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§mmkr-Zeitimß
Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde
Herausgeber: Norbert Ehrlich
25. Jahrgang Wien, 1. Februar 1933 Nr. 3
Inhalt:
Seite
25 Jahre »Internationale Sammler-Zeitung« . . 21
Zur Geschichte und über den Wert des Sam -
melns. Von Hofrat Dr, Eduard Leisching . . 22
Wiederaufrichtung der Kunst, Von Hofrat Prof.
Rudolf Marschall 23
Miniaturen. Von Alfred von Strasser .... 23
Porzellan. Von Angelo Freiherrn von Eisner-
Eisenhof 24
Eine kleine Rundfrage 25
Mein Werdegang als Sammler. Von Hubert
Marischka 26
Besitzer — Besessener. Von Max Roden ... 27
Von der Uhrenkammer zum Uhren-Museum.
Von Rudolf Kaftan 28
Ein Vierteljahrhundert Wiener Antiquitäten -
handel. Von Kommerzialrat Rudolf Berger. 30
Seite
Wiener Kunstauktionen. Von Alexandrine
Kende 32
Aus den Schlössern *des Erzherzogs Friedrich . 33
Rheinischer und mitteldeutscher Kunstbesitz . 34
Autographen und Handzeichnungen 35
Versteigerung Prinz Rospigliosi 36
Eine Spinoza-Ausstellung in Paris 36
Nachlaß Dr. Stephan v. Licht 37
Chronik (Autographen, Bibliophilie, Bilder,
Numismatik, Philatelie) 37
Verschiedenes 39
Museen 39
Vom Kunstmarkt 39
Ausstellungen 40
Auktionen 40
Neue Kataloge 40
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Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde
Herausgeber: Norbert Ehrlich
25. Jahrgang Wien, 1. Februar 1933 Nr. 3
25 Jahre internationale Sammler-Zeitung“.
Die „Internationale Sammler-Zeitung" begeht
ihren 25. Geburtstag. Fünfundzwanzig Jahre sind,
um ein viel zitiertes, witziges Wort der Fürstin
Pauline Metternich zu variieren, für eine Kathe -
drale kein Alter, für eine Zeitschrift aber schon,
zumal in einer Zeit, wie die unsrige, wo ein unheim -
liches Sterben durch die Fachpresse geht. Fallen
sieht man Zweig auf Zweig — angesehene Zeit -
schriften, die Jahrzehnte lang .sich eines großen
Leserkreises erfreuten, sind der würgenden Wirt -
schaftskrise zum Opfer gefallen, andere haben sich,
um vom Sturme der Zeit nicht hinweggefegt zu
werden, zusammenschließen müssen. Die „Inter -
nationale Sammler-Zeitung" .steht erfreulicherweise
noch aufrecht da, durch ihre Existenz wohl bewei -
send, daß sie eine Notwendigkeit ist, eine Notwen -
digkeit für den Sammler, wie für den Kunsthändler.
Denn wenn die „Internationale Sammler-Zeitung“
nichts anderes täte, als Sammlern und Kunsthänd -
lern die Kenntnis von allen Vorgängen auf den
Kunstmärkten zu vermitteln, wäre sie für beide not -
wendig. Aber die „Internationale Sammler-Zeitung* 1
bescheidet .sich, wie man weiß, nicht damit, die
Aufgabe einer Börse zu erfüllen, die jede Bewegung
auf dem Markte gewissenhaft registriert, sie begnügt
sich nicht damit, Sammlern und Kunsthändlern
Richtlinien für Kauf und Verkauf zu bieten, sie hat
sich über diese nächstliegende Pflicht hinaus das
Ziel gestellt, Wissen und Belehrung unter den Samm -
lern zu verbreiten, die Liebe zum Sammeln zu ver -
tiefen.
Freilich, der Erfolg gleicht in etwas der Spring -
prozession, die man im luxemburgischen Städtchen
Echternach am Pfingstdienstag jedes Jahres veran -
staltet: 3 bis 5 Schritte vorwärts, 1 bis 3 Schritte
zurück. In den ersten zwei Jahrzehnten bis über de'n
Weltkrieg hinaus waren es stets Schritte nach vorne,
Wir denken noch heute mit lebhafter Genugtuung
daran: Als der Weltkrieg über die Menschheit herein -
brach, glaubten wir, im Erscheinen der „Internatio -
nalen Sammler-Zeitung" eine Unterbrechung ein-
treten lassen zu sollen. Inter arma silent musae.
Wer — das war unser Gedankengang — wird sich
in dieser bedrängten Zeit um das Sammeln küm -
mern? Wer wird nach der „Internationalen Samm -
ler-Zeitung" fragen? Wir sollten eine erfreuliche-
Enttäuschung erleben. Es änderten sich vielfach die
Sammlerneigungen — an Stelle von Antiquitäten und
Bildern traten Kriegserinnerungen aller Art, Gedenk -
münzen und Medaillen, Notgelder, Waffen, Flieger -
karten, Flugschriften, Armeezeitungen etc,, das
Interesse für das Sammeln blieb lebendig und auch
das für unser Blatt erfuhr keine Minderung.
In Hunderten von Zuschriften wurde uns nahe -
gelegt, die „Internationale Sammler-Zeitung' 1 wieder
erscheinen zu lassen. Wir folgten gerne diesen
Stimmen, und es war für uns erquickend, Briefe aus
dem Felde zu erhalten, in denen »ins Dank gesagt
ward für die Erfüllung dieses Wunsches, Es ist für
uns — das war der Tenor der meisten Zuschriften —
ein Labsal, im Schützengraben Ablenkung von dem
entnervenden Warten auf Betätigung zu haben. Oft
griffen auch Soldaten im Felde zur Feder, um uns
Mitteilungen über interessante Funde. Erwerbungen
etc. zu machen oder sich bei uns Rat wegen Ver -
wertung, Heimsendung u. dgl. zu holen. Erst im
letzten Stadium des Krieges, als die Feldipostämter
unausgesetzt ihre Standorte wechselten, hörte die
Verbindung der Sammler in den Schützengräben mit
ihrem Organ auf.
In der Inflationszeit, die den Krieg ablöste, än -
derte sich das Bild, Zu keiner Zeit wurde soviel ge -
sammelt, zu keiner Zeit vielleicht gab es so wenige
wahre Sammler. Diese mußten bescheiden zurück -
treten vor den Inflationsgewinnern, die mit vollen
Händen kauften, was ihnen unter die Hände kam.
Aktienpakete hatten sie genug — was sollten sie
mit den leichten Börsegewinnen anfangen? Da.s Geld
wanderte in die Kunsthandlungen und Antiquitäten -
geschäfte, die bald leergebrannt waren. Aber der
Aktienbesitz erwies sich als kein sicherer, wie auf
einer schiefen Ebene begannen die Aktien zu sinken,
bis sie ganz unten waren, und bald wunderten ihnen
die Kunstobjekte nach, die so leichthin erworben
wurden. Wer weiß heute noch von den Sammlungen,
die in der Inflationszeit wie Pilze aus dem Boden
hervorschossen?
Jetzt sind wir infolge der Wirtschaftskrise wie -
der um einen Schritt zurück. Aber: post nubila
Phoebus! Schon zeigen sich Lichtschimmer am
Horizont, bald muß die Sonne wieder hervor -
brechen, Es kommt eine bessere Zeit und erhöhte
Lust und Freude am Sammeln.
Seite 22
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr. 3
%ur geschickte und über den Wert des Sammelns.
Von Hofrat Dr. Eduard Leisching.
Ueber die Bedeutung des Sammelns zu sprechen,
ist gerade heute, da es infolge der Weltwirtschaftsnot
ganz darniederliegt, eine ernste und höchst wichtige
Angelegenheit von kultureller Bedeutung. Lange ehe
es der Staat als seine Pflicht erkannt hat, Kunst
systematisch zu sammeln, um ihre Werke zu erhal -
ten und der geistigen Erhebung und Erziehung des
Volkes nutzbar zu machen, haben Fürsten und ins -
besondere auch die Organisationen der religiösen
Kulte umfassende Sammeltätigkeit betrieben und
hiedurch die Schätzung der Kunst vertieft und die
Entwicklung der künstlerischen Arbeit aufs Stärkste
gefördert. So hat, um nur einige Beispiele zu nennen,
Ptolemäus II. Philadelphus im 3. Jahrh. v. Chr. zu
Alexandria Kunstwerke verschiedener Art in Ver -
bindung mit einer großen Bibliothek aufgesammelt.
Auch auf der Burg von Pergamon war eine weithin
berühmte Bibliothek mit einem Museum auserlesener
Kunstschätze verbunden. In Rom enthielten die Pa -
läste vieler reicher Männer, schon vom 1. Jahrhun -
dert vor Chr. an, reiche Sammlungen; die 1752 ausge -
grabene Villa der Pisonen in Herculanum enthielt
eine bedeutende Kollektion von Bronzen und Mar -
morwerken (jetzt im Museo Nazionale in Neapel). In
der christlichen Epoche war es zunächst die Kirche,
Welche es als ihre Aufgabe betrachtete kostbare
Arbeiten in Edelmetall, Elfenbein, Holz- und Textil -
arbeit für ihre Kultuszwecke hersteilen zu lassen;
überall in der Welt ist hievon noch vieles erhalten.
Der berühmte Reliquienschatz des Hauses Braun-
schweig-Lüneburg, der, aus hannoverischem Besitze
stammend, von 1867 bis 1909 im Oesterreichischen
Museum ausgestellt, dann im Cumberlandschen Pa -
lais in Penzing, hierauf bis zum Kriegsende in Gmun -
den aufbewahrt war und dann leider an ein Händler -
konsortium verkauft wurde (bis heute zum großen
Teile unanbringlich geblieben), stellte mit seinen 82
Objekten kirchlicher Kunst in einzigartiger Weise
eine Geschichte der sächsich - rheinischen Edel -
schmiede- und Emailarbeit vom 11. bis 15. Jahr -
hundert dar. Ueberaus reich war schon im Mittel-
alter die Kollektion der ,,Heilthümer‘‘ von St. Stefan
zu Wien, die zu gewissen Zeiten im ,^6^101018^111“
zur Schau gestellt wurden; demnächst wird im erz-
bischöflichen Palais ein kirchliches Museum eröffnet
werden, das viele, zum Teile unbekannte Kostbar -
keiten vom Mittelalter bis zur neueren Zeit vorfüh -
ren wird. Wie in anderen Ländern (Deutschland,
Frankreich, Italien, Tschechoslowakei, Polen und
Rumänien), besitzen auch in Oesterreich berühmte,
für die Kulturgeschichte unserer Bundesländer be -
deutungsvolle Domkirchen und Klöster große Schätze
(Salzburg, St. Florian, Heiligenkreuz, Klosterneuburg,
Kremsmünster, Melk usw.).
Die Sammeltätigkeit reicher, kunstfreundlicher,
fürstlicher Familien beginnt in Italien im 14. Jahr -
hundert; die erste große Kunstsammlung begründete
Lorenzo de' Medici in Florenz. Frühzeitig betätigten
sich als Sammler mit besonderem Eifer und Auf -
wand reichster Mittel einzelne Mitglieder des habs -
burgischen Hauses: Sigismund und Ferdinand von
Tirol (Innsbruck, Ambras); vor allem Kaiser Ru -
dolf II., einer der sachkundigsten Mäzene, dessen
weltberühmte Prager Sammlung grausam zerstört
wurde; dann Erzherzog Leopold Wilhelm, der als
Statthalter der Niederlande mit Hilfe von Teniers
dem Jüngeren und anderen eine große Bildersamm -
lung anlegte, welche testamentarisch an Kaiser Leo -
pold I. fiel und den Grundstock der Wiener kaiser -
lichen Galerie bildete. Auch Kaiser Franz Stephan,
der Gemahl Maria Theresias, war ein eifriger Kunst -
sammler. Die Freude an Schmuck und Edelsteinen
war nicht nur bei den weiblichen, sondern auch bei
den männlichen Mitgliedern des Erzhauses allgemein.
Die Zahl der ,,hofbefreiten‘‘ Goldschmiede und
Edelsteinschneider war groß; unter Rudolf II. stan -
den 60 ,,Hofbefreite“, also Hofgoldschmiede, 30 bür -
gerlichen Meistern in Prag gegenüber. So kam es,
daß in Oesterreich durch lange Zeit nur höfische
Kunstsammlungen und keine staatlichen existierten.
Die weltberühmten, großen Wiener Museen blieben
höfische, vom Oberstkämmereramte verwaltete, aus
der Zivilliste des Kaisers dotierte Institute bis zum
Zusammenbruche und sind erst seitdem, ebenso wie
die beiden Schatzkammern und die kaiserliche
Gobelinsammlung, dem Bundesministerium für Unter -
richt unterstellt, während die einzigartige kaiser -
liche Teppichsammlung und die bedeutende Kollek -
tion von Musealstücken des Hofmobiliendepots an
das Oesterreichische Museum übergingen, dem es
auch gelungen war, das Allerbeste aus der Samm -
lung J. Pälffy zu gewinnen. Bekannt ist auch die
hervorragende munifizente Tätigkeit des Herzogs
Albert von Sachsen-Teschen, des Gatten der Erz -
herzogin Marie Christine, der Tochter Maria There -
sias, auf dem Gebiete der Aufsammlung graphischer
Kunstwerke (,,Albertina‘‘); auch diese weithin be -
rühmte Sammlung ist erst nach dem Kriege vom
Staate übernommen worden.
Das 1. staatliche Museum Oesterreichs (das k. k,
Oesterr, Museum für Kunst und Industrie) wurde 1864
begründet, ihm stand als staatliche Galerie zunächst
nur die der Akademie der bildenden Künste zur
Seite und erst um die Wende des Jahrhunderts
wurde die „moderne“ Galerie im unteren Belvedere
geschaffen, aus welcher sich nach dem Kriege das
Barockmuseum, die Galerie des 19. Jahrhunderts
und die auf neue Grundlage gestellte moderne Gale -
rie entwickelte. Die im 19. Jahrhundert in den Kron-
ländern errichteten Museen sind Landes-, städtische,
Stiftungs- oder Kammerinstitute,
Nicht gering war die Zahl der österreichischen
Adelsgeschlechter, welche bedeutende Sammlungen
angelegt, beziehungsweise ererbt und bis zur Gegen -
wart erhalten haben: voraus das hervorragend kunst -
freundliche Haus Liechtenstein, dann die Czernin,
Harrach, Lanckoronski, Schönborn, Wilczek u. a„
denen sich die Rothschilds anschlossen. Das 19. Jahr -
hundert brachte mit dem wachsenden Reichtum,
Einfluß und Bildungsinteresse des Bürgertums eine
namhafte Zahl von Sammlern aus dieser Gesell -
schaftsschichte. Manche Namen, wie der des Be -
gründers des „Wiener Museums“ zu Anfang des
19. Jahrhunderts, F. v, Schönfeld, sind verschollen,
aber erhalten geblieben ist die Erinnerung an die
seinerzeit hochberühmte Galerie Arthaber und
Oetzelt, und bis in die neuere und jüngste Zeit er -
halten waren die Kunstsammlungen Böhm, Gasser,
Lobmeyr, Figdor, K. Mayer, E. Miller-Aichholz,
Nr. 3
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Seite 23
St. Auspitz, Castiglioni, Eissler, Strauss u. a.
Alle diese Kollektionen sind aber den Weg der
meisten bürgerlichen Sammlungen unserer Zeit ge -
gangen, versteigert oder auf andere Weise in die
Welt zerstreut worden, Erhalten blieb nur ein Teil
der Sammlung Figdor und die Sammlung Benda, sie
sind in den Besitz des Kunsthistorischen Museums
übergegangen. Von den bedeutendsten Wiener
Privatsammlungen stehen u. a. noch aufrecht die von
Oskar Bondy und Dr. Heymann.
Wie sieht nun die Zukunft des Sammelns, insbe -
sondere des von Privaten, aus? Kein Zweifel, daß
die bisherige nicht geringfügige Sammlertätigkeit
unserer Zeit, von aufrichtigem Interesse an Kunst
und Kultur getragen, vielfach aber auch von der
Erwägung geleitet war, daß verständiges, auf die
Erwerbung von Qualitätswerken ausgehendes Sam -
meln eine gute Kapitalsanlage ist (ein berühmtes Bei -
spiel: die vor 25 Jahren in 5 Auktionen versteigerte
Lanner-Sammlung. Auf diesen Voraussetzungen be -
ruhte der große Aufschwung dieser Tätigkeit und
damit der des internationalen Handels. Die unge -
heuerliche Revolutionierung des Wirtschaftslebens
der letzten Jahre, welche alle bisherigen Berech -
nungen und Sicherheiten über den Haufen geworfen
hat, mußte natürlich auch das Sammelwesen und den
Kunstmarkt aufs stärkste beeinflussen, Objekte von
hohem Range und in einer die Kaufkraft weit über -
steigenden Zahl werden dermalen tief unter ihrem
Werte ausgeboten, vielfach ohne entsprechenden Er -
folg, Mittelgut wird geradezu verschleudert. Die
Auktionshäuser und Antiquitätengeschäfte sind über -
füllt, die Preise, die meist erzielt werden, sind gering.
