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Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 2)

und mattrothen Blüten belebt ist. Das Ornament ist aufpatronirt, und die 
Blumenstengel streben nicht, wie meist bei den Engländern, von unten hinauf, 
sondern schlängeln sich in arabeskenhaften Bündeln von oben herab, wie Fransen- 
werk eines Zeltdaches. In der That ist der Plafond zeltartig mit dichten, gezogenen 
Falten eines graugrünen Seiden- 
stoffes bekleidet. Den Rahmen für 
diese Flächen bildet eine Täfelung 
von graugrünlich gebeiztem Ahorn 
mit geätztem Rankenwerk, das wie 
aus weisslichem Holz eingelegt 
aussieht und in sparsamer Ver- 
theilung mit frei geschwungenen 
Linien den Flächen folgt, um sich 
bloss an den Hauptpunkten reicher 
zu verknoten. Aus diesem Material 
besteht zunächst das Lambris, und 
zwar in Pilastern und Flächen mit 
Füllungen von Vogelahorn, dessen 
zarte, natürliche Fladerung durch 
glänzende Politur zur Geltung 
kommt. Dieses Holzwerk ist auch 
durch blanken Metallschmuck be- 
lebt; die Pilaster durch je vier auf- 
gelegte Stäbe von getriebenem 
Kupfer, das Übrige mit Kupfer- und 
Messingbeschlägen, welche aus- 
geschnitten, leicht getrieben und 
mit abgerundeten Kanten aufgelegt 
sind, so dass sie nicht scharf auf- 
stehen. Sie wiederholen die hell- 
geätzten Rankenmotive des Holzes 
und haben eine gewisse innere 
Logik, indem alles Tragende aus Kupfer, alles Hängende aus Messing gefertigt ist. Zu 
bemerken wäre noch, dass das Lambris auch derBequemlichkeit dienstbar gemacht 
ist. Der obere Theil der Vertäfelung ist nämlich nach Belieben partienweise, das 
heisst von Pilaster zu Pilaster, alsLegbrett herunterzuklappen, um augenblicklichem 
Bedürfnisse zu dienen. (Die dahinter sichtbar werdenden Flächen sind mit blauer 
Seide belegt, die auch sonst zu solchem Zwecke benützt ist.) Das Auf- und Nieder- 
klappen von Möbeltheilen, im Empirestil noch sehr gebräuchlich, im neueren 
Tapezierstil aber abhanden gekommen, wird hier mit Glück wieder versucht. 
Man wird ja wohl auch zu den englischen Pembroke-Tischen, deren Platte, um 
Raum zu sparen, in zwei Wangen niederzuklappen ist, u. dgl. wieder zurückgreifen. 
(In der Ausstellung des Österreichischen Museums waren solche zu sehen.) Die 
engräumigen Kabinen der modernen Salondampfer und Pullmanwagen sind eine 
praktische Schule für solche Comfortbehelfe. Und noch einen solchen Behelf bietet 
das Lambris. Jeder Pilaster hat einen Abschlussdeckel, der nach Belieben abge- 
nommen werden kann, um Raum für das Anschrauben eines Postamentchens für 
Vasen u. dgl. zu geben. Diese kleinen Stellbretter ruhen nicht auf Consolen, 
 
Tapete
	        
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