mit rein gothischer Ornamentik, solche mit Zierweisen der Renaissance
und endlich solche, die sich an eine dieser beiden Arten anlehnen,
aber ersichtlich spätere Umformungen, verdorbene Wiedergaben
sind. Die letzteren sind, weil spät-
zeitlich und zum Theil bis ins XVIII.
und XIX. Jahrhundert hinaufreichend,
noch häufig - die ersteren natürlich
relativ selten.
Die gothischen Schalllochoma-
mente erinnern lebhaft an die Fen-
sterrosetten unserer gothischen
Dome - diese könnten ersteren,
jene den anderen Vorbilder abgeben
- möglich, dass beide Theile aus
gleichen Quellen schöpften. Gewöhn-
lich ist das Fischblasenornament
zur Anwendung gelangt - in viel-
fältigster und erfindungsreichster
Wiedergabe. Zwei vorzügliche Beispiele bieten unsere Abbildungen
Fig. r und 2, deren erstere aus zwei Lagen Holz besteht, daran
die untere die Auszackungen bildet, die obere das Ornamentgerippe
kennzeichnet und durch Linien eingedrückter Punkte belebt ist.
Wesentlich complicirter ist Fig. 2 mit gothischem Sechspass, in
welchen gothische Fischblasen, in diese selbst abermals kleinere
solche eingelegt sind. Die durch die Rose und die Peripherieborte
gebildeten Dreieckfelder sind mit (einst) roth gefärbtem Pergament
unterlegt, darauf aus Holz geschnittene stilisirte gothische Klee-
blättchen aufgeklebt sind. Das Mittelstück der Rosette bildet ein
sechszackiger Stern, der vertieft gelegt und durch zierliches gothisches
Omamentwerk geschmückt ist.
Wie sich die Gothik im Handwerk einzelner Gegenden besonders
lange erhalten hat - ich erinnere nur an die Tiroler Bauerngothik
und an den nordischen Kerbschnitt - so hat sie sich auch bei den
Lautenmachem lange noch forterhalten, als in anderen Gegenden
und in anderen Künsten längst neue Kunstformen zum Durchbruch
gelangt waren. jahrhundertelang hat man jene Lauteneinlagen in
altgewohnterWeise weiter gothischverziert. Das mag davon abhängen,
dass einerseits diese Zierweise gerade für diese Schalllochornamente
sich vorzüglich eignete, anderseits aber darauf zurückzuführen sein,
dass die Fabrication der Musikinstrumente sich in den Familien
traditionell fortvererbte und mit dem Gewerbe vom Vater auf den