Internationale
^ammler-Hßifunu
Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde
Herausgeber: Norbert Ehrlich
22. Jahrgang Wien, 15. November 1930 Nr. 22
QastigUoni-Jluktionen
Ein Prachtkatalog (168 Seiten Text mit 106 Ta -
feln] unterrichtet über den Umfang der Castiglioni-
Auktion, die Hermann Ball und Paul Graupe am
28. und 29, November in der Viktoriastraße 29 in
Berlin abhalten.
Der Schwerpunkt der Versteigerung liegt, wie
von uns schon in der Vorbesprechung mitgeteilt, in
den italienischen Nußholzmöbeln d e r
Renaissance. Ein Kenner, wie Otto von
Falke, sagt über diese im Vorwort zum Katalog:
„Es überrascht namentlich die beträchtliche Zahl
der vielbegehrten, Tische aus massivem Nußholz,
unter denen die verschiedenen Typen der monu -
mentalen Langtische, sowohl in reicher, wie in ein -
facher Ausführung, und der runden und achteckigen
Tische mit verschiedenartigen Lösungen des zen -
tralen Unterbaues vertreten sind. Sehr bemerkens -
wert ist unter den letzteren ein wahrscheinlich ligu-
rischer Tisch, dessen Fuß und Deckplatte aus einem
Quadrat in eine Rundplatte zu verwandeln sind; ein
seltener Typus ist auch ein spanischer Schreibtisch,
dessen Deckel zu öffnen ist, um die Schreibplatte
freizugeben.
Die Truhen, vorwiegend schlichter Art, begin -
nen mit einem gotischen Exemplar des 15. Jahrhun -
derts aus Norditalien, dessen Schauseiten mit ge -
schnitzten Maßwerkrosen verziert sind. Wenig jün -
ger ist eine lombardische Truhe mit der mittelalter -
lichen Holzmosaikverzierung, deren Gegenstück sich
im Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin befindet.
Die monumentale Gestaltung der italienischen
Sitzmöbel wird durch die Florentiner Cassapanca
der Hochrenaissance, die Bank von 1560 mit dem
eingelegten Wappen der Chigi und durch die beiden
dreiseitigen Bänke eines mittelalterlichen Chorge -
stühles der Frührenaissance veranschaulicht. Daran
schließt sich die lange Serie der Lehnstühle mit Be -
zügen aus Leder und den alten Samtstoffen, deren
streng rechtwinklige Konstruktion noch weit in das
17. Jahrhundert hinein vorherrschend geblieben ist.
Als nicht italienische Exemplare gleicher Konstruk -
tion sind der elegante, schlanke Lehnstuhl französi -
scher Arbeit und der seltene Lehnstuhl aus der
Westschweiz zu beachten, dessen kraftvoll-üppige
Schnitzerei sich bis auf die Rückseite der Lehne
erstreckt.
Der italienischen Kunst vom 13. bis zum 17.
Jahrhundert gehört auch die Mehrzahl der Skulptu-
in Berlin und Wien.
ren aus Stein, Bronze, Stucco an, unter denen Mei -
sternamen wie Röbbia, D o n a t e 11 o, Tullto
Lombard i, Giovanni da Bologna auf scheinen.
In der reichhaltigen Abteilung der T e x t i 1 i e n
hat ebenfalls Italien das Wort. Italienischer Herkunft
ist nicht nur der ganze Bestand an alten Samtsloffen,
sondern auch der große Florentiner Wandteppich
mit dem Abendmahl Christi nach Aliori, ausgeführt
um 1600 von Caspare Papini. Von nicht geringerer
Bedeutung sind die beiden Gobelins mit dem Tod
des Leonardo da Vinci und der Geschichte Coriolans
nach Gemälden von Menageot aus den Jahren 1781
und 1789 aus der Manufacture royale in Paris.
Die Gemälde-Abteilung umfaßt siebzig Num -
mern. Es befinden sich darunter zwei Tizian (Ge -
flügelte Putti), ein Rubens (Der Sonnenwagen des
Phoebus), ein van Dy c k (Die Himmelfahrt Christi),
ein Tintoretto (Bildnis eines vornehmen Herrn
mit Sohn), zwei Gemälde von Lucas C r a n a c h
(Junges Mädchen und lüsterner Alter und Lucretia),
ein Stifleben von B e i j e r e n, ein sehr schöner
Gr e uze (Mutter und Kind), ein Le ly (Porträt
einer vornehmen Dame), Arbeiten von de H e e in,
Rosa di Tivoli, Romney, V o u e t s ui a.
An die Berliner Castiglioni-Auktion schließt sich
schon am 1. Dezember eine Wiener an. Diese, die
das Kunstauktionshaus S. Ken de, L, Rotenturm-
straße 14, durchführt, hat nicht das große Format
der Berliner, aber es sind auch hier durchwegs Ob -
jekte, die des Interesses der Sammler sicher sind.
Beachtung verdienen in erster Linie die Bil -
der, unter denen sich fünf reizende Aquarelle von
Rudolf v. A 11 und ein prächtiger Pettenhofen
(Zigeunermädchen) befinden. Carl Leopold Müll er
ist durch eines seiner Hauptwerke, eine farbensatte
„Wüstenszene“ vertreten; eine herrliche' Landschaft
trägt die Signatur Gillis van H a a n e n. Wir linden
ferner: Bilder von Canon, Danhauser, Ranftl, Wald -
müller, Amigoni, J. E. Schindler und Karl Schindler,
Fr. Friedländer, R. S. Zimmermann u. a.
Unter den Möbeln ist ein Tabernakelkasten
aus der Zeit Kaiser Karls VI., ein reich verzierter
Empirekasten mit Marmorplatte, ein Biedermeier-
Schreibtisch, in der seltenen Nierenform, italienische
Barockfauteuilles, ein niedliches Empiretischchen
u. a. Bemerkenswert sind weiters eine Wandver -
kleidung mit Motiven nach Lucca della Robbia
und eine Wachsbossierung von S a u v a g e.
Srite 242
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr, 22
Unter den Porzellanen sind zwölf Teller aus der
Berliner Manufaktur des 18. Jahrhunderts mit lieb -
lichen Figuren und ein Altwiener Speiseservice.
Englisches Silber und diverse Nippes vervollstän -
digen das Material der Wiener Castiglioni-Auktion,
mit der die Castiglioni-Auktionen wohl abgeschlossen
sein dürften.
Im ganzen hat Castiglioni sechs veranstaltet.
Jluß den Beständen Ulrico JCoepIis.
Am 27. und 28. November bringt Ulrico H o e p 1 i
im Zunfthaus zur Meise in Zürich eine weitere
Serie aus den überaus reichhaltigen Beständen sei -
nes Mailänder Antiquariats unter den Hammer.
175 Nummern nur führt der prachtvolle, mit
wissenschaftlicher Gründlichkeit bearbeitete Katalog
an, aber es sind ebenso viele Kostbarkeiten. 73 ganz -
seitige Reproduktionen unterstreichen die Bedeutung
des Materials, das eine sehr interessante Auktion
verheißt.
Den Inhalt des Kataloges bilden Autographen,
Handschriften, Inkunabeln und illustrierte Bücher
des 16. bis 18. Jahrhunderts. Unter den A u t o g r a-
p h e n stoßen wir auf Briefe von Alfieri, Eugen
Beauharnais, Carducci, Caterina Sforza, Cavour,
Donizetti, Andrea und Giovanni Doria, Heinrich IV.
von Frankreich, Macchiavell, Napoleon I., Rossini,
Bernardo Tasso, dem Vater Torquato Tassos, Verdi,
Richard Wagner u. a.; die Handschriften ent-
halten wertvolle Stücke aus der Renaissance, so die
Commentarii des Julius Caesar in einem Pergament -
manuskript des 15. Jahrhunderts, ein Manuskript
von Ciceros »De Amicitia« und »De Senectute« aus
derselben Zeit, die Epigramme des Martial, des
Psalterium et officium Defunctorum u. v. a.
Die Reihe der Inkunabeln umfaßt nicht
weniger als 69 Nummern (Nr. 52—122). Es sind dar -
unter der Traktat über die Gifte von P. Abanus,
Albumasars Schrift »De magnis coniuctionibus«
(Augsburg, Erhard Ratdolt, 1489), die Historia Ro-
mana von Appianus, die Werke von Campanus, die
Storia d'AIessandro Magno von Curtius Rufus, die
Satiren von Juvenal etc. etc. Besonderes Augen -
merk verdient die Erstausgabe der Anthologia Grae-
ca Planudea (Firenze, Lorenzo di Francesco de
Alopa II. Agosso 1494), da hier zum ersten Male
griechische Typen zur Verwendung gelangten.
In griechischen Lettern ist auch die Erstausgabe der
neun Komödien von Aristophanes, die im Jahre 1498
bei Aldo Manuzio in Venedig gedruckt wurde.
Von den beiden Ausgaben der Werke des Th.
Barberiis finden wir hier die sehr rare römische von
1481. Eine Inkunabel von größter Seltenheit ist der
Aldus-Druck der Briefe der Caterina da Siena. Sehr
gesucht sind auch die Erstausgaben von Diodorus
Siculus und Tacitus in dem Druck, der 1472 bei
B. Azzoguidi in Bologna erschienen ist. Bemerkens -
wert wäre schließlich noch das erste von Aldus mit
einem Datum gedruckte Buch, die Erotemata von
Lascaris Constantinus (8. März 1494).
Von den Werken des 16. Jahrhunderts möchten
wir die bei Giovanni Varassore 1510 gedruckte
»Bible des pauvres Italienne«, von den Werken des
17. Jahrhunderts eine Galilei-Ausgabe in zwei Per-
gamenibänden der Zeit mit dem Wappen der Medici
hervorheben. Von den Werken des 18. Jahrhunderts
nennen wir die Werke des Rabelais in der schönen
Erstausgabe von 1741 mit den Bildern von D. Picart,
die mit Approbation des Königs 1760 in Paris er -
schienenen Werke von Racine, die Opere teatrali
von Goldoni (Venezia, dalle Stampe di Antonio Zatta
e figli, 1788—1795) und die englisch-französische
Ausgabe von Miltons »Verlorenem Paradies« von
1792.
Diebstahl der deutschen Verfassungsurkunde von 18%8,
Am 24, Oktober entdeckten, wie uns aus B e r-
1 i n gemeldet wird, Beamte der Reichstagsbibliothek,
daß aus einem eisernen Schrank, der durch ein ein -
faches Schloß gesichert war, das wertvollste Stück
der Bibliothek, die V erfassungsurkunde
v o rn 28. März 1848, entwendet worden war. Wann
der Diebstahl ausgeführt worden ist, läßt sich nicht
mehr ermitteln, weil man seit dem November 1929
die Urkunde nicht mehr kontrolliert hatte.
