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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Mähren und Schlesien

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der Weichsel umspannen. Der gegen die Olsa gerichtete Kamm enthält die uns 
bekannten Rücken des Wielki Stozek, des Cieslar und der Czantorh. Der nordöstliche 
Hauptarm, welcher im Allgemeinen an der galizischen Grenze verläuft, ist vielfach getheilt 
und gespalten. Seine bemerkenswerthesten Gipfel sind die mächtige Barania (1214 Meter) 
und der Malinöw (1095 Meter). Vom letzteren geht an der Ostseite des Weichselthales 
jener Zug aus, in dem die Malinka (809 Meter), die Orlowa (766 Meter) und die 
Rowniea (883 Meter) anfsteigen. In der ansehnlichen Thalfnrche der prächtigen 
Waldberge liegt das große, über 4000 Einwohner zählende Weichsel mit seinen meist 
gruppenweise vereinigten Ackerwirthschaften und den über die Abhänge verstreuten 
Goralenhütten. Im Umkreise des schönen Dorfes sammelt der Weichselfluß seine Quellen, 
die aus entlegenen Schluchten zusammenfließen. Zwei dieser Bäche, die Schwarze und die 
Weiße Weichsel, welche der Kamm des Przyslnp (1021 Meter) scheidet, treffen sich an 
einem der schönsten Punkte des Thales beim Schnlhause Czorny und müssen als die 
eigentlichen Quellen des Hauptflusses bezeichnet werden. Die erstere, die Oroi-rmVViZeiün, 
entspringt in dem Urwalde am Südabhang der Barania, wo das Wässerchen zwischen 
dichtem Wurzelgeflecht schüchtern hervorsprudelt. Der Weiße Weichselarm, die Biatka, 
gleichfalls von der Barania kommend, durcheilt ein feuchtkühles Waldthal und bildet in 
einem Nebenarm zwischen Gesteinsblöcken und starren Felsenwänden den Bialka-Fall. Die 
waldige Thalspalte, welche das krystallne Bergwasser dnrchströmt, überrascht durch reiche 
scenische Effecte, nicht großartig, doch von unsagbarer Anmnth in Farbe und Stimmung. 
Mächtige Tannen, Fichten und breitüstige Buchen beschatten den einsamen Pfad, der in die 
Wildniß hinansteigt. Graue Felsenwände, von wucherndem Grün überkleidet, drängen sich 
an den Weg heran. Beiderseits umgibt feierliches Schweigen des unermeßlichen Berg 
waldes den Wanderer. Manchmal unterbrechen lichte Waldblößen als freundliche Inseln 
das grüne Meer der Wipfel. Lichte Rauchwölkchen, die hinter einem Wall von Scheit 
hölzern emporkräuseln, verrathen eine Meilerstätte. Der Köhler und der Holzhauer sind 
wohl die einzigen menschlichen Wesen, denen wir in dieser Einöde begegnen. Endlich 
wird fern im Hintergründe ein dunkler, massiger Rücken sichtbar, es ist die Barania 
(1214 Meter). Dichte Fichtenbestände, kränterreiche Hochwiesen, hohe Waldgräser, dann 
wieder Streifen von Heidelbeerstauden und gefiederten Farnen bilden die Vegetation in 
den Urwildnissen der Barania. Die Kuppe derselben ist mit Nadelholz bestockt und gewährt 
keine Fernsicht. Umso reichlicher wird uns diese zntheil, wenn wir die südwärts gelegene 
Karolöwka besuchen. Das ganze Karpathengebirge von der Lysa Hora bis an die 
kühnen Zacken der Tatra liegt den Blicken offen — ein ergreifendes Gemälde, über das 
feierlicher Natnrfrieden gebreitet ist. Im jenseitigen Schwarzen Weichselthale über 
raschen uns freundliche Holzbauten auf sonniger Lehne. Wir begrüßen das erzherzogliche
	            		
Wasserfall im Thale der Weißen Weichsel. Jagdschlößchen am Przyslup, dessen^Umgebung, besonders den mit moorigen Stellen durchsetzten Urwald, sich der scheue Auerhahn zum Standplatz erkoren hat. Vom Wald schlößchen geht es ans gut erhaltenem Fahrwege im mäßigen Fall rasch abwärts durch die menschenferne Wildniß zum Vereinigungspunkte der beiden Quellbäche im Hauptthale.
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