V. b. b.
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Expedid par l'editeur.
Internationale
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Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde
Herausgeber: Norbert Ehrlich
28. Jahrgang
15. September 1937
Nr. 13
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Inhalt:
Sollen Maler Bilder sehen? Von Maler Georg
Mayer-Marton (Wien) . 133
Mellon und Lionel Rothschild . . 134
Das Ergebnis der Miniaturenauktion Ulfmann . . 135
Die erste Herbstversteigerung bei Dr. Ernst Haus-
wedell & Co. 135
Weinmüller-Auktionen 136
Die Herbstsaison des Dorotheums 136
Spaniens Kunstschätze 136
Umstrittene Gemälde von Frans Hals ..... 137
Das älteste Berliner Geldstück 137
Chronik (Bibliophilie, Bilder, Handschriften,
Philatelie) ............ 137
Verschiedenes 139
Museen 140
Ausstellungen, Auktionen, Literatur, Neue Kataloge.
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1. und 15. eines
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Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde
Herausgeber i Norbert Ehrlich
28. Jahrgang IS. September 1937 Nr. 13
Sollen Maler Bilder sehen?
Von Maler Georg Mayer-Marton (Wien).
(Schluß aus Nr. 12.)
Ein Museum man hörte es häufig ,,Bilder -
friedhof“ nennen - birgt unerhörte geistige Kräfte,
die wohl auch einem Maler gefährlich werden, seinen
Geist, sofern er schwach ist, umbiegen, verfälschen
und umbringen können. Mag man die Maler in zwei
Gruppen teilen: in die der Schwachen und Starken.
Ist das Museum für den schwachen eine Gefahr?
Nein: um den Schwachen ist es nicht schade, wenn er
im Eklektizismus untergeht. Dort kann er immer noch
Wichtiges leisten, indem er hilft, die ewige Kette
der lebendigen Tradition zu schließen und selbst in
Zeiten, die an geistiger Substanz zu arm sind, um
auch dem Schwachen noch genügend davon abzuge
ben, wenigstens die Substanz der Vergangenheit kon -
serviert. Daß das Sehen von Bildern für die Star -
ken keine Gefahr ist, werden auch die zugeben, die
im Sehen von Bildern Gefahren erblicken. Für beide
Gruppen aber ist die Kunst der Vergangenheit höch -
ster Wert des Wiedererlebens, die Quelle des Kön -
nens und des Wissens, das Lehrbuch über Mittel
und Zweck und der Wegweiser auch im Kunst -
wirrwarr der heutigen Zeit. Es kommt nur darauf
an, was einer aus dem Gesehenen macht. Der Wirr -
warr aber wiederholen wir es, man kann es nicht
oft genug wiederholen — ist nicht der der Kunst,
sondern der der Zeit. Würde es die Kunst - meinet -
wegen zeitflüchtig, feig, unmodern verstehen, von
der Zeit — von dieser Zeit unabhängig zu ma -
chen und zur Zeitlosigkeit zurückzuführen, die erst den
Wert der Zeit erhöht, verschwände auch gleich derWirr-
warr aus ihr. Aber trotz dem Wirrwarr entstehen
noch gute Bilder, gibt es noch und nicht ein -
mal zeitflüchtige gute Kunst. Diese würde ins
Leben gehören, aber dort ist sie fremd geworden
und wird kaum noch gewollt. Sie hätte eine anstän -
dige Zufluchtstätte: die Wände der Sammler und
der Museen. Aber Sammler und Museen sehen nur
nach rückwärts und was bei ihnen das Schaffen des
letzten Menschenalters vertritt, ist vom Zufall, vom
guten Willen, manchmal von den guten Augen eines
einzelnen, am häufigsten aber von den Gesetzen des
Tages ausgewählt. Dieser Tag kann ebensogut in das
Jahr 1739, wie in das Jahr T937 fallen. Von Ge -
setzen, die sich, weil sie eben an den Tag gebunden
sind, auch täglich ändern können und deshalb im
Gebiet zeitloser Maße falsch sind.
Es wird Sache der späteren Generationen sein,
die Bestände der Depots und der Säle und Kabi -
nette wieder einmal genau zu überprüfen und alles an
den gemäßen Platz zu bringen, bis eine nächste
Generation wieder den Inhalt der Säle mit dem der
Depots vertauscht. Stets werden aber gewisse Werke
unantastbar bleiben und ihren Platz behalten. Das
Uebrige mag als Anreger fruchtbarer Auseinander -
setzungen mit dem Wechsel der Zeiten den Platz
wechseln. Will das Urteil über einen Künstler oder
über ein Werk auch nur halbw r egs beständig sein,
so kann es sich nur angesichts der vollen Wirk -
lichkeit des Werkes bilden. Weder zeitlich zu flüch -
tige und zu zufällige Ausstellungen, noch die Re -
produktionen der Kunstzeitschriften ermöglichen eine
geistesgeschichtlich gerechte Wertung. Das Einzel -
werk in Ausstellungen, mitten aus der Reihe von
Gutem und Schlechtem herausgegriffen, spricht eher
für sich selbst, als für die Persönlichkeit seines
Schöpfers oder für die künstlerische Haltung der
Zeit. Seine Beziehung zum Vorhergegangenen und
zum Nachfolgenden (sowohl im Gesamtwerk der
Künstlerpersönlichkeit, wie in dem der Künstlerschaft
der Zeit) weist ihm erst den gebührenden Platz zu.
Weder die in den Kunstbüchern und in den Kunst -
zeitschriften sichtbaren Illustrationen, noch die auf
die Leinwand eines Vortrages projizierten Diapositive,
nicht einmal die vollkommensten Lichtdrucke geben
die volle Wirklichkeit eines Bildes, einer Skulptur,
eines Bauwerkes, - ebensowenig, wie das Grammo -
phon und das Radio die volle Wirklichkeit eines
Musikwerkes oder eines Dramas vermitteln können.
Im Gegenteil: durch die Unzulänglichkeit der tech -
nischen Reproduzierbarkeit, durch die Reduktion auf
einen Teil aller Wirkungselemente, durch den Ver -
zicht auf Farbe, Räumlichkeit und unmittelbare Wir -
kung der Proportion einerseits, durch den Verzicht
auf Lebendigkeit, Plastizität und unmittelbare Wir -
kung der instrumentalen oder menschlichen Stimme
andererseits, werden die Ansprüche, die man an die
künstlerische Produktion und auch an die der Re -
produktion im höheren Sinne stellt, ständig herab-
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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr. 13
geschraubt. Die Aufnahmsfähigkeit der Sinne wird
eingeschränkt, die Maßstäbe werden verändert und
in steter Wechselwirkung wird der Nährboden der
Kunst unfruchtbar gemacht. Die große Schar der
Mitläufer und der Auchkünstler fühlt sich in dieser
Lage wohl, weil sie es ihr möglich macht, den an
sie gestellten, immer bescheidener werdenden Ansprü -
chen gerecht zu werden. Der Kunsthistoriker ge -
wöhnt sich daran, Bilder danach zu beurteilen, was
von ihnen in der photographischen Reproduktion
übrigblieb. Der Künstler (der schwächliche Künstler)
gewöhnt sich daran, die in der photographischen
Reproduktion vor allem übrigbleibenden Aeußerlich-
keiten, die Mache, die Methode, die formalen Mätz -
chen, bestenfalls das Rezepthafte der Transposition
des Gegenstandes aus dem Naturgebundenen ins
Künstlerische zu sehen und nachzuahmen. Das Pu -
blikum glaubt gerne dem Historiker, dem Kritiker
und besonders gerne dem verwässernden Künstler,
weil es selig ist, die Verantwortung dem Fachmann
überlassen zu können und das bisher Unverstandene
auf die Ebene der allgemeinen Begreiflichkeit herab -
gedrückt zu sehen. So sinkt das Niveau immer tiefer
und man muß schon in die Museen gehen, um wie -
der einmal zu sehen, was ein Kunstwerk ist. Der
Fluch der Technik erweist sich auch auf diesem
Gebiet als wirksam. Statt dankbar und vorsichtig
benütztes Hilfsmittel zu bleiben, wird sie zum Zweck
und nimmt den Platz ein, den sie zu befestigen be -
rufen gewesen wäre.
Sollen also Maler Bilder sehen? Ja, Bilder sol -
len sie sehen, aber nicht Abbilder von Bildern, nicht
Nachbilder, Unbilder, nicht technisch vollkommene
Photographien der Wirklichkeit, sondern wirklich
vollkommene Werke künstlerischer Ueberwirklichkeit.
Maler sollen möglichst nicht photographieren, die
papierenen Bilder in Kunstbüchern eben nur als
Papier sehen, möglichst nicht ins Kino gehen, mög -
lichst nicht in Kunstzeitschriften blättern, denn auch
sie können, und wären es die Stärksten, mit der
Zeit (mit ihrer Zeit) kritiklos und unempfindlich
werden.
Die richtigen, die wirklichen Maler, meint Paul
Fechter, gehen sowieso nicht in die Museen, oder
höchstens, um ein eigenes, neu angekauftes Bild zu
sehen. Die Museen haben nicht immer die glückliche
Hand, die Bilder der richtigen, der wirklichen Ma -
ler neu anzukaufen. Sie hätten aber dieses Mittel
nicht einmal nötig, die wirklich richtigen Maler an -
zulocken. Diese fliehen vor den Scheußlichkeiten der
Zeit, — erlaubt es ihre Zeit, — ohnehin am liebsten
ins Museum, wo die richtig wirklichen Bilder hän -
gen, um sich von ihnen beschämen, belehren, er -
ziehen, trösten und aufrichten zu lassen.
Mellon und Lionel Rothschild,
Fast zur gleichen Zeit sind zwei große vielbe -
kannte Sammler gestorben, von denen allerdings jeder
einen eigenen Typ repräsentierte: Andrew William
M e 11 o n und Lord Lionel Walter Rothschild.
Andrew William Mel low, der langjährige
Schatzsekretär der Vereinigten Staaten von Amerika,
einer der reichsten Männer der Erde, hatte von sei -
nen Landsleuten das eine voraus, daß er genau wußte,
wofür sie wenig Interesse hatten, z. B. Madonnen, und
so setzte da seine Sammlertätigkeit intensiv ein.
Aber ehe er Bilder zu sammeln anfing, wollte er sich
das dekorative Milieu für sie schaffen und so erwarb
er eine Serie von burgundischen Teppichen des 14.
