Internationale
Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde
Herausgeber: Norbert Ehrlich
27. Jahrgang Wien, 1. Februar 1935 Nr. 3
Ulrico JCoepli
Aus Mailand wird uns geschrieben:
Die Kunstwissenschaft hat einen großen Verlust
zu beklagen. Ulrico Hoepli, der weltbekannte
Verleger, ist nicht mehr. Mitten aus der Arbeit, die
den 88jährigen noch ganz ausfüllte, hat ihn der Tod
herausgerissen. Er ist, wie er es sich stets wünschte,
in Schönheit gestorben.
Was Ulrico Hoepli für die Kunstwissenschaft
bedeutete, mag man aus dem kurzen Lebensabriß
ersehen, der hier folgt. Am 18. Februar 1847 zu
Tuttwil im Schweizer Kanton Thurgau geboren,
widmete sich Hoepli, nachdem er die Elementar-
und Kantonalschule absolviert hatte, dem Buchhan -
del. Seine Lehrzeit machte er in der Buchhandlung
Schabelitz beim Helmhaus in Zürich. Neben seiner
Beschäftigung fand er noch Zeit, die Vorlesungen
über Kulturgeschichte zu besuchen, die Professor
Scherr am Polytechnikum hielt und die von großem
Einfluß auf seine spätere Entwicklung waren.
Nach einigen Wanderjahren, die ihn auch nach
Deutschland und Oesterreich führten, kam der Vier-
undzwanzigjährige nach Mailand. Ein heller Kopf, er -
kannte er rasch die Möglichkeiten, die sich für einen
tüchtigen Buchhändler in der aufstrebenden Haupt -
stadt Oberitaliens eröffneten. Er übernahm die im
Jahre 1840 gegründete Verlagsbuchhandlung Laeng-
ner und begann bald mit der Herausgabe der Ma -
nual! Hoepli, kleiner, wissenschaftlicher Handbücher,
die sich nach und nach den italienischen Bücher -
markt eroberten.
Heute sind bereits zweitau send dieser
Bändchen vorhanden, von denen einzelne recht viele
Auflagen erreichten.
Im Laufe der nächsten Jahre ging Hoepli zur
Herausgabe von Prachtwerken über. Er edierte Dan -
tes Divina Commedia, Leonardo da Vincis Codex
Atlanticus, Venturis große italienische Kunstge -
schichte, das herrliche Werk Tre Secoli di Vita Mila -
nese, Vergils Gedichte u. v. a. Von seiner steigenden
Wertschätzung zeugte, daß Hoepli bald auch der
Verleger des Papstes und des Königs, sowie schließ -
lich des Duce wurde. Von Pius XI, sind bei ihm
Alpinistische Schriften, von Victor Erna-
n u e 1 III. das vielbändige Münzenwerk, der Corpus
nummorum Italocorum, von Mussolini dessen
Reden und Schriften erschienen. Als der Papst die
Nachricht vom Heimgang Hoeplis erhielt, sandte er
sofort ein herzliches Beileidtelegramm an die Familie,
worin er Hoepli seinen ,,alten und lieben Freund"
nannte.
Wenn man Hoeplis umfassender Tätigkeit ge -
denkt, darf man auch nicht der großen, von der „In -
ternationalen Sammler-Zeitung“ stets nach Gebühr
gewürdigten Auktionen vergessen, die er teils in
Zürich, teils in Rom veranstaltete und die seinen
Namen in alle Welt trugen.
Schier unübersehbar sind die Ehrungen, die Ul -
rico Hoepli zuteil wurden. Schon im Jahre 1872 er -
nannte ihn das Re Istituto Lombardo di Science e
Lettere und ein Jahr später das Königliche Observa -
torium der Brera zu seinem Verlagsbuchhändler,
1877 erhielt er vom König die Dekoration als Cava -
liere der Krone Italiens, 1885 wurde er Hofbuch -
händler und 1901 verlieh ihm die Universität Zürich
das Ehrendoktorat der Philosophie. Seine letzte Aus -
zeichnung, den Großkordon des italien. Kronenordens,
erhielt Hoepli im Jahre 1930 nach der Schenkung des
Planetariums an die Stadt Mailand. Eine Ehrung, die
ihn wohl besonders gefreut hätte, war das Ehren -
bürgerrecht der Stadt Mailand, das ihm zugedacht
war. Auf Grund eines Vorschlages des Podesta hätte
die Ernennung in den nächsten Tagen erfolgen sol -
len — es wär‘ zu schön gewesen, es hatt' nicht mehr
sein sollen.
Vielfach betätigte sich Ulrico Hoepli auch als
Mäzen. Des Planetariums, das er seiner Wahlheimat
Mailand zum Geschenke machte, ist schon erwähnt
| worden. Einige Tage vor seinem Ableben wurde be -
kannt, daß Hoepli der Galerie Moderner Kunst der
Stadt Mailand seine wertvolle Gemäldesamm -
lung, die hauptsächlich aus Landschaften italieni -
scher Maler des 19. Jahrhunderts (darunter 12 An -
sichten des Vesuvs aus dem Jahre 1872) besteht, ver -
macht habe. Das Testament soll aber noch andere
großartige Stiftungen enthalten, so eine Million für
eine Stiftung, die bedürftigen Künstlern der Schweiz
zugute kommen soll.
Ulrico Hoeplis Andenken wird in Italien und in
der Schweiz stets in hohen Ehren gehalten werden.
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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr. 8
Jlußens’ „«Madonna mit JCind“.
Eine seit Jahrhunderten vermißte „Madonna mit
Kind" von Rubens ist von dem Chicagoer Kunst -
historiker Erik Burg-Berger aufgefunden wor -
den, Für die Echtheit des Bildes treten erste euro -
päische Sachverständige ein, so der frühere Direktor
des Kunsthistorischen Museums in Wien Gustav
Glück und die Berliner Autoritäten Geheimrat
Friedländer und Dr, Ludwig Burchard, die
darin übereinstimmen, daß dieser Rubens nach Kom -
position, Ausführung und malerischer Schönheit in die
Reihe der berühmtesten Gemälde gehört, die die
Welt besitzt,
Burg-Berger hat das Gemälde entdeckt, als er
Antiquitätengeschäfte in Antwerpen, der Geburts -
stadt Rubens, durchstöberte. Er fand in einem dieser
Läden ein Eichenpaneel, das mit Jahrhunderte altem
Schmutz überkrüstet war. In der Hoffnung auf eine
Entdeckung nahm er es mit und ließ es in W i e n mit
allen modernen Methoden untersuchen und restau -
rieren. So kam eine herrliche Madonna ans Tages -
licht, zu der unzweifelhaft Rubens' erste Gattin Isa-
bella Brant Modell gestanden ist. Das volle Rot des
Gewandes der Madonna, die Rubensschen Farben
in ihrem Gesicht und an dem Körper des Kindes
zeigen noch vollen Glanz.
Der Wert des Bildes wird auf 100.000 Dollar ge -
schätzt.
cRückblicke.
Der Pariser Kunstmarkt, im vergangenen Som -
mer und noch im Herbst sehr flau, erholte sich in den
letzten Wochen des Jahres. Besondere Attraktion
übten vier Auktionen, die nicht, wie gewöhnlich, im
Hotel Drouot, sondern in der Galerie Charpentier
vor sich gingen, Der Andrang der Teilnehmer war
bei diesen Versteigerungen so stark, daß die großen
Säle sie nicht fassen konnten,
Das meiste Interesse absorbierte die Auflösung
der Sammlung C h a i r d'E s t - A n g e, die bei nur
100 Nummern 1,460,000 Francs ergab. Das Prunk -
stück war ein fast unbekanntes, überaus charakteri -
stisches Porträt Michelangelos, das vielfach
für ein Selbstbildnis gehalten wird; mit 100.000
Francs ausgerufen, wurde es für 205.100 Frcs von
dem amerikanischen Händler Seymour W e x 11 e r für
das Museum in Melbourne erworben. Der gleiche
Käufer sicherte sich auch, für 70.000 Francs, ein
Hauptwerk von B o i 1 ly „Mütterliche Unterweisung“.
Auch andere Gemälde von Boilly wurden hoch be -
zahlt. Ein Selbstbildnis von Proudhon brachte
100.000 Frcs, ein Interieur von T e n i e r s d. J.
72.000 Frcs, das Porträt des Comte de Nogent von
Quentin de La Tour 61.000 Frcs. Für einen
reizenden kleinen Tisch aus der Zeit Ludwigs XV.,
signiert B. P e r i d i e z, gab man 70.000 Frcs, d. h.
