9 Schuh hoch bis an die Säulenbasis reicht, bläulich, roth, weiss,
gesprenkelt mit braunen Flecken kam vom Untersberg bei Salzburg
und von Adneth bei I-Iallein. Die Säulenstämme sind vortrefflich von
Holzinger in stucco lustro ausgeführt, was sich jetzt nach 180 Jahren
noch erweist. Die Uhrkästen auf den Kaminen, wozu Sattler die
Ornamente schnitt, und die Spiegelrahmen sind von Meister Jegg, die
Vergoldungen im ganzen Saale von Meister Müller (X7311), die vier
Ovalspiegel an den Kaminen gierigen 1736 aus der kaiserlichen Fabrik
in Wien hervor, 31 Zoll hoch, 24 Zoll breit. Die zwei Stockuhren,
welche einst die Parademärsche jener Zeit zu spielen verstanden, sind
von dem vielgesuchten Meister Georg Peiskammer in Steyr x73:
gemacht worden.
Wenn wir noch die höchst gelungene Flächeneintheilung der
kolossalen Saalthiiren mit der eingelegten Zierarbeit Jeggs in ver-
goldeten Rahmen und die feinen gravirten, mit Bronzefiguren
prangenden Schlossgehäuse betrachten, müssen wir gestehen, dass
hier alles gross gedacht ist und von einer bedeutenden Kunstfertigkeit
des Handwerks damaliger Zeit Kunde gibt. In demselben Jahre, in
welchem der Saal endlich fertiggestellt wurde, 1732, lud der Tod den
Stifter desselben, Propst Joh. Bapt., in sein kleines Kämmerlein.
Ist es Prandauer gelungen, hier einen für jede Majestät geeigneten
Prunkraum zu schaffen, so müssen wir sein Talent gleichermassen
bewundern, wenn wir die äussere Gestaltung dieser Herrlichkeit in
Betracht ziehen. Auf Seite 46 ist die Südseite des Stiftes abgebildet.
Der Mittelpavillon, ein Risalit von sieben hohen Saalfenstem und
ebenso vielen darüberliegenden kleineren, mit dem Mansardendach
und den oeils de boeuf an der Stirne, zeigt zwar keine originelle
Invention, denn wir haben den ausgesprochenen Stil Ludwig XIV. vor
uns, gibt aber gleichwohl Zeugnis von einer glücklichen Einfügung
des neuen weltbeherrschenden Geschmacks in den von Carlone be-
gonnenen Palastbau. Was aber an sprudelnder Lebensfülle, an Licht
und Freudigkeit des Daseins die vor uns liegenden Bauformen an sich
haben, verdanken sie gewiss dem österreichischen NaturellPrandauers.
Der vom Beschauer linksseits gesehene Flügel umschliesst die Prälatur
und oberhalb das Landeshauptrnannzimmer sammt Annex, der rechts-
seitige Tract enthält Speisezimmer und darüber das Capitel- und andere
Zimmer. Im Erdgeschoss des Pavillons ist eine grosse, gewölbte Sala
terrena, einst Recreationslocal für vornehme Gäste, jetzt ein
anmuthiger Gartensalon mit I-Iolzingers Stuckverzierungen an
Gewölben und Wänden. Die sieben hohen Saalfenster und die kleineren
darüber auf der Gartenseite und ebenso viele auf der Hofseite