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endlich, nach einer besonders fühlbaren Unterbrechung, die neueste Zeit
als sechste Epoche.
Das Altertum liegt uns diesmal so fern, daß ein paar Charakteristiken
genügen. Die Mittelrneerländer dürften schon damals im Verhältnis zu
ihrem Reichtum an Stein und Metall wenig Holz gehabt und gepflegt haben;
folglich handelte es sich wohl um Richtungen der Intarsia, welche mit dem
Mosaik nächstverwandt waren oder zusammentielen. Erst die Ausbreitung
der antiken Kultur in die nördlicheren Wälder brachte genügend Gelegenheit
zu Holzintarsia. Wahrscheinlich haben die Behauptungen sehr recht, welche
lrnarsiafüllung vorn Chorgestühl in S. Pelrßnio in Bologna, nach Herdtle
schon ausÄgypten, aus der mykenischen und der späteren griechischen Kultur,
sodann aus Byzanz und natürlich von den Etruskern und Römern über reich-
liche Intarsiawerke berichten. Der griechische Hauptausdruck für unsere
Kunst wurde auch den Römern eigen; sie nannten die Intarsia „ernblema"
oder unterschieden sie von andern Werkarten als „opus intestinum".
Am wenigsten können wir den Künsten des Orients nachgehen. Unsere
Kunstgewerbemuseen lehren aus ihm ja nicht wenig über die Bearbeitung
verschiedenster Stoffe zur Einlegung, von den Fliesenmosaiken per-
sischer Moscheen angefangen bis zu den Lederarbeiten der Buchkunst
und den mannigfaltigen Spielereien mit Elfenbein und allerlei Steinchen.
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Auch wenn das gegenwärtige Kunstgewerbe des Orients als rückläufig
betrachtet werden kann, so spielt doch Intarsia selbst in Holz noch eine
H; "Er Ygvä
um 45.13 Luts-
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Kredenz, Eichen mit bunter Einlegearbeit, Köln, XVLJahrhunden (K. k. Österreichisches Museum)
große Rolle und die Stadt Damaskus scheint auch hier ihren uralten Tra-
ditionen gerecht zu werden.