der besseren, heisst: „Die Faeade hat einen monumentalen Charakter", „palastartig
hergestellter Bau" u. s. w., einige Zeilen weiter aber: „Bei aller gebotenen Spar-
samkeit". Nun, wenn Sparsamkeit geboten ist, soll man den Bau eben nicht palast-
artig herstellen wollen; etwas Schönes und Zweckmässiges ist auch mit geringen
Mitteln zu schaffen.
Eine dunkle Empfindung, dass Ausstellungsbauten denn doch einen anderen
Charakter haben sollen als Stadtpaläste, mag die Architekten dazu getrieben
haben, so stark am „Modemen" zu naschen, ja mitunter sich daran den Magen
zu verderben. Da gibt es eine Unmenge geschmackloser und roher Sachen, die
man einfach „secessionistisch" nennt. Dagegen muss entschieden Verwahrung
eingelegt werden, weil talentlose Leute, die jetzt derMode folgend zurAbwechslung
statt des „Art pour tous" die Münchner "Jugend" und das Londoner „Studio"
copiren, durch solches Vorgehen das Publicum irreführen. Nein, diese Barbareien
sind die Secession nicht. Das sind Caricaturen des Modernen, die das edelste
Streben wirklicher Talente in Misscredit bringen können. Die neue Kunst ist ja
noch nicht fertig und wird übrigens nie fertig werden, da sie nicht die Feststellung
eines Receptes anstrebt, sondern ewig tiiessend bleiben will. Eben um diese
Selbständigkeit und Beweglichkeit wird ja so heiss gerungen. Aber dieser Mangel
an Vorlagemustern bringt die Talente nicht in Verlegenheit. 1m Gegentheil, sie
haben in der Ausstellung ganz vorzügliche Dinge geleistet. Nennen wir einige
hochinteressante Innenräume. Da ist der Saal der Heeresausrüstung (Maler Roller
und Architekt K. A. Fischl), ein reizender Raum, in dessen Ausschmückung hell-
grünes l-lolzwerk und mattblaue Draperien die Hauptrolle spielen. Das Holzwerk
ist mannigfaltig ausgeschnitten, so dass die zierlich geschwungenen Linien
gleichsam durch Latten dargestellt sind. Eine moderne Treillage, von der das
achtzehnte Jahrhundert nicht träumte. Aber es kommen im Ornament sogar
Verschnürungsmotive von dem Husarenbeinkleid vor, und schwarzgelbe Schnüre
bilden ganze Gitterfullungen. Im Hintergrund des Saales thut sich eine prächtige
Nische in Purpur und Gold auf. Da steht auf einer Plattform die elegante Reiter-
statue des Kaisers und rechts und links von ihr zehn Soldaten der verschiedenen
Truppengattungen. Diese überaus lebensvollen Figuren, in Weiss, sind sämmtlich
von Arthur Strasser, der förmlich der Held der Plastik auf dieser Ausstellung ist.
Ungemein talentvoll ist auch die von Plecnik eingerichtete Abtheilung des Nieder-
österreichischen Gewerbevereines (Plecnik ist durch den Sockel des Schirnkowitz-
sehen Gutenberg-Denkmals bekannt geworden). Man braucht nur ihren Eingang
mit dem gegenüberliegenden (von Feldscharek) zu vergleichen, um zu erkennen,
wie Verschiedenwertiges unter ganz gleichen Verhältnissen geleistet werden
kann. Der Brennpunkt dieser Abtheilung ist aber ein ovaler Hofeinbau, der mit
der Galerie durch fünf eigens durchgebrochene Bogenöffnungen von reizender
Wirkung verbunden ist. In diesem Raume kann sich das Publicum gründlich
belehren, wie die geschmackvolle und schöpferische moderne lnnendecoration
aussieht. In der Ornarnentik spielen Knoten, Zweige, Schnüre und geraEte oder
gefaltelte Musseline eine besondere Rolle. Zu den vorzüglichen modernen Räumen
gehört noch der von Josef Hoffmann im Bildungspavillon, für das Herzigsche
Prachtwerk „Viribus unitis", dessen Einband übrigens auch von Hoffmann
herriihrt. Einfachheit und zweckmässige Schönheit sind sein Charakter.
Der Pavillon, der im Äusseren und Inneren die meiste selbständige Erfindung
und ein durchaus organisches, modemesWesen zeigt, ist der des Baudepartements