Nie hat es sonach eine Zeit gegeben, höchstens in den
Anfängen des Sammelns, in welcher es, wie eben jetzt,
möglich gewesen ist, mit verhältnismäßig wenig Geld
eine erstklassige Sammlung anzulegen. Wer aber hat
heute flüssiges Geld, und wenn er noch über freie
Mittel verfügt, den Mut, es in Kunstwerken anzu -
legen, die keine Zinsen tragen und immerhin im
Preise zunächst noch weiter fallen können? Ein
Unglück ist es, daß natürlich auch die Museen keine
Mittel haben, um die für sie dermalen äußerst gün -
stige Konjunktur auszunützen,
Es wird ja wieder besser werden. Wer den
richtigen Instinkt für das Kommende hat und ihm
mit entsprechender Kühnheit folgt, wird die Mög -
lichkeit haben, nach Herzenslust und mit relativ
geringen Mitteln die schönsten Dinge zu erwerben.
Auf den Trümmern einer schmerzensreichen, kultur -
feindlichen Epoche wird sich früher oder später ge -
wiß neues Leben, von allen bisherigen Wider -
sprüchen und Katastrophen befreiter, einsichtsvoller
und fruchtbarer Sammeltätigkeit aufbauen lassen, an
welcher auch der solide Kunsthandel hervorragend
mitzuwirken berufen sein wird. Denn des wohlge -
merkt: soliden Kunsthandels wird nie zu entbehren
sein; an seinem Gedeihen und an seiner tatkräftigen
Hilfe sind Sammler, Museen und Gesellschaft, die ihre
Aufgabe richtig erfassen, aufs lebhafteste interessiert.
Xdiederaufriehtung der JCunst.
Von Hofrat Professor Rudolf Marschall.
Die Kunst stellt den Wertmesser für die Kultur
eines jeden Volkes dar. Selbst die niedrigsten
Völker haben von jeher ihre Kunst. Trotzdem steht
sie heute in unserer Verfallsperiode, in erster Reihe
unter den Leidtragenden hinter dem Sarge des
Wohlstandes. Fern vom politischen Getriebe des
Tages ist aber gerade sie es, die vor allem in ihrem
Schaffen die Zusammenhänge des menschlichen Wir -
kens empfindet und mit ihren Werken die Menschen
untereinander verbindet. Sie erscheint daher be -
rufen, das ihre dort beizutragen, wo es sich um
Wohl und Wehe aller Völker und Schichten handelt,
um die Kurve der Entwicklung aus einer Periode
des Verfalles wieder in eine solche des Fortschrittes
zu bringen. Die zivilisierte Welt versucht heute,
durch Rüstungsbeschränkungen und die derzeitige
Völkerbundorganisation Kriege .zu verhindern, sowie
durch abnormale Sparmaßnahmen Wesentliches zur
Aufrichtung der Wirtschaft beizutragen, ferner, um
nur ein Detail aus der Wirtschaftspolitik herauszu -
greifen, durch Zollfestungspolitik den Lebensstandard
eines Landes dessen Wohlfahrt und Bedeutung zu
heben.
Bis heute zeigte sich, daß auf diesem Wege das
angestrebte Ziel nicht erreicht wurde. Schon gar
nicht konnten die steten Angriffe auf Kapitalismus
Die „Internationale Sammler - Zeitung“ begeht
die Erinnerungsfeier ihres 25 jährigen Bestandes in
einer schweren Zeit des Kampfes für die Existenz in
Gegenwart und Zukunft der bildenden Kunst, In '
und Maschine, an. Stelle einer Abstellung ihrer ein -
seitigen oder mißbräuchlichen Anwendung von Er -
folg sein, Weder Krieg noch Wirtschaftskrieg wurde
bisher hintangehalten. Noch immer greift Zer -
setzungspolitik um sich, Keil um Keil wird 1 in die
Massen getrieben, ohne daß die Völker diesen Be -
strebungen eine entsprechende Abwehr entgegen -
stellen. Unter dem fiktiven Begriffe der Befreiung
von Fesseln hat noch immer Uebervorteilungs- und
Ichpolitik mehr Geltung als eine sachliche, normale
Ordnung der Dinge.
So findet eine beständige ungeheuerliche Ver -
geudung von Volkskraft und Volksvermögen statt
und eine Zertrümmerung von vielen schwer genug
in früherer Zeit erarbeiteten Werten, ohne die über
die Folgen des Weltkrieges weit hinausgehenden
Ursachen des Niederganges zu beheben. Erst wenn
aus diesem Chaos die allgemeine Erkenntnis und
Ueberzeugung gereift sein wird, daß der Staat, ob
Sieger, Neutraler oder Besiegter, einzeln ohnmächtig
ist, dem Verfalle Einhalt zu bieten und keine solche
Frage von Belang anders als durch elementare Taten
internationaler Zusammenarbeit zu lösen ist, kann
und wird eine Wiederaufrichtung der Wirtschaft und
damit der Kunst beginnen.
ihrem Gründungsjahre stand man an der Schwelle
einer Epoche, welche zu einem glanzvollen Auf -
schwung des allgemeinen Interesses an allen künst -
lerischen Produktionszweigen führte und damit im
cMiniaturen.
Von Alfred von Strasser,
Seite 24
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr. 3
Zusammenhang eine ungeahnte Erhöhung der Preise
zur Folge hatte. Bei geringen Schwankungen dieser
Preisbildung erhielt sich das Niveau bis in den Ver -
lauf des Weltkrieges und noch in der Nachkriegs -
zeit wechselten manche erstklassige Kunstwerke
ihre Besitzer zu Summen, welche das Staunen in
Sammler- und Laienkreisen erweckten. — Aber lang -
sam und schleichend begann sich der Abstieg zu ent -
wickeln, wohl als eine Folge der rasenden Welt -
wirtschaftskrise und nun meldet sich die Befürch -
tung, ob weiterhin noch Geld für künstlerische
Zwecke zur Verfügung stehen wird und der beau
reste desselben bloß sportlichen Zwecken und Zielen
gewidmet bleibt.
In vollem Maße beschweren die hier skizzierten
Verhältnisse das Kunstgebiet der Miniaturmalerei
und erhöhen die Besorgnisse ihrer Hüter.
Die im Sommer des Jahres 1931 von der Oester-
reichischen Nationalbibliothek im Vereine mit der
Gesellschaft der Bilder- und Miniaturfreunde veran -
staltete Ausstellung des „gemalten Klein -
porträts" hat es der weiten Oeffentlichkeit er -
möglicht, einen Einblick in die Anfänge, den Werde -
gang und die Blütezeit der beiden Gebiete in einem
gewissen Zusammenhänge stehenden Gattungen des
„Bücherschmuckes“ und der „Bildnisminiatur" zu ge -
währen. — Der erstere beginnt im ersten Jahrhun -
dert n, Chr, mit dem fingierten Porträt und bildet
sich in folgenden Jahrhunderten zur Wiedergabe des
realen Porträts vom Buchautor und -Schreiber und
erreicht im Mittelalter bis in das 16, Jahrhundert
eine künstlerische Vollendung in Form und Farben -
gebung. — Eine gründliche Erforschung und viel -
fache Veröffentlichung der „Handschriften" hat hier
volle Erfolge erzielt.
Das Kleinporträt — „Miniatur" genannt — als
Wiedergabe der realen Persönlichkeit, nimmt seinen
Beginn im 16. Jahrhundert mit Erzeugnissen in Oel
auf Kupfer und erreicht seine Blütezeit in dem Jahr -
hundert etwa zwischen 1750 bis 1850 mit Arbeiten
auf Elfenbein, Goldemail und Velinpapier. — Eine
Reihe von Publikationen von Leisching, Lemlberger,
Laban, Dr. Grünstein, Bourgoing — um die wichtig -
sten zu nennen — hat diese Zeit vollkommen erfaßt,
während die vorangegangenen Epochen noch der Er -
schließung und Erforschung bedürfen,
Es ist zu hoffen und zu wünschen, daß nach
Lösung der Wirrnisse in der Politik und Volkswirt -
schaft eine Belebung des Interesses und der Liebe
für die Künste und ihre Meister erfolgen wird.
Porzellan.
Von Angelo Freiherrn von Eisner-Eisenhof.
Daß seit der Gründung der „Internationalen
Sammler-Zeitung'* durch Norbert Ehrlich schon
ein Vierteljahrhundert vergangen ist, würde man
kaum glauben. Mit welchem Gefühl der aufrichtigen
Dankbarkeit wendeten wir uns alte Sammler an
diesen Mann, der den Mut aufbrachte, eine Zeit -
schrift ins Leben zu rufen, die uns über alles am
laufenden erhält, was uns interessiert, über Auk -
tionen und die dabei erzielten Preise, über interes -
sante Erwerbungen, Ausstellungen etc. etc. Es ist
dies — nomen et omen — immer in ehrlichster und
uneigennützigster Weise geschehen und unzählige
Artikel und Notizen in der „Internationalen Samm -
ler-Zeitung" waren für uns von großem Nutzen.
Ich brauche wohl nicht darauf hinzuweisen,
welche Wandlungen der Kunstmarkt in den 25 Jah -
ren seit dem Erscheinen der „Internationalen
Sammler-Zeitung' 1 durchgemacht hat. Wie viele be -
rühmte alte Sammlungen sind seitdem vom Wiener
Boden verschwunden, ich erinnere nur an die
Sammlungen Miller von Aichholz, Dr. Figdor,
Benda, Max Strauß, Karl Mayer, nicht zu reden von
den Sammlungen der Kriegsgewinner, der Castigli-
oni et tutti quanti, von denen das Wort gelten kann:
Wie gewonnen, so zerronnen! In der gleichen Weise
wie das Glück der Kriegsgewinner schwankten die
Preise, die heute infolge der entsetzlichen Wirt -
schaftskrise einen unglaublichen Tiefstand erreicht
haben. Es steht damit aber nicht im Widerspruch,
daß auch jetzt erstklassige Stücke großartige Prei -
se erzielen: für die „großen Kanonen' 1 findet sich
eben da oder dort noch immer Geld, Man konnte
das erst jüngst bei Auktionen in Paris. Rom und
Berlin sehen.
Bei meiner speziellen Liebhaberei, dem Por -
zellan, konnte man in der letzten Zeit ein Sin -
ken der Preise beobachten, das traurig zu stimmen
geeignet war. Was vor dem Weltkrieg etwa 100
Kronen kostete, in der sogenannten Schieberzeit
mit 500 bis 1000 S bezahlt wurde, kann man heute
um 50 bis 100 S erwerben. Zum Beispiel erhält man
schöne Wiener Schalen aus den Jahren 1818 bis
1825 um 30 bis 50 S. Mir selbst ist es vor kurzem ge -
lungen, eine tadellos erhaltene Caipodimonte-Figur
aus der Zeit König Karls III. um — 70 S zu erste -
hen. Eine solche Figur wäre noch vor wenigen
Jahren nicht unter 1000 S zu haben gewesen. Na -
türlich darf man nicht vergessen, daß der Wiener
Porzellanmarkt, den ich vornehmlich im Auge habe,
nur für Wien oder Meißen, in geringem Maße neu-
estens auch für Altchina und Japan Interesse zeigt,
französisches und spanisches Porzellan findet hier
selten Abnehmer, es sei denn, daß es Händler für
den Verkauf im Ausland kaufen.
Momentan ist Porzellan überhaupt nicht Mode.
Es werden Stiche, Bilder gut verkauft, nach Por -
zellan ist keine übermäßige Nachfrage. Ueberhaupt
das Sammeln jetzt! Die jetzige Generation ist ganz
auf Sport und Tanz eingestellt, wo bleibt da die
Zeit fürs Sammeln? Aber auch das wird sich än -
dern, der Sammeltrieb muß und wird sich früher
oder später auch hier durchsetzen. Wir alten Samm -
ler haben unsere Freude an unserem Besitz und
wünschen nur, daß er uns erhalten bleibe. Und auch
den Wunsch haben wir, daß die „Internationale
Sammler-Zeitung" in dem schweren Kampf um die
Existenz nicht unterliege. Wir schätzen und brau -
chen dieses Organ, Glückauf zum nächsten Jubi -
läum!
Nr. 3
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Seite 25
Zine kleine
Sammlern den Wert des Sammelns vor Augen
zu führen, hieße Eulen nach Athen tragen. Es schien
uns aber nicht uninteressant, prominente Persön -
lichkeiten aus allen Gebieten des Geisteslebens
darüber zu befragen, wie sie über das Sammeln
denken.
Hier die uns freundlichst zur Verfügung gestell -
ten Aeußerungen:
Dr, Franz Karl Ginzkey
Nie ist Sammlers stilles Wirken
Ein verlorenes Beginnen,
Denn aus äußeren Bezirken
Sammelt Werke er nach innen.
Professor Dr. Wilhelm Kienzl
Ich bin kein Sammler; ich sammle keine
Schmetterlinge, keine Mineralien, keine Briefmar -
ken, keine Autogramme, keine . . . usw,
Sollte man mich aber dennoch, wie es scheint,
einen Sammler nennen, so kann sich das nur auf
meine persönlichen Erinnerungen beziehen, von
denen meine behagliche Arbeitsstube von unten
bis oben vollgepfropft ist und die — ich darf es ohne
Selbstüberhebung sagen — von meiner geradezu
beispiellosen Ordnungsliebe und Registrierleiden -
schaft Zeugnis gibt. So sind nicht nur meine zahl -
reichen Musikalien und Bücher systematisch kata -
logisiert, wie es ja auch bei anderen Bibliophilen
und Musikfreunden der Fall ist, sondern alles, was
mich umgibt oder durchs Leben begleitet hat, So
verwahre ich 56.640, sage sechsundfünfzigtausend-
sechshundertvierzig, an mich gerichtete Briefe nach
Kategorien faszikuliert, chronologisch und alphabe -
tisch geordnet, darunter natürlich viele von be -
rühmten Zeitgenossen; immerhin eine originelle
Sammlung, wenn man es so nennen will.
Alle Bildnisse, Andenken, ferner meine eige -
nen literarischen und musikalischen Manuskripte,
Skizzen und Publikationen, bilden eine Sammlung
für sich. Jeder Brief, jedes Blatt, ist in wenigen
Minuten auffindbar. Dazu kommen noch etwa vier -
zig Bände eines von mir seit 61 !4Jahren (vom 1.
Oktober 1871 an) lückenlos geführten Tagebu -
ches, ferner 75 Bände systematisch geordneter
Zeitungsausschnitte (Kritiken, Aufsätze,
Illustrationen, Notizen über mich und mein künst -
lerisches und literarisches Wirken in allen europä -
ischen Sprachen) und eine Statistik der Auf -
führungen meiner Opernwerke, die sich auf einen
Zeit.aum von 47 Jahren erstreckt. Und noch aller -
lei anderes!
Ich frage nun: Bin ich in Ihren Augen ein
Sammler oder nicht? — Vielleicht sogar ein — Pe -
dant?
Heinz Ortner
Ich bin Sammler. Meine Liebe gehört der G o -
t i k. Grünwald und Brueghel stehen mir am näch -
sten. Auch gotische Plastiken liebe und suche ich.
Das Gesicht einer Zeit spiegelt sich in seinem
Kunstschaffen. Will man vergangene Zeiten erfühlen,
so kann dies vor allem nur durch das Kunstwerk ge -
schehen. Der Kulturwert drückt das Endsiegel jeder
Zeitperiode auf. Was liegt also näher, als Sammler
von Kulturwerten zu sein?
Jlundfrage.
Professor Dr, Friedrich Schreyvogl
Der Zwang, durch außerordentlich schwierige
Zeitverhältnisse und Lebensumstände hindurch dazu
zu gelangen, daß ich ganz meinem Beruf und meiner
Bestimmung als Dichter leben kann, hat bisher so
sehr alle meine Kräfte aufgebraucht, daß ich nie da -
zu gekommen bin, etwas anderes zu sammeln, als
meinen Willen und meine Einfälle. Trotzdem ist mir
der Sammler immer als ein sehr wichtiger und lie -
benswerter Menschentypus erschienen und das Sam -
meln als ein sehr sinnvoller Ausdruck des Lebens
überhaupt.
Wer sich einer Sache ganz h i n g i b t, kommt
dem allgemeinen Sinn der Welt rasch nahe, wo im -
mer er auch steht. Denn darin sind alle Gebiete des
Lebenskampfes miteinander verwandt, daß sie sich
erst in der Tiefe und nur von dem richtig erkennen
lassen, der sich völlig seiner Aufgabe hingibt. Der
wirkliche und ernste Sammler ist also durch seine
übermächtige Liebe, wie durch den Trieb, sie immer
vollkommener zu erfüllen, dem Dichter, Maler und
Musiker verwandt.
Zuletzt auch; Wer das Leben richtig meistern
will, muß dieses Leben auch als eine Kunst betrei -
ben, Also müssen die Qualitäten des wirklichen
Sammlers zugleich die fruchtbarsten Grundeigen -
schaften wirklichen Menschentums sein . . .
Professor A. F, Seligmann
Um von dem Wert des Sammelns in kultureller,
wie in nationalökonomischer Hinsicht einen Begriff
zu geben, genügt es schon darauf hinzuweisen, daß
so gut wie alle großen öffentlichen Museen, Gale -
rien etc. von Weltruf aus Privatsammlungen ent -
standen sind und daß diese auch jetzt noch, wenn
es auch nicht in der Absicht ihrer Begründer ge -
legen sein mochte, das Material darstellen, aus dem
die ersteren ihre Bestände bereichern und ergänzen.
Was aber die Existenz solcher großen Museen für
das geistige Leben und nicht weniger für das wirt -
schaftliche zu bedeuten hat, braucht erst nicht im
einzelnen ausgeführt zu werden.