Das Dokument stellt ein Unikum aus der deut- ;
sehen Geschichte dar. Unter dem gedruckten Text {
der 48er Reichsverfassung befinden sich die Origi -
nalunterschriften aller Abgeordneten in der Natio -
nalversammlung in der Paulskirche. Die Urkunde
ist auf Pergament gedruckt, umfaßt 27 Seiten Text
und 19 Seiten Unterschriften.
Zugleich mit der Verfassungsurkunde sind aus '
dem eisernen Schrank Karikaturen von 1848,
ferner die einzige Reproduktion des wert -
vollen Verfassungsdokumentes, ein Exemplar der
Sittengeschichte des Weltkrieges von Magnus
Hirschfe Id und drei Bände »Bilderlexikon der
Erotik«, herausgegeben vom Institut für Sexualfor -
schung in Wien, verschwunden.
Der Verdacht der Täterschaft lenkt sich auf
einen bekannten Einbrecher, der nach dem Bekannt -
werden des Einbruches in Berlin nicht mehr zu sehen
ist. Es liegen Anhaltspunkte dafür vor, daß der
Verdächtige mit der gestohlenen Verfassungsurkunde
ins Ausland geflüchtet ist, um sie dort zum Verkauf
anzubieten. Das gestohlene Dokument hat nur Samm -
lerwert und wird deshalb schwer zu verkaufen sein.
Ein früherer Fall.
Die Verfassungsurkunde hat übrigens schon ein -
mal ein ähnliches Schicksal erlebt. Im Jahre 1852
hatte der ehemalige Schriftführer der Frankfurter
Nationalversammlung Dr. Yucho, der das Archiv
der Paulskirche verwaltete, den Auftrag erhalten,
die Akten der Nationalversammlung und die Ver -
fassungsurkunde an den Deutschen Bund auszulie -
fern. Yucho war aber diese Uebergabe aus politi -
schen Gründen in höchstem Grade unsympathisch.
Er lieferte wohl das Archiv ab, unterschlug aber die
Urkunde, die durch Freunde nach England gebracht
wurde, wo sie lange Zeit bei der deutschen Firma
Sch unk Souchay Co. in Manchester ver -
borgen gehalten wurde.
Yucho selbst wurde in einen Prozeß verwickelt,
in dem er beschwören sollte, daß er die Urkunde
keiner dritten Person übergeben habe und daß sie
ihm tatsächlich durch ein von ihm behauptetes, ihm
unbekanntes Ereignis abhanden gekommen sei. Das
Oberste Apellationsgericht der vier freien Sätdte,
zu denen damals Frankfurt am Main noch gehörte,
sprach ihn aber, obwohl er den verlangten Schwur
nicht leistete, frei.
Mf, 32 INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG Seite 243
ber Nachlass des Srossindustriellen Niautner.
Wir haben schon in der vorigen Nummer auf
den am 17. und 18, November durch das Doro -
theum zur Versteigerung gelangenden Nachlaß
des Wiener Großindustriellen Isidor Mautner hin -
gewiesen. Der inzwischen erschienene, mit besonde -
rem Geschmack ausgestattete Katalog gibt einen
Ueberblick über die durchwegs guten, zum Teil
prachtvollen Objekte,
Ueberraschend groß ist die Zahl der Bildteppi-
che, die da zum Ausgebot kommen. Der Katalog
zählt ihrer nicht weniger als vierzehn (Nr. 68 bis 80j
auf, von denen der flämische aus dem Ende des
16. Jahrhunderts (Nr, 80) der kostbarste ist. Es ist
ein Bildteppich in der Größe von 300 : 525 Cm., der,
wie folgt, beschrieben ist: »Im Fond baumbestandene
Parklandschaft mit offenem Durchblick auf Archi -
tekturen und Berge des Hintergrundes. Im Mittel -
gründe galoppierender Reiter mit Hunden und wei -
dende Rinder, In der Mitte des Vordergrundes ge -
lagerte Gesellschaft mit zureichenden Dienern, flan -
kiert von zwei lustwandelnden Paaren, die von
Dienern gefolgt werden. Die Bordüre zeigt in den
Ecken allegorische Figuren in Nischen, abwechselnd
mit kleinen Szenen, vor Landschaftshintergrund und
Fig. 1. Sir Peter Lely, Damenporträt.
Seite 244
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 22-
Fig. 2. Jabresuhr von Daniel Quare.
Auktion Mautner.
Bilder russ. Meister
von Sammler zu kauien gesucht.
Offerte mit genauer Beschreibung und
Preisangabe erbeten unter:
„Russische Meister“
an die Expedition dieses Blattes.
Blumenbuketten.« Der Bildteppich, der auf 20.000
Schilling geschätzt ist, wird mit 15,000 Schilling aus -
gerufen werden, es ist aber zu erwarten, daß er einen
weit höheren Betrag erreichen wird.
Ein anderer flämischer Bildteppich aus der
selben Zeit (Nr. 76), wird mit 10.000 Schilling aus -
geboten werden. Auch hier eine Baumlandschaft mit
weitem Ausblick, in deren Fond ein höfisches Paar
im Zeitkostüm um 1580 zu sehen ist. Die breite
Bordüre zeigt in den vier Ecken allegorische Frauen -
gestalten (Justitia, Perseverantia etc.).
Neben den hier angeführten bringt die Auktion
noch eine Reihe herrlicher Bildteppiche, die gewiß
ihre Anziehungskraft auf Sammler ausüben werden.
Unter den Bildern wäre besonders das Damen -
bildnis von Sir Peter L e 1 y hervorzuheben, das
unsere Abbildung (Fig. 1) zeigt. Gemälde dieses nicht
nur in England hoch geschätzten Meisters sind in
den letzten Jahren oft auf den Markt gekommen:
es war aber gewiß keines darunter, das so unberührt
von jeder restaurierenden Hand war, wie dieses.
Das prachtvolle Porträt Karls I. von England, das
der Katalog verzeichnet, kommt nicht zur Ver -
steigerung. Die Witwe Mautners hat es zurückge -
zogen. Die Expertise soll einer neuerlichen Ueber-
priifung unterzogen werden, da die Geschichte des
Bildes, das als „eine qualitätvolle, in der rechten
Hand nur angelegte Replik eines Originales von Van
Dyck charakterisiert wird, für die Ansicht der Re -
stauratorin, Frau Minna H o e g e 1 und des Prof.
Muther spricht, daß es ein echter Van Dyck
ist.
Wir finden in der Sammlung noch Bilder von
Peter B r u e g h e 1 dem Jüngeren (Die Flucht nach
Aegypten), Biliverti (Das Liebesorakel), Robert
Ruß (Gebirgslandschaft), Jakob Emil Schindler
(Bachlandschaft), Franz von Stuck (Schlechte Mu -
sik), Louis Tocque (Bildnis einer Dame in pelz -
verbrämtem Seidenkleid), Philips W«ouwerman
(Markt), Zuccarelli (Landschaft mit Hirten) u. a.
Von den kunstgewerblichen Gegenständen zei -
gen wir in einer Abbildung (Fig. 2) die schon er -
wähnte Dielenuhr von Daniel Qua r e, von dem
nachweisbar außer dieser Uhr nur noch drei be -
kannt sind. Die eine befindet sich im königlichen
Schlosse in Hampton Court, die zweite im Besitze
eines Mr. J. H. Arkwright, ebenfalls in Hampton
Court, und die dritte in der Wetherfield Collection.
JYcarcell von fernes.
Ueberraschend für alle, die ihn noch bei den
Figdor-Auktionen in Wien und Berlin anscheinend
in bester Gesundheit sahen, ist Marcell Nemes
von Janoshalma gestorben. Er, der prachtvolle
Schlösser in München, am Starnberger See und in
Venedig besaß, kam in seine ungarische Heimat,
nach Budapest, um sich einer schweren Operation
zu unterziehen, deren Folgen er erliegen sollte.
Marcell von Nemes, der 64 Jahre alt geworden
ist, stellte eine seltsame Mischung von Sammler und
Marchand amateur dar. Er sammelte mit einem
Fanatismus, der wenig Beispiele hat, brachte
Sammlungen zusammen, die die Bewunderung der
Welt erregten, um sie plötzlich auf den Markt zu
werfen und dann ebenso unvermutet wieder mit dem
Sammeln^ von vorne anzufangen. Erfreulich, daß in
diesem Wechselspiel schließlich der Sammler oben -
auf blieb. Und so hinterläßt Nemes Kunstschätze
von ungeheurem Werte — sein Kunstbesitz in
Bayern allein wird von Kennern auf 3 0 <M i 1 -
Nr. -22
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Seite 245
INTERNATIONALES JAHRBUCH DER
GEMÄLDEA U KT! OH EN
FÜR 1930
Herausgegeben von Dr. H. Kästenbaum * Eingeleitet von Prof. H. Tietzo
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Zu beziehen durch die INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG in Wien, IX/\
lionen Mark geschätzt. Dazu kommen die
Kunstobjekte, die er in seinem Palazzo am Canale
grande, wie in Budapest aufgehäuft hatte.
Der Lebenslauf dieses Mannes entbehrt nicht
der Romantik. Als Sohn eines Kantors in dem klei -
nen ungarischen Janoshalma geboren, kam Moses
Klein, wie er ursprünglich hieß, nach Absolvie -
rung der Volksschule als Zwölfjähriger nach Buda -
pest, wo er sich zunächst als Bänkelsänger in Kaffee -
häusern recht und schlecht fortbrachte. Gings mit
dem Singen nicht, so schrieb er für ein paar Kreuzer
den Dienstmädchen feurige Liebesbriefe an ihre
Verehrer oder er versuchte, durch Schnellzeichnen
sich etwas zu verdienen. Und eines Tages hat der
junge Mensch seine erste Ausstellung, Der Cafetier
findet an dem Porträt eines Schusters, das Klein
hingemalt hatte, solchen Gefallen, daß er es in das
Fenster hängt. Später waren die Ausstellungen
dieses jungen Mannes weltberühmt, nur daß es nicht
seine eigenen Bilder waren, die er ausstellte, obwohl
er nie mehr zu malen aufgehört hatte und man ihm
einiges Geschick in dieser Kunst nachrühmt.
Um rascher vorwärts zu kommen, wandte sich
Klein dem Kohlenhandel zu, dann wurde er Bör -
sianer. In diesen bürgerlichen Berufen blieb ihm
aber der Erfolg versagt und so kehrte er zur Kunst
zurück, indem er zunächst Stammgast des Künstler -
tisches im Kaffeehaus wurde und andächtig den Ge -
sprächen lauschte. Und da scheint er gründlich ge -
lernt zu haben. Er kaufte Bilder verkannter Größen
und konnte sie mit Nutzen weitergeben. Allein die
junge ungarische Malerei befriedigte ihn nicht lange.
