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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1877 / 144)

(Besuch des Museums.) Die Sammlungen des Museums wurden im Monat 
August von 10.841, die Bibliothek von 715 Personen besucht. 
(Gonours für Sonlpturen.) Der Gemeinderath der Stadt Wien beabsichtigt für 
den Bau des neuen Rathhauaes vorläufig die Anzahl von dreiunddreissig Statuen zur Aus- 
führung bringen zu lassen und hat zu dem Zwecke unter den Bildhauern Wiens einen 
Concurs erötfnet. 
Jede dieser Statuen soll eine Höhe von 8' G" incl. der Plintbe erhalten; dieselben 
sind für das Aeussere der rückwärtigen und der beiden Seitenfassaden bestimmt und be- 
tragt die Hohe vom Pflaster bis zum Fusspunkte der Statuen circa 15 Klafter. 
Diese Statuen sollen theils allegorische, theils symbolische Bedeutung erhalten. 
Was die Charakteristik und Stylrichtung betrifft, so wird jene von Manierirtheit 
rreie Auffassung gewünscht, wie sie sich in den vorzüglichsten Werken des 13. Jahrhun- 
derts vorfindet. die, ohne den speciellen Anforderungen des Styles untreu zu werden, 
doch in der Gesammtanordnung, sowie im Detail eine Behandlung im Sinne der antiken 
Anschauung gestaltet. 
Jedem der Concurrenten war es freigestellt, sich unter den bestimmten Statuen eine 
oder zwei als Gegenstand seiner Concursarbeit zu wählen; die Modelle waren in der 
Grösse von 1' 6" zur Ausführung zu bringen. v 
Zur Beurtheilung der einlangenden Arbeiten wird eine Jury eingesetzt, bestehend 
aus zwei Mitgliedern des Rathhausbau-Comites und aus je zwei von der k. k. Akademie 
der bildenden Künste und der Künstlergenossenschaft zu wählenden Künstlern unter Zu- 
ziehung des Bauleiters, Oberbaurath Friedrich Schmidt. 
Die Ausführungdieser 33 Statuen soll unter mindestens acht der Concurrenten ver- 
theilt werden, weshalb es Aufgabe der Jury sein wird, unter den eingelangten Modellen 
die gelungenen Arbeiten auszuwählen, deren Verfasser sodann vorbehaltlich der end- 
giltigen Genehmigung des Wiener Gemeinderathes den Anspruch erhalten auf Ausführung 
einer nach Massgabe der Verhältnisse zu bestimmenden Anzahl von Statuen. 
Für die Ausführung jeder dieser Statuen incl. Modell, jedoch cxcl. des Steines, 
wird von Seite der Commune Wien der Betrag von 1200 H. 6. W. bewilligt und wird 
hierbei auf eine sorgfältige Ausführung gerechnet. 
Jeder der Concurrenten verpflichtet sich, die ihm übertragenen Arbeiten so zu for- 
dern, dass die Statuen längstens bis Monat Mai des Jahres 1879 abgeliefert werden können. 
Das Programm für die figurale Ausschmückung der Nord-, Süd- und West-Fassaden 
des neuen Rathhauses lautet: , 
l. Südseite. Ueber dem l-lauptgesimse des ll. Stockwerkes - Standbilder der Re- 
prasentanten der Künste und Gewerbe: 1. Kaufmann, 2. Schiffer, 3. Büchsenmacher, 
4. Goldschmied, 5. Bildhauer, 6. Baumeister, 7. Maler, 8. Schmied, 9. Mechaniker, 
10. Weber. 
ll. Nordseite. Ueber dem Hau tgesimse des ll. Stockwerkes - Repräsentanten 
der Gewerbe: 11. Tuchmacher, 12. ischler, 13. Schneider, 14, Schuster, 15. Brauer, 
16. Wirth, 17. Bäcker, 18. Fleischhauer, 1g. Gärtner, 20 Winzer. ' 
lll. Westseite. Ueber dem Hauptgesimse des ll. Stockwerkes der GEmtindCrBthSSBEl- 
fassade - als Mittelfigur: 21. Vindobona. Rechts und links: 22. Gerechtigkeit, 23. Weis- 
heit, 24. Stärke, 25. Treue. 
lV. An den Pilonen: 26-33. Wehrhafte Bürger in der Tracht des XV.-XVl. 
Jahrhunderts. 
An dieser Concurrenz haben sich 58 Künstler mit 10g Modellen betheiligt, welche 
vom 1G. August bis Ende des Monats im Oesterr. Museum ausgestellt waren. Der "wehr- 
hafte BÜTEEXWK ist durch nicht weniger als 13 Modelle reprasentirt, der Schmied durch 18; 
darnach kommen der Goldschmied mit 7, der Architekt mit 7, der Kaufmann und der 
YVirth mit je 6 Modellen. Der Bildhauer, der Gärtner, der Weber der Tuchmacher, der 
Schuster sind nur durch je ein Modell vertreten. 
(Uhrentndustriaaohule zu Karlstein.) Diese Anstalt wurde seit ihrer ErOtTnung 
(Februar 1875) bis Ende Mai d. J. von a9 ordentlichenlund 4 ausserordentlichen Schülern 
besucht. Von den ersteren haben erlernt; 4 die Wanduhrmacherei, 15 einzelne Zweige 
der Wanduhrmacherei, 5 die Erzeugung von Federzuguhren, 3 die Erzeugung von Pendel- 
uhren, je 1 die Erzeugung von Taschenuhren und die Anfertigung von Drehbänken für 
Uhrmacher; 18 dieser Schüler wurden mit Ende Mai aus der Anstalt entlassen. Von den 
4 ausserordentlichen Schülern, welche die Anstalt nur nach Massgabe der ihnen bei ihrer 
regelmassigen Beschäftigung freigebliebenen Zeit besuchten, wurden 2 in der Anfertigung 
von Federzuguhren und 2 in der Anfertigung und Reparatur von Taschenuhren unter- 
richtet, Durch die Theilung der Arbeit wurde eine bedeutende Ermässigung in dem 
Preise der Uhren erzielt, so dass eine massive Wanduhr mit Schlagwerk (ohne Zilferblatt) 
von dem früheren Preise per 2 H. bis 2 tl. 20 kr. auf 1 fl. 60 kr. herabgesetzt werden 
konnte, ohne den Verdienst der Arbeiter zu schmalern. NVahrend einiger Zeit war die
	        
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