Hofrat Professor Dr. Hans Tietze
Von den zahlreichen Wurzeln des Sammelns,
d, i. des Zusammentragens von Gegenständen, ohne
damit irgendeinen praktischen Zweck — einschließ -
lich den einer Dekoration — erfüllen zu wollen, ist
für mich nur eine einzige wirksam gewesen: der bei
einem zeitlebens mit Kunst beschäftigten Nicht -
künstler begreifliche Wunsch, mit dem gestaltenden
Willen der Zeit in möglichst engen Kontakt zu sein,
künstlerische Arbeit dort zu belauschen, wo sie am
ungetrübtesten und persönlichsten zutage tritt. Aus
einem ständigen Zusammensein mit lebenden Künst -
lern — lebend nicht im Sinne einer Zeitbestimmung,
sondern in dem produktiver Kraftentfaltung — ist
meine und meiner Frau Sammlung moderner
Handzeichnungen entstanden, aus der ein
Teil im Sommer 1930 im Oberen Belvedere ausge -
stellt gewesen ist. Diese dauernde Berührung gerade
mit jenem Material, in dem sich des Künstlers in -
timste Empfindung entfaltet, und sein Ringen mit
der Aufgabe am deutlichsten wird, hat uns die Not
und Sehnsucht heutiger und jeglicher Kunst zu ver -
stehen geholfen und verstehen zu wollen angetrie-
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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr. 3
ben; unsere Sammlung war uns nicht nur ein Mittel
kunsthistorischen Verständnisses, sondern auch ein
Quell reinen Genusses. Sie hat uns ermöglicht, den
Glauben an den schöpferischen Willen und die schöp -
ferische Kraft dieser Zeit nicht zu verlieren.
Louis Treumann
Wenn Menschen in ein gereiftes Alter treten,
pflegen sie gewöhnlich ein bißchen Bilanz zu machen
über ihre bisherige Lebensweise. Da stellt sich dann
gewöhnlich bei offenem ehrlichen Sinn, und zu wem
sollte man ehrlicher sein, als zu sich selbst, die Tat -
sache ein, daß man darauf kommt, zwar leider zu
spät, manches unterlassen zu haben, was man mit
Leichtigkeit, ja beinahe mühelos, besorgen hätte
können. So geht es mir bei dem Gedanken: Wieso
kommt es, daß ich keine Antiquitäten besitze? Wie
oft trat die Gelegenheit an mich heran, auf günstigste
Art Wunderdinge an Altertümern zu ergattern, und
immer wieder kam etwas dazwischen, was mich
diese Kostbarkeiten entwischen ließ. Von Natur aus
— bei Gott — nicht neidisch veranlagt, aber wenn
ich zu Freunden komme, die mit Stolz ihre Antiqui -
täten zeigen — wahrlich, es beschleicht mich ein
kleiner, sagen wir lieber gleich, ein großer Neid.
Abgesehen davon, daß Sammlungen, seien es Por -
zellan, Bilder, Münzen, Marken, Teppiche, Möbel,
Stiche etc., einen stets steigenden Wert besitzen, so
daß das Geld, welches man einst dafür ausgegeben,
sich in kaum ausdenkbarer Höhe verzinst, also nie
nutzlos verausgabt war — ist der Blick auf all die
Kostbarkeiten und das Wandeln unter ihnen —
erhebend.
Menschen, die sammeln, haben immer ein gutes
Gemüt und sind Idealisten. Wehe dem Menschen,
dem der Idealismus abhanden kommt! Der reale
Mensch allein, ohne Idealismus — ist nur Fleisch ge -
wordene Maschine. Ideale Menschen haben Herz.
Menschen mit Herz — haben Sinn für die Kunst und
die Künstler! Musik, Theater und Sammeln von
Kunstgegenständen gehören somit in das Reich de -
rer, die beim Abschluß ihres Lebens sagen können:
»Ich habe genossen.«
Carl von Zeska
Das „Sammeln' 1 , das einst heiß begehrt,
Hat leider heute nicht viel Wert.
In dieser Zeit, die fürchterlich
Sammle, o Mensch, nur selber dich!
Mein "Werdegang als Sammler.
Von Hubert Marischka,
Direktor des Theaters an der Wien.
Wie ich über den Wert des Sammelns denke,
soll ich Ihnen das sagen? Da möchte ich erst darüber
etwas erzählen, wie ich Sammler geworden bin. Ich
glaube, der Drang und die Lust zum Sammeln muß
entweder angeboren sein oder einem zumindest
in der Jugend eingeimpft worden sein; bei mir war
es jedenfalls so. Schon mein seliger, sehr kunstver -
ständiger Vater und mein im Vorjahre verstorbener
älterer Bruder Franz waren eifrige Sammler von
Kunstgegenständen aller Art, wie Stilmöbel, Holz -
schnitzereien, Bilder alter Meister usw. Dies nicht
nur, weil es ihr Beruf als Kunstgewerbler so mit sich
brachte, sondern auch bestimmt einem inneren
Drange folgend. Ihr Beispiel wirkte sich zweifellos
auch auf mich schon in meiner Jugend aus und auch
ich meinerseits fing zu sammeln an, natürlich erst
solche Dinge, die jeder von uns wahrscheinlich in
seiner Jugend gesammelt hat, wie Marken usw. Auch
für das Sammeln von Büchern hatte ich schon von
jeher etwas übrig.
Uebrigens fällt mir jetzt eine Anekdote aus
meiner Jugendzeit ein, die in das Gebiet der Samm -
lertätigkeit hinüberspielt. Mein Vater war als Ge -
schäftsmann und gleichzeitiger Sammler von Kunst -
gegenständen ein Original und konnte sich oft viele
Jahre nicht von einem ihm lieb gewordenen Ver -
kaufsgegenstand aus seinem Kunstgewerbe- und
Antiquitätengeschäft trotz der lockendsten Anbote
trennen. Oft geschah es, daß er einfach solche
Gegenstände den Blicken eifrig nachforschender
Sammler dadurch entzog, daß er solche Gegenstände
aus seinem Geschäft entnahm und irgendwo ver -
steckte, nicht etwa darum, um später vielleicht einen
höheren Preis für einen solchen Sammelgegenstand
zu erzielen, sondern bloß aus reiner Sammlerfreude.
An Sonntagen, wenn das Geschäft gesperrt war, holte
er solche Gegenstände dann aus ihrem Versteck her -
vor, betrachtete sie liebevoll stundenlang, um sie so -
fort verschwinden zu lassen, wenn unerwarteter Be -
such kam. Zum Beispiel hatte mein Vater auch als
Musikliebhaber eine Sammlung alter Spielorgeln und
mechanischer Spielwerke, die er oft heimlich hervor -
holte, wenn er sich unbeobachtet glaubte, um sich
behaglich an ihrem eigenartigen Klangreiz und an
ihren alten Melodien zu erfreuen. Mich als seinen
musikalischesten Sprößling zog er häufig zu diesen
heimlichen Konzerten heran und ich glaube, daß ich
gerade diesem Umstand es verdanke, daß die Liebe
zur Musik schon in meinen Kinderjahren in mir er -
weckt wurde.
Noch mit anderen hervorragenden Sammlern
kam ich damals in Berührung und hat sich mir unaus -
löschlich eine Episode eingeprägt, die ich kurz er -
zählen möchte. Die Sammlerkreise, mit denen mein
Vater und später mein Bruder als sein Nachfolger
im Geschäft in Berührung kam, umfaßten hauptsäch -
lich die Hocharistokratie, selbst Mitglieder des Kai -
serhauses standen auf diesem Gebiete mit meinem
Vater und mit seinem Geschäft in enger Beziehung.
Einer der eifrigsten Kunstsammler war bekanntlich
Erzherzog Franz Ferdinand von Oester -
reich-Este, selbst noch als Thronfolger. Eine
seiner Sammlerspezialitäten war das Sammeln von
den heiligen Florian darstellenden Figuren. Da hat
nun einmal mein Vater, ich glaube in Tirol oder Kärn -
ten, ein besonders schönes Stück aufgetrieben und in
seinem Geschäft zum Entzücken aller Kenner aufge -
stellt. Die Figur wurde von ihm als unverkäuflich be -
zeichnet und selbst dem hohen Herrn gelang es nicht,
trotz monatelangem Bemühen, ihm dieselbe für seine
Sammlung zu überlassen. Lockungen aller Art schie -
nen auf meinen Vater keinen Eindruck gemacht zu
haben und schließlich ließ er die Figur auf erprobte
Art aus seinem Geschäft verschwinden und behaup -
tete, sie sei gestohlen worden. Doch der Erzherzog,
der meinen Vater und seine Sammleroriginalität sehr
Nr. 3
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Seite 27
gut kannte, ließ nicht locker. Eines schönen Tages,
nach dem „Diebstahl", als wir Kinder gerade mit un -
seren Eltern beim Mittagstisch saßen, klopfte es an
der Türe unserer im ersten Stock des Geschäfts -
hauses liegenden Wohnung und herein trat niemand
anderer als der erlauchte Herr. Mit halb erregten
und halb launigen Worten trat er auf meinen ent -
setzten Vater zu und sagte ihm ins Gesicht, er wisse,
wer der Dieb sei. Mein Vater wechselte die Farbe
und fiel von einer Verlegenheit in die andere. Doch
der Erzherzog klopfte ihm liebevoll auf die Schul -
ter und sagte: „Wenn S‘ mit dem heiligen Florian
jetzt gleich herausrücken, so laß ich Sie nicht ein -
sperren.' 1 Was blieb meinem Vater anderes übrig, als
den Bodenschlüssel zu holen und den heiligen Florian
ans Tageslicht zu befördern. Die Zwischenzeit war -
tete der hohe Gast an unserem Mittagstisch und er -
bat sich zur nicht geringen Freude der „Mutter Ma-
rischka 1 ', wie er sie ansprach, einen der eben am
Tisch stehenden „böhmischen Golatschen", den er
zur Freude von uns Kindern sich an unserem Tische
munden ließ. Die Figur, die mein Vater schweißtrie -
fend vom Boden herunterschleppte, ließ der Erzher -
zog gleich von seinem Haushofmeister in dem unten
wartenden Wagen verstauen, wobei er selbst noch
mit Hand anlegte. Betrübten Sammlerauges sah mein
Vater den hohen Gast von dannen ziehen und zog
sich resigniert mit seinem Ausspruch „Da nutzt nix“
zurück.
Doch ich wollte eigentlich die von Ihnen gestellte
Rundfrage über den Wert des Sammelns beantwor -
ten und erzähle hier Jugenderinnerungen.
Ich selbst bin leidenschaftlicher und von dem
ethischen Wert des Sammelns überzeugter Sammler
auf mehreren Gebieten. Den Grundstock zu meiner
Theater- und besonders zu meiner Girardisammlung
legte mein Bruder Franz, mit dem im Vorjahre ein |
großer Kunstkenner und wirklicher Künstler auf dem
Gebiete der Wohnungs- und auch der Bühnenaas- j
stattungskunst dahingegangen ist. Von richtiger Lieb- j
haberfreude und von hohem Verständnis für Kunst j
in jeder Richtung erfüllt, sammelte er schon in frü -
her Jugend insbesondere alles historisch und künst -
lerisch Wertvolle, was mit dem Theater im allge -
meinen und besonders mit dem von ihm und später
auch von mir selbst so sehr geliebten, unvergeßlichen
Girardi zusammenhing. In späteren Jahren, als ich
selber in die Theaterlaufbahn geriet, war es mir ver -
gönnt, die von meinem Bruder Franz angelegte
Sammlung zu ergänzen und zu erweitern; ich glaube,
sie kann sich heute schon sehen lassen. Ist es weni -
ger der materielle Wert meiner Sammlung, so ist es
der wirkliche theaterhistorische Wert, der mir sie
lieb und teuer macht. Sammelstücke von Beethoven
und anderen Musikheroen älterer und jüngerer Zeit,
ferner Erinnerungsstücke an Raimund, Nestroy, The -
rese Krones, Fanny Elßler, die Gailmeyer, die Gei-
stinger, an Scholz, Matras und an andere Träger be -
rühmter Namen finden sich hier vor, Insbesondere
sammle ich auch alles, was mit dem Ursprung der
Operette aus der Altwiener Posse und dem musikali -
schen Lustspiel heraus zusammenhängt, wie Origi -
nalpartituren, alte Notenstücke, Briefe von Kompo -
nisten und Schriftstellern, Theaterzettel, Büsten be -
rühmter Darsteller und sonstige Erinnerungsstücke an
dieselben, Aber auch meine Viennensia- und meine
Autogramm-Sammlung bereiten mir viel Freude und
oft sitze ich allein für mich und betrachte mir mit -
unter auch wehmutsvoll einzelne Stücke meiner ge -
liebten Sammlung, schöpfe daraus Erinnerungen,
aber auch Anregung für meine fernere Sammler -
tätigkeit.
Eines ist uns Sammlern nicht abzuslprechen: Wir
handeln scheinbar aus einem inneren Bedürfnis her -
aus, dem Leben schöne Seiten abzugewinnen, und
vielleicht wollen wir auch in gewisser Beziehung
erzieherisch wirken; wenigstens ich trachte, meinen
, Sprößlingen so viel als möglich die Lust und Freude
am Sammeln von Dingen beizubringen, die sie lehren
j sollen, Kunst zu verstehen und richtig zu genießen
j und die ihnen das Verständnis und die Lust zur
! eigenen Sammlertätigkeit geben können.
cBesitzer — besessener.
Von Max Roden,
Diese sind des Sammlers Normen:
das Entschwundene zu finden,
das Chaotische zu formen,
das Entbundene zu binden,
das Gelöste zu verneinen,
das Zerstreute zu vereinen.
*
Der Sammler steigt in die Zukunft auf, wenn
er in die Vergangenheit hinabsteigt. So auch lebt er
im Gegenwärtigen, rückschauend, vorsehend,
*
Das Kunstwerk wartet auf den Sammler.
Der Sammler sucht das Kunstwerk,
Der Sammler wartet auf das Kunstwerk.
Das Kunstwerk sucht den Sammler.
*
Der Mäzen kann, muß aber nicht Sammler
sein. Der Sammler kann, muß' aber nicht Mäzen
sein. Dieser neigt sich dem Schaffenden, jener dem
Geschaffenen zu.
*
Von einem bestimmten Punkt der Entwicklung
an schafft, wie man weiß, nicht mehr der Verkehr
die Verkehrsmittel, sondern diese schaffen den Ver -
kehr. So auch schafft, unter den rechten Umständen
und aus der Macht einer Persönlichkeit, nicht die
Fülle der Kunstwerke den Sammler, sondern dieser
fördert, Mäzen, die Entstehung von Kunstwerken,
die er für sich in Anspruch nimmt. Er ist Kunst-
Freund auf dem Umweg über die Freundschaft des
Künstlers.
*
Der Künstler ist Flottwell, der Sammler Har-
pägon. Das ist ein geläufiger, wenn auch allzu ge -
fällig-einseitiger Aspekt. Es ist darin eine Spiege -
lung des Sohn-Vater-Kampfes. Es ist eine Vorweg -
nahme, eine voreilige Umkehrung jener andern Ge -
läufigkeit, die in dem Sprichwort gegeben ist, daß
der Sammler seinen Verschwender haben will. Hier
ist ein Ansatz zur Charakterologie des Sammlers.
*
Wie verhält sich der Sammler zu seiner Samm -
lung? Wie bewegt er sich in ihr? Freien Schritts,
gehemmt? Stolz, gesenkten Blicks? Als Herr, als
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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr. 3
Sklave? Als Besitzer, als Besessener? Er darf alles
sein, nur nicht gleichgültig.
*
Nur zu oft und zu leicht macht, was dem Samm -
ler gehört, ihn hörig,
*
Aktivität des Sammlers: aufspüren, aufwecken,
aufrütteln.
*
Sammler: König. Händler; Kärrner.
*
Sammeln, als Handwerk betrieben, kann er -
lernt werden. Sammeln, als Kunst geübt, setzt Be -
gabung voraus.
*
Die Marodeure des Sammlerheeres: der
marchand-amateur und der Fälscher.
*
Zur Typologie des Sammlers. Der Spieler, Der
Abenteurer, Der Eroberer, Der Organisator, Mit
allen Zwischenstufen, die sich aus den denkbaren
Kombinationen ergeben.
*
Der rechte Sammler ist produktiv, gedanken-
und geistvoll. Er ist schöpferisch, wie irgend ein
Künstler, Er hat die Launen, er hat den Starrsinn
im Verfolgen eines Zieles auch, wie dieser. (Beide
allerdings müssen Format haben.) Er kann, wie et -
wa die Boisseree, im Grunde genommen unkünstle -
risch empfinden und dennoch — seltsames Spiel! —
ein Kunstwerk aufrichten: eine vollendete Samm -
lung; er kann, wie sie, einen neuen Gedanken for -
mulieren, eine neue Form des Sammelns finden,
diesem eine neue Grundlage schaffen. So ist seine
Produktivität.
*
Die Verres-Natur im Sammler läßt ihn über
Leichen gehen. Sie läßt ihn aber auch für sein Werk
sterben. Er gibt eher sich auf als dieses. Das Werk
berührt das Ewige in ihm; seine Aufrichtung war die
Idee eines Lebens, das sonst sinnlos hätte sein kön -
nen, Sinnvoll tritt der Tod vor, um das Werk zu
retten.
*
Welch eine Fülle von Erlebnissen erwächst
dem Sammler! Welch ein Kampffeld der Leiden -
schaften ist in ihm! Welch eine Hölle verschlingt
ihn, den das Verlangen peinigt, welch ein Himmel
umfängt ihn, den die Erfüllung beglückt! Jede Er -
füllung aber zeugt ein neues Verlangen, und der
aus sich Getriebene ist, ein andrer Ahasver, zur
Ruhelosigkeit verdammt.