30.000 Frcs über die Taxe.
Viele Liebhaber fanden auch die 113 Gemälde,
Aquarelle und Zeichnungen der Sammlung Robert
Schuhmann, die zusammen 960.000 Frcs erziel -
ten. 140.000 Frcs bot man hier für das schöne Bild -
nis der Comtesse de Dreux-Breze von N a 11 i e r,
60.000 Frcs für das Porträt der Marquise de Nar-
bonne von D r o u a i s, 37.250 Frcs für eine kleine
Landschaft von Hubert Robert. Hochbewertet
waren auch einige der alten Zeichnungen, so mit
50.000 Frcs das Pastell der „Madame Deshayes" von
Boucher.
Sehr bedeutsam war auch die Versteigerung der
Sammlung L, B i c k e r t, die mit 1,400.000 Frcs ab -
schloß, Hauptpreise waren hier 59.000 Frcs für ein
entzückendes Mädchenbildnis von Greuze, 53.500
Francs für zwei kleine Bilder „Morgen" und „Abend“
von G u a r d i, 37.500 Frcs für eine Landschaft „Der
Springbrunnen" von Hubert Robert.
Ueber eine Million Francs erreichte auch eine
Versteigerung von wertvollen Gemälden, Möbeln und
Kunstgewerbe aus verschiedenem Privatbesitz, 58,000
Frcs zahlte man hier für eine italienische Landschaft
von Hubert Robert, 42.000 Frs für Fragonards
Bild „Pan und Syrinx", 100.500 Frcs für eine Salon -
garnitur mit Aubussonbespannung und 39.000 Frcs
für einen Schreibtisch im Stile Ludwigs XVI. Er -
wähnt sei auch noch eine Versteigerung moderner
Gemälde, bei der sich erneut die hohe Schätzung der
Arbeiten Corots bestätigte. Ein Bildchen „Modell
im Atelier“ stieg auf 198.000 Frcs, vier kleine Land-
scl aften wurden mit 73.400 Frcs bewertet.
§
Auf dem Büchermarkt hatte Glasgow anfangs
Dezember den höchsten Preis, 1480 Pfund, für ein
Exemplar der Kelmscott-Ausgabe des mittelengli -
schen Dichters Chaucer zu verzeichnen. Hingegen
brachte es in England nur ein Buch auf 700 Pfund
und es ist charakteristisch, daß es ein Sportbuch war.
Mehr, nämlich 1100 Pfund, wurde für das Manuskript
zur zweiten, 1800 erschienenen Ausgabe der „Lyri -
schen Balladen" von Wordsworth und Coleridge ge -
zahlt.
Ueberhaupt ließ die Nachfrage nach eigenhändig
geschriebenen Briefen und literarischen Manuskrip -
ten nichts zu wünschen übrig. Die höchste Summe,
600 Pfund, erreichte ein wichtiger Brief von Thak-
k e r a y, worin er sich über die damals noch im
Dunkel schwebende Verfasserschaft des Romans
„Jane Eyre" äußerte. Daß die französische Regierung
die dreihundert so spät und dann so plötzlich auf -
getauchten Briefe Napoleons an seine zweite Frau
erwerben werde, war zu erwarten; daß sie dafür aber
15.000 Pfund verausgaben werde, hat in interessier -
ten Kreisen einigermaßen überrascht.
Während auf den meisten Gebieten des Kunst -
handels eine Erholung einsetzte, war von dieser Auf -
wärtstendenz noch nichts für seltene Bücher zu mer -
ken. Ja, es stellte sich, ganz kürzlich erst, auf einer
Versteigerung bei S o t h e b y in London, wo literari -
sche Raritäten aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert
unter den Hammer kamen, heraus, daß die Preise in
vielen Fällen niedriger waren, nicht nur als im Jahre
1929, das den Aufschwung des Buches auf seinem
Höhepunkt sah, sondern als zehn Jahre vorher, ehe
der „Boom" für Bücher begonnen hatte.
Nr. 3
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
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Qesterreichische JYZedaillemüsstellung in Budapest.
Aus Budapest wird uns berichtet:
Als Gegenbesuch für die ungarische Medailleur-
aUmstellung in Wien ist die ab 2. Februar hier statt -
findende Ausstellung des Vereines österreichischer
Medailleure zu werten. Diese Wanderausstellung
wird im Kunstgewerblichen Museum im Beisein des
obersten Protektors, des ungarischen Unterrichts -
ministers von Homan, eröffnet, Dem Ehrenkomitee
gehören an: Staatssekretär Dr. Paul Petri, Ober -
bürgermeister Dr. Eugen S i p ö c z, Bürgermeister
Br, Karl Szendi, der Präsident des Landesrates
für Kunst und Unterricht Dr, Gabriel U g r o n, Graf
Stephan Zichy und Dr. Bela von Procopius,
Den Ehrenschutz auf österreichischer Seite haben
Bundeskanzler )Dr. Kurt Schuschnigg, Staats -
sekretär : Doktor P e r n t e r und Bürgermeister
Schmitz übernommen. Die österreichischen Be -
hörden wird bei der Eröffnung der Direktor des
Münzkabinetts Hofrat Dr. Loehr vertreten.
Die Ausstellung ; österreichischer Medailleure
enthält über 300 Werke erlesener Art, die von 25
österreichischen Künstlern beigestellt wurden, Diese
Arbeiten geben ein abgerundetes Bild des modernen
künstlerischen ^Schaffens der österreichischen Me -
dailleure, beginnend von den Altmeistern Scharff,
j Tautenhayn und Schwarz, aus den Beständen des
Münzkabinetts stammend, bis zu den derzeit in
Oesterreich schaffenden Künstlern, wie: Hofrat Prof,
Rudolf Marschall, Grünauer, Hanisch, Concee, Har-
tig, Prof, Hujer, Adolf Hofmann, Prof. Kautsch, Köb-
linger (Innsbruck), Perl, Pfeffer, Ruepp, Schmidt,
Scholz, Six, Prof, Thiede, Prof, Trautzl, Unterhölzer,
Prof. Zitta und Regierungsrat Placht.
Die Auswahl der Werke ist nach streng sach -
lichen Motiven erfolgt. Der Präsident des Vereines
österreichischer Medailleure Prof. Ludwig Hujer
erklärt, daß die Oesterreicher hoffen, den ungari -
schen Kollegen und dem ungarischen kunstbeflisse-
nen Publikum in mannigfacher Hinsicht befruchtende
Anregungen bieten zu können.
Das Schaffen lebender Künstler wird durch die
Beistellung der Werke der Altmeister seitens Hof -
rates Loehr in wesentlichem Maße veranschaulicht
werden. Die Ausstellung wird sechs Wochen lang
geöffnet bleiben,
Der Wechselverkehr zwischen Budapester und
Wiener Künstlern durch Veranstaltung solcher Wan -
derausstellungen wird sicherlich dazu beitragen, die
künstlerischen Beziehungen der beiden Länder zu
vertiefen und auszugestalten.
Die ^Auktionen bei Svaupe in JSerlin
Man berichtet uns aus Berlin:
w
Das — man darf es jetzt sagen — Unerwartete
wurde zum Ereignis. Die von Paul Graupe am 25,
und 26. Jänner durchgeführte erste Versteigerung
der Bestände der in Liquidation befindlichen Berliner
Kunstfirmen van Diemen & Co., A 11 k u n s t, An -
tiquitäten A, G. und Dr. Otto Burchard & Co,
gestaltete sich ,zu einer Sensation auf dem Kunst -
markt. Da man voraussah, daß die Räume der
Firma Graupe in der Bellevuestraße für den Andrang
des Publikums als zu klein sein werden, hatte man
den großen Bankettsaal des Restaurants Rheingold
zum Versteigerungsraum adaptiert. Riesige Schein -
werfer beleuchteten die zum Teil sehr kostbaren
Objekte und im Saale und auf den Galerien drängte
sich ein Publikum, das nicht nur sehen, sondern auch
kaufen wollte. Es war ein in Berlin lang entbehrter
Anblick!
