Otto Eckmann, Tapeten „Flamingo" und "Narzissen", ausgeführt von H. Engelhlrd in Mannheim
ungefähr 2000 Tapetenmuster. Allein diese neue Bewegung, die zunächst
das Gute hatte, dass eine strengere Stilisirung der Muster an Stelle des
wilden Naturalismus aufkarn, artete bald in eine sinnwidrige Nachahmung
der StotTmuster mit möglichst täuschender Wiedergabe der stofflichen
Wirkungen aus. Man dachte nicht daran, dass die Papiertapete mit dem
gewebten Stoffe, abgesehen von ihrem Flächencharakter und der Wiederkehr
des Musters nichts gemein habe, dass es daher ein Unding sei, die Wirkung
der einzelnen Fäden, die Abtreppung der Contouren und dergleichen mehr
auf dem Papier nachbilden zu wollen. Schliesslich kam es soweit, dass die
äusserliche Nachbildung solcher Webeeffecte die Quintessenz aller Tapeten-
kunst wurde und das künstlerische Element völlig von der handwerklichen
Mache erdrückt wurde.
Es kann nicht verwundem, dass nach allen diesen Verirrungen die
moderne englische Tapete, deren Anfänge in die Siebziger Jahre zurück-
gehen, als eine wahre Erlösung gepriesen wurde. Fand man doch hier alle
Erfordernisse einer guten Tapete: eine angemessen stilisierte Pflanzen-
ornamentik in einer Ausführung, die dem Charakter der Papiertapete und
ihrer Bestimmung angepasst war. Freilich standen auch der englischen
Tapetenindustrie Künstler zur Verfügung, wie William Morris und Walter
Crane, deren fruchtbarem Wirken sie ihren Sieg über die ausländischen
Erzeugnisse verdankt.