Internationale
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Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde
Herausgeber: Norbert Ehrlich
22. Jahrgang Wien, 1. Mai 1930 Nr. 9
Die Miniaturen der Sammlung Glesch.
Mit der Versteigerung der Miniaturensammlung
des Großindustriellen Josef von F 1 e s c h. die C. J.
W awra in Wien am 12. und 13. Mai durchführt,
geht ein Kunstbesitz von Rang und Eigenart seiner
Auflösung entgegen. Diese Sammlung wurde in den
Neunzigerjahren des vorigen Jahrhunderts angelegt,
durch Erwerbungen aus altem Privatbesitz, und in-
und ausländischem Kunsthandel gespeist und viel -
fach durch Beiträge aus den zur Versteigerung ge -
langten Sammlungen: Breda, Bergmann, Beroldingen,
Csaky, Cubasch, Hirschler, Hörmann, Köhler,
Lachnit, Lanna, Theer, Zasche, Zuckerkandl u. a.
in wirksamer Weise ergänzt. Die Mannigfaltigkeit
dieses Sammelkomplexes, welcher durch Auffin -
dung und Aneinanderreihung seltener in- und aus -
ländischer Email- und Porzellanminiaturen eine per -
sönliche Note erhielt, hatte zur Folge, daß einer
Auslese desselben in den Spezialausstellungen von
Wien (1905 und 1924), Berlin (1906), Brünn (1909)
und Rom (1911) mannigfaches Interesse entgegen -
kam.
Der persönlichen Einstellung ihres Besitzers zu -
folge, ist in ihr vorwiegend österreichisches und fran -
zösisches Kunstgut vertreten. Unter den Repräsen -
tanten der österreichischen Miniaturbildniskunst
nimmt Füger auch hier die ihm gebührende Aus -
nahmestellung ein. Er tritt gleich mit einem halben
Dutzend von Arbeiten, die seiner Wesensart entspre -
chen, hervor. Wir nennen das mit bewunderungswür -
diger Technik ausgeführte Gürtelbild der Kaiserin
Maria Ludovika, der Gemahlin Leopold II., ferner
das durch schlichte, ungekünstelte Wiedergabe des
unmittelbaren Natur eindruckes gekennzeichnete
Brustbild der Herzogin von Angouleme und den
durch seine sprühende Farbigkeit fesselnden ,,roten
Kavalier“. Aus dem. Nachlasse des Füger-Schülers
W eixlbaum stammt das durchgeistigte Selbst -
bildnis des Meisters; aus altem Familienbesitz das
keck und sicher hingetüpfelte Porträt des Hof -
archivars Melchior von Schäffer. Mit der zeit- und
kunstverwandten Persönlichkeit Josef Grassis
hängt das in Zeichnung und Farbe geschmackvoll
abgestimmte und auf Pergament gemalte Gürtelbild
einer Gräfin Edling zusammen. Von Weixlbaum,
welcher die künstlerische Handschrift Fügers bis -
weilen mit überraschender Sicherheit beherrschte,
rührt die originelle, in der Fachliteratur wiederholt
angeführte miniaturistische Charakterstudie der Ba -
ronin Pereira - Eskeles her. Den Einfluß der Füger-
Schule beziehungsweise der von Füger ausgehen -
den klassizistischen Richtung der Wiener Akademie
spiegeln u. a. die beachtenswerten Kleinbildnisse
des Düsseldorfer Guierard, des aus Frankreich
stammenden Hummel de Bourdon, des Sach -
sen Vieth, des Potsdamers Lieder und des
Tirolers Schärmer wider. Von Suchy fallen
zwei, naturalistisch erfaßte Bildnisse des Kaisers
Ferdinand I., von G r i 1 h o f e r, ein frühes Porträt
des Dichters Friedrich Halm, auf. Die Kunst eines
Daffinger bezeugt das feinmalerische und bis ins
kleinste Detail mit liebevoller Sorgfalt ausgeführte
Porträt eines Fürsten Loewenstein und nicht minder
das dem verschönernden wienerischen Dekor Rech -
nung tragende Gürtelbild einer Gräfin Keglevich,
Unter den Schülern und Nachfahren Daffingers
machen sich neben dem sehr geschickt nachempfin -
denden Peter, dem geschmackvoll idealisierenden
A n r e i t e r, dem koloristisch empfindsamen Saar
die Mitglieder der Malerfamilie Theer bemerkbar.
Insbesonders ist es Robert Theer, welcher durch
einige Frauenbildnisse von bodenständiger, wieneri -
scher Anmut und einschmeichelnder Farbigkeit, wie
etwa durch das Porträt seiner reizenden, jungen
Gattin, ein mehr als durchschnittliches Interesse zu
erwecken vermag. Die etwas herbere künstlerische
Note seines Bruders Albert tritt in zwei ausgezeich -
net erfaßten Männerbildnissen zutage: in dem sei -
nes Schwiegervaters, des Hofmalers und Kupfer -
stechers Sigmund von Perger und in einem Brustbild
des früh gealterten und offenbar durch den Tod
seiner Tochter vergrämten Miniaturmalers Daffin -
ger. Auf den Ausklang der Daffingerschen Kunst
weisen die Arbeiten eines Raab, Schwager
und W a i 1 a n d hin. Unter den österreichischen
Kleinmalern des gleichen Sammelkomplexes befin -
det sich schließlich auch eine Reihe bedeutender
Künstler, welche auf Porzellangrund ihre Bildnisse
ausführten und deren Lebensschicksal und künst -
lerische Entwicklung sich vielfach mit den Ge -
schicken der berühmten Altwiener Porzellan- Manu -
faktur berührt. Hervorhebung verdienen u. a,: Georg
Lamprech t, einer der führenden Spezialmaler
des Wiener Spätklassizismus, ferner der aus Pirken-
bammer stammende Johann Zacharias Quast,
welcher Kopien auf Porzellangrund nach Daffinger-
Originalen mit erstaunlicher Geschicklichkeit an -
fertigte, der vielseitig begabte Claudius Herr und
vor allem der kraftvolle Joseph Zas c h e, das
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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
ivr. 9
Haupt einer ansehnlichen Künstlerfamilie, welcher
zuletzt noch der elegante Karikaturist Theo
Zasclie angehört hatte, Im Zusammenhang mit
den Wienern beziehungsweise den Oesterreichern
sei auch einer, mit zeichnerischem Raffinement und
koloristischem Feingefühl durchkomponierten Bild -
nisminiatur des Ungarn Michael von Z i c h y Er -
wähnung getan, welcher bekanntlich eine Zeitlang
zu den bevorzugten Schülern Waldmüllers zählte.
Diesen mehr oder minder bodenständigen
Kleinmalern schließen sich einige Miniaturisten
reichsdeutscher Herkunft an: Der Berliner Hof-
Emailmaler Biesendorf, der Sachse B 1 ä 11 n e r,
der eines der vielen Bildnisse seiner Gönnerin, der
Herzogin Dorothea von Kurland, darbietet, der
Braunschweiger T i 1 k e r, der am Hofe der Königin
Luise von Preußen wirkte, des Dresdener Josef
Sonntag, von welchem ein reizendes Bildnis einer
Gräfin Beroldingen zu sehen ist, und nicht zuletzt
der schlesische Modemaler en miniature Josef
Schmeidler, der durch ein ausdruckstiefes
Herrnbildnis auffällt.
Aus einer interessanten und wertvollen Aus -
lese französischer Kleinbildniskunst heben wir
zunächst hervor: ein in Emailtechnik ausgeführtes
Selbstbildnis des jüngeren P e t i t o t. welches den
Sohn und künstlerischen Erben eines gefeierten
Vaters als dreiundzwanzigjährigen Jüngling vorführt,
ferner ein Emailporträt einer Fürstin, welches die
maltechnische Besonderheit des wohl aus Frankreich
stammenden, jedoch in Dänemark zur Berühmtheit
gelangten Adrian de P r i e u r aufweist. Die Nach -
wirkung der künstlerischen Formsprache eines Hall
tritt ebenso in den zart und duftig hingepinselten
Damenköpfchen des Vittoriano Campana zutage, wie
in dem, mit charakterscharfer Eindringlichkeit
durchmodellierten Herrnbildnis von Siccardi,
Einen der letzten und bedeutendsten Vertreter der
französischen Rokokominiatur sehen wir auch noch
in Franpois Dumont, von dem eines in der Fach -
literatur oft genanntes Hauptwerk seiner Spätzeit,
ein Gruppenbildnis der Herzogin von Angouleme
und ihrer Brüder Karl X. und Ludwig XVIII., der
Sammlung angehört. Von den Künstlern des Ueber-
ganges, die an der Grenzscheide der Jahrhunderte
auf manchem Sondergebiet der Bildnisminiatur in
der Heimat und in der Fremde eine durch die Zeit -
verhältnisse bedingte, mehr oder minder erfolgreiche
Tätigkeit entfalten konnten, erwecken u, a, unsere
Aufmerksamkeit: der aus Genf stammende Por -
zellanmaler der Fabrik in Sevres, Constantin,
weiters sein Landsmann Ferriere, der selten auf -
tauchende Emailmaler und Uhrenmacher Seguin
und der auf schwarzem Grunde in Silhouettenmanier
arbeitende Miniaturist und Physiker Bourgeois,
In den Ausklang des XVIII. Jahrhunderts reichen
auch die hier gut vertretenen künstlerischen Leistun -
gen des noch in der Empire- und Restaurationszeit
wirkenden Augustin. Ein Frauenporträt und
zwei Herrnbildnisse lassen die zeichnerische Sicher -
heit seiner Stricheltechnik und den sachlich stren -
gen Einschlag seiner der Wirklichkeit nachempfun -
denen Charakterköpfe deutlich hervortreten. Ein
Miniaturporträt von D o b o u r g bestätigt wieder
einmal die künstlerische und kunsttechnische Ver -
wandtschaft dieses Malers mit Augustin, Die künst -
lerische Richtung eines I s a b e y ist durch ein
meisterliches Herrnbildnis von Maricot und in ent -
sprechendem Abstande auch durch zwei Kleinbild -
nisse des in Paris geschulten G i g o 1 a gegeben, Ein
Profilbildnis Napoleons durch P a r a n t, in Kameen -
manier ausgeführt, erinnert an ein Gegenstück des -
selben, an ein Porträt der Kaiserin Josephine, wel -
ches sich in den Sammlungen des Louvre befindet.
Unter den wenigen Miniaturbildnissen engli -
scher Herkunft, welche in Flesch“ Besitz gelangten,
wären noch erwähnenswert: eines der geschätzten
Emailporträts des Henry Bone, ein fleißig studier -
tes Herrnbildnis des Irländers Chinnery, ein in
England entstandenes Emailporträt des aus Schaff -
hausen stammenden Hurt er und schließlich eines
der minutiös erfaßten und überaus sorgfältig abge -
tönten Kleinbildnisse von Smart.
Neben diesen Spezialitäten in Kleinformat ent -
hält die Sammlung Flesch noch einige Gemälde älte -
rer und neuerer Meister, darunter Werke von Cor-
nelis T r o o s t und Caspar N e t s eher, ein bra -
vourös gemaltes Selbstbildnis des Eklektikers Ba -
ton Lund von Beispielen moderner Kunst, ein typi -
sches Damenbildnis von Klimt, ein an Stucks
„Sünde" erinnerndes Genrebildchen des Spaniers
A n g 1 a d a und eine mit zarter Empfindung und
künstlerischem Schwung hingezeichnete Ballszene
des Franzosen L e a n d r e. Den Gemälden schließen
sich Erzeugnisse der Kleinkunst, Golddosen, Uhren
und Ringe, Wachsbossierungen und Bronzepla -
ketten an. Neben den zur Ausschmückung eines
geschmackvollen Junggesellenheims verwendeten
Möbeln aus früheren Jahrhunderten, Teppichen und
Waffen erinnert schließlich eine gewählte kunst -
wissenschaftliche Handbibliothek daran, daß
ihr Benutzer das Studium und die Pflege der Bild -
nisminiatur zur Lieblingsbeschäftigung seiner Muße -
stunden erwählt hatte.
berliner Versteigerungen.
Bei der am 2. April bei Rud. L e p k e in Ber -
lin durchgeführten Versteigerung von Antiquitäten
aus ausländischem Besitz (siehe Nr. 8 der »Inter -
nationalen Sammlerzeitung«) wurden weiters folgen -
de Preise (in Mark) erzielt:
301 Kleine Kommode, franz., 2. Hälfte 18. Jahrh 680
302 Sekretär, franz., 2. Hälfte 18. Jahrh 1500
303 Große Kommode, franz., Mitte 18. Jahrh 1700
304 Hammerklavier von Roentgen und Kinzing 8500
305 Kommode, franz., um 1700 3200
306 Tisch, englisch, um 1770 1200
307 Boudoirtischchen, franz., 2. Hälfte 18, Jahrh 1650
308 Tisch mit Nierenplatte, englisch, 2. Hälfte 18. Jahrh. 850
309 Kommode, franz., Mitte 18. Jahrh., Arbeit von
Pierre II., Migeon 5500
310 Kommode, franz., 2. Hälfte 18. Jahrh., Arbeit von
Jean Pospel 2300 !
