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Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 3)

aus München. Die Glasmalereien der 30 Felder der drei schlanken 
Spitzbogenfenster, biblische und andere kirchliche Vorstellungen 
enthaltend, sind Arbeiten des XV. Jahrhunderts, theilweise aus der 
Grazer Schlosskapelle. 
Die Altardarstellungen, alle im Zusammenhang gesammelt, stellen 
eine Verherrlichung Mariens dar. Es sind dies die unbefleckte 
Empfängnis; die Geburt Christi; die Anbetung der heiligen drei 
Könige; auf der Thüre des Sacramenthäuschens der Weg nach 
Golgatha; darüber eine Pieta und zu oberst Christus Salvator; 
als Seitenfiguren Johannes der Täufer und der heilige Ambrosius; 
meist Tiroler Schnitzwerke. Unsere Abbildung zeigt hinlänglich, wie 
harmonisch alle diese Bildwerke zusammenpassen, als ob sie für 
dieses Altarwerk, wenn auch von verschiedenen Händen gearbeitet 
wären. 
Das Räthsel dieses Zusammenpassens löst sich aber Jedem, dem 
es verstattet war, die überraschend umfangreiche Sammlung von 
mittelalterlichen geschnitzten Figuren und Reliefs zu sehen, welche 
Graf Wilczek in seinem benachbarten Schloss Seebarn für Kreuzen- 
stein im Laufe der Jahre zusammengebracht hat. Da stehen in langen 
Gängen rechts und links dicht aneinandergereiht mittelalterliche 
Schnitzbilder zu Hunderten aufgestapelt, in mehrfachen Reihen 
übereinandergeschichtet bis zur Decke hinan, mehrfach vor- und 
hintereinander; ein ganzes Museum mittelalterlicher Schnitzerei 
vom ältesten Romanischen an bis zu den letzten Ausläufen der Gothik, 
die mannigfachsten kirchlichen Stoffe und Heiligenlegenden behan- 
delnd, in jeder Art Staffirung und Vergoldung, in jeder Grösse. Es 
dürfte dies die reichste Sammlung dieser Art sein und aus einer 
solchen, die überdies schon im Hinblick auf ihre Verwendung mit 
wohlbedachtem, unermüdlichem Fleiss erworben wurde, Zusammen- 
passendes nach Darstellung, Grösse und Stil zu finden, mochte 
bei steter Vergleichung und Gruppirung endlich gar wohl gelingen. 
An diese Gallerie schliesst sich noch eine Bildschnitzer-, 
Tischler- und Reparatur-Werkstätte an, in welcher von einem 
tüchtig in Charakter und Technik eingearbeiteten Werkmeister Jahr 
aus, Jahr ein ergänzt, reparirt und zusammengebaut wird bis zu 
ganzen Altarwerken. Der Meister in diesen Räumen, der alles angibt, 
alle Skizzen und, wenn nöthig, Naturdetaile zeichnet und Modelle 
anordnet und corrigirt, ist der schaffensfreudige Bauherr GrafWilczek 
selbst und das Ganze gemahnt in überraschender Weise an die alten 
Klosterwerkstätten, wo in glücklicher Abgeschiedenheit vom Drängen 
und Stossen der Welt nur um der Sache selbst willen Schönes
	        
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