maupassant, Meliere, Montaine, Edgar
Allan Poe, Stendhal, Strindberg, Thackeray, Turgenjew, Wede-
kind. An modernen illustrierten Büchern sind vertreten; Bayros,
Beairdsley, Behmer, Ludw. v. Hoffmann, Sepp Frank, Corinth,
Karl Hofer, Klimt, Kokoschka, Kubin, Masereel, Slevogt,
Thylmann, Zille.
Die Drucke bekannter Pressen sind übersichtlich zu -
sammengestellt. Wir finden hier markante Typen der Avalun-
Drucke, Doives-Piress mit einem abgebildeten prachtvollen Ein -
band, Dreiangel-, Ernst-Engel-Drucke, ErnsJ-Ludwig-Presse,
darunter das erste Buch auf Japan und das zweite Buch in
einem schönen, ebenfalls abgebildeten Einband; ferner einige
der Hundert- und Hyperion-Drucke Hans von Webers, Kleu-
kens-Presse, Phantasus- und Prospero-Drucke usw.; der Novalis
von der Hamburger Werkstatt Lerchenleid ist in einem beson -
ders kostbar vergoldeten Band von Gerbers gehüllt, der im
Katalog abgebildet ist. Neben diesen Erzeugnissen moderner
Buchkunst in Hand.einbänden finden wir eine für deutsche
Nr. 20
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Seite 217
C. G. BOERNER
LEIPZIG, 26 UNIVERSITÄTSSTRASSE 26
versteigert vom 5. bis 7. November 1929
KOSTBARE ALTE
KUPFERSTICHE
des XV. bis XVIII. Jahrhunderts
Meister E. S.
Martin Schongauer
Meckenem
Mair von Landshut
Dürer
Rembrandt
Deutsche und
niederländische Klein -
meister
Bonnet
Chardin
Debucourt
Janinet
La\ reince
Morland
Reynolds
Wbeatley
Farbige Sportblätter
Dürer, Hubertus
DIE HA VDZEICHNUNGS-
SAMMLUNG
DR CURT OTTO, LEIPZIG
Niederländische Zeichnungen von und nach Avercamp, Brueghel, Cuyp,
Doomer, Van Dyck, Goyen, Lixens, Ostade, Rembrandt, Rubens,
Ruisdael, Van de Velde, Verbaecht usw.
Katalog Nr. 162: 5 Mark Katalog Nr. 163: 3 Mark
Seite 218
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 20
Verhältnisse außergewöhnlich große Reihe französischer biblio -
philer Leckerbissen. Diese entstammen zumeist der Periode
zwischen 1880' und 1900, als die Buchkunst in Deutschland
noch in den Kinderschuhen steckte. Die französischen Luxus-
Ausgaben betonen durchwegs mehr das illustrierte als
das typographische Moment. Wir finden häufig die Serien der
Illustrationen in mehreren Zustandsdrucken auf kostbarem
Papier abgezogen, teils in Farben gedruckt, während berühmte
Pariser Buchbinder — wir erwähnen nur Canape, Blanchetiere,
Marius Magnin, Stroobants — die kostbare äußere Hülle ber-
stellten. Aus der Fülle seien nur einzelne Stücke hervorge -
hoben, wie die verschiedenen Balzac-Bände, sowie Romane
und Novellen von Flaubert, Barbev d’Aurevilly, Hugo, France,
La Fayette, Maupassant, George Sand, Romain Rolland, Stend -
hal, Voltaire. Besonders hervorheben muß man die Prachtaus -
gabe von [Mauelair, dis [Miniaturen dets Kaiserreiches und Re-
staurationszeit betreffend, ein Luxus-Druck im guten Sinne des
Wortes mit prachtvollen Wiedergaben der farbigen Miniaturen
aus sonst nicht zugänglichen Sammlungen.