Er hatte sich in den Kopf gesetzt, verborgene
Schätze zu heben und dem Mutigen hilft Gott. Ne -
mes ging nach Spanien, graste dort der Reihe nach
alle Klöster ab und erwarb eine Menge G r e c o s
um ein Spottgeld. Heimgekehrt, verstand er es,
Kunstschriftsteller für die Sache zu begeistern und
Greco wurde mit einemmale wieder gesucht. Nemes
verdiente daran große Summen. Ermutigt durch den
Erfolg, machte er neue Entdeckungsreisen. Er ge -
wann die Wiener Restauratorin S i k o r a, die es
glänzend verstand, die von Nemes aufgespürten
Rubens-, Tizian-, Tintoretto- und Rembrandt-Bilder
zu restaurieren. So erwarb er für 30.000 Francs ein
Bild Tintoretto s, das „Porträt eines bärtigen
Mannes", dessen Original angeblich im Wiener
Kunsthistorischen Museum hing. Nemes wies aber
überzeugend nach, daß sein Bild das Original, das in
der kaiserlichen Galerie nur eine Kopie sei. Für
einen lächerlich geringen Preis errang er ein Ge -
mälde Tizians, das nach den Angaben der
Kunstgeschichte beim Brande des Hauses Tizians
zugrunde gegangen sein sollte.
Vor dem Weltkrieg kaufte Klein, der sich unter -
des in den adeligen Nemes von Janoshalma gewan -
delt hatte, um 400.000 österr, Kronen Tizians
„Venus vor dem Spiegel", deren Echtheit von den
zünftigen Gelehrten stark angezweifelt wurde. Nemes
vermochte den Nachweis zu erbringen, daß das Bild
aus der Eremitage in Petersburg stamme und er -
zielte dafür in Stockholm eine Million schwedische
Kronen, also fast das Vierfache dessen, das er ge -
zahlt hatte. Wiederholt ist es ihm gelungen, bei er -
sten Kunsthändlern in Paris und London Gemälde
aufzuspüren, deren hoher Wert von ihnen verkannt
wurde. Um deren Argwohn abzulenken, kaufte er
gewöhnlich mit dem angestrebten Kunstwerke
eine Anzahl anderer, für die er nicht viel übrig
hatte. So erzählt Hubert W i 1 m, wie er Nemes ein -
mal einen Kunstkauf machen sah. Nemes stand bei
einem Kunsthändler, der zufällig mit einer Reihe
von Gemälden auch zwei Lehnsessel des 18. Jahr -
hunderts erworben hatte. Unter den Bildern war
keines, das ihn sonderlich angezogen hätte; dagegen
schienen die beiden Sessel trotz ihres prunkvoll
neuen Seidenüberzuges seine ganze Aufmerksamkeit
zu erregen. Er fragte nach dem Preis und man nannte
ihm eine bescheidene Summe, deren Geringfügig -
keit ihn erkennen ließ, daß sich der Besitzer der
beiden Möbel keineswegs über deren hohen Wert
klar war. Nemes wunderte sich, erklärte sich mit
dem Preis einverstanden und kaufte die Sessel.
Dann zog er blitzschnell ein kleines Federmesser aus
der Tasche, schnitt zur größten Verwunderung der
Anwesenden den neuen Seidenbezug und die Pol -
sterung des einen Sessels an einer bestimmten
Stelle auf, legte den Holzrahmen frei und zeigte
triumphierend auf die dort eingebrannte Signatur
des ersten Pariser Ebenisten aus dem Rokoko ....
Vor etwa 20 Jahren stellte Nemes seine Samm -
lungen zum ersten Male in der Münchener Pinako -
thek aus. Tschudi selbst schrieb das Vorwort zu
dem Katalog, in dem er Nemes als den vorbildlichen
Sammlertyp des 20, Jahrhunderts pries, der „mit der
erregten Hingabe des temperamentvollen Kunst -
freundes nur da, aber da rasch zugreift, wo sein
künstlerisches Empfinden in starke Schwingungen
versetzt wurde."
Im Jahre 1912 wollte Nemes die Sammlung ver -
kaufen, er unterhandelte mit der Stadt Düsseldorf,
aber man konnte nicht handelseinig werden. Im
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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 22
Juni darauf Heß er sie in Paris versteigern, aber
das Ergebnis blieb weit hinter seinen Erwartungen.
Nem.es war enttäuscht, aber er sammelte bald
wieder, um seine neue Sammlung im Jahre 1920
wieder aufzulösen. Das besorgte Fred Müller in
Amsterdam, der Nemes einen sehr namhaften
Betrag übergeben konnte. Seitdem sammelte und
verkaufte Nemes unverdrossen weiter. Erst vor kur -
zem sind seine französischen Bilder, die Manets und
Monets, die Renoirs und Cezannes von einem Ber -
liner Kunsthändler zu einem Preise erworben wor -
den, der ein Vielfaches des von Nemes angelegten
Betrages ausmachte.
Seine letzte Liebe gehörte den Samten, Broka -
ten und Meßgewändern und es fiel auf, welch hohe
Summen er dafür bei der Wiener Figdor-Auktion
Was Marceil von Nemes an Kunstschätzen hin -
terlassen, ist nicht bekannt; aber es wird bald in
die Öffentlichkeit kommen, da Nemes letztwillig
angeordnet hat, daß alle seine Kunstschätze in einer
großen internationalen Versteige -
rung verlizitiert werden, deren Erlös er künstleri -
schen Vereinigungen Ungarns widmete, die er schon
zu Lebzeiten eifrig gefördert hatte.
Porzellan des IS. und IS. Jahrhunderts,
Bei der am 21. und 22. Oktober bei Lepke in Ber -
lin abgehaltenen Versteigerung (siehe Nr, 21) wur -
den weiters folgende Preise (in Mark) erzielt:
Verschiedene Manuiakturen.
287—289 Vierundzwanzig Teller, 1 Spülnapf und eine
Sauciere, Ludwigsburg um 1775 570
298 Kinderpaar, sitzend, als Schäferpaar mit Lamm und
Vogel, Frankenthal 1771 120
303 Zehn Teller mit bunten Italien. Trachtenbildern,
Napoli 1836 250
304 Fünf halbkugel. Henkeltassen mit Unterschalen, Wor-
cester um 1770 . , 350
306—308 Drei Tassen mit Unterschalen, Nyon, Ende 18. J. 150
309 30 flache Teller, China, Compagnie des Indes, 18. J. 1050
311—312 Ein Paar Enten, China, 19. J 110
316 Zehn Cremetöpfchen, Kopenhagen um 1775 380
317—319 Acht Teller und zwei vierseitig geschweifte
Platten, Kopenhagen, 1. H. 19. J 120
320 Große Vase, Kopenhagen um 1840 260
321—324 Vier desgleichen 400
325 Frühstücksservice,. Kopenhagen um 1840 120
Berlin.
331 Deckeltasse mit Unterschale, um 1790 110
332—335 Vier Teetassen nebst Unterschalen, um 1775—80 300
336 Tasse nebst Unterschale, um 1790 105
337 Desgleichen 130
339 Deckeltasse mit Unterschale, um 1790 125
341 Frühstückservice, 10 Teile, um 1770 1950
342 Reiseservice, 7 Teile, um 1780 260
345 Großer ovaler Korb, um 1770 510
354—361 Acht runde Schalen, um 1770 355
362—375 Vierzehn Teller mit Berliner Ansichten, um 1815 2600
37fr—380 Fünf desgleichen 450
381—382 Zwei desgleichen 135
383—388 Sechs desgleichen 520
389—394 Desgleichen 720
395—396 Zwei Teller mit Rheinlandschaften, um 1820 . . 150
397—398 Zwei desgleichen 115
399'—405 Sieben desgleichen 380
406—412 Desgleichen 450
413—423 Elf desgleichen 440
424—436 Dreizehn desgleichen 370
437—440 Vier desgleichen 160
441—445 Fünf Teller mit bunten Landschaften, um 1825 . 200
446—452 Sieben desgleichen 300
460—463 Vier Teller, bez. J, H. 1803 280
468—469 Zwei Teller, um 1803 190
470—472 Drei desgleichen 175
479—482 Vier Tafelaufsätze, um 1820 1000
483—484 Ein Paar Eiskühler, um 1805 560
485 Kannelliertes Potpourri mit Deckel, um 1780 .... 340
486 Tafelgeschirr, 58 Teile, um 1800 820
487 Große runde Prunkschale, um 1817 700
488 Desgleichen 1100
489—490 Ein Paar große Vasen, um 1832 710
491—492 Ein Paar Cachepots, Ende 18 J 175
493—495 Satz vor! drei großen Vasen, um 1735 1650
Wien.
503—517 Fünfzehn Teller, um 1770 265
540 Flache ovale Platte, um 1780 330
541 Frühstücksservice, 10 Teile, um 1770 450
542 Solitär, um 1800 270
544 Teller, um 1806 150
546'—560 Fünfzehn Teller aus der Zeit um 1800 .... 1500
561 Desgleichen, um 1800 185
562 Desgleichen 340
564 Große Tasse mit Unterschale, 1825 HO
569—570 Zwei Tassen mit Unterschalen, 1806, bez. 1801 115
572 Tasse nebst Unterschale, um 1810 110
573 Desgleichen, 1801 225
576 Deckeltasse mit Unterschale von Kothgasser .... 145
577—578 Zwei Tassen mit Unterschalen, 1799, bez. 1824 280
579—580 Desgleichen, 1802, bez, 1800 310
581 Tasse mit Unterschale, 1817 15t)
582 Desgleichen, 1810 230
583 Desgleichen 270
584 Desgleichen, 1806 250
585 Deckeltasse mit Unterschale, 1798 515
586 Tasse mit Unterschale, 1801 240
587 Desgleichen, 1813 160
Sevres,
591 Tasse mit Unterschale, 1799 210
595 Tete a tete, 1775 750
596 Vier Teile von einem Solitär, 1756 190
Verschiedene iranzös. Fabriken.
600—640 41 Teller von Dihl et Guerhard, Paris 1100
641—644 Vier zylindr. Tassen mit Unterschalen 240
646—651 Sechs Teller, um 1800 260
651 a—g Sieben desgleichen 310
652 Reiseservice, Paris um 1825 170
653 Frühstückservice, unbek. franz. Fabrik, um 1830 . . 270
Russische Fabriken.
655—656 Ein Paar Henkeltassen, Petersburg um 1780 . . 130
659—661 Ein Paar Empiretassen, Moskau um 1810 ... 115
663—664 Ein Paar große Sklavenfiguren 400
669—672 Vier Henkeltassen mit Unterschalen, Petersburg,
Mitte 19, J 125
683—694 Zwölf Teller, Petersburg, Mitte 19. J 400
698 Frühstückservice, Rußland um 1825 115
699 Tete a tete, um 1620 330
Glas.
