Egypterin (n. o. Miethke)
nicht verleugnen können. Die Myrina-
gruppe ist für grüne Bronze mit Ver-
goldungen gedacht und würde ausge-
führt eine grossartige Wirkung
machen.
Im Jubiläumsjahre hat Strasser
decorative Plastik im grossen Maass-
stabe gebracht. Zwei der wichtigsten
Räume in der Jubiläums-Gewerbe-
ausstellung standen in seinem Zei-
chen. Der Seidenhof enthielt acht
überlebensgrosse Figuren. In der
Mitte das Standbild des Kaisers im
Vliess-Ornat, mit drei allegorischen
Sitziiguren am Sockel: der Färberei
(männlich), der Weberei und Ap-
pretur (weiblich), alle drei in lebens-
voller Haltung, mit gross in die Luft hinausfliessenden Draperien.
In vier Seitennischen aber sassen vier kolossale weibliche Gestalten,
die sich auf die Geschichte der Seide beziehen: Die chinesische
Königstochter Si-Ling-Chi, die japanische Prinzessin Yuriaku, eine
venezianische Dame des 1 6. Jahrhunderts und Kaiserin Maria Theresia.
Die beiden ostasiatischen Damen fanden sofort den allgemeinen Beifall,
weil die specifische Schönheit
ihres Typus und die Herrlich-
keit ihrer reich gestickten
Costüme,derkunstvollgeschnitz-
ten Thronsessel u. s. w. alle
Augen bestach. Si-Ling-Chi hat
vor sich eine reizende, mit dem
Kaiserdrachen geschmückte
Bronzesäule stehen, auf deren
Capitäl ein Kissen liegt; auf
diesem ruhen ihre schönen
Hände und halten ein Maul-
beerblatt, an dem zwei Seiden-
raupen knuspern. Yuriaku aber,
mit offenem, lang und schlicht
(heiligenmässig) herabfliessen-
dem I-Iaare, hält ein grosses
Buch, die Geschichte der Seiden-
Nubischer Knabe (Rudolf E. Canzi)