Aus der Fülle des übrigen Materials möchten wir noch
herausgreifen.: Ein Widmungisexemplar von Lilienc r o n's
Adjutantenrirtte an Bierbaum: eine kleine, gewählte Abteilung
mit Kunstbüchern, darunter die vollständige Serie der Klassiker
der Kunst; die große Kostüm-Geschichte von Rosenberg,
sowie schließlich eine von Speckte r illustrierte Ausgabe
des Quickborn von Klaus G r o t h, die dadurch an Interesse
gewinnt, daß eine Porträt-Zeichnung des Hamburger Malers
C, W. Alters von 1888 beigebunden ist, die Groth vortragend
bei John War bürg in Altona feisthält und von beiden
signiert ist. Die Abteilung Länder- und Völkerkunde entstamme
der Nachlaßbibliothek des Herrn Heinrich Umlau f f, früheren
Inhabers und Gründers des völkerkundlichen Institutes und
Museums J. F. G, .Umlau f f. Wir finden in ihr viel schwierig
erreichbares .Material, so z. B. das kostbare Werk von L e
C o q, Chotscho, über die preußische Turfan-Expedition,
Schwab es längst vergriffenes Werk mit farbigen Photogra -
phien über die deutschen Kolonien, sowie illustrierte Rei.se-
ischilderungen aller Erdteile. Der illustrierte Katalog steht
Interessenten kostenlos zur Verfügung.
(Der gelehrte Bücherdieb,) Vor einem Schöffensenat in
Graz stand der Privatgelehrte Dr. Arnulf Kogler, der in
der Frankfurter Stadtbibliothek, die ihm ver -
trauensvoll sogar die Schlüssel zu den Magazinen gab,
31 Wiegendrucke und 137 andere wertvolle Bände stahl.
Kogler leugnete zuerst, brach aber dann unter der Wucht der
Beweise zusammen und legte ein umfassendes Geständnis ab.
Er gab zu, alle Wiegendrucke, bis auf einen, das „Brevi-
arium Mogutinum" (1487 bei Grünnigers in Straßburg
gedruckt), das er auf dem Grazer Felzenmarkt gekauft haben
will, entwendet und an Händler verkauft zu haben. Das Ur -
teil lautete auf drei Jahre schweren Kerkers, eine
Strafe, die man angesichts des unersetzlichen Schadens als
sehr milde bezeichnen muß.
BILDER.
(Auffindung eines Van Eyck.) In der Kunsthandlung
Rochlitz in Berlin ist, wie uns von dort gemeldet wird,
zur Zeit eine »Madonna mit Stifter« ausgestellt, die als ein
Werk van Eycks bezeichnet wird. Eine kleine Broschüre
gibt über die Geschichte des Bildes Auskunft.
(Der gestohlene Ruisdael.) Wir haben in der Nummer 14
vom 15. Juli d. J. über den Prozeß berichtet, den der Wiener
Holzhändler Hans Maria Weinzinger gegen den Anglo
Danubian Lloyd angestrengt hatte, der ihm als Entschädigung
für ein Bild von Jakob Ruisdael, das ihm gestohlen wurde,
1000 Schilling bot. Weinzinger begehrte 57.600 Schilling, das
Handelsgericht sprach ihm 30.000 Schilling zu, wobei es sich
in eine Ueberprüfung der Echtheit des Bildes nicht einließ,
da es diese nach Angaben von Zeugen, die es vor dem Dieb -
stahle gesehen hatten und nach dem Gutachten des General -
direktors Dr. Dörnhöffer von der Münchener Staats -
gemäldesammlung, des Direktors Dr. Gustav Glück von der
Wiener Gemäldegalerie und des Wiener Kunsthändlers Alfred
W a w r a die Echtheit als erwiesen annahm.
