aus München. Die Glasmalereien der 30 Felder der drei schlanken
Spitzbogenfenster, biblische und andere kirchliche Vorstellungen
enthaltend, sind Arbeiten des XV. Jahrhunderts, theilweise aus der
Grazer Schlosskapelle.
Die Altardarstellungen, alle im Zusammenhang gesammelt, stellen
eine Verherrlichung Mariens dar. Es sind dies die unbefleckte
Empfängnis; die Geburt Christi; die Anbetung der heiligen drei
Könige; auf der Thüre des Sacramenthäuschens der Weg nach
Golgatha; darüber eine Pieta und zu oberst Christus Salvator;
als Seitenfiguren Johannes der Täufer und der heilige Ambrosius;
meist Tiroler Schnitzwerke. Unsere Abbildung zeigt hinlänglich, wie
harmonisch alle diese Bildwerke zusammenpassen, als ob sie für
dieses Altarwerk, wenn auch von verschiedenen Händen gearbeitet
wären.
Das Räthsel dieses Zusammenpassens löst sich aber Jedem, dem
es verstattet war, die überraschend umfangreiche Sammlung von
mittelalterlichen geschnitzten Figuren und Reliefs zu sehen, welche
Graf Wilczek in seinem benachbarten Schloss Seebarn für Kreuzen-
stein im Laufe der Jahre zusammengebracht hat. Da stehen in langen
Gängen rechts und links dicht aneinandergereiht mittelalterliche
Schnitzbilder zu Hunderten aufgestapelt, in mehrfachen Reihen
übereinandergeschichtet bis zur Decke hinan, mehrfach vor- und
hintereinander; ein ganzes Museum mittelalterlicher Schnitzerei
vom ältesten Romanischen an bis zu den letzten Ausläufen der Gothik,
die mannigfachsten kirchlichen Stoffe und Heiligenlegenden behan-
delnd, in jeder Art Staffirung und Vergoldung, in jeder Grösse. Es
dürfte dies die reichste Sammlung dieser Art sein und aus einer
solchen, die überdies schon im Hinblick auf ihre Verwendung mit
wohlbedachtem, unermüdlichem Fleiss erworben wurde, Zusammen-
passendes nach Darstellung, Grösse und Stil zu finden, mochte
bei steter Vergleichung und Gruppirung endlich gar wohl gelingen.
An diese Gallerie schliesst sich noch eine Bildschnitzer-,
Tischler- und Reparatur-Werkstätte an, in welcher von einem
tüchtig in Charakter und Technik eingearbeiteten Werkmeister Jahr
aus, Jahr ein ergänzt, reparirt und zusammengebaut wird bis zu
ganzen Altarwerken. Der Meister in diesen Räumen, der alles angibt,
alle Skizzen und, wenn nöthig, Naturdetaile zeichnet und Modelle
anordnet und corrigirt, ist der schaffensfreudige Bauherr GrafWilczek
selbst und das Ganze gemahnt in überraschender Weise an die alten
Klosterwerkstätten, wo in glücklicher Abgeschiedenheit vom Drängen
und Stossen der Welt nur um der Sache selbst willen Schönes