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Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 9)

Kunst bewahrt hat - und 
Deren sind glücklicherweise 
unzählbar viele - er fühlt sich 
doppelt wohl, wenn seine 
Wohnräume, oder wenigstens 
einer derselben, den Geist 
jener Zeit athmet, die ihm 
besonders lieb ist, jener Zeit- 
und Culturepoche, in deren 
Studium er sich besonders 
gerne vertieft. Zwar eifern gar 
viele Theoretiker gegen die 
Anschaffung von Wohnräumen 
im Stile der Renaissance, des 
Rococo oder des Empire. 
Wozu, rufen sie, einen 
Renaissance-Speisesaal, einen 
Rococosalon, ein Louis XVL- 
Boudoir und einen Empire- 
Musikraum, wozu all das, wo- 
zu die alten Stile, wenn wir, 
die Bewohner selbst, nicht auch in der Tracht jener Zeit einher- 
gehen und wenn wir selbst im Denken, im Thun, in Allem so grund- 
verschieden von jenen Perioden sind? - Dieser Einwurf ist grund- 
falsch, denn um das Alte verwerfen, ad acta legen zu können, bedarf es 
eines vollwichtigen Ersatzes, und der fehlt uns bis dato noch gänzlich; 
und was den Gegensatz zwischen alter Umgebung und neuer Tracht 
anbetrifft, so ist diese letztere hier ebensowenig eine nothwendige 
Bedingung, als es vonnöthen ist, zum Geniessen und Verstehen eines 
alten Gemäldes im Gewande eines Dürer, eines Rembrandt oder eines 
Watteau stecken zu müssen. Wir thun alles, suchen sogar einen gleich- 
altrigen passenden Rahmen, um das Gemälde möglichst einheitlich, 
möglichst ursprünglich auf uns wirken zu lassen - damit aber ist die 
Grenze erreicht. Wer dazu noch eine Maskerade braucht, der soll mit 
der Kritik zu Hause bleiben. Der Rahmen gehört zum Bilde und das 
Ganze ist für uns zum Augengenuss geschaffen. In gleicher Weise 
soll auch eine harmonisch wirkende Wohnungseinrichtung dem 
Bewohner wie dem Besucher nicht nur das blosse Bedürfnis stillen, 
sondern so angelegt sein, dass sie wohlthuend auf Geist und Sinne 
wirke, anregend durch künstlerische Ausstattung, angenehm, beruhi- 
gend durch abgerundete, nicht überladene Einrichtung. Wer seine 
 
Schlosshof von Issogne
	        
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