Gegen dieses Urteil hatte .sowohl der. Kläger als auch die
beklagte Gesellschaft an das Oberlandesgericht berufen. Ein
Senat unter Vorsitz des Hofrates Dr. Kraßl gab beiden Be -
rufungen Folge, hob das Urteil auf und verwies die
Sache zur neuerlichen Verhandlung an das Handels -
gericht. Diesem Gerichte wurde aufgetragen, vorerst die Be -
weise über die Echtheit des Bildes durchzuführen und den Par -
teien aufzutragen, die Beweise für die Echtheit oder Unecht -
heit beizubringen. Diese Prüfung wird natürlich umso schwie -
riger sein, als nur mehr Photographien des verschwundenen
Bildes vorliegen. Das Bild stellte eine Gebirgslandschaft mit
einem Wasserfall und einer Bauerngruppe dar und war auf Holz
gemalt.
NUMISMATIK.
(Münzauktion in Frankfurt a, M.) Die Auktion, die bei
Ad. E. Cahn in Frankfurt a. M. am 15. Oktober und den
folgenden Tagen stattfindet, bietet den .Sammlern fast auf
jedem Gebiete der Numismatik lockende Auswahl. Unter den
griechischen Münzen ragen durch ihre Seltenheit einige Stücke
sizilischer Städte sowie der hellenistischen Dynastien von
Syrien, Aegypten und Baktrien hervor. Rom ist u. a. mit Gold -
stücken des iDomitian, der Sabina, Galla Placidia und des letz -
ten weströmischen Kaisers 'Romulus Augustulus sowie mit dem
Prachtexemplar einer Großbronze der Orbiana, Gemahlin des
Severus Alexander, vertreten. Die neuzeitlichen Reihen ent -
halten Seltenheiten an großen Goldgeprägen, einfachen und
mehrfachen Talern und an Probemünzen; ein Glanzstück ist der
Genier Taler von 1635. Ganz besonders aber sei auf die etwa
600 Nummern umfassende Abteilung deutscher Mittel -
altermünzen hingewiesen, wie sie .so bald nicht wieder
auf den Markt kommen dürften. Hier befinden sich, besonders
unter den mitteldeutschen Geprägen, prächtige Beispiele roma -
nischer Kleinkunst, wie die mit gleichzeitigen Miniaturen ver -
wandte Darstellung des Grafen Günther V, von 'Schwarzburg
(1167 bis 1223) in Beckenhaube, mit Schwert und Jagdfalke,
oder auf einem Brakteaten von Mühlhausen in Thüringen das
Rei.terbild .Friedrich Barbarossas als Kreuzfahrer mit Banner
und dem mit dem Kreuz bezeichneten Schild, wobei ein Fisch,
das 'Symbol Christi, als Beizeichen die religiöse Bedeutung
dieses Gepräges noch besonders betont.
(Zeppelin - Gedenkmünzen.) Zur Ehrung von Erfinder, Er -
bauer und Besatzung des Luftschiffes „Graf Zeppelin 1,
anläßlich seines ersten Weltfluges beabsichtigt die deutsche
Reichsregierung Erinnerungsmünzen herauszugeben, die den
Charakter von Reichsmünzen haben. Ein entsprechender An -
trag ist dem Reichsrat bereits zugegangen, Nach erfolgter Zu -
stimmung werden die Münzen, deren künstlerischer Entwurf
von Waldemar Raemisch stammt, als Drei- und Fünfmark -
stücke geprägt werden.
VERSCHIEDENES.
(Verband der Kommissionäre im Kunsthandel.) In Ber -
lin ist ein „Verband der Kommissionäre im Kunsthandel“ ge -
gründet worden, der die Förderung des Gewerbes der im Ber -
liner Kunsthandel tätigen Kommissionäre und die Wahrnehmun -
gen ihrer Standesinteressen bezweckt. An der Spitze des Ver -
bandes steht Martin Schwersenz; dem Vorstand gehören
die Herren Artur Abt und Pincoff an.
