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Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 7)

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Die Arbeit Masänobus, eines Künstlers, der von etwa r71o bis 
1750 thätig war und als der Fortsetzer Moronobus, des Begründers 
des künstlerischen Holzschnitts, betrachtet werden kann, zeigt 
einen jungen Mann, der ausgestreckt daliegt und einem hinter ihm 
sitzenden Mädchen die mit Sake (Reiswein) gefüllte Schale hinhält. Die 
Art, wie das Mädchen ihr Gewand zusammenhält, die zierliche Bewe- 
gung, womit sie die Schale ergreift, bekundet die Verfeinerung, die 
Masanobu in die Kunst hineingetragen hatte. Ist auch hier die Natur 
noch gar nicht unmittelbar zu Rathe gezogen worden, fehlt es somit auch 
nicht an Unrichtigkeiten in den 
Verhältnissen, so ist die An- 
schauung von der Drehungs- 
und Beugungsfähigkeit des 
menschlichen Körpers doch so 
lebendig, der Fluss der Umrisse 
so zart und so bestimmt, die 
Cornposition so anmuthsvoll und 
abgerundet, dass man gar nicht 
daran denkt, die Natur als Mass- 
stab anzuwenden, sondern sich 
an der dargelegten Meisterschaft 
bedingungslos erfreut. 
Das Blatt von Ishikawa 
Toyonobu, einem etwas jünge- 
ren Künstler, der bereits die 
ganze weitere Entwicklung bis 
zum vollen Farbendruck erlebt 
hat, begnügt sich mit der Vor- 
führung einer einzelnen Frauen- 
Kodusai, Dame m, Sam, gestalt und ist nach Art der 
älteren Werke mit der Hand 
colorirt, gehört also jener Technik an, aus deren Nachahmung 
der Buntdruck ervvuchs, wie in Europa der Buchdruck aus der 
Nachahmung der Handschriften hervorgegangen war. Die Schöne, 
in reich mit Handtrommel (Tsuzumi), Laub und Gräsern gemustertem 
Obergewande, das sich der Schwingung ihres Körpers anschliesst, 
wendet sich in lebhafter, dramatischer Bewegung, gleich einer gothi- 
schen Jungfrau. Um ein Porträt handelt es sich dabei nicht, sondern 
nur um ein Bild anmuthvollen Gebarens. 
Von diesen Primitiven unterscheiden sich die Meister aus der 
zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts dadurch, dass sie, ohne etwa 

	        
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