311 Großes Boudoirmöbel, franz,, 2, Hälfte 18. Jahrh. . 2100 I
312 Große Kommode, franz. 2. Hälfte 18. Jahrh 3200
313 Kommode, franz., Mitte 18. Jahrh 4500
314 Sekretär, schwedisch, 2. Hälfte 18. Jahrh 2900
314 a Große Vitrine, englisch, Ende 18. Jahrh 1750
Wandteppiche und Stickereien.
315 Gobelinwirkerei von einem Ofenschirm, Empire . . . 370
316 Wandteppich, Brüssel, 17. Jahrh., 265 : 220 cm . . . 900
317 Brüsseler Wandteppich, Anf. 17. Jahrh.. 295 : 145 cm 3100
318 Gerahmte Petit-Point-Stickerei, Oberitalien, 17. J. ■ 360
320 Decke, englisch, um 1700 410
321 Wandbehang, franz., 17, Jahrh., 44 X 280 cm .... 1400
322 Aller Herrat-Teppich, 260 X 420 cm 900
323 Brüsseler Wandteppich, Mitte 17. Jahrh.. 375 : 470 • 5200
324 Desgleichen, 310 X 453 cm 7300
325 Großer Wandteppich mit Darstellung eines Triumph-
Plastik.
—327 Ein Paar geflügelte Leuchterengel, Oberitalien
17. Jahrh 800
Nr. 9
INTERNATIONäLE SAMMLER - ZEITUNG
Seite 99
328 Bronzestatuette, Satyr, paduanisch um 1500 410
330—331 Ein Paar Bronzestatuetten, franz., 17, Jahrh. . 300
332 Kaiser Marc Aurel zu Pferde, Bronzeguß des
17. Jahrh 600
334 Thronende Madonna, Nußholz, lothringisch, Mitte
13. Jahrh 800
335 Hl. Agnes mit Lamm, Lindenholz, oberrheinisch,
um 1500 400
336 Maria einer Verkündigung, Lindenholz, süddeutsch,
um 1430 850
337 Kleines Tabernakel mit stehender Madonna, Holz,
geschnitzt, florentinisch, Mitte 15. Jahrh 710
338 Madonna in Tabernakel von Lucca della Rohbia . . 920
339 Thronende Madonna, Mittelitalien um 1430 .... 660
340 Bronzestatuette, Italien, 16. Jahrh 2250
346 Bacchisches Fest, Elfenbein, Anf. 18. Jahrh 330
347 Lukrezia, Elfenbein, um 1700 330
350 Martyrium der hl. Katharina, Elfenbein, 1. Hälfte
17. Jahrh. 250
351 Desgleichen in reichem Louis-XV.-Rahmen aus ver -
goldeter Bronze, franz., Mitte 18. Jahrh 260
Kunstgewerbe.
353 Kaminuhr, Empire (Harlekin a. d. Comedia del Arte) 300
364—367 Zwei Paar kleine Wandappliques, Französisch,
Ende 18. J 400
368 Tafelaufsatz aus vergoldeter Bronze, französisch,
Ende 18. J 610
369—370 Ein Paar Elefanten in Cloisonne-Arbeit, China,
18. Jahrh 370
371—372 Ein Paar hohe Vasen, China, um 1800 250
377 Silbervergoldete Schraubflasche, deutsch, um 1700 . • 530
379 Franz. Kaminuhr, Paris, 18. J 400
380 Silberne Barockampel, um 1700, 2450 g 540
381 Altmeissener Dose, Mitte 18. J 510
384—385 Ein Paar franz. Goldbronzeappliques, um 1820 . 630
386 Schwarze Lackdose, Ende 18. J 1500
387 Silbervergoldetes Tablett, Breslau, 1712 1200
388 Silbervergoldeter Akelybecher, Moskau, 1760 .... 460
389 Silbervergoldeter Deckelhumpen, Danzig, 2, H, 17. J. 750
390 Silberner Deckelhumpen, Augsburg, 2, H. 17. J. . . 1260
393 Deckelgefäß aus dunkelgrünem Nephrit, China, 17,
bis 18. J 700
396 Nephrit-Platte, China, 17,—18. J 600
397 Desgleichen 400
400 Kaminuhr in Form eines Marmorobelisk, um 1790 . . 800
401—402 Ein Paar vergoldete Bronzekannen, französisch,
Ende 18. J 1550
403 Silberner Deckelhumpen, Augsburg, D. S. (Dominikus
Saler) 520
404—405 Ein Paar Marmorvasen, franz., um 1790 .... 360
406—407 Ein Paar Kaminleuchter, franz., 18. J 1400
408 Louis XVI. Kaminuhr aus Marmor 780
409 Empire Kaminuhr aus grünem Marmor, franz 1460
410 Ein Paar grüne Marmorvasen, franz., Louis XVI. . . 550
412 Tischuhr aus vergoldeter Bronze, franz., 18. J. . . - 260
413 Großes Goldfisch-Porzellanbecken, China, 18. J. ■ . 950
414 Atlas auf Felsen sitzend, Meißen, Mitte 18. J. . . . 620
415—416 Ein Paar Fayencevasen mit Deckeln, Kiel,
Mitte 18. J 820
417—418 Ein Paar Brule-Parfums aus Bronze, franz., 18. J. 320
419—420 Ein Paar Leuchter, franz. Empire, Arbeiten von
Guillaume Deniere d. Ae 360
421—422 Desgleichen 280
423—424 Ein Paar Tischleuchter aus vergoldeter Bronze,
franz., Empire 250
425—427 Drei Tafelaufsätze, franz. Empire 1100
428—429 Ein Paar Louis XVI. Tischkandelaber, franz.
Ende 18. J, 680
430—431 Ein Paar Tafelaufsätze, franz. Empire 500
432 Schale aus grünem Marmor, franz. Empire 360
433—434 Ein Paar Tischkandelaber, franz., 2, H. 18, J. . 620
435 Louis XVI. Kaminuhr, Paris, Arbeit von Ferdinand
Berthoud 1150
436—437 Ein Paar Tischkandelaber, franz., Ende. 18. J. . 750
438—439 Desgleichen . 750
440 Große Ampel aus vergoldeter Bronze, franz. M. 18. J, 1050
441—442 Ein Paar Tischkandelaber, franz., 18. J 660
443—444 Desgleichen 500.
445—446 Ein Paar Alabastervasen, franz. Louis XVI. . . 480
447—448 Ein Paar Brule-Parfums, franz., Ende 18. J. . 580
449 Großer Tischleuchter aus vergoldeter Bronze, franz.
2, H, 18. J 380
450—451 Ein Paar Kaminvorsätze, franz., um 1770 . . . 1200
452—453 Ein Paar hohe Rubinglasvasen, Empire .... 820
454 Kleine got. Eisenkassette, burgundisch, um 1500 . . 410
455 Uhr aus vergoldeter Bronze, franz., Louis XVI. . . . 2800
456—457 Ein Paar Tischkandelaber, franz., 2. H. 18. J. . 3300
458 Louis XV. Standuhr, franz., Mitte 18. J 2800
459—461 Drei Louis XVI. Wandappliken, frz., Ende 18. J. 2500
462—463 Ein Paar Brule-Parfums, engl., um 1770 .. . . . 2100
464—467 Vier Louis XVI. Wandappliken, französisch,
Ende 18. J 5500
468 Tabatiere aus Bluthaspis, Paris, Mitte 18. J 900
469 Desgleichen 1200
470 Tabatiere aus Achat, engl,, 18. J 270
471 Goldene Tabatiere, Pariser Beschau v, 1778/79 . . 2600
472 Tabatiere aus grauem Achat, engl., 18, J 850
473 Goldene emaill. Tabatiere, Paris, 2. H. 18. J 2900
474 Desgleichen 1800
478 Silbervergoldete Kanne, Empire .. 1660
479 Kleiner silbervergoldeter Deckelkasten, Empire . . . 520
480—481 Ein Paar silbervergoldete Fruchtschalen, Empire
7930 g 5700
482 Ein Paar siibervergoldete Schalen, franz. Emp. 2270 g 1650
483 Likörservice, sill)jrvergoldet, jranz., um 1820 .... 1700
484—485 Ein Paar silbervergoldeter Tafelleuchter, Em -
pire, 6755 g 5400
486—489 Garnitur von 4 vergoldeten Silberbüchsen, Emp. 1750
490 Silbervergold. Schale, Empire, 4580 g 3300
491—492 Ein Paar silbervergoldete Schalen, Empire,
7565 g 5700
493 Kaminuhr aus vergoldeter Bronze, franz.. Louis XV. 1100
494 Prunkschale, silbervergoldet, deutsch, Ende 17, J. . 2200
495 Nautilius-Pokal, deutsch, 17. Jahrh 780
496 Silbernes Service, Anf. 19. J. 13140 g 3500
497 Zwei ovale silberne Schüsseln, Anf, 19, J, 3875 g . 1150
502—503 Ein Paar große Tafelleuchter, englisch, 2. H.
18. Jahrhundert 260
Cornelis JCofstede de Sroot.
Kaum ein Jahr nach dem Heimgang Bodes ist
jetzt im Haag Dr. Cornelis Hofstede de Groot
gestorben. Bei all der Verschiedenheit im Wesen
der beiden Kunstgelehrten ist es schwer, sie von
einander zu trennen, galten sie doch beide in der
Kunstwelt als die besten Kenner altniederländischer
Malerei, als d i e Exporten für dieses Kunstgebiet
schlechtweg. Bode arrogierte sich eine Unfehlbar -
keit in Kunstdingen, die ihm den Scherznamen ,,der
Kunstpapst“ eintrug; ^ Hofstede de Groot gab sich
bescheidener, obwohl er auch immer eigenwillig an
dem festhielt, was er für richtig hielt. Irrtümer
mochte er so wenig zugestehen, wie Bode. Man er -
innert sich gewiß noch an die seinerzeit vielbespro -
chene Affäre des „Lachenden Mannes“, den Hof -
stede de Groot als einen echten Frans Hals erklärt
hatte, der aber von Sir Charles Holmes von der
National Gallery in London, W. Martin (Maurits-
huis im Haag) und dem. Chemiker Scheffer von
der Technischen Hochschule in Delft als moderne J
Fälschung, trotzHofstedes Meinung aufgedeckt wurde
Bei der Gemeinsamkeit ihrer Wege war es nur
natürlich, daß sich Bode und Hofstede de Groot
auch zu gemeinsamen Arbeiten zusammenfanden;
ihrer Vereinigung danken wir das achtbändige
Rembrandt-Werk „Beschreibendes Verzeichnis sei -
ner Gemälde, Geschichte seines Lebens und seiner
Kunst“, das in den Jahren 1897 bis 1904 erschien,
Später hat Hofstede de Groot die „Urkunden über
Rembrandt“, „Katalog der Handzeichnungen Rem-
brandts“ und die „Rembrandt-Bibel“ herausgegeben,
Ueberdies veröffentlichte er „Arnold Houbraken und
seine Groote Schouburgh“, „Pieter Saenredam,
Ut.rechtsche Kerker, Acekeningen en schilderjen“,
„Johannes Vermer en Carel Fabritius“. Sein Haupt -
werk „Beschreibendes und kritisches Verzeichnis
der Werke der hervorragendsten Maler des 17. Jahr -
hunderts ist bis zum neunten Bande gediehen.
Mit seiner intensiven Beschäftigung mit den
holländischen Meistern hing es auch zusammen, daß
Seite 100
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr.
Hofstede de Groot ein leidenschaftlicher Sammler
von Handzeichnungen Rembrandts und der holländi -
schen Meister der Rembrandt-Epoche war. Wieviel
er züsammengebracht hat, ist nicht bekannt gewor -
den; man kann sich aber einen Begriff von der
Reichhaltigkeit seiner Sammlung machen, wenn
man hört, daß er im Jahre 1906. als die Kul -
turwelt den dreihundertsten Geburtstag Rem -
brandts beging, der Königin Emma von Holland,
deren Lehrer in der Kunstgeschichte er einst war,
65 Handzeichnungen des Großmeisters als Spende
für die staatlichen Sammlungen seines Vaterlandes
überwies.
Die Bibliothek des JCerzogs
Aus Zürich wird uns geschrieben:
Die Versteigerung des ersten Teiles der Biblio -
thek des Herzogs Albert von Sachsen-Te -
sche n, die das Mailänder Antiquariat Ulrico
H o e p 1 i am 3. April im Zunfthaus zur Meise durch -
führte, hatte den erwarteten glänzenden Erfolg. Die
Bücher erzielten die ihrer Seltenheit und prachtvol -
len Erhaltung entsprechenden Preise:
Am heißesten umstritten war die Kehlsche Vol -
taire-Ausgabe von 1784—1871, die um 17,500 Frcs.
einem Liebhaber zugeschlagen wurde. Namhafte
Preise brachten auch der Moliere (Nr. 61), die fran -
zösische Uebersetzung der Werke Salomon Geßners
(Nr. 75), die italienischen Klassiker (Nr. 85), der
prachtvolle Bodoni-Druck »Manuale Tipografico«,
Parma 1818 (Nr. 97), der Buffon (Nr. 31) u. a.