*
Das Recht auf den Besitz dürfte, trotz allem,
nur dem zugestanden sein, der sich der Pflicht des
jederzeitigen Ausstellens (in einem, weitgefaßten
Sinn) bewußt ist.
*
Auch diese Kunst, auch die Kunst des Sam -
melns, hat mit Ethik nicht viel und nicht immer zu
tun, und der unedelste, skrupelloseste Sammler kann
das herrlichste Werk schaffen. Der Erfolg entschei -
det, wie in allem, was das Außen der Dinge betrifft.
Die Wirkung entscheidet; sie aber betrifft das Innen
der Dinge und der Menschen; mit ihr kehrt die
Ethik auf den verlassenen Posten zurück; diese ist
unabweisbar. War das ethische Prinzip, uner -
wünscht und ungekannt, sogar in jenem Sammler?
War er, ohne, war er wider seinen Willen, dessen
Werkzeug?
*
Herr seines Schicksals und seiner Seele muß
der Sammler sein. Es ist ihm (den Wackenroder-
schen Ausdruck verwendend) gegeben, den Bilder -
saal zum Jahrmarkt oder zum Tempel zu machen.
Seine Wohnung sollte (und dieses Wort klingt an
das Hevesis über Dumba an) eine Selbstbiographie
sein. Um im Bilde zu bleiben: ein Selbstbildnis,
*
Welch ein wundervolles Geheimnis, daß ein
Kunstwerk, verborgen, vergessen, anscheinend für
alle Zeiten verloren, ans Licht findet, um zu einem
Menschen zu finden.
*
Apologie des Sammlers. Aus dem Un-Geist hebt
sich der Geist. So sehr kann nie der Zufall am Ein -
gang zum Sammeln gestanden haben, daß nicht, im
Äufbauen der Sammlung, Methodik und Systematik
freudig geübt würden. So sehr kann nie der Egois -
mus gewaltet haben, daß nicht, an einer Biegung
des Gefühlsweges, plötzlich, überwältigend, der
Ausblick auf ein Allgemeines sich ergäbe. So sehr
kann nie die Gewalt der nur-materiellen Mittel ein -
gesetzt worden sein, daß nicht ständig die Erkennt -
nis wüchse, es geschehe ein Werk der Liebe.
jf:.
Der Sammler ; der große Liebende,
*
Es gibt eine Innigkeit der Beziehung zwischen
dem Menschen und dem Kunstwerk, die von allem
gelöst ist, was reine Liebe zu beschweren vermag.
In jener Region, wo nichts von der Bewußtheit eines
Wertes da ist, nichts, so paradox wie es klingt,
selbst von der des künstlerischen Wertes, dort, wo
nur Hingegebenheit, Hingerissenheit sind, dort ist
jener Sammler zu finden, der mit dem Hefzensauge
sieht. Dies ist sein Bekenntnis:
Was mir an dem Bild gefällt?
Dies und das. Ich weiß es nicht.
Rings um mich versinkt die Welt,
wenn es herzlich zu mir spricht.
Von der Uhrenkammer zum Uhren-JYZuseum.
Von Rudolf Kaftan,
Direktor des Uhren-Museums der Stadt Wien,
Als im Jahre 1911 in der „Internationalen
Sammler-Zeitung“ ein Aufsatz über eine außerordent -
lich sehenswerte Uhrensammlung erschien, da dach -
ten wohl wenige, daß diese Sammlung die Keim -
zelle des heutigen Wiener Uhren-Museums werden
sollte.
Sammler und Uhrmacher hatten sich schon vor
mehr als 25 Jahren für meine aus Liebhaberei erwor -
benen alten Uhren interessiert. Weitere Kreise wur -
den aber erst aufmerksam gemacht, als es mir über
Einladung des Wissenschaftlichen Klubs ermöglicht
wurde, am 19, Jänner 1911 den ersten Lichtbilder -
vortrag dieser Art mit Bildern von Uhren meiner
Sammlung vor einer stattlichen Anzahl von Uhren-
Nr. 3
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Seite 29
freunden zu halten. Die „Oesterr.-Ungarische Uhr -
macher-Zeitung 1 ‘ schrieb damals in der Februarnum-
mer 1911, und die „Internationale Sammler-Zeitung' 1 ,
wie ich eingangs angedeutet habe, in der Aprilnum -
mer 1911, daß mit Hilfe von mehr als hundert Licht -
bildern ein fast lückenloser Ueberblick über die ver -
schiedensten Systeme und über den Entwicklungs -
gang der Räderuhren geboten wurde.
Als dann am 29, Oktober 1916 nach erfolgtem
Fig. 1. Das Gebäude des Uhren-Museums.
Verkauf des damaligen Heimes der Uhrensammlung,
in der Zeit der drohenden Ausquartierung, im „Neuen
Wiener Tagblatt“ die Abhandlung der bekannten
und beliebten Schriftstellerin Frau Helene T u -
schak-Lafite : „Der obdachlose Sammler“ ver -
öffentlicht wurde, begann man in der großen Oeffent-
lichkeit und namentlich in der Wiener Uhrmacher-
Genossenschaft die Aufmerksamkeit auf die gefähr -
dete Sammlung zu richten.
Es wurde der Versuch gemacht, die entwicklungs -
geschichtlich geordneten Uhrensysteme im Techni -
schen Museum unterzubringen, oder ein eigenes
staatliches Uhren-Museum zu schaffen. Für beide
Vorschläge fehlte, trotz lebhaften Interesses, das
Geld, Dann kam ein ziemlich verlockendes Anbot
von Seite der Stadt Budapest, ein Uhren-Museum
dortselbst zu begründen. Auch andere Pläne tauch -
ten auf, bis im Mai 1917 die damalige Gemeindever -
waltung unter Bürgermeister Dr. Weißkirchner
nach langen Verhandlungen und nach Entgegennahme
des Gutachtens einer dreigliedrigen Schätzungskom -
mission den Beschluß faßte, unter gewissen vertrag -
lich festgesetzten Bedingungen die Uhrensammlung
anzukaufen, ein Gebäude zur Verfügung zu stellen
und ein selbständiges Uhren-Museum in Wien
zu schaffen und zu erhalten. Die Abbildung Fig. 1
zeigt die Giebelansicht des alten, ganz netten aber
leider viel zu kleinen Hauses, Wien I., Schulhof 2, in
welchem nunmehr drei Stockwerke eingerich -
tet sind, um die allmähliche Entwicklung der Räder -
uhr von der ältesten bis zur modernsten, an mehre -
ren tausend verschiedenartigen Uhren zu zeigen.
So ganz rasch ging es allerdings nicht, bis das
ganze Haus erobert war. Im Jahre 1917 wurde nur
das oberste, dritte Stockwerk zur Verfügung gestellt.
Dann brachte die Wiener Feuerwehr auf siebzehn
großen Streifwagen im Laufe von ungefähr zwei Mo -
naten das umfangreiche Material aus der Döblinger
Uhrenkammer (und den anderen Räumen} zur Ein -
ordnung in den Schulhof. Hierauf galt es, ohne
Geld die damals zum Verkauf reif werdenden
Sammlungen Ebner-Eschenbach, Nicolaus
und L e i n e r zu gewinnen, und unterzubringen. Die
Kaufsumme per 300.000 Kronen zum Ankauf der
kostbaren Sammlung unserer Dichterin Marie von
Ebner-Eschenbach spendeten am 24. August
1917 die Großindustriellen Dr. Karl von Skoda
und Bernhard W e t z 1 e r. Die Aufbringung des größ-
Fig. 2, Uhr des Pfarrers Krofitsch,
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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr 3
ten Teiles des Geldes für die beiden anderen Samm -
lungen, nämlich 50.000 Kronen bei den Wiener Groß -
banken am 17. Jänner 1918, ist vor allem dem Herrn
Stadtrat, damals Direktor der Länderbank, Hugo
Breitner zu verdanken.
Im Februar 1919 gelang es, um Platz zu schaffen,
das zweite Stockwerk zu erobern, eine Neuaufstel-
Fig, 3, Uhr des Fraters Caietano.
lung durchzuführen, und ein eigenes Biblio -
thekszimmer einzurichten. Die aus meinem Be -
sitz übergegangene Fachliteratur wurde namentlich
durch Schenkungen bedeutend vermehrt. Wie das
ganze Uhren-Museum, so ist auch die Fachbibliothek
eine Fundgrube des Interessanten. Wieviel Wissens -
wertes, wieviel Idealismus, um die seit Jahren lau -
fenden Zeitschriften durch fachliche und andere Mit -
teilungen und Aufklärungen zum Nutzen der Uhr -
macher auszugestalten! Wenn schon ein Blick in die
Zukunft nicht möglich ist, die Vergangenheit rollt
sich bis zur Gegenwart in aller Genauigkeit in einer
selchen Fachbibliothek ab.
Nach vollendeter Neuordnung der Sammelob -
jekte konnte am 30. Mai 1921 die Eröffnung des
Uhren-Museums unter Bürgermeister Reumann
durchgeführt werden. Seither ist die Besichtigung
desselben an jedem Dienstag, Mittwoch und Samstag
pünktlich um 10 Uhr, an jedem Dienstag und Sams -
tag auch pünktlich um 16 Uhr möglich. An Sonn-
und Feiertagen ist im allgemeinen geschlossen. Die
Besichtigung ist n u r unter Führung möglich. Diese
Führungen sind kostenlos, zeitraubend, mühevoll,
aber leider infolge der Platzverhältnisse notwendig.
Seit der Eröffnung des Uhren-Museums fanden 2902
solcher Führungen in Verbindung mit Vorträgen statt,
in denen die Entwicklung der Räderuhren unter Vor -
stellung der wichtigsten Systeme besprochen wurde.
An diesen Führungsvorträgen nahmen bisher 34.318
Besucher aus aller Herren Ländern teil,
Große Bereicherungen erfuhr das Uhren-Muse -
um nach der Gewinnung jener drei früher genannten,
der Gemeinde kostenlos zugefallenen Sammlungen,
als die Stadtvertretung in den Jahren 1924 bis 1930
die Gelder zum Ankauf zahlreicher, uhrentechnisch
hochwertiger Uhren bewilligte. Figur 2 zeigt eine
derartige seltsame Uhr. Sie besitzt viele Zifferblätter
für kalendarische Angaben, ist die Arbeit eines Pfar -
rers namens Krofitsch aus Leutschach in Steier -
mark, und wurde vor ungefähr 120 Jahren fertigge,
stellt. Eine andere erstrangige Kunstuhr, zu deren
Ankauf die Gemeinde Wien die Mittel gab, ist die
in Figur 3 dargestellte Arbeit des als Erfinder des
Differentialgetriebes bekannten Augustiner-Fraters
David C a j e t a n o. Das Werk besitzt ungefähr 160
Bestandteile, hat einen Sonnenzeiger, mehrere Zeiger
für die Bewegung des Mondes, weist die Umlaufs -
zeiten einiger Planeten, kündigt Sonnen- und Mon -
desfinsternisse an, und mißt trotz des Alters von 163
Jahren ziemlich genau die wirkliche und mittlere
Zeit,
Die hier in kurzen Umrissen dargestellten, chro -
nologisch geordneten Erinnerungen zeigen, daß wohl
ein mühevoller Weg zu gehen war, bis aus der im
Jahre 1911 in der „Internationalen Sammler-Zeitung“
besprochenen Uhrenkammer in Döbling das heutige
Uhren-Museum, eine Wiener Sehenswürdigkeit, ge -
schaffen werden konnte.
Cin Vierteljahr hundert Wiener Jlntiquitätenhandel.
Von Kommerzialrat Rudolf Berger,
Präsident der Vereinigung der Antiquitäten- und Kunsthändler Wiens.
Im Jahre 1908 war der selbständige Handel mit
Antiquitäten auf der Höhe seiner Entwicklung. Die
Freude an den Erzeugnissen der Kunst und des
Kunstgewerbes früherer Tage und der Wunsch, die -
selben zu besitzen, war weit verbreitet. Beinahe alle
Mitglieder der kaiserlichen Familie sammelten und
beschenkten sich gegenseitig mit Antiquitäten, allen
voran der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdi -
nand, der in seinen Schlössern in Wien, Konopischt,
Blühnbach und Artstetten mit Freude und Ver -
ständnis Schätze aus aller Welt zusammentrug. Er
war allen Händlern wohl vertraut und in der gemein -
samen Freude über neue Erwerbungen ihnen eng
verbunden.
Nr. 3
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Seite 31
Die Angehörigen der Hocharistokratie kamen
regelmäßig in die verschiedenen Läden und ver -
brachten Stunden ihres Wiener Aufenthaltes damit,
altes Kunstgewerbe ausfindig zu machen und zu
kaufen, um die Innenräume ihrer Besitzungen zu
schmücken und ihnen eine persönlichere Note zu
geben. Sie brachten ihre Kinder und Enkel mit, so
daß ganze Generationen zu den Stammkunden zähl -
ten.
Die großen Sammler, die Wien als Antiquitäten -
platz berühmt gemacht haben, wie Graf Hans W i 1-
c z e k, Herr von Miller zu Aichholz, Guido
von Rho, Stephan von Auspitz und vor allem
Dr. Albert F i g d o r waren Käufer für jedes gute
Stück, belehrten die Händler und eiferten sie an
nicht zu erlahmen und kein Opfer zu scheuen, um
immer Besseres und Selteneres nach Wien zu brin -
gen. Ein anerkennendes Wort oder ein Lob aus dem
Munde Dr, Albert Figdors galt als höchste Aus -
zeichnung.
Auch an der Spitze der Museen standen Direk -
toren, wie die Herren Dr. Dörnhöffer, Doktor
L e i s c h i n g, Dr. Zimmermann (jetzt in Nürn -
berg), Dr, F o 1 n e s i c, Dr. Pazaurek, Dr. Braun
aus Troppau und andere mehr, die engsten Kontakt
mit den Händlern hielten und sich deren praktischer
Erfahrungen gerne bedienten.
Unzählige Industrielle, Bankdirektoren, Univer -
sitäts-Professoren, Aerzte und Künstler besaßen
mehr oder minder wertvolle Spezial-Sammlungen,
mit denen sie sich in ihrer freien Zeit beschäftigten
und für die sie immer bereit waren ihren Sparpfennig
zu opfern. Viele hatten auch nur mit auserlesenstem
Geschmack eingerichtete Wohnungen, in welche sie
alles zusammentrugen, was ihnen schön und inter -
essant schien. Von neuer Sachlichkeit war damals
noch nicht die Rede und man schränkte sich gerne
ein wenig im Raume ein, um reichlich von schönen
Dingen umgeben zu sein. Ich erinnere nur an Woh -
nungen, wie die von Frau Jenny Mauthner, Karl
von Herz-Hertenried, Selma Kurz-Hal-
b a n, Ella Zwieback, Frau von K a h n-S p e y e r
etc. und an die Familien Wittgenstein, Herz -
felder und Feilchenfeld, deren Mitglieder
alle wetteiferten, den Familienbesitz durch Ankauf
schöner antiker Gegenstände zu erhöhen.
Es gab Käufer, die so regelmäßig kamen, daß
sie sich entschuldigen zu müssen glaubten, wenn sie
an »ihrem Tag« ihren Besuch versäumten.
Wenn ein Händler von einer Einkaufsreise heim -
kehrte und seine Kunden von dem Eintreffen ihnen
unbekannter Ware verständigte, kamen sie alle er -
wartungsvoll und dankbar dafür, daß man ihnen zu
diesen Käufen verhalf und so rasch und so zahlreich,
daß im Handumdrehen alles wieder verkauft war
und der Händler mit vermehrtem Gelde und neuer
Einkaufslust wieder abreisen konnte. Dadurch wur -
den die Wiener Händler im Ausland bekannt und
erwünschte Besucher ausländischer Auktionen. Aber
auch die Sammler des Auslandes wurden auf sie
aufmerksam und immer öfter und zahlreicher ent -
schlossen sie sich zu einem Besuch Wiens. Das recht -
fertigte auch das Entstehen von Kunst-Auktions -
häusern in Wien, denn es schien wirklich, als ent -
wickle sich Wien zum Treffpunkt der internationalen
Sammler.
Leider wurde dieser schönen Aufwärtsbewegung
durch den Ausbruch des Krieges im Jahre 1914 ein
jähes Ende bereitet. Anfangs, als trotz der Schwere
der Zeit einige Käufer ihre Sammelgewohnheit auf -
recht erhielten, konnten diese nicht voll befriedigt
werden, da das Reisen unmöglich gemacht war und
auch viele Händler selbst militärpflichtig geworden
waren. Auch ohne diese erzwungene Dezimierung
der Lager wurde durch die beginnende Inflation der
Antiquitätenhandel vom Grund aus verändert. In der
mit rasender Schnelligkeit sich ändernden Wertung
der Gegenstände schienen die Erzeugnisse antiker
Kunst eine Art Ruhepunkt darzustellen, da man sie
unabhängig wähnte von den veränderlichen Kosten
der Erzeugung. Das Wort »Inflation« war uns allen
ja kein so geläufiger Begriff wie heute, welcher Um -
stand es mit sich brachte, daß viele Händler den
aufwärtsstrebenden Preisen nicht eilig genug folgten
und ihre Lager bald so rasch abverkauften, daß ihnen
keine Zeit blieb, das Geld in neuer Ware umzu -
setzen und sie so um Vermögen und Lagerbestände
kamen. Andere hatten wohl erfaßt, daß dem Anti -
quitätenhandel mit der Sucht, das Geld in wertbe -
ständigen Vermögensteilen anzulegen, eine Hoch -
konjunktur erstehen würde, sahen sich aber außer -
stande, durch die verringerten Reisemöglichkeiten
den neuen Ansprüchen schnell genug nachzukommen.
