Gemüthspinsel gemalt; das andere ein Durchbruch im Tannenwalde, der mit
bethörender Sicherheit die Wirkung der „Verduren" aus der Manufaeture des
Gobelins trifft. Auch Femand Khnopff hat seine hiesigen Anhänger wieder sehr
befriedigt. Unter den Deutschen steht diesmal Uhde weit voran. Sein grosses
„Abendmal", das heuer in München auftauchte, ist eines seiner besten Werke.
Er kehrt hier von seinen letztjährigen Bestrebungen, alten Historienrnalern die
grosse bestimmte Form abzulernen, zu seiner ersten Weise zurück, die auf Licht
und Luft den Hauptwerth legte. Seine Stubenscene ist von einem ärmlichen
Öllämpchen beleuchtet, in deren warmes Licht durch ein viereckiges Fenster des
Hintergrundes eine kaltgraue Aussendämmerung hereinfällt. Die Mischung ist
überaus fein und mannigfaltig, das ganze Licht- und Schattenspiel mit wahrer
Virtuosität gegeben. Fast vergisst man darüber die Innigkeit zu loben, die der
Künstler dem Ausdruck seiner Köpfe gibt. Vortreffliche deutsche Bilder sieht man
noch von Skarbina, Dill, Bartels, Zügel, Mackensen; Slevogt und Exter sind sehr
gereift; die Münchener Wilhelm Voltz („Grablegui-lg" mit feierlichen Farben-
werthen) und Alois Hänisch mit starkfarbigen Landschaftsstudien fallen zum
erstenmal besonders auf. Die einheimische Malerei gibt diesmal eine starke Kraft-
probe und man muss wahrheitsgemäss feststellen, dass sie neben all dem inter-
essanten Ausland in Ehren besteht. Trotz des Hausbaues und anderer Arbeits-
sorgen hat die Secession ein vollwerthiges Material an den Tag gefördert. Ihr
Präsident, Gustav Klimt, steht mit einer Reihe neuer Bilder, so wenig sie dem
grossen Publicum zu Gefallen gemalt sind (im Gegentheill), ganz auf dem Niveau.
Seine vielbesprochene Pallas Athene in Goldhelm und cyan-goldener Schuppen-
Aegis ist eine echt secessionistische Göttin, von aparter Farbenpoesie der Person,
wie der Ausrüstung. Dieses kühne Werk, das an allen Überlieferungen vorbei-
geht und nur dem persönlichen Gefühl folgt, wird in der Wiener Malergeschichte
denkwürdig bleiben. Noch andere Klimtiana zeigen diese poetisch-malerische
Ader in voller Eigenart. Das Sitzbildniss einer schönen Rosa-Dame im Park hat
auch bei der Menge einen grossen Erfolg. Bei mehreren Mitgliedern sind starke
Fortschritte im Sinne der Klärung zu vermerken. Bernatziks „Märchen" ist voll
grüner Dämmerpoesie. Krämer's inhaltreiche kleine Bilder aus Bremen und
Rotterdam sind mit einer eigenen Verve vorgetragen, nicht nur der spiegelnde
Rathssaal, sondern auch die wasserreichen I-Iafenbilder. Bacher's Mädchenstudie
ist mit grossem Talent ins Modemere gearbeitet. Jettels feine Landschaften sind
alle sofort verkauft worden. Molls Peterskirche zeigt ihn mit breiterer Technik,
während zwei norddeutsche Interieurs noch in die frühere Kleinmeisterei gehören,
alle drei aber dem Beschauer sehr viel zu sagen haben. Engelharts neueste Studien
von Gartengrün und Sonnenflimmer stecken voll lauschenden Talents. Hohen-
bergers Chiemseebildertasten feinschmeckerisch im Kühlen. C. Sigmundts„Altstad "
hat die Poesie der rothen Dächer, Tichy, König, Friedrich, Myrbach (Algraphie)
sind nicht zu übersehen. Die Krakauer sind nachgerade beliebt geworden. Josef
Mehoffers grosse Salonscene („Das Gespräch") ist von einer wuchtigen Eigenart
der Farbe, Form und Behandlung, die immer neues Erstaunen erregt. Mit umso
grösserem Interesse sieht man sein drastisches Selbstbildnis mit dem starren
Wald von rothem Haar. Die Studienköpfe von Axentovicz gingen ab, wie warme
Semmeln, auch die vegetabilischen Phantasien von Stanislawski. Julian Falats
Skizze zu Napoleons Übergang über die Beresina (Panorama) erinnert an frühe
Pettenkofens („Russisches Lager an der Theiss"). Der Prager Hynais erfreut