Nachstehend die erzielten Preise in Schweizer
Francs:
1 Gardner, Views taken on and near the River Rhine 450
2 Minutoli, Reise zum Tempel des Jupiter Ammon 200
3Buchanan, A journey from Madras 300
4 Demidoff, Voyage dans la Russie 810
5 G e r n i n g, Picturesque Tour along the Rine . . . 460
6 S a u v a n, Picturesque Tour of the Seine .... 910
7 Lisiansky, A Voyage round the World 260
8 G i b b s, A book of architecture 290
9 R a m 1 e r, Poet. Werke, Sander, 1800 500
IG Bruckner, lEhrentempel der deutschen Gelehrsamkeit 85
11 Meissner, Histor. mal. Darstellungen aus Böhmen 520
12 Tourlet, Tableau historique 520
13 Anacreon, Ödes, Paris 1799 1200
14 Aesopi Phrygii Fabulae, Parmae, 1800 1000
15 Caliimaque, Greco Italiano, Parma, nel Regal
Palazzo 1750
16 M a b 1 y, Entrentiens de Phocion 1800
17 Dionysius L o n g i n u s, De Sublimitate 760
18 Theophrast, Parma 1794 520
19 S t r a b o n, Geographie 1700
20 L o n g u s, Les Amours pastorales, de Daphnis et de
Chloe 500
21 Marc A n t o n i n, Reflexions morales 280
22 Brumoy, Le Theätres de Grecs 4100
23 L a b o r d e, Collections des vases grecs de Mr. le
Comte de Lamberg 950
24 Lachau & Le Blond, Description des principales
Pierres gravees du cabinet de Mgr. le duc d‘ Orleans 2910
25 Desgleichen 2550
26 L a v a t e r, Essai sur la physiognomie, franz. . . . 500
27 Desgleichen, englisch 600
28 Derselbe, Cinq Dessins originaux de Lips 215
29 K n i p, Les Pigeons 2000
30 Wilson, American Ornithology 500
31 Buffon, Histoire Naturelle des Oiseaux .... 4950
32 Desmarest, Histoire naturelle des tangaras . . 1800
33 John G o u 1 d, The Birds of Europe 4600
34 D o n o v a n, Insects of China 260
35 Cramer et S t o 11, Papillons exotiques 1100
36 Papillons d' Europe 1950
37 Kraft, Abhandlung von den Obstbäumen .... 590
38 Knorr, Delices de la nature 410
39 J a c q u i n, Eclogae plantarum rariorum 2950
40 B o n p 1 a u d, Description des Plantes rares .... 4000
41 Kerner, Le Raisin 5450
42 Rousseau, Oeuvres completes, Paris 1788—1793 . 350
Dr. Hofstede de Groot stand im 67. Lebens -
jahre, Er wurde am 9. November 1863 zu Dwingelo
geboren und war ein Zögling der deutschen
Kunstschule. Er studierte in Leipzig und war dann
unter Woermann Hilfsarbeiter am Kupferstich -
kabinett in Dresden. Von 1891 bis 1896 wirkte Hof -
stede als Unterdirektor des Mauritshuis im Haag,
von 1896 bis 1898 als Direktor des Kupferstich-
kabinetts im Haag. Im Jahre 1923 wurde er Vor -
sitzender der staatlichen Kommission für Denkmals -
pflege und — Inventarisation in Holland, das in ihm
den vortrefflichsten Berater der öffentlichen Kunst -
sammlungen verlor.
Jllbert von Sachsen-Jesehen.
43 Ders., Oeuvres choisier, Paris 1818 ........ 130
44 Florian, Galatee 2510
45 G e n 1 i s, Arabesques Mythologiques 50
46 I m b e r t, Le Jugement de Paris 30
47 Meunier, Les Graces 160
48 Racine, Oeuvres, 1760 750
49 Derselbe, Oeuvres, avec des commentaires 450
50 Ders., Oeuvres completes, nouvelle edition f 1796) . . 800
51 Regnard, Oeuvres completes . . . 300
52 Derselbe, Oeuvres 150
53 D o r a t, Oeuvres 850
54 Ders., Fables Nouvelles 150
55 Derselbe, Recueil de Contes et de Poemes 50
56 C a z o 11 e, Le Diable Amoureux 480
57 Dunk er, Tableau de Paris 250
58 Bitaube, Joseph, 4. Ausgabe 130
59 T r e s s a n, Histoire du petit Jehan de Saintre . . 290
60 Moliere, Oeuvres, nouvelle edition /1734) .... 1100
61 Oeuvres de Moliere avec des remarques
grammaticales 7500
62 Desgleichen 1255
63 La F o n t ai ne, Fables (1802) 2650
64 Ders., Les Amours de Psyche et de Cupidon (1797) . 1150
65 Boileau Despreaux, Oeuvres 2900
66 D u c 1 o s, Oeuvres completes 260
67 Corneille, Theätre (1764) 450
68 Les Nouvelles de Marguerite, Reine de Navarre (1792) 1090
69 Le Nouveau Testament en Latin et en Francais
(Paris 1793 et 1798) 4700
70 Montesquieu, Oeuvres (1796) 2100
71 Desgleichen 370
72 Beaumarchais, Marriage de Figaro (1784) . . . 240
73 G e s s n e r, Oeuvres (Paris 1799) 280
74 Desgl. (Zürich 1777) 400
75 Ders., Oeuvres, traduites en franqais par Huber . . 7500
76 Voltaire, Oeuvres completes avec des avertisse-
ments et des notes par Condorcet (Kehl, 1784/1801) 17.500
77 Descrizione delle Feste celebrate in Parma l’anno
MDCCLXIX 2500
78 Sacre de Louis XV 3100
79 Description des Festes . . ä 1‘occasion du Mariage de
M.me Louise Elisabeth de France 850
80 Album des Dessins Italiens 4500
81 B o c c a c c i o, II Decamerone Londra (Paris) 1757 . 3600
82 R u s c o n i, Rime 200
83 Michelangelo, Rime con comento 600
84 Macchiavelli, Opere (Milano 1810/11) . . . .1500
Collections des Classiques Italiens.
85 Dante, Petrarca, Poliziano, Ariosto, Boccaccio . . . 7500
86 T a s s o, Aminta 1100
87 Ders., Goffredo ovvero Gerusalemme Liberata . . . 420
88 Derselbe, Jerusalem delivree 200
89 Ariosto, Roland furieux 900
90 Pope, Oeuvres complettes 3750
91 Sterne, Voyage sentimental . • 3700
92 Shakespeare, The Works (Oxford, 1771) . . . .1160
93 M i 11 o n, Le Paradis perdu 840
94 The Holy Bible containing the Old and New
Testaments (Oxford, 1815) 400
95 Bodoni, Epigrammi Francesi 105
96 Ders., Epithalamia 2200
97 Ders., Manuale Tipografico 4900
98 Anicii Manlii Torquati Severini Boethii de consolatione 575
99 L u c r e c e, Deila natura delle cose 650
100 Ders., TraducLon nouvelle . 260
101 Terence, Les Comödies 220
102 O v i d e, Les Metamorphoses 1100
Nr. 9
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Seite 101
Gemälde neuzeitlicher Meister
Zwei geschlossene PriVersammlungen
sowie Beiträge aus rheinischem und süddeutschem Besitz.
Werke von: J. Sperl / E. Zimmermann / F. v. Lenbach / E. v. Orützner j Ange Francois / V. St. Lerche
B. C. Koekkoek A. u. O. Achenbach / G. v. Bochmann / Karl Becker / J, E. Oaisser / G. v. Max
L.Munthe j Chr. Kröner/ C.Jutz jj. P. Hasenclever/ Chr. Mali/ Caspar Scheuren i C.F. Lessing / K. Heffner
E. Verboeckhoven / G. Oeder / Jules Dupre / Bastten-Lepage / F. Bazille / G. Pieron / L. Dill u. v. a.
Versteigerung: Dienstag, den 2.0. Mai 1930.
Quartkatalog mit 15 Lichtdrucktafeln durch
XEMDPERTÄ, ]K O JL IS
Buchhandlung u. Antiquariat Inh.: Joseph Hansteln Ncuranrkt 3
103 Virgilli Maronis opera varietate 2600
104 Salluste, La Conjucacion de Catilina 500
105 Annaei Lucani Pharsalia 2000
106 Satires deJuvenal 1600
107 Aurelii P r u d e n t i i Clementis V. C, opera . . . 661
108 Catulle, Tibulle, Properce, Opera (1794) 1600
109 D u b o u r g, Views of Remains 180
110 Breviaire (Paris 1763) 110
111 Tutti i Trionfi 200
112 Reliure: Castiglioni C, O. Monete cufiche 496
113 L‘ office de la Semaine Sainte 65
114 Le Tableau de la Croix , 140
116 Reliure XVIIIe Siede 450
117 Brown F. Elementa Medicinae 300
118 Moreau le Jeune, Monument du Costume . . ■ 3450
119 B o u v e t, L'Estat present de la chine 550
120 Bar, Recueil de tous les Costumes 980
121 A picturesque representation 850
122 Jaschkc, Nationalkleider und Ansichten von
Ungarn etc. • ■ 800
123 Le S i m p 1 o n, Promenade pittoresque de Geneve . 85
124 Hollandia Regenerata 800
125 P e r r a u 11, Les Hommes illustres 300
Gesamtsumme: 736,538 Francs.
cAue dem Weimarer JCreis.
J. A. Stargardt in Berlin veranstaltet am
12. und 13. Mai eine Autographenauktion, die sich
auf 480 Nummern erstreckt. Im Mittelpunkte steht
der Weimarer Kreis, der sich um Goethe und
Schiller gebildet hat, allen voran natürlich Goethe
und Schiller selbst. Von Goethe finden wir u, a.
einen wundervollen Brief vom Februar 1824 an
seine Schwiegertochter Ottilie, die damals in Berlin
weilte. Er berichtet ihr eingehend über alles am Hofe
und zu Hause vorgefallene; „Wie der zahlreiche
Maskenball in seiner Art glücklich abgelaufen, wird
man Dir umständlich geschrieben, sowie die man-
cherley Gedichte, die er därgebracht schuldigst ge -
sendet haben. Das Maskenwesen rumort noch
immerfort . , . Bildhauer Kaufmann ist nach Berlin
und da hab‘ ich einige antike Gypsabgüsse indessen
zu mir genommen und bespreche mich fleissig mit
diesen würdigen Büsten wenn die Gesellschaft mich
verläßt . . . Ein französisches Stück soll auch wie -
der aufgeführt werden, deshalb denn schon einige
Dutzend verlesen und verworfen worden. Adele
(Schopenhauer) rührt sich dabey als Hauptperson,
Ulrike (v. Pogwisch) liess sich wohl manches ge -
fallen, . nur gab es neulich grosse Contestationen,
dass sie ein Kind vorstellen sollte, wofür zu gelten
sie ein für allemal nicht Lust hatte. Mit den Kin -
dern (seinen Enkeln) leb ich in grosser Einigkeit
und wir bringen manchen Abend gar artig mit ein -
ander zu. Sonst geht es nach alter Weise des Mor -
gen fleissig fort; Meyer, Riemer, Eckermann sind
alle thätig und behülflich und so kommt man we -
nigstens vom Fleck, wenn man auch das Ende nicht
absieht, welches denn auch dem Willen der Götter
gemäss ist. Vorzüglich habe ich diese Wochen die
Chronik meines Lebens von 1802 ziemlich im Ein -
zelnen durchgearbeitet ... Es ist gerade dieses Jahr
sehr manigfaltig und bewegt. Schillers Briefe ge -
ben gar manche Bedeutung, Erklärung, Hinweisung
dazu, wodurch die Arbeit für mich sehr unterhaltend
wird, vielleicht auch für andere.“ Dem Herausgeber
der Sophienausgabe ist der Brief offenbar nicht Vor -
gelegen, da er dort als vom 11. Februar datiert an -
geführt wird.
Von Ottilie von Goethe selbst ist ein Brief an Franz
von Schober, den Freund Schuberts, enthalten,
worin es heißt; „Wir Frauen haben gewöhnlich in
allen Dingen ein Urteil, was mit irgend einer Her -
zensfaser zusammenhängt und Kühne erklärte
immer, daß ich gar keinen kritischer! Kopf hätte."
Bei den Schiller - Kostbarkeiten begegnen wir
dem Personenverzeichnis zum „Wilhelm Teil" (Au -
gust 1803). Es rührt wahrscheinlich aus der Zeit
her, in der die dramatische Behandlung des gege -
benen historischen Stoffes in den Gedanken des
Dichters noch keine endgültige Gestaltung angenom -
men hatte. Vorhanden sind außer Gessler. Atting -
hausen und Rudenz im westenlichen nur die Eidge -
nossen aus Schwyz, Uri und Unterwalden. Es feh -
len, was besonders interessant ist, sämtliche weib -
lichen Rollen und die Nebenfiguren, einschließlich
Parricida. Auch fehlen die erklärenden Zusätze,
wie „Reichsvogt", „Bannerherr" usw.