Die Art der Käufer hatte sich auch grundlegend
verändert. Man kaufte nicht mehr aus Interesse und
Liebe zu den Gegenständen, sondern um eine ge -
wisse Summe Geldes anzulegen, und die Freude,
die man an den Dingen hatte, war nicht mehr die
unbefangene ethische, sondern die in Ziffern aus-
drückbare Wertsteigerung des Besitzes. Man ver -
folgte die Auktionsresultate der ganzen Welt, um
sich über die internationalen Preise zu orientieren
und jene Sammlung galt als wertvollste, deren Einzel -
stücke am internationalen Markt gesucht waren.
So entstand auf alter Grundlage die neue Samm -
lung Castiglioni, zu deren Stücken der Besitzer
wenig persönliches Verhältnis hatte, sondern die er
fallweise von einem bekannten Fachmann als Ka -
pitalswerte zusammenkaufen ließ.
Für die Idealisten unter den Händlern, und sol -
che gibt es, war dies ein schwerer Schlag und än -
derte ihr Verhältnis zum Kunden grundlegend. Jeder
Händler, der wirklich mit Leib und Seele bei seinem
Geschäft ist, ist mehr oder weniger auch Sammler
und als solcher liebt er seine Schätze, als wären sie
Lebewesen. Deshalb war und ist es auch nie gleich -
gültig, in wessen Hände seine Lieblinge übergingen,
sondern man wünscht, daß dieselben weiter geliebt,
geschätzt und beinahe mit Zärtlichkeit gehegt wer -
den. Der Standpunkt der neuen Käufer aber schloß
jedes Verwachsen mit den neu erstandenen Werten
aus. Die meisten dieser so rasch entstandenen Samm -
lungen sind ja auch heute bereits wieder ver -
schwunden.
Mit dem Abflauen der Furcht vor einer etwaigen
Geldentwertung und der fortschreitenden Verarmung
des intelligenten Mittelstandes (eine andere Gesell -
schaftsschichte kam ja vorläufig nicht mehr in Be -
tracht) blieb immer weniger Geld zum Ankauf von
scheinbar »Ueberflüssigem« übrig, denn die Not der
Zeit zwang die Menschen, ihre Sucht nach Schönheit
zu vergessen und sich auf das Notwendigste zu be -
schränken.
Trotz aller Hindernisse aber hielten die Wiener
Händler ihre Lager lange auf internationaler Höhe
und den Kontakt mit der internationalen Sammler-
und Käuferwelt aufrecht, bis die Zeit der Devisen-
und der Einfuhrgesetze kam. Diese Beschränkungen
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machen vorläufig einen in der Welt als vollwertig
gültigen Antiquitätenhandel unmöglich, was
nicht nur die Händlerschaft zugrunde
richtet, sondern den Wert Wiens als
Kunst-Stapelplatz beträchtlichher-
a b s e t z t und den damit innig verbundenen Frem -
denverkehr schädigt.
Dazu kam in den allerletzten Jahren eine Über -
schwemmung des Marktes durch mit Unrecht in Ver -
bindung mit Kunst genannten Auktionen, die wahl -
los schlechte und gute Qualitäten gemeinsam auf den
Markt werfen mußten, da auch sie mangels genü -
gend zahlungskräftiger Käufer um ihre Existenz
kämpften, Ihr Vorgehen ist deshalb zu verstehen,
wenn auch jeder ehrliche Antiquitätenfreund es tief
bedauern muß, daß der reguläre Händler, welcher
mit Herz und Liebe bei der Sache ist, dadurch bei -
nahe ganz ausgeschaltet wird und, was beinahe noch
schlimmer ist, der Geschmack des Publikums von
Grund aus verdorben wird.
Wir haben es ja momentan mit einer ganz neuen
Schichte von Käufern zu tun, von denen alle mehr
oder weniger schüchterne Anfänger sind, ihres Ur -
teils nicht sicher und nicht unterrichtet genug, um
Echtes vom Falschen zu unterscheiden. Wohl heben
sie sich vorteilhaft von den Käufern der Inflations -
zeit ab, denn sie kaufen wieder aus Liebe zur Schön -
heit der Form, mit Gefühl für das Edle alter Patina,
und mit Verständnis für die Geschichte und Tradi -
tion der Dinge, was immerhin ein Versprechen für
iiHimiiiiiimiiiiiiiiiiiiiimiiiiimiiiiiiiiiiiiiiHiiiiiiiiimiinimi«
Kunstantiquariat
| Artaria & Co. j
| Wien, I., Kohlmarkt 9 1
[ ^ |
| Sammler-Graphik / Alte Stiche / Radierungen / |
Holzschnitte / Handzeichnungen
1 Zeitgemäß reduzierte Preise jjj
5iniiniunntimiiitHHiinniinmii..miminnnnnumiinmniiininuiimiuniiniii»~
ein Neuaufblühen des alten Sammlergeistes ist. Daß
derselbe gänzlich im Absterben ist, ist eine pessimi -
stische Ansicht, der man keinen Glauben schenken
darf, denn solange die Welt steht, haben die Men -
schen gesammelt und haben weite Schichten Sinn
und Verständnis für die Erzeugnisse früherer Epochen
gehabt.
Es ist an den Händlern, diese neu aufblühende
Pflanze zart und liebevoll groß zu ziehen, indem sie
möglichst geduldig ihr Verständnis und ihre Sammler -
leidenschaft auf die neue Käuferschichte übertragen
und alles unterlassen, was deren Vertrauen irgend -
wie täuschen könnte.
1Vierter JCunstauktionen.
Von Alexandrine Kende.
Trotz verschärfter wirtschaftlicher Krise ist es
dem kultivierten Wiener noch immer ein Herzens -
bedürfnis, sich mit den Dingen der Kunst zu be -
schäftigen und aktiv an den Kunstauktionen teilzu -
nehmen, Der Kreis der eigentlichen, passionierten
Sammler macht wohl unter dem Druck der Verhält -
nisse einen argen Schrumpfungsprozeß durch, aber
glücklicherweise ist die Species doch nicht ausge -
storben!
Zum Unterschied von Berlin und anderen gro -
ßen deutschen Kunstzentren gibt es bei uns relativ
sehr wenige universell und kosmopolitisch einge -
stellte Kunstliebhaber, Man bevorzugt Wiener Mei -
ster und in Wien entstandenes Kunstgewerbe und
bezahlt selbst mittlere Qualitäten dieser Provenienz
bei weitem teurer als ausländische Kunstprodukte
von höherem Niveau. Dieser an sich begreifliche
Lokalpatriotismus steigert sich manchmal zur Un-
verSftändlichkeit. Kunstwerke von wirklich interna -
tionaler Bedeutung sind auf unseren Wiener Kunst -
auktionen seltener. Erscheint aber ein solches, so
erweisen ihm selbst die unter den Kunstfreunden
vortrefflich kunsthistorisch geschulten Elemente nur
ihre Reverenz (auch bei genügender Vermögens -
fundierung), um den Schatz bei mäßigem Preise dem
Auslande zu überlassen, Wie anders, wenn es sich
um irgend eine Spitzenleistung der österreichischen
Kunst handelt, was herrscht da für atemlose Span -
nung und stark gesteigerte Kauflust! Ich erinnere
mich da an eine unserer Auktionen im Frühjahr
1932, da drei Waldmüller, ein Pettenkofen, zwei
Isidor Kaufmann, ein Oelbild von Rudolf Alt u, a.
glänzende Preise erzielten, während ein signierter
und datierter Adr. van Ostade aus der Sammlung
Dr. Strauß, ein Galeriebild ersten Ranges, ohne An -
bot blieb. Ebenso wurde erstklassiges französisches
Silber aus der Empire billiger verkauft, als
Wiener Silber der gleichen Epoche, Die hohe Wert -
schätzung, die man unseren österreichischen Mei -
stern entgegenbringt, ist gewiß vollauf berechtigt.
Ihre subtile malerische Kultur, ihr bedeutendes
Können besteht auch im Vergleich mit den besten
gleichzeitigen Meistern der anderen Nationen,
Immerhin ergäbe eine gesteigerte Universalität ein
schönes Zeugnis für das Verständnis der jetzigen
Wiener Kunstfreunde. Auch in den Sammlungen
Dr, Figdor, Miller von Aichholz, Dr. Strauß, Gott -
fried Eißler u. a. nahm die Wiener Kunst den ihr
gebührenden Ehrenplatz ein. Aber das Sammelge -
biet dieser Kunstanbeter umfaßte mit gleicher An -
dacht alle Höchstleistungen menschlicher Kultur,
ohne Frage nach Nam‘ und Art, lediglich die künst -
lerische Qualität war beim Ankaufi entscheidend.
Die ausschließliche Beschränkung auf die heimat -
liche Kunst zeugt gewiß von inniger Liebe zur Hei -
mat, zur bodenständigen Kunst und kann als stolzes
Auf-sich-selbst-besinnen gedeutet werden, Aber so
wie es uns beglückt, wenn wir vernehmen, daß un -
sere großen Musiker im Ausland geschätzt und ge -
würdigt werden, daß unsere großen Maler in engli -
schen Sammlungen nicht selten sind, so würde es im
Ausland gewiß gerne gesehen werden, wenn wir
unsern Traditionen in dieser Beziehung treu blieben.
Die früheren Sammlergenerationen waren bestrebt,
alle Grenzen niederzureißen, um so eine Art künst -
lerisches Pan-Europa aufzurichten, in dem die
österreichische Kunst ihre geweihten Bezirke ein -
nahm. Befolgen wir ihr schönes Beispiel!
Nr. 3
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
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Jlus den Schlössern des Erzherzogs Friedrich.
Die Wiener Kunstauktionen im neuen Jahre
leitet vielversprechend eine Versteigerung von
Kunstbesitz des Erzherzogs Friedrich ein. Vom
8. bis 10. Februar bringen die Auktionshäuser Al -
bert Ken de und Gilhofer & Ranschburg
in den Prachträumen des ehemaligen Wiener Schach -
klubs in der Schauflergasse eine Auslese von Kunst -
objekten aus dem Wiener Palais und den österrei -
chischen Schlössern dgs Erzherzogs, aus der Weil-
burg in Baden bei Wien und dem von Fischer von
Erlach erbauten Schloß Halbthurn im Burgenland,
unter den Hammer.
Biedermeierzeit aufs beste repräsentieren. Natür -
lich ist in jedem Saal die Einrichtung durch herrliche
Luster, durch Porzellane der alten Manufakturen
von Wien, Berlin und St. Petersburg, durch echte
französische Bronzen, durch Uhren von berühmten
Pariser Meistern und nicht zuletzt durch kostbare
Teppiche, darunter ein antiker Savonerie-Teppich,
stilvoll vervollständigt.
Von besonderer Bedeutung sind die Ge -
mälde, die zur Versteigerung kommen. Da ist ein
Hauptwerk des seltenen Cornelis T r o o s t, den
man nicht mit Unrecht den holländischen Hogarth
Fig. 4. Schnorr von Carolsield,
Rudolf von Habsburg und der Priester.
Der Schwerpunkt der Auktion liegt in den
kunstgewerblichen Erzeugnissen. Gut zwei Drittel
der 404 Nummern, die der Katalog exakt beschreibt,
machen die Kunstgegenstände aus, die uns zeigen,
wie stark die Verbindung Oesterreichs mit franzö -
sischer Kunst ehedem war, aber auch, wie in
Oesterreich Stilformen selbständig geschaffen wur -
den. Charakteristisch sind in dieser Richtung insbe -
sondere die Möbel, die im geschmackvollen Ar -
rangement der Kunsthistorikerin, Frau Alexandrine
K e n d e sehr wirkungsvoll zur Geltung kommen.
Es würde zu weit führen, hier all das prächtige Mo -
biliar aufzuzählen, das in den 15 Räumen unterge -
bracht ist: es genüge der Hinweis, daß die vorhan -
denen Stücke die Louis-XVI,-, die Empire- und die
nennt. Es zeigt den „Gerichtshof von Puiterveen“,
ein Sujet, das auch eine in der Albertina in Wien
befindliche Gouache des Meisters behandelt. Denis
van A1 s 1 o o t scheint mit dem „Fischstecher“ auf,
ein Werk, das allem Anschein nach zu der berühm -
ten, aus sechs Bildern bestehenden Folge gehört,
von der Nr. 1 und 6 im Prado-Museum in Madrid,
Nr, 2 und 5 im Kensington-Musum in London sich
befinden, während Nr. 3 und 4 bisher als verschol-
1on galten. Die Infantin I sab eil a hat im Jahre
1615 diese Folge ihrem Hofmaler Denis van Alsloot
zur Erinnerung an die von ihr und ihrem Gemahl,
dem Erzherzog Albert in Brüssel veranstalteten
Feste in Auftrag gegeben, der die Aufgabe, wie er -
wartet, großartig löste.
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Nr. 3
Die durch Schillers Gedicht „Der Graf von
Habsburg‘‘ zur größten Volkstümlichkeit gelangte
Legende von Rudolf von Habsburg und dem
Priester behandelt das von uns in Fig. 4 reprodu -
zierte Bild von Ludwig Ferdinand Schnorr von
Carolsfeld. Im Vordergründe der jugendliche,
vom Pferd abgesessene Graf, rechts von ihm der
Geistliche, der auf dem Versehgang begriffen ist,
neben ihm der Ministrantenknabe, Links neben dem
V o ß so meisterhaft beschrieben hat), von Franz
S t e i n f e 1 d, Andreas Lach, Gubig, Bensa,
Joh. Heinrich Bleuber, Vincenz H a v 1 i c e k,
G u e r i n i etc. Historischen Beigeschmack haben
zwei Pferdebilder, das eine den Schimmel darstel -
lend, den Erzherzog A 1 b r e c h t in der Schlacht
von Novara geritten, stammt von dem in Wien tä -
tig gewesenen S t e r i o, das andere mit dem Reit -
pferd Black Prince, das den Erzherzog Albrecht in
Fig, 5. Raphael Mengs, Selbstbildnis,
Pferde mehrere Knappen und ein Hund. Eine be -
waldete Landschaft mit einer Burg bilden den Hin -
tergrund.
Anton Raphael Mengs ist mit seinem Selbst -
porträte (siehe die Abbildung Fig. 5) und die „Ruhe
auf der Flucht“ vertreten, welche die liebliche Sze -
ne, wie Maria das Kind unter einem Baum liebkost,
versinnbildlicht.
Erwähnen möchten wir noch ein prächtiges
Bild von Angelica Kauffmann („Die Gemahlin
des Pompejus fällt bei der Nachricht von der Er -
mordung ihres Gatten in Ohnmacht“), Gemälde von
W u t k y („Die Kaskaden von Tivoli”, die Richard
der Schlacht bei Custozza getragen hat, ist ein
Werk Rudolf Carl Hubers, Bemerkenswert wäre
auch eine gute, alte Kopie nach einem Gemälde
aus der Raffael-Werkstätte (Maria mit dem Kinde,
dem hl, Josef und dem Johannes-Knaben in einer
Landschaft). Das Original befindet sich im Wiener
Kunsthistorischen Museum,
Unter den Stichen ist ein sehr seltenes und
geschätztes Blatt Napoleons I, zu Pferde, gefolgt von
seinen Generalen,
Alles in allem; Eine Versteigerung, die gewiß
auch eine Attraktion für Sammler im Auslande bil -
den wird.
«Rheinischer und mitteldeutscher JCunstbesitz.
Bei der Versteigerung rheinischen und mittel -
deutschen Kunstbesitzes durch Math. Lempertz
in Köln am 6. bis 8, Dezember (siehe Nr, 2 der
„Internationalen Sammler-Zeitung“) wurden weiters
folgende Preise (in Mark) erzielt:
Europäisches und chinesisches Porzellan des 18. Jahrhunderts.
220 Bayreuther Teebüchse aus braunem Steinzeug ... 45
222 Paar Husarenfiguren. Deutsch 105
227 Zylindrische Obertasse mit weiblicher Silhouette.
S, Mohn fec. 1812 50
230 Doccia-Tasse mit Unterschale. Farbiger Chinoiserie-
dekor im Höroldt-Stil 55
236 Melonenförmiger Ingwertopf mit Ueberfalldeckel.
China, Yung Cheng
240 Paar große chinesische Kapuziner - Deckelvasen.
Kienlung 350
243 Paar chinesische Kang-Hsi-Vasen, 17. J 305
Meißener Porzellan der Frühzeit.
252 Goldchinesen-Walzenkrug mit getriebenen Silber -
deckel. Um 1720 900
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253 Goldchinesen - Schokoladebecher mit Unterschale.
Um 1720 255
254 Bottengruber-Teller. Um 1727 200
255 Tasse mit Unterschale. Um 1725 175
256 Koppchen mit Unterschale. Um 1730 120
257 Paar gleiche Koppchen mit Unterschalen. Um 1725 . 330
259 Goldchinesen-Deckeldose. Um 1720 230
261 Großer Deckelbecher. Um 1730 380
262 Teekännchen mit farbigen Chinoiserien. Um 1724 . . 240
264 Teller mit reichem Kauffahrtei- und Chinoiseriedekor.
Um 1725 330
266 Fond-Kaffeekanne. Um 1730 180
268 Jagdteller. Um 1760 65
270 Kavalier au® der Folge der italienischen Komödie.
Um 1740 150
271 Tanzender Harlekin mit großem Höcker. Um 1740 . . 280
272 Türke mit Laute. Um 1840 300
273 Bonbonniere mit farbigem Kauffahrtei- und Fischer -
dekor. Um 1750 120
275 Kännchen. Um 1750 80
276 Kleiner Deckeltopf. Um 1730 95
279 Teller mit Korbrand. Um 1760 65
281 Butterdose. 18. J 60
282 Teekännchen. Frühzeit 90
286 Teller mit Korbrand. Um 1760 40
Porzellan verschiedener Provenienz.
