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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Nr. 7/8
frühen Meißener Geschirre. Die Porzellane der
Sammlung Preetorius sind uns von der Mainzer Jahr
tausendausstellung und den entsprechenden Publika
tionen her bekannt.
Das Material, das der Katalog an Möbeln
bringt, ist sehr umfangreich. Unter den gotischen
Möbeln ist wegen der großen Seltenheit eine inter
essante Harnischtruhe mit den Wappen Hohenzollern-
Sigmaringen zu erwähnen. Es sind ferner da: Goti
sche Tische, Schränke, Sitzmöbel, Truhen. Hervorzu
heben wären eine französische Point-Garnitur, sowie
eine Aubusson-Garnitur und sonstige Sitzmöbel.
Naumeisterzeichnungen <
Aus Berlin wird uns geschrieben:
Der Staatlichen Kunstbibliothek ist dank dem Entgegen
kommen des Sammlers C. W'interhelt in Berlin die Er
werbung einer bedeutsamen Sammlung von iBaumeister-
zeichnungen des B 1 amberg er Barock gelungen.
Es handelt sich in erster Linie um eine in dreißigjähriger
Sammelarbeit zusammengetragene ' erhebliche Zähl von Ent
würfen und Skizzen zu Kirchen, Domkurien. Kloster- und
Hospitalbauten wie auch zu Bürgerhäusern, Magazin-, Speicher
und Wirtschaftsgebäuden, zu Straßenregulierungen und dergl.
aus dem Bistum Bamberg aus der zweiten Hälfte des 18. Jahr
hunderts. Die Sammlung bildet eine willkommene Ergänzung
zu den herrlichen Entwürfen Balthasar iNeumanns zum
Würzburger Schloß und zu anderen Bauten des Mainge-biete®,
die der Staatlichen Kunstbibliothek als ,,Peter-Jessen-Stiftung”
Zum Schluß verweisen wir noch auf die große
Anzahl hervorragender Tapisserien aus der
Sammlung Geheimrat Strauß, eine große frühe Brüs
seler Blumentapisserie (ehemals Sammlung Kauff-
rnann), eine Mille-fleurs-Tapisserie mit Wappen, eine
Enghien-Tapisserie, eine große Tapisserie mit dem
Passionszug Christi (ehemals Sammlung Thiem) und
viele andere mehr. Daneben kommen Teppiche und
Textilien zum Ausgebot.
Der mit 89 Tafeln reich illustrierte Katalog ist
durch Hugo H e 1 b i n g in Frankfurt a, M, zu be
ziehen.
cs Nürnberger Narock.
vor rund 10 Jahren aus dem Kreise ihrer Freunde gestiftet
worden sind. Die neuerworbenen Blätter können deshalb ein
besonderes Interesse beanspruchen, weil es in der Hauptsache
Entwürfe und Baurisse für schlichte Kirchen und Klosterbauten
meist auf dem Lande, und für einfache Bürger- und ländliche
Gebäude in Bamberg und Umgebung sind. Sie sind Zeugnis da
für, wie das Wirken Balthasa- Neumanns und das seiner Vor
gänger, der Dienzenhofer, in den Mainbistümern in einer langen
Reihe bodenständiger Meister bis zum Ausgange des 18. Jahr
hunderts fortgewirkt hat, nur, daß der reiche und bewegte Stil
der Mitte des 18. Jahrhunderts allmählich einer Vereinfachung
und Beruhigung Platz gemacht hat.
Direktor Hermann Schmitz hofft, die neuerworbene
Sammlung der Oeffentlichkeit durch eine Ausstellung Zugänge
lieh zu machen, sobald die Umbauten für die Staatliche Kunst
bibliothek im ehemaligen Kunstgewerbe-Museum beendet sind.
