MAK
Seite 372 
Nr. 24 
Meine Ansichtskartensammlung. 
Von H. von Raimann (Bad Ischl). 
eignissen, die sich auf unserer Erde abspielen werden 
oder abgespielt haben. In mehr oder weniger künstleri 
scher Ausführung erhielten wir die Mitteilungen, aber bei 
dieser Art Karten fragt man nicht so sehr nach der Aus- 
Alle Geschehnisse der letzten zwanzig Jahre ziehen 
mit wenigen Ausnahmen — an meinen Blicken vorbei, 
wenn ich die bunten Blätter betrachte, die eifrige Men 
schen verfertigt haben, um Kunde zu geben von den Er- 
viiren mit zarten Farben oder in einfarbiger Tintierung 
und so gehen meist interessante Darstellung und an 
nähernd vollkommene Herstellung Hand in Hand. Frei 
lich ist dies erst eine Errungenschaft neuerer Zeit. Wenn 
ich die Karten ansehe, die vor beiläufig fünfzehn Jahren 
uns geboten wurden, und die man damals hübsch fand, 
so ist das nur ein neuer Beweis für die altbekannte Tat 
sache, daß das Auge des Menschen erzogen werden muß, 
und erzogen werden kann. Und wirklich — wir sind er 
zogen worden, derart, daß wir vielleicht jetzt schon etwas 
zu verwöhnt sind, und zu große Forderungen stellen an 
diesen Zweig der Industrie. 
Wenn wir nun auf die Sujets übergehen, und sie 
Revue passieren lassen, sehen wir, daß es bei uns in 
Oesterreich in erster Linie unser Kaiser ist, der immer 
von neuem im Bilde vor uns erscheint, und man muß sich 
wundern, wie erfinderisch die Köpfe in den lithographi- 
Fig. o. 
sehen Anstalten sind, die uns alle halben Jahre die Ge 
stalt des greisen Herrschers in Serien verschiedener 
Karten zu zeigen imstande sind. Namentlich viel verlangt 
werden die Bilder, die den Kaiser als Jäger zum Gegen 
stand haben, und wer die Möglichkeit hatte, den Mon 
archen in Ischls Bergen in dieser Tracht zu sehen, für 
den ist es geradezu erstaunlich, wie getreu die natürliche, 
ungezwungene Haltung, die gewinnende Güte, die in der 
einfachen Landumgebung ja noch mehr zum Ausdruck 
kommen kann, als in der immerhin steiferen Etikette der 
Stadt, wiedergegeben ist. 
Fig. 6. 
führung, weil der Gegenstand dominiert. Gewiß ist es er 
freulicher. wenn die interessante Begebenheit auch auf 
hübsche Weise vorgeführt wird, und nach Möglichkeit 
nehmen ja unsere großen Kartenverläge auf eine gefällige 
Art der Herstellung Bedacht. Die Photographien werden 
mit tunlichst wenig ülanzlichtern angefertigt, die Gra- 
Ich besitze eine kleine Separatsammlung von Bildern 
des Kaisers, zirka 900—1000 Stück in allen Lebensaltern, 
bei allerlei Anlässen. Von dem kleinen, kaum einjährigen 
Kind auf den Knien seiner schönen Mutter, der Erz 
herzogin Sophie, bis zum heutigen Tage, als Zweiundacht- 
zigjähriger zur Jagd reitend. Alle Jahre dazwischen sind 
vertreten, und die markantesten Ereignisse und Zeiten in 
des Kaisers Leben: im Kreise seiner Geschwister sehen 
wir ihn, heiter spielend: neben Radetzky die Feuer 
taufe empfangend; als Jüngling in der Burg zu Olmütz 
nie Bürde der Krone mutig übernehmend; als Bräutigam 
am Starnbergersee bei München mit der »Rose von 
Bayern«, bei seiner Hochzeit in der Augustinerkirche zu
	        
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