Jahrhunderts mit der seltsamen Mystik der Darstel -
lungen der Einhorn-Legende etc. Und als er diese
Teppiche beisammen hatte, diese Vorboten der Epoche
des Jan van Eyck, traf auch schon das erste Bild
von van Eyck im Palais Mellons ein, „Die Verklindi-
digung“, die er der von „Eremitage“ in Leningrad ge -
kauft hat. Wie viel er dafür gezahlt hat, ist nicht be -
kannt geworden, aber man weiß, daß viele Millionen
Dollar in Gold von Mellon nach der russischen Metro -
pole gewandert sind, weil er sich noch andere wich -
tige Werke der Galerie sichern wolle.
Von Jan van Eyck und dessen Kreise kam Mel
Ion zu den Holländern des 17. Jahrhunderts und zu
dien Italienern. Er erstand Rembrandts „Junge
Magd mit dem Besen“, die Katharina II. aus der Pari -
ser Sammlung C r o z a t für die Eremitage gekauft
hatte, eine Anzahl prächtiger Bilder von Frans Hals,
Botticellis „Anbetung“ und zahlreiche andere
Kostbarkeiten der Eremitage, Als eines Tages in
der USA, eine Mellon-Affäre aufflatterte und man sich
um die Kunstkäufe des ehemaligen Schatzsekretärs
zu interessieren anhub, beschwichtigte Mellon die
aufgeregten Gemüter durch die Erklärung, daß er
alle seine Kunstschätze dem Staate vermachen werde.
Er scheint Wort gehalten zu haben und man
wird wohl bald ein Bild über den Umfang der
Sammlung haben, die Mellon zusammengebracht hat
und die wahrscheinlich in einem eigenen Museum
aufgestellt werden wird.
Lord Lionel Walter Rothschild, das Ober -
haupt der englischen Rothschilds, ist öpjährig, auf
seinem Landsitz Tringpark, Llertfordsshire, gestorben.
Anders, als sein Vater, der erste Baron Rothschild,
ein intimer Freund Eduard VII. hat er sich nicht
allzuviel mit Bankgeschäften befaßt. Eine Gelehr -
tennatur, spezialisierte er sich auf die Erforschungen
von Schmetterlingen und Flöhen.
Mehr als vier Millionen Schmetterlinge hat er
gesammelt, an die 300.000 Vogelbälge und - 20.000
Flöhe. Ja, so sonderbar es klingen mag, Flöhe bilde -
ten einen bedeutenden Teil seiner Sammlungen und
nahmen einen großen Teil seiner Arbeitszeit in An -
spruch. Sein Bruder Charles hatte den Grundstock
zu dieser Sammlung gelegt, die eigentlich einer
Marotte entsprungen war und erst im Verlaufe von
50 Jahren wissenschaftliche und auch medizinische
Bedeutung erhielt. Rothschild sammelte die Quäl -
geister, von denen es soviel e verschiedene Arten
gibt, daß er eine mehrbändige Enzvdopaedia über
sie schreiben könnte, nicht zum Vergnügen, sondern
im Dienste der medizinischen Forschung. Tropen -
ärzte sandten ihm in Blechhülsen Exemplare der in
ihren Gegenden gefundenen Blutsauger, und Roth -
schild bestimmte die Art und schilderte in kurzen
Worten ihre Gefährlichkeit als Krankheitsüberträger.
Nur gewisse Arten von diesen Springern sind näm -
lich gefährlich. Die meisten sind relativ harmlos,
manche sind winzig klein, kleiner noch als Stecknadel -
köpfe, andere so groß wie Heuschrecken. Die mei -
sten rötlich braun, nur wenige grün oder hellgelb.
In Dutzenden Vitrinen bewahrte Lord Rothschild
diese langbeinigen Insekten, die er scherzweise „Kän -
guruhs in Taschenformat“ nannte, auf. Auf Karton
auf gespießt, gab es da schier endlose Reihen von
Nr. 13
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Seite 135
Flöhen, jeder mit einem lateinischen Namen und
einer Nummer versehen.
Der in Fachkreisen so angesehene Zoologe hatte
aber auch eines der größten privaten zoologischen
Museen angelegt, das Besuchern zugänglich war. Von
fast allen exotischen Tieren hatte Rothschild ein
Paar ausstopfen lassen und sein Museum galt als die
„Arche Noah von Tring“. Besonders stolz war er
auf seine Orang-Utan-Familie, die er selbst um die
Jahrhundertwende gejagt hatte.
Die Sammlungen werden auch nach seinem Tode
nicht aufgelöst. Sein Erbe, der junge Baron Viktor
Rothschild, der nun den Titel des Lords und Ober -
hauptes der Familie trägt, ist gleichfalls Zoologe.
Er hat vor einigen Jahren geheiratet und seine junge
Frau teilt sein Interesse für die Tierwelt. Sie wollen
die Sammlungen ihres verstorbenen Onkels durch
einen Tierpark ergänzen, eine Privatmenagerie anle-
gen, die nur seltene Tiere enthalten soll, die man
in den zoologischen Gärten selten findet.
Das Ergebnis der Miniaturen-Auktion Uffmann.
Aus Luzern wird uns geschrieben:
Die von der Galerie Fischer veranstaltete Auk -
tionswoche (30. August bis 4. September) nahm bei
überaus lebhafter Beteiligung von Sammlern und
Händlern aus dem Auslande, namentlich Hollands,
einen sehr erfreulichen Verlauf.
Das Interesse wandte sich namentlich der be -
rühmten Miniaturensammlung des Wiener Medizin -
professors Dr. E. Ul 1 mann zu, die, wie vorauszu -
sehen war, auch viele Wiener Sammler nach Luzern
brachte.
Nachstehend die bei dieser Auktion erzielten
Hauptpreise (in Schweizer Franken):
4 Ag.ricola, Bildnis einer jungen Dame 500
8 An reifer, Krfestück einer sitzenden jungen Dame 560
9 Ders., Hüftbild einer jungen Dame Ti50
10 Ders., Kniestück einer jungen Dame 620
13 Daubigny, Kniestück einer jungen Dame 600
16 Augustin, Brustbild eines jungen Mannes 2000
32 Charles, Boii, August der Starke in Rüstung 500
40 Bourgois, Brustbild einer jungen Dame 520
49 Chi in e r y, General Barwell und seine Frau 500
62 Daffinger, Brustbild einer jungen Dame,
Fürstin Löwenstein 1900
63 Ders., Gräfin Kveline Potocka 2200
64 Ders., Brustbild einer jungen Dame 850
181 Füger Brustbild Kaiser Leopold II. 1400
183 Ders., Kniestück einer jungen Dame 650
188 Gig'Oja, Brustbild des George Washington 950
197 Hargreaves, Brustbild einer jungen Dame 810
205 Isabey, Napoleon I. in schwarzem Waffenroek 1550
206 Ders., Frau von Malopolska 2550
207 Ders., Bildnis einer Fürstin Esterhazy 900
208 Ders., Brustbild des Malers Aubry " 650
209 Kreis des Isabey, Napoleon als Konsul 500
247 Mansion, gen. d. Ae., Brustbild einer jungen Dame 1000
253 M i r b e 1 - L i z i n s k a, Comtesse d’Orsay, verm.
Lady H. Cowper ' 520
268 Kreis des Füger, Brustbild eines vornehmen
Herrn 500
291 Rochard, Marschall Wellington 500
303 Sicard, Brustbild einer jungen Dame 680
306 Matthias Schnauzer, Maria Theresia 500
313 Smar t, Junge Dame 520
337 Vestier, Brustbild eines Herrn 1000
350 W a bd m ü 11 e r, Frau Marie Jeziorkowska 500
356' William' Wood, Hüftbild einer junger! Dame 900
Die Preise der übrigen Miniaturen bewegten sich zwischen
100 und 400 Franken.
Die erste Herbstversteigerung bei Dr. Ernst Hauswedell Co.
Aus Hamburg wird uns geschrieben:
Am 7. und 8. Oktober findet die erstne Herbstversteigerung
bei Dr. Ernst Hauswedell statt, in der ein reichhaltiges
Material an Büchern, Autographen, Graphik und Handzeich -
nungen ausgeboten werden wird. 1
Die Auktion beginnt mit einer Abteilung von etwa 400
Autographen, vorwiegend naturwissenschaftlichen Inhal -
tes. Wir erwähnen Schriftstücke von Goethe, die Brüder
Humboldt, Fürst P ü c k 1 er - M u s k a u, Gilbert, L i e-
b i g und Ritter. Eine Reihe interessanter Briefe zur Kolonial -
geschichte schließen sich an, darunter ein Prachtstück: Die Er -
nennung des Gouverneurs für die „Vestungen in Africa“ durch'
den Großen Kurfürsten mit dessen eigenhändiger Unterschrift.
Eine zweite Abteilung enthält alte S t ä d t e- A n s i c b -
ten, Landkarten und andere Kupferstiche von kulturgeschichti
licfiem Interesse, darunter einige Bände von Merian, Rowland-
son Nicrocoäm of London, das Skizzenbuch eines englischen
Malers aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, ein hand -
gemaltes holländisches I ulpenbuch aus der Mitte des 17.
Jahrhunderts und zahlreiche altkolorierte Militaria und Trach -
ten.
Der erste Teil der Auktion wird durch eine Sammlung kul -
turgeschichtlich interessanter Bücher des 18. bis 20. Jahr -
hunderts abgeschlossen, aus der die folgenden größeren Ab -
teilungen besonders zu erwähnen sind: Bücher kleinsten For -
mats — Curiosa — Geschichte — Karikatur, Humor —
Kinderbücher — Kunst und Kunstgewerbe ff Länder und Völ -
ker — Literaturgeschichte und Nachschlagewerke — Memoi -
ren — Naturwissenschaften — Philosophie — Religion und
Kirchengeschichte — Sachsen — Volkskunde — Vorgeschichte
und Altertumskunde.
Der zweite Tag der Auktion beginnt mit Graphik und
Handzeichnungen des 16. bis 19. Jahrhunderts. Hier sind die
Namen Aldegrever, Altdorfer. Stefano della Bella, Callot, Cho-
dowiecki, Cranach, Daumier, Dürer, Menzel, Rowlandson,
Speckter besonders zu erwähnen. Die Handzeichnungen ent -
stammen zumeist der Mitte des 19. Jahrhunderts und dem
Düsseldorfer Künstlerkreise. Es sind zurrt Teil Original-Hand-
zeichnungeti für die Düsseldorfer Monatsblätter. Eine größere
Abteilung schöner Porträts wird ebenfalls angeboten. ,
Die Fortsetzung bildet die Abteilung deutsche und aus -
ländische Literatur des 17. bis 19. Jahrhunderts, in der einige
hervorragende Seltenheiten vertreten sind. Geßners Tierbuch
1583, sein Vogelbuch 1600, das Kreutterbuch des Mathiolus
1600 und ein Silhouetten-Album mit zahlreichen Originalen aus
der Goethe-Zeit. Von Goethe sind die Schriften (Himburg 1775
—79), der „Goetz" in der Erstausgabe (1773) und die Farben -
lehre in einem schönen Exemplar vorhanden. Von Schiller Wil -
helm Teil (1804) mit drei Kupfern; ferner zahlreiche Romantiker-
Erstausgaben von Arnim (u. a. Des Knaben Wunderhorn),
Eichendorff, Jean Paul, Kleist, Novalis und Tieck. Zu nennen
ist noch die erste Ausgabe von Madame de Stael, de l’Allq-
magne.