Neben den Direktoren der großen und kleinen
deutschen Museen gewahrte man rheinische und thü -
ringische Industrielle, die als Käufer hauptsächlich
für die qualitätvollen Bilder auftraten. Auch auslän -
dische Museen hatten ihre Vertreter entsandt, So er -
kannte man unter andern den Kustos des Mauritshuis
im Haag und das kluge, freundliche Gesicht des Di -
rektors S 1 o m a n vom Kopenhagener Kunstgewerbe -
museum. Der ausländische Kunsthandel war durch
einige prominente Abgesandte der großen Häuser
vertreten. Vor allem waren aber die deutschen
Kunsthändler aus allen Gauen des Reichs erschienen,
Die auf allen großen Auktionen wohlbekannten Ge -
sichter aus Berlin, München und Köln, aus Frankfurt
und Hannover folgten mit Anteilnahme und Kauflust
dem Gang der Versteigerung, Daneben sah man im
Publikum manches neue Gesicht, so daß der Bericht -
erstatter mit Vergnügen feststellen konnte, daß auch
I in der jüngeren Generation nicht ausschließlich In-
| teresse für Sport und Auto vorhanden ist.
Jedes ausverkaufte Haus wirkt günstig auf Dar -
steller und Publikum. So war auch in diesem über -
füllten Saal die Stimmung recht lebhaft, und die
Preise, ,die erzielt wurden, erreichten oftmals eine
beachtenswerte Höhe. Ais das Kreuzigungsbild eines
unbekannten österreichischen Meisters um 1480, das
man früher einmal mit Dürer in Beziehung brachte
und das mit 6000 Mark geschätzt war, nach hartem
Kampf einen Preis von 21,500 Mark erreichte, war
das ein entscheidender Höhepunkt. Ueberhaupt lagen
die Preise in vielen Fällen ein gut Teil über den an -
gesetzten Taxen. Die Aufmerksamkeit konzentrierte
sich insbesondere auf die Werke der Deutschen
und Niederländischen Meister des 15,
und 17. Jahrhunderts, während die Italiener
weniger gefragt waren.
In der Nähe des eben erwähnten Preises hielten
sich verständlicherweise nur die ganz großen Meister-
namen. Der kleine männliche Studienkopf des Rem-
b r a n d t, um 1643, ehemals in der Eremitage zu
Petersburg, ging mit 22.400 Mark an J, u. S, G o 1 d-
Schmidt in Frankfurt a, M., . ebenso die schöne
Oelskizze von Rubens, eine Allegorie auf die Ge -
schichte der Päpste mit 21,500 Mark. Der zweite
Rubens, Verkündigung an Maria, eines der seltenen
kaltfarbigen Frühwerke des Meisters, konnte für
17,300 ( Mark ein Kommissionär für einen Sammler
erstehen.
Beachtenswert war auch der Preis von 15.800
Mark für zwei .kleine Flügel mit Heiligenfiguren des
Niederländers Gerard David, die noch vor wenigen
Jahren auf der Versteigerung Castiglioni bei Müller
in Amsterdam nur 12.000 Mark brachten. Als wich -
tige Erwerbung hat für den Käufer die besonders
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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr. S
farblich interessante deutsche Madonna mit dem Sig -
num CG ,1525 für 11.800 Mark zu gelten, die man
bisher dem anonymen Meister von Meßkirch zu-
schrieb. Die holländischen Bilder des 17, Jahrhun -
derts wurden rege gekauft. Die liebenswürdigen
Genreszenen von Ochtervelt und Metsu brachten
3700 und 4500 Mark und eine bezeichnete Landschaft
mit Hirschjagd von Philipps Wouvermans, ebenfalls
ehemals in der Eremitage in Petersburg, 6000 Mark.
Auch für Farbstiche und Plastik wurden gute
Preise angelegt, während Porzellan und Fayencen
weniger Interesse fanden. Es ist zu bedauern, daß
für dieses Gebiet des Kunstgewerbes, das so viel
überaus reizvolle Kabinettstücke aufweist, in den
letzten Jahren so wenig Liebe vorhanden ist. Frei -
lich verlangt diese zarte Kleinkunst eine Versenkung
in die Materie, für die unsere hastende Zeit keinen
rechten Boden bietet, Die Silbersachen dagegen fan -
den viele Liebhaber und man kann sich des Eindrucks
nicht erwehren, daß neben dem Reiz der künstleri -
schen Arbeit und der praktischen Verwendbarkeit
von silbernen Tabletts und silbernen Leuchtern hier
auch der Materialwert gerade dieser Gegenstände
zum Kaufen anreizt. Die Preise, die hier erzielt wur -
den, waren denn auch recht hoch, besonders in jenen
Fällen, wo es sich um Silberstücke handelte, die ihre
Herkunft aus den Silberkammern ehemaliger Sou -
veräne herleiten konnten.
Ueberhaupt konnte man wieder einmal feststel -
len, daß die Provenienz eines Stückes von großem
Einfluß auf die Preisgestaltung ist. So brachte z. B,
ein französischer Armlehnsessel mit Pointbezug um
1780, aus ehemals kaiserlichem Besitz, 3400 Mark.
Daß aber auch die Qualität oder auch die Seltenheit
der Objekte die Preishöhe bestimmt, wurde wieder
sichtbar an den beiden kleinen holländischen Sesseln,
die mit Tapisseriebezügen aus der Werkstatt des |
Meisters Boldewyn in Wolfenbüttel bezogen waren.
Diese äußerst seltenen und sehr fein gearbeiteten
Stücke deutscher Textilkunst konnten einen Preis
von 5400 Mark erreichen. Der aus derselben Manu -
faktur stammende kleine Wappenteppich brachte
4300 Mark, und die beiden zugehörigen Wappenplat -
ten, die wie die beiden vorhergenannten Stücke auf
der Liste der national wertvollen Kunstwerke stehen,
erzielten je 1000 Mark.
Zum Schluß seien noch drei bemerkenswerte
Preise genannt: nämlich 16,300 Mark für den großen
Lutherteppich des Leipziger Wirkers Segher Bom -
beck, aus der Schloßkapelle zu Altenburg in Thürin -
gen, 3900 Mark für einen großen flachen Schreib -
tisch, der mit Biskuitplatten aus der Porzellanmanu -
faktur zu Ilmenau geziert ist und von David Roent-
gen gearbeitet wurde, und 5300 Mark für den Schreib -
sekretär desselben berühmten deutschen Möbel -
meisters, die beide ebenfalls aus dem Besitz der
Herzoge von SachsennAltenburg stammen. Auch
diese Stücke standen auf der Liste der national wert -
vollen Kunstwerke, gingen also wieder in deutschen
Besitz über, wie man überhaupt bei der ganzen
Auktion den Eindruck hatte, daß fast alles, was ver -
kauft wurde, in Deutschland bleiben wird.
Die Auktion, der, wie schon gemeldet, noch zwei
weitere aus derselben Liquidationsmasse folgen wer -
den, hat gezeigt, daß die Lage am deutschen Kunst -
markt zurzeit recht stabil ist, und daß wirklich qua -
litätsvolle Kunstwerke zu allen Zeiten Käufer finden,
Nachstehend die erzielten Preise (in Mark):