(Minna Gedon f.) Aus München wird uns berichtet;
In einem städtischen Heim ist Minna Gedon im 81. Lebens -
jahre gestorben. Sie war die Gattin des Erbauers der Stadt -
galerie, des Bildhauers und Architekten im renaissancistischen
Stil, Lorenz Gedon, der bereits 1883 starb. Ihr Haus war ein
Mittelpunkt des Münchner Künstlerlebens in der Kaulbach-
Lenbach-Zeit. Ihr von Wilhelm Leibi gemaltes Porträt aber
begründete ihren und de.s Künstlers europäischen Ruf.
(Die Zagreber Kunstdiebstähle,) Man schreibt uns aus
Zagreb: Nach und nach lüftet sich das Dunkel, das über
den Diebstählen im Domschatz gebreitet war. Nun wird mit -
geteilt, daß das tllfenbein-Triptychon doch nicht das einzige
Kunstwerk Ist, dessen Verlust man zu betrauern hat. Man ver -
mißt auch zwei Pektorale. Das eine ist mit neun Sma -
ragden besetzt, die von Diamanten umgeben sind. Dazu ge -
hört ein Smaragdring aus dem Jahre 1792, den Bischof
T h a u s z y der Schatzkammer geschenkt hat. Das zweite
bischöfliche Brustkreuz enthält sieben große, von Brillanten
umsäumte .Amethyste. Schließlich fehlt ein Ring mit sieben
kleinen Brillanten in der Mitte. Das Kreuz hat das Kapitel
vom Kaiser Franz I. aus Anlaß der Krönung der Kaiserin
Karoline im Jahre 1816 zum Geschenke erhalten. Auch
statt der echten Brustkreuze wurden in der Schatzkammer
ziemlich wertlose Nachbildungen hinterlegt. Die beiden ge -
stohlenen Pektorale werden auf 1)4 Millionen Dinar geschätzt,
ohne daß bei den Stücken der historische Wert berücksichtigt
worden wäre.
MUSEEN.
(Ein Livingstone-Museum.) Das Geburtshaus des Afrika -
forschers Livingstone zu Blantyre bei Glasgow ist
jetzt mit den umgebenden Häusern in ein Gedächtnismuseum
für den großen Mann umgewandelt worden. Das Geburtszimmer
ist in seiner ursprünglichen Einrichtung wieder hergestelli
worden; ein anderer Raum ist dem Familienstammbaum der
Livingstone gewidmet. In einer langen Reihe von Bildern wird
das abenteuerreiche Leben Livingstones vorgeführt. Unter den
persönlichen Andenken, die hier Aufstellung gefunden haben,
befinden sich seine ärztliche Ausrüstung, seine silberne Uhr,
Nr. 20
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Seite 219
GALERIE DR. THEODOR LOEWE
Direktor des Schauspielhauses Breslau
Alt-Wiener und Deutsche Malerei des 18, und 19, Jahrhunderts, — Italiener und Franzosen
des 16, bis 18, Jahrhunderts, — Holländische, vlämische und altdeutsche Meister, — Bildnis -
miniaturen, hauptsächlich der Alt-Wiener Schule, — Handzeichnungen,
Jacques Louis David, Francois Boucher, A. van Dyck, Georg Platzer, M. Rocca, Pittoni,
Kremser Schmidt, Solimena, Bazzani, Berchem, de Heem, Maes, Magnasco, de Momper, C. de
Voss, A. Pesne, A. Petter, F. v. Amerling, J. B. Reiter, P. Fendi, J. Kriehuber, G. Lieder,
A„ Greil, Bossi, Daffinger, Waldmüller, Schindler, Marko, Böcklin, Feuerbach, M. von Schwind
u. v. a.
Versteigerung: 5, und 6, November 1929,
Nachgelassene Sammlung
OTTO MERKENS, KÖLN
Hervorragende Sammlung alter Silberschmiede-Arbeiten des 16, bis 19, Jahrhunderts, aus deut -
schen und westeuropäischen Werkstätten. Rheinische, insbesondere Aachen-Lütticher Möbel
des 18, Jahrhunderts, — Kunstgewerbliche Arbeiten aller Sparten,
Versteigerung: 21, bis 23. November 1929.
