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Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 4 und 5)

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EUGENE GRASSET 50 VON H. E. VON 
dem hier die Rede ist, - ein self-made- 
man wie die meisten ausserordentlichen 
Erscheinungen - zum erstenmale, 
' obschon er seit lange in Paris lebt und 
unzählige Werke verschiedenster Art 
ausgeführt hat, mit einer geschlossenen 
Ausstellung in die Öffentlichkeit. Es 
geschah im „Salon des Cent". Die An- 
k regung dazu gieng nicht etwa von ihm 
selbst aus. Er war im Gegentheil der Unternehmung wenig hold und 
frug, die ihn zu der Sache veranlassten, allen Ernstes: „Wird man 
mich denn nicht auslachen?" Am Abend des ersten Ausstellungstages 
erwartete Grasset seine Freunde in einem kleinen Cafe', um zu 
erfahren, wie der Eindruck auf das Publicum sich äussere. Erst wollte 
er gar nicht recht an die Wirklichkeit eines unbestrittenen grossen 
Erfolges glauben, lebt er doch zu still, zu zurückgezogen in seinem 
Atelier, das keine Empfangsstätte für die elegante Welt, für die 
Flaneurs aller Schattirungen, sondern ein ernster Arbeitsraum ist, 
dessen Ausstattung in keinem Verhältnisse steht zu der immensen 
Phantasie, über welche dieser einfache, bescheidene, grosse Künstler 
Herr und Gebieter ist. Als dann die officiellen Regierungsmänner, 
Herr Spuller, ministre de 1' instruction publique, und Herr Roujon, 
directeur des Beaux-Arts, kamen, den Ankauf eines Werkes von 
Grasset für das Luxembourg zu bewerkstelligen, da war nichts mehr 
zu haben. Man hatte sich um Skizzen förmlich gerissen. Das Meiste 
indes war schon zuvor in Privathänden. Wohl hatte man längst 
seine Affichen gekannt; wenige aber wussten, dass dieser „Maitre 
d'Affiches" gleichzeitig ein genialer Architekt sei, dass Stickereien, 
Bronze- und Emailgegenstände, Fayencen, Stoffe, Illustrationen sonder 
Zahl, Lithographien, Möbel, Mosaiken, Glasfenster, typographische 
Schmuckstücke, Aquarelle und Ölbilder, Kunstschlosserarbeiten, 
Webereien aller Art seiner Arbeit entsprungen seien. Jetzt erfuhr es 
„tout Paris". Der Anerkennung in allen Tonarten war kein Ende. 
Man sollte glauben, dass nach solch einem Siege die Berufung 
des Künstlers in eine ihm gebürende Stellung hätte erfolgen müssen. 
Mit nichten. Er blieb nach wie vor Lehrer an einer kleinen Schule 
des Quartier Montparnasse. Dass seine Schüler ein über das andere 

	        
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