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Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 3)

IBLIOTHEK DES MUSEÜMS. Vom 2x, März bis 20. October ist die 
Bibliothek des Österreichischen Museums, wie alljährlich, an Wochentagen 
- mit Ausnahme des Montags - von g bis 2 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 
g bis 1 Uhr geöffnet. 
NEU AÜSGESTELLT. Im Saal VII: Decke aus dem Jahre 1617 mit 
biblischen Scenen in Filetarbeit und breitem Spitzenbesatz, Arbeit der 
Königin Constanze, Gemahlin Sigismund III. von Polen (Privatbesitz); Spiegel, 
in Silber getrieben von Professor Ernst Moriz Geyger (Florenz); Relief, Bronze, 
nach Dürers grossem Pferd von x5o5, Nürnberger Arbeit, XVI. Jahrhundert, 
zweite Hälfte (Privatbesitz); deutscher Rücklaken mit wilden Männern, XV. Jahr- 
hundert (Privatbesitz). 
BESUCH DES MUSEÜMS. Die Sammlungen des Museums wurden 
in den Monaten December 1897 bis inclusive Februar 1898 von 37758, die 
Bibliothek von 5522, die Vorlesungen von 2248 Personen besucht. 
QRLESÜNGEN. Am 16. December sprach Dr. Julius v. Schlosser über 
„Die Kunst am Hofe Alfonsos I. von Ferrara". Der Vortragende wies zu- 
nächst darauf hin, dass gegenüber der Milieu-Theorie der neueren französischen 
Kritiker bei der Schilderung des alten Herzogthums der Este viel mehr auf die 
ethnische Grundlage geachtet werden müsse. Dem Problem der Abstammung 
und Vererbung müsse grössere Aufmerksamkeit geschenkt werden, als den 
wechselnden, vielleicht nur secundären Einflüssen von Klima, Boden und socialer 
Entwicklung. Gerade das eng umgrenzte Gebiet Ferraras reizt zu solcher Betrach- 
tung, haben sich doch hier die drei bedeutendsten Stämme Oberitaliens gekreuzt, 
die Tusker, Veneter und Gallier. Es ist nicht zufällig, dass gerade in dem östlichen 
Winkel des gallischen Oberitaliens das ritterliche Element französischer Herkunft 
so stark hervortritt. Ferrara weist in seinem Castel Vecchio den mächtigsten 
Typus der Dynastenschlösser Oberitaliens auf, und hier hat die rittermässige 
Epopöe durch Bojardo, Ariost und Tasso ihre kunstmässige Ausgestaltung 
erfahren. Dann erweist sich die ferraresische Malerschule neben und mit den 
Venetern als die Trägerin einer eigenartigen Coloristik. Zugleich zeigt sich aber 
ein höchst energischer Naturalismus, der sein Gegenbild nur in der herben 
Eigenart der Toscaner findet. So treten hier zuerst Ideale der toscanischen Früh- 
renaissance wirklich ins Leben; die unansehnliche Altstadt wird unter Alfonso I. 
die erste planvoll angelegte Renaissancestadt grossen Stils. l-lier entsteht Ariostos 
Furioso und entfaltet sich die Malerei in dem Wirken der beiden Dossi zur vollsten 
Blüte. In der That ist das Schaffen dieser Beiden dem Ariostos innerlich verwandt, 
ja von ihm inspirirt, wie zum Beispiel bei der sogenannten Circe der Borghese- 
Galerie. Die nationalen Züge der alten Ferraresen sind, wenn auch geläutert, 
besonders von Evangelisto Dosso festgehalten worden. Es ist bedeutsam, dass ihre 
Abkunft auf die venetischen Berge hinweist. Aber auch jene gallische Romantik 
durchdringt besonders in den Licht- und Luftstimmungen, die auch Ariost so 
gerne schildert, ihre Werke. Und wie diese, leise parodirend Züge der antiken 
Mythologie und Sage in seinen Furioso einiiicht, so weiss auch Dosso solche Töne 
anzuschlagen. Die Zeit Alfonsos II. trägt schon ein ganz anderes Gepräge. Tasso 
ist ein Fremder in Ferrara; seine Jerusalemme bezeichnet mit ihrer gänzlich 
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