Ein sehr schöner Brief ist von Schillers Witwe
Charlotte, geb. von Lengefeld, datiert aus Weimar
vom 9. März 1813 da. Sie schreibt voller Sorge um
ihren Sohn Ernst, den sie in ihrer Nähe zu haben
wünscht, damit er nicht „in seinen Studien gestört
werden könnte. Denn seine Ausbildung ist mir das
heiligste und ich wollte kein Opfer von ihm meinet -
wegen gebracht sehen . .." Sie spricht sodann über
Wielands Tod; „Seit Wielands Tod ist es noch viel
einsamer, und es ist, als sey auch der Geist, der ihn
belebte, aus dem Kreise seiner Familie entflohen,
ausser in Luise ist wenig geistiges Interesse unter
seinen Kindern . , , Mir ist sein Scheiden ein harter
Verlust, ich habe . . . mich an der Jugend seines
Geistes erfreut. Man konnte so vieles mit ihm
sprechen ..."
Seite 102
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 9
Wieland ist mit sechs Briefen vertreten, von
denen der an seinen Schwiegersohn R e i n h o 1 d
besonders herorv;zuheben wäre, der u. a. eine Cha -
rakteristik von Frau v. Laroche enthält. Er sagt
vor: „Lebhaftigkeit, Imagination, Witz, Gedächtnis,
gerade wie vor 30 und 50 Jahren, eben dieselben
Manieren und Eigenheiten (kleine unschuldige)
Kotterien und Weiblichkeiten, die aber leider im
69. die Grazie der Jugend nicht mehr haben.'
Die Literatur ist natürlich auch sonst stark
vertreten. Wir finden weiters interessante Briefe
von Arndt., Fontane (mehrere ungedruckte), breili-
5. und 6. Jeil der
Vom 26. bis 28. Mai werden weitere Teile der
Sammlung Heinrich Stieb el durch die Buchhand -
lung Joseph Baer & Co., Frankfurt a. M., Hoch -
straße 6, versteigert.
Zunächst der fünfte Teil, die deutsche Literatur,
meist sehr schöne Exemplare in alten Einbänden,
wobei natürlicherweise die Abteilung »G o e t h e«
alle anderen an Wert und Umfang überragt. Sie
enthält fast sämtliche Gesamtausgaben der Schriften
und viele Erstdrucke, darunter ein unbeschnittenes
Exemplar des Götz von 1773, Werther von 1774,
das Römische Carneval von 1789, das Faustfragment
von 1790, die Bilder zum Faust und Cornelius von
1816, den von Delacroix illustrierten Faust von 1828,
Egmont 1788 u. a. Die Doves-Press - Drucke von
Goetheschen Dichtungen sind durch Exemplare auf
Papier und Pergament vertreten, darunter die nur
in ganz geringer Anzahl hergestellten Exemplare mit
Goldinitialen. Von besonderem Interesse ist die
Goethes Familie und Freundeskreis gewidmete Ab -
teilung: Schriften von Goethes Urgroßvater Textor
und Großonkel Johann Michael von Loen, die
Doctordissertation seines Vaters in einem Geschenk -
exemplar auf großem Papier, ein kalligraphisch auf
Pergament von seinem Onkel Georg Adolf Melber
ausgestellter Lehrbrief von 1766, die sehr seltenen
»Neuen Lieder« des Fräulein von Klettenberg usw.
Statuetten, Plaketten, Oelgemälde, Aquarelle, Zeich -
nungen und Graphik vervollständigen die Goethe-
Sammlung, darunter der, Originalentwurf von
Schwerdgeburth zum »Karl August«, eine Zeich -
nung von Schwind zum Erlkönig und eine Origmal -
silhouette von Goethes Freund Ph. Chr. Kayser.
Ebenso schön in ihrer Art ist die Abteilung
Friedrich Maximilian K 1 i n g e r. Unter dessen
Schriften sind wegen ihrer Seltenheit besonders er -
wähnenswert: Otto 1775, Sturm und Drang 1776,
Orpheus 1778, Der Derwisch 1780. Daran reihen sich
die Schriften von Heinrich Leopold Wagner; Die
Reue nach der Tat 1775, Die Kindesmörderin 1776
u. a. Clemens Brentano hat Stiebei in großer
Vollständigkeit zusammengebracht, Vorhanden ist
die seltene Gesamtausgabe, Godwi 1801, Lied von
grath, Grosse, Gerhart Hauptmann, Hebbel, Immer -
mann, Justinus Kerner, Klopstock, Selma Lagerlöf,
Lenau, Conr. Ferd. Meyer, Jean Paul. Schwab,
Storm, Turgeniew, Voltaire, Fr. H, Voß, Wilden -
bruch, Zola etc,
Wissenschaft und Geschichte sind u, a. durch
Namen wie Bazain, Bismarck, Blücher, Friedrich
den Großen, Gambetta, Kossuth, Moltke, Na -
poleon I., die Kunst durch Namen wie Brahms,
Canova, Flotow, Kainz, Liszt, Mozart, Robert Schu -
mann, Moritz Schwind und Richard Wagner
repräsentiert.
Sammlung StiebeL
eines Studenten Ankunft in Heidelberg 1806, Bogs
der Uhrmacher 1807, Gockel, Hinkel, Gackeleia,
Der Goldfaden 1809, Der Stern von der Katzbach
1816 (ein Einblattdruck, dessen Existenz durch eine
Buchhändleranzeige bekannt war, der aber bisher
verschollen blieb und als Unikum zu betrachten ist)
u, a. Außerdem seien erwähnt: Schriften von Tho -
mas Murner, Sophie Mereau, Bettina, Boerne,
Grabbe, die Günderode, Gutzkow, Heine, Hölderlin,
Immermann (die seltenen Schriften). Schiller (Die
Horen), Wilhelm Jordan, Schopenhauer, Ayrers
Opus Theatricum 1618, eine von Shakespeare be -
nutzte Quelle, die seltenen »Nachtwachen von Bo-
naventura« in einem unbeschnittenen Exemplar u. a.
Der sechste Teil umfaßt Bibliographie, Genea -
logie und Familiengeschichte, Geschichte, illustrierte
Bücher, Judaica, Kinderbücher, Kunst, Nationalöko -
nomie, Revolution 1848, Rheinlande, Theater, Zeit -
schriften u. a., darunter viele wertvolle Bücher und
graphische Blätter. So eine Serie des Journal des
Dames et des modes, eine Exdibris - Samm -
lung von 608 Stück, 3000 Theaterzettel aus
den Jahren 1800—1900, ein Konvolut von 5000 Ge -
legenheitsschriften aus den Jahren 1615—1928 zu
Festen und Feierlichkeiten, Hochzeitsgedichte,
Menus etc.
Der Katalog beginnt schon mit einem sehr in -
teressanten Hochzeitsgedicht von Conrad Ammon
aus dem Jahre 1627, einem Einblattdruck mit einem
Kupferstich von De B r y, von dem nur noch ein
Exemplar bekannt ist. Der Schwerpunkt dieser Ab -
teilung liegt in den Francofurtensien, von denen
Sammlungen von 5200 Werken und 7000 Blättern als
Ganzes ausgeboten werden. Von den Frankfurter
Adreßbüchern ist eine fast vollständige Reihe von
1734 ab vorhanden, selbstverständlich auch die von
Stolze herausgegebenen Zeitschriften »Frankfurter
Latern« und die Krebbelzeitung, die fast nie voll -
ständig Vorkommen. Das Titelbild des Katalogs
zeigt den großen Frankfurter Plan Merians in der
3. Auflage von 1682; von der 1. und 2. Auflage sind
nur noch je ein Exemplar bekannt und auch die
3. Auflage ist überaus selten.
Der Nachlass Seorg CckL
Durch drei Tage hindurch, vom 3. bis 5. April brachte
die Bücheräbteilung des Wiener Dorotheums den ersten Teil
des Nachlasses Georg Eckl (Wien) zur Versteigerung, der
Austriaca und Viennensia enthielt. Namhafte Preise (in Schil -
ling) erzielten hiebei:
Kunst, illustrierte Bücher.
3 Englische und Wiener Meister, 8 Schabkunstblätter
von Houston, Purcel etc 35
9 Kriehuber, 13 Bl. Lithographien 70
13 Lemberger, M*isterminiaturen aus 5 Jahrhunderten . 50
Austriäcs
35 Engelhart, Polit. Bilderbuch 35
40 Pelzel, Geschichte der Böhmen 55
45 Gräffer, Josephinische Curiosa 55
48 Sammelband seltener Schriften Joseph II 75
55 Fugger, Spiegel der Ehren des Ertzhauses Oesterr. . 70
84 Ansicht der Ruine und des Brauhauses Rauhenstein,
I.ithogr, van Thibeux 60
130 Vischer, Karte von Niederösterreich 40
138 14 Bl. Reim'scher Ansichten aus Nied.-Oesterr. ... 35
164 Primisser, Stammbaum des Hauses Habsburg Oesterr. 90
Nr. 9
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Seite 103
174 Dückher, Saltzburgische Chronica 45
189 Schmidl, Das Kaiserthum Oesterreich 50
Geschichte, Kulturgeschichte.
243 Böttiger, Sabina oder Morgenszenen 28
246 Beytrag zur Unterhaltung beim Nachttisch für Frau -
enzimmer 270
262 Sammelband seltener Schriften über Freimaurer, Ro -
senkreuzer, Jesuiten u. Jansenist,en. Um 1780 .... 50
263 System der Freymauer-Loge Wahrheit und Einigkeit
in P. Philadelphia 1594 50
267 Gottfridi, Lud., Historische Chronica 70
277 Peutingeriana 90
285 Sammelband von Broschüren (Kriminalfälle, Hinrich -
tungen etc.) Ca. 1800—1820 28
295 Wolf, Allgemeine Geschichte der Jesuiten 35
Literatur, Theater, Almanache.
329 Grillparzer, Die Ahnfrau 55
333 Derselbe, König Ottokars Glück und Ende 28
363 Liebesbriefe berühmter Männer und Frauen, 5. Bde. 35
372 Meisl, C., Theatralisches Quodlibet 35
421 45 Sammelbände mit je mehreren, z. T. sehr seltenen
Theaterbüchern 65
Wien.
432 Abraham a Sancta Clara. Werke. 6 Bde. In Auslese.
Wien 1904/07 30
433 Heilsames Gemisch Gemasch 35
437 Derselbe, Merckswol Soldat das ist die Glory von
dem Heil. Ritter Georgio etc 22
468 Buntes Wien, 5 Lithographien von C. Lanzedelli . . 55
476 Darstellung des Bürger-Militärs der k. k. Hauptstadt
Wien, von J. Sonntag 30
477 Darstellung saemmllicher Bürger-Regimenter und
Corps der Stadt Wien, Wien, Trentsenskv 170
483 Der Faßzieher, kolor, Lithogr, v. J. Lanzedelly.
Wien, Bermann 45
499 Hoher Markt Vue de Hochenmarck. (Fischer v.) Erl
(ach) del., Siccrist sc 30
500 Die Holzhauer, Lithogr. Lanzedelly 35
501 Hormayr J., Wien, seine Geschicke und seine Denk -
würdigkeiten 80
505 Die kaiserliche Hofbibliothek, C. Schütz del. ... 50
510 Karlskirche, kol. Lithogr. von Trentsenskv 95
513 Kisch, W., Die alten Straßen und Plätze von Wien 85
521 Kriehuber, Selbstporträt, Lithogr 35
523 Gedruckte Todesanzeige für Therese Krones .... 28
526 Lazius, Historische Beschreibung der weitberümbten
Kayserl, Hauptstatt Wienn. Wien 1619 75
533 Moser, Das Wiener Volksleben 100
536 Nicolai, Beschreibung einer Reise durch Deutschland
und die Schweiz im Jahre 1781 95
546 Ansicht des Platzes und der Kirche von St. Peter,
C. Schütz 75
551 Bey den Wirtshäusern im Prater. W. Schlotterbeck 50
571 Schönbrunn, Ansicht des Schlosses Lith. v. Trentsensky 90
585 Trentsensky, Alt-Wiener Mandelbogen 65
589 Volksgarten am Burgthor. Kol. Lith. v. Trentsensky 120
591 Vue de la Ville de Vienne, F, C. Zoller fec 60
594 Wegmann, Wiener Ansichten 550
599 Wiener Bürger-Militär, 24 Blatt kol. Uniformbilder
in Lithographie 170
600 Nikolaus I. im Fiaker Nr. 308 vor dem ,,Goldenen
Lamm" in der Jägerzeile im Okt. 1835 60
602 Wiener Wallfahrts-Gnaden- und Bruderschaftsbilder-
Sammlung 190
619 Wolf und Weissenbach, Journal pittoresque, 1831/40 270
Autographen/Notenmanuskripte, Noten-Erst- und Frühdrucke,
Photographien,
637 Kriehuber, Sammlung von 17 eigh. Briefen m. U.
und Adresse an seine Gattin Marie 85
639 Lanner J., Brief m. U 50
640 Derselbe, Eigh. Partitur m, Namenszug auf dem Titel -
blatt: „Mit Gott,“ 130
641 Ders., Eigh. Partitur, bet.: „Großes Potpouri (!) . . . 220
641 Ders., 68 Hefte Walzer, Ländler, Potpourris .... 130
658 Schubert, Eigenh. signierte u. numerierte (,,N, 136
Schbt.") Erstausgabe seiner „Gesänge des Harfners" . 180
660 Ders., Lieder f. eine Singst, m, Begl. des Pianof. ... 500
661 Ders., Nachgelassene musikal. Dichtungen für Ges.
und Pianof. Lief. 1—35 400
665 Joh. Strauß, Eigh, Partitur eines Walzers in Es-Dur 60
667 Ders., Eigh. Partitur seiner „Epionen-Tänze“ .... 150
669 Ders., Eigh. Partitur zur Poule seiner Quadrille
„Quadrille ohne Titel", op. 248 55
674 Strauß Joh. (Sohn), Eigh. m. Tinte geschriebenes Par -
titurfragment aus dem Finale des 3. Aktes seiner
Operette „Der Zigeunerbaron" 130
676 Ders., Partitur der Schnellpolka „Klipp-Klapp 1 aus
„Waldmeister“ 190
683 Eduard Strauß, Partitur seiner Polka schnell, Mit
F„xLrapost 35
688 Taktstock, mit welchem Strauß die Konzerte diri -
gierte, und zwar das erste im Juni 1857. Mit einer
Bestätigung seiner Tochter Caroline Aigner .... 50
Chronik.