Galerie Frau
EMIL VON ÖLBERMANNt, KÖLN
Erstrangige Werke von:
Corot, Daubigny, Diaz, Rousseau, Rosa Bonheur, Meissonier, Israels, Böcklin, Leibi, Thoma,
Liebermann, Trübner, Kaulbach, Lenbach, Defregger, von Stuck, Voltz, Zügel, Knaus, A. u. O.
Achenbach, Vautier, Nordgreen, Rotta u. v. a.
Versteigerung: 12, Dezember 1929.
Reich illustrierte Kataloge in Vorbereitung.
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Buchhandlung u. Antiquariat Inh.: Joseph Hanslein
Köln, Neumarkt 3, Tel.-Adr.: Künstlempertz.
Hugo Helbing, München
Wagmüller Straße IS
Sammlung
Fritz August von Kaulbach, München
Alte Gemälde, Rubens, Tizian, Van Dyck, Antiken - Alte Möbel
Gobelins, Textilien, Orient- leppiche, Kunstgewerbe
Versteigerung am 2Q. und 30. Oktober
Besichtigung und Versteigerung in der Villa Kaulbach, München, Kaulbadistraße Nr. Iß
Illustrierter Katalog mit ß4 Tafeln Mark 6‘-
Seite 220
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 20
sein Fernrohr, seine vom vielen Gebrauche sehr mitgenommene
Bibel und auch cier Abguß seines linken Armes, an dem man
die schwere Verwundung sieht, die er dunch den Biß eines
Löwen erlitten hatte.
VOM KUNSTMARKT.
(Französische und englische Kupferstiche des 18. Jahr -
hunderts.) Am 29. Oktober bringt das Kunstauktionshaus R. W.
P. de V r i e.s in Amsterdam eine Kupferstichsammlung aus
holländischem Privatbesitz zur Versteigerung, die wohl zu den
besten ihrer Art gehört. Der nicht genannte Sammler be -
schränkte sich auf das 18. Jahrhundert, aber es ist kein her -
vorragender Name aus dieser Zeit, der in der Sammlung fehlen
würde. Die meisten sind mit mehreren Blättern vertreten, so,
um nur einige herauszuheben, Bartolozzi mit drei Blättern,
Bonnet und Demarteau mit je vier, C. H. Hodges,
Janinet und Mac Ardell mit je fünf, J. R. Smith mit
drei, T a n j e mit vier, W. Ward mit vier etc. Unter den drei
Farbdrucken Debucourts befindet sich der äußerst sel -
tene und geschätzte 'Stich ,,Les deux Baiaens". Der mit großer
Sorgfalt vom Inhaber der Firma Herrn Dr. A. G. C. de V r i e s
bearbeitete Katalog ist mit 28 Bildtafeln geschmückt, auf denen
die prächtigsten Stücke der 'Sammlung abgebildet sind. De -
bucourts „Les deux Baisers" sind in Farben dem Katalog
vorangestellt,
AUSSTELLUNGEN.
Berlin. Nationalgalerie. Heinrich Zille-Gedächtnis -
ausstellung.
— Schloßmuseum. Neuerwerbungen.
Chemnitz. Kunsthütte. Ed. M u n c h-Graphik.
Düsseldorf. Galerie F 1 e c h t h e i m. Georg Groß, Rudolf
Großmann.
Frankfurt a. M, Frankfurter Kunstverein,
Kunst der Gegenwart.
Hamburg. Galerie Commeter. Otto Dix, Renee Sin-
tenis, R. Böckner.
Köln. Galerie. Abels. Neue Gemälde von Liebermann.
— Becker & N e w m a n. Pariser Malerei der Gegenwart.
London. Jekyll Galleries. Antike Orientteppiche.
— Arthur Tooth & Sons Lmtd. Moderne französi -
sche Gemälde.