700 Grüner Humpen, Böhmen 1680 300
701—702 Ein Paar Rubinflaschen, deutsch, Anf. 18. J. . 230
703 Zwischengoldpokal, Böhmen um 1740 280
704 Deckelpokal, Potsdam um 1730 150
705 Geschnittener Pokal, Böhmen, 18. J 420
Sammlung Dr. Witte (Rostock).
725 Schauspieler aus der ital. Komödie, Veilsdorf um 1770 175
729 Lautenspieler, Limbach um 1770 105
731—732 Herr und Dame, Allegorie des Sommers, Lim -
bach um 1780 270
734 Mädchen, laufend, Modell Grassi 110
735 Harlekin, Grassi um 1780 200
739 Deckeldose, Wien um 1760 600
740—741 Zwei griech. Philosophen, Berlin um 1780 . . • 135
743 Amorette, Wegeli 130
744 Drei Büstchen aus der Antike, um 1770 120
745 Frühstückservice, Berlin um 1775 780
753 Deckeltasse mit Untertasse, Meißen um 1790 .... 125
771 Kleines Täßchen, Meißen um 1725 110
776 Teekännchen, Meißen 1730—1740 220
778 Teekanne, Meißen um 1735 . 310
788 Dame als Schäferin, Meißen um 1750 310
790 Kavalier als Zitronenverkäufer, Meißen um 1745 . . 175
793 Rokokodame, laufend, Meißen um 1765 120
794 Venus im Muschelwagen, Meißen um 1740 450
795 Kronos als Uhrenhalter, Meißen um 1735 230
796 Teekännchen, Ansbach um 1765 500
797 Tasse und Untertasse, Ansbach um 1765 470
801—802 Zwei Kinderfiguren, Höchst um 1775 . .... MO
(Schluß folgt.)
Nr, 22 INTERNATIONALE SAMMLER ZEITUNG Seite 24/
Versteigerungen bei JCugo JCelbing in ^Frankfurt.
Nachdem Hugo Helbing in Frankfurt am
Main soeben die Versteigerung der Sammlung
W e i 11 e r mit ausgezeichnetem Erfolg durchgeführt
hat (siehe Nr. 21 der »Internationalen Sammler -
zeitung«), kündigt er jetzt für den 9. und 10. D e-
zember eine Versteigerung von vier nach Art
und Inhalt ganz verschiedenen Sammlungen an.
Direktor Adolf F e u 1 n e r, der den reich illu -
strierten Katalog in seinen wichtigen Teilen bear -
beitet hat, verbreitet sich im Vorwort über die
Sammlungen wie folgt:
Der Nachlaß des Bankier von N e u f v i 11 e ist
der Hausrat des vornehmen Frankfurter Patrizier-
hauses. Die Einrichtung umfaßt das Mobiliar und die
Kunstwerke, die zur Ausstattung gehörten. Die
Kunstwerke sind nicht aus einer bestimmten Lieb -
haberei oder aus einer Sammlerneigung mit speziel -
ler Tendenz zusammengebracht, sondern der per -
sönliche Geschmack, Erbschaft und dekorative Rück -
sicht haben sie so vereinigt. Am wertvollsten sind
die Gemälde.
Persönlicher ist der Nachlaß von Louis Marx.
Aus leicht begreiflichen Gründen. Marx war Kunst -
händler von Ruf. Er hat vor dem Krieg in Paris
gelebt. Sein Geschäft war nicht groß, sein Lager
nicht umfangreich, aber immer ausgewählt. Er hat
sich im Laufe der Zeit auf die Plastik spezialisiert
und eine Reihe von bekannten Werken in verschie -
denen Museen, auch Deutschlands, ist durch seine
Hände gegangen. Ich nenne eine Skulptur von be -
sonderem Rang, die wundervolle Maria des Museums
in Budapest, die zum Kreis der schönen deutschen
Marien gehört. Marx hat sie kurz vor dem Kriege in
Amiens gefunden und nach Deutschland gebracht.
Mit Kriegsbeginn war Marx in seine Heimat nach
Frankfurt zurückgekehrt. Das eigentliche Geschäft
hat er aufgegeben. In der Hauptsache war er Lieb -
haber und Sammler alter Kunst und außerdem war
er ein liebevoller und uneigennütziger Berater aller,
die sich mit dem Sammeln alter Kunst beschäftigten.
Der Tod hat ihn überrascht. Die Auktion bringt
seine Sammlung. Sie enthält nicht wenige Kostbar -
keiten, so das byzantinische Kreuz der Zeit Justi-
nians II., die frühgotische, französische Elfenbein -
madonna (siehe Abb. Fig. 3), viele deutsche Skulp -
turen der Gotik von bleibendem Wert und Klein -
plastik des Barock und Rokoko.
Professor Alexander Linnemann war Glas -
maler und ein bekannter Kenner, die Glasmalereien,
hauptsächlich des vierzehnten Jahrhunderts, die hier
zur Versteigerung kommen, bilden keine eigentliche
Sammlung. Es sind Vorbilder von besonderer Qua -
lität, Architekturfenster von ausgezeichneter Erhal -
tung, wirksam durch die farbige Komposition.
Die größere Hälfte der Kunstwerke kommt aus
dem Nachlaß eines Frankfurter Kunstliebhabers, des
Arztes Dr. Otto Großmann. Das Wort Kunst -
liebhaber ist in diesem Falle nur ein schwacher Aus -
druck. Es gibt lange nicht den Inhalt dieser Art von
Besessenheit, von Fanatismus für die Kunst, die den
Sammler beherrscht hat. Alle möglichen Faktoren
haben da zusammengewirkt. Heimatliebe, die die
ausschließliche Begeisterung für die heimatliche
Kunst verursacht hat, die romantische Sehnsucht
nach der guten historischen Zeit und dazu noch die
wissenschatfliche Neigung, entsprungen aus der be -
ruflichen Vorbildung des Arztes, der auch die klein -
sten Symptome beachten muß. Sie waren der An -
laß, daß der Sammler auch das Einfache, Unauffällige
und wenig Beachtete früher als andere als würdiges
Objekt in den Kreis der Betrachtung zog. Die Ge -
wöhnung an die exakte Forschung hat ihm keine
Ruhe gelassen, bis er den geschichtlichen Sinn des
einfachen Gebrauchsgegenstandes enträtselt hatte.
Durch diese Pionierarbeit hat sich Großmänn tim die
Kunstwissenschaft unleugbare Verdienste erworben.
Er hat als erster die Frankfurter Fayencen bestimmt.
In einem Vortrag im Verein für Geschichte und Al -
tertumskunde 1906 hat er zum ersten Male die Be -
deutung der Frankfurter Fabrikmarke erklärt. Er hat
zuerst auf das einheimische, rheinfränkische Tisch -
lerhandwerk hingewiesen. Die Resultate dieser pa-
Fi<s. 3. Elf ent einmadonna, französisch, frühes 14, Jahrh,
Aus Nachlaß Louis Marx, Frankfurt a. M.
triotischen Archäologie hat er in Lokalblättern, wie
der Didaskalia, der Kleinen Presse und im Hessen -
kalender veröffentlicht. Diese Aufsätze, der über die
Münzenberger Truhe (1908), über die Leustadter
Truhe (1911), über Waldpurga von Dietz (1913), über
Philipp Grafen zu Solms (19i4) und andere sind wert -
voll, weil sie unbekanntes Material bringen. Sie sind
amüsant zu lesen, weil die ehrliche Begeisterung
für das Alte, die Freude an der Arbeit des Suchens
auf einem unerforschten Gebiet und der Stolz auf
die neugefundenen Resultate herausleuchten. Sie
sind gewürzt durch Seitenhiebe auf die zünftige
Kunsthistorie, die über der Erforschung der wel -
schen Kunst diese Nebengebiete damals zu sehr
vernachlässigt hatten. Der Widerspruchsgeist gegen
die Professionellen hat sich auch nicht beruhigt, als
die Kunstgeschichte schon längst die deutsche Kunst
mit allen Spezialgebieten sorgfältig durcharbeitete.
Außer dem Kunstgewerbe gekörte seine Liebe der
mittelalterlichen Plastik. Auch aus seinem Besitz
Seite 248
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 32
sind früher Skulpturen von besonderem Rang in
Museumsbesitz übergegangen.
Großmann hat ganz im alten Hausrat gelebt.
Seine Wohnung war mit alten Möbeln, von denen
ich die schönen Kölner Schränke besonders hervor -
heben möchte, Skulpturen, Scheiben, Fayencen,
Bildern vollgepfropft. Ebenso heroisch wie er gelebt
hat, ist der alte Kämpe aus dem Leben gegangen.
Als er erkannte, daß sein Leiden unheilbar sei, hat
er den Freitod vorgezogen, Am Tage vor seinem
Tod hat er mir seinen für die Auktion sorgfältig vor -
bereiteten Nachlaß übergeben. Die meisten histori -
schen Nachweise dieses Kataloges, die Bestimmun -
gen der Wappen bei Möbeln und Scheiben stammen
vom Sammler selbst. Als ich ihn, wie verabredet
war, am nächsten Tage wieder besuchen wollte, war
er tot.
311. JCunstauktion bei Wawra.
Die Wohnungsauktion, die C. J. Wawra in
Wien vom 27. bis 30. Oktober im Hause IV., Prinz
Eugenstraße 34, durchführte, nahm einen glänzenden
Verlauf. Die neue Einrichtung, nur Personen mit
Eintrittskarten zur Versteigerung zuzulassen, hatte
dem Besuch keinen Eintrag getan: an allen vier
Tagen waren die Auktionsräume so dicht gefüllt,
daß man sich nicht vorstellen konnte, daß es ohne
Eintrittskarten noch voller hätte sein können. Das
Ergebnis der Versteigerung drückt sich in der Summe
von 220,345 Schilling, bezw. mit dem Aufschläge von
264,414 Schilling aus.
Nachstehend die Höchstangebote (in Schilling):
Oelgemäide, Aquarelle und Kupferstiche.