BIBLIOPHILIE.
(Die Inkunabelsammlung Vollbehr.) Es steht nun fest,
daß die Inkunabelsammlung des Dr, Otto Vollbehr vor der
Auflösung bewahrt wird. Dem Repräsentantenhaus in Wa -
shington ist eben ein Gesetzentwurf zugegangen, der die
Vereinigten Staaten ermächtigt, die Sammlung um den Betrag
von lj'2 Millionen Dollar zu erwerben. Obwohl Dr. Vollbehr
den Wert seiner Sammlung auf das Doppelte schätzt, ist er
geneigt, sie um die angebotene Summe dem Staate zu über -
lassen, damit sie zusammenbleibt.
(Speyrer Drucke.) Am 14. Mai versteigert Ernst Carle-
bach in Heidelberg 180 Speyrer Drucke aus dem
15, bis 17. Jahrhundert. Die Drucke stammen aus dem Be -
sitze des verstorbenen Georg B e r t h o 1 d, der sie in etwa
SOjähriger Sammeltätigkeit zusammengebracht hat,
(Die Bibliothek des Schloß Kuckuckstein.) Das Anti -
quariat Heinrich Rosen beug in Bier lin kaufite die zirka
8000 Bände umfassende Schloßbihliiothek des aus dem 15. Jahr -
hundert stammenden Schlosses Kuckucksfcein im Seidewitztal
in Sachsen,, Die Bibliothek wurde vom General Karl August
von [Cairlowitz (1771 1837) aus der bekannten uiradeligen
Familie, die dem sächsischen Staate, in sechs Jahrhunderten
zahlreiche hohe Militärs und Staatsmänner stellte, gegründet,
Carl August von Carlowltz wurde im, Jahre 1813 vor der
Schlacht bei Leipzig von König Friedrich August I. mit einer
diplomatischen Mission beim Zaren und dem König von
Preußen betraut, in deren Verlauf er wegen der schwankenden
Haltung seines Königs die sächsischen Dienste quittierte und
iifn preußische trat. Er wair später nacheinander Kommandant
von der Bundesfestung Mainz und der Festung Magdeburg. Er
starb 1837 als Gouverneur von Breslau, Carlawitz war ein
Grandseigneur, der seiner Bibliothek eine Pflege angedeihen j
ließ, wie sie in Deutschland in der armen Zeit nach dien Befrei- !
ungskriegen sehr selten war. Die zeitgenössische Literatur ist
meist in höchst geschmackvoll vergoldeten Halbledeirhänden
mit ‘bunten Rückenischildchen gebunden, auf die Deckel hat er
sein (Wappen in Gold schlagen lassen, ein in Frankreich und
England verbreiteter Brauch, dein aber in Deutschland nur
wenige Bibliophile ausübten.
Die Bibliothek enthält neben militärischen Büchern eine
umfangreiche Sammlung alter historisch,er und topographischer
Werke, sowie klassische deutsche und fremde Literatur.
(Eine Shakespeare-Bibliothek in Washington.) Wie die
Zeitschrift des Völkerbundes „Cooperation Ifttellectuelle“
meldet, wird in Washington eine Shakespeare-Bibliothek ,er-
irriichtet. Es wuirdie dies durch eine Stiftung .Henry C. Folgers
aus Newyork, des Verfass eins zahlreicher Monographiein über
Shakespeare, ermöglicht, der der Bibliothek rund 20.000 Bände
Shakespeare-Literatur zum Geschn.k machte.
BILDER.
(Michelangelos Jüngstes Gericht wird restauriert.) Die
große photographische .Aufnahme, die mit vielen Einzelheiten
für Michelangelos Jüngstes Gericht in der Sixtinischen
Kapelle durchgeführt wird, ist nur die Vorbereitung zu einer
Wiederherstellung des Gemäldes. Rauch und Staub haben die
Farben seit Jahrhundertem verdunkelt, und schon seit Leo
den XIII. denkt man an eine Restaurierung. Nun soll sie unter
Oberaufsicht des Generaldirektors Nogara und des Pro -
fessors B i a g e 11 i stattfinden und wird hoffentlich mit dem -
selben Erfolg durclhigieführt, wie hei Raffaels Stanzen-Fresken,
(Ein Menzel aus Hohenzollern-Besitz.) Die Haager Kunst -
handlung Goudstikker, die dieser Tage ihre Frühjahrs-
Ausstiellung mit Werken Remibrandtis, Rubens', Raffaels u a. er -
öffnet«, zeigt auch ein berühmtes Werk Adolf Menzels, die
Begegnung Blüchers mit Wellington bei Belle Alliance. Exkaiser
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Wilhelm, in dessen Privatbesitz sich das Bild befand, hat
es fort,gegeben. Der Katalog Goudstikkers sagt, das Bild komme
aus dem Besitz des preußischen Kronprinzen. Es Ist 1858 zuir
Hochzeit des damaligen Kronprinzen Friedrich Wilhelm
mit der Prinzessin Viktoria von England als Supraporte für
das Kronprinzenpalais Unter den Linden gemalt, und dort hat
es bis zur Staatsumwälzung gehangen.
(Der Diebstahl in der Madrider Nationalbibliothek.) Aus
Berlin wird uns gemeldet: Unsere Kriminalpolizei ist mit dar
Aulklärung das Diebstahles beschäftigt, der im vergangenen
Jahre in Madrid verübt wurde. Aus einem Schreibtisch in
der Abteilung „Beiles artes" der Nationalbibliothek waren zwei
Mappen mit einer großem Zahl wertvoller Radierungen und
Stiche verschwunden. Es hat sich nun ein Kunsthändler aus dem
Westen Berlins bei der Polizei gemeldet und mitgeteilt, daß
ein großer Teil der als gestohlen ausgeschriebenen Werke sich
in seinem Besitz befindet. Dem Kunsthändler waren im Sommer
des vorigen Jahres von einem Manne, der sich Bibliothekar
Antonio Lopez aus Madrid nannte, eine Sammlung kostbarer
Stiche und Radierungen angeboten worden. Er kaufte nach und
nach 250 Stück und überwies an iLopiez mach Madrid als Vor -
schußzahlung 40.000 Mark. In der nächsten Zeit wollte die
Kunsthandlung die Stiche als Sammlung auf den Markt bringen.
Die Kunstblätter halben einen durchschnittlichen Wert von
500 bis 5000 Mark. Es befinden sich darunter 5 7 Radi e-
r ungen von R e m b r a n d t. Von der NationalbibUotihek in
Madrid war nur der Diebstahl von 67 Kunstwerken gemeldet
worden. Woher die anderen Radierungen und Stiche stammen,
und ob der angebliche Antonio Lopez tatsächlich Bibliothekar
ist, das ließ sich bisher noch nicht feststellen.
NUMISMATIK.
(Münzen und Medaillen Maximilians I.) Die Münzenhand -
lung Adolf Heß’ Nachfolger in Frankfurt am Main ver -
steigert am 21. Mai und den folgenden Tagen aus altem öster -
reichischem Adelsihesdtz eine hervorragende Spezialsammlung
von Münzen und Medaillen Maximilians I. Der Katalog, der
diese gewählte Sammlung beschreibt, umfaßt 221 Nummern.
Unter diesen finden wir das älteste Talergepräge vom Jahre
1477, prachtvolle Schaumünzen deutscher und oberitalienischer
Medailleure, darunter Stücke von köstlicher Ausführung und
Wirkung, so zum Beispiel die Münzen und Medaillen mit dem.
Brustbild Marias vor. Burgund und die großen Doppeltaler, die
Maximilian, „den letzten Ritter“, in schwerer Rüstung auf
einem Turnierpferd zeigen. Auch die kleineren Kursmünzen
liefern manches beachtenswerte Stück; hier sind es die Münz -
stätte Hall in Tirol und die niederländischen Ateliers, die sich
durch besonders kunstvolle Durchbildung und Ausführung ihrer
Erz euignis®e hervortun.
(Eine Bildmünze Abrahams a Sancta Clara.) Der Bildhauer
Carl Dietrich in Karlsruhe, der Schöpfer des Karlsruher
Greiifdankmals für die . im Weltkriege gefallenen badischen
Leibgrenadiere, hat eine Gedenk- und Bildmünze Abra -
hams a Sancta Clara geschaffen. Auf der Aversseite ist
in starkem Relief der voluminöse Kopf des kaiserlichen Hof-
predigers portiräthaft berausgearbedtet. Die Inschrift lautet:
,,P. Ahraham a S. Clara 1644—1709." Die Rückseite stellt dein
'feurig-derben, oft fast burlesk aiuftiretenden Mann dar Kapuze
dair, wie er mit dem Gestus: ,,Huy! und Pfuy! der Welt!“ hoch
und niedrig in freimütiger Grobheit den Sittenspiegel der Zeit
Vorhalt, worin sich alle beschauen können. „Eine Predig ist
ein Spiegel, worin ein Mensch ersiehet“, ist der Spruchreihe
über die Predigt im „Judas“ III. S. 8 entnommen.
(Französische Münzen und Medaillen.) Me. M, Car-
p e n t i e r und der Experte M, Etienne B o u r g e y verstei -
gern vom 7. bis 12. Mai im Hotel Drouot in Paris die Münzen -
sammlung des Herrn Paul Di s s a r d, die sich besonders durch
ihren Reichtum an französischen Münzen und Medaillen des
Mittelalters und der Renaissance auszeichnet. Beachtenswert
sind aber auch die Plaketten der Italien. Renaissance.
PHILATELIE.
(Falsche jugoslawische Briefmarken.) Ueiber die Fälschun -
gen der Brüder G j u r ä ,s, von denen schon kurz berichtet
wurde, werden jetzt Einzelheiten bekannt, diie diese Fälschungs-
affäre als eine der größten der letzten Jahre erscheinen lassen.
Die Fälscher hatten Ende des Vorjahres bei einem Wiener
Klischee-Erzeuger 56 Galvanos und 22 Holzschnitte jugoslawi -
scher Marken, beziehungiswelise Aufdrucke, harstellen lassen.
Die Fälschungen -— unter welchen sich s ä m 11 ic h e von
Südslawien ausgegebenen Aufdruckausgaben be -
fanden — wurden in Agram hergestellt', dann von der Frau
eines der Fälscher nach Wien gebracht und hier vertrieben.
SAMMLER - ZEITUNG Nr. 9
Durch den Erfolg ermutigt, begnügten .sich die Fälscher nicht
mehr mit der Nachahmung .dar Marken zu Sanwnleirzwecken,
sondern fertigten auch die kursierenden höheren Dinar-werte
(10, 15, 20 und 30 Dinar) an. Durch Wiener und Agramer
Philatelisten wurden die Fälschungen aufgedeckt und die Brü -
der ,Kornrad und Johann iGjuris verhaftet. Bei der in Agram vor-
genommenen Hausdurchsuchung fand man eine vorzüglich ein -
gerichtete Druckeinrichtung und große Mengen bereits fertiger
Fälschungen. Die gleichzeitig in Wien von Polizeirat Doktor
Kl aus er durchgeführten Erhebungen führten zur Verhaftung
der Frau eines der beiden Fälscher, Frieda Gjuiris, bei der, in
zwei großen Koffern verpackt, riesige Mengen von falschen
Marken gefunden wurden. Auch mit dem Abwaschen der
Stempel vom gebrauchten Marken hatten sich die Fälscher
beschäftigt. Derart hiehandelte (gewaschene) Marken wurden in
Wien allein für mehrere lausend Schilling Nennwert beschlag -
nahmt. Die Fälschungen sind zum Teil sehr gut gelungen.