Den Liebergang zur letzten Abteilung bildet eine kleine aus -
gewählte Sammlung moderner Graphik und Aquarelle der
Neuzeit. Hier sind Blätter von Ensor, de Fivri, Gräfin Kalck-
reulh, Marie Laurencin, Maillol, Munch, Pascin, Purrmann,
Ringelnatz und Zorn bemerkenswert.
Moderne Erstausgaben und Luxusdrucke mit einer größe -
ren Abteilung Buchwesen bilden den Abschluß. Seltene Erst-
Krstausgaben von George Hofmannsthal und Rilke nebst
Presse-Drucken u. a. der Doves-Press und der Kelms-
cott-Press stehen zum Verkauf, darunter eine Anzahl von
Drucken, die in wenigen Exemplaren auf Pergament gedruckt
wurden. Die Abteilung Buchwesen schließlich enthält wert -
volle Nachschlagewerke:
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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr. 13
WeinmüIIer- Auktionen.
Aus München wird uns berichtet:
Die Reihe der Münchener Herbstauktionen eröff -
net das Münchener Kunstversteigerungshaus Adolf
Weinmüller am 21. Oktober mit der Versteige -
rung von Möbeln und. Kunstgewerbe aus dem Besitz
des 1927 in Nürnberg verstorbenen Sammlers und
Kunstverlegers Theo Stroefer. Neben Möbeln des
17. und 18. Jahrhunderts liegt das Schwergewicht
dieser Sammlung auf gutem, gewähltem alten Kunst -
gewerbe. Der über 800 Nummern umfassende Ka -
talog enthält in reichster Auswahl deutsche Fayen -
cen, venezianische itnd deutsche Gläser, schönes al -
tes Kupfer, Zinngeräte, entzückende Rähmchen des
t8. Jh., Miniaturmöbel, Schmuck und Ziergegen -
stände, Geräte in Silber, Kostümstücke und Texti -
lien.
Am 12. und 13. November folgt bei Weinmül -
ler eine Versteigerung von Gemälden des 19. und 20.
jahrh., in erster Linie von Arbeiten der Münchener
Schule aus den letzten Jahrzehnten des vorigen
Jahrhunderts: Defregger, Ebert, Grützner, Schleich
und Wiliroider.
Als letzte Versteigerung vor Weihnachten, am
2. und 3. Dezember bringt Weinmüller Gemälde des
16. bis 18. Jahrhunderts, Möbel, altes Kunstgewerbe
und Kinderspielzeug aus süddeutschem Besitze.
Nähere Mitteilungen über die Zusammensetzung
sollen noch folgen.
Die Herbstsaison
Die Herbstsaison des Wiener Dorotheums
setzt am 21. September mit einer Briefmarken-Auktion
ein, die eine Spezialsammlung von Hannover
bringt. Um zahlreichen Sammlern die Beteiligung an
der Versteigerung zu ermöglichen, wurde die Samm -
lung in 277 Teilposten zerlegt.
Am 24. und 25. September folgt die Versteige -
rung einer vornehmen Wohnungseinrichtung im Hause
Biberstraße 14 im ersten Wiener Bezirke.
Unter dem Mobiliar wären besonders eine Schlaf -
zimmereinrichtung im Stile Louis XV. und ein Bronze -
luster, polnische Arbeit um 1700, hervorzuheben. Von
den Gemälden seien erwähnt: Hendrik Mommers,
„Obstverkäufer in italienischer Landschaft“ (800 S),
Barent Gael, geboren Mitte 17. Jahrhundert und
ein Schüler von Ph. Wouwermann, „Halt vor einer
Buschenschänke“ (350 S), Elias van den Br o eck,
1657 bis 1711, „Stilleben mit Trauben“ (200 S), C.
Seil, „Der Würfelspieler“ (80 S), und zwei Werke
von Carl Scher res, „An der Weser“ (400 S),
„Landstraße nach dem Regen“ (300 S). Auch eine
Kreidezeichnung von Ludwig Knaus „Studie eines
deutschen Bauern“ (300 S), und ein Deckfarbenacjua-
des Dorotheums.
rell von König (Augsburger Elsheimer-Schule),
„Barmherziger Samariter“ (250 S), wären bemerkens -
wert.
Am 30. September und den beiden ersten Okto -
bertagen findet die t 33. große Auktion statt, die
schönes Mobiliar, Klaviere, Luster, Gemälde, Aqua -
relle, Teppiche, Porzellan, Miniaturen, kunstgewerb -
liche Arbeiten etc. enthält.
Für den 7., 8. und 9. Oktober ist die Versteige -
rung einer Kunstsammlung samt Einrichtung
der Wohnung in Wien, I., Bösendorferstraße 7, 3.
Stock, 8, anberaumt.
Der 11., 12. und 13. Oktober ist den Münzen-
uncTMedäilTehsammlem'gewidmet. Zur Versteigerung
kommt eine Sammlung von Goldmünzen verschiede -
ner Länder, österreichische und deutsche Taler, fran -
zösische Münzen, Medaillen und numismatische Lite -
ratur.
Noch vor Ablauf des Oktober, am 21., .22. und
23. Oktober bringt das Dorotheum als 448. Kunst -
auktion die Kunstsammlung eines Wiener Groß -
industriellen, über die rechtzeitig ausführlicher be -
richtet werden wird.
Spaniens Kunstschäfje.
Auf Einladung der Valencia-Regierung haben
sich zwei englische Kunstexperten in das Voiksfront-
gebiet begeben, um das Schicksal der Kunstwerke zu
prüfen. In London wurden nach der Rückkehr zwei
ausführliche Artikel in den „Times“ veröffentlicht,
wobei es wichtig ist, zu betonen, daß diese Artikel
in Londoin entstanden sind, weil auf diese Weise
gesichert ist, daß sie nicht im Hinblick auf die
Zensur von Valencia verfaßt wurden. Es wird be -
richtet, daß das Gesamtergebnis der Reise für die
Freunde der Kunst erfreulich ist. Es sei viel we -
niger zerstört worden, als man angesichts der Schärfe
des Krieges befürchten mußte. So konnte sich der
Berichterstatter selbst überzeugen, daß 500 Gemälde
aus dem Prado, die man als die besten dieser durch
die Kriegshandlungen am meisten gefährdeten Samm -
lung ansah, wohlverwahrt in Valencia liegen, gegen
Bombenangriffe, gegen Feuer und Wettereinflüsse
wohl geschützt. Der königliche Palast in Madrid
ist kläglich zerschossen. Der Zustand der berühm -
ten Waffensammlung ist nicht gut, der Thronraum
dagegen ist unberührt.
In Katalonien ist es in der ernsten Zeit zu
zahlreichen Akten der Zerstörung gekommen. Große
Teile der wertvollen Sammlungen, die im Albapalast
untergebracht wurden, sind jedoch gerettet. Viele
Kirchen sind zerstört, dagegen sind die meisten Kunst -
gegenstände, die sich im Innern befinden Bilder,
Altäre, erhalten geblieben. Der Bericht faßt seine
Erfahrungen folgendermaßen zusammen:
„Zu Beginn der Revolution wurde Vieles zer -
stört, besonders das Innere von Kirchen, Jetzt ge -
schieht alles, was geschehen kann, um alle ge -
schichtlichen und Kunstschätze zu erhalten. Alles
ist aufs Peinlichste inventarisiert worden und wenn,
wie man hoffen möchte, zwischen den gemäßigteren
Teilen beider Parteien Frieden geschlossen wird, wird
nichts die Rückgabe der Kunstschätze an ihre Eigen -
tümer verhindern.“
Nr. 13
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Seite 137
Umstrittene Gemälde von Frans Hals.
Aus Amsterdam wird uns berichtet:
Die schöne Schau von Bildern von Frans Hals,
die auf der Jubiläumsausstellung in Haarlem zu
sehen ist, hat zu einer recht heftigen Polemik
über die Echtheit mancher der ausgestellten Werke
geführt. Die holländische Oeffentlichkeit ist alarmiert,
da von verschiedenen kompetenten Beurteilern die
Echtheit von über dreißig der insgesamt hundert -
fünfzehn Bilder bezweifelt wird. Der Meinungsstreit,
der durch einen in der Zeitschrift „Elzevier'“ erschie -
nenen Artikel aufgebracht wurde, ist durch den Am -
sterdamer „Telegraaf“ in der weiteren Oeffentlich -
keit bekanntgeworden. Diese Ausführungen sind ano -
nym erschienen, werden aber allgemein dem bekann -
ten und angesehenen Kunsthistoriker Dr. Bredius
zugeschrieben. Die Einwände, die gegen die Bilder
erhoben werden, sind recht verschieden. Einzelne
werden als Fälschungen, andere, wie die „Brummtopf-
spieler“ der Sammlung van Gelder in Brüssel, als
Kopien bezeichnet. Von anderen w'ird gesagt, sic
seien wohl aus der Zeit Frans Hals’, aber dem Künst -
ler selbst zu Unrecht zugeschrieben.
Die umstrittenen Bilder stammen aus den ver -
schiedensten Privatsammlungen in Amerika, England
und der Schweiz. Auch eine Leihgabe des Pariser
Louvre, das „Bildnis eines jungen Mannes“, soll nicht
von Frans, sondern von Jan Hals gemalt sein. Der
Konservator des Haarlemer Museums, Gratamai,
beruft sich auf das Urteil so anerkannter Kenner,
wie es Bode, Valentin er und Hofstede de
Groot seien. In einzelnen Fällen werden weniger
mit den Mitteln der Wissenschaft, dafür aber mit be -
sonderer Heftigkeit Werke verdächtigt, die aus dem
Besitz von Kunsthändlern stammen. Solche Betrach -
tungen erwecken zum Teil den Eindruck, als ob
hier persönliche Beweggründe vermutet werden dürf -
ten. Der internationale Kunsthandel hat ja schon
früher solche Polemiken erlebt, die nicht mit den
sachlichen Erörterungen von Kunsthistorikern ver -
wechselt werden sollen.
