Henkel, durch den ein aufrechter, fixer Ring in Gestalt einer Brillen-
schlange geht. Modernes Spiel mit alten Cultsymbolen. In ähnlicher
Weise steigt rechterhand aus einem andersgeformten Dreifusskessel
ein goldener Ölbaum auf. Das metallische Gold verläugnet seine
heiter festliche Wirkung nicht.
Um die goldenen Bäume her ist an der Wintergartenwand ein
ganzes Musenconcert gemalt. Neun Musen mit allem nothwendigen
Apparat, links die ernsten, rechts die heiteren. Die Hauptfigur ist
links Kalliope. In reichgefälteltem lichtrosa Gewand, ein Pantherfell
mit goldenen Pranken umgeworfen, mit goldenem Gürtel gegürtet,
steht sie da. Ihr Wolterprofil blickt begeistert nach oben, das schwarze
Haar hat die„Matsch-Frisur",wie die Wolter sie nannte, der er diese
Haartracht für ihr Bildnis im Burgtheater combinirt hatte. Ein safran-
farbiger Kopfschleier rafft nämlich das schwarze Haar hinten sack-
artig empor. Kalliope steht aufrecht neben dem goldenen Lorbeer-
baume und dirigirt mit beiden Händen hinter dem Pilaster durch.
Linkshin lagern auf purpurnem Rosenteppich vier andere Göttinnen.
Melpomene, eine helle Blondine mit dunklen Augen, in weissem
Florgewand mit zwei tragischen Masken als Spange, eine goldene
Krone auf dem Haupte, eine Schriftrolle in der Hand. Dann Klio, eine
Brünette mit röthlichbraunem Haar und blauen Augen, das Gewand
ernst violett, die Hand einen Papyrus haltend. Beide haben den Mund
herb geschlossen, die Tragische hat einen nervösen Zug. Dann
Urania in Himmelblau, mit tizianblondem Haar, warmem Teint,
grossen emporblickenden Augen. Hinter ihr Polyhymnia, mit dem
Goldreif im schwarzen Haar, über das ein witwenhafter Schleier fällt.
Rechts ist Euterpe die Hauptfigur. Eine wolkenhaft zarte Blondine,
mit einem Kranz weisser Tubarosen im Haar, als Symbol des
Berauschenden, Duftigen ihrer leichten Musik; ein durchsichtiges
koisches Gewand umfliesst ihre schlanken Glieder und sie hat einen
weissblühenden Zweig des Pfeifenstrauches (Syringa vulgaris) durch
den Gürtel gesteckt. Von ihren Schultern hängt hinten ein gestickter
brauner Mantel schwer herab und ihre Hand hält die Doppelflöte
zur Begleitung des Chores. Neben ihr setzt sich nach rechts der
Rosenteppich fort und es folgen noch drei Göttinnen. Rechts in der
Ecke sitzt Thalia in einem Gewand vom hellsten Gelb, das fein
plissirt weithin ausgebreitet liegt; ihr feuerrothes Haar ruht mit einer
reichen Flechte über der Stirne; ein ganz archaisches Lächeln liegt
auf dem Antlitz, eine Hand hält die Panspfeife. Hinter ihr in grünem
Gewande Terpsichore. Sie bückt sich geschmeidig vorwärts und
flicht Rosen in ihr schwarzes Haar. Dann Erato, mit der Flöte, blond,