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In derANTIKENSAMMLUNG des AllerhöchstenKaiserhauseswurde eine namhaftere
Bereicherung der Abtheilung der antiken Bronzen zutheil. Als Beispiele der Metalltechnik
des VI. vorchristlichen Jahrhunderts konnten für die mit Erzeugnissen althellenischen
Kunsthandwerkes bisher nur
spärlich bedachte Sammlung
die Handhabe eines Kessels in
Form eines Greifenkopfes, wie
solche in mehreren Exem-
plaren bei den Ausgrabungen
in Olympia zutage gefördert
wurden, unddie im altjonischen
Stile mit Pferdeköpfen und
mit Figuren liegender Panther
verzierten Henkel einer Hydria
erworbenwerden. Eine Spiegel-
kapsel peloponnesischer Her-
kunft, wie die meisten dieser
Geräthe mit einer erotischen
Scene - Aphrodite und Anchises im Liebesgespräch - geschmückt, gehört dem III. Jahr-
hundert vor Christi an. Aus römischer Zeit gelangte in den Besitz der Sammlung eine
ausserordentlich schöne Pfanne mit langem cannelirten Stiele, dessen Ende als Vordertheil
eines springenden Panthers gestaltet ist, und der sich in der Form naturalistisch behandelter
Weinblätter dem Rande und der Bauchung des Gefässes anlegt. Aus dem gleichen, nicht
sicher zu ermittelnden Funde stammen in derselben Art verzierte Henkel einer Amphora.
Gleichfalls römisch ist eine hübsche Statuette des Silvanus, bei Karlsburg in Siebenbürgen
gefunden. Von besonderem kunstgeschichtlichen Interesse ist die Figur eines nackten
Epheben, die alle Merkmale des vorpolykletischen Stils an sich trägt. Sie wurde, sowie ein
spätgriechisches marmomes Grabrelief des Apelles, Sohnes des Themison, aus dem
Nachlasse weiland Ihrer Majestät der Kaiserin Elisabeth von Ihrer kaiserlichen und
königlichen Hoheit der Frau Erzherzogin Marie Valerie dem kunsthistorischen Museum
zugewiesen. Die Sammlung der griechischen Thongefässe wurde durch eine Serie von 34
schwarzen, sogenannten Bucchero-Vasen vermehrt; hiedurch hat diese Gattung der national-
etruskischen Keramik in der kaiserlichen Antikensammlung eine gute Vertretung gefunden.
Fernerwurden eine Amphora aus Melos und ein altböotisches Gefäss, beide mit geometrischen
Ornamenten, erworben. Ihres Fundortes wegen
(Wiener-Neustadt) ist eine silberne Fibel aus
den spätesten Zeiten der Antike wichtig, die
Stabsarzt Ritter von Töply der Sammlung
gespendet hat.
Die Acquisitionen der kaiserlichen
MÜNZEN- UND MEDAILLENSAMMLUNG
waren für die Abtheilung der antiken und
byzantinischen Münzen von der Absicht geleitet,
das Bild der Entwicklung der Münze auf klein-
asiatischem Boden vollständiger zur Anschauung
zu bringen. Dieses Bestreben fand durch ein
Geschenk der kleinasiatischen Commission der
Akademie der Wissenschaften dankenswerte
Unterstützung. Eine andere Lücke der Münz-
Sammlung wurde durch den Ankauf einiger Typen der älteren griechischen Münz-
geschichte gefüllt, unter denen Tetradrachrnen des sicilianischen Naxos und der Insel Naxos
hervorragen. Eine wichtige Erweiterung der römischen Sammlung bezeichnet der Ankauf
Römische Bronze-Pfanne
Henkel einer römischen Ampbora
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