künstlerische Erziehung des Publicums und damit die Kunst überhaupt
zu fördern, und dass damit ein weit höherer Zweck gegeben ist, als
durch die blosse Gelegenheit, die angesammelte Kunstware an den
Mann zu bringen. Ein Rundgang durch die Räume der diesjährigen
Dresdener Ausstellung ist ein wahrer Genuss. Nicht mit dem Gefühl
der Übermüdung und Überreizung verlässt man sie, sondern ästhetisch
nach den verschiedensten Seiten angeregt. Die reizvolle Mannig-
faltigkeit des Dargebotenen, wie der Ausstattung der Räume hat
daran ihren wesentlichen Antheil.
Der Eintrittsraum ist eine achteckige Kuppelhalle. Diese haben
die Leiter der Ausstellung - Architekt julius Gräbner und Maler
Gotthard Kuehl - in eine Art Garten verwandelt, indem sie die
Wände mit anmuthig ausgeschnittenem grünem Holzwerke ver-
kleideten, in die Nischen streng verschnittene dunkle Lorbeerbäume
stellten und ringsum Rasen mit einzelnen verstreuten Tulpen anlegten.
Mit mannigfachen Abtönungen von Grün wurde so eine eigen-
artige, heitere Wirkung erzielt, die durch die bekannte Gruppe des
elektrischen Funkens von Reinhold Begas in gelungener Weise ver-
stärkt ward.
Höchst überraschend wirkt die nun folgende grosse Halle, in der
die Plastik untergebracht ist; immer von neuem staunt man, wie
hier die drei voll ausgesprochenen Farben: Roth (Fussboden), Gelb
(Stuckwände) und Blau (Fries der Stuckverkleidung), verbunden sind,
wie eine so kraftvolle und dabei doch so harmonische Farbeinwirkung
erzielt worden ist. Gräbner hat es mit seiner Decorationskunst ver-
standen, die conventionell unschöne Architektur des Saales vollständig
für den Beschauer zu beseitigen. Im Hintergrunde hat er eine Terrasse
für die kleineren Bildwerke geschaffen, zu welcher zwei Freitreppen
emporführen; sie bildet den wirksamen Hintergrund für die grossen
Bildwerke des unteren Saales, die hier ganz vorzüglich zur Geltung
gebracht sind, während oben die kleineren Bildwerke Aufstellung
gefunden haben. Unten steht als Hauptstück der allerdings sehr auf .
den Effect gearbeitete, wenig monumentale Brunnen für Bremen von
Maison in München, oben der überlebensgrosse Siegesreiter von
Tuaillon. Besonders bemerkenswert bei der Farbenkunst in der Deco-
ration ist, dass uns durchaus nichts vorgetäuscht wird; jedes Material
will nur das sein, was es in Wirklichkeit ist, aber seine verwendbaren
Eigenschaften werden auch aufs wirksamste ausgenützt. Überhaupt
ist in der Ausstellung durchweg mit der Surrogatwirtschaft, welche
die verflossene Neurenaissance-Periode des Kunstgewerbes so
unleidlich machte, gebrochen. Die Gemälde-Säle bieten eine reizvolle