waren als Parkschmuck um die Rotunde her zu verwenden, die Grossbauten aber
weiter hinaus zu verweisen, wo sie voll gelten konnten. Die Avenuen selbst sind
fast durchaus mit Gebäuden besetzt, die auf Frontalwirkung gedacht sind, statt
auf Avenuewirkung, so dass der Gesammtanblick einer solchen Strasse trotz alles
Aufwandes nahezu unwirksam bleibt. Dazu sind noch mitten in den Corsoraum
der Avenuen vier kolossale Obelisken aus Glasziegeln gestellt, deren übermässige
Breitenentwicklung sie zu richtigen Verkehrshindernissen macht. Diese Obelisken
sind eine Antwerpener Idee, die aber hier falsch angewendet wurde; in Antwerpen
waren sie in einem Gewirr von kleinen und grossen Bauten so vertheilt, dass sie
als Leuchtthürrne die Orientirung erleichterten.
Dazu kommt nun noch eine doppelte Stilfrage: Was ist Ausstellungsstil?
Und was ist moderne Kunst? Von echtem Ausstellungsstil hat man voriges Jahr
in Leipzig schon sehr beherzigenswerte Beispiele gesehen, und sie sind zum
Theile auch bei uns beherzigt worden, zum Beispiel im Pavillon des Wiener Brau-
herrenvereines (Architekt Emil Bressler) und in der Hauptrestauration (Tropsch).
Im allgemeinen herrscht aber bei uns noch, von unsererSchul-Renaissance her, der
Hang zum Palastmässigen. Mit grossen Kosten werden monumentale Palast-
Facaden aufgeführt, die mit unechten Quadern, Säulen und plastischem Schmuck
in mehr oder weniger historischem Stil ausgestattet, das Auge verblüffen. Tritt
man dann in das Innere, so steht man meist sofort in dem gewöhnlichster kahlen
Schuppen. Das ist nun im Pavillon der Stadt Wien (Brüder Drexler) allerdings
nicht der Fall, denn hier ist alles auf Pracht angelegt. Die Stadt Wien hat mit
diesem Bau eine grossartige Hingabe an den patriotischen Gedanken der Aus-
stellung bekundet. Keine Kosten wurden gescheut, um etwas Imposantes hinzu-
stellen. Die Haupt- und Residenzstadt wollte ihren loyalen Empfindungen
monumentalen Ausdruck geben. Leider aber sassen in der Preis-Jury zu viel
unkünstlerische Elemente und der erste Preis iiel an die unrechte Stelle. Die
gleichfalls gekrönten Entwürfe von Josef Hoffmann und josef Olbrich waren
unbedingt vorzuziehen. Der Drexler'sche Bau ist natürlich schwer monumental
und will durch Luxus wirken. Die Kuppel ist mit schimmerndem Kupfer gedeckt,
in den Sälen sind die Wände mit prächtigen Seidentapeten bespannt, wobei es
dann allerdings vorkommt, dass auf einer Tapete, deren Quadratmeter vielleicht
100 Gulden kostet, ein Farbendruck um 3 bis 4 Gulden hängt. Dass das nicht das
Richtige sein kann, liegt auf der Hand. Auch im Detail fehlt es nicht an Miss-
griffen. So hat der Festsaal eine dunkelblaue Glasdecke, die ihn vollständig ver-
l-lnstert, so dass die grossen Plastiken des Hintergrundes in der Bogenöffnung zum
Bürgermeistersaal (Weyrs Kaiserbüste und Vogls allegorische Gestalten) durch
den tiefen Schatten bedeckt und unkenntlich werden. An der Facade ist der
prachtvolle Riesenfries von Friedl (die Bürgenneister der Regierungszeit des
Kaisers bringen dem Monarchen ihre Huldigung dar) so in den Hintergrund gerückt,
dass man ihn fast übersieht. Im Inneren der Rotunde ist eines der l-Iauptbeispiele
für solche unrichtige Kunstweise der Seidenhof (Decsey). Sein Kuppelsaal enthält
allerdings acht geradezu herrliche Statuen Arthur Strassers (die mittlere ist eine
Kaiserstatue im Omat), allein der Architekt machte aus ihnen ein Gedränge, dass
man kaum durchkommt. Immerhin sind an solchen Objecten wenigstens die
Mittel nicht gespart; aber es gibt auch welche, die sich Luxus ohne die Mittel dazu
erlauben wollen. Ganz unwillkürlich ist dies im „Ofliciellen Führer" auf Seite 5x
und 52 eingestanden, wo es vom Gebäude der „Bildung" (Ludwig Baumann), einem