Gemälde,
3 Osias Beert, Biumenstücik, 60:82 cm 950
4 Abr. van B e i j e r e n. Fischstilleben mit Kaninchen.
97:87 c.m 1450
5 Der®., Seesturm, 60:83 cm 1050
6 Ambrosius (B e n s o n, Anbetung der Könige, 69:52 cm 5200
7 Bocaccio Boccaccino, Hl. Familie, 18:23 cm - . .2150
8 Pari® Boro ne, Bildnis eines 30jährigen Mannes, 95:78
Zentimeter 1500
9 Braunscihweiger Monogrammist, 2. Viertel, 16. J., Kreuz -
tragung, 33:47 cm 2850
10 IBrenkelenkara, Der alte Geiger, 30:24 cm . . . 730
11 Bartholomäus ßruyn d. J., Frauenbildnis, 56:42 cm. 6300
12 Der®., Männerporträt mit Schwarzhäuptenwappen,
88:67 cm 350
13 Dirck Carlbasius, Familienbild, 295:230 cm . . . .1850
14 [Pieter Claesz, Stilleben, 40:31 cm 500
15 Pieter C o d d e, Wachtstube, 34:42 cm 1200
16 Bernardino de Conti, Männerbildnis, 46:30 cm . . 16000
17 Lorenzo Costa, Madonna, 45:34 cm 1500
18 Conegliano, Madonna mit Kind, 55:46 c,m .... 5650
19 Caspar de Cray er, Madonna mit Stiftern, 140:104
Zentimeter 810
20 Gerard iD a v i d, Hl. Hieronymus und Hl, Augustinus,
zwei Flügel eine s Triptychon®, je 51:18 cm .... 15800
21 Willem van Odert, Marine, 41:55 cm 800
22 Gasparro Diziani, Anbetung der Könige, 70:96 cm . 660
23 Florentinisch, 15, J., »Nachfolger des Francesco Pesellino,
Bekehrung IPauli, 24:45 cm 400
24 Agnolo G a d d i, Kreuzigung, 117:42 cm 4600
26 Jan Hackaert, Aufbruch zur Falkenjagd, 117:98 cm 5800
27 Joris van der Hagen, Landschaft, 59:38 cm .... 1600
28 Wolfgang iH ei mb ach, Gesellschaftsszene bei Kerzen -
licht, 39:58 cm 470
29 Herr! met de B 1 e s, Landschaft mit dem Hl, Hierony -
mus, 27:44 cm 2900
30 Simon K i c k, Streitendes» Bauernpaar, 52:67 cm . . . 580
31 Wounter Knyff, »Die Kirche in Egmont am Zee. 48:63
Zentimeter 620
32 Bernardino L u i n i, Männerbiidnis, 73:55 cm 4300
'33 Nikolaes M a e s», iDamenbildnis, 88:70 cm 2050
34 Barend van der Meer, [Stilleben, 112:82 cm .... 750
35 »Meister der Statthalterin Maria (tätig um
1430 Ibis 1440), Männerbiidnis, 34:25 cm 1050
36 Meister der w e i b l. H a 1 ib f i g u r e n, Muttergoltes
mit Kind, 34:25 cm 3400
37 Meister ivon Meßkirch. Muttergottes mit Kind,
71:48 cm 11800
38 Philippe M e r c d e r, Pastorale, Durchm. 21 cm . . . 170
39 Gabriel Metsu, Mann, sich die Hände wärmend,
25:23 cm 4500
40 Aert van der Neer, Winterlandschaft, 97:107 cm . . . 3400
41 Caspar Netscher, iGesellschaftsszene, 86:70 cm , .2300
42 Michiel N ou t®, Frau mit zwei Kindern, 105:139 c»m . 800
43 Jacob Ochtervelt, Köchin und Jäger, 56:46 cm . . 3700
43a Österreich, Meister um 1490. Kreuzigung
67:43 cm 21200
44 Micbel-Barthelemy Olli vier, Parks»zene, 40:33 cm 2050
45 Pannini, [Ruinenlandschaft, 97:135 cm 2350
46 Hendrik Gerritsz Pot, Gesellschaft »beim M.able,
36:48 cm 2000
47 Rembrandt, Studienkopf, 19:16 cm 22400
48 Hubert Robert, Pyramide des Cestiu®, 76:64 cm . . 800
49 Der®., Studienstück, 32:45 cm 1000
50 Rubens, Verkündigung Mariä, 135:90 cm 17300
51 Ders., Allegorie auf die »Geschichte »der Päpste, 76.5:34
Zentimeter 21500
52 Salomon van Ruysdael, Flußlandschaft, 39:61 cm . 3200
53 Jan Siberechts, Landschaft mit Kuhherde, 72:60 cm 780
54 Joris van S o n», Blumenstück, 65:87 cm 1000
55 Hendrick Martensz. Sorgh, Schlafender Mann,
26:20 cm 1800
56 G'herardo Starnina, Antonius Aibbas und ein zwei -
ter Heiliger, 24:25 cm 850
57 'Nordfranzösisch um 1480, Messe des hl. Gregor
48:37 cm 7000
58 Gerard T erhorch, Herrnbildnis, 26:20 cm .... 1750
59 Hendrik T erb rüg gen, Schäferin, 86:69 cm 610
60» (Louis. T o c q u e, Damenbildnis, 74:60 cm 3600
61 Adriaen van de Velde. Landschaft mit Herde.
43:49 cm 3650
62Vivarini, Madonna, 49:31 cm 5000
63 Simon de VI i eg er, Marine, 47:62 cm 2000
64 Cornelia de V o s, »Damenbildnis. 113:80 cm 3000
Nr. 3
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Seite 17
66 Pb, Wouwermans, Flußlandsctiaft, 22:29 om . . 1300
67 Der®., Hirschjagd, 53:68 cim 6000
Graphische Blätter.
68 B a r t o 1 o 11 i, Laetitia-Serie, 6 Bl 1450
69 Bonneioy, Petit Frutiere Anglaise 82
70 Bonnet, iL'aimalnt ecoute 155
71 iA, Car den, Cupid unweiling Venus 135
72 Dem arte au, Zwei nackte Mä-ddhen mit Putten . . 65
73 Dürer, Die Melancholie 1400
74 Ders,, Ritter, Tod und Teufel 4700
75 Fraß o mar d, La Cachete decouverte 48
76 F r e u d e ib e r g, La Creinte enfantine 240
77 H u e t, 2 Bl. mit Pastor,alszenen 630
78 Dens., Mdme, du T 370
79 John J o u n g, Domestic Hapiness 1000
80 Mor l a n d, Allbouse Dour — Allhouse Kitshen . . .4100
81 Der®,, Stallszene 240
82 Natter, The Husbandman® 300
83 Ogfeorne, The Sad Story — Wood Cutter e Cow -
boy 500
84 John P o 11 a r d. Wagenbild 200
85 Sutherland, Fuchsjagdfolge, 7 Bl 800
86 William Ward, The Farmers Stahle 1450
87 William W ard, Girl and Calves 130
88 Ders., The Barn Door 510'
89 Watteau, Harlequin Jalouse 30
90 Der®., Les Jaloux 45
91 Der®,, Le Bosquet de Bacchus 50
9.2 W h e a 11 e y, Gries of London PL 10 860
93 Des gl., PI, 12a 2000
Plastik.
94 Weihwasserbecken, Deutschland, Ottonisch 100
95 Thronende Madonna mit Kind, Auvergne, Mitte 12. J, 1500
96 Apostelkopf, Frankreich, Ende 12, J 300
97 Thronende Maria, Rheinisch um 1320 300
98 HL Katharina, stehend, Böhmen um 1430 980
99 Thronende Madonna mit Christuskind, Bayern, 13. J. 400
100 Große Pieta-Gruppe, Salzburg, beginnendes 15, J. . 540
101 Reliquienibehälter, Tirol, 16. J 200
102 Ein Paar Engel, Tos'kana um 1500 1100
103 Madonnenfigur, auf der Mondsichel stehend .... 2750
104 Reliefligur eines Mchrenkönigs, Nürnberg, Anf. 16. J, 720
105 Weibliche Reliquien,büste, Spanien, 16. J 680
106 Gotisches Wappenschild des Ritters Wilhelm von
Wolfstein, Deutschland, Dat, 1448 1000
107 Gr. Wappenschild der Grafen von Pernegg, Steiermark
um 1600 1000
108 Stukko-Relief, Italien, 1, H. 16. J 400
109 Relief von Andrea della Robbia 1800
110 Kleines Elfenbeinrelief mit Maria und zwei Engeln,
Frankreich, 1, H. 14, J, . 1650
111 Elfenbeinstatuette der Maria mit dem Christuskind,
Flämisch, 14. J 1700
112 Zwei kleine Elfenbeinplaketten, Italien, 16, J 95
113 Drei kleine Elfenbeinrelief-Täfelchen, Süddeutsch -
land um 1700 71
144 Großer Deckelpokal aus Birnhotz, Süddeutschland
um 1700 280
115 Hirschkopf . 500
116 Desgl 360
117 Desgl 410
118 Desgl 600
118a Marienfigur, Rheinisch um 1400 740
Möb e l,
149 Renaissance-Kredenz, Oiberitalien um 1600 500
120 Renaissance-Cassone, Florenz, Mitte 16, J 340
124 Renaissancethron, Florenz um 1550 300
122 Renaissance-Cassapanca, Florenz 2. H, 16, J. . . . 540
123 Renaissance-Schrank, Oberitalien um 1600 450
124 Franzos. Schran'k, 2. H, 46. J 780
125 Elf niedrige Lehnstühle, Italien, 2. H. 16, J 600
126 Spanischer Barocikiisch, 17. J 500
127 Schmucktruhe, Norddeutsch, Anf. 17. J 100
128 iFranzös, Schrank, Anf. 17. J 740
129 Süddeutsche Renaissancetrube, 1, H. ,17, J 100
130 Großer Schweizer Rundtisch, 1. H. 47. J 300
131 Ein Paar Barockstühle, Italien, 1. H, 18. J 180
132 Zweigeschossiger Schrank in der Art der Urteutschen
Mölbelentwürfe, Frankfurt a. M., Mitte 17. J 1350
133 Lehnsessel, Norditalien, 17, J 100
134 Kleine Renaissance-Tischuhr, Augsburg, 17, J, . • • 260
135 Ein Paar spanische Barocksessel, 17, J 700
136 Ein Paar Barock-Armkhnsessel und
137 Zweisitzige Lehnbank, Frankreich um 1700 .... 5200
138 Ein Paar Lehnstühle, Oesterr., 17. J. (aus dem Rat -
haus zu Linz a, D.) 100
139 Großer Barockschrank, Augsburg 1607 1400
140 Holländischer Bufletschrank, 17. J. 4?0
141 Großer Barock-Armlehnsessel, Frankreich, 2. H. 17. J. 460
142 Ein Paar Faustrohre (Reiterpistolen, Deutschland,
2. H. 16. J 910
143 Holland, Blumentisch, Anf. 18. J 300
144 Großer Barockarmlehnsessel, Frankreich um 1700 . . 3400
145 Ofenschirm, Anf, 18. J 260
146 Ein Paar kleine holländ. Armlehnsessel, die B_eziüge
hergestellt um 1600' in der Wolfenfoütteler Wirkerei
des Meisters Boldwyn au® Brüssel 5400
147 Holländ. Kabinettschrank, 17. J 210
148 Ruhebett, Frankreich, Anf. 18. J. 200
149 Modellkommode, Potsdam um 1750 170
150 Hohe Standuhr, Meister Brünn, Oesterreich 1, H, 18. J. 800
154 Ein Paar Armlehnsessel, Südfrankreich um 1740 . . 3000
152 Kleine französ, Louis XV.-Kommode, Mitte 18, .1. . - 730
153 Armlehnsessel, Rheinland, Mitte 18, J 340
154 Große französische Kommode, 1, H, 18. J 800
155 Desgl 640
156 Armlehnsessel, Rheinland, Mitte 18, J 300
157 Bureau,plat, Louis XV., Paris um 1750 3400
158 Regence-Armkhnsessel, Frankreich, um 1730 .... 190
159 Lehnbank, Louis XV., Frankreich um 1750 860
160 Kleiner franz. Schreibtisch, Paris um 1750 4250
(Fortsetzung folgt.)
