ÄCHSTES Jahr wird Nikolaus Dumba sieb-
zig Jahre alt. Man sieht ihm das biblische
Alter nicht an. Innerlich und äusserlich
aufrecht, schreitet er immerzu durch das
Leben, man kann sagen: durch den Tag,
- denn sein Antheil an der laufenden Tages-
geschichte hat nicht abgenommen. Keine
bequeme Fülle macht ihn unregsam, und
V i im südlichen Braun der Gesichtsfarbe
' A verschwimmen einigermassen selbst die
leidigen Gravirungen, die der Griffel des
Alters an den Gesichtern der Menschen ausführt. Dieser malerische
Tiefton des Teints, eine Baritonfarbe gleichsam, - mancher Wiener
Maler hat sich an ihm erbaut. In neuerer Zeit natürlich. Auf einem der
Tische Dumbas steht noch ein Aquarell-Kniestück aus den Fünfziger-
Jahren,von Prinzhofer gemalt, dem Mitbewerber Kriehubers. Es stellt
ihn als jungen Mann dar, hoch, schlank, vornehm ohne Peinlichkeit.
Aber das Südliche der Erscheinung, das Koloristische, haben erst die
Maler einer farbigeren Zeit getroffen. Am besten Leopold Horovitz in
dem schönen Bildnis, das er für die „Concordia" gemalt. En face, die
dunklen Augen in die des Beschauers gesenkt, eine eigenthümliche
Harmonie, ja Symmetrie im ganzen Antlitz, Haar und Bart mit inbe-
griffen. Und doch keine Spur von Schniegelei, ein frischer Wiener
von seltsam hellenischer Eleganz. Die Familie stammt bekanntlich
aus Macedonien. Der Vater, Sterio Dumba, war von dorther ein-
gewandert, Nikolaus natürlich schon in Wien geboren. So wanderten
vor zweitausend Jahren Macedonier nach Athen, wo ihre Söhne
schon attisch veredelt zur Welt kamen. Manches Porträt in Dumbas
Hause trägt diesen griechischen Stempel. Einige hat Angeli gemalt,
dieses Jahr ja noch den Hausherrn selbst, nicht ohne eine gewisse
Trockenheit, - man wird eben älter, sammt Auge und Hand. Weit
farbiger und weicher ist sein etwa zehn Jahre altes Brustbild des
verstorbenen Michael Dumba, beinahe im Profil, die dunklen Schatten
in alle Vertiefungen des Gesichts so sammtig hineingestrichen. Es
ist eines der besten Porträts von Angelis Hand. Otto Wagner hat
dazu kürzlich einen ganz hochmodernen Rahmen ersonnen: flach,
mit zwei breiten Goldbronzespangen rechts und links am oberen