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Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 1)

Dasjenige, was zuerst den 
Blick fesselt, ist der I-Iochaltar 
mit seiner nächsten Umgebung. 
Eine Symphonie von Farbe 
und Helldunkel, das ist der 
erste Eindruck und es ist auch 
das letzte Wort, das man mit 
Bewusstsein darüber aus- 
spricht nach Kenntnisnahme 
aller Einzelheiten und aller 
Hilfsmittel, welche hier ange- 
wendet wurden, dieses Meister- 
stück zu schaffen. 
Das Ungewöhnliche und 
in der neueren Kunst einzig 
Dastehende des hier Erreich- 
ten nöthigt dazu, hier weiter 
auszuholen, um die Eigenheit 
des Geleisteten recht deutlich 
zu machen. 
Die hier erzielte Farben- 
Smg, ü, 4„ m", stimmung mit irgend einer der 
nach Hunderten und Tausen- 
den zählenden neueren gothischen Kirchen mit ihrer Innenbemalung 
und Vergoldung zu vergleichen, geht schlechterdings nicht an; der 
Unterschied ist zu gross, zu principiell. 
Nur wenige Werke besonders hervorragender Art können da zur 
Vergleichung herangezogen werden, und zwar besonders solche, bei 
denen es von vomeherein Aufgabe war, die Freiheit und Harmonie 
alter Künstler nachahmend zu erreichen; also polychrome Restau- 
rirungen alter Kapellenräurne von hervorragendem Kunstwerte. Es 
wären dies etwa für Italien die theilweisen Restaurirungen von Wand- 
malereien von Giotto, besonders in den Querschiffkapellen von Santa 
Croce zu Florenz; in Frankreich die polychrome Ausschmiickung der 
Sainte-Chapelle zu Paris, in Deutschland die Restaurirung und Aus- 
malung der Marien-Kirche zu Nürnberg. 
Die italienische Leistung wird in der Geschichte der italienischen 
Malerei von Crowe und Cavalcaselle als mustergiltig gepriesen; wenn 
man aber bemerkt hat, wie die Köpfe weichlich modernisirt wurden, 
so dass sie für den Historiker die so charakteristischen Verkürzungs- 
fehler einbüssten, zugleich aber den, Giotto eigenen, geradezu drama- 

	        
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