296 Wiener Dupaquier - Einsatztasse mit Unterschale,
Hausmalerei, wahrscheinlich von Preußler in Breslau.
Um 1725 240
Jlutographen und
J. A. Stargardt in Berlin bringt am 8. Fe -
bruar Autographen und Handzeichnungen aus ehern.
Alt-Leipziger und anderem Besitz zur Versteigerung.
Unter den Autographen rangiert an erster Stelle
ein Schriftstück vom Erfinder des Blitzableiters, dem
amerikanischen Schriftsteller und Politiker Benjamin
Franklin, das mit 2000 Mark bewertet ist. Ihm
reiht sich ein wundervoller Brief Mozarts an
Prof. Anton v. K 1 e i n in Mannheim, den Freund
Schillers, an. Der Tonkünstler behandelt die »künf -
tige teutsche Singbühne« in Wien, der er nicht viel
Glück verspricht. »Wäre,« sagt er bitter, »nur ein
einziger Patriot mit am brette, es sollte ein anderes
Gesicht bekommen! Doch da würde vielleicht das so
schön aufkeimende National-Theater zur blüthe ge -
deihen und das wäre ja ein Ewiger Schandfleck für
Teutschland, wenn wir Teutschen einmal mit Ernst
anfingen, teutsch zu denken, teutsch zu handeln,
teutsch zu reden und gar teutsch — zu singen.« Der
Brief ist auf 1800 Mark geschätzt. Ein Rarissimum
ist ein Schriftstück von Händel, von dem Geschrie -
benes überaus selten auf dem Markt auftaucht.
Eine Besonderheit ist das Stammbuch des Pro -
fessors August Cornelius Stockmann in Leipzig,
der unter dem Einfluß von Goethes »Leiden des jun -
gen Werthers« die »Leiden der jungen Wertherin«
geschrieben hat. Goethe ist da mit einer Eintragung
aus der ersten Zeit seines Aufenthaltes in Weimar
vertreten, die sich auf die »Leiden der jungen Wer -
therin« bezieht. Von anderen Weimaranern
finden wir im Stammbuch Wieland, Bertuch,
den Archivdirektor Martin Schamelius und aus
der vorgoethischen Zeit den Direktor des Gymna -
siums Joh. Michael H e i n z e.
Unter den Autographen des Goethe-Kreises
wird namentlich in Wien ein Brief interessieren, den
Ottilie von Goethe, die Schwiegertochter des
Dichterfürsten, am 24. August 1840 von Wien aus an
Henriette Keil in Leipzig schrieb: »Ich habe mich
nicht getäuscht,« heißt es da. »als ich jahrelang
daran arbeitete, wieder hierher zu kommen, denn
das Leben gleitet leiser hier an mir vorüber, — mich
297 Doccia-Ginori-Teller. Florenz, Mitte 18. J 90
298 Chinoiserien-Tasse mit Unterschale. Frankenthal, 1768 80
299 Mädchen in lebhaft bewegter Haltung. Höchst,
um 1765 70
300 Bonbonniere mit feinen farbigen Miniaturen. Sevres,
um 1760 56
304 Frankenthaler Hannong-Tasse. Mitte 18. J 50
306 Höchster Koppchen mit Unterschale. Mitte 18. J. . . 55
307 Winzerin. Frankenthal, um 1770 75
308 Sechs gleiche Teller. Wien, um 1770 112
309 Mingschale aus Porzellan. China, 16, J . 175
319 Bonbonniere mit reichem Goldchinesendekor, Berlin,
Zeptermarke 140
329 Kaffeekännchen. Limbach, 18. J 40
331 Vier Tassen mit Unterschalen. Höchst, um 1770 ... 84
Fayencen, Steinzeug.
361 Delft-Schüssel. 18. J 30
367 Polychrome Delft-Schüssel. 18. J 72
370 Westerwälder Henkelkrug mit Silberdeckel. Um 1600 .62
371 Paar Hanauer Fayencevasen. Um 1700 68
372 Runde Wochen-Terrine mit Deckel und Unterteller.
Kassel, 18. J 42
375 Hanauer Fayenceplatte. Um 1700 34
380 Butterdose in Form einer Gurke. Proskau. 18. J. . . 58
385 Spanische Majolikaschüssel. 18. J 36
394 Hanauer Napf mit zwei Blatthenkeln. Anf. 18. J. . . 62
398 Große Schweizer Fayencekachel. Um 1700 ..... 32
(Schluß folgt.)
JCandzeichnungen.
erfassen nicht so heftige Wellen, daß sie mich an
Klippen werfen könnten, wo ich mir die noch nicht
gesundete Brust wieder verletzte. . . ich möchte
immer hier bleiben, aber eigentlich Schmerz wird
mir doch nur die Trennung von einem Wiener hier
bereiten. Es ist ein Dr. Seligmann . . . Ich weiß
kaum einen geistreicheren, originelleren Umgang,
und wenn der Tag . . . ihn auch ganz in Anspruch
nimmt, so bin ich doch in den späteren Abendstun -
den immer gewiß ihn zu sehen . . .« Dieser Wiener
nun, von dem hier Ottilie von Goethe spricht, ist
Professor Dr. Romeo Seligmann (1892 t), der
Vater des Prof. Adalbert Franz S e 1 i g m a n n, des
bekannten Malers und Kunstkritikers der »Neuen
Freien Presse«, der übrigens in seiner Sammlung
viele interessante Erinnerungen an Ottilie von Goethe
bewahrt. Zum Weimarer Kreis gehört auch der Phi-
lolog Franz P a s s o w, von dem zwei Briefe vorlie -
gen, in denen ganz entgegengesetzte Meinungen über
Goethe zum Ausdrucke kommen. Während er im
Briefe vom 9. Dezember 1808 schreibt: »Goethe hat
die Direktion des Theaters abgegeben. Seit (sic?)
elendes Betragen zu der Napoleons p.
Zeit, das immer fortwährt, hat ihm seit jener Zeit
die Neigung unseres edeln Hzgs sicht -
bar entzogen, u. jetzt ist wahrscheinl, alles per-
sönl. Verhältnis aufgehoben«, bedauert er in seinem
Brief vom 29. VIII. 1810 außerordentlich, Goethe in
Teplitz verfehlt zu haben; er hofft, in Dresden sich
seines Umgangs erfreuen zu können, »was denn
freylich noch mehr werth ist, als ein flüchtiger Be -
such in Reisestaub u. Reiseeile«.
Aus der Autographen-Abteilung möchten wir
schließlich noch zwei interessante Schiller-
Briefe, ein Musikmanuskript von Schubert (»Der
Blumenbrief«) und zwei Briefe des Kupferstechers
Schwerdtgeburth hervorheben, die von größ -
tem Interesse für die Entstehungsgeschichte seines
berühmten letzten Bildnisses Goethes sind.
Unter den Handzeichnungen, die aus
dem Album der Tochter und Enkelin des Leipziger
Kupferstechers Joh. Friedrich Bause, Juliane
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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr. 3
Loehr und Henriette Keil stammen, finden wir
Blätter von Joh. Samuel Bach, dem Sohne Philipp
Emanuel Bachs, von Füger, Ramberg, Chr.
Bernh. Rode, Veit Hans Schnorr von K a r o Is -
feld u. a. Aus anderem Besitz sind Handzeichnun -
gen von Chodowiecki, Goethe (Ruine Engel -
haus bei Karlsbad), öser, dem Lehrer Goethes,
Romberg und dem Hofmaler Strack beigefügt.
Den Handzeichnungen schließen sich historische
Autographen von Blücher, den röm.-deutschen Kai -
sern, Gneisenau, Friedrich dem Großen, Ludwig I.
von Bayern, der Maintenon, Metternich, Moltke und
Napoleon, ferner (aus dem Besitz des Landesältesten
Wolfgang Scherzer in Rudolfsbach) Briefe und
Urkunden des katholischen Klerus aus acht Jahr -
hunderten an. Wir finden hier Urkunden der Päpste
Leo X., Sixtus V., Clemens IX., Innozenz XIII.,
Pius VI., Gregor XVI., Pius IX., 152 Briefe und Ur -
kunden von Kardinälen; von Orden und Stiften fehlt
wohl kaum eines in Europa. Oesterreich ist mit Ur -
kunden aus Gries, Klosterneuburg, Kremsmünster,
Mondsee und Salzburg, Deutschland u. a. mit solchen
aus Fulda, Gandersheim, Hersfeld, Magdeburg, Mainz,
Nürnberg, Oliva, Paderborn, Werden und Würzburg
vertreten.
Versteigerung Prinz Jlospigliosi.
Man schreibt uns aus Rom:
Nicht weniger als 12 Tage nahm die Versteige -
rung der großartigen Sammlung des Prinzen Gero-
lamo Rospigliosi in der Galerie Guido Tavazzi
in Anspruch. Die 1154 Stücke, die unter den Ham -
mer kamen, waren durch Hochwertigkeit wie durch
Schönheit gleich interessant.
Namhafte Preise (in Lire) erzielten:
Gemälde alter Meister.
20 Jacopo della Q u e r c i a, 'Kopie der Jungfrau mit
dem Kinde 2.000
42 und 43 Andrea Locatelli, zwei Landschaften • 14.000
45 Carlo Maratti, Porträt der Maria Maddalena
Rospigliosi 15.000
48 und 49 Zwei -Friese aus- der Manufaktur von Bar-
berini, 18. J 5.000
145 Perugino, Anbetung des hl. Kindes 20.000
164 Allan Ramsay, Damenporträt 12.000
165 Jacopo Amigoni, Porträt der Prinzessin Marie-
Catherina Rospigliosi 4,500
166 Poussin, Rebekka am Brunnen 300
182 Junge Isispriesterin, Marmorbüste 4.000
245 Andrea Locatelli, Zwei Landschaften .... 9.000
246 Ders., Zwei andere Landschaften 9.000
247 Poussiin, Brustbild des Kardinals Giuseppe
Rospigliosi 12.270
248 Pinturicchio, Der hl. Franziskus empfängt die
Weihe 2.500
276 Schule des P. van B 1 o e m e n, Militärlager ... 2.800
288 Andrea Benedetti, Stilleben 3.500
352 G. G h i s o 1 f i, Römische Ruine 4.700
371 A. Locatelli, Ländliche Szene 5.400
372 P. Longhi, Porträt der Prinzessin Eleonore
Collalto 6.000
373 Französische Schule des 18. J. Reiterporträt de®
Prinzen Camille Rospigliosi 3.575
374 A. Roslin, Porträt der Prinzessin Maria Colonna 19.000
388 Römische Marmorbüste aus der Zeit Hadrians,
Bärtiger Mann 13.000
469 und 470 Salvator Rosa, Allegorie -der Musik und
der Poesie, je 10.000
559 P. van Bioemen, Aufbruch zur Jagd 4.500
560 Ders., Jagdszene 4.500
570 und 579 Locatelli, Zwei Landschaften . . . 10.500
679 Carlo Maratti, Jungfrau mit dem Kinde . . . 13.450
784 Pompeo Battoni, Madonna auf dem Throne
und der hl. Filippo Neri 13.000
883 A. Manglard, Ansicht des Palais Rospigliosi . 3.375
Kunstobjekte und Möbel.
79 Zwei Bronzelaternen, vergoldet, Louis XVI. • . • 5.500
140 Große Stickerei, 18. J. Petit point und ungarisch . 12.000
155 Pariser Stickerei, 18. J. Darstellend Landschaft
mit Staffage 44.000
156 Stickerei aus der Manufaktur Barberini, darstel -
lend die Waffen des Hauses Colonna, 17. J. . . . 37.500
238 Panneau in rosa Samt, 17. J . 9.000
251 Zwei Konsolen in vergoldetem Holz, Louis XV. . 6.000
257 Aubusson Tapisserie, 18. J 15.000
264 Tafelaufsatz au® Porzellan von Ginori 10.000
266 Suppenschüssel aus ziseliertem Silber, 18. J. . . . 23.000
283 Zwei Vasen aus antikem grünem Marmor, 17. J. . 12.000
361 Tapisserie aus Flandern, 18. J., Landschaft dar -
stellend 20.000
362 Lampenständer aus vergoldetem Bronze mit böh -
mischem Kristallglas, Empire 3.000
369 Zwei Vasen aus ziseliertem Silber, russische Ma -
nufaktur Kols 12.000
383 Dreiteiliger -Paravent mit Petit point, 18. J. . . . 6.000
442 Stehuhr, 18. J 7.500
465 Eisernes Kofferchen, 17. J 18.000
556 Panneau, gestickt mit Grospoint und Petit point . 10.000
Das interessanteste Stück der ganzen Sammlung war
Nr. 566, das Spinett der Rospigliosi,
das von L. G i m i n i a n i wundervoll gemalt und
herrlich geschnitzt ist. Da® Kunstwerk erzielte . 275.000
571 Tapisserie aus der Manufaktur Barberini, 17. J.,
Wappen der Familie Rospigliosi 45.000
572 Portiere aus -der Manufaktur Barberini 45.000
656 Wandbespannung in grünem und rosa Velours,
17. J 7.250
670 Vlämische Tapisserie, 18. J., Landschaft darstel -
lend 30.000
750 Gesticktes Kostüm in rosa Seide mit Silber. 18. J. 4.500
755 Decke aus himmelblauem Brokat, 18. J 5.000
778 Zwei große Terrakottavasen, mit Chinoiserien ge -
malt, venetianisch, 18. J 6.500
790 Bett, 17. J., bedeckt mit Damast mit Zweigen . . 9.000
816 Alter pers. Teppich mit geometr. Figuren .... 5.000
872 Vlämische Tapisserie, 16, J., Jagdszene 15.000
917 Antiker persischer Teppich 5.500
938 Zwei Leuchtpfannen, 18. J., Holz vergoldet mit
Rocaille . 6.000
957 Brokatdecke, 18. J 8.000
958 Kleine Decke aus vier Panneaux in ungarischer
Stickerei, gebildet, 17. J 7.500
971 Wiege aus Nußholz, venetianisch, 18. J 3.000
988 Venetianische Kommode, 18. J 5.000
Eine Spinoza-^Ausstellung
Aus Paris wird uns geschrieben:
In der Pariser Nationalbibliothek folgen die
Ausstellungen einander, die einen mit großem Sipek-
takel, wie die Goethe-Ausstellung, die anderen
mehr intim, wie die entzückende Ausstellung von
Kinderzeitungen, die dem Pariser Redakteur Pierre
M o r n a n d zu danken war. Diesesmal aber hat der
Generaladministrator der Nationalbibliothek, Herr
Julien Cain aus dem Besitze der zwei Bibliothe -
kare Georges Bataille und Armand D a n d i e u
in einem Saale im ersten Stock eine Anzahl von
Stücken ausgestellt, die sich durchwegs auf Baruch
de Spinoza beziehen, dessen Geburtstag sich im
November v. J. zum dreihundertstenmale jährte.
Die bekannten Bildnisse des Philosophen sind
leider nur in allzukleiner Anzahl vorhanden. Um die
Nr. 3
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Seite 37
älteste bekannte Originalgravure, 1760 von Fran -
cois nach I, B. D e s h a y gestochen, hat man eine
Anzahl von Reproduktionen gruppiert, ohne dabei
an ein modernes Werk, die ausgezeichnete Medaille
von Turin, zu vergessen. In derselben Vitrine findet
man auch noch eine Reproduktion des Hauses im
Haag, wo Spinoza am 21. Februar 1677 seine Seele
aushauchte. Dieses Haus ist seit kurzem der Sitz
der Spinoza-Gesellschaft, deren General -
sekretär der Pariser Philosoph Roger L a c o m b e
ist.
Die Originalausgaben der Werke Spinozas sind
hier ausgestellt, wie es sich gebührt. Ein Original -
brief an Louis Meyer (1663) liegt neben einet
Kollektion von französischen Werken, die von Di -
derot eröffnet wird, dem Werke von Malebran -
che, Fenelon, Condillac bis zu Renan folgen. Auch
die famosen Verse von Voltaire „Dieser kleine
Jude . . fehlen nicht.
Die Ausstellung wird durch einen Teil der B i -
bliothek Spinozas vervollständigt, den man
dank dem nach dem Tode des Philosophen aufge -
fundenen Verzeichnis im Jahre 1889 rekonstruieren
konnte. Es findet sich da Petronius und Calvin,
Eipiktet und Machiavell — ein kurioses Ensemble.
Besonders fällt eine hebräische Bibel, Ausgabe Jo -
hann Buxdorf, der Aeltere, 1618, ins Auge, deren
Deckblatt großen Reiz für Sammler von Buchein -
bänden hat.
Nachlass Dr. Stephan ü. Gicht.
Die Versteigerung des Nachlasses des Präsiden -
ten Dr. Stephan von Licht, die das Dorotheum
in Wien am 8. und 9. Dezember v. J. durchführte,
begegnete überaus großem Interesse in Sammler -
kreisen, was darin zum Ausdruck kam, daß die Aus -
rufspreise größtenteils um ein Mehrfaches überboten
wurden.