250 Beethoven-Briefe.
Prof. Dr. Max U n g e r, der bekannte Beethoven-
Forscher, der jetzt in Zürich wirkt, macht in einer
eben erschienenen Publikation interessante Mittei -
lungen über eine Sammlung von Beethoven-Briefen,
die sich im Besitze eines Schweizer Sammlers
befindet. Den Namen des Besitzers nennt er, wohl
auf dessen Wunsch, nicht, um so ausführlicher ver -
breitet er sich über die Sache selbst.
Darnach hat der ungenannte Sammler, der seit
langem Beethoven-Handschriften sammelt, in den
letzten fünfzehn Jahren nicht weniger als 25 0
Beethoven-Briefe erworben und damit wahr -
scheinlich die größte existierende Sammlung von
Briefen des Tondichters erlangt, Unter diesen Brie -
fen gibt es zahlreiche unbekannte, weiters noch unge -
druckte, aber bekannte Briefe, oder gedruckte, die
aber in den Sammlungen fehlen.
Die Briefe sind an Personen gerichtet, die mit
Beethoven entweder in geschäftlicher oder in freund -
schaftlicher Beziehung standen, So findet man in der
Sammlung den Entwurf der Denkschrift, die der
Meister am 18. Februar 1820 ; an das Wiener Appel -
lationsgericht gerichtet hat, weiters Briefe an Ver -
leger, an die Firmen Artaria & Co. in Wien, Breitkopf
& Härtel in Leipzig, N, Simrock usw., dann an ein -
zelne Gönner, wie Erzherzog Rudolf, Fürst K i n-
s k y, Ignaz Freiherr v. Gl eichenst ein u. a.
Aus einzelnen Briefen erfährt man interessante
Einzelheiten aus dem Privatleben des Komponisten,
über geplante Uebersiedlungen, Anschaffung eines
Klaviers, seine Beziehungen zu seinen Förderern,
wie z. B. Georg Friedrich Treitschke, Johann Andre -
as Streicher. Man erfährt auch, daß er am liebsten
bei „Maelzl“ gespeist hatte und daß er Wohnungen,
wo sich Kinder in der Nähe befanden, mied, weil er
sich in seinem Schaffen durch Lärm gestört fühlte.
Seite 18
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr. 3
Jiunstschätze vom Jtönigsschloß Sibyllenorl.
Aus Breslau wird uns geschrieben:
Die Kunstschätze vom Königaschloß in Sibyl -
lenort kommen unter den Hammer. Der Termin
der Versteigerung ist noch nicht endgültig festgesetzt,
aber es ist gewiß, daß er nahe vor der Türe steht.
Wahrscheinlich wird die Auktion schon in der er -
sten Februarwoche stattfinden.
Zur Versteigerung gelangen neben den Kleinig -
keiten aus einem großen Haushalt viele erlesene
Stücke. Insgesamt wird das Mobiliar von 2 9 0 Zim -
mern versteigert werden. Das Schloß hatte rund 370
Räume. Ungefähr 80 Einrichtungen sind nach Dres -
den, dem neuen Wohnsitz des Markgrafen von
Meissen, transportiert worden, der Rest kommt
nun zum Ausgebot, ,
Im Mittelpunkt der Auktion wird aller Voraus -
sicht nach der große Speisesaal stehen. Die
Möbel der verschiedenen IWohnräume stammen aus
allen Stilepochen. Ein Boulle-Schlafzimmer, das mit
reichen Bronzearbeiten versehen ist, gehört eben -
falls zu den wertvollsten Einrichtungsgegenständen.
Zahlreiche Sekretäre ,und Schränke, Vitrinen und
Tische im Rokokostil werden gleichfalls abgestoßen.
Außerdem nennt das Register über 100 Prunk -
sessel.
Die große Gemäldesammlung des letzten
Sachsenkönigs wird nur zum Teil unter den Hammer
kommen.
Jfäillets Snkcl als JSilderfälscher.
Aus Fontainebleau wird uns berichtet:
Jean Charles Miblet, der Enkel des berühm -
ten französischen Landschaftsmalers Jean-Francois Millet,
hatte sich vor dem hiesigen Gericht wegen, systematischer
B i 1 d e r f ä 1 s c ih u n g e n zu verantworten. Der Gericfatssaal
sah einer Bildergalerie ähnlich, denn die Anklagebank war
über und über mit Oelgemälden bedeckt und zahlreiche be -
kannte Kunstsachverständige waren erschienen.
Vor Beginn der Verhandlung gingen die Sachverständigst!,
aber auch die Richter und der Staatsanwalt, kritischen Blickes
um die ausgestellten Bilder herum, stumm und prüfend. Ebenso
stumm, aber die Prüfenden prüfend, saßen die drei Angeklagten
auf ihren Plätzen, Der eine ist Millets Enkel, der zweite ein
Schulkamerad Millets, ein bisher unbekannter Maler aus Süd -
frankreich namens C a z o t, der aber ein ausgezeichneter Ko -
pist zu sein zugibt, und dessen geschiedene Gattin, Madame
Labe. Sie waren angeiklagt, einem französischen Kunstsamm -
ler, M. Michaud, ein Gemälde mit dem Titel „Le vanneur
au bonnet rouge", für zweitausend englische Pfund verkauft
zu haben, das sich später als wertlose Fälschung erwies. Wäh -
rend der Voruntersuchung hatte Millet gesagt, daß die von
ihm verkauften Bilder gut genug für die Leute wären, die .mit
ihnen Geschäfte machen wollten. Im übrigen würden sie ja
hauptsächlich an Schotten verkauft, deren Großväter an dem
Hungertode des großen Jean-Francois Millet schuld gewesen
wären:, da sie nicht imstande waren, sein Genie zu erkennen.
Das Hauptinteresse an dem Fall Millet lag in der Organi -
sation der Bilderfälscher, der Ausdehnung ihrer Handelsbe -
ziehungen, der Technik ihrer Kopisten und der Mittel, derer
sie sich bedienten, um die Gemälde an die vielen Sammler
und öffentlichen Galerien in England und Amerika zu ver -
kaufen. Millet gab zu, daß auch die berühmten „Les Botte-
feure ' der Edinburger Galerie ein Fälschung sei, trotz der
(gegenteiligen Behauptung aller Fachleute, Er hatte, gemeinsam
mit Cazot, sehr viele Bilder gefälscht und umsigniert, sie aber
ausschließlich, wie er angibt, nach England geschickt, „Unsere
Arbeiten", gestand er, „sind alle über den Kanal gegangen
und nehmen heute in den Londoner Kunstsammlungen Ehren -
plätze ein."
