MAK

Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 4 und 5)

Verfolgt man dengeradezu unglaublich rasch aufeinanderfolgenden 
Wechsel der Ornamentik, wie er zum Beispiel in dem kurzen Zeit- 
raume von etwa 1700 bis 1720 sich vollzog, so wird niemand bestreiten 
wollen, dass in der That 
damalsneueIdeenmassen- 
weise entstanden. Sprach 
aber zu jener Zeit jemand 
von einer „Neuen Kunst"? 
Kein Mensch! Sie kam 
von selbst dadurch, dass 
geniale und handwerklich 
unübertroffene Leute ihre 
ganze Erfindungskraft 
spielen liessen und, wie 
das nicht anders zu er- 
warten ist, dabei ganz von 
selbst in neue Bahnen ein- 
lenkten - aber vom be- 
wussten „Machen einer 
neuen Kunst" sprach 
Niemand. Man braucht 
nicht dem Auskunfts- 
sprüchlein mittelmässig 
angelegter Köpfe zu folgen, 
die da sagen: es gibt nichts 
Neues unter der Sonne, 
ebenso wenig aber ist es 
Aufgabe der SchafTenden, alles neu zu erfinden. Wer das will, beweist 
seine totale Unfähigkeit von vorneherein. Stets wird es sich darum 
handeln, mit neuen Hilfsmitteln einer schon vorhandenen Idee Aus- 
druck zu geben, oder mit Hilfe bewährter, schon bekannter Verfahren 
eine neue Idee lebensfähig zu gestalten. Darin müssen die Bestrebungen 
gipfeln, welche darauf ausgehen, unserer Zeit eine eigene Sprache zu 
schaffen. Eine ganz neue Sprache erfinden wollen, das sind Ideen, 
die keinem gesunden Gehirn entspringen. Je ungeberdiger sie aus- 
gesprochen werden, je heftiger ihre Betonung ist, desto sicherer ist 
ihre innere I-Ialtlosigkeit." 
Leider ist hier der Raum nicht, um all den Ausführungen Grassets 
zu folgen, die seinen Arbeiten völlig conform sind. Die Art, wie er sich 
ausdrückt, ist klar, ungesucht, einleuchtend. Aus allem spricht der 
erfahrene, gereifte Geist, der sich über jeden Eindruck Rechenschaft 
 
Entwurf für eine Glasmalerei (ausgeführt)
	        
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