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Volltext: Monatszeitschrift II (1899 / Heft 10)

Henkel, durch den ein aufrechter, fixer Ring in Gestalt einer Brillen- 
schlange geht. Modernes Spiel mit alten Cultsymbolen. In ähnlicher 
Weise steigt rechterhand aus einem andersgeformten Dreifusskessel 
ein goldener Ölbaum auf. Das metallische Gold verläugnet seine 
heiter festliche Wirkung nicht. 
Um die goldenen Bäume her ist an der Wintergartenwand ein 
ganzes Musenconcert gemalt. Neun Musen mit allem nothwendigen 
Apparat, links die ernsten, rechts die heiteren. Die Hauptfigur ist 
links Kalliope. In reichgefälteltem lichtrosa Gewand, ein Pantherfell 
mit goldenen Pranken umgeworfen, mit goldenem Gürtel gegürtet, 
steht sie da. Ihr Wolterprofil blickt begeistert nach oben, das schwarze 
Haar hat die„Matsch-Frisur",wie die Wolter sie nannte, der er diese 
Haartracht für ihr Bildnis im Burgtheater combinirt hatte. Ein safran- 
farbiger Kopfschleier rafft nämlich das schwarze Haar hinten sack- 
artig empor. Kalliope steht aufrecht neben dem goldenen Lorbeer- 
baume und dirigirt mit beiden Händen hinter dem Pilaster durch. 
Linkshin lagern auf purpurnem Rosenteppich vier andere Göttinnen. 
Melpomene, eine helle Blondine mit dunklen Augen, in weissem 
Florgewand mit zwei tragischen Masken als Spange, eine goldene 
Krone auf dem Haupte, eine Schriftrolle in der Hand. Dann Klio, eine 
Brünette mit röthlichbraunem Haar und blauen Augen, das Gewand 
ernst violett, die Hand einen Papyrus haltend. Beide haben den Mund 
herb geschlossen, die Tragische hat einen nervösen Zug. Dann 
Urania in Himmelblau, mit tizianblondem Haar, warmem Teint, 
grossen emporblickenden Augen. Hinter ihr Polyhymnia, mit dem 
Goldreif im schwarzen Haar, über das ein witwenhafter Schleier fällt. 
Rechts ist Euterpe die Hauptfigur. Eine wolkenhaft zarte Blondine, 
mit einem Kranz weisser Tubarosen im Haar, als Symbol des 
Berauschenden, Duftigen ihrer leichten Musik; ein durchsichtiges 
koisches Gewand umfliesst ihre schlanken Glieder und sie hat einen 
weissblühenden Zweig des Pfeifenstrauches (Syringa vulgaris) durch 
den Gürtel gesteckt. Von ihren Schultern hängt hinten ein gestickter 
brauner Mantel schwer herab und ihre Hand hält die Doppelflöte 
zur Begleitung des Chores. Neben ihr setzt sich nach rechts der 
Rosenteppich fort und es folgen noch drei Göttinnen. Rechts in der 
Ecke sitzt Thalia in einem Gewand vom hellsten Gelb, das fein 
plissirt weithin ausgebreitet liegt; ihr feuerrothes Haar ruht mit einer 
reichen Flechte über der Stirne; ein ganz archaisches Lächeln liegt 
auf dem Antlitz, eine Hand hält die Panspfeife. Hinter ihr in grünem 
Gewande Terpsichore. Sie bückt sich geschmeidig vorwärts und 
flicht Rosen in ihr schwarzes Haar. Dann Erato, mit der Flöte, blond,
	        
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