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Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 10)

Ein paar Worte, ein paar Zahlen, mitgetheilt in einer Zeitschrift, 
die noch ganz zart an Alter ist, damit werde ich nun freilich das 
erwähnte, hier bekämpfte Vorurtheil von der Unbedeutendheit des 
Gemäldebesitzes in Wien nicht beseitigen. Sicher wird die kurze 
Erörterung aber einige aufmerksame Leser finden, vielleicht sogar 
solche, die ihre reichen Mittel auch dazu verwenden, den alten Ruf 
der Galeriestadt frisch zu erhalten. 
Zu den Abbildungen noch einige Zeilen: Das Figurenbild, das 
auf Seite 33x in Lichtdruck erscheint, ist ein Bestandtheil der Samm- 
lung des Professors Andreas Ritter v. Reisinger in Wien, ein Werk 
vomehmster Art, das auch eine interessante Geschichte hat. Bevor 
es in Professor Reisingers Besitz gekommen war, bildete es ungefähr 
ein Vierteljahrhundert lang eine Zierde der berühmten Galerie 
Adamovics. In dieser hat es auch Baron Rumohr gesehen, der es in 
seiner „Reise durch die östlichen Bundesstaaten in die Lombardei" 
folgendermassen beurtheilt: „In dem Gemäldecabinet des Herrn Hof- 
rath v. Adamovics zu Wien fand ich ein Altarblatt, auf starkem 
I-Iolze gemalt, das vormals im Besitze des Staatskanzlers Fürsten 
Kaunitz war und demselben von einem Papste soll verehrt worden 
sein. Gewiss steht auf der Rückseite des Bildes ein Siegel mit den 
päpstlichen Insignien. So viel von der unstreitig guten Herkunft dieser 
interessanten Tafel, auf welcher die Madonna, Sa. Caterina, S. Johannes 
Baptist und andere Heilige dargestellt sind. Nach wiederholter Be- 
sichtigung überzeugte ich mich selbst vollkommen, dass Correggio 
diese Tafel um einige Jahre früher, als das älteste der vier Altar- 
gemälde der Dresdener Galerie gemalt haben müsse. Ich genoss die 
Befriedigung, dass eine Vereinigung der besten I-Iistorienmaler Wiens, 
der Herr Führich, Steinle etc. hierin nach längerer Besichtigung und 
mehrseitiger Erwägung meiner Gründe zuletzt mir unbedingt beizu- 
pflichten schienen." Rumohr scheint in allem Wesentlichen recht zu 
haben. Das Bild war sicher vorher in der Galerie des Fürsten Wenzel 
Anton Kaunitz, dessen Stempel es rechts unten trägt; auch dürfte die 
Benennung Correggio viele Freunde finden, obwohl unser Gemälde in 
den Entwicklungsgang Correggios, wie er neuestens von Corrado Ricci 
aufgebaut worden ist, nicht vollkommen hineinpasst, da es das ferra- 
resische Moment besonders stark hervortreten lässt. Ein päpstliches 
Siegel mag vorhanden gewesen sein. Einen wichtigen Befund aber 
haben Rumohr und Adamovics, sowie die beigezogenen Kenner über- 
sehen, dass sich nämlich auf der Rückseite die Brandmarke der Galerie 
Karls I. von England findet: C. R. mit einer Krone darüber. Erst der 
gegenwärtige Besitzer des Bildes hat diesen Umstand beachtet. Geht
	        
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