[I2
weilende Deutsche Reichs-Stephan desto mehr daran und rieth Kopf sogar,
ein Gegenstück dazu aus Properz zu modelliren.
Von Concurrenzarbeiten war und ist Joseph von Kopf kein Freund. Nur
einmal nahm der über und über beschäftigte Künstler auf dringendes Bitten
seiner Freunde an einer Concurrenz theil; es handelte sich um ein Uhland-
Denkmal für Tübingen und niemand schien auch berufener als der Schwabe
Kopf, den grossen schwäbischen Dichter und Volksmann im Marmor zu
ehren. Er rnodellirte also die von den Gestalten des Volksliedes, der
Poesie und Geschichte umgebene Kolossalbüste, erhielt auch den Preis,
musste sich dann aber schnippisch sagen lassen, zur Ausführung wolle man
einen „ganzen Mann", nicht nur einen „Kopf"!
Konnte es der schwäbische Künstler seinen engeren Landsleuten nicht
recht machen, so prangt er dafür da und dort mit Büsten-Denkmälern des
alten Kaisers, der (wie zu Anfang erwähnt) in Joseph von Kopf mit richtigem
Blick den Künstler erkannte, der seine Züge für die Nachwelt festzuhalten,
seinen Charakter mit dem Meissel eines Donatello wiederzugeben wusste.
Wer das Denkmal Wilhelm I. und das der Kaiserin Augusta in Baden-Baden
gesehen, wird in der That in Kopf einen der grössten Porträtisten, den
wahren „Lenbach unter den Bildhauern" verehren.
KUNASTGEW
ISER WELTAUS ST
IWIG HEWiEäi-AÄVWWITEN -.
M österreichischen Museum sah man kürzlich
alles ausgestellt, was die Kunstgewerbeschule
für die Pariser Weltausstellung gearbeitet hat.
Die Überraschung war allgemein, denn infolge
der bekannten Umwälzung hatten unsere Arts
and Crafts erst im Mai, oder vielmehr ]uni
vorigen Jahres ans Werk gehen können. Eine
Schule, die eben ihre Neugeburt an Haupt und
Gliedern durchmachte, die noch aus Alt und
Neu gemischt ist, ein im Umlernen von Grund
aus begriffenes Kunsthandwerk bot hier eine Gesammtleistung, wie sie sonst
nur die Frucht langsamer systematischer Thätigkeit zu sein pflegt. Dass die
Arbeit nicht ganz aus einem Guss war, ist selbstverständlich, aber in dem
Gemisch aus Vergangenheit und Zukunft überwog der moderne Fortschritt
doch so sehr, dass gewisse Rückständigkeiten kaum mehr wesentlich stören
konnten.
Das Ganze war in die Form eines Interieurs zusammengefasst, und zwar,
mit Ausnahme des Velums, genau in der Weise, wie man es in Paris sehen