Auch Cazot gab an, die ßilderfälschungen nur für den
englischen Export vorgenommen zu haben. Für jedes Bild hat -
ten sie zwischen sieben- und achttausend Pfund bekommen,
Madame Lahe ist in den. Prozeß insoweit verstrickt, als sie
ein mit „Sisley" gezeichnetes Bild ihrem ehemaligen Mann
£llfe ^esiauFierungezi
Kunstkiiierei FRANZ STIBITZ
Wien VII, Neubaugasse 17 - Telephon A-39-8-3Ö
zum Weiterverkauf gab. Ein bekannter französischer Kunst -
historiker und Universitätsprofessor besichtigte das Bild, das
Michaud erworben und jetzt als Fälschung bezeichnet hatte.
„Ich bin so sicher, daß dieses Bild ein echter Millet ist, daß
ich es für mich kaufen würde!", rief er vor Gericht aus. ,,Dan.n
zahlen Sie meinem Klienten zweitausend Pfund", antwortete
schnell aufspringend Maitre Lcroy, der Anwalt Michaud®.
„und .Sie können sich das Bild sofort mitnehmen!" Der Ex -
perte zog. sein Angebot daraufhin zurück. Die Verhandlung
wurde schließlich vertagt.
J3riefmarken-^Ausstellung JCannover 1935.
Man berichtet uns aus Hannover:
Ueber die vom dl.—49. Mai im Künstlerihaus stattfindende
Briefmarkenausstellung wird der Reichsminister Rust die Schirm -
herrschaft, der Oberbürgermeister der Hauptstadt Hannover,
Dr, Menge und der Präsident der Reichspostdirektion Hanno -
ver, E e c k, den Ehrenvorsitz übernehmen.
Dem Ehrenausschuß gehören die bedeutendsten Philate -
listen Deutschlands an, darunter die korrespondierenden Mit -
glieder der Academie de Philatelie in Paris, Dr, Munk, Prof.
Dr. Stetiger, Heinrich Köhler und das Mitglied der Roll
of Distinguished Philatelist® in London, Dr. K a 1 c k h o f f.
Das Preisgericht besteht aus 8 Herren von internationa -
lem Ruf, die eine gerechte Beurteilung der ausgestellten Ob -
jekte verbürgen. Das Preisgericht kann sich aus eigener Macht -
vollkommenheit durch Sachverständige ergänzen, um auch al -
len Spezial-Sammlungen, die zu dieser Ausstellung in beson -
ders großer Anzahl und Mannigfaltigkeit angemeldet sind, ge -
recht zu werden. Es sei noch einmal ausdrücklich darauf hin -
gewiesen, daß jedermann ausstellen kann und alles, wag
zur Philatelie im weitesten Sinne gehört, sofern es den An -
forderungen der „Hängekommission" genügt.
Als Ausstellungs-lPreis ist eine Plakette in vier Klassen
vorgesehen. Jedem Aussteller wird ein Diplom verliehen,
Außer der Au&stel,lungrs-Plakeite ist natürlich noch eine Reihe
von anderen, Preisen vorhanden, darunter Ehrenpreise und
Medaillen von hohem philatelistisdhem Wert, wie z. B. die
Hannover-iMedaille des Briefmarken-Cluh® Hannover, die in
drei Exemplaren in Sillber und Bronze vom Verein gestiftet
worden ist, davon eine ausdrücklich für Literatur. Der Brief-
marken-Sammlerverein Gotha hat die „Gaston Nehrlich"-
Medaille in Silber und Bronze gestiftet, die sonst nur auf in -
ternationalen Ausstellungen vergeben wird.
Ausführliche Angaben enthält die erste Werbeschrift, die
jetzt kostenlos von der Geschäftsstelle W. H. Sclinoor, Han -
nover, Stephans-Platz 6, bezogen werden kann.
Nr. 3
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Seite 19
Chronik.
BILDER.
(Ein Selbstporträt Dürers.) Der Direktor des Ostslowaki -
schen Museums in Kascihau, Dr, P olak, teilt mit, daß er in
einem slowakischen Dorf ein Selbstporträt Dürers auf Holz
gemalt, entdeckt faabe. Er ist der Ansicht, daß es sich wahr -
scheinlich um eine Studie zu dem großen Werk des Meisters
„Das Rosenkranzfest" handelt, das, wie von uns berichtet, kürz -
lich im Tauschwege in den Besitz des ceclhoslovakischen
Staates gelangt ist.
(Der Greco als Dorfschatz.) Die Akademie der Schönen
Künste in Madrid steht vor der schwierigen Aufgabe, die Be -
völkerung des Dorfes Martin Munoz de las Pesadas in der
Provinz Segovia von der Notwendigkeit zu überzeugen!, daß
da® Altargemälde des berühmten Malers Greco, das
sich in ihrer Kirche befindet, zur Wiederherstellung nach
Madrid gebracht werden muß. Ein Sachverständiger des Prado-
Museums war abgesandt worden, das Bild abzuholen, aber er
fand einen so unfreundlichen Empfang, daß bewaffnete Gen -
darmen seinen Rückzug decken mußten, den er ohne das Bild
schleunigst aus Angst vor der drohenden Haltung der Bauern
antrat. Die Dörfler sind nicht so große Kunstfreunde, daß sie
ihr Altarbild wegen seiner Schönheit über alles lieben, sondern
sie haben gehört, daß das Werk eine Milliop Pesetas wert ist,
und sich ausgerechnet, daß auf jeden Haushalt bei einem Ver -
kauf 6500 Pesetas kämen. Deshalb sind sie entschlossen, ihren
Schatz unter keiner Bedingung herauszugeben, bevor jeder von
ihnen voll ausbezahlt ist.
(Ein hennegauischer Flügelaltar auis d e m 16. Jahrhundert.)
In A t h, der Hauptstadt de,s gleichnamigen Arrondissements in
Belgien (Hennegau) wurden in der Kirche St, Julien wertvolle
Teile eines sogenannten Polyptychons (Flügelaltars) aus dem
16. Jahrhundert entdeckt. Die Kirche wurde durch einen! Brand
im Jahre il813 teilweise zerstört, aber durch einen glücklichen
Zufall blieben die beiden doppelseitig bemalten Tafeln in
einem kleinen Schüberschrank unter dem Hochaltar unver -
sehrt, Die Bilder stellen den Erlöser, St. Antonius, St. Niko -
laus und St, Katharina dar. Der Meister ist wohl unbekannt,
dürfte aber, wie aus den stilistischen Merkmalen geschlossen
werden kann, im Hennegau beheimatet gewesen sein oder zu -
mindest dort gewirkt haben,
NUMISMATIK
fEine Goldmünze aus dem ersten christlichen Jahrhundert),
die Kreuzigung Christi darstellend, ist aus Palästina über
einen holländischen Sammler in eine italienische Kunstsamm -
lung gelangt. Die . Münze weist nach dem Urteil italienischer
Sachverständiger alle Merkmale der frühesten christlichen
Kunst auf und soll so<iar auf die Person Josefs von Arimalhia
zurückzuführen sein (?).
PHILATELIE.
(D'e Wohltätigkeitsmairken mit Bridn'süen österreichischer
Baukünstler.) Wie wir erfahren, ist die Nachfrage nach den
im Dezember v. J, auagejfebenen Wohltätigkeitsmarken mit
Bildnissen österreichischer* Baukünstler so'stark, daß die Auf -
lage von 70,000 Sätzen dieser Marken jetzt schon fast voll -
ständig vergriffen ist. Die Lagervorräte an diesen Marken sind
so weit erschöpft, daß weitere Zuweisungen an die Post -
ämter nicht mehr erfolgen können.