' t Antwerpen, Anf. 16. Jahrh., Maria mit dem Jesus -
knaben 7 50
2 Van Bassen, Säulenhalle 2500
3 Nicolaus B e r c h e m, Hirtenstück 1500
4 Abraham Bloemaert, Winterlandschaft 700
5 Faustino B o c c h i, Landschaft mit phantastischen
Gestalten .•••••'» 300
6 Franz Casanova, Reiterschlacht 1700
7 Jacob Cavedoni, Das Opfer Isaaks 200
8 Abraham van Cuylenborch, Ideale Landschaft 650
9 Deutsch, 18. Jahrh., Damenbildnis 120
10 Christian W, E. Dietrich, Männerbildnis 80
11 Sebastian Drywegen, Damenbildnis 700
12 Französisch, 18. Jahrh., Frauenbildnis 240
13 Französisch, 19. Jahrh., Kanal in einer italienischen
Stadt 80
14 S. M. Gh isla in, Seifenblasende Kinder bei einem
Fenster 80
15 Claude Gill o t, Fest im Freien 1200
16 Kopie nach I. B. G r e u z e, Kinderbildnis 150
17 Art des Cornelis de Heem, Stilleben 240
18 Egbert van Heemskerk d. J., Holländische Wirts -
stube 750
19 und 20 Holländisch, 18. Jahrh., Fest im Freien und
Bauernrauferei 500
21 Honthors t, Die Anbetung der Hirten 900
22 Italienisch, Anf. 16. Jahrh., Maria mit dem Kind, dem
heil. Johannes und der heil. Katharina 650
23 Italienisch, 17. Jahrh., Maria und Anna mit dem
Christuskind 1200
24 Italienisch, 17. Jahrh,, Stilleben . 300
25 Italienisch, 17. Jahrh. (Wahrscheinlich F. Guardi),
Madonna mit dem Kind 900
26 und 27 Italienisch, Ende 17. Jahrh., Viehweiden . . 320
29 Italienischer Barockmeister, Hirtenjunge in defekter
Kleidung 500
30 Italienischer Barockmeister, Ideale Landschaft . . . 550
31 K. K u i p, Winterlandschaft 300
32 Friedrich Lieder sen., Porträt eines Fürsten
Auersperg 400
33 Jacob van L o o, Landschaft 1200
34 Art des Marieschi, Markusplatz mit Campanile . 850
35 M i c h a u, Flußlandschaft 600
36 Const. Netscher, Knabenbildnis 1100
37 Niederländisch, 17. Jahrh., Christus und Magdalena
am Brunnen 190
38 Niederländisch, 17. Jahrh., Ansicht einer Stadt . . 260
39 und 40 Niederländisch, um 1700, Landschaften . . . 550
41 Niederländisch, 17. Jahrh., Stilleben 550
42 Niederländisch, 17. Jahrh., Stilleben, (Austern, Oliven
und eine Zitrone) 750
43 Niederländisch, 17. Jahrh., Landschaft 220
44 Desgleichen, Hirten mit ihren Tieren in einer Land -
schaft 800
45 Anton Palamedes, Schlachtenszene 1100
46 Maximilian P f i 1 e r,.. Stillebep . ,.... - 1200
47 Giovanni P i a z e t ta. Die Rast 600
48 Nachahmer des Francesco Q u a r d i, Ansicht vom
Canal Grande * ; 200
49 Giuseppe R e c c o, Fischverkäuferin 900
50 Kopie nach Guido R e n i, Magdalena 60
51 Salvatore R o s a,. Flußlandschaft 550
52 A. van Salm, Holländische Kriegsschiffe 1500
53 Kopie nach Sasso F e r r a t o, Madonna 100
54 Schwäbisch, Ende 15. Jahrh., Richtung des Fr. Herlin,
Anna Selbdritt 2200
55 Unbekannt, Ende 18. Jahrh., Alexanderschlacht,
Aquarell 140
56 Unbekannt, Frauenbildnis 110
57 Unbekannt, Männerkopf 60
58 Unbekannt, um 1820, Stilleben 200
59 Unbekannt, Golgatha 120
60 Andrea V a c c a r o, Maria mit dem Kinde 1400
61 Alte Kopie nach Paolo Veronese, Das Gastmahl
zu Kanaan 1300
63 Art des Simon de V 1 i e g e r, Marine 110
64 Emanuel de Witte, Kircheninterieur 2200
65 Frans W o u t e r s, Der trunkene Silen 1300
66 Jan W y n a n t s. Hügelige Gegend 2300
68 Zwei Kupferstiche nach Baudoin, „Le midi“ und
L'heureux moment, Neudrucke 60
69 Zwei Kupferstiche nach L e v i 11 y, Galante Darstel -
lungen. Neudrucke 50
70 Zwei Kupferstiche nach Morland. Familienszenen,
Neudrucke . . 130
71 R y 1 a n d. Paith. Nach A. Kauffmann. Punktiert und
in roter Farbe gedruckt 50
72 Scorodomoff. The Triumph of Love. Nach
A. Kauffmann 40
73Sedgwick. A View of Walheim 60
74 Drei Kupferstiche nach Wouwermann 80
75 Z a f f o n a t o, Girl and Pigs 40
Miniaturen und Dosen.
76 Junges Mädchen an eine Brüstung gelehnt 110
77 Dame in weißem Kleid, Französisch . 200
78 Dame in weißem Kleid. Englisch 160
80 Engleheart, Dame, ein blaues Band in den ge -
puderten Haaren . 630
81 Herr mit gepudertem Haar. Franz., um 17 80 300
82 Dame mit rotblondem Haar. Englisch, um 1800 . . . 160
83 Porträt eines französischen Revolutionärs. Franzö -
sisch, um 1790 150
84 Dame mit gepuderten Haaren. Französisch 160
85 Dame in violettem Kleid. Französisch 200
86 Dame in rotem Kleid. Hne. Debreval 1817 220
87 Junge Dame in weiß-grünem Kleid. Französisch ... 280
88 Porträt eines glattrasierten Herrn. Bezeichnet: Duguet 170
89 Madonna della Sedia. Kopie nach Rafael. Kupfer -
emaille . ... . 70
90 Dame in weißem, blaubesetztem Kleid, Deutsch ... 40
91 Junge Dame in grünem Kleid. Französisch, um 1800 . 30
92 Dame in grauem Kleid. Deutsch 30
93 Herr in mittlerem Alter mit Koteletten. Englisch,
um 1820 500
94 Porträt eines glattrasierten, älteren Herrn (Fürst
Metternich?) Deutsch, um 1840 ... 160
rvr n° r ^ e j nes Herrn mit Allongeperücke. Franz. .. . 80
97 fv? r . trä ‘ eines älteren, glattrasierten Herrn. Signiert
Weixelbaum 260
98 Porträt einer Königin v. Sardinien. In weißem Empire -
kleid mit Brustspange und mit rotem Ueberwurf. Im
gelockten Haar ein Diadem. Signiert Anorto Varin,
Turin . . . 540
99 Französischer Staatsmann. Goldrähmchen, Pierre de
Straß 130
100 Junge Dame, Perlen um den Hals. Französisch . . . 350
101 Porträt eines glattrasierten, jungen Mannes. Franz-,
102 Junger Mann mit gepuderten Haaren. Englisch, um
1800 (Engleheart?) . . . . ..... ... . ... , ... . .... 320
' INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Seite 249'
22'
103 Leda mit dem Schwan in einer Landschaft. Mono-
grammiert B. pinx
104 Porträt eines glattrasierten, älteren Herrn. Englisch,
um 1830
105 Porträt eines Herrn in blauem Rock 180
105 b Golddose emailliert, um 1820 500
105 d Jaspisdose in Goldmontierung. Am Deckel Porträt
Peters d. Gr., 18. Jahrh 1100
105 e Kleine Golddose, emailliert, um 1800 400
Silber.
106 Prinz Eugen zu Pferd. Oesterreichlsch, Mitte 18, J. 1000
107 Silberner Buckelpokal. Englisch, Anf. 18. Jahrh. • . 350
108 Große Glasvase. Englisch, 2, Hälfte 19. Jahrh. . . 520
109 Silberschälchen, 19. Jahrh., 75 g 80
110 Silberne Teebüchse. England, 2. Hälfte 19. Jahrh.
110g • • • JO
111 Silberner Hahn als Trinkgefäß, 19. Jahrh. (?), 770 g 180
112 Silberner, teilweise vergoldeter Kelch mit Blumen -
dekor. Oesterreichisch, 18. Jahrh-, 220 g 30C
114 Salzfaß aus vergoldetem Silber, Augsburg, 18. Jahrh.,
80 g . . . 250
115 Zwei silberne Salzfässer, 1. Hälfte 19. Jahrh., 170 g 100
118 Silbergefäß. Italienisch, 1821, 170 g 180
119 Ovale Silberschale mit Rankenornamentik, 18. Jahrh,,
90 g . . 130
120 Silberschale, Nürnberg 17.—18. Jahrh., 200 g . . . . 500
121 Silberbecher, Augsburg, 18, Jahrh., 245 g 160
122 Große ovale Silberschale. Deutsch, 19. Jahrh., 200 g 130
123 Silbernes Tee- und Oberskännchen, Mitte 19. Jahrh.,
400 g 130
124 Silberner Deckelbecher, Mitte 18. Jahrh., 610 g . . 800
125 Zwei Silberteller, Anf. 19. Jahrh., 730 g, 85
126 Silberteller, Rom, Anf. 19. Jahrh., 710 g 100
127 Silberpokal, vergoldete Streifen und Ränder. Am
Fuß vier plastische Rosetten. Deutsch, 18. J., 250 g 160
128 Ovale Silberdose mit Deckel. Deutsch, Mitte 19. J.,
440 g 180
129 Silberbecher, Schweden, 18. Jahrh., 320 g 520
130 Hoher Silberpokal. Deutsch, 17. J. 490 g 700
131 Silberner Deckelhumpen mit Henkel. Augsburg, 17. J.
580 g 800
132 Runde Silberschale mit Deckel. Mitte 19. J 390 g. 260
133 Silberne Zuckerdose mit Deckel. Um 1860. 290 g . . 320
134 Tulpenbecher. Deutsch, Ende 17. J. 440 g 650
135 Ein Paar silberne Kerzenleuchter. Paris, Anf. 19. J.
1190 g 400
138 Silberständer für Essig, Oel und Senf. Wien 1807.
1620 g 630
139 Großer silberner Deckelhumpen, teilweise vergoldet.
Regensburg (?) 18. J. 1230g 900
140 Großer Silberhumpen. Rußland, Ende 18. J. 1700 g 850
141 Ein Paar silberne Ziervasen. Venedig, Anf. 19. J.
1200 g 260
! 142 Aufsatz aus Silber mit geschliffener Glasschale.