Namhafte Preise brachten (in Schilling):
16 Kruzifix, 2. H. 18. J 55
29 Elf enbeinbüstchen, Deutsch, um 1800 ....... 85
32 Buchstatuette der Venus Marina, Deutsch, 17, J. . 120
36 Reliefkachel, Deutsch, 2, H. 16. J 80
38 Rud. von Alt, Fürstl. Lichnowskysches Schloß, Aqu. 300
39 Briiseibach. Liegender weibl. Akt, Färbst. . 50
40 Dürer, Der h. Hubertus. B 57 600
41 Ders,, Hieronymus im Gehäuse. B 60 110
42 E. Huber, Alpendorf im Winter. 60:85 cm .... 75
47 Klimt, 3 Bl. Porträts, und Aktstudien 65
48 Ders., 2 Bl, Akt- und Kopfstudien 45
59 Pettenkofen, Zigeunermädchen in einer Stube . 130
60 Ders., Interieur mit sitzenden Bäuerinnen 80
67 S c h i e 1 e, 2 Bl. färb. Aktstudien 140
68 Der®., Weiblicher Akt 80
69 Ders., 3 Bl. Aktstudien 85
70 Beinstudie von 2 Tänzerinnen 50
73 Ferd. Schmutzer, 2 Bl. Studien, Ansichten von
Rouen 80
74 Ders., Kainz als Hamlet 50
75 Unbek. Maler, Bildnis einer Dame 110
91 W i t a s e k, 'Erntezug 100
104 Christ. Brand, Flußlandschaft mit Staffage .... 150
105 Dar n aut, Landschaft, Aquar. 23:32 cm 80
106 Delacroix, Mazeppa, Bleist 220
109 Thomas. En der, Die Akropolis, Aquar 55
117 Hirschenaue r, Weiden am Bach, 52:76 cm . . 65
119 Italien, um 1400, Blatt aus einer Miniaturhandschriift 240
125 Neapolit., 17. J., Laibans Herden, 68:88 cm 1,20
128 O r 1 i k, Beim Fleischer, Aquar 50
139 Ambrosi, Weibl. Akt, Kreidez. 18
140 Ders., 4 Bl, weibl. Aktstudien 25
145 Gauermana, 3 Bl. Kompositionsstudien 45
146 Desgl. 50
147 Desgl 55
148 A. Hartl, Gebirgslandschaft, 32:50cm 25
165 Kußplatte, Limusiner Maleremail 150
170 Nieder!. Künstler des 16. od. 17. J. 7 Blatt Hand -
zeichnungen von LingelbaCh 150
171 Deutsche Barockkünstler des 18. J., 20 Bl. Handz. . 75
172 Konvolut, 20 Bl. Zeichnungen und Studien alter
Meister 90
174 Moderne Meister, 10 Bl. 30
175 Deutsche Barockmeister, 8 Bl. Handzeichnungen . . 70
187 Barocci, Figurenstudie 60
191 Deutsche Künstler, 19 Bl. Handzeichnungen .... 55
193 Faistauer, Weibl. Aktstudie 80
199 Käthe K o 11 w i t z, Bauernkrieg — Begraben, Kohle 150
200 Dies., Vier Männer am Wirtshaustisch, Kohle .... 160
206 M i 11 e t, Landschaft mit ackerndem Vieh 80
208 Moritz v. Schwind, Ein Mönch malt die hl. Familie,
Bleist, und Pinsel 80
210 T i e p o 1 o, Schwebende Putten, Pinsel u. Federz. . 80
211 Ders., Figurenstudie, Federz 70
283 Rud. von Alt, Schönbrunner Allee, Aquar 220
286 Dürer, der hl. Hubertus B 57 360
287 Ders., Der hl. Christophorus mit dem Kinde, B 52 . 65
288 Ders., Melancholie, Die 6 Krieger, Stiche in Kopien 20
299 Italien. Künstler des 17. und 18. J., 16 Bl. Studien
und Skizzen 60
306 Klimt, 2 Bl. versch. Teil- und Figurenstudien ... 45
307 Ders,, 3 Bl. Aktstudien 50
308 L a s k e, Reichsratswahl 80
315 Oesterr. Maler, Bildnis eines Herrn 50
341 Schiele, 3 Bl. weibl. Aktstudien 100
342 Ders., Sitzender Akt, Hand vor dem Gesicht .... 70
343 Ders., 3 Bl. Sitzender weibl. Akt 100
378 Holzstatue des hl. Petrus, Südd., um 1450 1Ö0
382 Fußteil eines Italien. Vortragskreuzes, Anf. 14. J. . 120
385 A. Bayer, Enten, 50‘:48 cm 90
392 Deutscher Maler, Landschaft mit Feldarbeitern, 22:30 60
404 Peter J a r o s, Weiden am Bach, 75:100 cm .... 130
405 Käthe Kollwitz, Unvermählt 75
419 S t r i n g a, Alpenweide, 78:36 cm 60
421 Vlämisch, um 1600, Phantastisches. Stadtbild. 13:37 . 90
422 Desgl 110
429 Deutscher Manierist, Allegor. Figur 120
435 Holzfigürchen, Niederrhein., um 1600 65
450 100 Bl. Handzeichnungen alter Meister 180
458 12 Handzeichnungen nach niederl, Künstlern .... 120
459 15 Handzeichnungen und Studien alter Meister . . . 180
460 Ital. Künstler de® 17. und 18. J. 7 Bl. Skizzer, und
Studien 120
487 Bloemart, Geburt Christi, Federz 60
500 H. Fanti-Latour, Venus Anadyomene, LLhogr.
2. Zust 50
520 Käthe Kollwitz, Arbeiterfrau an der Wiege ihres
kranken Kindes, Feder und Pinsel 100
526 Niederl. Schule, 26 Bl, Handz, und Skizzen .... 100
549 Konvolut, 31 Bl. meist holländ. Zeichnungen .... 100
Chronik.
AUTOGRAPHEN
(Ein Goethe-Fund in Cronberg.) In Cronberg im Tau -
nus ist in alten Mappen mit Familienpapieren und Handzeich -
nungen jetzt wertvolles künstlerisches Material aus Goethes
Umgebung gefunden worden, und die Frankfurter Gesellschaft
der Goethe-Freunde hat dem Freien deutschen Hochstift die
Erwerbung für das Frankfurter Goethe-Museum ermöglicht. Es
handelt sich um eine bisher unbekannte Rötelzeichnung von
Johann Ludwig Ernst Morgenstern, dem Zeichenlehrer
Goethes und seiner Schwester Cornelia: und zwar um das
Bildnis der Cornelia selbst, das erste wirklich künstlerische
Porträt, das man von ihr besitzt; dann um eine Sammlung von
Scherenschnitten aus dem Freundeskreis des jungen
Goethe.
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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr. 3
BIBLIOPHILIE.
(Die Judaica-Bibliothek Tuck.) Wie uns aus London
berichtet wird, hat der bekannte Postkartenfabrikant Gustave
Tuck in London, der dortigen Gesellschaft für jüdische Ge -
schichte seine großartige Judaica-Bibliothek zum Ge -
schenk gemacht.
BILDER.
(Ein Schongauer-Rarissimum.) Ein Probedruck von Martin
Schongauers Kupferstich der „Anbetung der Könige ist
jetzt in London aufgetaucht und vom Metropolitan-
Museum in New-York erworben worden. Der schwäbi -
sche Meister, der den Hauptteil seines Lebens im -elsässischen
Kolmar zubrachte, hat gewöhnlich seine Kupferplatten bis
zum letzten Grade ihrer wunderbaren Vollendung durchge -
arbeitet, ehe er Abdrucke von ihnen nahm, und so sind Ab -
weichungen von „Zuständen" in seinem gra' tischen Werke un -
gewöhnlich selten, weit seltener, als bei seinem großen Nach -
folger Albrecht Dürer. An die Arbeit für „Die Anbetung
der Könige" hat er, nachdem er den Probedruck der eben auf
dem englischen Markt erschien, genommen hatte, noch die
Strahlen des Sternes von Bethlehem verlängert, er hat Schmuck
an einem Goldschmiedgefäße, das er, der Goldschmied, einem
der Könige als Spende in die Hände gab, angebracht und über -
haupt so viel Veränderungen vorgenommen, wie an keinem
seiner sonstigen Stiche.
(Große französische Impressionisten - Ausstellung in
Wien.) Wir erhalten vom Inhaber der Neuen Galerie in Wien,
Herrn Dr. Nirenstein, folgende interessante Nachricht:
„Nach Wien zurückgekehrt, erlaube ich mir, Ihnen heute die
ersten endgültigen Mitteilungen über die bei mir Anfang
F ebraar izur Eröffnung gelangende große französi -
sche Impressionisten-Ausstellung zu machen.
Diese Veranstaltung wird die bedeutendste sein, die bisher bei
mir stattgefunden hat und dürfte überhaupt zu den interessan -
testen Ausstellungen zählen, die es in Wien seit dem Kriegs -
ende gegeben hat. Um Ihnen nur einen ungefähren Ueberblick
zu geben, was zu dieser Ausstellung nach Wien kommt, teile
ich -Ihnen mit, daß u. a. von Manet das große Hauptwerk
des „Löwenjägers” und -das „Porträt Proust”, von Daumier
zwei Gemälde, darunter der „Oedipus”, von Delacroix
unter sechs Werken der „Christus am See Genezareth", von
van Gogh u. a. die „Blühenden Kirschbäume", von Degas
neben Zeichnungen drei bedeutende Werke, von Renoir
acht Gemälde, darunter drei Hauptwerke, von Corot fünf
Gemälde, darunter die große „Solitude". von Courbet
zwei Gemälde, von Cezanne drei Gemälde, von ungewöhn -
licher Bedeutung, von Toulouse-Lautrec drei Gemälde,
darunter das berühmte Bild „Les amies”. von Millet „Die
Holzfäller”! schließlich bedeutende Bilder von M o n- e t,
Sisley, Th. Rousseau, Gauguin, Guys, Barthe
Morisot etc. zu sehen sein werden,“
NUMISMATIK
(Eine Hauptmann-Medaille aus Porzellan.) Wir haben
schon gemeldet, daß die Meißener Porzellanmanufaktur
aus Anlaß des 70. Geburtstages eine Gerhart Haupt -
mann-Medaille aus Porzellan geschaffen hat. Die Me -
daille, -die uns nun vorliegt, präsentiert sich überaus gefällig.
Der Avers -zeigt das vortrefflich gelungene Brustbild des
Dichters, auf dem Goldrand liest man ebenfalls in Goldbuch -
staben den Namen: Gerhart Hauptmann. Der Revers trägt
die Inschrift: „Gerhart Hauptmann". Darunter ist -die Meiße -
ner Marke angebracht. Die Umschrift lautet: Zum 70. Ge -
burtstage. 15. November 1932.
(Versteigerung in Frankfurt a. M.) Am 27. Februar fin -
det bei Adolph E. Cahn in Frankfurt a. M. eine Ver -
steigerung von griechischen und römischen Münzen aus dem
Besitze von Sir Arthur J. Evans, Youlbury near Oxford,
L. R. Lawrence, Esqu. (London), Hans- Frh. von Ko blitz
(Salzburg) und Dr. Hans S t e -g e r (Sieversdorf) statt. Es sind
1075 Nummern, unter denen sich Seltenheiten, wie der Elek -
tronstator von Kyzi-kos, -der Tetradrachmon von Makedonia
(Kat. N. 132), der in Lokroi Epizephyrioi geprägte Tetra -
drachmon befinden. An die Münzen schließt sich die interes -
sante numismatische Bibliothek des Freiherrn Hans
von K o b 1 i t z an, die 231 Nummern umfaßt.
(Eine Schober-Plakette.) Anläßlich der Wiederkehr des
Todestages des gewesenen Bundeskanzlers Dr. Johann
Schober, hat der Wiener Bildhauer Gustav Jekel eine
Schober-Plakette modelliert, die dem Künstler alle
Ehre macht, Schober ist, wie die Abbildung (Fig. 6) zeigt, zum
Fig. 6. Schober-Plakette von Jekel.
Sprechen ähnlich. Unter dem Brustbild sieht man -die faksi -
milierte Unterschrift des einstigen Bundeskanzlers. Die
Künstlersignatur ist rechts oben angebracht.
(Prägewalzen der Haller Münzstätten.) Aus Inns -
bruck wird uns geschrieben: Anläßlich einer Ehrenbelei-
digungsklage, über die auch in der „Internationalen Sammler-
Zeitung" berichtet wurde, ist erwähnt worden, daß eine
Prä gelwalze der ehemaligen Haller Münzsjtäitte
aus dem 16. Jahrhundert, die im Besitz des Ferdinandeums
war, dort abhanden gekommen sei. Kürzlich wurde nun diese
und eine andere solche Prägewalze im Depot des Museums,
wo sie in einem Kasten mit anderen Eisensachen verwahrt
war, vom Werkmeister Schneider aufgefunden. Da® Fer -
dinandeum verfügt nun wieder über drei solche Stücke, die
einen erheblichen Seltenheitswert besitzen. Damit erledigen
sich auch alle Vermutungen, die bei diesem inzwischen übri -
gens durch einen Vergleich beigelegten Prozesse über das
vermeintliche Verschwinden dieser Walze geäußert worden
sind.
PHILATELIE.
(Neuheiten.) In Belgien erschienen Wohltätigkeits-
marken in einheitlicher Zeichnung zu 10 plus 5 S dunkellila,
25 plus 15 C violettrot, 50 plus 10 C rotbraun, 75 plus 15 C
dunkelbraun, 1 F plus 25 C dunkelkarmin, 1.75 F plus 25 C
blau sowie 5 plus 5 F grün. — Luxemburg gab mit dem
Bild der Prinzessin Ermesinde, Darstellung aus der ersten
Hälfte -des dreizehnten Jahrhunderts, Wohlfahrtsmarken aus.
10 plus 5 C olivgrau, 75 plus 10 C violett, 1 F plus 25 C
karmin, 1.25 F plus 75 C rotbraun und 1.75 F plus 1.50 F blau.
— Die Niederlande brachten vier Wohlfahrtsmarken,
Kinderbilder mit Blumen, heraus: 1 'A plus 114 C braun und
gelb, 5 plus 3 C blau und braun, 6 plus 4 C grün und braun,
1214 plus 314 C blau und rot. — No r w e g e n gab vier
Björnson-Ge-denkmarken mit dem Bild des Dichters aus:
10 Oere grün, 15 Oere dunkelbraun, 20 Oere rot und 30 Oere
dunkelblau.
(Die Fis-Marken ausverkauit.) Einen hübschen Erfolg
hat die österreichische Postverwaltung mit den Fis-Mar-
k e n erzielt, die sie anläßlich der Fis-Wettkämpfe in
Tirol ausgegeben hat. Von den 50.000 Serien waren für den
Verkauf in Wien und in den anderen Landeshauptstädten
46.000 bereitgestellt, die nach einigen Tagen vollständig ver -
griffen waren, 4000 Sätze wurden für den Sport-Kampfplatz
reserviert und es ist wohl kein Zweifel, daß sie dort reißen -
den Absatz finden werden. Der Aktion „Jugend in Not", der
das Erträgnis der Marken gewidmet ist, fließen über 100.000
Schilling zu.
Nr. 3
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Seite 39
(Raritäten-Auktion im Dorotheum.) Zur Zeit der »Wipa
1933« (Internationale Postwertzeichen-Ausstellung in Wien
vom 24, Juni bis 9. Juli 1933) finden im Dorotheum in
Wien außer größeren Versteigerungen mit gewöhnlichem Brief-
markenmaterial, auch eine Raritäten-Auktion mit
hochwertigen Einzelstücken und Sätzen, sowie eine Verstei -
gerung gut sortierter Massenware zu billigen Ausrufspreisen
statt. I
VERSCHIEDENES
(Der Ausgleich des Dr, Josef Kranz.) Im Ausgleichsver -
fahren über den emerit. Advokaten Dr. Josef Kranz in
Wien, fand am 23. Jänner eine neuerliche Ausgleichstagsat-
zung statt, zu der Dr. Kranz wegen seines ‘Gesundheitszu -
standes nicht erschien. Ehe der Bericht verlesen wurde, teilte
der Anwalt des Dr. Kranz, Dr. Schoenberg, mit, daß es
gelungen sei, mit dem größten Gläubiger, der Kunsthandlung
Rud. Lepke in Berlin, ein Uebereinkommen zu treffen.
Dieses Kunsthaus habe aus einer Versteigerung eine Forde -
rung von 120.000 Mark, die ihr von den deutschen Gerichten
in allen drei Instanzen zugesprochen wurde. Strittig sei nur,
ob die Forderung in Oesterreich vollstreckt werden könne.
Angesichts dieser Sachlage habe man sich auf folgende Be -
dingungen geeinigt: Die Firma Lepke schränkt ihre Forde -
rung, die nach dem Berliner Schillingkurs etwa 250.000 S be -
tragen würde, auf 200.000 S ein, wogegen Dr. Kranz sich da -
mit einverstanden erklärt, daß sein ganzer Besitz unter
Aufsicht eines G 1 ä ubi g erk! o : m : i t e e s realisiert
werde und das Realisat ohne Rücksicht auf die Höhe des Er -
gebnisses den Gläubigern zufalle. Zur Sicherung des Aus -
gleiches ist die Firma Lepke nicht nur damit einverstanden,
daß die ursprüngliche Ausgleichsquote von 60 Prozent auf
35 Prozent verringert wird, sondern sie erklärt sich auch
für befriedigt in dem Falle, als der auf sie entfallende An -
teil aus'dem Realisat weniger als 35 Prozent ihrer Forde -
rung betragen sollte. Mit dieser Vereinbarung ist der sehr
abweichenden Bewertung der im Besitz des Dr. Kranz be -
findlichen Kunstgegenstände und Möbel Rechnung getragen
worden. Da diese Vereinbarungen einen neuen Ausgleichs-
Vorschlag notwendig machen, vertagte der Richter die Ver -
handlung auf den 8. Februar, den letzten Tag in der neun -
zigtägigen Ausgleichsfrist,
(Historische Entdeckung über die Schrift Palms.)
