so vor allen Dingen sein Selbstporträt, das treue deutsche gesunde
Gesicht mit den stolzen ernsten Augen unter einem Baum mit schwer
herabhängenden reifen Früchten, ein Buch in der Hand, den Aus-
druck des Gelesenen in den klugen Zügen. Denn Thema gehört zu
den Höchstgebildeten unseres Volkes, und unter der schlichten
Naivetät seiner einfachen Worte ruht ein umfassendes Wissen, eine
nie fehlende Urtheilskraft und Schärfe der Charakterisirung. Ein
anderes Mal hat er sich gemalt wie einer der Alten, draussen in der
geliebten blühenden Natur, mit der Palette in der Linken.
Und zu einem vollendeten harmonischen Bilde wird das Porträt
seiner Frau mit dem Kinde an der Seite, in der stillen beseeligten
Ruhe des Mutterglücks an Raffaels Florentiner Madonnen gemahnend.
Schlichtes deutsches Familienglück liegt in den gesunden treuen
Gesichtern mit den ernsten tiefen Augen der Mutter, ein glückliches
sinnendes I-Iingeben in denen des Mädchens. Sie sitzen im Obstgarten
auf dem Lande; jenseits des Gitters unter Bäumen friedliche Gehöfte
und weidendes Vieh.
In der nationalen Kraft, in der wunderbaren Schilderung des
unlösbaren Zusammenhanges zwischen dem Landmann und der
Scholle steht Thema ebenbürtig neben dem stammverwandten
Normannen Millet da. Ob er nun ein deutsches Volkslied mit der
schlichten gleichwertigen rührenden Schönheit illustrirt oder ob er
den Pflüger, den Sämann, ob er die Ruhe, das Liebes- und Seelenleben
des Volkes schildert, "stets findet er gleicherweise den einfachsten
und packendsten Ausdruck, in seinen Bildern sowohl wie vor allen
Dingen in seinen grosszügigen Lithographien, die er in der Weise
des alten deutschen Holzschnittes, oft in kunstvollem Clairobscur
behandelt. Der Geigenspieler mit dem geliebten Instrument an der
Wange, im Garten stehend und all sein Lieben, Sehnen und Trauern
in Tönen auflösend, während im Hintergrund kraftvoll ein Bauer
mit der Sense schreitet: es ist geradezu ein ergreifendes und viel-
sagendes Symbol. Der Gewappnete, der durch die Landschaft reitet,
der auf des Berges Gipfel des im Thale ruhenden Dorfes Frieden
bewacht, verkörpert die Legenden vom guten St. Georg und Martin,
den guten Rittern und Schutzheiligen.
Gross ist Thoma als Schilderer des Evangeliums, deutsch wie
Uhde, einfach und schlicht, aber voll tragischer Grösse gleich Dürer,
wie der Versucher in römischer Cäsarentracht den Erlöser auf des
Berges Zinne geführt, wie die heilige Familie nach Ägypten flüchtet
und unterwegs ruht. Das ganze All, als Sternenhimmel, bildet den
Hintergrund des in kühner Verkürzung gezeichneten todten Christus.