Anfang 19. J. 1030 g 300
143 Silberjardiniere. Wien, 1817. 750 g . . . '620
144 Niederer Silberkorb. Wien, 1830. 1120 g 750
145 Große getriebene Silberschüssel. 1550 g 1100
146 Ovale Silberschüssel. Rom oder Kirchenstaat, Anf.
19. J. 510 g 280
147 Silberne Anbietpiatte. Mitte 19. J. 870 g 300
148 Taufgarnitur. Mitte 19. J. Dresdner oder Leipziger
Beschaumarke. 370 g 750
149 Silberaufsatz mit 4 Salzfäßchen und 4 Flakons, Anf.
19. J. 2450 g 800
150 Silberner Aufsatz. Wien, 1805. 1450 g 550
151 Runde Silberschüssel. Moskau, 1797. 670 g 550.
152 Silberschälchen. Augsburg, 17. J. 45 g 160
153 Silberschale (Salzfaß?). Deutsch, 1. H. 18. J. ... ISO
154 Schale. Portugiesisch (Kolonialarbeit), 17—18 J.?
190 g ■ HO
155 Halbkugelförmige kleine Silberschale. Anf. 19. J. 35 g 70
156 Ein Paar Weihwassergefäße aus Silber. Italienisch,
um die 2. H. 18. J. 745 g 240
158 Ein Paar Silberleuchter. Wien, 1, H. 19. J. 310 g . 130
159 Kerzenleuchter. Augsburg, Ende 18. J 120
160 Silberbüchse auf Fuß. Mitte 19. J .30
161 Silbernes Körbchen. Mitte 19. J. 125 g 70
162 Silberschale. 19. J. 35 g 90
165 Silberfigürchen: Christus, nur mit dem Lendenschurz
bekleidet. Deutsch, Anf. 18. J 40
166 Silberrelief mit der Anbetung des Kindes - 170
167 Silberschale. Deutsch, 17. J. (?) 230 g 110
168 Zwei silberne Leuchter. Wien. 1770. 480 g 180
169 Silbermedaille. 1. H. 19. J. 40 g 30
172 Silbernes und teilweise vergoldetes Salzfaß. Vor der
Mitte des 19. J. 70 g 120
173 Silberschale. Mitte 19. J. 110 g 170
175 Silberplatte. 790 g 150.
177 Karafindel. 19. J. 590 g 150
178 Silberne Teekanne. 650 g 200
179 Silberner Buckelbecher. Im Stile der deutschen Spät -
renaissance. 280 g . 160
ISO Silberne Zuckerzange. 2. H. 19. J. 60 g 40-
181 Silberne Zuckerzange. 2. V. 19. J. 60 g 30
183 Silberteller. Anf. 19. J. 260 g .......... 50
184 Ovale Dose. Mitte 19. J 25
185 Silberdose. 2. H.'19. J. 40
188 Ovale Dose. Mitte 19. J. 20
189 Kleiner Tafelaufsatz. 2. H. 19. J. 400 g ..... . 80
190 Kleiner Silberbecher. 19. J 35
191 Silberner Taufbecher 20,
192 Glatter Taufbecher. 19. J 20
193 Glatter Becher. 19. J 25
194 Silberbecher. 19. J 25
195 Taufbecher. 19. J . . 25
(Fortsetzung folgt.)
Chronik.
BIBLIOPHILIE.
(Verschiebung der dritten Chorinski-Versteigerung.) Die
Bücherstube Hans Götz in Hamburg teilt uns mit: Da die
umfangreichen, noch nicht versteigerten Bestände der
v. C h o r i n s k i'schen Bibliothek auf Wunsch zusammen mit
einer Auktion angeboten werden sollen, ist es nicht möglich,
den ursprünglich für die dritte Versteigerung angesetzten Ter -
min einzuhalten. Das für den 17. und 18. November angesetzte
Datum ist somit hinfällig; die Auktion wird voraussichtlich in
der zweiten Januar-Hälfte 1931 stattfinden können.
An Stelle dessen veranstaltet die Bücherstube Hans Götz am
22. November eine Versteigerung von Beiträgen aus verschie -
denem Hamburger Privatbesitz: Moderne Vorzugs- und Pressen-
Drucke, teils in Handeinbänden, Gesamtausgaben, moderne Li -
teratur und einige ältere illustrierte Werke, darunter Folgen
von Pocci, Richter usw.
(Verkäufe der Bibliotheken von St. Gallen.) Durch die
schweizerischen Zeitungen zog sich in diesen Tagen eine Fehde
zwischen Altertumsfreunden und Bibliothekaren, die den Ver -
kauf alter Stücke aus der St. Galler Stadtbibliothek Vadiana
und aus der Stiftsbibliothek des Klosters zum Gegenstand
hatte. Die beiden Bibliotheken haben eine gewise internatio -
nale Berühmtheit als Hort seltener alter Stücke. Und zwar
scheint es, um den Hütern dieser Schätze zu glauben, daß die
Würdigung dieser Werte im Ausland größer sei als in der
Schweiz selber. Da nun die schweren Zeiten auch an der
Stadt des Gallus und Vadians nicht spurlos vorübergegangen
waren und die Schweiz kein Gesetz gegen den Verkauf von
Altertümern nach dem Ausland hat, mußte der Tag kommen,
da das fremde Interesse zu Veräußerungen führte. Umsomehr,
als die Bibliothekare für die angebotenen Stücke im eigenen
Lande trotz ihrem Bemühen keine Abnehmer fanden. Das In -
teresse wurde, wie dies meist geschieht, erst in dem Augen -
blick rege, als die bereits verkauften Altertümer auf einer
Versteigerung einer Berliner Firma auftraten. Jetzt erst er -
fuhr man, daß ein Metallschnitt zu 17.400 Franken, ein Shake -
spearebüchlein zu 2520 Franken, die berühmte »mappa mundi«
(Erdkarte aus dem 15. Jahrhundert) zu 16.750 Franken und
eine Tafel von Ulm zu 5000 Franken aus der Vadiana airsge -
wandert waren. Gleichzeitig waren aus der Stiftsbibliothek
Holzschnitte aus dem 15. Jahrhundert denselben Weg gegan -
gen. Da, wie ein Basler Bibliothekar schreibt, das eidgenössi -
sche Departement des Innern rundweg ablehnte, sich der Sache
anzunehmen, sind die St. Galler um ihre Verteidigung nicht'
verlegen.
BILDER.
(Ein Beckmann-Gemälde für das Züricher Kunsthaus.)
Das Züricher Kunsthaus erwarb anläßlich der großen Beck -
mann-Ausstellung, die durch Direktor Warth mann veran -
staltet wurde, Beckmanns Gemälde »Strandpromenade in
Scheveningen« aus dem Jahre 1928.
(Ein herausgeschwindeiter Renoir.) Wie aus Basel ge -
meldet wird, hat die dortige Polizei einen 24jährigen, angeblich
nach Ungarn zuständigen Mann verhaftet, in dessen Besitz
sich ein Gemälde von Renoir befand, das er in Zürich
für 25.000 Schweizer Franken gekauft hatte. Diese Summe
hatte er mit einem auf die Französische Nationalbank lauten-
Seite 250 INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
den falschen Scheck beglichen. Der Hochstapler hatte sich
für einen französischen Staatsbürger ausgegeben, der beim
Völkerbundsekretariat als Uebersetzer arbeite.
PHILATELIE.
(Neuheiten.) Die im Erscheinen begriffene neue Königs -
serie Rumäniens hat 5 weitere Werte zu verzeichnen. Es
sind dies: 50 Bani braun, 4 Lei orange, 714 Lei blau, 10 Lei
hellblau und 16 Lei grün. Sämtliche Marken zeigen das Bild
des Königs C a r o 1. — Neu zu melden für Bulgarien ist,
daß die Zuschlagsmarke für Sonntagsbriefe ihre Zeichnung ge -
ändert hat. Das Markenbild zeigt jetzt ein Sanatorium an
einem Strand. Die neue Marke ist zu verzeichnen als zu
1 Lewa braunrot und olivgrün.
In guter Ausführung erschienen die seit langem ange -
kündigten Rubelwerte für Sowjetrußland. Das Marken -
bild des Wertes zu 1 Rubel zeigt das neue Telegraphenamt in
Moskau, die 3-Rubel-Marke den Staudamm des Lenin-Wasser -
werkes und das Werk selbst. Die Inschriften der beiden neuen
Marken sind russisch und Esperanto. Ihre Werte und Farben
sind: 1 Rubel stahlblau und 3 Rubel dunkelbraun. — Die neue
Freimarke zu 145 Oere für Schweden zeigt Krone und
Posthorn. Ihre Farbe ist hellgrün.
(Danziger Erinnerungsmarken.) Zur Erinnerung an die
Konstituierung der Freien Stadt Danzig, die vor 10 Jahren
am 15. November erfolgte, gibt die Postverwaltung der Freien
Stadt Erinnerungsmarken heraus. Es erhalten die in Umlauf
befindlichen Wertzeichen von 5 Pf. bis 1 Gulden einen Auf«
druck »1920 15. November 1930«.
(Neue amerikanische Gedenkmarken.) In den Vereinigten
Staaten von Amerika sind wieder zwei Gedenkmarken aus-
gegeben worden, die eine mit dem Standbilde George W a-
s'hingtons und den Jahreszahlen 1755 und 1930 zur Er -
innerung an die Schlacht von Braddocks Fielet, die andere
mit dem Kopfe des Generals von Steuben und den Jahres -
zahlen 1730 und 1930, beide Marken in roter Farbe und für
2 Cents. Das Steuben-Bildnis geht auf die Plakette des Ber -
liner Bildhauers Karl Dautert zurück. Es ist vielleicht das
erstemal, daß eine amerikanische Briefmarke das Werk eines
deutschen Künstlers wiedergibt.
VERSCHIEDENES.
(Ted bekannter Sammler.) In Berlin ist im Alter von
53 Jahren der Musikschriftsteller Dr. Werner Wolf f heim
gestorben, der im Jahre 1913 die Musikabteilung des ersten
Kongresses für Aesthetik und allgemeine Kunstwissenschaft or -
ganisiert hat. Seine ungemein reichhaltige und wertvolle Mu -
sikbibliothek hat Leo Liepmannssohn in den letzten zw'ei
Jahren aufgelöst.
(Erleichterungen in der Ausfuhrabgabe für Kunstge gen -
stände.) Ueber Einschreiten der Vereinigung der Antiquitäten-
und Kunsthändler Wiens hat das Bundesministerium für Finan -
zen nachstehende Verfügung getroffen: »Für Gegenstände ge -
schichtlicher, künstlerischer oder kultureller Bedeutung ist mit
Wirksamkeit vom 1. November 1930 im Falle der Erteilung
der Ausfuhrbewilligung durch das Bundesdenkmalamt die Aus -
fuhrabgabe in der Höhe von 10 von Hundert des von
der Denkmaibehörde festzusetzenden Schätzwertes nur dann
zu entrichten, wenn der einzelne Gegenstand einen Schätz -
wert von über 500 S hat. Das gesetzliche Ausfuhrver -
bot für die bezeichneten Gegenstände bleibt selbstverständ -
lich unberührt.«
(Ein Skelettsammler.) Ein absonderlicher Prozeß beschäf -
tigte das Liverpooler Zivilgericht. Der Streitgegenstand war —
das Skelett eines lebenden Menschen. Der Privatgelehrte
Charles Brown, der die hervorragendste Skelettsamm-
1 u n g von ganz England besitzt, war ganz begeistert, als er
eines Tages dem siebzigjährigen Bettler Viktor A h u c 1 e be -
gegnete; der Greis besitzt nämlich auffällige Verkrüppelungen
am ganzen Körper und Brovvn wollte sich diese Rarität auf
keinen Fall für seine Sammlung entgehen lassen. So kam es
zu einem Vertrag, durch den sich der Bettler zur Ueberlas-
sung seines Ske'ettes an Brown, der spleenige Sammler zur
Zahlung einer Monatsrente von einem Pfund verpflichteten.
