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zu geben imstande ist, ihn auf eigene Weise gewonnen hat und
deshalb auch vermag, alles Aufgenommene und von den geistigen
Kräften Verarbeitete neu zu gestalten und ihm ein persönliches
Cachet zu geben. Dass ein
Künstler, der ebensoviel über
das Wesen seiner Thätigkeit
nachgedacht hat, als er gleich-
- zeitig schöpferisch wirkte, das
Heil der Kunst nicht in einer
Qjüg" gewissen Schubladenwirtschaft,
sondern im Zusammenfassen
aller Ausdrucksmöglichkeiten
sucht, ist klar. Für solche
Geister gibt es nicht „Künste",
nur „Kunst". Kunst und Leben
aber sind ihnen ebenso untrenn-
bare Begriffe, als Natur und
stete Fortpflanzung, stete Neu-
bildung.
Eugene Grasset ist im
Jahre 1850 zu Lausanne am
Genfer See geboren. Wer diese
Landschaft, wer den herrlichen
Blick auf die jenseits der
Anzeige für das Lexicon Larousse (Larousse blauen WaSSernä-che sich erbe"
ädiß- Paris) benden savoyischen Hochalpen
kennt, wird es begreiflich finden,
dass diese Eindrücke in der Erinnerung unseres Künstlers eine
bedeutsame Rolle spielen und er bei Gestaltung seiner landschaftlichen
Hintergründe oft in Reminiscenzen sich ergeht. Natürlich zeichnete er
als Kind alle weissen Papierfetzen, die ihm unter die Finger kamen,
voll. Dass die bestechenden Illustrationen Dore's grossen Eindruck
machten, ist kein Wunder. Wer hätte in den Tagen, da dieser beispiel-
los arbeitende künstlerische Prestidigitateur die Welt mit den Resultaten
seiner Schaffenskraft überschwernmte, sich dem Eindrücke dieser
Dinge zu entziehen vermacht!
Die Eltern widersetzten sich dem Projecte nicht, dass ihr Sohn
Künstler werde, nur wollten sie ihm mit dem Studium der Architektur
festen Boden unter den Füssen schaffen.
Dazu sollte in Zürich am Polytechnicum das Fundament gelegt
werden. Vor Ablauf des ersten Jahres indes wurde er mit vielen