Der „Skandal“ würde sein Gutes haben, wenn
er dazu verhelfen könnte, das Dunkel aufzuhellen,
das die Herkunft mancher Bilder des großen Frans
Hals jetzt noch umgibt.
Das älteste Berliner Geldstück.
Der Dozent für Münzkunde an der Berliner Universität,
Tassilo Hoff mann berichtet in der „Deutschen Allgemeinen
Zeitung" über die Auffindung des ältesten Berliner Geldstücks.
Es ist ein kürzlich im alten Land Wolgsat aufgefundener Hohi-
pfennig mit linkshin blickendem Adler, die Fänge ausgebreitet,
unterhalb eines Bogens, der einen Zinnenturm trägt, überragt
von einem dreieckigen Aufbau.
Adler, wie Bauwerk zeigen in Stil und Zeichnung unzwei -
felhafte Aehnlichkeit, wenn nicht gar teilweise Uebereinstim-
mung mit dem ältesten Siegel der Stadt Berlin, das uns aus
einer Urkunde des Jahres 1253 (im Stadtarchiv zu Frankfurt
an der Oder) überkommen ist. Sigilium de Berlin Burgensium;,
Wir sehen innerhalb eines Kleeblattbogens den gleichen nach
links gewandten Adler mit ausgebreiteten Flügeln, hier unter
einem von zwei Zinnentürmen flankierten Stadttor, dessen mitt -
lerer, das Ganze beherrschender Turm gleichfalls nach oben
einen dreieckigen Abschluß aufweist, die beiden halbmond -
artigen Gebilde auf der Münze an der Stelle der beiden Sei-
tentürme auf dem Siegel sind wohl nur als raumfüllend an -
zusehen.
Dieser Adler-Pfennig entspricht auch nach Gewicht (etwa
0,5 Gramm) und Feingehalt den gesicherten Münzen des Mark -
grafen Johann I. und Otto III. von Brandenburg; ein
Zweifel, daß sich sein Miinzbild an das des gleichzeitigen Sie -
gels der Stadt Berlin anschließt, dürfte kaum möglich sein.
Chronik.
BIBLIOPHILIE.
(Prof. Hans Feigl.) Die Wiener Bibliophilengeseilschaft be -
klagt den Verlust ihres langjährigen Vorstandes, des Profes -
sors Hans Feigl, der am 3. September im 69. Lebensjahre
verschieden ist. Feigl redigierte auch das Jahrbuch der GesejF
schaft, das sich als vortreffliches Werbemittel für die Ge -
sellschaft erwies. Selbst leidenschaftlicher Büchersammler, hat
er eine große wertvolle Bibliothek hinterlassen.
(Die Fugger-Zeitungen in Wien.) in den Veröffentlichun -
gen des Wiener Hofkammerarchivs untersucht M. A. H. F i t z-
I e r die Entstehung der sogenannten Fugger-Zeitungen an der
Wiener Nationalbibliothek und kommt auf Grund umfang -
reicher Forschungen vor allem im Augsburger Fuggerarchiv
und in der Handschriflenabteilung der Wiener Nationalbiblio -
thek zu dem Schluß, daß diese Zeitungen zur wirtschaftlichen
und politischen Orientierung der Brüder Philipp und Octavian
Sekundus Fugger für ihre vielseitigen Handels- und Finanz -
geschäfte, vor allem aber für ihre damalige grole Asien-Unter -
nehmung, im letzten Viertel des sechzehnten Jahrhunderts, aus
allen wichtigen Mittelpunkten der damals bekannten Welt
nach Augsburg gesandt wurden, wo sie von Octavian Sekun -
dus gesammelt wurden. Man hat es demnach mit dem vielleicht
ersten weltumspannenden politischen Nachrichtendienst zu tun,
dessen Vielseitigkeit, räumlicher Umkreis und technische Or -
ganisation — er erstreckte sich über alle Länder Euopas und
darüber hinaus über Amerika, Afrika und Asien bis zum äußer -
sten Osten — erstaunlich ist.
(Der Nachlaß Dr. Josef Volfs.) Die Erben des Direktors
der Bibliothek des Nationalmuseums Dr. Josef V o 1 f hat im
Sinne des Verstorbenen dessen gesamten bücherlichen, wissen -
schaftlichen und persönlichen Nachlaß dem Nationalmuseum
zum Geschenk gemacht.
(Swinburne-Ausstellung in Oxford.) England feiert den
100. Geburtstag von Algernon Charles S w i n b u r n e. Die be -
rühmte Boleian-Bibliothek in Oxford veranstaltet aus die -
sem Anlasse eine Ausstellung, in der viele bisher nicht öffent -
lich gezeigte Manuskripte exponiert werden sollen. Unter den
Büchern befinden sich Swinburnes Handexemplar seiner „Ata-
lanta in Calydon" (1865) und eine Erstausgabe seiner Ge -
dichte und Balladen von 1866 mit verschiedenen handschrift -
lichen Eintragungen.
BILDER.
(Ein neuentdeckter Lucas Cranach.) Die Cranach-Ausstel-
lung, die vom April bis Juni im Deutschen Museum in Berlin
stattfand, hat das Interesse der breiten Oeffentlichkeit dem
großen deutschen Maler des 16. Jahrhunderts, Lucas Cra -
nach d. Ae. zugewandt. Um so mehr ist es von Bedeutung,
auf ein ikonographisch außerordentlich merkwürdiges Bild hin -
zuweisen, das sich im Besitz von Dr. Schwegler in Zürich
befindet. Es gehört unter den zahlreichen Porträts, die Lucas
Cranach als Hofmaler des Kurfürsten Friedrichs des Weisen
von Sachsen gemacht hat, zu einem der darstellerisch bemer -
kenswertesten Bildern. Der Kurfürst ist porträtiert in pelz -
verbrämtem Rock und dunklem Barett, wie ihn Cranafch des
öfteren gemalt hat. Außergewöhnlich aber ist, daß Friedrich
der Weise in der rechten Hand die römische Kaiserkrone hält;
trotz der Verallgemeinerung und Ungenauigkeit im Detail ist
die alte Kaiserkrone doch mit voller Sicherheit zu identi -
fizieren.
(Aus dem Umkreis der Romantik.) Das Graphische Ka -
binett GünthdT Franke in München, Briennerstraße 51,
Palais Almeida, eröffnet soeben die seit langem vorbereitete
Herbstausstellung mit Zeichnungen, Aquarellen und Bildern
aus dem Umkreis der Romantik, darin werden 220 Originale
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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr. 13
aus eigenem Besitz der Galerie von den folgenden Künstlern
gezeigt: Cornelius, Dahl, Dillis, Dreber, Fries, A. Heinrich,
p. v. Hess, Horny, J. A. Klein, Klengel, Franz Kobell, Willi,
v. Kobell, C. W. Kolbe, Franz Krüger, Loos, L. Quaglio,
Ramboux, Reinhart, Brüder Reinhold, Steinle, Schnorr von
Carolsfeld, Schwind, Spitzweg, Wagenbauer, Zingg und vielen
anderen. Darunter befindet sich die bedeutende Kartonzeich -
nung von Moritz v. Schwind: Aschenbrödels Schuhprobe,
entstanden 1852—64, die zuletzt 1896 auf der Münchener Jah -
resausstellung im Glaspalast zu sehen war.
(Eine Kopie des Czenstochauer Gnadenbildes gefunden?)
Lin Wiener Publizist hat bei seinem Freunde, dem Gendarme-
rieoberwachtmeister i. R. Anton Baar in Voitersreutl, bei
Franzensbad eine berühmte Kopie des Gnadenbildes der
schwarzen Madonna von Czenstochau, sowie die Belege für
die Fchtheit des Gemäldes gefunden. Diese Kopie war bis
zum Jahre 1813 neben dem Originalbilde im Kloster und
wurde von den Gläubigen ebenso verehrt, wie das Gnadenbild
selbst. Nach Abzug der Franzosen im Jahre 1813 war die Ko -
pie aus dem Rahmen ausgeschnitten und verschwunden, wäh -
rend das Originalbild außerhalb des Klosters versteckt worden
war.
(Hereingefallen.) In Prag belustigt man sich, wie man
uns von dort schreibt, über eien Hereinfall eines Bilderhänd -
lers. Kam da ein Bilderhändler zu einem als Sammler be -
kannten Ingenieur und bot ihm Bilder um 260.000 Kc. an,
die, wie er erklärte, mindestens 400.000 Kc. wert seien. Er
wisse sogar jemanden, der diese Summe dafür zahlen würde,
er könne aber aus Gründen, über die er nicht sprechen
möchte, nicht selbst an diesen herantreten. Nach einigen Zögern
erklärte der Ingenieur, daß er sich unter diesen Umständen
zu dem Kauf entschließen werde. Nebenbei bat er den Händ -
ler um die Adresse des Interessenten, dem er die Bilder
dann um 400.000 Kc. weiterverkaufen könne. Am selben
Tag besuchte er diesen Mann, der ihm bestätigte, den Kauf
um den genannten Betrag abschließen zu wollen; zur Siche -
rung wolle er ihm sogar 35.000 Kc. als Anzahlung geben.
Der Ingenieur nahm den Betrag und bestätigte den Empfang,
gleichzeitig legte er aber in Form eines Vertrages fest, daß die
35.000 Kc. verfallen sollen, wenn binnen 14 Tagen der Kauf
nicht getätigt werde. Der Interessent stimmte dieser Bedin -
gung zu und unterschrieb das Schriftstück. Am nächsten Tag
kaüi'der Bilderhändler um das Geld. Der Ingenieur sagte ihm,
er werde ihm die 260.000 Kc. erst nach Erhalt der 400.000
Kc. zählen. Der Käufer meldete sich nicht, bis schließlich die
14 Tage vorüber und laut Vertrag die 35.000 Kc. verfallen
waren. Jetzt kam der Händler und wollte sein Geld haben.
Zu seiner Ueberraschung mußte er jedoch hören, daß der In -
genieur gar nicht daran denke, die Bilder zu kaufen, er könne
sich seine wertlosen Originale zurücknehmen. Das war dem
Händler und dem „Interessenten", die, wie der Ingenieur gleich
erkannt hatte, zusammenarbeiteten und als Geschäftsspesen die
35.000 Kc. aufs Spiel setzen wollten, zuviel. Der eine er -
stattete die Anzeige wegen Betruges. Beim Verhör auf der
Sicherheitsabteilung brachte der Ingenieur den Zettel hervor,
auf dem stand, daß der Betrag verfallen solle, wenn der
Kauf nicht binnen 14 Tagen getätigt werde. Die zwei I ländler,
die den Ingenieur durch ihr Zusammenspiel um 225.000 Kc.
bringen wollten, haben auf diese Weise selbst 35.000 Kc. ein -
gebüßt.
