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Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 3)

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DIE KUNSTGLÄSER VON LOUIS C. TIF- 
FANY 50' VON S. BING-PARIS St: 
EI-IR als 20 Jahre sind es, dass sich Charles 
Tiffany in New-York eines Weltrufs als 
Goldschmied und Juwelier erfreut. Sein 
Sohn Louis C. Tiffany widmete sich mit 
jugendlicher Wärme zuerst der Malerei, 
die seiner idealenVeranlagung am meisten 
zusagte.Was immer diese Kunst an grossen 
Eindrücken und tiefen Empfindungen ver- 
ursacht und wachruft, entspross für ihn 
der Freude an der Farbe, an ihrem Feuer 
und ihrem Glanze. Der ihm angeborene 
mächtige Sinn für die vibrirenden Empfindungen der Harmonie, der 
sich sowohl in der Übung seiner Kunst wie nicht minder auf weiten 
Reisen in den Ländern des Orients stets gesteigert hat, musste Tiffany 
zur Ausübung seiner schöpferischen Talente auf einem weniger 
beschränkten Gebiete als dem der Malerei anspornen - auf einem 
langverkannten, doch darum nicht minder wirksamen: dem der 
decdrativen Kunst. 
Was zuerst das Herz des jungen Künstlers mit ungeahnten 
Empfindungen erfüllte, war der Anblick der byzantinischen Basiliken 
mit ihren blendenden Mosaiken, in denen sich die gesammten Grund- 
züge der grossen Kunst der Decoration, sowie alle denkbaren 
Möglichkeiten ihrer Anwendung zusammenfanden. 
Als Tiffany vor diesen ehrwürdigen Denkmalen die Geheimnisse 
einer entschwundenen, glanzumstrahlten Vergangenheit zu ergründen 
suchte, erschien ihm als ein Traumbild die Kunst der Zukunft. Diese 
Überreste, die uns als Erbtheil des Alterthums erhalten sind, ent- 
hüllten ihm die ewig giltigen Grundgesetze. Eine Gefahr schien darin zu 
liegen, dass das in ihmWachgerufene den Born kühner und spontaner 
Eingebungen hemmen könnte, welche die Kraft des Neuerers bilden. 
Wie viele gute Vorsätze zu einer Wiederbelebung der decorativen 
Künste waren an dieser Klippe gescheitert! Allein die junge amerika- 
nische Race hat den Vorzug, dass sie es versteht, unbeirrten Geistes 
unsere alten Traditionen zu verwerten, ohne diesen ihren Genius, 
der die Unabhängigkeit liebt, zu unterordnen. Zudem besass Amerika 
von jeher die Gabe, alle seine Unternehmungen unter einander in 
vollsten Einklang zu bringen und alle seine thatkräftigen Bemühungen 
auf ein einziges Ziel zu richten - auf ein Ziel, das durch die Bedürfnisse 

	        
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