(Neue Flugpostmarken in Oesterreich.) Um den Gebühren
und Flugzeugzuschlägen besser zu entsprechen, wird die Flug -
postserie um .drei Werte, und zwar 20, 25 und 80 g, ergänzt.
Die Marken werden im Muster der gültigen Flugpostmarken
gehalten sein. Ueiber die Farbe ist noch keine Bestimmung ge -
troffen worden. Die Ausgabe dürfte im Laufe des Sommers er -
folgen. Gleichzeitig wird auch eine neue Marke zu 50 g
für den, gewöhnlichen Postbedarf ausigegeiben werden.
VERSCHIEDENES.
(Sonderausstellung Otto Herbig.) Das Graphische Kabinett
in München (Leitung: Günther Franke) eröffnete eine
Somdeiraiusistellung für Otto .Herbig. Es werden neue Pastelle
und Handizeichnungen des Künstlers aus Kärnten und dem Um -
kreis von Rom gezeigt. Herbig, der aus der iRihön .stammt, weilt
seit einiger Zeit als Gast der Deutschen Akademie in Rom und
erhielt soeben .einen der Hauptpreise durch die Albrecht Dürer -
stiftung in. .Nürnberg.
(Die goldene Feder von Locarno verschwunden.) Wie aus
Paris gemeldet wird, ist der Goldfederlhalter, der seinerzeit
bei der Unterzeichnung der Locarno-Abkommen verwendet
und von der Stadt Locarno der lim Februar 1930 im Haag ver -
anstalteten großen Friedensausstellung geliehen worden war,
spurlos verschwunden. Man befürchtet, daß diie Feder gestohlen
worden oder hei der Rückbeförderung vom Haag nach Locarno
in Verlust geraten sei.
(Einstein- und Planck-Ausstellung in Lissabon.) Die Na -
tionalbibliothek in Lissabo'n veranstaltete eine internat,
Ausstellung der Werke über die neueste Entwicklung der
theoretischen Physik. Der deutschen Forschung, Vertretern durch
Einsteins Relativitätstheorie, der Planckschen Quantentheorie,
die physikalischen Werke von A. Haas, M. v. Laue, H. Weyl
und vielen anderen wurde besonders große Beachtung ge -
schenkt. Die Nationalbilbliotlhek hatte daher den Böinsentveireiin
der Deutschen Buchhändler in Leipzig gebeten, die Zusammen -
stellung des einschlägigen, deutschen Schrifttums zu über -
nehmen. Dieser Aufgabe hat .sich der Börseniveirem mit Unter -
stützung der Deutschen Bücherei in Leipzig und des Professors
Heisenberg, Direktor des Leipziger Universitätsumstiituts
für (theoretische Physik, mit besonderer Sorgfalt unterzogen
(und durch eine Sammlung von vielen Hunderten von Schriften
die Entwicklung und den gegenwärtigen Stand der Forschung
darzustellen gesucht. Diese Literatur ,steht im .Mittelpunkt der
Ausstellung, und um säe herum gruppiert sich d,a.s Schrifttum
über die Gestaltung des Weltbildes auf Grund der Relativitäts-
tbeorie, über Atomforschung, Quantenchemie und Aistrophysik;
snan sieht 'daraus, welche Auswirkungen die Forschungen
Plancks und Einsteins gehabt haben.
(Verbrannte Kunstschätze.) Aus Panis wird uns be -
richtet: In der Wohnung des bekannten Multimillionärs Siir
Basil Zaharoff i,s.t ein B.rand ausgebrochen, dem dessen
mehrtausendbändige Bibliothek, sowie zahlreiche
K u n s tig e g>a n >s t ä n d e von unschätzbarem Werte zum
Opfer fielen.
(Dichter- und Musikermaler-Ausstellung in Schaffhausen.)
Der Kunisfvieriein Schaffhausen, dessen große Tobias iStimmar-
Ausistellung dm Jahre 1926 weit über die Landes grenzen hinaus
Interesse erregte, ist zur Zeit mit der Vorbereitung einer um -
fassenden Dichter- und Musikermaleir-Ausstellung beschäftigt.
Die Ausstellung wird mit Goethe beginnen und bis in die
Gegenwart reichen.. Die Ausstellung wird! nicht nur in künst -
lerischer, sondern auch in dokumentarischer Hinsicht wertvoll
und aufschlußreich sein.
(Ein 5000 Jahre altes Schachbrett.) Nach einer Meldung
aus Kairo hat der ägyptische Forscher Selim H a s s a n in der
Nähe der Kaaropyramide in einem Grab eine auf v eben erregende
Nr. 9
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Seite 105
greifen. Der Generalsekretär wurde beauftragt, im Einver -
nehmen mit S4ad.tr at Ernst M a y, dem Leiter des Frankfurter
Hochbauiwesems, ein Arbeitsprogramm aufzustellen und die
Sammlung des Materials 'in die Wege zu leiten.
(Fürstbischof Galey und seine Zeit.) Im Landesmuseum in
Münster wurde eine Sondaraiusstellung zur Erinnerung an
den Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen (1650 bis
1678) und-seine Zeit eröffnet. Der Bischof hat in der Geschichte
der Stadt und dies Bistums Münster sowie auch in der Staaten -
ge schichte seiner Zeit eine große Rolle gespielt. Die Ausstel -
lungsgegenstände sind kergeldiahen von dem Erbkämmerer
Grafen Galen zu Assen und anderen Mitgliedern der Galen-
sehen u. a. adeligen Familien, vom Domkapitel und dem
Bischöflichen Generalvikariat, von der Stadt Münster, von den
Direktionen des Staatsarchivs in Münster und des Historischen
Museums in Dresden und von den Pfarrkirchen in Frecken -
horst, Rhede (in Emsland) und Telate.
(2000 Miniaturgeschütze.) Nachdem erst vor kurzem in
Panis eine Ausstellung von Bleisoldaten stattgefunden hat,
wird jetzt vom Armeemuseum eine einzigartige Sammlung
von Wiedergaben aller möglichen G,e is c h ü t z f o r m e n in
kleinem Maßstab gezeigt. Die Sammlung, -die in vielen Jahren
izuisammengehracht worden ist, umfaßt 2000 Geschützformen,
die von den Franzosen im Laufe der Jahrhunderte benutzt
wurden, und reicht von den Katapulten der Gallier bis zu den
Kanonen des 19. Jahrhunderts. Jedes Stück ist die genaue
Wiedergabe eines Originals im Verhältnis 1 zu 6. Die modern -
sten Geschütze fehlen, da es sich als unmöglich erwies, dien
außerordentlich feinen Mechanismus in einem so kleinen Maß-
sitlaib genau wiiederzugeben.
(Der Geldwert der Louvre-Schätze.) Im „Berliner Tgbl.“
(siehe 1. Beiblatt der Nummer 86 vom 20. Februar) plaudert
der Direktor des Louvre, Herr Henri Verne über die Schätze
des ihm anvertrauten Instituts: „Der Inhalt des Louvre", sagt
er da, „stellt selbstverständlich ein gewaltiges Vermögen dar.
Es hat an sich keinen Sinn, den Geldwert abzuschätzen, da
der Inhalt des Louvres unverkäuflich ist. Immerhin würde er
weit üb er 25 Milliarden Francs ausmachen. Unter den
3500 Hauptgemälden läßt sich leicht eine ganze Reihe aus -
suchen, von denen jedes Stück allein ein Vermögen darstellt,“
Entdeckung gemacht. In einer Grabstätte, die aus -deir Zeit von
ungefähr 5000 voir Christi Geburt 'stammt, wurden interessante
und aufschlußreiche Statuen gefunden. Am bedeutunigisvollsten
ist albeir die Auffindung eines Schachbrettes. Damit ist
der alte Streit darüber entis-chie-den, ob das Schachspiel aus
Peirsien oder China stamme. Die Erfindung des Schachspieles
ist also auf (die alten Aegypter zuirückzufübren,
MUSEEN.
(Modernisierung des Ferdinandeums.) Ans Innsbruck
wird uns berichtet: Die Neuordnung des Museums Ferdi -
nandeum schreitet rüstig fort. Gegenwärtilg werden im An -
schluß an die Neueinrichtung -des Korridors und dieir gotischen
Zimmer des ersten Stockwerkes weiter» drei Säle vollständig
neu geordnet. Der Saal der volkskundlichen. Sammlungen, der
geographische Saal, in dem u, a. -die großen Globen und Karten
von Peter An ich und Blasius Hu ab.er verwahrt wurden,
und der patriotische Saal, dar die Erinnerungen an 'die Tiroler
Freiheitskämpfe von 1809, 1848 und 1866 enthält, werden von
manchem Ballast befreit und -die Sammlungen nach modernen
Gesichtspunkten auf gestellt werden. Im Mittelpunkt der vater -
ländischen Ehrenhalle werden die persönlichen Erinnerungen
an Andreas Hofei stehen; in der letzten Zeit hat das Museum
eine wertvolle Neuerwerbung für diesen Saal gemacht, eine
Marmorbüste Andreas Hofers, die der Schöpfer des Hofer -
denkmals am Berge Isel, Heinrich N alter, als Studie zu dem
großen Denkmal vor 40 Jahren angefertäigt hat. Die beiden
anderen Säle werden gegenwärtig — zum erstenmal seit
40 Jahren — neu getüncht. Die Aufstellung der volkskundlichen
Sammlungen wird dadurch erleichtert werden, daß ein Teil an
das Vo 1 kskumstmus»um abgegeben wird, und zwar im Tausch
gegen plastische Kunstwerke älterer Zeit, die 'besser in den
Rahmen, des Ferdinandeums passten. Die Neuordnung dieser
Abteilungen erfolgt unter der Leitung des Fachdinektoirs Hans
Hörtnagl, dem Dr. Vinzenz Oberhammer tatkräftig zur
Seite steht. Die vollständige Neueinrichtung der drei Säle
dürfte bis zum Beginn der Fremdensaispn beendet sein.
(Internationales Wohnungs- und Baumuseum.) Der Vor -
stand 'des Internationalen Verbandes für Wohnungswesen hat
beschlossen, die Initiative zur Gründung eines internationalen
Wohnungs- und Baumuseums in Frankfurt a., M. zu er-
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 9
Seile 106
Direktor Verne erzählt hierauf von dem Diebstahl der „Gio-
eonda" (Mona Lisa) und den Vorkehrungen, die seitdem getrof -
fen wurden, um ähnlichen Ueberraschungen vorzubeugen und
fährt dann fort: „Der Louvre hat noch einige andere Gemälde,
die nahezu ebenso wertvoll sind wie die Gioconda, wenn sie
auch weniger berühmt sind, zum Beispiel Rembrandts
„Spitzenmacher" und einige Arbeiten von Van Delft, die
ungeheure Preise erzielen würdep, wenn man sie auf einer
Auktion verkaufen würde. Der „Spitzenmacher" wurde vor
vielen Jahren von einem meiner Vorgänger für 15.000 hrancis
gekauft. Ein anderes Rembrandt-Bild aus der gleichen Schal-
fensperiode deis Meisters erzielte seinerzeit .fünf Millionen
Francs; unser Kauf war also offenbar ein recht gutes Geschäft.
Die große Masse unserer Schätze setzt sich dagegen aus den
königlichen Sammlungen zusammen, die nach der Revolution
staatliches Eigentum wurden. Später gelangten auch viele Pri -
vatsammlungen in unseren Besitz. Gewöhnlich will der Privat -
sammler verhindern, daß seine Kunstschätze nach seinem Tode
in alle Winde zerstreut werden; er hinterläßt sie daher dem
Louvre oder irgend einem anderen Museum. Zuweilen erben
wir auch ein einzelnes Bild. Ein sehr wertvolles, ein Porträt
des Kardinals Mazarin, das wir lange Zeit vergeblich in unsern
Bevsitz zu bringen suchten, erhielten wir von dem amerikani -
schen Sammler Walter Nortland. Selbst können wir nur
selten etwas kaufen, da wir jährlich nur drei Millionen Francs
zur Verfügung haben, was angesichts der hohen Verwaltungs -
kosten sehr wenig ist. Natürlich wird uns jeden Tag etwas
angeboten. Mein Warteraum ist stets voll von alten Leuten,
die in ihrer Wohnung irgendein altes Erbstück entdeckt haben
und es uns in der Hoffnung bringen, daß es sich als irgend
etwas Einzigartiges und Wertvolles herausstellt. Fast stets
müssen wir ihnen sagen, daß ihre Kostbarkeit keine 50 Francs
wert ist, und daß sie sie selbst für diese kleine Summe wohl
kaum loswerden können.“
(Ein Museum des Aberglaubens,) Kopenhagen hat ein
neues Museum erhalten, das wertvolle Sammlungen aus der
Geschichte der Medizin erhält. Die ausgestellten Stücke stam -
men zum Teil aus den ältesten Irrenhäusern Dänemarks. Es
ist eine unheimliche Schau von Zwangsjacken, Zwangsstühflen,
Lederriemen und anderen Instrumenten, mit denen man früher
die Geisteskranken quälte. Ein Saal veranschaulicht den
Aberglauben in der Voillksheilkiunde. Dort sieht man Wild -
schweins- und Fuchszähne, mit denen man früher Cholera
und Pest beschwor. Ein Schweinskopf in silberner Fassung
„half" gegen Haarausfall. Bärentatzen galten als Mittel gegen
Rheumatismus, während ein mit geheimnisvollen Inschriften
versehenes Kreuz, ein sogen, Voltakreuz, seinen Träger Schutz
vor allen Krankheiten versprach. Unheimlich mutet die Tracht
der Pestärzte an: roter Mantel, roter Hut, eine Gesichtsmaske
mit langem, vogelartigem Schnabel in blauer Farbe. Sehens -
wert ist auch eine Ausstellung von alten Mikroskopen, deren
Wert nicht in ihren Gläsern, sondern in der schmucikvollen
Ausstattung der Röhre bestand. Die Kinderjahre der Apotheke
werden in einem Laboratorium veranschaulicht. In fahlem
Lichte schimmern Oeifen, Retorten, Kolben, die an das Stu -
dierzimmer eines mittelalterlichen Alchimisten erinnern. Es
gibt ferner die Giftmasken, die bei der Bereitung von giftigen
Medikamenten getragen wurden, Köpfe .mit grinsenden Fratzen.