(Bilderfälschungen in Polen.) In letzter Zeit tauchten in
Warschau im Kunsthandel wiederholt Bilder auf, die an -
geblich Werke berühmter polnischer Maler sein sollten, sich
aber bei näherer Prüfung als Fälschungen erwiesen. Nunmehr
ist nach der Verhaftung eines gewissen David Mejer in
Lemberg die Zentrale der Fälscherbande entdeckt worden, wel -
che die‘ gefälschten Bilder in Umlauf gebracht hat,
HANDSCHRIFTEN.
(Eine Paul-Ernst-Handschrift.) Die Witwe des verstorbe -
nen Dichters Paul Ernst hat für die Sammlung der Stadt -
bibliothek in Hannover dem Oberbürgerme ster Dr. Menge
anläßlich der Eröffnung der Herrenhäuser Gärten eine Hand -
schrift aus dem Nachlaß ihres Gatten überreicht. Diese Hand -
schrift enthält den Entwurf zu einem Vertrage über die Pflege
eines Weingartens zwischen dem Dichter und seinem Winzer.
PHILATELIE.
(Sonderflugpostkarten für den Heeresflugtag.) Als Ab -
schluß des ersten österreichischen Heeresflugtages in Aspern
am 19. September wird ein Militärflugzeug Sönderflugpost von
Wien nach Klagenfurt befördern und über Leoben einen Post -
abwurf mit Fallschirm durchführen. Die Postv^rwaltung wird
zwei verschiedene Sonderflugstempel verwenden. Zur normalen
Postgebühr von 12 Groschen für Karten und 24 Groschen für
Briefe bis zu 10 Gramm wurde ein Sonderflugzuschlag von
1 Schilling festgesetzt. Die Auslieferung solcher Sonderflug -
post ist bei jedem Postamt in Oesterreich möglich. Das Bun-
desministerium für Landesverteidigung (Fliegerspende) wird
zwei verschiedene Sonderflugpostkarten in beschränkter Anzahl
nummeriert ausgeben. Die Karten werden nur paarweise zum
Preise von 4 Schilling und nur bei Vorausbestellung und
gleichzeitiger Einzahlung des Betrages auf das Fliegerspenden -
konto Nr. 74.000 abgegeben. Wer eine solche Kartenserie er -
wirbt, erhält gleichzeitig das eiserne Fliegerspendenabzeichen (
(Der Tag des Pferdes.) Am „Tag des Pferdes", der am
19. September auf dem Trabrennplatz in Wien stattfindet,
wird ein Sonderpostamt die Korrespondenzen mit einem
eigenen Poststempel mit einem Pferdekopf versehen.
(Auch Purkyne-Stempd.) Aus Prag wird uns berichtet:
Nach den Purkyne-Marken, die nun seit dem 2. September im
Umlauf sind, führt die Postverwaltung vom 24. bis 28. Sep -
tember in Prag (Hauptpostamt) auch die Abstempelung von
Briefmarken mit einem Purkyne-Stempel durch.
(Eine Sport-Ausgabe.) Aus Anlaß der siebenjährigen Re -
gierung des Königs K a r o 1 ist eine Gedenkmarke mit Auf -
schlag zum Besten der U1SR. (Rumänische Sportvereinigung)
erschienen, deren Initialen die Marken zeigen. 25
Bani — 25 Bani grünschwarz (Fußballspieler), 50 Bani
—j— 50 B schokoladenfarben (Schwimmerin), 1 Leu 50 Bani
violett (Diskuswerfer), 2 L |- l I. salbengrün (Skiläufer),
3 L # 1 I. weinrot (König Carol auf der Jagd), 4 L -fj 1 I,
orange (Ruderer), 6 L 2 L purpurbraun (springendes
Pferd) und 10 L -f- 4 L hellblau (Allegorie der Gründungen
der rumänischen Sportvereinigungen).
(Eine neue Marke von Polen.) Mit dem Bild des Mar -
schalls Rydz-Smigly erschien die 55-0roszy-.Marke blau.
(Pour sauver le race) ist die Aufschrift einer Kinderhilfs -
marke, die Frankreich eben ausgegeben hat. Werl 65 -|- 25
Centimes.
(Französische Gedenkmarke zu Ehren der U.S. A.) Aus
Paris wird uns berichtet: Nach einer Ankündigung der fran -
zösischen Postverwaltung wird Frankreich aus Anlaß des
150. Jahrestages der Annahme der Verfassung der Vereinigten
Staaten eine Gedenkmarke herausgeben. Die Marke wird
nur in einem Wert erscheinen, und zwar mit Franken 1,75,
dem französischen Porto für Ausländsbriefe.
(Gestohlene Briefmarkensammlungen.) In einem Hause iri
der Württemberg-Allee in C h a r I o 11 e n b u r g ist ein Ein -
bruch verübt worden, bei dem eine Briefmarkensammlung im
Werte von 40.000 Mk. gestohlen wurde. Die Sammlung, die in
drei Schaubeck-Alben untergebracht war, besteht aus Marken
aus aller I lerreri Länder. Fs sind darunter viele Seltenheiten aus
deutschen Gebieten, wie Lübeck, Hamburg, Helgoland, Schles -
wig-Holstein, Württemberg, Sachsen, Thurn- und Taxis und
Hannover. Einzelne Stücke haben einen Wert von zirka 4000
Mark. Der Bestohlene hat für die Wiederbeschaffung der
Sammlung eine Belohnung von 1000 Mark in Aussicht ge -
stellt.
Aus Brünn wird gemeldet: Beim Disponenten Felix
Gohn in Zwittau wurde ein Einbruch verübt, wobei eine
Markensammlung im Werte von 17.000 Tschechenkronen ent -
wendet wurde.
(Gedenkmarke für Virginia Dare.) Die Postverwaltung der
Vereinigten Staaten gab zur Erinnerung an Virginia
D are, des ersten auf dem amerikanischen Kontinent gebore -
nen weißen Kindes, das überdies von Indianern ermordet wur -
de, eine Gedenkmarke mit der Inschrift „In memory of Vir -
ginia Dare Born Roanoke 1587" aus. Es handelt sich um
einen Wert von 5 C. hellblau.
(Die neuen ägyptischen Marken.) Anläßlich der Krönung
des jugendlichen Königs Faruk erschienen die folgenden
Freimarken mit dem Bildnis des Königs: 1 Milk, braunorange,
2 Mil]., gelb, 3 Mil!., sepiabraun, 4 Mil!., grün, 5 Milk, violett,
13 Milk, karmin 15 Mill., purpurbraun, 2Ö Milk, hellblau.
(Das Ende des „Biiefmarkenhauses“.) Aus London wird
gemeldet: Wieder einmal soll eine englische Touristenberülimt-
heit dem Abbruch zum Opfer fallen. Die in den neunziger
Jahren des vorigen Jahrhunderts von dem Herbergswirt Richard
Sharpe in einer kleinen Ortschaft bei Bognor (Grafschaft
Sussex) errichtete „B r i e f m a r k e n h e r b e r g e" soll abge -
rissen werden. Das altertümliche Gebäude lockte immer wie -
der Iouristen der ganzen Welt an, weil es im Innern voll -
ständig mit Briefmarken austapeziert ist. Auch die Decken und
Böden, die Pfeiler und Winkel des Häuschens, selbst die Gir -
landen und Toraufschriften sind mit Briefmarken bedeckt, die
Sharpe während seiner 50 Jahre dauernden Besitzerschaft selbst
gesammelt hat. Insgesamt repräsentieren die verwendeten Brief -
marken einen Wert von mindestens einigen tausenden Pfund,
sind doch allein über 8 Millionen Briefmarken, teilweise recht
wertvoller Natur, benutzt werden. Freilich hat ein Großteil von
Nr. 13
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
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ihnen unter der Einwirkung des Kleisters stark gelitten und
wäre heute gar nicht mehr vom Untergrund abzulösen. Freunde'
des historischen England haben die Behörden ersucht, das
„Briefmarkenhaus 1 ' oder die „Rising sun", wie die Herberge
eigentlich heißt, nicht abzureißen, aber aus gesundheitspolizei -
lichen Gründen dürften die Behörden dennoch die Abtragung
des Häuschens verlangen, so daß die Tage dieser kuriosen
Gründung gezählt sein dürften.
(Schnelligkeitsrekord.) Auf ihrem Rückflug nach Amerika
nahmen die Ozeanflieger Merrill und La mbie neben dein
Krönungsfilm auch 360 Bogen der englischen Krönungsmarken
mit. Der Rückflug begann am Morgen nach der Krönung am
13. Mai und bereits am 14. Mai waren die Marken (43.200
Stück) in New-York erhältlich.
VERSCHIEDENES.
(Jean Paul-Richter f.) In Lugano, wo er seinen Le -
bensabend verbrachte, ist der bekannte Kunstforscher Dr.
Jean Paul Richter 90jährig gestorben. Paul Richter, der in
Dresden geboren wurde, studierte zunächst in Leipzig Theo -
logie. Er kam dann als Erzieher zum Landgrafen Prinzen
Alexander Friedrich von Hessen, mit dem er viele Reisen
unternahm. Ein längerer Aufenthalt in Italien erweckte sein
künstlerisches und archäologisches Interesse und er beschloß,
sich diesem Studium zu widmen. Während seiner Studienzeit
machte Richter wieder ausgedehnte Reisen, die ihn nach Italien
und dem Orient führten und deren Ergebnisse zeitweise ihren
Niederschlag in den Kunstabhandlungen der Baedeker Reise -
handbücher fanden. Dann ließ er sich in London nieder. Sein
erstes Buch behandelte die Mosaiken von Ravenna. Im Jahre
1880 veröffentlichte er eine kleine Biographie Leonardo da
Vincis. Es folgten die zwei Bände „l.iterary works of Leonardo
da Vinci" (1883), die seinen Ruf begründeten. Andere Werke
waren: „Italien Art in the National Gallery" (1883), „Lectures
of the National Gallery, given at the Royal Institution" (1898),
die Quellenschriften der byzantinischen Kunst (Wien 1895),
„The Golden Age of Christian Art" in gemeinsamer Arbeit
mit Alicia Cameron Taylor (1904), Aitichiero (1935). Richter
gelangen auch glückliche Entdeckungen von Meisterwerken.
