MAK

Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 4 und 5)

Mal bei öffentlichen Wettbewerben die ersten Preise davontragen, 
ändert an der Sache nichts. Somit hatte I-Ienri de Cleuziou nicht 
unrecht, wenn er angesichts dieser und freilich auch anderer That- 
sachen spöttischer Weise die Worte Rabelais' citirte: Par Saint 
Alipantin, la chose, puisque chose il y a, devient grotesque! - 
Grasset könnte für Frankreich von gleicher Bedeutung sein, wie 
Morris und Crane es für England waren. Früher galt des Künstlers 
zweite Heimat in künstlerischen Dingen als das Land, wo alle 
Neuerungen, basirten sie auf starker Anschauung und Ausdrucks- 
weise, zu Worte kamen. In Dingen der decorativen Kunst ist indes 
ein seltsamer Stillstand eingetreten. In einer „Conference faite aYUnion 
centrale des Arts decoratifs" (veröffentlicht in der „Revue des Arts 
decoratifs", MaP-Juniheft 1897), hat sich unser Künstler darüber 
unumwunden ausgesprochen. Er beginnt diese mit den Worten: 
„Immerfort hört man von der „neuen Kunst". Gibt es eine solche oder 
befindet sich die Kunst nicht in einem steten Umwandlungsprocesse? 
Vielleicht bezeichnet der Ausdruck „neue Kunst" weit mehr den 
Wunsch, etwas wirklich Neues entstehen. zu sehen. Wünsche und 
Thatsachen decken sich jedoch nicht immer. Eines aber ist gewiss: Das 
gierige Aufnehmen der Bezeichnung ist ein Krankheits-Symptom, ein 
Beweis dafür, dass wir uns so, wie die Verhältnisse jetzt stehen, nicht 
wohl fühlen." Mit scharfen Worten geisselt er die Industriellen, die 
keinen Sinn für einen frischen Zug im künstlerischen Leben haben, denn 
„wäre es anders, so sähen wir heute nicht eine ganze Reihe von 
Magazinen mit Arbeiten englischer Provenienz hier in Paris blühen. 
Wahrscheinlich warten unsere Fabrikanten so lange, bis noch 
hundert andere sich aufthun und uns aus aller I-Ierren Länder die 
Lehre zutheil wird, dass man anderswo der Entwicklung der Dinge 
nicht so gleichgiltig gegenübersteht, wie bei uns - in Frankreich". 
Nach einer eingehenden Beleuchtung dieser Verhältnisse kommt 
er auf die Frage zu sprechen: Und woran krankt nun vor allem die 
Sache, soweit sie nicht die Unternehmer und Auftraggeber, sondern 
die Künstler selbst betriffti": Die Antwort lautet: An der Sucht, die 
Realistik auch hier zur Herrschaft zu bringen. Statt die Natur dem 
Stoffe entsprechend, mit dem wir schaffen, zu interpretiren, ist in die 
Malerei und die mit ihr verwandten Gebiete der decorativen Kunst 
der absolut widersinnige Zug hineingekommen, etwas der Natur Ähn- 
liches schaffen, plastische Wirkung an Stelle der wirklich malerischen, 
farbigen setzen zu wollen. Man scheut sich nicht, an den Mauern 
' Seine Anschauung direct hier zuzuführen, ist wohl das Beste. Aus ihr erklärt sich der 
Künstler am besten.
	        
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