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Volltext: Monatszeitschrift II (1899 / Heft 6)

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Vergnügen nachgeht. Sie sind rein constructiv, ohne jede Ornamentik. 
Die Tapete (blau und orange) wirkt aus der Mitte des Zimmers nur 
als Farbton, nur in der Nähe zeigt sich das discrete Linienomament. 
Bei dem Flügel vermisst man eine wirklich moderne Forrnengebung; 
_ eine solche ist überhaupt noch nicht gefunden. Auch der messingene 
Beleuchtungskörper mit dem uncharakteristischen und kleinlichen 
Blitzrnotiv und den 24 in weitem Kreise aufgehängten Glühlampen 
entbehrt noch etwas der organischen Durchbildung. Im ganzen wirkt 
dieses Zimmer sehr vornehm und eigenartig; der Eindruck der 
Nüchternheit schwindet bei jedem neuen Besuche mehr: man denke 
sich nur die Quartettspieler mit ihren Instrumenten an die Pulte, den 
Spieler ans Clavier und eine andächtige Hörerschaft ringsum, so wird 
von der scheinbaren Nüchternheit nichts mehr übrig bleiben. Der 
Raum ist für den angegebenen Zweck mit grosser Sorgfalt bis ins 
Einzelne durchgebildet und, wie er dasteht, ohneweiters brauchbar. 
Die von den Vereinigten Werkstätten in München hergestellten 
Möbel zeigen übrigens in der Ausführung nicht bloss eine grosse 
Solidität, sondern auch volle künstlerische Feinfühligkeit. Das gilt 
auch von den Möbeln des Schlafzimmers von Bernhard Pankok 
(in Bimbaumholz schwarz polirt, mit Einlagen in ungarischer Esche 
und Mahagoni). An dem Waschtisch und an dem Wäscheschrank fallen 
einige überflüssige geschwungene Streben auf. Sehr fein empfunden 
ist aber in seinen Formen der Spiegel, der mit dem Waschtisch 
verbunden ist, und ebenso beifallswürdig ist die Verbindung des 
Nachttischchens mit einer Ecketagere, wodurch der sonst allein auf- 
tretende Zweck des ersteren in gefälliger Weise erweitert wird. Das 
Zimmer wirkt nicht recht wohnlich, was kein Wunder ist, da neben 
der eigentlichen Zirnmerthür für den Durchgangsverkehr der Aus- 
stellungsbesucher zwei offene Thüren vorhanden sein müssen. Im 
übrigen ist auch hier eine feine, vornehme Wirkung erzielt. 
Hieran schliesst sich ein grösseres Wohnzimmer von Karl 
Gross in Dresden, welches durch eine geschnitzte durchbrochene 
Zwischenwand von kräftiger Anmuth malerisch in zwei Hälften 
getheilt ist. Ausserdem fesseln unsere Aufmerksamkeit besonders 
die beiden Stuckdecken, die eine in Grün von Lischke-Dresden, die 
andere in Weiss von Gross, der hier - den Anregungen des 
trefflichen neuen Häckefschen Lieferungswerkes" folgend - das 
Quallenmotiv in sternförmiger Anordnung als Einfassung für zwölf 
in die Decke eingelassene Glasglocken für elektrisches Licht 
4' Kunstformen der-Natur. Von Ernstl-Iäckel. Leipzig undWien, Biblidgraphisches Institut, 159g. 
L-z. Heft.
	        
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