MAK

Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 6)

der besseren, heisst: „Die Faeade hat einen monumentalen Charakter", „palastartig 
hergestellter Bau" u. s. w., einige Zeilen weiter aber: „Bei aller gebotenen Spar- 
samkeit". Nun, wenn Sparsamkeit geboten ist, soll man den Bau eben nicht palast- 
artig herstellen wollen; etwas Schönes und Zweckmässiges ist auch mit geringen 
Mitteln zu schaffen. 
Eine dunkle Empfindung, dass Ausstellungsbauten denn doch einen anderen 
Charakter haben sollen als Stadtpaläste, mag die Architekten dazu getrieben 
haben, so stark am „Modemen" zu naschen, ja mitunter sich daran den Magen 
zu verderben. Da gibt es eine Unmenge geschmackloser und roher Sachen, die 
man einfach „secessionistisch" nennt. Dagegen muss entschieden Verwahrung 
eingelegt werden, weil talentlose Leute, die jetzt derMode folgend zurAbwechslung 
statt des „Art pour tous" die Münchner "Jugend" und das Londoner „Studio" 
copiren, durch solches Vorgehen das Publicum irreführen. Nein, diese Barbareien 
sind die Secession nicht. Das sind Caricaturen des Modernen, die das edelste 
Streben wirklicher Talente in Misscredit bringen können. Die neue Kunst ist ja 
noch nicht fertig und wird übrigens nie fertig werden, da sie nicht die Feststellung 
eines Receptes anstrebt, sondern ewig tiiessend bleiben will. Eben um diese 
Selbständigkeit und Beweglichkeit wird ja so heiss gerungen. Aber dieser Mangel 
an Vorlagemustern bringt die Talente nicht in Verlegenheit. 1m Gegentheil, sie 
haben in der Ausstellung ganz vorzügliche Dinge geleistet. Nennen wir einige 
hochinteressante Innenräume. Da ist der Saal der Heeresausrüstung (Maler Roller 
und Architekt K. A. Fischl), ein reizender Raum, in dessen Ausschmückung hell- 
grünes l-lolzwerk und mattblaue Draperien die Hauptrolle spielen. Das Holzwerk 
ist mannigfaltig ausgeschnitten, so dass die zierlich geschwungenen Linien 
gleichsam durch Latten dargestellt sind. Eine moderne Treillage, von der das 
achtzehnte Jahrhundert nicht träumte. Aber es kommen im Ornament sogar 
Verschnürungsmotive von dem Husarenbeinkleid vor, und schwarzgelbe Schnüre 
bilden ganze Gitterfullungen. Im Hintergrund des Saales thut sich eine prächtige 
Nische in Purpur und Gold auf. Da steht auf einer Plattform die elegante Reiter- 
statue des Kaisers und rechts und links von ihr zehn Soldaten der verschiedenen 
Truppengattungen. Diese überaus lebensvollen Figuren, in Weiss, sind sämmtlich 
von Arthur Strasser, der förmlich der Held der Plastik auf dieser Ausstellung ist. 
Ungemein talentvoll ist auch die von Plecnik eingerichtete Abtheilung des Nieder- 
österreichischen Gewerbevereines (Plecnik ist durch den Sockel des Schirnkowitz- 
sehen Gutenberg-Denkmals bekannt geworden). Man braucht nur ihren Eingang 
mit dem gegenüberliegenden (von Feldscharek) zu vergleichen, um zu erkennen, 
wie Verschiedenwertiges unter ganz gleichen Verhältnissen geleistet werden 
kann. Der Brennpunkt dieser Abtheilung ist aber ein ovaler Hofeinbau, der mit 
der Galerie durch fünf eigens durchgebrochene Bogenöffnungen von reizender 
Wirkung verbunden ist. In diesem Raume kann sich das Publicum gründlich 
belehren, wie die geschmackvolle und schöpferische moderne lnnendecoration 
aussieht. In der Ornarnentik spielen Knoten, Zweige, Schnüre und geraEte oder 
gefaltelte Musseline eine besondere Rolle. Zu den vorzüglichen modernen Räumen 
gehört noch der von Josef Hoffmann im Bildungspavillon, für das Herzigsche 
Prachtwerk „Viribus unitis", dessen Einband übrigens auch von Hoffmann 
herriihrt. Einfachheit und zweckmässige Schönheit sind sein Charakter. 
Der Pavillon, der im Äusseren und Inneren die meiste selbständige Erfindung 
und ein durchaus organisches, modemesWesen zeigt, ist der des Baudepartements
	        
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