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die elegante, geschmeidige Form des deutschen Wappenhelrnes,
sondern ist schwerfällig und robust und bei den niederen Rangsclassen
durch das oft schlecht gezeichnete Visier entstellt. Der Helm verräth
im englischen Wappen durch seine Farbe und
Stellung den Rang des Wappenherrn. So führen
die Angehörigen des königlichen Hauses einen en
face gestellten, goldenen, damascirten Helm mit
sechs bars oder Spangen, der Herzog einen eben-
falls en face gestellten, mit Gold gezierten silbernen
Helm mit nur fünf bars, der Marquis, Graf, Viscount
und Baron denselben Helm, aber seitwärts gewendet,
der Baronet und Knight einen en face gestellten,
mit Silber decorirten Stahlhelm mit offenem Visier
(Fig. I9), der Esquire und Gentleman einen seit-
wärts gewendeten Stahlhelm mit geschlossenem
Visier (Fig. I8). Beim Aufreissen und Malen eines
englischen Wappens hat man diese Rangliste der
Helme wohl zu beachten. Vom Baron aufwärts
Fig. 17, Nic. White of
Nordiam, 1633
besitzt der englische Adel noch Rangkronen, die mit Hermelinwülsten
unterlegt und mit goldbequasteten Purpurhauben versehen sind. Die
Vorführung all dieser Kronen würde uns zu weit führen, wer sich dafür
interessirt, möge im „Heraldischen Atlas" die Tafel XVI durchsehen,
worauf alle im Gebrauche befindlichen Rang-
kronen erscheinen, doch sei hier noch be-
sonders bemerkt, dass die englischen Rang-
kronen mit Ausnahme der Kronen des könig-
liehen Hauses keine farbigen Steine auf den
Stirnreifen tragen, wie zum Beispiel die deut-
schen Rangkronen, sondern nur diesen ähn-
liche Zeichnungen in einfacher Gravure be-
sitzen. Unschön und zugleich höchst unheral-
disch ist das Aufsetzen der Helme auf die
Rangkronen, doch dürfen wir Deutsche über
diesen Punkt nicht besonders viele Worte
verlieren, weil unsere Amtsheraldik ebenfalls
derartige Missbildungen in die Welt setzt.
Nun kommen wir zu einer Erscheinung
im englischen Wappenwesen, die uns
Fig. 18, Alexander Pope, 1' 1744
Deutsche fremdartig berührt und die trotz ihrer praktischen Seite vom
rein heraldischen Standpunkte aus sicherlich nicht gut zu heissen ist.
Der Engländer wirft in den meisten Fällen den Helm über Bord und