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Von den 3.800 Häusern Arads ist nur etwa ein Zehntel ein- oder mehrstöckig. Der Grund
ist zum Theil darin zu suchen, daß das nahe an 1.200 Hektar betragende Gebiet reichlich
Raum für den Ackerbau bietet, die Bauern aber gern in gesonderten Häusern wohnen
und nicht auf Aftermiether zählen. Stellenweise jedoch erheben sich stattliche Fabriks
schlote und am westlichen Ende der Stadt befindet sich die größte Spiritusbrennerei
Ungarns, ja man kann sagen der ganzen Monarchie. Außer der Spiritusproduction
zeichnet sich Arad in der Mühlen-, Möbel- und Metallindustrie, im Orgelbau und der
Fabrication von Chemikalien aus.
Gerade Handel und Industrie sind es, welche Arad zu einem der wichtigsten Plätze
des Landes gemacht haben. So wie es schon in Bezug auf gewerblichen Unterricht
unmittelbar auf Budapest folgt, steht es auch hinsichtlich seiner Jndustrieerzeugnisse und
des Absatzes derselben in erster Reihe. Daher wächst und erstarkt es von Jahr zu Jahr
und hat sich ohne Begünstigungen von Seite des Landes unter die hervorragendsten
Städte Südungarns emporgearbeitet. Seine Sparkassen und Banken bekunden die lebhafte
Bewegung auf materiellem Gebiete, sowie seine Zeitungen und besonders die zahlreichen
Vereine die geistige Regsamkeit der Bevölkerung erkennen lassen. In letzterer Hinsicht ist
aus neuerer Zeit der Kölcsey-Verein zu erwähnen, der seine Wirksamkeit als Factor des
literarischen und cnlturellen Lebens mit gutem Erfolg begonnen hat.
Das Ganze gibt das Bild einer Stadt neuen Datums, welche mit ihrem regen
Thätigkeitsdrang und Handelsgeist, ihrem völlig demokratischen Ursprung, ihrem Pflicht
gefühl und ihrer Neigung zu Gegensätzen den inmitten der Prämien plötzlich aufschießenden
amerikanischen Städten vergleichbar ist. Ihr Reichthum, ihre Strebsamkeit und Ent
wicklungsfähigkeit, ja selbst ihre Tradition gehören gänzlich der ungarischen Neuzeit an.
Arad ist zugleich der Sitz eines gleichnamigen Comitats von 61 5 Quadrat
myriameter, mit 300.000 Einwohnern. Die Grenzen dieses uralten Comitats haben sich
mannigfach verändert; seine jetzige Gestalt erhielt es um die Mitte des vorigen Jahr
hunderts, als auch der größte Theil des Zaränder Comitats dazugeschlagen wurde. Im
Süden wird es jetzt überall von der Maros begrenzt, im Osten ist es von den Ver
zweigungen der Gebirge Hegyes-Dröcsa und Moma-Kodrn durchzogen und von der
Weißen und Schwarzen Körös bespült, seine westliche Hälfte aber ist fruchtbare Ebene.
Dem Übelstand, daß der Comitatssitz am Rande des Gebietes liegt, ist durch die Rasch
heit, Häufigkeit und Wohlfeilheit des Eisenbahnverkehrs abgeholfen.
Von Arad aus ist ans der Vizinalbahn ein interessanter Ausflug nach Ötvenes zu
machen, in dessen Musterwirthschaft die ersten eisernen Pflüge dieser Gegend verfertigt
wurden. Von dort gelangt man über das schon erwähnte reiche Szent-Anna nach
Simand, einem der lebhaftesten Orte des ehemaligen Zaränder Comitats, der auch in