(Winterhilfepostmarken,1 Bei den österreichischen Post -
ämtern lagern noch große Reste der sogenannten kleinen
Werte der Winterhilfepostmarken zu 5 + 2 g, 12 + 3 g
und 24+6 g. Dadurch, daß sie der Verwertung zugeführt wer -
den, fließen der Winterhilfe neue Mittel zu, die sie umso drin -
gender braucht, als der Winter eben erst begonnen hat und
der Kampf gegen Hunger und Kälte mit aller Kraft fortgeführt
werden muß. (Nun gehen die Postbeamten daran, den Absatz
der Winterbilfemarken zu beleben. Die Winterhilfe der Bun -
desregierung hat auf Veranlassung des Ministers S t o c k i n-
3 e r für solche Postbeamte, d’e sich in der Zeit vom 15. Jän -
ner bi® 15, Februar um den Absatz der Winterfoilfepostmarken
besonders verdient machen' und durch ihre persönlichen Be -
mühungen einen besonder® günstigen Erfolg erzielen, zehn
Prämien, und zwar ie zwei zu 200 S, 150 S, 100 S, 50 S
und 30 S, ausgesetzt, Bestellungen von größeren Mengen der
angeführten Werte sind an die Winterhilfe der Bundesregie -
rung, Wien, I,, Bräuneretraße 5, zu richten, wobei gleichzeitig i
angeführt werden wolle, an welcher Stelle (Postamt) und zu
welchem Zeitpunkt die Uebernahme gewünscht wird.
(Fehldrucke.) Die 30-Rappen-Marke der letzten Schweizer
„Pro Juventute“-Serie weist auf der 22., 27., 72, und 77. Marke
ein Bogen den Namen des Künstlers als „Bickel", und auf
der 43,,°48„ 93, und 95. Marke als „Rickel" auf. Richtig heißt
der Name Bickel. _
(Phantasiefbiiefmaiken aus Griechenland.) Das Wiener
Sichetheitsbüro wurde darauf aufmerksam gemacht, daß in
K o r i t z a in Griechenland ein griechischer Briefmarkenhänd-
ler Phantasiemarken herstellen ließ, die in griechischer Spra -
che und Schrift den Ueberdruck aufweisen: ,,Außerordentliche
Briefmarken für die Verfolgungen im N o r d e p i r u s ,
Der Mann ließ eine riesige Auflage herstellen, frankierte
Briefe mit den völlig wertlosen Marken und schmuggelte sie
in die reguläre Post ein. Der Betrüger wurde verhaftet, die
Platten beschlagnahmt.
(Ein Provisorium Frankreichs,) Der Ueberfiluß an 1.25 Fr.-
Marken in Frankreich hat nun dazu geführt, daß die 1,25 Fr.-
Marke, hellbraun der Friedenstype, den Aufdruck „50" erhielt.
Mit der 1.50 Fr.-Marke (Taube) wird derselbe Vorgang ge -
plant. Außerdem erschien die 5 C, rosa in der Säerintype mit
glattem Hintergrund.
(Neue Flugmarken in Chile.) In Santiago de Chile
erschienen neue Flugmarken, und zwar: 20 Pesos sepiafar.ben
(Aeroplan und Sternenhimmel), 30 P. sepia (Aeroplan und
Sternenhimmel), 40 P, purpur (Aeroplan und Sonne) und 50 P,
weinrot (Aeroplan und Sonne).
(105,155 Postwertzeichen.) Das Jahr 1934 hat den Phila -
telisten wieder reichen Segen gebracht: in der ganzen Welt
sind rund 1700 neue Postwertzeichen erschienen, das heißt
also etwa 32 Stück pro Woche, Den Löwenanteil daran hatte
Europa mit 542, es folgten Afrika mit 392, Amerika mit 380,
Asien mit 357 und Australien mit dem Rest, Nach der Zählung
eines geduldigen englischen Sammlers .sollen übrigens von An -
fang an bi® jetzt 105.455 verschiedenartige Postwertzeichen —
alle kleinsten Typenunterschieds usw. mitgezählt -— in der
Welt verausgabt worden sein, darunter „nur“ 58,607 -gewöhn -
liche Marken ohne Abarten. Weder in der einen, noch in der
anderen Gruppe ist von sterblichen Sammlern bisher Vollstän -
digkeit erreicht worden,
(Veränderungen in der philatelistiscben Presse.) Das
Hausblatt des bekannten Berliner Markenhändlers Philipp K o-
s ack, die „Berliner Briefmarken-Zeitung", hat mit der letzten
Deszembernummer wegen Erkrankung ihres Herausgebers das Er -
scheinen: eingestellt. Die Zeitschrift und ihr Verleger haben
der Philatelie 30 Jahre lang vorbildliche Förderung angedeihen
lassen. Auch die „Berichte des Vereines Leipziger Briefmar -
kenbörse" haben die bisherige selbständige Erscheinungsweise
auf gegeben und werden seit Beginn des neuen Jahres nur noü
als kleine, zweiseitige Beilage der Lückeschen Zeitschrift „Die
Post" in-Leipzig beigefügt.
VERSCHIEDENES
(Inventar der Sammlungen Rudolf II.) Die Kanzlei des
Präsidenten der ftechoslovakei hat auf dem Antiquitäten.markt
einen besonders wertvollen Kauf getätigt: eine Handschrift
aus dem Jahre 1619, über hundert Seiten stark, in zinnober-
farhenem Pergament gebunden, die ein Inventar der
Sammlungen Rudolf II. darstellt, in einer so ausführli -
chen Weise, Wie man- s ; e bisher nicht gekannt hat. Bisher
glaubte man, das älteste Inventarium in einer Handschrift aus
dem Jahre 1621 zu besitzen, die sich in der Nationalbihliothek
in Wien befindet. Das Buch ist ein Verzeichnis der Verlas -
senschaft Rudolfs, soweit sie in jenem Jahre noch beisammen
war.
(Nachlaß Zeyer.) Aus Prag wird uns berichtet: Der
Stadtrat hat den Beschluß gefaßt, von Frau Valerie Da vi -
el o v a, der Nichte Julius Z e y e r s, den gesamten Nachlaß
Zeyer-s- anzukaufen. Der Nachlaß Zeyers setzt sich aus antiken
Möbeln, Kunst-gegenständen und Pretiosen im Werte .von
150.000 Kc zusammen.
(Karl Krauß f.l Der 34 Jahre alte Mitchef der Buch-
Aruckerei Carl IBerthold in Asch, Karl Krauß, hat sich in -
folge eine® Nervenzusammenbruche® erhängt. Krauß ist durch
seine Scherenschnitte sowie durch Holzschnitte und Feder -
zeichnungen b ekann ttgeworden,
(Rembrandts Pinsel gestohlen.) Der Pinsel, mit dem Rem-
brandt seine letzten Bilder gemalt hat und der sich seil 1669
im Besitze der Familie Vlies in Rotterdam befand, ist ge -
stohlen worden, Jedes Jahr kamen zahlreiche Fremde, nament-
Seite 20
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr. 3
lieh aus Amerika, um sich den historischen Pinsel anzuschauen.
Nach dem letzten Besuche eines Amerikaners war der Pinsel
spurlos verschwunden. Er gelang zwar, diesen Amerikaner in
Vlissingen kurz vor der Ueberfahrt nach England festzunefa-
meni, doch erklärte er, von einem Diebstahl nichts zu wissen,
und man mußte ihn wohl oder übel Weiterreisen lassen.
MUSEEN.
(Eine Haarlocke Radetzkys.) Das Wiener Heeres -
museum gelangte in den Besitz einer Haarlocke des Feld -
marschalls Josef Grafen Radetzky. Nach den Belegen hat sie
der Leibarzt Dr. Josef Ritter v. Wurzian, der den am
5. Jänner 1858 in Mailand verstorbenen Heerführer behan -
delte, seinerzeit dem damaligen Feldzeugmeister iFreiherm
von Heß als Andenken übergeben. Aus den Händen der
Familie Heß-Diller kam sie nun in das Heeresmuseum, das
schon die gleichen Erinnerungen an Prinz Eugen und
Laudon bewahrt.
(Das nordische Yineta.) Das Pommensche Landesmuseum
in Stettin veranstaltet während des Februars eine Sonder -
ausstellung über die Ausgrabungen, die von Mai bis Oktober
vorigen Jahres in Wo Hin auf Kosten der Notgemeinschaft
der Deutschen Wissenschaft und des Deutschen Archäologischen
Reichsinstitutes unternommen, wurden. Diese Untersuchungen
erregten damals wegen ihre® Gegenstandes und ihrer wissen -
schaftlich unerwartet lohnenden Ergebnisse über den engeren
Facihkreis hinaus beträchtliches! Aufsehen. Die iSonderausstel-
lurg des Pommerschen Landesmuseums will 'versuchen, aus den
Hunderten von Photographien und IPlanaufnahmen der Gra-
bungsaussefhüsse sowie aus dem riesigen Fundstoff eine über -
sichtliche Auswahl zu bieten, um auch dem Laien einen Be -
griff von Zweck, Ziel und Ergebnis dieser bedeutsamen For -
schungen zu vermitteln.