Niedicina
Die medizinische Fakultät der ältesten euro
päischen Universität, der Sorbonne von Paris, be
sitzt seit Jahrhunderten die Gepflogenheit, zu den
Dekanatswahlen eine Medaille mit dem Bildnis der
neuerwählten Spektabilität herauszugeben. Es gibt
auf der ganzen Welt eine einzige Person, die eine
lückenlose Sammlung dieser sogenannten „Pariser
Jetons“ vom frühesten Mittelalter an besaß — das
war der berühmte Triestiner Augenarzt Professor
Dr, Josef Breitauer, der 19^^verstarb, Brettau
ers Sammlung, die den Titel führt* „Medicina in num-
mis" (die Medizin in Münzen), war der Universität
(in Wien vermacht worden, und nach mannigfaltigen
Schicksalen, nach einem Dornröschenschlaf im nu
mismatischen Lehrapparat des Professors Kubicek
im Souterrain des Hauptgebäudes auf dem Franzens
ring, nach einer kurzen Zeit im Josephinum unter
der Obhut Professor Neuburgers, gelangte die wert
volle Sammlung schließlich in das Kunsthistorische
Museum, wo sie heute noch, zum großen Teil uner-
öffnet, steht. Nur eine kleine Schausammlung mit den
seltensten und schönsten Stücken hat Hofrat Doktor
L ö h r, der unermüdliche Chef des Münzenkabinetts
des Kunsthistorischen Museums, dem Publikum in
vier Tafeln im Schausaal Nr. 3 zugänglich gemacht,
und es ist nicht zuviel gesagt, daß eine Besichtigung
dieser Schausammlung sich für den Laien wie für den
Historiker und Mediziner lohnt, wie ja überhaupt das
viel zu selten besuchte Münzkabinett des Kunsthisto
rischen Museums eine Menge unbekannter Schätze
birgt, die erst vom Publikum entdeckt werden müß
ten. Ueber die Größe des numismatischen Besitzes
gewinnt man eine Vorstellung, wenn man erfährt,
daß nur ein Prozent der Sammlungen ausgestellt
in nummis.
ist. Eine Anzahl von Fachleuten, vor allem Doktor
H o 1 z m a i e r, sind an der wissenschaftlichen Arbeit
der Klassifizierung und Katalogisierung. Dr. Holzmaier
hat in jahrelangem Bemühen den Katalog der großen
Brettauerschen Sammlung nahezu fertiggestellt,
7500 Stück.
Woraus besteht nun die große, mehr als 7500
Stück umfassende Brettauersche Sammlung? Nun,
man muß selbst die Berichterstattung in eine Art
System bringen, will man auch nur einen annähern
den Ueberblick über den Inhalt gewinnen. Die
erste enthält nur Medaillen auf Aerzte und Natur
forscher Da ist etwa die kostbare Porträtmedaille
des großen französischen Arztes Benjamin, Sohn des
Elie, aus der Zeit um 1500, da sind die Bildnisse der
mittelalterlichen deutschen Mediziner usw. Bis auf
hieratische Medaillen des Aeskulap reicht diese
Gruppe zurück. Die nächste, eine der reichhaltigsten,
trägt den Namen „Pestilentia in nummis“ und hat
bezug sowohl auf die verheerenden Cholera- und
Peslepidemien der Vergangenheit wie auch auf die
sogenannte „Kleine Pestilenz“, das heißt auf Tier
seuchen, Wetterschäden 1 , Hungersnot usw. Diese
metallenen Denkmäler der furchtbarsten Heimsu
chungen, aus denen zugleich oft der heimliche
Wunsch nach Beschwörung, nach Ueberlistung der
tödlichen Krankheit und Not sprechen, wirken auf
jeden, der historisches Verständnis besitzt, wahrhaft
ergreifend. Besonders die Pestamulette mit all ihren
„Segen“, die im Namen der Heiligen Benedikt und
Zacharias die Seuche bannen sollten, die sogenann
ten „Ulrichskreuze“ aus Augsburg, die Pestdukaten
mit wunderschön in getriebenem Silber hergestellten