zahlreiche römische Gläser nachgebildet hat, verzichtete wegen
Mangels an geeigneten Hilfskräften darauf, diese Kanne zu imitiren
und bezweifelte selbst, dass sich deren heute in Murano finden
würden. In demselben Grabe der Luxem-
burger Strasse befanden sich noch Bruch-
stücke einer zweiten, ganz gleichen
Kanne; eine dritte, ziemlich gut erhaltene
ist angeblich aus Krefeld in das Kensing-
ton-Museum gekommen, eine vierte, nur
fragmentarisch erhalten und kleiner als die
anderen, wurde in Strassburg gefunden
und ist in der dortigen Sammlung von
Alterthümem aufbewahrt.
Der Schlangenfaden verläuft bei den
Rosettenkannen völlig rund und glatt in
gleichmässiger Stärke, ist also schon vor
der Auflage fertig gezogen; bei allen
anderen Stücken finden sich bandartige,
plattgedrückte Stellen, welche mit dichten
Chamhesmmv häuswm waumß Schrägerippen versehen sind, die meisten
Richartz bei farblosem Fadenschmucke, der farbige
ist dünner und zierlicher. Gewöhnlich
wechselt das I-Iauptmuster in zwei Farben, weiss und azurblau, seltener
in weiss und goldgelb oder azurblau und goldgelb. Bei der Rosetten-
kanne des Museums Wallraf-Richartz sind die aus weissen Wellen-
fäden gebildeten Fruchtschnüre mit lackrothem Glasflusse unterlegt.
Die senkrechten Schlangenwindungen, welche die einzelnen Muster
trennen, eingestreute Ornamente, wie Brillenspirale, Triquetrum,
bestehen aus Fäden, welche in gepulvertes Blattgold getaucht und
dann aufgelegt sind. Da die Vergoldung nicht mit farblosem Glase
überfangen ist, reibt sie sich leicht ab.
Die edlen Formen der Gefässe, die flotte Art der Decoration,
verbunden mit einer heiteren, glänzenden Farbenwirkung, machen
die Schlangenfadengläser zu einer der interessantesten Specialitäten
der antiken Glasindustrie. Über die Entwicklung fast aller Arten von
Fadenverzierung gab uns bisher die altägyptische Glaskunst Auskunft,
auch die Frage, woher die Muster unserer Gläser stammen, kann sie
- zum Theile wenigstens - beantworten: Ähnliche phantastisch-
regellose Windungen beschrieb der Stift des alexandrinischen Glas-
machers, wenn er Schmuckperlen decorirte. Aber bei der Verzierung
grösserer Flächen musste man sich doch bei aller Freiheit und