New-York. Acker man Galleries. Graphik und
Zeichnungen amerikanischer und englischer Künstler.
— Knoedler Galleries. Graphik zeitgenössischer
amerikanischer Künstler.
Paris. Galerie Durand-Ruel. Morin Jean.
— Galerie Selection. Victor Chareston.
— Galerie Simonson. Alexander Warshawsky.
— Galerie Zak. Moderne Meister.
Wien. Hagenbund. Ikonenbilder.
AUKTIONEN.
15. bis 17. Oktober. Berlin. Rud. L e p k e. Antiquitäten.
Sammlung L. M. (Berlin), Porzellansammlung A. B. (Berlin),
japan. Farbenholzschnitte, Sammlung Albert Willner (Berlin),
15. bis 19. Oktober, Bonn. Durch Math. Lempertz.
Kunstsammlung der Frau Alexander Zoubkoff, geh. Prin -
zessin Viktoria von Preußen.
16. und 17, Oktober. Wien, Durch Albert K e n d e. Ein -
richtung einer Herrschaftswohnung, I., Schwarzenbergplatz 15,
3. Stock, Tür 10.
17. und 18, Oktober. Wien. Dorotheum. (Bücher -
abteilung). Bücher und Musikalien außer Katalog.
21, Oktober. Berlin. Paul Graupe. Graphik und Hand -
zeichnungen moderner Meister,
21. Oktober. Bonn. Palais Schaumburg. Durch Math.
Lempertz. Bibliothek der Frau Alexander Zoubkoff,
geb. Prinzessin Victoria von Preußen.
22. bis 24. Oktober. Wien. Schwarzenberg- Kasino
Durch Wawra, Glückselig und Rieh. L e i t n e r. Nachlaß
Emil Weinberger. Frühe italienische und niederländische
Bilder, italienische Cassoni, Tapisserien aus dem 15, Jahr -
hundert, italienische Bronzen der Renaissance, Gold Silber,
Keramik, Skulpturen, Glas, astronomische Instrumente, Re -
naissancemöbel.
23. bis 25. Oktober. Brüssel. Galerie F i e v e z. Biblio -
thek E. C., 1. Teil.
26. Oktober. Hamburg. Bücherstube Hans G ö t z. Eine
iBlankeneser Hausbibliothek, Gesamtausgaben, moderne illu -
strierte Bücher (1880/1912), Pressen- und Vorzugsdrucke, fran -
zösische illustrierte Bücher, Länder- und Völkerkunde, Natur -
geschichte, Zoologie, Jagd, Reisen, aus dem Nachlasse des
Herrn Heinrich Umlauf!, früheren Inhabers des völkerkund -
lichen Instituts und Museums.
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Antiquitäten ^Maftifen
Aeftouciecnnq
3m Sommer:
93ab 3fcf)1,3If)orngaffel
Telefon 53 ■" ii »'i i
2Bien
X VIII. 9BäF)rtngerftra§e 99
hx Telefon 91=29-1=57 hx
28. Oktober. München. Karl & Faher. Genealogisch -
heraldische Sammlung Freilrau Elise von König-Wart -
hausen.
28. Oktober bis 2. November. Wien. Strobachgas.se 8,
Große Auktion.
28. bis 30. Oktober. Wien. Dorotheum. 399. Kunst -
auktion. Italienisches Mobiliar, Gläser, Silber.
29. und 30. Oklober. München. Villa K a u 1 b a c h, Kaul-
bacherstraße 15. Durch Hugo H e 1 b i n g. Einrichtung und
Kunstsammlung des verst. Malers Fritz August von K a u 1-
b a c h,
29. Oktober. Amsterdam. R. W. P. de V r i e s. Französi -
sche und englische Kupferstiche des 18. J., teilweise in Farben.
31. Oktober bis 2. November. Berlin, Hollstein &
P u p p e I. Sammlung aus einem westdeutschen Schlosse. Kup -
ferstiche alter Meister des 15.—18. J. Handzeichnungen alter
Meister des 15.—18. J. Gemäldesammlung.