(Ein Porträt von Böcklin.) Das S t ä d e 1 s c h e Kunst -
institut in Frankfurt a. M. hat ein Porträt von Arnold
Böcklin erworben. Es stammt au,s der Weimarer Zeit des
Künstlers (186©—il862) und stellt in lebensgroßer Figur die
berühmte Tragödin Fanny Janauschek (1830—-1904) dar.
(Museumsdiebstahl.) Au® dem Museum in Schwab-
münchen wurden Kunstgegenstände im Werte von 3000
Mark entwendet. Es befinden sich darunter eine aus dem
15. Jahrhundert stammende, etwa 20 cm hohe HolzfUur, eine
Madonna darstellend, eine gotische Holzmadonna mit Kind aus
dem 15. Jahrhundert, eine Anna Selbdritt, spätgotisch, um 1520,
Holz mit bemaltem Postament, eine schwanzpolierte Wiener
Standuhr, Empire um 0820, und eine Standuhr um 1800.
VOM KUNSTMARKT.
(Nachlaß Ludwig Breitenfeld,) Eine sehr beachtenswerte
Hausauktion veranstaltet das Dorotheum in Wien am
9. Februar. Es handelt sich um die Wohnungseinrichtung des
verstorbenen Herrn Ludwig Breitenfeld, Wien, I„ Seiler -
stätte 7. Breitenfeld, der mit Geschmack sammelte, hinterließ
eine Anzahl namhafter Bilder, von denen wir die von Hans
Canon, Fr. Fried 1 and er, Pettenkofen, Lach und
Georg Seitz hervorheben möchten. Ein vorzügliches, leider
unvollendet gebliebenes Bild stammt von Isidor Kaufmann,
Erwähnenswert sind auch die vier Bilder eines süddeutschen
Meisters, die die Geschichte des biblischen Josef darstellen.
Das erste zeigt, wie Josef verkauft wird, auf dem zweiten
«eben wir ihn vor dem Pharao, das dritte zeigt Josefs Triumph
und .das vierte die rührende Szene, wo sich Josef seinen Brü -
dern zu erkennen gilbt. Von den Möbeln sind namentlich -ein
prächtiger Maria-Theres-ia-Kasten und ein süddeutscher Kasten
bemerkenswert.
(Frankfurter Versteigerung.) Das Kunstbaus Heinrich
Hahn in Frankfurt a. IM. zeigt für den 12. Februar eine
Versteigerung an, die Gemälde, Miöbel, Fayencen und Porzel -
lane, alte Uhren, altes Silbergerät, eine Stocksammlung, ferner
Plastiken in. Holz, Bronze und Stein, sowie China-Keramiken
umfaßt.
(Auflösung der Sammlung Sir Godfroy Maedonald de
l'Isle.) Christie in London kündigt für den 22. Februar die
Versteigerung der Sammlung alter iGemälde aus dem (Besitze
Sir Godfroy Macdonald de l'I s 1 e an. Es handelt isic.h um eine
der bedeutendsten PrivatsammluncSien Englands. Als (Hauptstücke
nennt der Katalog neben einer Reihe guter Niederländer eine
Serie von vier berühmten Bildern auf Kupfer von Nicolas Lau -
ere t, Les iHeures Idu Jour, die 1711 im Salon ausgestellt
waren.
(Gemäldesammlung Ch. St. Smith.) Bei der am 4. Jänner
von der American Art Association-Anderson Galleries in
New York veranstalteten Versteigerung der Gemäldesamm -
lung Ch. St. Smith erzielten (in Dollar):
Nr, 44 (B1 a k e 1 o c z, Mondnacht . 1800
45 Schreyer, Arabische Krieger 2050
47 C a z i n, Windmühlen 1050
48 (Mil 1 et, Knafaenkopf 1800
50 Corot, Landschaft 2100
53 Gainsborough, Herrnbildnis 2400
55 R o m n e y, Mrs. Charlotte Williams 3500
56 Evans Hals, Zwei singende Knaben 20000
und 60 N a 4 t i e r, Comtesse de Parabere 1800
AUSSTELLUNGEN.
Berlin, Kaiser F r i e d r i c h-lM u s e u m. Hans Batdung
Gruen,
— Kupferstichkabinett. Meisterwerke der nie -
derländischen Graphik.
— Galerie G u r 1 i 11. Gemälde und Plastiken von
Pal Molnar, Rolf B'öchling, Benno von Arent,
— Galerie Nierendorf. Kleinplastik, Aquarelle,
Graphik.
Bochum. Stadt. Gemäldegalerie. Kollektiv-Aus -
stellung der M.aler W. Brandenburg, K. Großberg, J. Horn, des
Bildhauers E. Kuhn und des 'Graphikers O. Coester.
Dresden. Sächsischer Kunstverein. (Bauer und
Landschaft.
Frankfurt a. M. Frankfurter Kunstverein. Wand -
bilder für ein Hau® der Arbeit, Gedächtnisausstellung Rudolf
Koch, handwerkliches Zinngerät.
Köln. Kölnischer Kunstverein. Emil Nolde,
Adolf Praeger, Heinr. IStegamann.
München. Graphisches Kabinett. Briennerstr. 10.
Lovis Corinlh, Selbstbildnisse.
Mannheim. Städtische K u n's t h a 11 e, Drei badische
Bildhauer, A. Abel, H, iGeibel, G. Flügge-Linder,
Wien. Neue Galerie, Zwanzig-Schilling-Ausstellung.
AUKTIONEN
Anf. Februar. Sibyllenort. (Durch Nestle (Breslau).
Schloß-Einrichtung.
4. bis 8. Februar. Berlin. F. S c h 1 e s s i n g e r. Antike
griechische- Münzen,
5. Februar. Berlin. I n t e r n a t io n äl es Kunst- und,
Auktionsbaus. Antiquitäten, Gemälde, Stiche, Bild- und
Knüpfteppiche, Silberkästen, Speise-Servicen usw.
6. und 7. Februar. Köln. Math. Lempertz. Innenein -
richtung des Hauses Farina (Köln).
7. und 8. Februar. Augsburg. Stadt. Versteige -
rungsamt. Gemälde, Möbel, Teppiche.
7. und 8. Februar. Aachen, Ant. C r e u t z e r. Nachlaß
von Luttitz und L. M a t h e e, Gemälde.
9. Februar, Wien. Dorotheum. Wohnungseinrich -
tung, Wien, I., Seilerstätte 7. Nachlaß Ludwig Breitenfeld.
9. Februar. Genf. Galerie Moos-Kundig. Samm -
lung Fernand Weil (Paris).
12. Februar. Frankfurt a, M. H. Hahn. Gemälde, An -
tiquitäten, Mobiliar aus rheinischem Fürstenbesitz.
15. un-d 16. März. Köln, Math. Lempertz. Sammlung
Geheimrat Schmid t, Burg-Aachen.
16. Februar. Berlin. Internationales Kunst- und
Auktion'S haus. Gemälde, Antiauitäten usw.
21. und 22, Februar. Stockholm. H. Buk-ows'ki. Ge -
mälde, Mobilien, Plastiken.
21. und 22. Februar. Berlin. Rud. Lepke. Gemä'de,
Möbel, Kunstgegerstände.
22. Februar. London. Christie. Alte Gemälde.
21. und 22. Februar. Hamburg. Deutscher Buch -
club. IBücher aus allen. Wissensgebieten: Gesamtausgaben,
Kunstgeschichte, Vorzugsdrucke und illustrierte Bücher, Gra -
phik, eine Sammlung Jean-Paul-Erstausgaben, Geschichte, Me -
moiren, Drucke der Doves-Press auf Pergament, Konvolute
aus allen Gebieten.
27. Februar. Berlin. Rud. Lepke. Gemälde alter und
neuer Meister.
NEUE KATALOGE.
Paul Hart.mann, Colmar im Elsaß. Kat, 11, L'Alsaee
et le pays ermitrophes (274 Nummern mit Preisen in franz.
Francs).
Andre iPoursin & Co., Paris, VI.. 1 rue Jacob. Kata -
log 164. Toujours qruelaues beaux romantiques (378 Nummern
mit Preisen in franz. Francs).
,.A c a d e m i a" IBoekhandel en Antiquariat, Delft. Ka.
| talog 9. Mathematik, Physik, Technik, Kunst (709 Nummern
I mit (Preisen in holländ. Gmlden).