VOM KUNSTMARKT.
(52,500 Pfund für einen Rembrandt.) Aus London wird
uns gemeldet: Das Bildnis „Junge Frau mit dem Fächer“, bis -
her im Besitze Lord Leconf ields, ist um den Preis von
52,500 Pfund (1,780.000 S) von Mns. Francis Neilson, der
Gattin des ehemaligen Umterhausmitgliedes und Direktors' der
Covernd Garden Royal Opera, gekauft worden.
(Versteigerung einer herrschaftlichen Wohnung.) Das
Kunstauktionshaus Albert Kende in Wien versteigert vom
6. bis 8. Mai im Hause Wien IV., Theresianumgasse 6, das In -
ventar der im Mezzanin gelegenen Herrschaftswohnung, das
auch für Sammler von Interesse ist. Neben den kostbaren mo -
dernen Einrichtungsstücken begegnen wir hier Möbeln aus der
Maria Theresia-Zeit, Bronzegirandolen aus dem Anfang des 19.
Jahrhunderts, Altwiener Porzellan etc. Besondere Beachtung
verdienen die Bilder. Da finden wir ein prachtvolles Juden -
bild von Isidor Kaufmann (Rabbiner mit Pelzmütze);
Waldmüller ist mit einem Porträt eines Herrn Wolfgang
Wieser vertreten. Von P. Fendi ist ein Aquarell „Spielendes
Kind", von Nigg eines seiner reizenden Blumenstilleben
vorhanden. Romako scheint mit einem Herrenbildnis,
Schödl mit einem Stilleben (Cloisonnekanne und Cloisonne-
schüssel, Perlmutterkasten und Goldstickerei) auf. Von Ma -
kart und Gustav Klimt sind interessante Bleistiftzeichnun -
gen da, von alten Meistern nennen wir Daniel S e g h e r s
(Blumenkranz um das Reliefporträt Rubens), Aart van An tum
(Stürmische Marine mit Segler), Gillis van Tilburg (Vor -
nehme Kinder mit Ponny und Ziege im Park spielend), R a e -
burn (Bildnis eines englischen Aristokraten) u. a. V e-
lasquez ist mit der gesuchten Folge der Ansichten und
Pläne der Stadt Wien und ihrer Vorstädte vertreten.
(Gemälde alter Meister.) Bei der am 15. April erfolgten
Versteigerung der Gemälde alter Meister aus westdeutschem
und ausländischem Besitz durch Math. Lempertz in
Köln, wurden folgende Preise {in Mark) erzielt:
3 Manier des A1 b a n i, Adam und Eva unter dem
Baume der Erkenntnis 140
12 B e 11 o 11 i, Der Trinker 300
14 Berchem, Zwei zankende Kinder 320
15 Derselbe, Hirt mit Esel 220
18 B o c c h i, Der Sieg der Zwerge 370
19 B o g a e r t, Kneipeninneres 160
22 Jan Brueghel I„ Waldlandschaft mit Figuren . . 550
24 Nach Adriaen B r o u w e r, Singender Bauer, einen
Krug hochhaltend 56
29 Cimabue zugeschr., Episoden aus der Christologie 175
29a C o d d e, Die Kartenlegerin 400
30 A I o o s t, Triptychon 500
34 van C r o o s, Holländische Kanallandschaft 400
35 Schule Lucas Cranachs d. Ae., Bildnis Luthers . 1400
37 Cornelis Decker, Kleine Landschaft mit Bauern -
gehöft 450
38a Deutsch, Mitte 18. J„ Zwei reich staffierte Land -
schaften 210
39 D e n n e r, Bildnis einer alten Frau 660
40 Art des Denner, Zwei Bildnisse als Gegenstücke . . 100
43 Diepraam, Damenbildnis 620
53 Düsseldorfer Maler um 1800, Ruhe auf der Flucht . . 75
54 Art des van E s, Stilleben (Trauben, Pflaumen) . . 185
55 Allart van Everdingen, Große bewaldete Land -
schaft 620
63 Familie Francken, Anbetung der Könige .... 220
67 Französisch, um 1800, Mädchenkopf 75
70 Jan F y t, Hunde bei der Jagdbeute 1450
72 Barent G a e 1, Baumreiche Landschaft mit Personen 450
73 Ders,, Reiter vor der Schenke 660
75 van G o i j e n, Kleine Landschaft 1350
76 G o r t z i u s, Damenbildnis als Diana 500
79 Jan Hackaert, Flußdurchzogene Landschaft . . . 230
81 Härmen Hals, Beim Zahnreißer 1450
83 Willem Klaasz Heda, Stilleben 1150
85 Corn. de H e e m, Großes Stilleben 1050
87 Jan Davidsz de H e e m, Stilleben 8000
91 Egbert van Heemskerk, Maskierte Männer . . . 130
94 Holland., 17. Jahrh., Flußdurchzogene Landschait . . 200
99 Holland., um 1800, Blumenstilleben 720
104 Ital. Meister des 18. Jahrh., Saturnalienfeier .... 190
107 Klomp, Große Landschaft mit Herdenvieh 150
109 Andries K o e t s, Stilleben 610
110 Salomon Köninck, Lebensgroßes Bildnis eines Ge -
lehrten 580
116 Jan Lingelbach. Levantinisches Strandbild . . . 140
117 Charles van L o o, Herr und Dame, Gegenstücke . . 225
124 Joh. Ulrich M a i r. Der Geizhals 200
126 M a y n a, Junge Frau, weinend 35
127 Mich au, Italien, Landschaft 150
129 Jan Miel, Rastende Bauern in italien. Landschaft . 660
132 Jan Mienze M o 1 e n a e r, Bauerninterieur 1050
133 Pieter M o 1 y n, Winterlandschaft mit Staffage . . 510
134 Hendrik M o m m e r s, Große italien, Landschaft
mit Hirtenfamilie 1200
134a Ders., Der Besuch der Engel bei Abraham 260
141 Const. Netscher, Dame bei der Toilette 60
144 Niederl., Ende des 16. J., Herrenbildnis 80
148 Adriaen van O s t a d e, Bauerninterieur 1950
149 Schule A. van Ostade, Interieur 85
152 Pesne zugeschr,. Damenbildnis 160
(Schluß folgt.)
(Versteigerung bei Lempertz in Köln.) Bei Math. Lem -
pertz in Köln werden am 20. Mai neuzeitliche Gemälde aus
zwei geschlossenen Privatsammlungen versteigert, denen Bei -
träge aus rheinischem und süddeutschem Besitz angegliedert
sind. iE® handelt sich in der Hauptsache' um bedeutendere
Werke .deutscher Maler aus dien letzten Jahrzehnten des
19. Jahrhunderts und vom Anfänge des zwanzigsten, fast durch -
wegs ausgesuchte Qualitäten, die das Schaffen der betreffenden
Künstler würdig vertreten. Neben .solchen Hauptwerken finden
sich auch eine Reihe kleinerer intimer Allheiten, 'entstanden
an besinnlichen Schalttagen, jedenfalls ursprünglich nicht für
den Markt bestimmt, an feiner Künistleirschaft und inneren
Wert aber manchem Hauptwerk mindestens ebenbürtig. Im
Nachstehenden nennen wir einige der .in den Sammlungen (oft
mit mehreren Werken) vertretenen Malernamen: J. Sperl,
E. Z immer mann, F. von Lenlbach, E. von Grüt'zner, Ange Fran -
cois, V. St. Lerche, B. C. Koekkoek, A. und O, Achenbach,
Nr. 9
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Seite 107
Autographen
Versteigerung
am 12. und 13. Mai 1930
J. A. Stargardt
Berlin W. 35, Lützowstraße 47
^ =============== ^
G. v. Bochmainn, Karl Becker, J. iE. Gaüsser, G. v. Max,
L, Munthe, Chir. Kröner, C. Jutz, J, P. Hasenclsveir, Cbr. Mali,
Casp. Scheuren, C. F. Leasing, Jules Dupre, Baslien-Lepage,
F. Bazille, G. Pieron.
AUSSTELLUNGEN.
Baden-Baden. Ausstellungsgebäude. Kunstaus -
stellung 19J0.
Breslau. K u n s t h a 1 1 e. Frühjahrsausstellung des Künst -
lerbundes Schlesiens.
Dresden. Sächsischer Kunstverein. Ernst Bar -
lach, P. A, Bidkstiegel u. a.
Frankfurt a. M. Galerie Trittler, Nikolaus Farkashazi.
Köln. Becker & Neu mann. Paul Klee, Aquarelle.
Leipzig. P. H. Beyer & Sohn. Moderne französische
Graphik.
London. P, & D, C o 1 n a g h i. Hester Trood.
— M. Knoedler& Co. Paul Maze,
— Arthur Tooth & Sons Ltd, Moderne französ,
Meister.
New York. Ackermann-Galleries. Graphik und
Zeichnungen amerikanischer und englischer Meister.
— Van Diemen-Galleries. Alte Meister.
— Kleinberger-Galleries. Alte Meister.
Paris, Galerie Bernheim Jeune. Moderne Gemälde.
— Galerie Durand-Ruel. .Morin — Jean.
— Marcel G u i o t, Graphik Raphael Schwarlz.
— Galerie W a t e 1 i n, Gemälde der franz. Schule des
19. Jahrh,
Stettin, Stadtmuseum. Kinderzeichnungen.
Ulm. Museum. Carl Hofer.
Wiesbaden. Nassauischer Kunstverein. 30 deutsche
Künstler unserer Zeit.
Zürich. Galerie Tanner. Franz. Impressionisten, Utrillo,
alte Meister.
AUKTIONEN.
1. Mai. Berlin. Martin Breslauer. Bibliothek Eduard
G r i s e b a c h. (3. Tag.)
1. Mai. Köln. Math. Lempertz. Altes Kunstgewerbe.
Antike Möbel. Ostasiatische Kunst. Aus deutschem und aus -
ländischem Besitz.
2, Mai. London. C h r i s t i e. Alte Gemälde.
2. Mai. London. S o t h e b y. Porzellane.
2. und 3. Mai. Köln. Math, Lempertz. Ostasiatische
Kunst.
2. und 3. Mai. .Berlin. Continental. Wohnungsein -
richtung, Kurfürstenstr. 75.
2. und 3. Mai. Wien. Dorotheum (Bücherabteilung).
Literatur, Kunst, alte Bücher.
5. Mai. Paris. Hotel Drouo i (B e 11 i e r - A d j o u b e 1).
Teppiche des 16.—17. Jahrh,
6. Mai. London, Puttick & Simpson. Briefmarken.
6. und 7. Mai. Frankfurt a. M. H. H a h n. Ostasialica.
6.—8. Mai, Wien. Albert K e n d e. Herrschaftswohnung,
Wien, IV., Theresianumgasse 6, Mezz., Tür 3.
6. bis 8. Mai. Leipzig. C. G, Boerne r. Kupferstich-
Dubletten aus der Eremitage und anderer staatlicher Museen
der Sowjet-Union.
6, und 7. Mai. Berlin. Rud. L e p k e. Mobiliar, Kunst-
gewerbe, Bücher.
6. bis 10. Mai. Frankfurt a. M, Adolph E. C a h n.
Münzen der Antike und der Neuzeit,
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Auktionshaus ALBERT 'KENDE
Wien 1, Kärntnerstraße 4 — Tel, R-26-3-78
Dienstag, den 6., bis einschl. Donnerstag, den
8. Mai 1930, ab 3 Uhr nachmittags
wegen Auflösung des Haushaltes
freiwillige Weigerung
des kompletten Inventars der vornehmen
Herrschaftswohnung
Wien IV, Theresianumgasse 6,
Mezzanin, Tiir 3 — Telephon U-45-2-42
Bibliothek, 2 Salons, Speisesaal, Musiksalon,
2 Schlafzimmer,3Gastzimmeru.div.Nebenräume.
Antikes und modernes Kunstmobiliar, Luster, Uhren,
Bronzen, Skulpturen. Porzellan, Glas, Dosen, Silber,
Chinasilber, 1 Bechstein-Flügel, 1 flandrischer
Gobelin, Perserteppiche, Textilien, Nippes und
Dekorationsgegenstände, Pelze, Hausrat usw.