4, November. Berlin. Hermann Ball und Paul Graupe.
Sammlung Marc Rosenberg. Gold- und Silberschmuck von
der Antike bis zum Rokoko. — Eine umfangreiche Ring- und
Knopfsammlung.
4. November u. f. T. Frankfurt a. M, Leo Hamburger.
Pfälzer Münzen und Medaillen.
4. bis 9. November, Zürich. E. Luder-Edelmann
& Co. 13, Briefmarkenversteigerung,
5, und 6. November. Köln. Math. Lempertz. Galerie
Theodor Löwe. Allwiener und deutsche Malerei des 18, und
19. Jahrhunderts, Italiener und Franzosen des 16. bis 18, Jahr -
hunderts, Bildnisminiaturen, hauptsächlich der Altwiener Schule
und Handzeichnungen.
5. bis 7. November, Leipzig, C. G. B o e r n e r. Kostbare
Kupferstiche alter Meister, sowie französische und englische
Kupferstiche des 18. Jahrhunderts. Sammlung Kuhnen
(Brüssel) und alter Fürstenbesitz.
7. November. Leipzig. C. G. B o e r n e r. Sammlung
Dr. Curt Otto (Leipzig). Niederländische Handzeichnungen,
11, und 12. November. Dresden, iPrager Straße 13, Emil
Richter. 13, Kunst- und Antiquitätenauktion.
12. bis 15. November. Brüssel. Galerie Fievez, Biblio -
thek E. C„ 2. Teil,
Mitte November, Berlin. Rud. L e p k e, Sammlung B a s-
n e r (Danzig). Antiquitäten, alte Gemälde.
19. November. Berlin. Rud. L e p k e. Galerie eines Wiener
Sammlers. Gemälde alter Meister.
21, bis 23. November. Köln. Math. Lempertz. Nach -
gelassene Sammlung Otto Merkens (Köln), Alte Silber -
schmiedearbeiten, rheinische, insbesondere Aachen—Lütticher
Möbel des 18. Jahrhunderts, kunstgewerbliche Arbeiten,
26. November. Frankfurt am Main. Hugc Helhing. Aus
dem Nachlaß Baron H, v. Mecklenburg, Sammlung Dr. X.:
Gemälde. Aus dem Nachlaß Konrad Fiedler: Alte Möbel.
27. November. Frankfurt am Main. Hugo H e 1 b i n g.
Nachlaß Dr. L. Liebmann, Besitz eines Münchner Samm -
lers u. a.: Ostaisiatische Kunst, chinesische Keramik und Bron -
zen, siamesische Plastik.
27. November. Frankfurt am Main. Joseph B a e r & Co.
Sammlung S t i e b e 1, III. Teil, Autographen, Goethe, Schopen -
hauer usw.
28. und 29. November. Frankfurt am Main. Joseph
B a e r & Co. und F. A. C. P r e s t e 1. Sammlung Heinrich
Stic bei, IV. Teil. Francofurtensien, Oelgemälde, Aqua -
relle, Zeichnungen, Graphik.
Ende November, Berlin. Rud. L e p k e. Gemälde deut -
scher Meister des 19. Jahrh. aus ausländischem Museumsbesitz.
12. Dezember. Köln. Math. Lempertz. Frau Emil von
öl'biermaan t (Köln).
Dezember. Berlin. Paul Graupe. Eine Sammlung von
Ludwig-Richter-Zeichnungen. — Farbstiche und Kupferstiche
des 18. Jahrhunderts aus fürstlichem und anderem Besitze.
Dezember. Berlin. Paul Graupe. Bibliothek Carl
Sternheim. Bibliothek S, W. Duncker (Hamburg). Ge -
samt- und Erstausgaben der Moderne, Luxus- und Presse -
drucke, Kunstliteratur.