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Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 1)

Es hat ja natürlich für den Künstler, zumal wenn er selbst Soldat 
gewesen, eine weitaus grössere Anziehungskraft, solchen Spuren zu 
folgen, als sich mit der bekannten Sorte von Generalstabs-Malerei 
abzugeben, die eigentlich mehr Repräsentations-Bilder als eigentliche 
Schilderungen ausschlaggebender Momente verlangt, wohl ein Grund, 
weshalb der grosse deutsche Feldzug in Frankreich so zu sagen 
keine namhaften künstlerischen Resultate im Gefolge hatte, während 
auf französischer Seite eine grosse Reihe vorzüglicher Arbeiten 
entstand, die sich freilich weniger mit dem" manchenorts unum- 
gänglichen Personen-Cultus als mit der Sache selbst befasste. Wo 
nun der einzelne Soldat sein Schicksal, seine Erfahrungen erzählt, ist 
für den Künstler weitaus mehr zu holen, weitaus mehr Anregung als 
sonstwo. Und so hat denn auch Myrbach die Sache von einer Seite 
anzufassen gewusst, welche auf den ersten Blick die Intimität mit dem 
Stoffe verräth; beim Lesen dieser einfachen, schlichten Erzählungen 
muss sein eigen Soldatenherz ja wohl geschlagen haben. Wo es sich 
um tapfere, brave Kerls handelt, ist der Soldat viel gerechter als der 
gewöhnliche Mensch: Er lässt auch dem Feinde Gerechtigkeit wider- 
fahren und ist weit von jener Gehässigkeit entfernt, die den hinterm 
Ofen sitzenden patriotisch gesinnten Schreiber kennzeichnet. Tiefer 
in die einzelnen Charakterfiguren einzudringen, als Myrbach es bei 
Schilderung dieser Helden der Revolutionsarmeen gethan, hätte wohl 
kaum ein Franzose selbst fertig gebracht. Die von Myrbach hier 
gegebenen Erscheinungen sind Franzosen, nicht x-beliebige andere 
Menschen, es sind Kinder jener Zeit, sie tragen nicht bloss die damals 
übliche Tracht und es ist ein wahres Vergnügen, diese Erzählungen zu 
durchblättern. 
Nicht weniger gilt dies von einem anderen Werk, soweit es 
wenigstens den Antheil der Myrbachschen Zeichnungen betrifft: 
„Souvenirs du Capitaine Parquin 1803 - 1814", ebenfalls von Masson 
herausgegeben. Auch da volle l-Iingebung an den Stoff, starkes 
persönliches Mitempfinden. Ein drittes Buch, von Maxime du Camp 
verfasst und „Bons coeurs et braves gens" betitelt, culminirt ebenfalls 
in soldatischen Erinnerungen. Myrbach hat auch das köstlich zu 
illustriren verstanden. 
Eine der umfangreichsten Arbeiten dieser Art, die Myrbach 
geliefert, ist das für das „Century-Magazine" (New-York) geschaffene 
„Life of Napoleon BonaparteßnVor kurzem ist ein anderes grosses 
Werk des Künstlers an die Öffentlichkeit getreten (Verlag von 
F. Tempsky, Wien und Prag). Es betrifft einen Kriegshelden seiner 
Heimat und trägt den Titel „Feldmarschall Erzherzog Albrecht". Eine
	        
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