Die „Nürnberger Zeitung" bringt folgende interessante Mel -
dung: Im Jahre 1806 ist bekanntlich eine Schmähschrift gegen
Napoleon erschienen, die den Titel trug „Deutschland in
seiner tiefsten Erniedrigung“. Verleger derselben war der
Nürnberger Johann Philipp Palm. Da der Verfasser der 144
Seiten starken Schrift, die heftige Angriffe gegen Frankreich
enthielt, nicht angegeben und auch nicht bekannt war, ließ
Napoleon dem Nürnberger Buchhändler den Prozeß machen
und ihn — nachdem er sich weigerte, den Namen des Ver -
fassers zu nennen — gefangen nach der Festung Braunau
am Inn überführen, wo er als Märtyrer für die deutsche Frei -
heit am 26. August 1806 erschossen wurde. Bis heute weiß
man noch nicht, wer diese Schmähschrift verfaßt hatte, um
deretwillen Palm in den Tod ging, weil er kein Verräter sein
wollte. Man weiß nur, daß sie in der Hesselschen Buch -
druckerei zu Altenberg in Mittelfranken gedruckt wurde. Nun -
mehr veröffentlicht ein Dr. A. ßeßmertny einen Artikel
über dieses Thema, in welchem er das Geheimnis um die
Herkunft dieser Schrift zu lüften glaubt. Er nennt als Ver -
fasser den Frankfurter Bankier Johann Jakob W i 11 e m e r,
einen Freund Goethes, den Gatten von Marianne Willemer-
Jung. Wenn die Entdeckung richtig ist, dann ist sie für die
Geschichte der deutschen Befreiungsbewegung von unerheb -
licher Bedeutung.
(Dix im New Yorker Museum.) Das Museum für moderne
Kunst in New York hat jetzt da® erste größere Werk neuer
deutscher Malerei erworben, Otto D i x' Bildnis des Dr. Meyer-
Hermann.
(Ludwig ten Hompel f.) Wie aus Düsseldorf gemel -
det wird, ist dort der Maler Ludwig ten Hom>pel im besten
Mannesalter gestorben. Ten Hompel hatte nach Kriegsende
zu der Schar der kampflustigen Jungen gehört, die sich unter
dem Namen »Das junge Rheinland« und dem Schutz von Mut -
ter Ey zusammenfanden, um einen frischen Zug in das muffig
gewordene Düsseldorfer Kunstleben zu bringen. Er arbeitete'
Seite an Seite mit Dix, Wollheim, Feigier und manchen an -
deren, die heute noch mitten im Schaffen stehen, während ten
Hompel, durch lange Krankheit gezwungen, mehr in den Hin -
tergrund trat. Doch hat noch seine Kollektivausstellung 1929
in der Düsseldorfer Kunsthalle gezeigt, daß er in der Stille
eine starke, sehr erfreuliche Entwicklung durchgemacht und
überaus zahlreiche, malerisch reizvolle Werke geschaffen hat,
(Louis Tiffany.) In New-York ist der bekannte Glas -
künstler Louis Tiffany im Alter von 85 Jahren gestorben.
Er war der Erzeuger der nach ihm benannten Tiffany-Gläser,
die zu Beginn des Jahrhunderts in Mode kamen und auch stark
gesammelt wurden, jetzt herrscht geringe Nachfrage nach den
in allen Farben changierenden Gläsern.
MUSEEN.
(Ein Festungsmuseum in Ulm.) Zur Erinnerung an die
glorreiche Vergangenheit Ulms als Garnisonsstadt verschie -
dener Regimenter und als ehemalige große Festung ist ge -
plant, ein Festungsmuseum Ulm mit Ausrüstungsgegenständen
ehemaliger Regimenter auszustatten.
(Veit-Stofl-Ausstellung im Germanischen Museum.) In der
letzten Sitzung des Verwaltungsrates des Germanischen Mu -
seums in Nürnberg wurde beschlossen, 1933 zur Feier der
400jährigen Wiederkehr des Todesjahres von Veit Stoß, dem
berühmten Nürnberger Holzschnitzer, eine Gedächtnisausstel -
lung zu veranstalten,
(Aus dem Esztergomer Museum.) Die Sammlung des
Esztergomer christlichen Museums ist durch ein wertvolles
Stück bereichert worden. Prälat Dr. Anton Leopold, der
Präfekt des Museums, erwarb nämlich für die Sammlung ein
Gemälde aus der Kassaer Malerschule, die in der Zeit um
1-520 in hoher Blüte stand. Das Bild, da® die Arbeit des
Meisters des. „Besuch des Heiligen Marienaltars" sein soll
und den „Schmerzhaften Heiland" darstellt, kam aus Gönc
ins Museum.
(Ein Gobelin-Museum.) Aus Madrid wird uns be -
richtet: Die Verwaltung der ehemaligen Krongüter beschäftigt
sich mit dem Plane, im Prado-Palast ein Gobelin-Muse -
um zu errichten. Ein herrlicher Grundstock ist bereits in der
Gobelinsammlung vorhanden, die der Pardo besitzt, dazu sol -
len nun die herrlichen Stücke kommen, die sieb in den Mu -
seen und den anderen Palästen des früheren Königshauses be -
finden .
(Meißner Porzellan für Cincinnati.) Das Kunstinstitut von
Cincinnati hat eine große Stiftung von Meißner Kunstpor -
zellan erhalten: Artur Joseph hat diese Sammlung vor
einigen Jahren von Albert Naumann in Dresden gekauft
und jetzt dem amerikanischen Museum geschenkt. Dieser Be -
stand führt vom frühen 18. Jahrhundert, von dem roten Stein -
zeug des Erfinders Böttger bis in die Mitte des 19, Jahr -
hunderts.
VOM KUNSTMARKT.
(Versteigerung in Brüssel.) Am 16. und 17. Dezember
v. J. fand in der Galerie Fievez in Brüssel die Ver -
steigerung der Sammlung M. X. X. statt, die eine Reihe sehr
beachtenswerter Preise brachte.
Es erzielten (in Francs):
Alte Gemälde.
2 Abraham filoemaert, Landschaft 14.000
4 Jean B r e u g h e 1, gen. Samtbreughel, Landschaft
mit Burg 60.000
15 Fragonard, Angebliches Porträt von Mlle. de
Coulonges lOOiOOO
17 Francois Francken, David und Abigail .... 52.000
23 Pierre Frans de G r e b b e r, Bildnis eines jungen
Mannes 42.000
28 N. de Largillierre, Porträt der Prinzessin
Marie von Savoyen 42.000
31 Meister aus Nordfrankreich, 15. J.. Christus mit
der Dornenkrone 30.000
33 Ital. Meister des 16. J„ Jungfrau mit dem Kinde 15.000
34 Ital. Meister, Anf. 16. J., Taufe des hl. Paul. Holz 50.000
35 Qu. Massys, Jungfrau, betend 36,000
40 Monogrammist S. P, R., Jungfrau mit dem Kinde . 32.000
43 Murillo, Die Vision des hl. Antonius 17.000
46 A, van Ost ade, Dorfhochzeit 145.000
48 M. van Roemersvaele, Der Rechnungsführer
vor den Akzisen 40.000
50 P. Schau broek, Zerstörung von Troja, auf
Kupfer . 19,500
58 S. de V o s, Damenporträt 30.000
Seite 40
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr. 3
Moderne Gemälde.
81 Fanti - Latour, Der Tag jagt die Nacht ■ • ■ 25.000
82 Ders., Ländliches Konzert, Karton 30.000
87 A. I. Heymans, Morgenröte in den Sümpfen
der Campagna 30,000
88 Ders., Hirtin sammelt ihre Herde 27.000
95 Baron Eugen Laermans, Die Untröstlichen • . 25.000
% Le Sidaner, Rosen in der Dämmerung .... 14.000
114 iS mit s, Pieta, Aquarell 20.000
117 Stobbaert, Die Wiederkehr des Abends • ■ 10.000
(Auktion in Boitsiort.) Bei der am 22. Dezember v. J.
durch M. C. Ncuhuys durchgeführten Auktion der Samm -
lungen der Baronin Cartier de Marchienne im Schloß
Karl Albert in Boitsfort, wurden folgende Preise (in Frcs)
erzielt:
5 Schrank in massiver Eiche, geschnitzt, Louis XIV. 3.200
6 Liege-Uhr aus geschnitzter Eiche, Zifferblatt aus
Kupfer und Zinn, Epoche Regence 5.000
14 Eichener Altar, Epoche Regence, Lieger Arbeit ■ • 12.000
22 Christus, in, polychromem Lindenholz geschnitzt,
deutsch, 15. J 6.000
27 D. Vinckebooms, Fest im Pavillon 4.000
33 A. Storck, Ansicht eines Hafens 2.900
34 G. van D int er, Zwei Landschaften mit Staffage . 3.000
35 G, Perez de la Villa A m i 1, Inneres der Kathe -
drale von Burgos 2.700
36 E. Manet, Porträt eines jungen Mädchens . . • 30.000
37 I. Ensor, Koketter Tod 1.100
44 Wheathley, Liebe in der Mühle und die Ent -
deckung, zwei Stiche in Farben von Delattre und
Stanier 14,000
49 Zwei Fayencevasen, Tervueren, 18. J 2.600
53 Porzellanteller, Tournai, 18. J 1.300
58 Delfter Teller, Pynacker, 17. J 2.205
67 Gedeckelter Delfter Krug, 18. J 2.200
74 Zwei große Figurinen auf Sickel, Delft, 17, J., po -
lychrom., Mann spielt Violine, Dame Lever .... 18.000
80 Chinesische Suppenschüssel auf Platte, Epoche
Kien-Dung ; 2.200
81 Andere chinesische Suppenschüssel 2.600
(Die Gemäldesammlung F. Kleinberger.) Die von der
American Art Association Anderson Galleries
in New York durchgeführte Versteigerung der Gemälde -
sammlung F. Kleinberger brachte 12 6.635 Dollar,
Namhafte Preise (in Dollar) erreichten:
28 Fragona r d, Mutter und Kind 2100
30 B al d ovi n e 11 i, Madonna 2400
43 R o n d i n e 11 i, Madonna mit dem Kind und Heiligen . 2300
44 G. Buonco n s i g 1 i o, Porträt eines jungen Mannes. 6500
45 L, C r :a n h c h, Kopf der Jungfrau 3900
46 Gecrtgen Tot S i n t Jans, Die Kreuzigung 3000
47 Jean B e 11 e.gamb e, Die Unterhaltung des hl. Paulus 3500
48 Seb. del Pdombo, Ferdinand o d'Avalos und Vititoria
Colonna 5000
49 T i n it o r e 11 o, Porträt eines venezianischen Senators 4000
50 Rembrandt, Frau, ein Huhn rupfend 26.000
51 Pieter de Hoog h, Das Konzert 7500
52 Rubens, Porträt 3600
53 F. dei R o s s i, Porträt-Gruppe 2500
54 G o y a, Porträt einer Frau 5400
56 Ders,, Frau, eine Hanfe spielend 2600
68 Giovanni di Pieitro da Pisa, Triptychon 2600
AUSSTELLUNGEN.
Dresden. Sächsischer Kunstverein. Goethe.
Hamburg. Kunstverein. Neue englische Kunst.
München, Staat 1. Graphische Sammlung. Wie -
gendrucke des Holzschnitts, deutsche Meisterzeichnungen aus
dem 16. Jahrh.
Paris. Galerie Bonaparte. Madotto, Muechi,
Jenny Wiegmann.
AUKTIONEN.
1. bis 3. Februar. Prag. Kunsl-Auktionshalle,
Antiquitäten, Stilmöbel, Bilder, Glas, Perserteppiche etc. aus
dem Nachlaß des Sammlers Dr. B. und anderem Privatbesitz.
4. Februar. Berlin. Internationales Kunst - und
Auktionshaus. Möbel, Gemälde, Kunstgewerbe.
6. Februar. London. Christie & Co. Bücher.
7. Februar. Frankfurt a. M. Heinrich Hahn. Sammlung
eines privaten Sammlers. Antiquitäten, Plastiken.
8. Februar. Berlin. J. A. Stargardt. Autographen,
Handzeichnungen.
8. bis 10. Februar. Wien. Albert Ken d e und Gilhofer
& Ranschburg. Kunstmobiliar, kunstgewerbliche Gegen -
stände, Uhren, Bronze, Gemälde alter Meister aus dem Wiener
Palais und den österr. Schlössern des Erzherzogs Friedrich,
9. bis 11. Februar. Wien. Dorotheum. 100. große
Auktion im Franz-Josefs-Saal. Bilder, Altwiener Silber, Glas,
Porzellan, Möbel, Perserteppiche.
10. Februar. London. Christie.
Mitte Februar. Wien. Dorotheum. Kleine Kunst -
auktion. Bilder alter und neuer Meister, Miniaturen, Graphik,
Glas, Porzellan, Waffen, Metallarbeiten, Japonika.
13. bis 18. Februar. Zürich. E. Luder-Edelmann.
24. Briefmarkenversteigerung,
Mitte Februar. Berlin. Internationales Kunst -
und Auktionshaufi. Gemälde, Antiquitäten.
27. und 28. Februar. Berlin. Hollstein & Puppe 1.
Kupferstiche, Handzeichnungen.
27. Februar. Frankfurt a. M. Adolph E. Cahn. Antike
Münzen.
Februar. München. Hugo Hellbing. Antiquitäten, alte
Möbel und Einrichtungsgegenstände, Orientteppiche, alte und
moderne Gemälde aus dem Nachlaß der Baronin L i p p e r -
heide (München und Schloß Matzen).
Februar. München. Hugo H e 1 b i n g. Antiquitäten, alte
Möbel und Einrichtungsgegenstände, Oelgemälde neuerer
Meister, darunter Werke eigener Hand des Künstlers aus dem
Nachlaß Professor Wilh. Loewith (München).
Ende Februar, München. Hugo :H e 1 b i n g. Oelgemälde,
Aquarelle, Handzeichnungen des 19. und 20, Jahrhunderts.
6. März. Berlin. Hermann Ball und Raul Graupe.
Kunstwerke aus Goldschmidt-Rothschildschem Besitz,
41. März. Düsseldorf. Flechtheim — Helbing —
Paffrath. Gemälde, Skulpturen.
März. Köln. Math. Lempertz. Archäologische Samm -
lung Dr. Fe ldm an n (Düsseldorf). Römische Gläser und Ke -
ramiken, (meist rheinische Funde). Lütticher Boiserie; West -
deutsche Möbel des 18. Jahrh. (schöne Sitz- und Kastenmöbel),
altes Kunstgewerbe etc., aus dem Nachlaß Geh. Kommerzien -
rat S e 1 i g m a n n (Köln).
NEUE KATALOGE
Gilhofer & Ranschburg, Wien I. Catalogue 245.
A choice Collection of Standard Works and Periodicals
mostly New Acquisitions. (64 Nummern, mit Preisen in
Schweizer Francs.)
Die Antiquariatsbuchhandlung Bernh. L i e b i s c h in
Leipzig veröffentlicht als Nr. 11 ihrer „Theologischen Mit -
teilungen" den Katalog einer, aus norddeutschem Adelsbesitz
stammenden, umfangreichen Sammlung von Original- und
Frühdrucken vom Zeitalter der Reformation bis zum ausge -
henden Pietismus. Aus- der Fülle seltener Bücher wären be -
sonders die Abteilungen „Alte Bibeln", „Kirchenordnungen",
„Martin Luther“, sowie die Sondersammlung von Original -
schriften des Illuminatenordens hervorzuheben. Reichhaltig
ist der Katalog auch an zeitgenössischen Drucken des 16.
^Jahrhunderts, darunter vieler Bücher, die selten ,adf( den
Markt kommen. Als besondere Kostbarkeit dürfen zwei
Sammelbände mit 19 Traktaten in Urausgaben des sächsischen
Mystikers Valentin Weigel angeisprochen werden. Früh -
drucke von Schriften dieses Theosophen tauchen selten im
Handel auf. Fast ebenso rar sind neun Originalschriften des
niederländischen Anabaptisten Da,vid Joris, die in einem
Sammelband angeboten werden.
M. Slatkine, Genf, Kat 57. Helvetica III. (946 Num -
mern mit Preisen in Schweizer Franken.)
A. Picard, Paris. Kat. 240, Auswahl. (1179 Nummern
mit Preisen in franz. Francs.)
Paul Massen, Sceaux (Seine). Kat. 71. Ouvrages divers.
Europe. (567 Nummern mit Preisen in franz. FrancsJ
Ludwig Rosenthal's Antiquariat in München. Katalog
180. Bibliographie. In 1930 Nummern bringt auch dieser Kata -
log wieder eine Fülle von begehrenswerten Werken aus dem
ohnehin allgemein interessierenden Gebiet. Eine Inhaltsüber -
sicht zu Beginn und ein Sachregister am Ende des Textes er -
leichtern die Benützung, Im durchlaufenden Hauptalphabet
finden sich zehn, zum Teil recht erhebliche Unterabteilungen,
u, zw. Faksimile, Reproduktionen, Handschriftenkunde (Palae-
ographie) und Miniaturenmalerei, Index librerum prohibitorum,
Inkunabelkunde, Kartographie, Periodica (Zeitungen, Zeit -
schriften, Jahrbücher etc.), Typographie und Buchhandel. Der
Katalog tragt der gegenwärtigen Wirtschaftslage insoferne
Rechnung, als er eine sehr große Anzahl Bücher enthält, die
auch bescheideneren Börsen erschwinglich sind.
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