Acht Monate lang ging alles in bester Ordnung. Da wurde der
Krüppel von einer Elektrischen überfahren und so schwer ver -
letzt, daß man ihm den rechten Fuß amputieren mußte. Brown
weigerte sich nun, di» Rente weiter zu zahlen, der Bettler
brachte aber eine Klage auf Einhaltung des Vertrages ein.
Vor Gericht erklärte der Wissenschaftler voll Empörung:
»Ich kaufte das Skelett, weil es ein schiefes Rückgrat und ver -
krüppelte Hände und Füße hat. Oh, es wäre eine herrliche
Abnormität geworden, ein Prachtstück meiner Sammlung. Ich
kann aber nur ganze Skelette brauchen; übrigens, dieser
Abucle hat sein Skelett mit Willen verdorben; ich habe Zeu -
gen dafür, daß er wie ein Blinder in die Straßenbahn hinein -
gelaufen ist. Sicher wollte er mir nur einen Streich spielen,
weil ihm vermutlich die Rente nicht hoch genug war.« Ent -
rüstet wies der alte Krüppel diese Beschuldigung zurück und
erklärte; »Ich habe Ihnen mein Skelett verkauft, aber wo steht
es denn, daß es ganz sein muß? Meinen Fuß können Sie ja jetzt
schon haben, wenn Sie wollen, aber zahlen, zahlen müssen
Sie . . .« Hier griff nun der Richter vermittelnd ein und unter
Berücksichtigung der Tatsache, daß Abucles Skelett so
schwer beschädigt ist, kam ein Vergleich mit einer Monats -
rente von zehn englischen Schilling zustande.
MUSEEN.
(Ein technisches Museum für Kinder.) Im South-Kensinj-
ton-Museum zu London wird jetzt eine „Kinderabteilung"
eingerichtet, die die Entwicklung der angewandten Wissen -
schaft und ihren Einfluß auf den kulturellen Fortschritt in
möglichst einfacher und verständlicher Weise vorführen soll.
Man verwendet hier ganz neue Methoden der Veranschauli -
chung, um die jugendlichen Besucher nicht zu langweilen. Ins -
besondere werden große Panoramen aulgebaut und Figuren
von Menschen, Tieren und Maschinen angebracht, die auf die
klarste und sinnfälligste Weise die Einzelheiten und Bedeu -
tung der Erfindungen aufzeigen.
(Diebstahl im Lateran-Museum.) Aus Rom wird uns ge -
meldet; Ein dreister Diebstahl ist im Lateran-Museum ver -
übt worden. Die Diebe, die den Wert ihrer Beute genau ken -
nen mußten, kletterten an der Seitenfassade des Lateran-
Palastes empor und drangen in die Räume ein, die dicht neben
dem historischen Saal, in dem im vorigen Jahre die Lateran-
Verträge zwischen Italien und dem Vatikan unterzeichnet
wurden, ein. Wertvolle geschnittene Steine und Mosaikfrag -
ments, die, wie man annimmt, zu Liebhaberpreisen im In- uni
Ausland abgesetzt werden sollen, fielen ihnen in die Hände.
Anscheinend ist die Polizei aber bereits der Diebsbande auf
der Spur. Achtzehn verdächtige Personen wurden festgenom -
men.
VOM KUNSTMARKT.
(312. Kunstauktion bei C, J. Wawra.) Der glänzend ver -
laufenen Hausauktion, über die an anderer Stelle berichtet
wird, läßt C, J. Wawra in Wien am 24. und 25, November
eine Kunstauktion folgen, die ebenso reichhaltiges wie wert -
volles Material vereinigt. Es handelt sich um die Nachlaß-
Sammlung des Kommerzialrates Leopold Hutter (Wien) und
eine Alt-Wiener Sammlung eines erst kürzlich verstorbenen
Wiener Bankgroßen, dessen Namen der Katalog nicht nennt.
Eines der Hauptstücke der Sammlungen ist ein Porträt Thor-
waldsens von Heinrich von Heß, der, ehe er sich der Kir -
chenmalerei zuwandte, als Porträtmaler Hervorragendes lei -
stete. Von Gemälden alter Meister wären besonders ein
M o 11 n a e r (Holländisches Bauernwirtshaus), zwei dekorative
Bilder von J. R o o s (1754 datiert und signiert), ein N o 1 p e
und ein Wynarts zu nennen. Unter den modernen Meistern
dominieren die Münchener und Düsseldorfer. So ist u. a, An -
dreas Achenbach mit einer vorzüglichen Landschaft bei
Regenstimmung, Defregger mit einem Bilde aus seiner be -
sten Schaffensperiode, den zwei Dirndl, vertreten. Der mit
Recht sehr geschätzte Hans Gude scheint mit zwei Gemäl -
den aut.
Mit künstlerischem verbindet außerordentlicher Raritäts -
werl ein Männerbildnis von Kupetzky, der zu seiner Zeit
der gesuchteste Bildnismaler Wiens war. Unter den Aquarellen
und Handzeichnungen finden wir Arbeiten von Rudolf v. Alt,
Danhauser, P. Fendi, Hildebrandt, Hogüet, Kurzbauer, Wilhelm
Leibi (Lesende Frau), Rausch, Rottmann, Schleich, Schwan -
thaler, Mor. von Schwind u. a. Den Handzeichnungen reihen
sich ausgezeichnete englische farbige Kupferstiche an. Möbel
im Stile Louis XV. und Louis XVI., reizende Bildteppiche,
deutsches Silber des 17. Jahrhunderts, Porzellane der Wiener,
Berliner und Meißener Manufakturen sowie frühe französische
Porzellane vervollständigen die Sammlungen, deren Besichti -
gung Kunstliebhabern auf das wärmste empfohlen sei.
(106. Kunstauktion bei Albert Kende.) Die vom 19. bis
22. November bei Albert Kende in Wien stattfindende
106. Kunstauktion vereint das Beste aus den Nachlässen der
als Sammler bekannt gewesenen Herren Ministerialrat Dr. Franz
Reichsfreiherr von W erner und Regierungsrat Dr. Heinrich
Steger und der Sammlung der Frau Lisa Gutherz-Di t-
mar (Wien). Daß es trotzdem 965 Nummern geworden ssind,
spricht nur dafür, daß die Genannten mit Geschmack gesam -
melt haben, In der Sammlung Vf'erner sind besonders die
Scheiben bemerkenswert. Wir begegnen da einer nord -
deutschen Scheibe um 1440, darstellend die stehende Maria
im Strahlenkranz, einer oberösterr. Scheibe um 1430 mit dern
Nr-. - 22
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Seite 251
hl. Petrus unter einer spitzbogigen Arkade, einer aus dersel -
ben Zeit stammenden Ornamentscheibe mit dem schwertum-
gürteten Paulus u. a. Das Holzrelief »Ausgießung des HL Gei -
stes«, von dem um 1500 repräsentativen Meister, ist aus der
»Oesterr. Kunsttopographie« bekannt, wo es beschrieben und
abgebildet ist.
Der berühmte Verteidiger Dr. Steuer, ein feinsinniger
Musiker, hatte eine besondere Leidenschaft für Musikhand -
schriften. Daneben sammelte er aber auch Bilder, die jetzt
bei Albert Kende unter den Hammer kommen. Es sind darun -
ter ein prächtiger Griitzner (Pater Kellermeister bei der
Weiiiiprobe), vortreffliche Gemälde von Gysis (Südländisches
Bauernmädchen), Josef Lies (Zweierlei Botanik), Rudolf
Huber, Franz von Pausinger (Röhrender Hirsch), Marten
da Vos (Tanz um das goldene Kalb), Florent Willems
(L'offre de S'anneau) u. a. Von Kunstgegenständen Stegers wären
eine Bronze von Dur et (Bacchant mit Laute in den Händen)
und ein Tabernakelschrank aus der Mitte des 18, J. hervor -
zuheben.
Die Sammlung der Frau Lisa Gutherz- Ditmar
zeichnet sich durch eine Fülle sehr guter Ostasiatica
aus. Besonders stark ist die Ming-Periode vertreten. Aus an -
derem Wiener Privatbesitz bringt Kende noch Gemälde alter
und neuer Meister (Johann Lampi d. J., Josef Lauer, Robert
Russ u. a.), Lithyalin- und Hyalitgläser, Porzellan, Zinngeräte,
Möbel, darunter eine Aubusson-Salongarnitur, Standuhren,
Textilien, Kupferstiche u. v. a.
(Zur Geschichte der Jahre 1848 49.) Der während des
badischen Aufstandes 1848/49 im badischen Generalstab tätige
Hauptmann Carl Freiherr von Hardenberg, der 1914 im
hohen Alter in Karlsruhe starb, hat eine große Sammlung von
Originaldrucken und zeitgenössischen Abbildungen, Karikaturen
und Porträts zur Geschichte des Jahres 1848/49 hinterlassen.
Die Sammlung ist in den Besitz des Antiquariats Ernst Car-
lebach in Heidelberg übergegangen, das sie am 1, De -
zember zur Versteigerung bringt. Der illustrierte, mit Faksi -
miles der Titel von Flugblättern und Gelegenheitsdrucken verr
sehene Katalog verzeichnet 563 Nummern über die deutschen
Einheitsbestrehungen, das Hambacher Fest, Preßfreiheit, Re^
volution 1848.49 und hauptsächlich den Aufruhr und Umsturz
in Baden und der Rheinpfalz und wird gratis versandt.
