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Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 3)

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S ist eine gewaltige Aufgabe, welche die 
moderne Kunstbewegung Allen denen ge- 
stellt, die sie ergriffen hat. Den Einzelnen 
nicht minder wie den Völkern. Wie ein 
brausender Sturmwind kam sie in freudigem 
stolzem Wagemuth, geneigt, am liebsten 
; alles hinwegzuraffen, was nicht jung und 
frisch, was nicht aus sich selbst heraus 
entstanden, auf sich selbst allein vertrauend 
erscheint. Diese moderne leidenschaftliche 
Bewegung zur Kunst hat etwas universell 
Künstlerisches, sie hat die stolze jauchzende Kraft allseitigster Gestal- 
tung, die Kraft, einen grossen einheitlichen Stil zu bilden, der den 
harmonischen sinnlich reflectirten Ausdruck einer ganzen Cultur 
darstellt. 
Sie hat die Kraft, einen Stil zu bilden, denn noch geht der Weg 
steil bergauf, die leuchtende I-Iöhe vor sich als schimmemdes Empo- 
rium. Aber sie wird sie zweifellos erreichen. Der Beweise sind zu 
viele und überzeugende. ' 
Und der überzeugendste Beweis dünkt mich die nationale Mo- 
dificirung des modernen, ursprünglich englischen, von japanischen 
und anderen national differenzierten Einflüssen durchsetzten Stils. 
Die Franzosen begannen wohl am frühesten, es folgten die Holländer, 
die Belgier, die Deutschen und zuletzt auch die Slaven, denn ein guter 
Theil des unsagbar anziehenden, geheimnisreich Reizvollen in 
Mucha's Kunst hat nichts mit dem Milieu der Boulevards zu thun, 
sondern schlägt Accorde an, die ihren Wiederhall finden in der 
uralten Volkskunst der Hanna und Slovakei, in der melancholischen 
Märchenpracht slavischer Volkslieder und Sagen. Mucha's Kunst 
ist slavischer als seine kurzsichtigen Stammesgenossen annehmen, 
denn ihnen erscheint er jetzt noch mehr als ein künstlerischer Renegat, 
als ein Pariser. 
Gerade bei den Deutschen war die Aufnahme des neuen Stils 
und dessen Nationalisirung auf schweren inneren sowohl, wie 
äusseren Widerstand gestossen. Einmal weil wir das classische Volk 
der Philister sind, das bei dem entzückenden Reichthum an genialen 

	        
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