So entdeckte er das Porträt eines jungen Mannes von Giior-
gione, das jetzt einer der großen Schätze des Berliner Kaiser
Friedrich-Museums ist. In der letzten Zeit noch beendete er
mit Hilfe seiner Tochter die Durchsicht des literarischen Wer -
kes Leonardo da Vincis, dessen zweite Auflage demnächst bei
der Oxford University Press erscheinen wird,
(Leopold Satori.) In Wien ist im Alter von 66 Jahren der
Kunst- und Antiquitätenhändler Leopold Satori gestorben.
Der Tod weckt da die Erinnerung an eine Persönlichkeit, die
bis -vor wenigen Jahren eine hervorragende Rolle im Kunst -
leben spielte. Satori war ein Kunsthändler von großem For -
mat. Mit einem scharfen Kunstverstand begabt, war er 1 in der
Wahl der Objekte, die er erwarb, sicher, sein Urteil war fast
untrüglich. Seine Wiener Kollegen nannten ihn den „großen
Satori", aber wenn auch dieser Bezeichnung etwas Spott bei -
gemengt war, darüber kamen sie doch nicht weg, daß sein
I ager die kostbarsten Objekte umfaßte, daß er seine Fäden
nach der ganzen Welt spann und daß man ihn in Paris und
London nicht weniger schätzte, als in New-York und Wien.
Kenner aus aller Herren Länder kamen zu ihn, um sein Urteil
über Kunstgegenstände einzuholen. Der verewigte Thronfolger.,
Erzherzog Franz Ferdinand, war oft in seinen Ge -
schäftsräumen auf dem Franziskanerplatz zu sehen. Er besich -
tigte mit größtem Interesse alle Neuerwerbungen und wenn er
auch kein Freund von großen Auslagen war, so ging er doch
selten weg, ohne das eine oder das andere Objekt zu erstehen.
Das Geschäft pflegte sich etwas scherzhaft abzuwickeln. Der
Erzherzog fragte nach dem Preis des ersehnten Objektes und
wenn Satori, der noch gewohnt war, in der alten Guldenwäh -
rung zu rechnen, erwiderte, so und so viel Gulden, meinte der.
Erzherzog lächelnd: Kronen lieber Satori, Krönen, wir haben
schon die Kronenwährung. Und von diesen Kronen handelte der
Erzherzog soviel als möglich ab. Ich muß Ihnen, sagte er ge -
wöhnlich, den enormen Preis bewilligen, sonst schnappts mir
der Eigdor weg. Der zahlt alles. Nein, replizierte Satori, der
kennt sich aus. Der zahlt nur, was ihm eine Sache wert ist.
In den letzten Jahren ist es um Satori still geworden: eine
Gemütskrankheit hatte ihn ergriffen, von der er nicht befreit
werden konnte. Eine Zeitlang führte die Frau das Geschäft
fort, dann liquidierte sie es. Das Antiquitätengeschäft Satori;
gehört der Geschichte an.
(Bruchstück einer Ode der Sappho.) Vor einiger Zeit hat der
italienische Archäologe Evarisio B r e c c i a, der eine Ausgra-
bungsexpedition in Aegypten leitet, auf dem Fragment einer
Fonschale einige Zeilen griechischer Verse gefunden, die jetzt
von der Forscherin Medea Norsa als von der Sappho
stammend agnosziert wurden. Bis heute hatte mau von der
Sappho selbst nur gelegentliche Zitate, die sich bei anderen
Schriftstellern vorfanden, gekannt. Tonscherben, wie die von
Breccia gefundenen, wurden in der Antike gewöhnlich nur da -
zu benützt, um Empfangsbestätigungen, unwichtige Notizen,
ärztliche Rezepte oder Aehnliches zu verzeichnen, doch war es
auch bekannt, daß Schuljungen zum Memorieren Aufzeich -
nungen' auf ähnlichen Tonscherben anstatt auf Wachstäfelchen
oder Papyri benutzten. Brecda's Fund ist aber jedenfalls der
älteste, den wir von einer Sappho-Ode besitzen und das ein -
zige Beispiel einer solchen auf einer Tonscherbe. Einer ver -
stümmelten Zeile zu Beginn des Gedichtes ist zu entnehmen,
daß die Dichterin im Augenblick der Niederschrift auf Kreta
weilte.
(Tod eines bekannten Sammlers.) In Wien ist im Alter
von 79 Jahren der Präsident des Zentralve'rbandes der Schoko -
lade- und Zuckerwarenindustrie, Kommerzialrat Gustav Hel -
fer, gestorben. Der Verblichene war ein bekannter Sammler
von Kunstgegenständen aller Art.
(Schenkung einer Kartensammlung.) Der Ordinarius an
der technischen Hochschule in Aachen, Professor Dr. Max
Eckert-G reifen dorff, bekannt durch sein Neues Lehr -
buch der Geographie, hat dem Reichsamt in Berlin seine
wertvolle Kartensammlung, sowie dem auf die Karto -
graphie bezüglichen Teil seiner Bibliothek zum Geschenk ge -
macht.
(Utrillo dementiert seinen Tod.) Einen aufsehenerregenden
Prozeß führt gegenwärtig der bekannte französische Maler Mau -
rice Utrillo gegen die Londoner Tate-Galerie, die in
ihrem neuesten Katalog eine Lebensbeschreibung von ihm
bringt, in der es heißt, Utrillo habe sich im Jahre 1934 zu
Tode getrunken. Natürlich hat diese Biographie zunächst
zur Folge gehabt, daß man sich für die Bilder Utriljos in der
Tate-Galerie besonders interessierte. Dann aber ereignete sich
etwas, das in London wie eine Bombe einschlug. Es erschien
nämlich mit dem nächsten Flugzeug aus- Paris — Maurice
Utrillo persönlich und bewies durch diese Tatsache, daß
er keineswegs im Jahre 1934 gestorben ist. Der Künstler
reichte in höchster Empörung Klage gegen die Leiter der Tate-
Galerie und gegen Verfasser, Herausgeber und Hersteller des
Kataloges ein. Er hatte seinen Arzt mitgebracht, der den wah -
ren Sachverhalt enthüllte. Es war richtig, daß sein Patient seit
1919 dem Alkohol verfallen war und in Paris durch seine
Streiche viel von sich reden machte. Schließlich drängten ihn
seine Gönner und [ Ye/.ir-do, .dazu, im Jahre 1934 eine Entzie -
hungsanstalt aufzusuchen, in der er sich bis jetzt befunden hat.
Seitdem hat er keinen Tropfen Alkohol mehr getrunken,
aber eine Reihe meisterhafter Bilder gemalt. Wie der Aufsatz
in dem Kunstkatalog entstehen konnte, wird noch untersucht
werden. Auf alle Fälle können sich die Tate-Galerie und die
Herausgeber des Katalogs auf eirie recht ansehnliche Scha -
densersatzsumme gefaßt machen, die sie dem totgesagten
Künstler werden zahlen müssen.
(Die Textilschätze von St. Marien.) Aus Danzig wird
berichtet: Bei den Räumungsarbeiten in St. Marien wurde in
den Sockeln alter Schränke der sensationelle Fund von 14U
Stück der kostbarsten Textilien aus dem 14. und 15. Jahr -
hundert gemacht. Prof. Manowski vom städtischen Museuty
konnte die entdeckten Gewebe, unter denen sich persische,,
spanische und römische Muster befinden, als den Rest der nach
einem älteren Katalog vorhandenen, aber bisher als verschollen
gegoltenen Textilschätze von St. Marien identifizieren.
(Diebstahl einer Pax-Tafel.) im Kloster D i s e n t i s in
der Schweiz wurde das Fehlen eines kostbaren Paramenten-
stückes entdeckt. Es handelt sich um eine Pax-Tafel im Werte
von 3000 Frcs., bestehend aus einer großen Platte Lapis lazuli
und einer goldenen Einfassung. Auf der Lapis tazuli-Platte ist
in Gold und Email unten das Kloster Disentis, oben die hi.
Maria mit den hl. Placidus und Sigisbert angebracht.
(Altertumsfunde in Kecskemet.)) Wie aus Kicskemet
gemeldet wird, wurde bei Bauarbeiten ein Gräberfund aus dem
16. Jahrhundert gemacht. Es handelt sich um das Grab
eines Mädchens. Neben dem vollkommen erhaltenen Skelett
fand man Ring, Nadel und Halskette der Verstorbenen. Die
Funde wurden dem städtischen Museum übergeben.
(Ein Anliquitätenliebhaber.) Aus Innsbruck wird uns
berichtet: In ein Antiquitätengeschäft in der Angerzellgasse
kam öfter ein junger Mann, der sich eifrigst für Altertümer
interessierte und jedesmal, wenn er kam, längere Zeit im
Geschäft verweilte, um dort mit scheinbar größtem Interesse
die verschiedenen Kunstgegenstände zu betrachten. Die Kauf -
lust des jungen Mannes schien allerdings Tonne grolie
zu sein, denn stets verließ er mit irgend einer anderen Aus -
rede das Geschäft, bis der Inhaber dann eines Tages dahinter
kam, daß mit dem jungen Mann stets auch verschiedene
Altertümer, wie Zinnteller, kleinere Holzschnitzereien, aber
auch wertvolle Trachtengürtel usw. verschwanden. So paßte
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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr. 13
man beim nächsten Besuche des Mannes besser auf und konnte
ihn dabei erwischen, als er gerade im Begriffe war, drei
Zinnteller zu sich zu stecken. Als man ihn zur Rede stellte,
ergriff er die Flucht und rannte in der Richtung gegen
den Hofgarten davon. Er konnte aber erwischt und dem Lan -
desgericht eingeliefert werden. Der Dieb, der als der Schlos -
sergehilfe Florian Sommer agnosziert wurde, war geständig,
öfters in dem Geschäfte Waren gestohlen zu haben. Das
habe er aber nur aus Not getan. Aber auch diesen Mil -
derungsgrund konnte man ihm nicht anrechnen, da man bei
seiner Verhaftung einen größeren Betrag bei ihm gefunden
hatte. Fr wurde zu drei Monaten schweren Kerkers ver -
urteilt.
