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blicksmalerei verblüFRe. Freilich, wie der Stoff mehr nach der Bibliothek, so
schmeckt die Behandlung heute mehr nach dem Atelier. Damals stak der Künstler
noch im unmittelbaren Versuchen, im kecken Wagnis vor der Natur, heute wächst
eine fertige Manier in seiner thätigen Hand an, wie ein Capital in der des Finanz-
künstlers. Man sieht dies noch deutlicher an seinen Interieurs. Die goldstrotzenden
Prachträume der russischen Kathedralen und Klöster, wie sie in Pferdeställe oder
Schlafzimmer der Generale verwandelt sind, gibt er jetzt mit einer weitaus robu-
steren Körperlichkeit, als in jüngeren Jahren jene asiatischen Tempel, deren ele-
gante Detailmalerei viel von der Seiiigkeit seines Meisters Geröme hatte. Er malte
damals französischer, im Sinne des zahmen Bourgeois-Kaiserreiches, jetzt malt er
russischer, derber. Der Brand Moskaus als solcher spielt im Cyklus nur eine
Nebenrolle; der Feuerschein gibt bloss in zwei Bildern den Ton an. Neben den
Bildern aus dem Jahre 18m hatte der Künstler auch eine Reihe von Studien und
Bildern aus der russischen Gegenwart ausgestellt. Reizvolle Landschaften, die er
auf wenige eigenthümlich neben einander gelegte Töne zurückzuführen liebt (eine
grosse, ganz gespenstische Kreml-Ansicht im Nebel ist das Hauptstück); bunte
Kirchenhallen, deren Farbengetöse ihn in seiner Perspective nicht stören kann;
seltsame Bauten aus dem alten „hölzemerw Russland; Typen aus dem Volke,
mitunter lebensgrosse Köpfe, die, Runzel für Runzel nachliligranirt, durch die pein-
liche Mache ihr Leben wieder einbüssen. Nicht an drei Napoleons wendet er so
viel Liebe und Fleiss, als an einen „alten Haushofmeister", der jedoch darüber zum
harten Präparat wird. Alles in Allem sind es doch die Schauplätze mit ihrer
Stimmung, denen in dieser Ausstellung die besten Erfolge zufallen; der Mensch
kommt zu kurz, weil er meist zu sehr Construction bleibt.
ÜMBÜSCITS BILLROTH-BÜSTE. Unter den Hofarcaden der Uni-
versität wurde am 7. November das Denkmal Theodor Billroths, von Professor
Caspar Zumbusch, enthüllt. Es ist ganz in weissem Marmor gehalten und über-
rascht durch ein verhältnismässig realistisches Motiv. Aus der Flachnische der
zierlichen Pilaster-Architektur tritt nämlich risalitartig ein sülisirtes Katheder
hervor, hinter dem das etwas überlebensgrosse Hüftbild des grossen Chinirgen
aufragt. Er ist lehrend dargestellt, im hochgeschlossenen Operationskittel, dessen
weitfaltige, von tiefen Schatten durchhöhlte Ärmel zwischen sich die breite,
faltenlose Brust umso ruhiger hervortreten lassen. Beide Hände stützen sich in
ausdrucksvoller Haltung - die rechte hält das Scalpell - auf ein über das
Katheder gebreitetes Blatt, das eine anatomische Abbildung zeigt. Das bärüge
Haupt ist auf seine grossen einfachen Linien und Flächen zurückgeführt, so dass
es monumental in die Ferne wirkt. Über der Nische liest man in zwei Zeilen Gold-
schritt Namen und Jahreszahlen; der Sockel ist mit einem Blumen- und Frucht-
gewinde in Hochrelief geschmückt.
LPI-IQNS MUCHA, In den oberen Räumen der Kunsthandlung
Artaria ä Co. waren durch längere Zeit zahlreiche Arbeiten Alphons Muchas,
des Pariser Plakatkünstlers, ausgestellt. Einige derselben („Kameliendame", „Gis-
monda") haben schon in der Plakatausstellung des vorigen Winters Auf-
sehen erregt, und das jüngst dargebotene Ensemble steigerte die Achtung vor dem
Talent des erst seit drei Jahren bekannter gewordenen Künstlers. Mucha ist 1860
zu Eibenschitz in Mähren geboren, und hat eine harte Jugend hinter sich. An den