(84. große Spezialauktion des Doroiheums.) Vom 23. bis
25. Oktober wurde im Franz-Josef-Saale des Dorotheum*
die 84. große Spezialauktion abgehalten. Der geräumige Auk -
tionssaal war bis auf den letzten Platz von sehr gutem und
kauflustigem Publikum gefüllt. Neben Mobiliar, Teppichen,
Bildern und Antiquitäten, die, wie sonst bei den großen Spe -
zialauktionen, ausgeboten wurden, sind diesesmal auch edel-
steingeschmückte Ringe, Pretiosen und Perlenschnüre verstei -
gert worden, um deren Besitz ein lebhafter Wettstreit ent -
brannte. So wurde u. a. eine Perlenschnur, deren Ausrufs -
preis Schilling 4000 - betrug, rasch auf Schilling 10.200.—
und eine zweite mit einem Rufpreis von 3000 Schilling auf
8900 Schilling gesteigert. An sonstigen bemerkenswerten
Preisen erwähnen wir:
Schilling
3 Runder Tisch (60.—) 140.—
28 Hermelinschal (700.—) 1200.—
36 Platinarmbanduhr mit Brillanten (770.—) 1100.—
40 Speisezimmereinrichtung ,(3500 ) 5000. -
41 Perserteppich, Ferahan (600.—) ........ 1000.-—
50 Speiseservice, Porzellan (800.---) ........ . 1900.—
60 Goldener Damenring mit Brillanten (1200.—) . . . 1700.^A
68 Rundgruppe aus Meissener Porzellan (200.—) . . 360.--
93 Schlafzimmereinrichtung (1400.—) 1800.
125 Russischer Zobelkragen (4000.—) 4000.
136 Damennerzmantel (2000.—) 2100
143 Zuckerdose aus Silber (120.—) 260.
164 Karl Reichert (Dackeln mit Katze) (120) . . . 220.—
169 Zwei Figurenleuchter aus Meissner Porzellan (50, ) 110.
188 Biedermeier-Brotkorb (150.-—) 250 —
Fig. 4. Heß, Thorwaldsen.
Versteigerung C. J. Wawra, Wien, 24. und 25. November.
Seite 252
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 22
212 Bibliotheksschrank im Barockstil (800.—) 1200.—
237 Barockvitrine (250.—) 750.—
245 Zwei Barockengel (65.—) 120.—
321 Saloneinrichtung im Empirestil (800..—) ... 1200.—
362 Biedermeier-Sekretär (180.—) ... 280.—
386 Biedermeier-Garderobekasten (60.—f 160.—
417 Silberner Fruchtkorb (130.—) 200.—
422 Weißfuchskollier (250.—) 450.—
431 Porzellantasse (40.—) 100.—
456 Brotkorb aus Silber (75.—) 170.—-
651 Brüsseler Spitzenkragen (55.—) 110.—
807 Pieter Breughel der Aeltere, „Caritas",
Von außer Katalog-Posten seien hervorgehoben eine rei -
zende Platinarmbanduhr (1000.—) 1600.—,
ein Ring mit Brillanten (2400.—) 3000,—
Die Kauflust des Publikums hielt bis zum Schlüsse des
dritten Auktionstages unvermindert an. Die Steigerung der
Gegenstände betrug im Durchschnitt 40 Prozent. Besonders
gefragt waren: Alt-Meissner und Alt-Wiener Porzellan, Freund -
schaftsbecher, Zinngegenstände und Alt-Wiener Silber sowie
Brillanten- und Perlenschmuck. Das Gesamtergebnis aller
drei Auktionstage betrug 166.996 Schilling.
AUSSTELLUNGEN,
Berlin, S e c e s s i o n. Sowjet-Maler,
— Galerie Ferd. Möller. Aquarelle und Handzeich-
nungen von Rabindranath T a g o r e.
Darmstadt. Kunsthalle, Darmstädter Kunst 1730,1830.
Düsseldorf. Galerie Flechtheim. Aquarelle und Zeich -
nungen von Kolbe, Rodin, Nauen und Renoir.
Frankfurt a. Main. Städelsches Institut. Ausstellung des
Weifenschatzes,
— Heinrich Tritt ler. Josef Penne! und Goya: Gra -
phische Arbeiten.
Hamburg. Kunstverein. Moderne Bildwirkereien.
A. Rohlfs, Hamburger Künstler.
—■ Galerie Commeter. Das graphische Werk von
Mopp.
Köln. Kölner Kunstverein. Zeichnungen und
Graphik von Barlach, Corinth, Slevogt, Dix, Hofer, Sieck, Rath.
München. Neue Pinakothek. Sammlung Baron Hein -
rich v. Thyssen.
London. Leicester Galleries. Marie Lani.
— Knoedler & Co, Herbert Haseltine. Plastik.
Oldenburg. Landesmuseum, Wilhelm Tischbein-Ge -
dächtnis-Ausstellung.
Paris. Louvre. Delacroix.
— Galerie Cardo. Pissarro, Renoir. Berthe, Morisot,
Milo, Poncet.
Wien, Galerie Neumann & Salzer. Die schöne
Wienerin in Bildnissen von 1800 bis 1850.
AUKTIONEN.
14. bis 19. November. Paris. Hotel Drouot. Lair —
Dubreuil — G. Andrien. Bibliothek Edouard Kann.
17. und 18. November. Wien. Durch Dorotheum.
Versteigerung aus der Verlassenschaft des Großindustriellen
Isidor Mautner (Wien), I., Löwelstraße 8. Englische und
Wiener Möbel, Bildteppiche des 16. und 18. J., Gemälde,
Jahresuhr von Daniel Quare.
17. und 18. November. Berlin. Internationales
Kunst- und Auktionshaus. Antiquitäten, Gemälde
alter und neuer Meister,
18. November. Köln. Math. Lempertz. Werke alter
Malerei und Plastik sowie Holzbildwerke der schwäbischen
Schule des 14. und 15. Jahrhunderts.
18. November. Berlin. Rud. L e p k e. Sammlung J. M.
(Berlin). Gemälde neuerer Meister.
19. November. London. Sotheby. Englische Farbstiche,
Sportblätter.
19. bis 22. November. Wien. Albert Kende. Nachlässe
Ministerialrat Dr. Franz Reichsfreiherr v. Werner (Wien),
Regierungsrat Dr. Heinrich Steger (Wien), Kunstsammlung
der Frau Lisa Gutherz-Di t mar und Wiener Privatbesitz.
Gemälde, Aquarelle, Miniaturen, Kupferstiche, Gotische Holz -
skulpturen, Glasmalereien, Kunstmobiliar, Textilien, Perser -
teppiche etc.
20. und 21. November. Berlin. Paul Graupe, Moderne
Graphik.
20. November. Budapest. Staatliche Kunsthalle.
Sammlung Graf Andrassy (Kastell Tiszadob).
21. November. Zürich. G. u. L. B o 11 a g. Gemälde,
Aquarelle und Handzeichnungen des 19. u. 20. J.
21. und 22. November. Berlin, Leo Liepmannssohn.
Autographen von Musikern, Naturforschern, Künstlern und
historischen Persönlichkeiten.
22. November. Hamburg. Bücherstube Hans G o t z. Mo -
derne Vorzugs- und Pressendrucke, Gesamtausgaben, moderne
Literatur etc.
24. November. Antwerpen. G, C a m p o. Gemälde,
24. und 25. November. Wien, C. J. W a w r a. Nachlaß-
sammlung Komm.-Rat Leopold Hutter und eine Sammlung
aus Alt-Wiener Besitz. Gemälde alter und moderner Meister,
farbige Kupferstiche, Silber, Porzellan, französische, deutsche
und englische Möbel, Teppiche, Textilien etc.
24. November. Berlin, J. A. S t a r g a r d t. Autographen.
25. November, London. C h r i s t i e. Porzellan und Möbel.
25. November, Köln. Math. Lempertz. Auflösung der
Galerie Zickel (Berlin). Gemälde des 19. und 20. Jahrhund.
25. und 26. November. Frankfurt a. M. S. W. Heß.
Briefmarken.
26. und 27. November. Paris. Galerie Georges Petit.
Ostasiatica, persische Miniaturen und Fayencen.
26. November. Frankiurt a. M. Adolph E. C a h n, Samm -
lung Moritz Simon (Beriin-Charlottenburg) und aus anderem
Besitz. Antike Münzen, Griechen, Römer, Byzantiner. Barbaren
und Völkerwanderung.
27. November. London. C h r i s t i e. Dekorative Möbel.
27. und 28. November. Zürich. Ulrico H o e p 1 i (Mailand).
Autographen, alte Zeichnungen, Inkunabeln, Bücher des 16..
17. und 18. Jahrhunderts.
28. und 29. November. Berlin. Hermann Ball und Paul
Graupe. Sammlung Camillo C a s t i g 1 i o n i (Wien).
November. Freiburg. Casino. Gemälde, Möbel, Antiqui -
täten.
November. Frankfurt a. M, Heinrich Hahn. Gemälde,
Möbel, Kunstgewerbe.
1. Dezember. Wien. S. Kende. Gemälde und Aqua -
relle, englisches Silber, Arbeiten aus Zinn, Bronze, Marmor,
Porzellan, Möbel, Teppiche etc.
1. bis 3. Dezember. Wien. Dorotheum. Kunstgegen -
stände aller Art.
2. Dezember. Köln. Math. Lempertz. Juwelen aus dem
Besitz des Hofgoldschmiedes Friedrich Sale (vorm. Teilhaber
der bekannten Juwelenfabrik Stüttgen, Düsseldorf).
5. Dezember. Berlin. C, G. Boerner (Leipzig) und Paul
Graupe. Eine Menzel-Sammlung.
9. bis 11. Dezember. Wien. Glückselig. Sammlung
Dr. G. v. T. und anderer Privatbesitz, Skulpturen, Mobiliar,
Textilien, Teppiche, Gemälde, Miniaturen etc.
9. Dezember. Köln. Math. Lempertz. Europäisches
Kunstgewerbe, Reiche Sammlung ostasiatischer Kunst aus rhei -
nischem Besitz.
9. Dezember. Amsterdam. Fred. Müller & Cie. Alte
Gemälde. Tapisserien. Perserteppiche, französ. Möbel des
18. J., Bronzen etc.
9. und 10. Dezember. Frankfurt a. M. Hugo H e 1 b i n g.
Nachlässe San.-Rat Dr. 0. Großmann, Louis Marx, Ban -
kier N e u f v i 11 e und Prof. A. Linnemann. Plastiken der
Gotik und der Rennaissance, alte Möbel, Gemälde alter und
moderner Meister, frühmittelalterliche Glasscheiben,
11. Dezember. Berlin. W e r t h e i m, Sammlung Carl
Beeil stein (Berlin). Gemälde alter Meister und Berliner
Meister des 19. J.
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Erich C a r 1 s o h n, Leipzig-S 3. Antiqu. Kat. 26. Kultur -
geschichte (933 Nummern mit Preisen in Mark),
Theodor Ackermann, München. Kat. 606. Deutsche
Literatur ab 1750, meist in Originalausgaben, Teil 2, L—Z.
(Nr. 1586 bis 3272 mit Preisen in Mark.)
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