Gemälde alter und neuerer Meister, Aquarelle,
Miniaturen, Kupferstiche und Bücher.
Freie Besichtigung
in der Wohnung, Wien IV, Theresianumgasse 6,
Mezzanin, Tür 3, Freitag, den 2„bis einschl. Montag,
den 5. Mai 1930, täglich von 10 bis 6 Uhr.
Freiwillige Versteigerung
dortselbst: Dienstag, den 6., bis einschließlich
Donnerstag, den 8. Mai 1930, ab 3 Uhr nachmittags.
Illustrierter Katalog und Auskünfte in der Wohnung und beüi
Auktionsleiter Albert Kende, Wien I, Kärntnerstr, 4. Tel. R-2E-3-78
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7. Mai. London. Puttick & Simpson. Bücher und
Manuskripte.
7. Mai. London. C h r i s t i e. Altes englisches Silber.
7. bis 12. Mai. Paris, Hotel D r o u o t. (Mme. M. Car-
p e n t i e r und M. Etienne B o u r g e y.) Münzensammlung
Paul D i s s a r d.
8. Mai. London, C h r i s t i e. Französ. Mobiliar.
9. Mai. London, Puttick & Simpson. Graphik
und Farbstiche.
9. bis 10, Mai, Leipzig, C. G, B o e r n e r. Alte Hand -
zeichnungen aus den Sammlungen Geheimrats Ehlers-Göttin -
gen und Dr, Gaa-Mannheim.
12.' Mai. London. H. P. H a r m e r. Franz. Briefmarken.
12. Mai. Berlin, C. G. Boerner und Paul Graupe.
Wiener Sammlung. I. Teil: Alte Handzeichnungen.
12. Mai. Hamburg. Commeter. Alte und moderne
Graphik.
12. Mai. Berlin, Hermann Ball und Paul Grau p e.
Wiener Sammlung. II. Teil. Alte Gemälde, Skulpturen und
Miniaturen.
12. und 13. Mai, Berlin. J. A. Stargardt. Auto -
graphen.
12. und 13. Mai. Wien. C. J. W a w r a. Nachlaßsamm -
lung Joseph von F 1 e s c h. Miniaturen, Dosen, Wächsbossie-
rungen, Gemälde alter und moderner Meister, sowie verschie -
dene Kunstgegenstände.
13. Mai, Berlin, Rud. L e p k e. Gemälde neuerer Meister,
14. Mai. Heidelberg. Ernst Carlebach. Bücher.
16. und 17. Mai, Berlin. Max Perl. Graphik des 15.
bis 20. Jahrh.
19. Mai u, f. T, Wien. J, Fischer. Antiquitäten.
20. Mai. Köln. Math. Lempertz. Gemälde neuzeitli -
cher Meister.
20. und 21, Mai. Berlin. Leo Liepmannssohn.
Autographen von Musikern, Schriftstellern, Gelehrten, Natur -
forschern, bildenden Künstlern, historischen Persönlichkeiten
(über 700 Nummern).
21. Mai u. f. T. Frankfurt a. M. F. Ad. Heß Nachf.
Münzen und Medaillen Maximilians I.
27. Mai. Frankfurt a, M. Hugo H e 1 b i n g. Nachlaß Ri -
chard Seligsohn. China, holländ. Gemälde, Holzplastiken,
Seite 108
INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG
Nr. 9
28. Mai. Frankfurt a. M. Hugo H e 1 b i n g. Sammlung
Sanitätsrat Dr. J. H. (Frankfurt a. M.) und aus Sammlung Sa -
nitätsrat Dr. 0. G. (Frankfurt a. M,). Moderne Gemälde, Fay -
encen, Zinn, Glas.
Juni, München. Galerie H e l b i n g, Nachlaßsammlung
Eduard von Grützners. Ostasiatisches Kunstgewerbe, goti -
sches Mobiliar, Möbel der Renaissance, Keramiken, Silber -
und Metallarbeiten, Textilien, frühe Glasgemälde, altdeutsche
Bilder und Skulpturen,
2. bis 4, Juni. Wien. Dorotheum. 403. Kunslauktion.
Gemälde, Stiche, Gläser.
18. Juni. Mailand. Ulrico H o e p 1 i. Manuskripte, In -
kunabeln.
Ende Juni. Frankfurt a. M. Hugo H e 1 b i n g. Nachlaß
Frau Jacob; H. Weiller (Frankfurt a, M.). Mittelalterliche
Skulpturen. Alte und moderne Gemälde. Antike Möbel und
antikes Kunstgewerbe.
LITERATUR.
(Wilhelm von Bode „Mein Leben", 1. Band), 205 Seiten und
16 Kunstdrucktafeln. In Halbleder gebunden RM 10.—. Sub-
skriptkmisipr'eiis für Band 1 und 2 zusammen (nur bei gleich -
zeitiger Bestellung und Zahlung) bis 15. Mai 1930 in Halbleder
RM 18.—. Verlag Hermann Reckendorf G, m, b. H.,
Berlin SW. 48, Rackendorfhaus.
Es war dar Wunsch Wilhelm von Bo des, das ehemaligen
Generaldirektors der Staatlichen Museen, daß die umfang -
reichen Lebenserinnerungen, die er geschrieben hatte, erst nach
seinem Tode veröffentlicht würden. Im Eimivieinsitäniinis mit
seinen Erben kann daher jetzt die Herausgabe dieser ungemein
inte-ries,sanken, vielseitigen und nicht selten rücksichtslos offen -
herzigen Auszeichnungen erfolgen. Gleich der soeben ;im Verlag
Hermann Reckendorf G. m. lb. H., Berlin SW. 48, er -
schienene ernste Band gibt einen überraschenden Einblick in das
reiche Leben dieses genialen Mannes, dieir beruflich und: gesell -
schaftlich mit bedeutenden Künstlerin und iKunsitigelehrten,
Museumsleitern und Privatsammlern, Kunsthändlern und inter -
nationalen Agenten, Fürstlichkeiten, Ministern und anderen
hochgestellten Persönlichkeiten aus aller Welt in Berührung
kommt. Die produktive Kraft jBodas bewährt sich darin, daß
er alle Menschen, denen er begegnet, dem einen Ziel dienstbar
macht, da:s er frühzeitig erkannte und. dem er sein Leben wid -
mete: dem Aufbau und Ausbau der Berliner Museen.. Wir sehen
Bode ständig auf der Jagd nach den in Europa verstreuten
Kunstschätzen der Vergangenheit, sehen, wie ®r verborgenen
und verloren gegangenen Werken nachspürt, öffentliche und
private Mittel zum Ankauf flüssig macht, kurz, wie er uner -
müdlich biastrebt ist, ,Material beiribedzuischaMen und aus der
Fülle des Erfaßten das Beste für seine Museen auszusuchen.
Es kommt dabei nicht .selten zu heftigen Kämpfen, zu drama -
tischen Szenen, zu bitteren Verzichten und schicksalshaften
Entscheidungen. Abgründe von Intrigen öffnen, sich, und die
Mitmenschen, besonders die Kollegen und Vorgesetzten, zeigen
sich von einer nicht gerade vorteilhaften Seite. Dies alles
schildert Bode mit jener überzeugenden Sachlichkeit, die seine
wissenschaftlichen Arbeiten auszeichnet, und doch spürt man
hinter diesem Rechenschaftsbericht seines Lebens dien unbeug -
samen Willen und das von allen künstlerischen Leidenschaften
erglühende Herz einer genialen Persönlichkeit. iMan empfängt
eine lebensvolle Darstellung von den Mühen, von der forschen -
den Arbeit und von den mutigen Abenteuern, die dazu gehört
haben, um aus Berlin eine dar großen iMuiseumsistädte der
Welt zu machen: man erlebt einen wichtigen Abschnitt
■deutscher Kultur- und Kunstgeschichte. Bodes Memoiren sind
für das Kunstlsben eine .ebenso bedeutsame und aufschlußreiche
Veröffentlichung, wie Bismarcks „Gedanken und Erinnerungen''
für die Politik,
NEUE KATALOGE.
Math, L e m p e r t z’ Buchhandlung und Antiquariat in
Bonn a, Rh., Antiqu. Kat. 296. Romanische Sprachen und Li -
teraturen, darunter die Bibliothek des verstorbenen Universi -
tätsprofessors Dr. Leo Wiek, Münster i. W. (2791 Nummern
mit Preisen in Mark.)
H. Gilhofer & H, Ranschburg, Luzern, Kat. 22,
Kupferstiche, Radierungen und Holzschnitte alter Meister des
15.—17, Jahrh. (456 Nummern mit Preisen in Schweizer Francs)
darunter das Hundertguldenblatt von Rembrandt in einem
prachtvollen Abdruck von samtartigem Ton im zweiten
Zustand vor der Ueberarbeitung durch Baillie und wunder -
volle Abdrucke von Dürers »Madonna an der Mauer«, dem
hl, Hubertus (Eustachius) u. a.
Henry Seligmann, Hannover. Jubiläumskatalog aus
Anlaß des 25jährigen Bestandes der Firma. In einem Vorwort
würdigt Georg Pfanneberg das Wirken Seligmanns, der
sich nicht nur als Münzenhändler und Auktionator, sondern
auch als Medaillenverleger betätigt. So stammen mehrere bei
9NaW=6ieWer
^Intiquitöten s ^Moftifcn
SReftaurierung
asten
XVIII. ©üljringerfttafje 99
hb Telefon 91=29=1=57 hm
3m Sommer:
©ab 3fci)t r l 3XE)orrtgaffe 1
■Telefon 53 ■"
Kunsthandlung Artaria & Co.
Gegründet 1770 Wien I, Kohlmarkt 9 Gegründet 177C [I
Gemälde, Zeichnungen, Miniaturen, alte Stiche,
moderne Graphik
! KUNSTAUKTIONEN !
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Fiala unter Nr, 5928 bis 5931 beschriebene Medaillen auf den
Tod des Prinzen Georg Wilhelm zu Braunschweig-Lüneburg
(1912) und die aus Anlaß des 75jährigen Jubiläums des Hof -
theaters in Hannover erschienenen Medaillen mit dem Porträt
des Königs Ernst August und der Ansicht des Theaters aus
Seligmanns Verlag. Der Katalog selbst verzeichnet über 1000
Nummern (Nr, 3265 bis 4272) mit Preisen in Mark.
Gilhofer & Ranschburg, Wien I. Kat. 223. Alma-
nache, Taschenbücher, Kalender, Stammbücher (1446 Nummern
mit Preisen in Schweizer Franken). — Ein prachtvoll ausge -
statteter Katalog, in dem das reiche Material in übersicht -
licher Weise nach Städten geordnet ist. Wir finden u, a.
ein vollständiges Exemplar des Kalenders auf die Jahre 1489
bis 1530 von Joh. Regiomantanus, Augsburg, Erhard
Ratdolt, 1489 (Preis 1500 Fr,), von Philipp Melhof er ist die
Laßtafel da, die 1543 bei Philipp Ulhart in Augsburg
gedruckt wurde. Es ist dies einer der seltensten und frühesten
Taschenkalender, medizinische Ratschläge und Anweisungen
enthaltend. Ueber den Verfasser dieses merkwürdigen Alma-
nachs ist fast nichts bekannt. Er veröffentlichte 1525 bei Ul -
hart zwei aufrührerische Traktate und von seinen weiteren
Schriften kennt Schottenloher nur einen Almanach füi
1536, Die Laßtafel ist ihm unbekannt geblieben. In einer außer -
gewöhnlich seltenen Vollständigkeit sind die Gothaischen
Hofkalender vorhanden. Von 1775 bis 1911 fehlt kein
Band, der Jahrgang 1808 ist sogar in zwei Ausgaben da, in
der konfiszierten und der später erschienen, nicht konfiszier -
ten, Von Schillers „Horen“ finden wir die Jahrgänge von
1795, 1796 und 1797. Wien ist u. a. mit einer Sammlung von
68 Postbücheln (1835 bis 1902) vertreten; von dem einst
sehr beliebten Krakauer Kalender kann man zahlreiche inter -
essante Jahrgänge haben. Unter den Stammbüchern sind einige
von Wiener Künstlern.
Wiener Bank-Verein,
Zufolge Beschlusses der am 24. April d. J. abgehaltenen
sechzigsten ordentlichen General-Versammlung der Aktionäre
des Wiener Bank-Verein wird die Dividende für das Jahr
1929 mit Schilling 1.- vom 25. April 1. J. ab gegen Rück -
stellung des die Erträgnisse des Jahres 1929 betreffenden
Kupoi.s Nr, 4 der Aktien ä Nom. S 20.— ausbezahlt.