(Professor Georg Schiller f) In Ravensburg (Ober -
sehwaben) ist im 79. Lebensjahre der dort im Ruhestand le -
bende Professor der bildenden Künste, Georg Schiller, ge -
storben. Als Sohn eines Stuttgarter Hofgraveurs spezialisierte
er sich bald auf die graphische Kunst und erhielt einen Ruf
als Professor an die Kunstschule für das graphische Gewerbe
in Leipzig. Er war der Entwerfer zahlreicher deutscher Schrift -
arten. Eine Zeitlang war er auch an der Münzprägeanstalt in
Berlin tätig und entwarf dort zahlreiche deutsche Reichs -
münzen.
(Ein interessanter Fund.) In Lucca wurde unter alten
Möbeln des Benediktinerklosters die zum Verkaufe bereitge -
stellt wurden, ein auf Holz gemachtes Kruzifix aus der Schulte
des Berlinghieri entdeckt.
(Wertvoller Fund in Pompeji.) In Pompeji wurde bei
neuesten Ausgrabungen an dem bereits im Jahre 1799 entdeck -
ten ,,Hause von Championnet" der vorzüglich erhaltene Kopf
einer Marmorstatue gefunden. Auf Grund der Porträtähnlich -
keit glaubt man in der hervorragend schönen Arbeit das Bild -
nis des jugendlichen Marcellus, des Neffen des Kaiser
Augustus, der 23 v. Ch. im Alter von 20 Jahren in Bata
starb, erkennen zu können. Die Grabungen an der Fundstelle
werden fortgesetzt.
(Altarbilder aus dem 15. Jahrhundert.) Bei einem Genfer
Antiquar sind von der Polizei vier kostbare Bilder der spani -
schen Schule des 15. Jahrhunderts entdeckt worden, die aus
einem in einer Kapelle der kleinen Republik Andorra ge -
stohlenen Altar stammen. Dieses am 25. August 1936 began -
genen Diebstahles wurden der 34 jährige Norweger Nicolas
Meden und dessen 82jährige Mutter Viktoria Stakei -
ber g eruiert, die in Berlin festgenommen werden konnten.
Mutter und Sohn sind wegen Diebstahls und Betrügereien
wiederholt schon und an verschiedenen Orten, wie Wien,
Brüssel, Lüttich und Rom verurteilt worden. Den Diebstahl
in Andorra dürften sie mit Hilfe eines dort ansässigen Deut -
schen namens Karl Meyer ausgeführt haben. Ein fünftes Bild
aus dem gleichen Altar ist unterdessen bei einem Antiquar in
Paris entdeckt worden.
(Preisausschreiben der Meißener Porzellanmanufaktur.) Mit
Genehmigung des Präsidenten der Reichskammer der Bilden -
den Künste schreibt die Staatliche Porzellan-Manufaktur in
Meißen einen Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen zu
Porzellan-Plastiken aus. Ausgesetzt wurden vier Preise im
Gesamtwert von 6500 Rm. Bevorzugt werden Figuren mit Dar -
stellungen aus der Bewegung, aus allen Arten deutschen Sports
und von jagdbarem deutschen Wild. Mit dem Preisausschreiben
stellt sich die Meißener Manufaktur mit in die Kampffront
gegen den nationalen Kitsch. Auch soll der Wettbewerb die
bildenden Künstler zur Mitarbeit auf dem Gebiete der Porzel -
lan-Plastik anregen.
(Juwelenschatz Ludwigs XVI. soll gehoben werden.) Die
französische Domänenverwaltung, die dem Finanzministerium
angegliedert ist, schlägt, wie uns aus Paris berichtet
wird, im Wege einer Ausschreibung die Hebung des in der
Seine versunkenen Schatzes Ludwigs XV!. vor. Es
handelt sich um Frachtschiffe, die am 3. Jänner 1790 mit dem
Gold der Emigranten, den Juwelen Ludwigs XVL
und einigen hundert Kilogramm Goldmünzen, die Fahrt nach
England machen sollten. Bei Rouen gingen sie unter. Aus
den vorhandenen Dokumenten kennt man die Stelle, wo sie
versanken. Schon Anfang des vorigen Jahrhunderts wurden
Gesellschaften gegründet, um die Hebung des Schatzes vor -
zunehmen, alle Versuche schlugen jedoch fehl. Bei der dies -
maligen Ausschreibung sichert sich der Staat eine Beteili -
gung von 10 Prozent des gehobenen Goldwertes.
(Gutenberg-Ausstellung in USA.) Die Direktoren der öffent -
lichen Bibliotheken New-Yorks haben beschlossen, ent -
weder im Winter 1939 oder im Sommer 1940 Jubiläumsfeiern
zum 500jährigen Bestehen der Buchdruckerkunst zu veran -
stalten. Geplant ist eine große Ausstellung, die sich in vier
Gruppen gliedern ward: 1. Die Vorläufer Gutenbergs. 2.
Drucke des 15. Jahrhunderts. 3. Aufzeigen der Beziehungen
zwischen mittelalterlichen Handschriften, Blockbuch und ge -
drucktem Buch, und 4. Ueberblick über die Entwicklung der
Illustrationen vom einfachen Holzschnitt zum Metallschnitt.
MUSEEN.
(Die Sammlung des Dr. Artur Gstöttner.) Frau Hortense
Gstöttner aus Zürich, die Schwester des im Jänner ver -
storbenen Medizinal rates Dr. Artur Gstöttner (Mattig-
hofen), hat als Erbin dessen reichhaltige Kunstsammlung der
Innviertler Galerie übergeben. Die Sammlung Dr.
Artur Gstöttners, der selbst künstlerisch und schriftstellerisch
tätig und ein großer Gönner der Künstlergilde war, enthält an
50 Bilder, darunter solche von Hofbauer, Wach und Heinrich
Aigner (München). Ferner erhielt die Innviertler Künstlergilde
eine reichhaltige Bücherei sowie einige gotische und barocke
Plastiken. Die Sammlung füllt zwei Räume der Galerie aus,
von denen einer als D r.-G stöltner-Oedenkziramer
eingerichtet wurde.
(Goethe-Zimmer im Marienbader Stadtmuseum.) Aus Ma -
rienbad wird berichtet: Unter der Mithilfe der Stadräte
Dr. Kopf, E. Weis, Dr. Wachtel und Prof. Dr. Zör-
kendörfer hat Prof. Wenzel L e r c h I das städtische Mu -
seum im Hause ,,Sanssouci" in Marienbad um ein Goethe-
Zimmer erweitert, in welchem alle Erinnerungen an Goellies
Marienbader Aufenthalt in den Jahren 1821, 1822 und 1823, so -
wie die Erinnerungen an seine Marienbader Zeitgenossen unter -
gebracht sind. Ulrike v. Levetzow, Pauline Milder-Haupt-
mann, die Pianistin Marie Szymanovska, Casimira Wolowska,
der er zwei Gedichte widmete u. a. Goethes berühmte und voll -
ständig erhaltene Geiteinssammlung erinnert an seine
geologischen Studien und einige Herbari umblä tter kün -
den von dem Botanisieren Goethes im Kaiserwaldgebiet.
(Unbekanntes Smetana-Material.) Dem in Prag lebenden
Journalisten M. Sukennikow ist es gelungen, in Skandina -
vien neues, unbekanntes Material (Dokumente, Photos) aus der
Göteborger Zeit Friedrich Smetanas zu sammeln. Er hat
das Material dem Smetan-a- Museum in Prag zum Ge -
schenk gemacht.
(Eine interessante Spende.) Der Kapitän des ungarischen
Seeschiffes „Duna" hat der zoologischen Abteilung des Un -
garischen Nationalmuseums in Budapest einen eineinhalb Me -
ter langen Delphin und einen Fliegenden Fisch zum Ge -
schenke gemacht.
(Ständige Kant-Ausstellung in Königsberg.) Im Stadtge -
schichtlichen Museum in Königsberg in Preußen wurde
die Ausstellung „Emanuel Kant, sein Leben und sein Werk"
eröffnet, die permanent bleiben soll. In fünf Zimmern liegen
Kant-Erinnerungen geordnet. Da sind Berichte über Kants
Vorfahren und Nachkommen, eine Handschrift seiner Mutter,
Bilder und Zeichnungen von der Vorstädtischen Langgasse mit
dem Grünen Tor, an dem das Geburtshaus des Philosophen
lag. Da sind viele Briefe von ihm, seine Habilitation als Pro -
fessor, sein Testament im Original, Erstausgaben seiner Schrif -
ten und vieles andere, das mit Kant irgendwie zusammenhängt.
(Neuerwerbungen des Hölty-Museums in Hannover.) Die
vom Heimatbunde Niedersachsens in Hannover mühsam zu -
sammengetragene Hölty-Sammlung ist wieder um einige
wichtige Stücke vermehrt worden. Es gelang, eine wertvolle
Handschrift Höltys zu erwerben, mit einem Idyll ,.Eudemion
und Luna", einer bisher unbekannten Dichtung, ferner ein
Bruchstück aus ,,Hero und Leander", einer Uebersetzung
Höltys aus dem Griechischen. Außerdem wurde die Erstaus -
gabe von Hurds moralischen und politischen Dialogen, von
Hölty aus dem Englischen übersetzt und 1775 in Leipzig er -
schienen, ermittelt.
(Das Spengler-Museum in Sangenhausen), eine große prä -
historische Sammlung des privaten Sangenhauser Forschers
Spengler ist um den Betrag von 80.000 Mk. von der
dortigen Stadtgemeinde gekauft worden und soll mit den
Sammlungen des Vereines für Geschichte und Naturwissen -
schaften zusammengelegt werden.
(Raritätenkabinett wird Heimatmuseum.) Wie aus Zittau
berichtet wird, befand sich in der Burgruine auf dem Berge
O y b i n im Lausitzer Gebirge ein sogenanntes „O y b i n - M u -
s e u m", das mit allerhand Schaustücken angefüllt w r ar, deren
Charakter mehr romantisch als heimatkundlich war. Das Mu -
seum machte daher den Eindruck eines Raritäten- und Kurio -
sitätenkabinetts. Die Stadt Zittau hat dieses sonderbare Mu -
seum vor einiger Zeit angekauft und durch ihren Museurns -
direktor kulturell entrümpeln lassen. Jetzt ist das Oytin-Mu-t
seum nach den Gesichtspunkten neuzeitlicher Kulturdenkmals -
pflege neu aufgebaut und auch baulich instand gesetzt wor -
den. Es ist ein wirkliches Heimatmuseum daraus gemacht
worden.
(Der Tonfilm beleb! Museen.) In verschiedenen naturhisto -
rischen Museen der Vereinigten Staaten wurde eine neuartige
Einrichtung installiert, die wirklich geeignet erscheint, den toten
Schauobjekten Leben einzuhauchen und insbesondere für ju -
gendliche Museumsbesucher neue Anziehungspunkte zu bilden.
