MAK

Volltext: Monatszeitschrift II (1899 / Heft 2)

dazu geliefert hat. Wir werden nicht irre gehen, wenn wir annehmen, 
dass die ziemlich enge Thoranlage mit den einfachen, gekuppelten 
Wandpfeilem wohl nach Carlones Entwurf bestimmt war, einen 
bescheideneren Balkon zu 
tragen, dass aber dieser 
den prachtliebenden Prä- 
laten nicht befriedigte und 
dass die gewaltigen Tela- 
moniden, der Doppelbal- 
kon mit seinem reichen Fi- 
gurenschmuck dem Geiste 
Prandauers, der das Gross- 
artige suchte, entspran- 
gen, worin ihm der Prälat 
auf halbem Wege ent- 
gegenkam. Aber auch 
Leonhard Sattler hat 
Ausschnitt der Deckenverzierung um das grusse Gemälde hier ClHC Meisterarbeit 
im K""'g"'g' geliefert, indem er den 
Figuren Leben und edlen 
Gesichtsausdruck verlieh und die nackten Riesenleiber der Tela- 
moniden trefflich zu modelliren verstand. Der gesuchte, aufge- 
bauschte Faltenwurf, das Theatralische in der Haltung mancher 
Figuren sind Fehler, die noch weit grösseren Bildhauern als Sattler 
einer war, in der Barockzeit anhafteten. 
Durch das Portal eintretend befinden wir uns in der Thorhalle, 
deren rundbogige Decke auf vier gewaltigen Pfeilern ruht, welche 
kräftig aus der Mauer der Halle hervortreten und mit Wandpilastem 
geziert sind. Die reich profilirten Gurtbögen und Kanten der Kreuz- 
gewölbe umschliessen eine Fülle von Blumen, Cartouchen und Zieraten, 
welche der Italiener Giov. Manfredi Maderni mit leichter Hand und 
feinem Geschmack in weissem Stucco auf den blassgelben gegrübelten 
(das ist kleinen, wie mit einem Sticheisen in den nassen Anwurf 
gemachten zahlreichen Vertiefungen, um die Grundfläche belebter 
erscheinen zu lassen) Grund aufgelegt hat. Sie geleiten uns bis an 
die doppelseitige Stiege, deren Granitstufen in der Breite von 3'60 
Meter zu den Prälaten- und Gastgemächern im ersten Stock hinauf- 
führen. Der Antritt wird auf jeder Seite durch zwei Paare toscanische 
Säulen flankirt; die Kreuzgewölbe und Gurtbögen mit ihrem 
Schmucke ziehen sich die Stiege hinan; nur dass jetzt die Mittel- 
felder der Gurtbögen von reizenden enkaustischen Malereien lebens- 

	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.