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Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 4 und 5)

Ävollends ein Blatt von urwüchsigem Farbenleben. Es waren dann noch mancherlei 
Studien in verschiedener Technik zu sehen, für französische und österreichische 
Prachtwerke. Auf denen für das jubiläumswerk „Viribus unitis" sieht man zahl- 
reiche Porträts hoher Militärs, die in den Manöverscenen von Totis vorkommen. 
Wertvoll sind ferner die militärischen Typenbilder. Aber auch Studien aus 
London, Paris, Margate u. s. w. waren vorhanden. Einige derselben haben wir in 
Nr. r veröffentlicht. Selbst eine einfache Vordergrundstudie, die mit einem Nichts 
an Mitteln ausgeführt ist, verfehlt bei Myrbach ihre Wirkung nicht. Erwähnen 
wir schliesslich, dass die Gemahlin des Künstlers die stramme Statuette eines 
bosnischen Infanteristen beigesteuert hatte. 
INE WIENER LANDSCHAFT VON RUDOLF VON ALT. 
Unter den letzten staatlichen Ankäufen ist einer der interessantesten das 
1895 gemalte Aquarell Rudolf von Alts: „Der letzte schöne Baum am Wieniluss." 
Jeder Wiener ist mit diesem Baum befreundet, der nun auch der Wien- 
regulirung zum Opfer gefallen ist. Er ist eine prächtige Silberpappel, wie sie im 
Prater eine so grosse Rolle spielen; der Baum der Donau-Auen, der Wiener Baum 
schlechtweg. Dass diese Baum- und Flusslandschaft des Altmeisters mitten aus 
Grosswien herausgeholt ist, scheint fast unglaublich. Aber man erinnere sich, 
dass noch vor wenigen Jahren auf dem „kleinen" Stephansthurrn zwei lebendige 
Bäume standen und auf dem Minoritenplatz, dicht an der Kirche, Reben wuchsen, 
aus denen thatsächlich Wein gekeltert wurde: Wiener Wein vom I. Bezirk. Alts 
Landschaft (52X35 Centimeter), die wir in einem Farbenlichtdruck der k. k. 
Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt wiedergeben, zeigt den gefeierten Baum 
in der vollen Schönheit seiner vegetabilischen Architektur. Er gliedert sich in 
zwei mächtige Massen von Bimmerndem Laubwerk, zwischen denen nacktes 
Geäst mehrere helle Durchblicke gewährt. Auf der unteren Laubmasse spielt ein 
kühler Silber-Himmer; augenscheinlich geht ein Luftzug durch das Flussthal und 
streicht die Blätter aufwärts, so dass ihre versilberten Unterseiten sichtbar 
werden. Auf der oberen Laubmasse liegt mehr das goldige Nachmittagslicht. 
Links das Gebüsch des Stadtparks hält sich in localerem Grün. Der Wienfluss 
zieht schnurgerade dem Hintergründe zu; sein Wässerchen kräuselt sich lustig 
über dem Geröll und zwei Kinder steigen ebenso munter in den mattblauen 
Reflexen herum, die der Himmel ins Wasser legt. Ganz hinten schlüpft der Fluss 
noch unter ein paar lichten Querstreifen hindurch; dort liegt eine Brücke über 
ihm. Der canalartige Wasserlauf ist durch das fein bewegte Profil des rechten 
Ufersaumes reizvoll betont, und von der Uferböschung herab kommen die weichen 
Schatten anderer Uferbäume zu ihm herabgellossen. Die Durchführung des Bildes 
ist meisterhaft, sowohl in der unglaublich lebendigen Behandlung einer so reg- 
samen Laubart, als auch in der kraftvollen Frische der Färbung. Hinsichtlich der 
Vervielfältigung verweisen wir auf folgende Erläuterung aus berufener Feder. 
ÜBER FARBENLICHTDRUCK. Die modernen photomechanischen Farben- 
drucke, welche als lllustrationsmittel hervorragende Bedeutung erlangt haben, 
werden nach verschiedenen Principen hergestellt. Dieselben werden entweder 
mittels Buchdruckcliches erzeugt, unterBenützung linearer Conturzeichnungen, oder 
man sucht Halbtonzeichnungen mittels Rasterphotographie (Autotypie) in Mehr- 
farbendruck zu combiniren (Dreifarbendruck, Vierfarbendruck, Mehrfarbendruck). 
Diese Technik ist namentlich für g-rosse Auflagen sehr geeignet und wird auch von
	        
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