der erdgeschossigen Eck-Erker ist rechtwinkelig oder polygonal, in den
meisten Fällen jedoch in solchen Dimensionen angelegt, dass durch
dieselben eine erhebliche Vergrösserung der Stuben erreicht wird und
der Erkerraum zur Aufnahme des Speisetisches mit Wandbänken
geeignet ist. Die hier in Betracht kommende geringe Höhe des Erd-
geschosses im Zusammenhange mit der grossen Breitenanlage solcher
Erker gibt denselben zumeist ein gedrungenes Aussehen. Der obere
Abschluss ist hier conform jenem der hängenden Flur-Erker durch
kleine I-Iohlkehlengesimse und gemauerte Pyrarnidendächer gebildet,
wenn nicht die Bekrönung unmittelbar mit einer im Obergeschosse
ausladenden Gallerie verbunden ist. Das Fensterrahmenwerk, ein-
schliesslich der Eck- und Mittelpfosten, ist wie bei allen übrigen Tiroler
Bauemhaus-Erkem in Holz ausgeführt.
Zahlreich ist die Anwendung der durch mehrere Stockwerke
reichenden Eck-Erker bei Adelsansitzen und Schlossbauten neben den
durch alle Geschosse aufgeführten Eckthürmchen zu finden. Ihre
Grundform ist gewöhnlich polygonal und in einzelnen Fällen, be-
sonders wenn sie zur Aufnahme von Wendeltreppen dienen, auch
kreisförmig.
Die mehrstöckigen Erker an den Hausfronten und Ecken geben
den tirolischen Städten durch ihre oft ausserordentlich dicht gedrängte
Anordnung und die mannigfaltigen, in den Stilformen ihrer Entstehungs-
zeit gehaltenen Baudetails einen eigenartigen Charakter. Dieser tritt in
den älteren Stadttheilen von Innsbruck, Bozen, Meran, Brixen, Bruneck
und Sterzing, wo an den Strassenfronten im Erdgeschosse Arcaden
(sogenannte „Lauben") angeordnet sind, noch markanter hervor,
da hier die Pfeiler und Bogen, mit den darüber gesetzten Erkern in
Verbindung tretend, oft sehr günstige Effecte erzielen.
Zur ausgiebigen Beleuchtung ihrer tieftractigen Räume bedürfen
die nach altdeutscher Bauart mit den schmalen Fronten gegen die
engen Gassen gestellten Wohnbauten einer grösseren Anzahl von
Erkerfenstem ebensowohl wie zur besseren Ventilirung. Sonach sind
die Erker der tirolischen Städte augenscheinlich denselben Bedürfnissen
entsprungen wie jene der mittelalterlichen Städte des Nordens, doch
wird bei ersteren der weiters beabsichtigte Zweck, einen seitlichen
Ausblick nach der Strassenrichtung zu ermöglichen, vielfach durch die
zu dicht gedrängte Anordnung solcher Ausbauten illusorisch.
Von den fortificatorischen Umwallungen der alten Tiroler Städte
ist nur wenig bis auf die neuere Zeit erhalten geblieben, und nur das
Städtchen Glurns im Vintschgau besitzt noch einige Thorthürme mit
kleinen Wurf-Erkem.