Die üblichen Ausstellungsobjekte werden in der gewohnten
Art in Schaukästen gezeigt, die längs den Wänden aufgestellt
sind. Ein Druck auf einen Knopf und über die Glas -
scheibe zieht sich eine Leinwand, auf der ein kurzer Tonfilm
abrollt, der aufs genaueste das Leben der ausgestellten Tiere
in der Freiheit und in ihrer natürlichen Umgebung, die Her -
kunftsstelle der gezeigten Pflanzen, Mineralien usw. darstellt.
Der Erfolg dieser neuen Ausstellungstechnik ist so groß und
überzeugend, daß sie aller Voraussicht nach in aller Kürze
die sämtlichen großen Museen der U.S. A. erobert haben
dürfte. Insbesondere von seiten der Schulbehörden wird ihre
Einführung aufs wärmste befürwortet.
(Vom Tric rer Provinziol-Museum.) Professor Dr. S tei -
lt e r, der bisherige Direktor der vor- und frühgeschichtlichen
Abteilung des Rheinischen Provinzial-Museums in Trier hat
raus Gesundheitsrücksichten sein Amt niedergelegt. Zu seinem
Nachfolger wurde der bisherige Assistent am gleichen Museum,
Dr. Wolfgang Dehn, berufen. Dehn hat sich bereits durch
mehrere größere Grabungen iri der Provinz und durch Ver -
öffentlichung vorgeschichtlicher Forschungen einen Namen ge -
macht.
(Ein Corneille-Museum in Rouen.) Das Geburtshaus von
Pierre Corneille in der Rue de la Pien in Rouen
wird als Museum eingerichtet werden. Die Mittel dazu wer -
den durch eine öffentliche Sammlung, sowie durch eine
reichhaltige Spende Pierpont Morgans aufgebracht.
(Napoleon-Erinnerung.) Das Museum von Ajaccio
hat als Geschenk den Kopfkissenbezug erhalten, auf dem das
Haupt Napoleons nach seinem Tode in dem Landhaus von
Longwood auf St. Helena ruhte. Die Reliquie, die gegenwär -
tig im Rathaus der korsischen Hauptstadt ausgestellt ist,
stammt aus der Sammlung von Charles Schulmeister,
der die Geheimaufträge Bonapartes auszuführen hatte.
(Ein Juies-Verne-Museum.) Der Prophet Jules Verne,
der die Wunder unserer Zeit, das Flugzeug, das Unterseeboot,
das Luftschiff, lange vor ihrer Verwirklichung beschrieb, und
vielleicht sogar den Anstoß zur Schaffung mancher tech -
nischer Errungenschaften gab, soll nunmehr in Amiens ein
Denkmal in Form eines Jules-Verne-Museums er -
halten. Vor 75 Jahren hat dieser phantasievolle Schriftsteller
sein erstes Buch veröffentlicht; jetzt wird dieses Museum den
Versuch machen, die von seiner Einbildungskraft geschaffenen
Dinge bildlich darzustellen. Weiterhin soll es die Erstausgaben
aller Werke Verne’s enthalten, von „Zwanzigtausend Meilen
unter dem Meere“ bis zu „Michael Strogoff" und „Die Reise
um die Welt in achtzig Tagen“. Jules Verne ist zwar in Nantes
geboren, lebte aber lange Jahre in Amiens und schrieb hier die
meisten seiner Bücher,
(Händei-Museum in London?) Englische Musikfreunde
erwägen zur Zeit den Plan, ein Händel-Muse u m in L o n-
d o n zu gründen. Man will hiezu das I laus Brook-Street 25
verwenden, in dem Händel 34 Jahre hindurch bis zu seinem
lode im Jahre 1759 gelebt hat. Es gibt in London noch eine
große Zahl wertvoller Erinnerungsstücke, die in dem geplanten
Museum vereinigt werden könnten. Allerdings wird nur ein
Teil von ihnen erworben werden können, denn sie befinden
sich heute teilweise in Privatbesitz. Die kostbarste Handel-
Sammlung besitzt der englische König. Sie soll einen Wert
von einer halben Million Pfund haben. Handschriften, Noten,
Bilder, Briefe und andere Erinnerungen an Händel finden sich
auch im Britischen Museum und im Fitzwilliam-Museum. Das
Haus Handels stammt aus dem Jahre 1690. Sein jetziger Be -
sitzer hat von der Stadt London einen auf 200 Jahre lautenden
Pachtvertrag.
AUSSTELLUNGEN.
Düsseldorf. Galerie Alex. V ö m e 1. Arbeiten von Paul
Cezanne, Degas, Charles Hoguet, Lehmbruck, Menzel, Meunier,
Edvard Münch, Sintenis, Slevogt, Utrillo, Vlaminck u. a.
Florenz. P i 11 i - P a 1 a s t, Giotto.
Haarlem. Frans Hals-Muse um. 'Bilder von Fr.
Hals.
— M ü n ch euer Kunstversteigerungshaus
Adolf W e i n m ü 11 e r. Gedächtnisausstellung Lothar Bech-
stein.
— Galerie H e 1 b i n g. Aus dem Nachlaß Prof. Dr.
E. Arning (Hamburg): Skulpturen des 14. bis 18. J. und Ge -
mälde aus anderem Besitz.
— Graphisches Kabinett Günther Franke. Zeichnungen,
Aquarelle und Bilder aus dem Umkreis der Romantik.
Paris. Galerie Guy Stein. Alte Bilder, Zeichnungen
und Aquarelle.
Ich suche:
Ostasiatische Kleinkunst, auch kleine Sammlung. Unter
„China".
Tauschverkehr mit Sammlern russischer Exlibris. Unter
„Russia“.
Versteigerungskataloge aus der Zeit bis 1850. Chiffre „Auk -
tionskataloge“.
Salzburg. Galerie Welz durch Welz und Dr. Kalir-
Niren stein, Inh. der „Neuen Galerie in Wien. Waldmüller.
Venedig. Palazzo P e s a r o, Tintoretto.
Wien. K u n s t h i s t o r i s c h e s Museum. Ausstellung
von Fälschungen.
AUKTIONEN.
16. und 17. September. London. Harmer, Rooke &
C o. Briefmarken.
20. bis 22. September. London. H. R. Harmer. Brief -
marken.
21. September. Wien. Albert K e n d e. Antike Wohnungs -
einrichtung aus Wiener Privatbesitz.
21. September, Wien. Dorotheum. Versteigerung einer
Hannover-Briefmar'ken-Sondcrsarnmlung, zerlegt in 277 Teil -
posten.
24. und 25. September. Wien. Dorotheum. Versteige -
rung einer Wohnungseinrichtung im Hause Wien I., Biberstraße
Nr. 14.
27. bis 29. September. Berlin. Paul Graupe. Sammlung
Frau Emma Budge f (Hamburg). Gemälde, Farbstiche, Re -
naissance-Silber, Cioldemaildosen, Porzellan, Majoliken, Bron -
zen, Textilien usw.
27. und 28. September. London. H. R. Harmer. Brief -
marken.
30. September, 1. und 2. Oktober, Wien, Dorotheum.
133. große Auktion im Kaiser-Fran/.-Josef-Saal. Schönes Mobi -
liar, Klaviere, Luster, Gemälde, Aquarelle, Teppiche, Porzellan,
Miniaturen, kunstgewerbliche‘-'Arbeiten usw.
7., 8. und 9. Oktober Wien, Dorotheum. Versteigerung
einer K unstsam ml u n g samt Wohnungseinrichtung we -
gen Haushaltsauflösung in Wien I., Bösendorferstraße 7, 3.
Stock, 8.
7. und 8. Oktober, Hamburg, Dr. Hauswedell. Bücher,
Autographen, Graphik und Handzeichnungen.
11., 12. und 13. Oktober, Wien, Dorotheum. GrofL-
Sammlung von Goldmünzen' verschiedener Länder, österrei -
chische und deutsche Taler, französische Münzen, Medaillen,
numismatische Literatur.
12. Oktober. Amsterdam. Mensing & Sohn. Moderne
Gemälde und Aquarelle.
21., 22. und 23. Oktober. München. Münchine r
Kunstversleigerungshaus Adolf W e i n rn ü I 1 e r.
Kunstgewerbe aus der Sammlung Theo S t r o e f e r (Nürnberg).
21., 22. und 23. Oktober. Wien, Dorotheum. 448. Kunst-
auktion. Kunstsammlung eines Wiener Großindustriellen ujid
anderer Privatbesitz.
28. Oktober, München, Julius Böhler. Gemälde alter
Meister, Plastik und Kunstgewerbe.
11., 12. und 13. November. München. Münchener
Kunstver.steigerungshaus Adolf Weinmüller.
Gemäldi des 19. und 20. Jahrhunderts.
2. und 3. Dezember. München. Münchener Kunst -
versteigerungshaus Adolf W e in m ü 11 e r. Ge -
mälde alter Meister, Möbel und Antiquitäten aus verschiedenem
Besitz.
NEUE BÜCHER.
Raimund-Almanach. Im Auftrag der Raimundgesellschaft
herausgegeben von Otto Zausrner. 172 Seiten, mit 8 Kunst -
drucktafeln. In steifem Karton S 4.—, RM. 2.50. Innsbruck-
Wien-München, Ty rd I i a-Verlag'.' — Nicht ein Literatur -
kundiger hat sich die Aufgabe gesetzt, ihrer zwölf haben von
allen Seiten her Raimunds Persönlichkeit und sein Wenr hier
gedeutet: Hofrat Dr. Otto Rommel, Raimunds Vorgänger
auf dem Alt-Wiener Volkstheater; Prof. Dr. Fritz Br ulen er,
Der Schauspieler Ferdinand Raimund; Hofrat Dr. Karl
Gl'o'ssy, Raimund als Theaterdirektor; Dr. Alois Nagler,
Der Volksdramatiker; Univ.-Prof. Dr. Alfred Orel, Raimund
und die Musik; Hofrat Dr. Otto St o e ß 1, Raimunds Charak -
ter; Richard S m e k a 1, Raimund und seine Landschaft; Dr.
Gustav Pichler, Raimund im Ausland; Dr. Otto Rau -
scher, Raimund und sein Kreis; Dr. Franz Hadamowsky,
Raimund und Nestroy; Dr. Otto Zausrner, Lebensfragen
im Werk; Prof. Dr. Hans Nüchtern, Rede an Ferdinand
Raimund. Die acht schönen Bildseiten geben mit Porträts,
Wiedergaben der ersten Theaterzettel, mit Szenenbildern und
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